DE4327364C2 - Gefärbtes Kunsthaar für die Implantation und Verfahren zur Herstellung desselben - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft gefärbtes Kunsthaar für die Implantation und ein Verfahren zu dessen Herstellung.

Die durch die DE-OS 23 39 381 bekannten, bisher zur Implantation vorgesehenen synthetischen Haare, die in üblicher Weise eingefärbt waren, wiesen den Nachteil auf, daß ihre Oberfläche nicht frei von Farbstoffpartikeln war, so daß die Gefahr der Fremdkörperreaktion gegeben war. Selbst bei der Einfärbung von chirurgischen Nähfäden mit Dispersionsfarbstoffen wird von keinem Farbstoffhersteller eine Fremdkörperreaktion-Freistellung gegeben. Im Gegenteil, es wird davor gewarnt, Farbstoffe langfristig mit Blut in Verbindung zu bringen, da das Blut den Farbstoff auswaschen kann und dann die Farbstoffmoleküle im gesamten Körper verteilt werden.

Es stellt sich somit die Aufgabe, synthetische Haare mit farbstoff-freier Oberfläche für die Implantation zu schaffen, so daß keine durch Farbpartikel hervorgerufene Fremdkörperreaktionen möglich sind.

Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung durch ein gefärbtes Kunsthaar für die Implantation gelöst, das im Innenbereich gefärbt ist und an seiner Oberfläche keine Farbpigmente mehr aufweist. Durch das Verfahren zur Herstellung des Kunsthaars gemäß der Erfindung wird das Kunsthaar unter Einpressen des Haarfärbemittels gefärbt und anschließend reduktiv oder oxidativ behandelt.

Ebenso wie beim Naturhaar, in dem das Melanin im Haar verankert ist und durch die glasklare Keratinschicht des äußeren Cuticulars scheint, weist das erfindungsgemäße gefärbte Kunsthaar eine glasklare Oberfläche auf, während die Farbpartikel in den Innenbereichen eingelagert sind.

Zur Erreichung dieses erfindungsgemäßen Aufbaus des gefärbten Kunsthaars wird die Farbe in das Haar hineingepreßt. Die Tiefenfärbung wird dadurch erreicht, daß die Färbezeit um ein Vielfaches über der normalen Färbezeit von Kunststoffen liegt. Es ist zweckmäßig, eine Färbezeit von mindestens 150 Minuten anzuwenden, so daß die Farbstoffpartikel von der Oberfläche in die Innenbereiche der Kunstfaser gewandert sind. Das Einpressen der Farbe in die Kunststoff-Faser erfolgt zweckmäßig bei Drücken von über 393 kN/m2 (4 atü). Auf diese Weise ist die angestrebte Tiefenfärbung der Faser gewährleistet.

Nach dem Einpressen des Haarfärbemittels wird die Oberfläche des Kunsthaars durch eine reduktive oder oxidative Behandlung gereinigt. Danach sind keine Farbpigmente mehr an der Oberfläche der Faser vorhanden.

Als Kunststoff-Faser für die erfindungsgemäßen gefärbten Kunsthaare können beliebige Kunststoff-Fasern eingesetzt werden. Besonders vorteilhaft erweisen sich Polyesterfasern mit einer Alkaliaufrauhung sowie Fasern aus Gemischen von Polyester und Polyethylen. Dabei eignen sich sowohl Substratmischungen als auch die separaten Fasermischungen. Ferner können neben Polyester z. B. auch Polyethylen, Polyacrylverbindungen, PVC oder Polyamid sowie deren Copolymere oder Gemische dieser Verbindungen zur Herstellung der erfindungsgemäßen gefärbten Kunsthaare eingesetzt werden.

Die Einfärbung des Kunsthaares erfolgt mit üblichen Haarfärbemitteln, insbesondere Dispersionsfarbstoffen.

Die Nachbehandlung zur Reinigung der Oberfläche der Fasern wird mit Reduktionsmitteln oder Oxidationsmitteln durchgeführt. Unter der Vielzahl verwendbarer Reduktionsmittel erwiesen sich Natriumhydrosulfit bzw. Natriumbisulfit als besonders günstig. Die oxidative Nachbehandlung kann mit üblichen Oxidationsmitteln erfolgen, wobei sich Natriumpermanganat als besonders geeignet erwies.

Das erfindungsgemäße gefärbte Kunsthaar, welches an seiner Oberfläche keine Farbpigmente aufweist, ist ohne auslösende Komplikationen zur Implantation in die menschliche Kopfhaut verwendbar. Bei der Verwendung des gefärbten Kunsthaars zur Implantation in die menschliche Kopfhaut erwies es sich jedoch als zweckmäßig, das Haar in die Hauteinstichtiefe zu versiegeln. Hierzu wird ein elastischer Film aufgebracht, um so einen besseren Anschluß von Haut und Haar zu gewährleisten und auf diese Weise das Eindringen von Mikroorganismen zu verhindern. Es wird ein Film verwendet, der ausschließlich an das Kunsthaar anbindet und nicht an das umgebende Gewebe. Dieser Film ist biokompatibel und biodegrabel. Durch diesen Schutzfilm ist der Einsatz von Antibiotika nicht erforderlich.

Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele erläutert:

Beispiel 1

Polyesterfaser wird unter Verwendung eines Dispersionsfarbstoffs unter Zugabe von 3 g/l Leomin OR (Dispergiermittel) und unter Einstellung des PH-Wertes mit Essigsäure auf 5 bis 6 bei einem Druck von 393 kN/m2 (4 atü) einer Färbetemperatur von 130°C, einer Färbezeit von 150 Minuten und einem Flottenverhältnis von 1 : 4 bis 1 : 5 eingefärbt.

Daran schließt sich eine reduktive Nachbehandlung mit 4 cm3/l Natronlauge 30%-ig, 3 g/l Natriumhydrosulfit, 3 g/l Leomin OR während 30 Minuten bei 75 bis 80°C an.

Das danach erhaltene gefärbte Kunsthaar weist eine farbstoff­ freie Oberfläche auf und ergibt nach Implantation in die menschliche Kopfhaut keinerlei nachteilige Fremdkörperreaktionen.

Beispiel 2

Polyethylen wird mit einem Dispersionsfarbstoff unter Zugabe von 30 g/l Finish VP 1474E (Produkt auf Siliconbasis), 10 g/l Katalysator WK (für Finish VP 1474E), 25 g/l Imperonbinder CF (Produkt auf Acrylbasis) und 5 g/l Katalysator CR (für Imperonbinder CF) bei einem Flottenverhältnis von 1 : 4 und einer Temperatur von 140 °C eingefärbt. Das Klotzen erfolgt bei einem Druck von 490 kN/m2 (5 atü), wonach getrocknet und thermofixiert wird.

Daran schließt sich eine oxidative Nachbehandlung mit Kaliumpermanganat an.

Die durch Tiefenfärbung eingefärbte Polyethylenfaser weist keine Farbstoffpartikel an ihrer Oberfläche auf. Das Kunsthaar wird in die menschliche Kopfhaut implantiert und die Hauteinstichtiefe mit einem elastischen Film versiegelt. Das Implantat wurde einwandfrei vertragen und führte zu keinerlei Komplikationen.

Claims (6)

1. Gefärbtes Kunsthaar für die Implantation, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar im Innenbereich gefärbt ist und an seiner Oberfläche keine Farbpigmente aufweist.

2. Gefärbtes Kunsthaar nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunsthaar aus Polyester oder aus dessen Gemischen mit Polyethylen besteht.

3. Gefärbtes Kunsthaar nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn­ zeichnet, daß dieses in der Hauteinstichtiefe durch einen elastischen oder unelastischen Film versiegelt ist.

4. Verfahren zur Herstellung von gefärbtem Kunsthaar für die Implantation nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge­ kennzeichnet, daß das Kunsthaar unter Einpressen des Haar­ färbemittels gefärbt und anschließend reduktiv oder oxidativ behandelt wird.

5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß ein Färbedruck von etwa 196 bis 490 kN/m2 (2 bis 5 atü), vorzugsweise jedoch von mehr als 393 kN/m2 (4 atü) angewendet wird.

6. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß eine Färbezeit von mindestens 150 Minuten angewendet wird.