DE4327491A1 - Verfahren zum Abgleichen der Raddrehzahlen für ein Kraftfahrzeug - Google Patents
Verfahren zum Abgleichen der Raddrehzahlen für ein KraftfahrzeugInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Abgleich der
Raddrehzahlen für ein Kraftfahrzeug, insbesondere mit einem
Radschlupfregelsystem.
Insbesondere bei Kraftfahrzeugen mit Radschlupfregelsystemen
ergibt sich die Notwendigkeit eines genauen Raddrehzahlab
gleichs, um den Fahrer, z. B. über eine Fahrerinformationslampe,
zuverlässig über den System- und Fahrzustand informieren zu
können. Zweckmäßig wird ein solcher Abgleich auch in Verbindung
mit eingebauten Radschlupfregelsystemen, wie Anti-Blockier-Sy
stemen (ABS) sowie Antriebs-Schlupf-Regelungen (ASR), verwendet.
Das drohende Blockieren oder Durchdrehen eines Rades wird hier
bei üblicherweise dadurch erkannt, daß die zeitliche Änderung
der gemessenen Drehzahl des betreffenden Rades nicht mehr in
nerhalb eines vorgebbaren Normalbereiches liegt, d. h. bei dro
hendem Blockieren und drohendem Durchdrehen des Rades liegt die
Radbeschleunigung jeweils oberhalb eines einstellbaren Schwell
wertes. Unter dem Begriff "Beschleunigung" wird hierbei im fol
genden sowohl eine eigentliche, positive Beschleunigung als
auch eine Verzögerung, d. h. negative Beschleunigung, verstan
den. Um die Abweichung vom normalen, gewünschten Radschlupfver
halten möglichst früh und zuverlässig erkennen zu können, müs
sen mit hoher Genauigkeit arbeitende Regelungssysteme die Tat
sache berücksichtigen, daß die Drehzahlen der Fahrzeugräder be
reits bei schlupffreier, rein rollender Geradeausfahrt nicht
gleich sind, z. B. aufgrund von Fertigungstoleranzen bei der
Reifenherstellung, unterschiedlichem Abnutzungsrad der Reifen
und ähnliches. So ergeben typische Raddrehzahldifferenzen im
Prozentbereich bei einer Fahrtgeschwindigkeit von ca. 100 km/h
bereits eine Abweichung der Radumfangsgeschwindigkeiten von ca.
1 km/h, ein Wert, der bei heutigen Allrad- und Radschlupfregel
systemen berücksichtigt werden muß. Hierzu dient das Verfahren
zum Abgleichen der Raddrehzahlen, mit dem gemessene Raddrehzah
len unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Abrollumfänge
der einzelnen Räder, die zudem laufenden zeitlichen Veränderun
gen ausgesetzt sind, aufbereitet werden, bevor sie vom nachfol
genden Steuerungssystem, z. B. Allradantrieb und/oder Rad
schlupfregelsystem, ausgewertet werden.
Der Erfindung liegt als technischen Problem die Bereitstellung
eines derartigen, zuverlässig und mit hoher Genauigkeit arbei
tenden Raddrehzahlabgleichverfahrens zugrunde.
Dieses Problem wird durch ein Raddrehzahlabgleichverfahren mit
den Merkmalen des Patentanspruches 1 gelöst. Es erfolgt zu
nächst, beispielsweise einmalig nach einem Motorstart, ein
schneller Grobabgleich auf ein Referenzrad, sobald ein ausrei
chendes Maß an Geradeausfahrt oberhalb einer bestimmten Min
destgeschwindigkeit und gleichzeitig ein ausreichend geringer
Fahrzeugbeschleunigungswert (worunter, wie oben gesagt, auch
ein negativer Beschleunigungswert, d. h. ein Verzögerungswert,
zu verstehen ist) vorliegt. Daraufhin wird ein Feinabgleich,
der beispielsweise während einer Fahrt regelmäßig wiederholt
wird, der Räder durchgeführt, und zwar jeweils für zwei Räder
paarweise zwischen zwei Rädern einer Fahrzeugseite oder zwei
Rädern einer Fahrzeugachse, je nach detektiertem Fahrzustand.
Der Feinabgleich zwischen achsgleichen Rädern wird durchge
führt, wenn infolge eines größeren Antriebsmomentes ein Ab
gleich der Hinterräder zu den jeweiligen seitengleichen Vor
derrädern nicht ausreichend genau durchführbar ist. Die so er
mittelten Drehzahlskalierungsfaktoren erlauben die Bildung kor
rigierter, einander angeglichener Raddrehzahlen durch Multipli
kation der jeweils gemessenen Drehzahl mit dem zugehörigen Ska
lierungsfaktor.
Eine Ausgestaltung der Erfindung nach Anspruch 2 hat den Vor
teil, daß durch die feste Vorgabe des Drehzahlskalierungsfak
tors für das Referenzrad ein allmähliches Abdriften der Korrek
turfaktoren in eine Richtung bis zu einem Grenzwert vermieden
wird.
Die variable Referenzradauswahl nach Anspruch 3 gewährleistet,
daß jeweils auf ein Rad mit mittlerer Drehzahl abgeglichen
wird, was im Gegensatz zu starren Systemen, die auf ein fest
vorgegebenes Rad (z. B. das nicht angetriebene linke oder rechte
Rad) abgleichen, nicht die Gefahr in sich birgt, daß drei rela
tiv gleich drehende, "gute" Räder auf ein davon stark abwei
chendes, "schlechtes" Rad (z. B. ein auf der Referenzradposition
montiertes Notrad) abgeglichen werden.
Der schnelleichende Grobabgleich wird in Weiterbildung der Er
findung nach Anspruch 4 gegebenenfalls rekursiv durchgeführt
und beendet, wenn die Abweichung der momentan gültigen Skalie
rungsfaktoren zu ihrem zeitweise ständig sich ändernden Soll
wert sämtlich unterhalb eines vorgebbaren Grenzwertes bleiben.
Dieser Grenzwert wird einerseits gering genug, um bereits einen
einigermaßen genauen Raddrehzahlabgleich zu erzielen, anderer
seits jedoch ausreichend groß gewählt, um den Grobabgleich in
verhältnismäßig kurzer Zeit beenden zu können. Die Anpassung
der Skalierungsfaktoren muß stetig erfolgen und darf maximale
vorgebbare Änderungsbeträge pro vorgebbarer Zeiteinheit nicht
überschreiten. Andernfalls werden die in einem Radschlupfregel
system verwendeten korrigierten Raddrehzahlen durch die von ei
nem Programmzyklus auf den anderen gültigen neuen Skalierungs
faktoren derart beeinflußt, daß die aus den korrigierten Rad
drehzahlen ermittelten Regelgrößen bestimmte Regelschwellen
überschreiten.
Bevorzugt wird nach Anspruch 5 am Schluß des schnellen Grobab
gleichs ein Offsetbetrag für die Hinterradskalierungsfaktoren
aufaddiert, der einen möglicherweise während des Grobabgleichs
bei einem größeren Antriebsmoment vorhandenen Hinterrad-An
triebsschlupf berücksichtigt.
Der Feinabgleich wird ebenfalls, wie nach Anspruch 6 vorgese
hen, rekursiv sowie kontinuierlich bei laufender Fahrt durchge
führt, sofern die entsprechenden Fahrbedingungen vorliegen.
Bei der, vorzugsweise rekursiven, Anpassung der Skalierungsfak
toren an jeweils neu gemessene Raddrehzahlen wird in einer Wei
terbildung der Erfindung nach Anspruch 7 dergestalt vorgegangen,
daß die Abweichungen neu berechneter von den bisherigen Skalie
rungsfaktoren ermittelt und die bisherigen Skalierungsfaktoren
in Abhängigkeit von diesen Differenzen schrittweise an die neu
berechneten Werte herangeführt werden, was kurzzeitige Schwan
kungen der Skalierungsfaktoren, z. B. wegen Fahrbahneinflüssen,
verhindert. Hierbei ergeben sich die neu berechneten Skalie
rungsfaktorwerte jeweils aus dem Quotient der gemessenen Dreh
zahlen der beiden Räder, die gerade aufeinander abgeglichen
werden.
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung wird nach Anspruch 8
für den Feinabgleich im Normalfall ein Abgleich der Hinterräder
zu ihren seitengleichen Vorderrädern durchgeführt, wenn insbe
sondere kein zu großes Antriebsmoment wirksam ist. Wenn letzte
res der Fall ist, kann nach einer Weiterbildung gemäß Anspruch
9 verfahren werden, wobei dann die Räder jeder Achse paarweise
aufeinander abgeglichen werden, da ein größeres Antriebsmoment
zu einem fehlerhaften Raddrehzahlabgleich zwischen seitenglei
chen Rädern führen würde.
Die Weiterbildung der Erfindung nach Anspruch 10 sieht vor, zur
Erkennung ausreichend geringer Kurvenfahrt, bei der es sich
insbesondere um völlig kurvenfreie Geradeausfahrt handeln kann,
nicht wie üblich nur die Links/Rechts-Abweichung selbst, son
dern die aus deren zeitlichem Verlauf gewonnene zeitlich dif
ferenzierte Links/Rechts-Abweichung heranzuziehen. Dies ver
hindert eine Fehlerkennung aufgrund einer stationären Radum
fangsdifferenz der beiden Räder, z. B. aufgrund der Montage fal
scher Räder, und erlaubt durch das Ausschließen dieser mögli
chen Fehlerquelle die Wahl eines vergleichsweise kleinen Grenz
wertes, d. h. die Erkennung eines hohen Maßes an Geradeausfahrt.
Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der
Zeichnung dargestellt und wird nachfolgend beschrieben.
Die einzige Figur zeigt ein Flußdiagramm eines Raddrehzahlab
gleichverfahrens für ein Kraftfahrzeug mit einem Radschlupfre
gelsystem.
Das durch den Programmablaufplan der Figur schematisch darge
stellte Raddrehzahlabgleichverfahren wird für ein Kraftfahrzeug
mit einem Radschlupfregelsystem verwendet, bei dem sich die
Notwendigkeit eines sensiblen Radabgleichs zur Ansteuerung ei
ner Fahrerinformationslampe ergibt, die den Fahrer über den ge
genwärtigen Fahrzustand informiert.
Das Verfahren beginnt nach einem Motorstart (Schritt 1) mit ei
ner einmalig durchgeführten Schnelleichung zum Grobabgleich der
Raddrehzahlen. Damit werden stark vom Normabrollradius abwei
chende Reifenabrollradien, wie z. B. bei Verwendung eines Notra
des oder bei Montage eines Reifens mit falscher Reifengröße,
korrigiert. Einleitend wird abgefragt, ob die für einen Grobab
gleich gesetzten Bedingungen erfüllt sind (Schritt 2), wobei
folgende Bedingungen überwacht werden: Nichtvorliegen eines
Bremsvorgangs, erkannt aus der Überwachung des Bremslichtkon
taktes; Überschreiten einer Mindestgeschwindigkeit von 45 km/h;
Vorliegen eines ausreichenden Maßes an Geradeausfahrt, erkannt
durch Grenzwertunterschreitung differenzierter Links/Rechts-Ab
weichungssignale gemessener Raddrehzahlen über einen ausreichend
langen Zeitraum, z. B. 4,5 s; Grenzwertunterschreitung der Fahr
zeugbeschleunigung, z. B. unterhalb 0,5 m/s², erkannt mittels
Erfassung der mittleren Hinterachs-Radbeschleunigung.
Ist eine dieser Bedingungen nicht erfüllt, so wird erneut abge
fragt. Die obigen Grobabgleichbedingungen gewährleisten, daß
das Befahren von µ-Split-Fahrbahnen oder Aquaplaningstellen er
kannt und die Schnelleichung zum Grobabgleich angehalten wird.
Ist schließlich ein sämtliche Grobabgleichbedingungen erfüllen
der Fahrzustand erreicht, so wird zunächst ein Referenzrad be
stimmt, auf das abgeglichen wird (Schritt 3). Hierzu werden die
vier Raddrehzahlen gemessen und deren arithmetisches Mittel ge
bildet. Das Rad mit der Drehzahl, die die geringste Abweichung
von diesem Mittelwert aufweist, wird als Referenzrad ausgewählt.
Wie oben erwähnt, vermeidet diese variable Referenzradauswahl
das Abgleichen auf ein ungünstiges Rad. Der Grobabgleich wird
auch bei aktiviertem Systemeingriff, z. B. Bremseneingriff bei
ASR oder GDB, Motormomenteneingriff bei ASR, Zentralsperrenan
steuerung bei Allradantrieb etc., durchgeführt. Der schnelle
Grobabgleich auf ein ausgewähltes Referenzrad ist sinnvoll, da
der Antriebsmomenteneinfluß auf den dynamischen Reifenabrollum
fang im betrachteten Bereich geringer ist als der Einfluß von
Misch- und Extrembereifung.
Daraufhin wird zum nächsten Schritt übergegangen (Schritt 4),
in dem die eigentliche Skalierungsfaktorbestimmung im Rahmen
des schnellen Grobabgleichs durchgeführt wird. Hierfür werden
zunächst Ausgangswerte für die Skalierungsfaktoren vorgegeben.
Das Referenzrad wird hierbei auf einen gleichbleibenden, fest
vorgegebenen Skalierungsfaktor-Ausgangswert gesetzt, so daß ei
ne konstante Orientierung aller Raddrehzahlen an einen Festwert
gegeben ist, um, wie oben erwähnt, ein allmähliches Abdriften
der Korrekturfaktoren zu verhindern. Dies bewirkt, daß die Ska
lierungsfaktoren nicht durch mehrfaches, ungünstiges Hin- und
Herwechseln von ungünstigen Reifen bis an vorgegebene Minimal-
oder Maximalwerte hochgeschaukelt werden. Die restlichen drei
anfänglichen Skalierungsfaktoren werden möglichst von einem vo
rigen Raddrehzahlabgleich übernommen, damit der neuerliche
Grobabgleich möglichst rasch abgeschlossen wird. Zu diesem
Zweck werden die vier momentanen Skalierungsfaktoren jeweils
nach einem Motorstopp abgespeichert. Sind die vormaligen Werte
nicht vorhanden, können alternativ alle Skalierungsfaktoren
anfänglich auf denselben Anfangswert gesetzt werden.
Nach Vorgabe der anfänglichen Skalierungsfaktoren werden nun
die Raddrehzahlen erfaßt und nach geeigneter Filterung zur ge
messenen Raddrehzahl gehörige Skalierungsfaktoren bezogen auf
das Referenzrad ermittelt, die sich aus dem Quotient der Refe
renzraddrehzahl zur Drehzahl des betrachteten Rades ergeben.
Nach Filterung dieser ermittelten Skalierungsfaktoren wird für
jedes Rad die Differenz zwischen dem noch gültigen Skalierungs
faktor und dem ermittelten Skalierungsfaktor gebildet und diese
Differenz ebenfalls einer Filterung unterzogen. Anschließend
wird der neue Skalierungsfaktor durch inkrementale Erhöhung
oder Erniedrigung des noch gültigen, bisherigen Skalierungsfak
tors für jedes Rad gebildet, wobei sich die Richtung der stu
fenweisen Werteveränderung aus dem Vorzeichen der ermittelten
Skalierungsfaktordifferenz ergibt. Zur Erhöhung der Eichge
schwindigkeit wird hierbei statt einer Erhöhung um 1 gegebenen
falls ein höheres Inkrement gewählt, das betragsmäßig auf einen
Bruchteil der ermittelten Differenz gesetzt wird, so daß die
Eichgeschwindigkeit mit größerer momentaner Abweichung ansteigt
und sich nach mehreren Programmzyklen mit zunehmender Annähe
rung an den Sollwert verringert. In einem typischen Anwendungs
fall, bei dem der fest vorgegebene Skalierungsfaktor auf den
Wert 10000 gesetzt wird, wird als höheres Inkrement beispiels
weise die einem Fünfundzwanzigstel der ermittelten Differenz
nächstkommende ganze Zahl gewählt.
Das gegebenenfalls rekursive Verhalten wird durch eine an
schließende Abfrage (Schritt 5) erzeugt, in der für jedes Rad
festgestellt wird, ob die ermittelte Differenz zwischen dem
durch die Raddrehzahl ermittelten und dem bisher vorliegenden
Skalierungsfaktor betragsmäßig einen vorgegebenen Maximalwert,
der z. B. 0,1% Abweichung zur fest vorgegebenen anfänglichen Re
ferenzraddrehzahl beträgt, nicht überschreitet. Tritt eine
Überschreitung für wenigstens ein Rad ein, wird vor den Schritt
4 zurückgekehrt, wonach eine erneute Raddrehzahlmessung und an
schließend eine neuerliche inkrementale Skalierungsfaktorverän
derung vorgenommen wird.
Liegen alle ermittelten Differenzen unterhalb der vorgegebenen
Schranke, so wird der schnelle Grobabgleich beendet. Damit ein
eventuell vorhandener Antriebschlupf der Hinterräder am Ende
der schnellen Grobeichung nicht mit "weggeeicht" wird, wird an
schließend zu den beiden Hinterradskalierungsfaktoren ein mo
tormomentenabhängiger Offsetwert addiert, z. B. werden die Ska
lierungsfaktoren um 0,4% angehoben, wenn das Antriebsmoment
+1000 Nm beträgt, sowie um 0,2% vermindert, wenn das Antriebs
moment -500 Nm beträgt (Schritt 6).
Nach dieser einmaligen Maßnahme eines Grobabgleichs nach einem
Motorstart finden anschließend eine Abfrage statt (Schritt 7),
ob die Bedingungen für einen Feinabgleich der Hinterräder zu
den seitengleichen Vorderrädern gegeben sind. Vorausgesetzt
werden hierzu: nahezu antriebsmomentenfreie Fahrt bei einer Ge
schwindigkeit über 45 km/h (damit keine Vorderachs/Hinterachs-
Ackermann-Korrektur bei Kurvenfahrt mehr erforderlich); nicht
zu starke Kurvenfahrt, z. B. Lenkwinkel kleiner 50°; keine Brem
senbetätigung, erkannt über Bremslichtkontakt; keine zu hohe
Fahrzeugbeschleunigung oder instationäre Kurvenfahrt des Fahr
zeugs.
Wird in diesem Abfrageschritt das Einhalten sämtlicher obiger
Bedingungen erkannt, so wird mit der eigentlichen Feinabgleich
ermittlung der Skalierungsfaktoren (Schritt 8) begonnen. Hierzu
werden zunächst die Hinterraddrehzahlen erneut gemessen, die
erhaltenen Werte gefiltert und daraus Skalierungsfaktoren für
die Hinterräder ermittelt, die sich aus dem Quotienten aus der
korrigierten Drehzahl des seitengleichen Vorderrades zur gemes
senen Drehzahl des Hinterrades ergeben. Nach Filterung dieser
ermittelten Hinterrad-Skalierungsfaktoren wird wiederum die
Differenz zwischen den bislang vorliegenden und den frisch er
mittelten Hinterrad-Skalierungsfaktoren gebildet und einer Fil
terung unterzogen. Daraufhin findet eine feine inkrementale Er
höhung des bisherigen, noch gültigen jeweiligen Hinterrad-Ska
lierungsfaktors in der durch das Vorzeichen der ermittelten
Differenz vorgegebenen Richtung statt.
Die Feinheit dieses Abgleichs gegenüber dem oben beschriebenen
Grobabgleich läßt sich an einem Beispiel erkennen, in dem bei
der Grobeichung eine Schritterhöhung um wenigstens eine Einheit
pro 10 Programmzyklen á 15 ms stattfindet, während beim Feinab
gleich in diesem Fall um eine Einheit pro 100 Programmzyklen á
15 ms angeglichen wird. In einem typischen Beispiel kann bei
dieser Feineichung bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 50 km/h
das abzugleichende Rad in einer Minute um 0,2 km/h korrigiert
werden (d. h. um 0,4%/min). Nach der Inkrementierung der Hinter
radskalierungsfaktoren, die wie gesagt in Richtung größerer
oder - als eigentliche Dekrementierung - kleinerer Skalierungs
faktorwerte erfolgen kann, werden mit diesen neuen gültigen
Hinterrad-Skalierungsfaktoren korrigierte Hinterraddrehzahlen
gebildet, und zwar jeweils als Produkt der gemessenen Hinter
raddrehzahl mit dem neuen gültigen Skalierungsfaktor des be
treffenden Hinterrades. Nach Filterung dieser Werte liegen für
die Hinterräder die auf die seitengleichen Vorderräder fein
abgeglichenen, korrigierten Hinterraddrehzahlen vor. Daraufhin
wird vor den Feinabgleich-Abfrageschritt zurückgegangen, um
einen neuerlichen Feinabgleich einzuleiten und auf diese Weise
kontinuierlich abgeglichene Raddrehzahlen vorliegen zu haben.
Alternativ kann der Feinabgleich auch erst in größeren Zeitab
ständen wiederholt werden.
Wird im Abfrageschritt für einen seitengleichen Feinabgleich
festgestellt, daß eine der Bedingungen nicht eingehalten wird,
so wird in einem nächsten Schritt abgefragt, ob ein Feinab
gleich der achsgleichen Räder untereinander, also des linken
vorderen zum rechten vorderen und des linken hinteren zum rech
ten hinteren Rad möglich ist (Schritt 9). Ein derartiger Fein
abgleich ist im Gegensatz zum seitengleichen Feinabgleich auch
bei Vorliegen eines größeren Antriebs- und damit Hinterachs
tellerradmoments möglich. Die weiteren Bedingungen entsprechen
im wesentlichen denen für den seitengleichen Feinabgleich, wo
bei allerdings nur ein geringeres Maß an Kurvenfahrt zugelassen
wird. Hierbei wird anfänglich ein Lenkwinkel von 20° zugelassen,
der nach mehrmaligem Überschreiben der Skalierungsfaktoren suk
zessive bis auf 3° verringert wird.
Wird eine der abgefragten Bedingungen nicht eingehalten, so
kehrt das Verfahren zur Stufe vor der Abfrage für den seiten
gleichen Feinabgleich zurück. Wird das Einhalten der Bedingun
gen erkannt, so wird der eigentliche Feinabgleich des vorderen
linken zum vorderen rechten und zeitgleich des hinteren linken
zum hinteren rechten Rad durchgeführt (Schritt 10). Hierzu wer
den einleitend die Drehzahlen der beiden linken Räder gemessen,
die erhaltenen Werte gefiltert und aus diesen Werten zugehörige
Skalierungsfaktoren für diese Räder mittels des Quotienten der
korrigierten Drehzahl des zugehörigen rechten Rades zu der ge
messenen Drehzahl des linken Rades ermittelt. Nach Filterung
der neuen Skalierungsfaktoren für die linken Räder werden wie
derum in der oben beschriebenen Weise die Differenzen zwischen
bisher vorliegenden und den ermittelten Skalierungsfaktoren für
die linken Räder berechnet und diese Differenzwerte gefiltert.
Anschließend werden die Skalierungsfaktoren sämtlicher Räder in
der jeweils durch die ermittelten Abweichungsdifferenzen vorge
gebenen Richtung inkremental erhöht bzw. erniedrigt und mit
diesen neuen, nunmehr gültigen Skalierungsfaktoren die korri
gierten Raddrehzahlen neu bestimmt als Produkt aus den bisheri
gen Raddrehzahlen mit den neuen Skalierungsfaktoren. Im Unter
schied zum seitengleichen Feinabgleich werden also beim achs
gleichen Feinabgleich die Skalierungsfaktoren beider abzuglei
chender Räder inkremental aufeinander zubewegt, was bei glei
chem Inkrement eine höhere Eichgeschwindigkeit von beispiels
weise 0,8%/min ergibt, d. h. in einer Minute kann bei einer
Fahrtgeschwindigkeit von 100 km/h eine Vorder- oder Hinterachs-
Links/Rechts-Abweichung um 0,8 km/h korrigiert werden.
Nach Beendigung des achsgleichen Feinabgleichs wird zur Stufe
vor der Abfrage für seitengleichen Feinabgleich zurückgekehrt,
wodurch das Verfahrensprogramm in sich geschlossen wird. Nicht
explizit dargestellt ist, daß bei einem späteren Motorstopp,
wie bereits oben erwähnt, die vorliegenden Raddrehzahlskalie
rungsfaktoren abgespeichert werden, um als Anfangswerte für ei
nen Grobabgleich nach einem späteren erneuten Motorart zu die
nen. Es versteht sich außerdem, daß geeignete Sicherheits
schwellen in das Verfahrensprogramm integriert sind, z. B. Mini
mal- und Maximalwerte für die Skalierungsfaktoren, um eventuel
le Meß- und Berechnungsfehler abzufangen.
Das vorliegende Verfahren erlaubt einen schnellen und präzisen
Raddrehzahlabgleich. Ein Programmzyklus mit Erfassung der Meß
werte, Filterung und Berechnung der Größen dauert 15 ms oder
kürzer. Das Antriebs-, d. h. Hinterachstellerradmoment, wird bei
Fahrzeugen mit Automatikgetrieben über das Turbinenmoment be
stimmt, wozu, falls vorhanden, direkt das Motormoment erfaßt
wird oder das Turbinenmoment aus Drosselklappenwinkel, Motor
drehzahl und Wandlerkennfeld berechnet wird. Der Lenkradwinkel
wird aus der Links/Rechts-Abweichung der Vorderräder und der
Fahrzeug-Referenzgeschwindigkeit ermittelt, wozu die Vorderrad
drehzahlen entsprechend aufbereitet werden.
Mit dem beschriebenen Algorithmus wird eine Raddrehzahlab
gleichgenauigkeit von höchstens 0,1% Abweichung aller vier
durch die Drehzahlskalierungsfaktoren korrigierten Raddrehzah
len untereinander bei schlupffreiem Rollen erzielt. Das Rad
drehzahlabgleichverfahren kann mit geringfügigen Modifikationen
bei Fahrzeugen mit unterschiedlichen Reifenschlupfregelsyste
men, wie ABS, ASR, SMR und GDB, verwendet werden.
Claims (10)
1. Verfahren zum Abgleichen von Raddrehzahlen für ein Kraft
fahrzeug, insbesondere mit einem Radschlupfregelsystem,
dadurch gekennzeichnet,
daß für die Räder Drehzahlskalierungsfaktoren zum Bilden einan
der angeglichener korrigierter Raddrehzahlen in folgenden
Schritten bestimmt werden:
- a) grobstufige Skalierungsfaktorbestimmung mittels Durchfüh ren eines schnellen Grobabgleichs auf ein Referenzrad, wenn fehlende oder höchstens geringe Kurvenfahrt, das Überschreiten einer Mindestgeschwindigkeit und eine höch stens geringe Fahrzeugbeschleunigung erkannt sind, und
- b) anschließend feinstufige Skalierungsfaktorbestimmung mit tels Durchführen eines Feinabgleichs entweder jedes Rades einer Achse zum jeweils seitengleichen Rad der anderen Achse, wenn ein höchstens geringes Antriebsmoment und das Überschreiten einer Mindestgeschwindigkeit erkannt sind, oder jedes Rades einer Seite zum jeweils achsgleichen, ge genüberliegenden Rad, wenn ein größeres Antriebsmoment, eine höchstens mäßige Kurvenfahrt und das Überschreiten einer Mindestgeschwindigkeit erkannt sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Durchführung des Schrittes a) zunächst
- a.1) ein Rad als Referenzrad ausgewählt und dessen Drehzahlska lierungsfaktor auf einen fest vorgegebenen Wert gesetzt wird sowie anschließend
- a.2) gegebenenfalls wiederholt die Drehzahlen aller Räder ge messen und in Abhängigkeit vom Quotienten der gemessenen Drehzahl jedes Rades zu der des Referenzrades aus den bis herigen Drehzahlskalierungsfaktoren neue Drehzahlskalie rungsfaktoren und daraus grob korrigierte Drehzahlen für alle Räder ermittelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Schritt a.1) die Drehzahlen aller Räder einmalig gemes
sen werden und dasjenige Rad als Referenzrad ausgewählt wird,
das die geringste Drehzahlabweichung vom arithmetischen Mittel
wert aller gemessenen Drehzahlen aufweist.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Schritt a.2) so oft wiederholt wird, bis sämtliche Ab
weichungen der neu bestimmten von den bisherigen Drehzahlska
lierungsfaktoren einen vorgegebenen Grenzwert unterschreiten.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß am Ende der schnellen Grobeichung ein antriebsmomentabhän
giger Offsetbetrag zu den neu ermittelten Drehzahlskalierungs
faktoren für die Hinterräder addiert wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Schritt b) zum Feinabgleich eines Rades zu einem anderen
gegebenenfalls wiederholt die Drehzahl des einen Rades gemessen
und in Abhängigkeit vom Quotienten dieser im Feinabgleich ge
messenen Drehzahl zu der im Grobabgleich ermittelten Drehzahl
des anderen Rades aus den bisherigen Drehzahlskalierungsfakto
ren neue Drehzahlskalierungsfaktoren und daraus fein korrigier
te Drehzahlen für die beiden Räder ermittelt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Ermittlung der neuen Drehzahlskalierungsfaktoren die
bisherigen Drehzahlskalierungsfaktoren inkremental in Richtung
zu Skalierungsfaktorwerten hin erhöht werden, die sich aus den
Quotienten der gemessenen Raddrehzahlen der beiden jeweils be
trachteten Räder ergeben.
8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß im ersten Fall des Schrittes b) die Hinterräder zu den sei
tengleichen Vorderrädern fein abgeglichen werden, wobei die aus
dem Grobabgleich ermittelten Drehzahlskalierungsfaktoren der
Vorderräder konstant gehalten und die Drehzahlskalierungsfakto
ren der Hinterräder neu ermittelt werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8,
dadurch gekennzeichnet
daß im zweiten Fall des Schrittes b) bei dem Feinabgleich der
Drehzahlen achsgleicher Räder jeweils für beide Räder neue
Drehzahlskalierungsfaktoren aus den bisherigen durch jeweilige
inkrementale Veränderung der beiden bisherigen Drehzahlskalie
rungsfaktoren aufeinanderzu ermittelt werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß zur Erkennung des Maßes an Kurvenfahrt die Drehzahlen des
linken und des rechten Rades einer Achse zeitabhängig erfaßt,
die jeweilige Links/Rechts-Abweichung ermittelt und deren Zeit
abhängigkeit differenziert wird, wobei auf fehlende oder höch
stens geringe Kurvenfahrt geschlossen wird, wenn die differen
zierte Links/Rechts-Abweichung einen vorgebbaren Grenzwert un
terschreitet.
Priority Applications (3)
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---|---|---|---|
DE4327491A DE4327491C2 (de) | 1993-08-16 | 1993-08-16 | Verfahren zum Abgleichen der Raddrehzahlen für ein Kraftfahrzeug |
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Family Applications (1)
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Owner name: DAIMLER-BENZ AKTIENGESELLSCHAFT, 70567 STUTTGART, |
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