DE4318258A1 - Verfahren zur Rückgewinnung von fluorierten Carbonsäuren - Google Patents
Verfahren zur Rückgewinnung von fluorierten CarbonsäurenInfo
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Description
Für die Polymerisation fluorierter Monomerer in wäßriger
Dispersion werden fluorierte Emulgatoren eingesetzt, da
diese keine telogene Aktivität aufweisen. Hauptsächlich
werden gutlösliche Salze von Perfluorcarbonsäuren,
insbesondere das Ammoniumsalz der Perfluoroctansäure,
verwendet. Für diesen Zweck müssen die zugrundeliegenden
Säuren eine hohe Reinheit aufweisen, da Verunreinigungen das
Anspringen der Polymerisation be- oder gar verhindern
können, Störungen im Polymerisationsablauf, beispielsweise
durch Kettenübertragung, auftreten können oder ein Abbruch
der Polymerisation erfolgen kann.
Diese Reinheitskriterien machen bisher die Wiedergewinnung
der genannten Säuren sehr schwierig und außerordentlich
aufwendig. Erschwerend wirkt hierbei, daß die Säuren bei der
Rückgewinnung durch Auswaschung mit Laugen, beispielsweise
aus der Abluft, ihre Tensidwirkung entfalten, indem sie
einen schwer zu beherrschenden Schaum bilden. Häufig werden
deshalb Schaumdämpfer eingesetzt, die eine Aufarbeitung der
zugrundeliegenden Säuren weiter erschweren.
Versucht man aus derartigen Gemischen die Säuren
- beispielsweise mit Schwefelsäure - freizusetzen und
anschließend durch Destillation zu gewinnen, so scheitert
dies schon daran, daß hierbei diese Säuren kristallisierende
Hydrate bilden, die die Destillationsapparatur zusetzen
können. Außerdem werden hierbei Destillationsrückstände
erzeugt, die noch erhebliche Mengen an Fluor enthalten und
deren Entsorgung sehr aufwendig ist.
Es wurde nun ein Verfahren gefunden, das die Verwertung der
genannten fluorierten Carbonsäuren aus Gemischen erlaubt, in
denen diese Säuren auch als Salze vorliegen können, das die
genannten Nachteile nicht aufweist. Erfindungsgemäß wird
hierzu die fluorierte Carbonsäure aus dem Ausgangsmaterial
im wäßrigen Medium mit einer hinreichend starken Säure
nötigenfalls freigesetzt und mit einem geeigneten Alkohol zu
einem Ester umgesetzt, der destillativ abgetrennt wird.
Falls eine Freisetzung der Carbonsäure aus ihrem Salz nicht
erforderlich ist, genügt selbstverständlich eine
katalytische Menge an Säure für die Veresterung.
Als Ausgangsmaterial sind feste und flüssige Produkte
geeignet, die Salze der fluorierten Carbonsäuren enthalten.
In der Praxis handelt es sich hierbei um die Natriumsalze,
aber selbstverständlich sind analoge Salze wie Kaliumsalze
nicht ausgeschlossen. Die Ausgangsmaterialien können neben
den bereits genannten Schaumdämpfern auch noch andere
anorganische oder organische Verunreinigungen enthalten,
sofern diese nicht flüchtige Verbindungen bilden, die bei
der Destillation des gewünschten Esters stören.
Als hinreichend starke Säure zur Freisetzung der fluorierten
Carbonsäure verwendet man in der Praxis Schwefelsäure.
Selbstverständlich sollen aber auch hier gleichwirkende
Säuren nicht ausgeschlossen werden.
Als Alkoholkomponente kommt in erster Linie Methanol in
Betracht, da es preiswert ist und einen leichtflüchtigen
Ester bildet. Der Einsatz anderer Alkohole, beispielsweise
Ethanol oder Isopropanol, ist möglich, erbringt aber keine
Vorteile.
Im folgenden werden weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der
Erfindung näher erläutert, wobei der Einfachheit halber
jeweils nur die bevorzugten Reaktionsteilnehmer
beziehungsweise Reagenzien erwähnt werden. Die
Perfluoroctansäure wird hierbei als "PFOS" abgekürzt.
Ein Destillationsgefäß wird mit wäßriger Schwefelsäure,
vorzugsweise mit 60gew.%iger Schwefelsäure, in einer solchen
Menge beschickt, daß aus dem anschließend eingetragenen
Natriumsalz der PFOS - in fester Form oder als Suspension,
die noch freie Natronlauge enthalten kann - die PFOS
freigesetzt wird. Zweckmäßig enthält die genannte Suspension
etwa 1 bis etwa 70%, vorteilhaft etwa 5 bis etwa 40%, des
Natriumsalzes und nicht mehr als 40% freie Natronlauge.
Anschließend wird eine überschüssige Menge Methanol,
zweckmäßig 10 mol pro mol PFOS, zudosiert und das
Reaktionsgemisch langsam auf eine Sumpftemperatur von etwa
70 bis etwa 90°C, vorzugsweise 85°C, erhitzt. Ab dieser
Temperatur destilliert ein ternäres Gemisch aus Wasser,
Methanol und PFOS-Methylester über, das sich nach der
Kondensation in zwei Phasen auftrennt. Die untere, schwerere
Phase (Dichte 1,7 g/cm³) besteht aus über 98 Gew.-%
PFOS-Methylester und die obere Phase aus einem Gemisch von
Methanol und Wasser. Die untere Phase wird abgetrennt und
die obere Phase in den Prozeß zurückgeführt. Die
Destillation wird solange fortgesetzt, bis im Destillat
keine Phasentrennung mehr erfolgt. Das verbleibende
Methanol-Wassergemisch wird abgetrennt, zweckmäßig
abdestilliert, und für einen folgenden Ansatz
wiederverwendet. Als Destillationsrückstand bleibt eine
circa 25 Gew.-% Natriumsulfat und circa 5 Gew.-%
Schwefelsäure enthaltende wäßrige Lösung, die nur etwa 0,1%
organische Substanz und nur etwa 0,01% Fluor enthält.
In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung
wird der PFOS-Methylester unmittelbar in das Ammoniumsalz
der PFOS überführt. Überraschenderweise kann hierzu der
anfallende Rohester unmittelbar mit wäßriger Ammoniaklösung
verseift werden, wodurch ein Produkt in der erforderlichen
Reinheit gewonnen wird.
Vorteilhaft wird hierzu wäßrige Ammoniaklösung von
zweckmäßig 25 Gew.-% Ammoniakgehalt und Wasser in ein
Rührgefäß gegeben und hierzu der Rohester zudosiert. Man
erwärmt auf etwa 70 bis 95°C und rührt solange, bis die
anfangs trübe Reaktionsmischung vollständig klar wird. Bei
einer Sumpftemperatur von etwa 95°C wird dann ein Gemisch
von Methanol und Wasser abdestilliert, das für die
Veresterung eingesetzt werden kann. Die zurückbleibende
Lösung des Ammoniumsalzes der PFOS kann - nötigenfalls nach
Filtration - unmittelbar als Emulgator für die
Polymerisation fluorierter Monomerer eingesetzt werden. Der
Amidgehalt ist unter 0,1 Gew.-%.
Insbesondere in der vorstehend genannten bevorzugten
Ausgestaltung gelingt es also, in einem eleganten,
unaufwendigen Verfahren den teuren Wertstoff
PFOS-Ammoniumsalz in hoher Ausbeute und der geforderten
Reinheit aus stark verunreinigten Ausgangsmaterialien
wiederzugewinnen. Besonders vorteilhaft ist, daß bei diesem
Verfahren keine schwer zu entsorgenden Abfälle erhalten
werden, auch dann, wenn das eingesetzte Material
Verunreinigungen wie Schaumdämpfer enthält.
Der anfallende PFOS-Methylester kann selbstverständlich auch
in anderer Weise weiterverarbeitet werden, beispielsweise zu
freier PFOS verseift werden. Da ein Ester ein aktiviertes
Säurederivat darstellt, sind selbstverständlich auch andere
übliche Weiterverarbeitungsmaßnahmen möglich, wie
Umesterungen oder Überführung in Amide.
Die Erfindung wird in den folgenden Beispielen näher
erläutert. Sofern keine anderen Angaben gemacht werden, sind
Prozente Gewichtsprozente und Teile Gewichtsteile.
In einem Rührgefäß werden 2000 Teile 60%ige Schwefelsäure
vorgelegt und auf 50°C erwärmt. Unter Rühren werden dann
3000 Teile PFOS-Natriumsalz in Form einer Suspension
zudosiert, die 15% des Natriumsalzes und 25%
Natriumhydroxid enthält. Hierbei wird durch Kühlen die
Temperatur bei etwa 60°C gehalten. Anschließend werden
350 Teile Methanol langsam zudosiert und das Gemisch
allmählich erhitzt. Ab einer Sumpftemperatur von 85°C
destilliert ein ternäres Gemisch aus Wasser, Methanol und
PFOS-Methylester über. Das Destillat trennt sich nach der
Kondensation in zwei Phasen auf: Die untere Phase (Dichte
1,7 g/cm³) besteht aus PFOS-Methylester mit einer Reinheit
größer 98%, die obere Phase aus 70%igem Methanol. Die obere
Phase wird in das Destillationsgefäß zurückgeführt und das
Verfahren solange fortgesetzt, bis im Kondensat keine
Phasentrennung mehr erkennbar ist.
Das überschüssige Methanol wird als 70%iges Methanol-
Wassergemisch abdestilliert und für einen folgenden Ansatz
verwendet. Der Destillationsrückstand besteht aus Wasser mit
einem Gesamtfluorgehalt von 0,01%, einem Gehalt an
Natriumsulfat von circa 25%, einem Gehalt an Schwefelsäure
von circa 5% und einem Gehalt von etwa 0,1% organischer
Substanz entsprechend einem CSB-Wert von 1500 mg O₂/kg.
In ein Destillationsgefäß werden 1504 Teile Wasser und
150 Teile 25%ige Ammoniaklösung gegeben und unter Rühren
werden 428 Teile PFOS-Methylester langsam zudosiert. Das
Gemisch wird zunächst auf 75°c erhitzt, bei dieser
Temperatur 30 Minuten gerührt und anschließend 5 Stunden bei
90°C gerührt. Hierbei wird die anfangs trübe Mischung
vollständig klar. Man erhitzt weiter bis zu etwa 95°C
Sumpftemperatur, wobei bei einer Kopftemperatur von 70 bis
99°C 680 Teile eines etwa 5%igen Methanol-Wassergemisches
überdestillieren. Als Destillationsrückstand bleibt eine
wäßrige Lösung mit einem Gehalt an 30% PFOS-Ammoniumsalz,
die - nötigenfalls nach Filtrieren - unmittelbar als
Emulgator für die Polymerisation fluorierter Monomerer
eingesetzt werden kann.
Claims (7)
1. Verfahren zur Rückgewinnung von fluorierten Carbonsäuren
in verwertbarer Form aus verunreinigten
Ausgangsmaterialien, dadurch gekennzeichnet, daß man aus
diesen Materialien im wäßrigen Medium mit einer
hinreichend starken Säure die fluorierte Carbonsäure
nötigenfalls freisetzt, diese mit einem geeigneten
Alkohol umsetzt und den gebildeten Ester abdestilliert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Ausgangsmaterial Perfluoroctansäure oder ihr Salz
enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Ausgangsmaterial die fluorierte
Carbonsäure als Natriumsalz enthält.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Alkohol
Methanol ist.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die hinreichend
starke Säure Schwefelsäure ist.
6. Ausgestaltung des Verfahrens nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der gebildete Ester mit wäßriger Ammoniaklösung zum
Ammoniumsalz der fluorierten Carbonsäure verseift wird.
7. Verwendung des nach Anspruch 6 erhaltenen Ammoniumsalzes
als Emulgator bei der Polymerisation fluorierter
Monomerer.
Priority Applications (9)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
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