DE4328069A1 - Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln - Google Patents
Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von ArzneimittelnInfo
- Publication number
- DE4328069A1 DE4328069A1 DE4328069A DE4328069A DE4328069A1 DE 4328069 A1 DE4328069 A1 DE 4328069A1 DE 4328069 A DE4328069 A DE 4328069A DE 4328069 A DE4328069 A DE 4328069A DE 4328069 A1 DE4328069 A1 DE 4328069A1
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- microparticles
- meth
- poly
- acrylate
- particles
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Withdrawn
Links
Classifications
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61K—PREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
- A61K9/00—Medicinal preparations characterised by special physical form
- A61K9/14—Particulate form, e.g. powders, Processes for size reducing of pure drugs or the resulting products, Pure drug nanoparticles
- A61K9/16—Agglomerates; Granulates; Microbeadlets ; Microspheres; Pellets; Solid products obtained by spray drying, spray freeze drying, spray congealing,(multiple) emulsion solvent evaporation or extraction
- A61K9/1682—Processes
- A61K9/1694—Processes resulting in granules or microspheres of the matrix type containing more than 5% of excipient
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61K—PREPARATIONS FOR MEDICAL, DENTAL OR TOILETRY PURPOSES
- A61K9/00—Medicinal preparations characterised by special physical form
- A61K9/14—Particulate form, e.g. powders, Processes for size reducing of pure drugs or the resulting products, Pure drug nanoparticles
- A61K9/16—Agglomerates; Granulates; Microbeadlets ; Microspheres; Pellets; Solid products obtained by spray drying, spray freeze drying, spray congealing,(multiple) emulsion solvent evaporation or extraction
- A61K9/1605—Excipients; Inactive ingredients
- A61K9/1629—Organic macromolecular compounds
- A61K9/1635—Organic macromolecular compounds obtained by reactions only involving carbon-to-carbon unsaturated bonds, e.g. polyvinyl pyrrolidone, poly(meth)acrylates
Description
Die Erfindung betrifft neuartige Mikropartikel, Verfahren zu
ihrer Herstellung und ihre Verwendung.
Klassische Mikropartikel, wie sie etwa in der Pharmazie, aber
auch in anderen Industriebereichen hergestellt und verwendet
werden, bestehen in der Regel aus einem Kern, der eine Nutz
substanz, in der Pharmazie in der Regel eine medizinische
Wirksubstanz, darstellt, und einer Hülle. Der Kern kann je
nach Art der Mikropartikel aus einem Feststoff, einer Flüssig
keit oder einem Gas bestehen. Das Hüllmaterial besteht in der
Regel aus einem organischen Polymeren, welches mit dem Kernma
terial praktisch keine Wechselwirkung eingeht und üblicherwei
se eine geschlossene Oberfläche (Hülle) bildet. Je nach Art
der Herstellung werden derartige Mikropartikel als Mikrokap
seln oder Microspheres bezeichnet, wobei die Begriffe
fließend, ohne präzise Abgrenzung verwendet werden.
Bekanntermaßen werden Mikrokapseln, im engeren Sinne dieses
Begriffs, durch Koazervation, d. h. durch Entmischung stark
solvatisierter Kolloide in flüssiger Phase, gewonnen; ihre
Form ist nahezu einheitlich kugelförmig oder zitronenförmig.
Als Microspheres werden in der Regel überzogene Partikel
unregelmäßigerer Art bezeichnet, und sie stellen häufig Kri
stalle dar, die durch Überziehen der Partikel mit einem Film
bildner gewonnen werden, wobei die Verfahren zu ihrer Her
stellung technisch dadurch Einschränkungen unterliegen, daß
Einzelkristalle eine gewisse Mindestgröße besitzen müssen,
damit diskrete Partikel erhalten werden. Als weitere bekannte
Partikel seien der Vollständigkeit halber noch sogenannte
Pellets genannt, die ausgeformte wirkstoffhaltige Agglomerate
mit Durchmessern bis zu mehreren Millimetern darstellen, die
nach dem Stand der Technik ebenfalls mit Hüllen versehen
werden können, und zwar durch Aufsprühen des gelösten Wandma
terials.
All diesen umhüllten Partikeln ist gemeinsam, daß sie mit
organischen, natürlichen, halb- oder vollsynthetischen Polyme
ren unterschiedlichster Eigenschaften in aufwendigen, litera
turbekannten Verfahren umhüllt werden. Zu diesen Verfahren
gehören ein Sprühauftrag, z. B. mit Luftdruckspritzpistolen, in
Dragierkesseln, Granulierprozesse und Wirbelbeschichtung.
Einzelheiten zu derartigen Verfahren können in Lehrbüchern der
pharmazeutischen Technologie nachgelesen werden. Vielen der
herkömmlichen Verfahren ist dabei gemeinsam, daß die Verwen
dung organischer Lösungsmittel unerläßlich ist. Dabei sind
neben sicherheitstechnischen Problemen besonders nachteilig
ein hoher apparativer und finanzieller Aufwand zur Lösungs
mittelrückgewinnung.
In der pharmazeutischen Industrie haben sich zur Umhüllung von
Kristallen und Formlingen polymere Umhüllungsmaterialien auf
der Basis von (Meth)acrylsäurederivaten bewährt, die durch
Variation ihrer chemischen Zusammensetzung und der in ihnen
vorhandenen funktionellen Gruppen auf bestimmte Eigenschaften
eingestellt werden können, insbesondere auf pH-abhängige
Löslichkeitseigenschaften, Quelleigenschaften und Diffusions
schichten.
Derartige (Meth)acrylsäurederivate sind insbesondere die unter
dem Warenzeichen Eudragit® bekannten Poly(meth)acrylatproduk
te. Diese Poly(meth)acrylate sind in der Regel Copolymerisate
und werden in ihrer ursprünglichen Form für die Filmdragierung
für Tabletten verwendet, indem sie aus organischen Lösungs
mittelgemischen als Umhüllungsmaterial auf feste Träger aufge
sprüht werden. Derartige organische Lösungsmittel enthaltende
Poly(meth)acrylatharze wurden im Stand der Technik auch be
reits zur Mikroverkapselung verwendet (Benita et al., J.
Pharm. Pharmacol. 1985, 37, 391-395; Fouli et al.:, Inf. J.
of Pharmaceutics, 1983, 14, 95-102; Benita et al., J. Micro
encapsulation, 1985, Vol. 2, Nr. 3, 207-222; Goto et al., J.
Microencapsulation, 1986, Vol. 3, Nr. 4, 293-304; Goto et
al., ibid, S. 305-316). Derartigen Verfahren haften die
Nachteile einer Verwendung organischer Lösungsmittel hinsicht
lich Kosten, Toxizität, Restlösungsmittel im Endprodukt,
Entsorgung und Brennbarkeit an.
Zur Vermeidung derartiger Nachteile wurden Poly(meth)acrylat
polymere entwickelt, die als wäßrige Dispersionen vorliegen.
Produkte mit dem Warenzeichen Eudragit® sind daran als wäß
rige Dispersion zu erkennen, daß sie am Ende der Produktbe
zeichnung mit einem "D" gekennzeichnet sind. Derartige wäß
rige Dispersionen können die Produkte auf der Basis organi
scher Lösungsmittel für zahlreiche Anwendungen ersetzen, und
sie eignen sich insbesondere zum Überziehen größerer Partikel,
wobei die erhaltenen Partikel entsprechend der jeweiligen
Eigenschaft der verwendeten Copolymerisate den im Kern ent
haltenen Wirkstoff entweder im sauren oder alkalischen Milieu
pH-abhängig oder pH-unabhängig freigeben. Typische Produkte
der Eudragit®-Reihe haben die Handelsbezeichnung L 30 D, E 30 D,
RL 30 D und RS 30 D, wobei die Angaben E, L, RL und RS auf
bestimmte Eigenschaften/Anwendungen verweisen, die Zahlen
angabe 30 für die Konzentration an Polymerisat in der wäßrigen
Dispersion steht und D für Dispersion steht.
Derartige wäßrige Poly(meth)acrylatdispersionen besitzen
allerdings den Nachteil einer Klebrigkeit im Zeitraum des
Aufsprühens bis zur abgeschlossenen Filmbildung, so daß klei
nerer Partikel, wie beispielsweise Kristalle einer mittleren
Größe von < 500 µm, praktisch nicht umhüllt werden können.
Derartige Wirkstoffe muß man daher bisher entweder unter
Verwendung von Hilfsstoffen zu grobkörnigen Granulaten oder zu
sogenannten Pellets oder Tabletten verarbeiten, die man dann
anschließend durch üblichen Sprühauftrag überziehen kann. Für
die bisherigen bestimmungsgemäßen Verwendungen derartiger
wäßriger Dispersionen ist es ferner ein bekannter Nachteil,
daß diese Dispersionen zur Koagulation neigen, und die koagu
lierten Dispersionen können nicht redispergiert werden und
sind somit für ihre bestimmungsgemäße Verwendung unbrauchbar
geworden.
Es besteht somit weiterhin ein Bedarf nach Mikropartikeln und
Verfahren zu ihrer Herstellung, die feinteilige Nutzsubstan
zen, insbesondere pharmazeutische Wirksubstanzen (Arzneimit
telwirkstoffe), vorzugsweise solche mit mittleren Teilchen
größen von < 500 µm, enthalten und ohne Verwendung organischer
Lösungsmittel in Form diskreter Einzelpartikel herstellbar
sind und die in vorteilhafter Weise eine Verwendung zur Her
stellung verschiedener Arzneimittel formen ermöglichen.
Gemäß der vorliegenden Erfindung wird die Aufgabe durch Mi
kropartikel gemäß Patentanspruch 1, ein Verfahren gemäß Pa
tentanspruch 8 sowie die Verwendungen gemäß den Ansprüchen 20
bis 22 gelöst.
Vorteilhafte Ausgestaltungen der Mikropartikel bzw. des
Verfahrens zu ihrer Herstellung sind den jeweils nachgeord
neten Unteransprüchen zu entnehmen und ergeben sich für den
Fachmann außerdem aus der nachfolgenden detaillierten Be
schreibung bevorzugter Ausführungsformen.
Die vorliegende Erfindung beruht auf der Erkenntnis, daß es
möglich ist, die normalerweise als nachteilig angesehene
Koagulationsneigung von wäßrigen Poly(meth)acrylatdispersionen
dazu auszunutzen, in die durch eine gesteuerte Koagulation
vergrößerten Poly(meth)acrylatteilchen der wäßrigen Dispersio
nen wasserunlösliche oder in Wasser schwerlösliche Nutzsub
stanzen, insbesondere medizinische Wirkstoffe, zu inkorporie
ren.
Es war überraschend festzustellen, daß während eines derarti
gen Koagulationsvorgangs die in der wäßrigen Phase der Disper
sion suspendierten Wirkstoffpartikel vollständig vom Koagulat
eingefangen werden, so daß nach Beendigung des Prozesses eine
Suspension aus einem wirkstoffhaltigen Koagulat vorliegt,
wobei es möglich ist, den Prozeß der Koagulation so zu steuern
und abzustoppen, daß Mikropartikel gewünschter Abmessungen und
Eigenschaften erhalten werden können, die die bisher bekannten
Mikropartikel (Mikrokapseln, Microspheres) in vielen Anwendun
gen ersetzen können und außerdem für eine Reihe von Anwendun
gen sogar überlegene Eigenschaften aufweisen.
Ein besonderer Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht
darin, daß sich nach dem erfindungsgemäßen Verfahren vorzugs
weise feine Wirkstoffpartikel, insbesondere Mikrokristalle
oder auch feinstverteilte, nichtkristalline (amorphe) Wirk
stoffe vorteilhaft vom koagulierenden Poly(meth)acrylat um
schließen lassen, so daß, je nach Verfahrensbedingungen,
diskrete Partikel entstehen, deren Größe variabel ist und sich
durch die angewandten Bedingungen der Koagulation einstellen
lassen. Erhältliche Teilchengrößen liegen in der Regel zwi
schen 0,1 und 0,4 mm.
Da der Wirkstoff bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine
Neigung aufweisen muß, aus einer wäßrigen Suspension in die
Koagulatteilchen überzugehen, ist es im Rahmen der vorliegen
den Erfindung jedoch erforderlich, daß die Nutzsubstanzen
(medizinischen Wirkstoffe) in Wasser unlöslich oder schwer
löslich sind oder wenigstens unter bestimmten pH-Bedingungen
in Wasser unlöslich oder schwer löslich sind. Eine große
Anzahl interessanter und wichtiger medizinischer Wirkstoffe
mit pharmazeutisch-therapeutischer Bedeutung erfüllen diese
Anforderung. Es sind in diesem Zusammenhang Antihypertonika,
wie Dihydropyridne, Hormone, wie Estrogene oder Gestagene,
Sulfonamide, wie Sulfasalazin, und dabei insbesondere wiederum
solche, die lokal im Gastrointestinaltrakt wirksam sind, wie
5-Aminosalizylsäure, Psychopharmaka, Schilddrüsentherapeutika,
Diagnostika, Analgetika, Alkaloide, Corticoide, Gichtmittel
und andere zu nennen. Alle diese medizinischen Wirksubstanzen
lassen sich gemäß der vorliegenden Erfindung in Mikropartikel
inkorporieren. Die vorliegende Erfindung ist jedoch nicht auf
medizinische Wirkstoffe beschränkt, sondern in die erfindungs
gemäßen Mikropartikel lassen sich unter den gleichen Voraus
setzungen auch andere feinverteilte Nutzsubstanzen einarbei
ten, z. B. Farbstoffe, Pigmente, pflanzliche Substanzen, feste
Aroma- oder Gewürzstoffe, Trockenextrakte, Landwirtschaft
schemikalien, wie Düngemittel oder Pestizide, Pflanzenteile
und organische oder anorganische Stäube, wobei der Fachmann
dann auf die vorliegende Erfindung zurückgreifen wird, wenn
die erfindungsgemäßen Mikropartikel für den beabsichtigten
Einsatz besondere Vorteile aufweisen, wobei selbstverständlich
im Einzelfall auch Wirtschaftlichkeitserwägungen anzustellen
sind.
Zur Definition der Begriffe "in Wasser unlöslich bzw. schwer
löslich" wird auf die einschlägige pharmazeutische Fachlitera
tur verwiesen, z. B. Martindale, The Extrapharmacopoeia, 28th
Edition, 1982, oder andere einschlägige Pharmakopöen. Die
entsprechenden Definitionen gelten dabei auch für nichtpharma
zeutische Wirksubstanzen.
Zur gesteuerten Koagulation im Sinne der vorliegenden Erfin
dung eignen sich solche wäßrige Poly(meth)acrylatdispersionen,
die bisher in erster Linie als Filmbildner verwendet und
beschrieben werden und in der Regel zu den eingangs erwähnten
Eudragit®-Produkten gehören. Zur Charakterisierung dieser
Poly(meth)acrylatdispersionen, die in der US-Pharmakopöe/-
National Formulary als "methacrylic acid copolymer, type C"
(z. B. Eudragit® RD, Röhm Pharma, Darmstadt, Deutschland) oder
als "ammonium methacrylat copolymer, type A oder B" (z. B.
Eudragit® RLD, RSD) beschrieben werden, oder als Copolymerisa
te auf der Basis von Ethylacrylat und Methyl(meth)acrylat
(z. B. Eudragit® NED) kann verwiesen werden auf die Produkt
blätter der Hersteller sowie auf einschlägige Lexika und
Monographien, denen die Zusammensetzungen der Grundtypen
direkt entnehmbar sind, z. B. "Lexikon der Pharmazie", her
ausgegeben von S. Ebel und H.J. Roth, Georg Thieme Verlag
Stuttgart-New York 1987, Seite 239, Stichwort Eudragit®; oder
Rudolf Voigt, Lehrbuch der pharmazeutischen Technologie, 3.
Auflage, Seite 223.
Diesen und anderen öffentlich zugänglichen Literaturstellen
ist zu entnehmen, daß die bekannten wäßrigen Poly(meth)acry
latdispersionen neutrale, anionisch oder kationische Copolyme
re von niedrigen Alkylestern, insbesondere C₁ bis C₄-Alkyl
estern und dabei insbesondere Methyl-, Ethyl- und Butylestern
der Acrylsäure und der Methacrylsäure, darstellen, die je nach
Typ gewisse Anteile freier Carboxylgruppen oder tertiärer
Aminogruppen oder quartärer Ammoniumgruppen enthalten.
Diese Poly(meth)acrylatdispersionen werden in Gegenwart von
wäßrigen Suspensionen einzuarbeitender Nutzsubstanzen gezielt
koaguliert, indem man als Koagulationsmittel vorzugsweise
starke Elektrolyte wie anorganische Salze mit 1-, 2- oder
3-wertigen Kationen und/oder Anionen verwendet. Diese Salze
werden vorzugsweise in wäßriger Lösung verwendet und entweder
zu der wäßrigen Dispersion zugetropft, oder sie werden vor
gelegt und die wäßrigen Dispersionen werden zugetropft. Als
Koagulationsmittel geeignete Salze sind beispielsweise Natri
umchlorid, Calciumchlorid, Magnesiumchlorid, Natriumcarbonat,
Natriumsulfat, Natriumphosphat, Kaliumchlorid und entsprechen
de Ammoniumsalze und Mischungen derartiger Salze zu nennen.
Die genannten Salze lassen sich aufgrund ihrer ausreichend
guten Wasserlöslichkeit vorteilhaft verwendet, wobei ihre
Konzentrationen an sich nicht kritisch sind. Es ist jedoch
sinnvoll, möglichst hochkonzentriert zu arbeiten, um die
Flüssigkeitsvolumina während des Herstellungsprozesses mög
lichst klein zu halten.
Gemäß der Erfindung lassen sich die Mikropartikel auf bequeme
Weise bei Raumtemperatur oder im angrenzenden Temperaturbe
reich herstellen, wobei sich Temperaturen von +4°C bis +60°C
als geeignet erwiesen haben. Durch eine geeignete Einstellung
der Koagulationstemperatur lassen sich Temperaturempfindlich
keiten oder Löslichkeitseigenschaften der in die Mikropartikel
einzuarbeitenden Substanzen angemessen berücksichtigen.
Es wurde ferner gefunden, daß es in den meisten Fällen vor
teilhaft ist, nach dem Erreichen des gewünschten Koagulations
grads die häufig an sich weichen und zum Verkleben neigenden
Mikropartikel dadurch zu stabilisieren, daß man in die Parti
kelsuspension Trennmittel einbringt, wobei diese bei Mikro
partikeln, die für pharmazeutische Zwecke bestimmt sind, phar
makologisch weitgehend indifferent und in Wasser unlöslich
sein sollten. Als Beispiele können Cellulose, mikrokristalline
Cellulose, hochdisperse Kieselsäure, Stearinsäure oder Salze
davon, Talkum oder Mischungen der genannten Substanzen genannt
werden. Die mit Trennmittel behandelten Partikel lassen sich
nach bekannten Verfahren auf bequeme Weise aus der wäßrigen
Phase isolieren, z. B. durch Filtration oder Zentrifugation.
Nach Abtrennung von der wäßrigen Phase können die erhaltenen
Teilchen gegebenenfalls gewaschen und getrocknet oder auch im
feuchten Zustand irgendeiner geeigneten Weiterverarbeitung
zugeführt werden.
Der beim Abfiltrieren erhaltene Filterrückstand liefert beim
Trocknen entweder direkt ein Pulver der Mikropartikel, oder er
läßt sich dann, wenn er einen kohärenten Filterkuchen bildet,
anschließend unter Verwendung geeigneter Siebe leicht in
Einzelteilchen auflösen, ohne daß die Mikropartikel zerstört
werden. Da diese nicht wie bekannte Mikrokapseln eine empfind
liche Hülle aufweisen, sondern kompakte, den Wirkstoff enthal
tende Partikel darstellen, sind sie äußerst stabil.
Das Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mikro
partikel ist im Gegensatz zu bekannten Umhüllungsmethoden sehr
einfach. Um bei der Koagulation der Poly(meth)acrylatdisper
sionen inkorporiert zu werden, muß der zu verarbeitende Wirk
stoff in der wäßrigen Phase der Dispersion suspendiert vor
liegen. Zu diesem Zwecke ist es in Einzelfällen möglich, den
feinteiligen Wirkstoff direkt in einer gegebenenfalls gegen
über der Handelsform verdünnten Dispersion zu suspendieren, es
ist in der Regel jedoch vorzuziehen, zuerst eine separate
Suspension des Wirkstoffs bzw. der Nutzsubstanz in Wasser
herzustellen und diese dann mit der Poly(meth)acrylatdisper
sion zu vermischen. Bei der Suspendierung der Nutzsubstanz
bzw. des Wirkstoffs kann es bei sehr feinen, agglomerierten
Substanzen nützlich sein, unter Anwendung von z. B. Ultraschall
oder hochtourigen Mischern eine Partikeltrennung zu bewirken.
Bei stark hydrophoben Substanzen kann man die Benetzbarkeit
und damit Suspendierbarkeit durch Zugabe geringster Mengen an
Netzmitteln verbessern. In der Regel ist bei dem erfindungs
gemäßen Verfahren darauf zu achten, daß während des Prozesses
keine Sedimentation der suspendierten Teilchen erfolgt. Man
arbeitet daher in der Regel unter Rühren, wobei die Rührge
schwindigkeit mindestens die Homogenität der Suspensionen
gewährleisten sollte, und unter Rühren wird die Wirkstoff
suspension mit der wäßrigen Polymerdispersion vermischt, wobei
die Dispersion der Suspension zugegeben werden kann und umge
dreht. Zu dem erhaltenen wäßrigen Gemisch aus der Suspension
der Nutzsubstanz und den dispergierten Poly(meth)acrylat
partikeln wird das Fällungsmittel in der Regel in Form einer
wäßrigen Lösung eines als Koagulationsmittel geeigneten ausge
wählten Salzes zugetropft, bis die gesamte Nutzsubstanz in dem
sich bildenden Koagulat eingeschlossen ist. Das Verfahren ist
dann abgeschlossen, wenn ein zweiphasiges System entstanden
ist, bestehend aus Mikropartikeln und einer klaren wäßrigen
Phase.
In Einzelfällen kann jedoch auch umgekehrt vorgegangen werden,
nämlich das Koagulationsmittel in Form einer wäßrigen Salzlö
sung kann vorgelegt und das wäßrige Gemisch aus Suspension und
Dispersion kann auch zugetropft werden.
In der Regel wird das Verfahren ansatzweise und diskontinuier
lich durchgeführt. Es ist jedoch grundsätzlich auch möglich,
das Verfahren kontinuierlich in einem Strömungsreaktor, z. B.
einem Mischrohr, durchzuführen und die Partikel nach dem
schrittweisen Zusammengeben aller Komponenten kontinuierlich
aus dem Produktstrom zu gewinnen.
Das Verhältnis von wäßriger Poly(meth)acrylatdispersion zu
suspendierter Wirksubstanz zur Bildung der Mikropartikel ist
naturgemäß abhängig von den gewünschten Konzentrationsverhält
nissen in den fertigen Mikropartikeln und wird auch beeinflußt
von der Konstitution der zu verarbeitenden Wirksubstanz. Die
Gewichtsverhältnisse von Nutzsubstanz/Wirkstoff zu Po
ly(meth)acrylatpolymer sind innerhalb weiter Grenzen variier
bar, wobei z. B. Anteile der Nutzsubstanz in den Mikropartikeln
im Bereich von 5 bis 65 Gew.-% erhalten werden können, ins
besondere im Bereich von 5 bis etwa 30 Gew.-%, wobei als
Bezugsbasis die Gesamtmasse der trocknen Mikropartikel dient.
Die erfindungsgemäßen Mikropartikel lassen sich in Größen von
etwa 10 bis 800 µm, vorzugsweise von 100 bis 400 µm, herstel
len, wobei die Form und Partikelgröße im wesentlichen von der
Korngröße des eingesetzten Wirkstoffs beeinflußt wird, jedoch
zusätzlich auch durch die Rührgeschwindigkeit, Rührerform,
Rührzeit, Art, Menge und Zugabegeschwindigkeit des Koagula
tionsmittels gezielt beeinflußbar ist.
In der Regel ist bei dem erfindungsgemäßen Verfahren auch auf
die Einhaltung eines geeigneten pH-Bereichs zu achten, da der
pH-Wert der wäßrigen Phase auf die Stabilität und/oder Lös
lichkeit der Nutzsubstanz und die Löslichkeit und Koagulier
barkeit des jeweiligen dispergierten Poly(meth)acrylats von
Einfluß ist. Durch Zusatz von Säure, z. B. anorganischer Säure,
wie Salzsäure oder Phosphorsäure, oder von organischen, phar
makologisch unbedenklichen Säuren, wie etwa Zitronensäure,
läßt sich ein Milieu schaffen, in dem die Löslichkeit des
Wirkstoffs erniedrigt ist oder dessen Stabilität erhöht ist
oder die Löslichkeit des Polymers unterdrückt wird. Bei der
Verwendung von Eudragit® L 30 D als Poly(meth)acrylat muß
beispielsweise berücksichtigt werden, daß dieses Produkt im
schwach sauren bis alkalischen Milieu löslich ist, was in
einem entsprechenden Medium eine gezielte Koagulation verhin
dern würde. Hingegen läßt sich die gezielte Koagulation pro
blemlos in einem sauren Milieu bei z. B. pH 1,5 durchführen.
Um die Härtung der erzeugten Koagulate zu beschleunigen,
können der Ausgangsdispersion Weichmacher, wie z. B. Polyethy
lenglycol, Zitronensäureester, weichmachende Phthalate oder
Propylenglycol, zugesetzt werden, die, wie die gegebenenfalls
zugesetzten Säuren, bis auf Spuren in der wäßrigen Phase
verbleiben bzw. in diese übergehen und somit in den abgetrenn
ten Mikropartikeln nicht mehr enthalten sind. Das ist ein
Vorteil gegenüber dem Stand der Technik, bei dem die dort
verwendeten Weichmacher vollständig im Hüllmaterial wiederge
funden werden.
Nach dem Trocknen stellen die Mikropartikel im Gemisch mit den
zugesetzten Trennmitteln ein fließfähiges Pulver dar, das
beispielsweise direkt zu Formlingen, beispielsweise zu Arz
neimitteltabletten, verpreßt werden kann. Zur Herstellung von
Arzneimitteln für die orale Verwendung kann man vorzugsweise
der trockenen Mischung ein sogenannten Tablettensprengmittel
zusetzen, das den Preßlingen im Kontakt mit einer wäßrigen
Flüssigkeit schnell zerfallen läßt. Im Gegensatz zu den lite
raturbekannten Matrixsystemen werden dabei die diskreten
Mikropartikel ohne Verkleben der Hüllmaterialien freigesetzt.
Es hat sich ferner gezeigt, daß die Mikropartikel nach dem
Zerfall der Preßlinge praktisch unverändert vorliegen, im
Gegensatz zu Mikrokapseln oder Pellets, die beim Verpressen zu
einem erheblichen Anteil beschädigt oder zerstört werden und
damit ihre Funktion verlieren. Somit besitzen arzneistoff
haltige Tabletten aus erfindungsgemäßen Mikropartikeln auch
den Vorteil, daß ein Patient die Tabletten auch in Flüssigkei
ten, z. B. Obstsäften, zerfallen lassen kann und somit keine
Einnahmebeschwerden hat. Dieser Vorteil kann auch dahingehend
ausgenutzt werden, daß man großvolumige Tabletten anbietet,
die normalerweise vom Patienten abgelehnt werden. Unter Ver
wendung der erfindungsgemäßen Mikropartikel lassen sich einem
Patienten Arzneimittel für die orale bzw. perorale Verabrei
chung anbieten, die einen verbesserten Einnahmekomfort bieten
und gleichzeitig die Compliance verbessern.
Zur Herstellung anderer Arzneimittel formen lassen sich die
Mikropartikel auch direkt in Steckkapseln oder als Pulver in
Siegelrandbeutel abfüllen, ohne daß es einer weiteren techni
schen Verarbeitung bedarf. Des weiteren lassen sich die Mi
kropartikel auch in geeigneten wäßrigen Gelzubereitungen
suspendieren, so daß schluckfertige flüssige Arzneimittel
zubereitungen hergestellt werden können.
Die erfindungsgemäßen Mikropartikel spiegeln im Hinblick auf
ihre Freigabeeigenschaften für die Nutzsubstanz bzw. den
Wirkstoff vollständig die an sich bekannten Eigenschaften der
als Ausgangsmaterialien verwendeten wäßrigen Poly(meth)acry
latdispersionen wieder. Entsprechend der Spezifizierung der
artiger Dispersionen können die erfindungsgemäßen Mikroparti
kel daher als magensaftlöslich, darmlöslich oder auch als
Retardform hergestellt werden.
Wegen ihrer geringen Größe weisen arzneistoffhaltige erfin
dungsgemäße Mikropartikel gegenüber anderen Arzneimittel formen
den Vorteil auf, daß sie nach oraler Einnahme den Magen rasch
passieren und somit geeignet sind, wirkstoffinduzierte Neben
wirkungen vieler Wirksubstanzen, die auf eine Freisetzung im
Magen zurückzuführen sind, zu verringern. Bei entsprechender
Wahl der Ausgangs-Polymerdispersion lassen sich die Wirkstoffe
gezielt an den gewünschten Wirkort oder Resorptionsort brin
gen, und gewünschtenfalls wird auch eine zeitabhängige Frei
setzung des inkorporierten Wirkstoffs aus den Mikropartikeln
erreicht (Retardierung).
Nachfolgend wird die Erfindung anhand ausgewählter Beispiele
noch näher erläutert.
In 60 g Wasser werden 1,5 g Eudragit® L 30 D, entsprechend
0,45 g Trockensubstanz, dispergiert. In diese Dispersion
werden unter Rühren bei 900 U/min 0,1 g des Wirkstoffs Beclo
metasondipropionat mit einer Korngröße < 20 µm suspendiert.
Anschließend werden unter gleichen Rührbedingungen als Koagu
lationsmedium 15 ml einer Lösung aus 5 g Natriumchlorid und
0,75 g Polyethylenglycol (mittleres Molekulargewicht 6000) in
45 g Wasser zugetropft. Es entstehen diskrete Mikropartikel,
die den feinverteilten Wirkstoff quantitativ umschließen. Der
Suspension werden 0,5 g mikronisiertes Talkum und 30,0 g
mikrokristalline Cellulose als Trennmittel zugegeben. Danach
wird die erhaltene Suspension 5 Minuten auf ca. 60°C erwärmt,
anschließend abgekühlt, filtriert, mit Wasser gewaschen und
getrocknet.
1,0 g Nifedipin werden unter Zusatz einer Spatelspitze Natri
umlaurylsulfat als Netzmittel in 10 ml Wasser angeteigt und
benetzt. Anschließend werden 90 g Wasser und 3,3 g Eudragit® L
30 D, entsprechend ca. 1,0 g Trockensubstanz, zugegeben, und
es wird kräftig gerührt. In die Suspension werden als Koagula
tionsmedium langsam 20 ml einer Lösung aus 45 g Wasser, 5 g
Natriumchlorid und 0,6 g Polyethylenglycol 6000 getropft. Es
bilden sich spontan Mikropartikel aus, die den Wirkstoff
umschließen. Nach Zugabe von 2 ml 0,1 molarer Salzsäure, 2 g
mikrokristalliner Cellulose und 0,3 g Talkum als Trennmittel
wird die Suspension für 15 Minuten auf 50 °C erhitzt, warm
abfiltriert und zweimal mit Wasser gewaschen. Der Filterkuchen
wird im Vakuum getrocknet.
3,5 g Sulfatsalazin werden in 1,26 kg entmineralisiertem
Wasser suspendiert. Unter Rühren mit einem Flügelrührer bei
370 U/min werden 31,5 g Eudragit® L 30 D und 70 g einer 10%igen
Polyethylenglycol-6000-Lösung zugegeben. Als Koagula
tionsmedium werden 140 ml einer 10-%igen Nariumchloridlösung
zugetropft. Nach weiterer Zugabe von einigen Tropfen 6,5
molarer Salzsäure wird noch 15 Minuten gerührt. Nach Zugabe
von 10 g Mikrotalkum und 24,5 g mikrokristalliner Cellulose
als Trennmittel wird die Suspension auf 30 bis 35°C erwärmt
und nach Abkühlen auf ca. 20°C filtriert. Der Filterrückstand
wird mit angesäuertem Wasser gewaschen und getrocknet. Dabei
ist zu beobachten, daß die Koagulation bereits nach Zugabe von
50 ml der Natriumchloridlösung einsetzt und nach 100 ml prak
tisch abgeschlossen ist. Nach dem Trocknen wird das Produkt
über ein 1000 µm-Sieb in Mikropartikel aufgelöst.
0,5 g 5-Aminosalicylsäure werden unter dreiminütiger Einwir
kung von Ultraschall in 180 g entmineralisiertem Wasser in
diskrete Kristalle vereinzelt. Unter Rühren bei 60 U/min mit
einem Propellerrührer werden nacheinander 4,5 g Eudragit® L 30
D und 10 g einer 10%igen Polyethylenglycol-6000-Lösung zu
gegeben. Unter weiterem Rühren werden als Koagulationsmedium
20 ml einer 10%igen Natriumchloridlösung und anschließend zwei
Tropfen einer ungefähr 6,5 molaren Salzsäure zugesetzt. Die
entstandenen Mikropartikel werden 15 Minuten gerührt. Nach
Zugabe von 1,5 g Mikrotalkum und 3,5 g mikrokristalliner
Cellulose als Trennmittel wird die Suspension auf ca. 40°C
erwärmt, anschließend abkühlen gelassen, abfiltriert, und der
Filterrückstand wird mit angesäuertem Wasser gewaschen und
getrocknet.
Analog Beispiel 4 wurden Levothyroxin enthaltende Mikroparti
kel hergestellt, mit dem Unterschied, daß anstelle der Ul
traschallbehandlung zur besseren Benetzung eine Spatelspitze
Natriumlaurylsulfat zugesetzt wurde.
Analog Beispiel 5 wurden 0,5 g Estradiolvalerat in Mikrop
artikel eingearbeitet.
Analog Beispiel 4 werden aus 0,25 g suspendierter Aktivkohle
und 4,5 g Eudragit® L 30 D Aktivkohle als Nutzsubstanz enthal
tende Mikropartikel hergestellt, mit der Abwandlung des Ver
fahrens, daß die Salzsäure vor Beginn des Fällungsprozesses
zugesetzt wird.
2 g Polyethylenglycol 6000 werden in 20 g Eudragit® RL 30 D
gelöst, und in der erhaltenen Mischung werden 1,1 g Sulfatsa
lazin suspendiert. Diese Suspension wird bei einer Rührge
schwindigkeit von 90 U/min in 200 g einer als Koagulations
medium vorgelegten 20%igen Calciumchloridlösung getropft, die
zuvor mit Salzsäure auf einen pH-Wert von 1,4 eingestellt
wurde. Nach Zugabe von 7,7 g mikrokristalliner Cellulose als
Trennmittel wird die Suspension auf 35°C erwärmt, dann auf
25°C abgekühlt, filtriert, und der Filterrückstand wird mit
angesäuertem Wasser gewaschen.
Die sulfasalzinhaltigen Mikropartikel aus Beispiel 3 werden
mit 5 Gew.-% quervernetztem Polyvinylpyrrolidon (Collidon® Cl)
als Sprengmittel vermischt. Aus der erhaltenen Mischung werden
Tabletten mit einem Durchmesser von 11 mm und einem Gewicht
von 400 mg gepreßt. Die Preßlinge besitzen eine Druckfestig
keit von 40 N, der mechanische Abrieb nach 4 Minuten im Roche
friabilator ist Null.
Im Zerfallstester gemäß Europäischer Pharmakopöe werden die
Tabletten auf Zerfallbarkeit in künstlichem Magensaft bei pH
1,5 getestet. Die Zerfallszeit beträgt ca. 30 Sekunden. Das
Zerfallsprodukt wird mikroskopisch mit unverpreßten Mikrop
artikeln verglichen. Es ist kein Unterschied feststellbar.
An diesem Beispiel wird somit eindrucksvoll gezeigt, daß
erfindungsgemäße Mikropartikel nach ihrem Verpressen zu Ta
bletten keine Matrix durch Verkleben bilden, sondern nach dem
Zerfallen der Tabletten als diskrete Partikel erhalten bleiben
und somit geeignet sind, einen in ihnen enthaltenen Wirkstoff
schnell in den Darm zu transportieren, um den Wirkstoff dort
therapiegerecht freizusetzen.
0,5 g Sulfasalazin werden mittels gezielter Koagulation wie in
den vorangegangenen Beispielen in erfindungsgemäße Mikrop
artikel eingearbeitet. In der Suspension wird anstelle von
Salzsäure eine Menge von 1,2 g Zitronensäure gelöst, und auf
die Zugabe der Trennmittel wird verzichtet. Statt dessen werden
0,5 g Xanthangummi (Qualität nach USP) eingerührt und gelöst.
Die Suspension wird auf 35°C erwärmt und dann auf Raumtempera
tur abgekühlt. Die erhaltene Partikelsuspension läßt sich
gegebenenfalls mit Konservierungs- und Aromastoffen ergänzen
und stellt direkt eine einnahmefähige, oral anwendbare Arnzei
form dar, die in übliche Primärpackmittel abgefüllt werden
kann.
Im Laufe der Zeit sedimentieren die Mikropartikel der Parti
kelsubstanz, bilden jedoch keinen zusammenhängenden Sediment
kuchen, sondern lassen sich durch Schütteln rasch resuspendie
ren.
Claims (22)
1. Mikropartikel in Form von Teilchen eines Koagulats einer
wäßrigen Poly(meth)acrylatdispersion mit einem Gehalt an einer
oder mehreren, in Wasser schwer oder nicht löslichen Nutzsub
stanz(en).
2. Mikropartikel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens eine der Nutzsubstanzen eine medizinische
Wirksubstanz ist.
3. Mikropartikel nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß wenigstens eine der Nutzsubstanzen ausgewählt
ist aus Farbstoffen, Pigmenten, pflanzlichen Substanzen,
festen Aroma- oder Gewürzstoffen, Landwirtschaftschemikalien
und organischen oder anorganischen Stäuben.
4. Mikropartikel nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Poly(meth)acrylat ausgewählt
ist aus neutralen, anionischen und kationischen Copolymeren
von niedrigen Alkylestern der Acrylsäure und der Methacrylsäu
re, die ggf. freie Carboxylgruppen oder tertiäre Aminogruppen
oder quartäre Ammoniumgruppen enthalten.
5. Mikropartikel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß das Poly(meth)acrylat ein Copolymeres aus Acrylsäureethy
lester und Methacrylsäuremethylester oder eine Mischung ver
schiedener derartiger Copolymerer ist.
6. Mikropartikel nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an Nutzsubstanz, bezo
gen auf das Gesamtgewicht der trockenen Mikropartikel, im
Bereich von 5 bis 65 Gew.-% liegt.
7. Mikropartikel nach einem der vorausgehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß sie nach einem Verfahren nach
einem der folgenden Ansprüche 8 bis 19 erhältlich sind.
8. Verfahren zur Herstellung von Mikropartikeln nach einem
der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man eine
Suspension einer oder mehrerer in einem wäßrigen Medium schwer
oder nicht löslicher Nutzsubstanz(en) in der Wasserphase einer
wäßrigen Poly(meth)acrylatdispersion herstellt und eine kon
trollierte Koagulation der Poly(meth)acrylatteilchen der
Dispersion herbei führt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Koagulation während des Vermischens mit der Suspension
der Nutzsubstanz(en) oder im Anschluß daran herbeiführt.
10. Verfahren nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Koagulation unter Vermischen eines Elektrolyten
mit einer Suspension wenigstens einer Nutzsubstanz in der
wäßrigen Poly(meth)acrylatdispersion herbei führt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
man als Elektrolyt ein anorganisches Salz mit ein-, zwei- oder
dreiwertigen Kationen und/oder Anionen verwendet.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß man es bei Temperaturen im Bereich von
+4°C bis +60°C durchführt.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß man nach Erreichen des gewünschten Koagu
lationsgrads ein Trennmittel zusetzt.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
man ein Trennmittel zusetzt, das nicht mit dem koagulierten
Poly(meth)acrylat reagiert.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß
man als Trennmittel Cellulose, mikrokristalliner Cellulose,
hochdisperse Kieselsäure, Stearinsäure, Salze der Stearinsäu
re, Talkum oder Mischungen der genannten Trennmittel zusetzt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß man die Nutzsubstanz(en) in Form von
Teilchen mit einer mittleren Teilchengröße von < 500 µm ein
setzt.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß man den pH der wäßrigen Phase der Suspen
sion bzw. Poly(meth)acrylatdispersion auf einen solchen Wert
einstellt, bei dem das dispergierte Poly(meth)acrylat und die
Nutzsubstanz(en) in Wasser unlöslich und chemisch stabil sind.
18. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß man die nutzsubstanzhaltigen, gegebenen
falls mit einem Trennmittel überzogenen Koagulatteilchen von
der wäßrigen Phase abtrennt und anschließend trocknet oder im
feuchten Zustand einer Weiterverarbeitung zuführt.
19. Verfahren nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Koagulatteilchen von der wäßrigen Phase abfiltriert,
den erhaltenen Filterkuchen trocknet und ggf. durch Sieben in
ein Pulver der Mikropartikel auflöst.
20. Verwendung von Mikropartikeln nach einem der Ansprüche 1
bis 7 oder des Produkts eines Verfahrens nach einem der An
sprüche 8 bis 19 mit einem Gehalt an einem oder mehreren
medizinischen Wirkstoffen zur Herstellung von Arzneimitteln
zur oralen Verabreichung.
21. Verwendung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Mikropartikel in Form eines trockenen, fließfähigen
Pulvers, ggf., zusammen mit einem Sprengmittel, zur Herstellung
von Tabletten verwendet.
22. Verwendung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß
man die Mikropartikel in Arzneimittelkapseln abfüllt.
Priority Applications (6)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4328069A DE4328069A1 (de) | 1993-08-20 | 1993-08-20 | Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln |
ZA945892A ZA945892B (en) | 1993-08-20 | 1994-08-05 | Microparticles processes for their preparation and their use for the preparation of medicaments |
IL11068594A IL110685A0 (en) | 1993-08-20 | 1994-08-17 | Microparticles, processes for their preparation and their use for the preparation of medicaments |
PCT/EP1994/002749 WO1995005806A1 (en) | 1993-08-20 | 1994-08-18 | Microparticles, processes for their preparation and their use for the preparation of medicaments |
AU76540/94A AU7654094A (en) | 1993-08-20 | 1994-08-18 | Microparticles, processes for their preparation and their use for the preparation of medicaments |
MXPA94006337A MXPA94006337A (es) | 1993-08-20 | 1994-08-19 | Microparticulas, procesos para su preparacion y su uso para la preparacion de medicamentos. |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4328069A DE4328069A1 (de) | 1993-08-20 | 1993-08-20 | Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4328069A1 true DE4328069A1 (de) | 1995-02-23 |
Family
ID=6495658
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4328069A Withdrawn DE4328069A1 (de) | 1993-08-20 | 1993-08-20 | Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln |
Country Status (6)
Country | Link |
---|---|
AU (1) | AU7654094A (de) |
DE (1) | DE4328069A1 (de) |
IL (1) | IL110685A0 (de) |
MX (1) | MXPA94006337A (de) |
WO (1) | WO1995005806A1 (de) |
ZA (1) | ZA945892B (de) |
Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19537415A1 (de) * | 1995-10-09 | 1997-04-10 | New Standard Gmbh | Micro Wirkstoff-Perlen |
WO2002041873A1 (de) * | 2000-11-27 | 2002-05-30 | Dr. Falk Pharma Gmbh | Coazervierungsverfahren zur herstellung von verzögert freisetzenden arzneimitteln |
WO2005097197A1 (de) * | 2004-04-05 | 2005-10-20 | Basf Aktiengesellschaft | Wirkstoffhaltige polymerteilchen |
EP1736137A1 (de) * | 2005-06-22 | 2006-12-27 | L'Oréal | Optisch gefärbter Körper und optischer Struktur |
US7718164B2 (en) | 2005-06-22 | 2010-05-18 | L'oreal S.A. | Optically colored body and optical structure |
Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
JP7438113B2 (ja) * | 2018-01-03 | 2024-02-26 | フェリング ベスローテン フェンノートシャップ | アミノサリチレートの経口液体医薬組成物 |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
GB929225A (en) * | 1958-12-22 | 1963-06-19 | Upjohn Co | Encapsulation of lipophilic materials |
DE3615514A1 (de) * | 1985-05-08 | 1986-11-13 | Lion Corp., Tokio/Tokyo | Mikrokapseln enthaltendes waessriges mittel und verfahren zu seiner herstellung |
US5202159A (en) * | 1990-12-27 | 1993-04-13 | Standard Chemical & Pharmaceutical Corp., Ltd. | Preparation method of microdispersed tablet formulation of spray-dried sodium diclofenac enteric-coated microcapsules |
Family Cites Families (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
FR2476485A1 (fr) * | 1980-02-26 | 1981-08-28 | Roussel Uclaf | Nouveau procede d'enrobage d'au moins un principe actif medicamenteux, les nouveaux medicaments ainsi obtenus, et les compositions les renfermant |
LU85943A1 (fr) * | 1985-06-12 | 1987-01-13 | Galephar | Comprimes pharmaceutiques permettant l'administration aisee de pellets, leur preparation et leur utilisation |
-
1993
- 1993-08-20 DE DE4328069A patent/DE4328069A1/de not_active Withdrawn
-
1994
- 1994-08-05 ZA ZA945892A patent/ZA945892B/xx unknown
- 1994-08-17 IL IL11068594A patent/IL110685A0/xx unknown
- 1994-08-18 WO PCT/EP1994/002749 patent/WO1995005806A1/en active Application Filing
- 1994-08-18 AU AU76540/94A patent/AU7654094A/en not_active Withdrawn
- 1994-08-19 MX MXPA94006337A patent/MXPA94006337A/es unknown
Patent Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
GB929225A (en) * | 1958-12-22 | 1963-06-19 | Upjohn Co | Encapsulation of lipophilic materials |
DE3615514A1 (de) * | 1985-05-08 | 1986-11-13 | Lion Corp., Tokio/Tokyo | Mikrokapseln enthaltendes waessriges mittel und verfahren zu seiner herstellung |
US5202159A (en) * | 1990-12-27 | 1993-04-13 | Standard Chemical & Pharmaceutical Corp., Ltd. | Preparation method of microdispersed tablet formulation of spray-dried sodium diclofenac enteric-coated microcapsules |
Non-Patent Citations (2)
Title |
---|
Microencapsulation 3 (1986), 293 - 304 * |
US-BUCH: KONDO, A., Microcapsule Processing and Technology, DEKKER, Marcel, Inc., New York and Basel 1979, Seite 70 * |
Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE19537415A1 (de) * | 1995-10-09 | 1997-04-10 | New Standard Gmbh | Micro Wirkstoff-Perlen |
WO2002041873A1 (de) * | 2000-11-27 | 2002-05-30 | Dr. Falk Pharma Gmbh | Coazervierungsverfahren zur herstellung von verzögert freisetzenden arzneimitteln |
WO2005097197A1 (de) * | 2004-04-05 | 2005-10-20 | Basf Aktiengesellschaft | Wirkstoffhaltige polymerteilchen |
EP1736137A1 (de) * | 2005-06-22 | 2006-12-27 | L'Oréal | Optisch gefärbter Körper und optischer Struktur |
US7718164B2 (en) | 2005-06-22 | 2010-05-18 | L'oreal S.A. | Optically colored body and optical structure |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
MXPA94006337A (es) | 2002-06-12 |
ZA945892B (en) | 1995-03-10 |
IL110685A0 (en) | 1994-11-11 |
WO1995005806A1 (en) | 1995-03-02 |
AU7654094A (en) | 1995-03-21 |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
EP0955041B1 (de) | Wässrige Dispersion geeignet zur Herstellung von Überzugs- und Bindemitteln für feste orale Arzneiformen | |
DE69832731T2 (de) | Arzneimittel mit magensaftresistentem überzug und methode zur herstellung | |
EP0164669B1 (de) | Verfahren zum Überziehen von Arzneiformen | |
EP0058765B1 (de) | In Magensaft lösliche oder quellbare Überzugsmasse und ihre Verwendung in einem Verfahren zum Überziehen von Arzneiformen | |
EP1098935A1 (de) | Überzugs- und bindemittel für orale oder dermale arzneiformen | |
DE3438291A1 (de) | Verfahren zur herstellung einer waessrigen ueberzugsmitteldispersion und ihre verwendung zum ueberziehen von arzneimitteln | |
DE60210552T2 (de) | Prozess zur Herstellung einer festen pharmazeutischen Zubereitung welche einen schwerlöslichen Wirkstoff enthält | |
WO2001039751A1 (de) | Spritzgussverfahren für (meth)acrylat-copolymere mit tertiären ammoniumgruppen | |
CH670566A5 (de) | ||
CH634748A5 (de) | Ueberzugsmaterial zur geregelten wirkstoffabgabe von arzneimitteln sowie verfahren zu dessen herstellung. | |
CH653552A5 (de) | Mikrokapseln enthaltend partikel einer pharmazeutisch aktiven verbindung und verfahren zu deren herstellung. | |
DE3400106A1 (de) | Pharmazeutische zubereitungen mit gesteuerter arzneistoff-freisetzung | |
EP0069958B1 (de) | Verfahren zur Herstellung von magenverträglichen Arzneiformen von Xanthinderivaten. | |
DE19856149C1 (de) | Verfahren zur Herstellung von Agglomeraten mit Kern-Schale-Struktur | |
DE4328069A1 (de) | Mikropartikel, Verfahren zu ihrer Herstellung und ihre Verwendung zur Herstellung von Arzneimitteln | |
WO2003075898A2 (de) | Filmüberzüge mit kontrollierter freisetzung und hoher stabilität | |
DE1667062A1 (de) | Verfahren zur Herstellung kleiner kugelfoermiger Perlen | |
DE3524337A1 (de) | Arzneimittelumhuellung | |
DE1944693C3 (de) | Pharmazeutische Zubereitung | |
EP2822538A1 (de) | Herstellung von pharmazeutischen protektiven überzügen mit guter resistenz im neutralen milieu | |
DE1944694B2 (de) | Pharmazeutische zubereitung | |
DE19651734C2 (de) | Zubereitung in Form eines Polymer-Hilfsstoff-Compounds und/oder eines Polymer-Wirkstoff-Compounds und Verfahren zu dessen Herstellung sowie dessen Verwendung zur Herstellung von Tabletten und/oder anderen größeren Matrixeinheiten | |
DE1467919C (de) | Verwendung des Aluminiumsalzes der O-Acetylsalicylsäure in festen Arzneizubereitungsformen mit Depot-Wirkung |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8130 | Withdrawal |