DE4307731A1 - Leichtzündendes Schießpulver mit geringer Anfälligkeit gegen Wärme- und Stoßeinwirkungen - Google Patents
Leichtzündendes Schießpulver mit geringer Anfälligkeit gegen Wärme- und StoßeinwirkungenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft das Gebiet der Schießpulver (Treib-
und Schießstoffe) für Waffen. Insbesondere betrifft die Er
findung ein Schießpulver, das vorwiegend aus einem ener
giereichen Füllstoff und einem Bindemittel besteht und das
gleichzeitig eine geringe Anfälligkeit (gegen Wärme- und
Stoßeinwirkungen) aufweist und leicht entzündbar ist.
Herkömmliche Munition, die Füllstoffe auf der Basis von Ni
trocellulose und gegebenenfalls von Nitroglycerin enthalten,
weisen den großen Nachteil auf, daß sie gegenüber einer Ein
wirkung von Wärme und Geschossen sehr empfindlich sind. Ihre
Lagerung in geschlossenen und isolierten Kampffahrzeugen, wie
gepanzerten Fahrzeugen, Kampfflugzeugen oder Kriegsschiffen,
bringt daher ernsthafte Sicherheitsprobleme mit sich.
Man hat versucht, diese Schwierigkeit durch Bereitstellung
von Munition mit einer neuen Generation von Schießpulver, das
gegenüber der Einwirkung von Geschossen und gegenüber Wärme
einwirkung weniger empfindlich ist, zu überwinden. Diese Pul
ver, die als "Pulver mit geringer Anfälligkeit
(Verletzbarkeit)" bezeichnet werden, bestehen im wesentlichen
aus einem energiereichen Füllstoff, wie Hexogen und Octogen,
und einem Bindemittel vom Typ eines organischen Polymeren,
z. B. einem Polyurethan oder einem Polyester. Derartige
Schießpulver sind beispielsweise in den französischen Paten
ten 2 159 826 und 2 577 919 sowie in den entsprechenden
Druckschriften GB 1 358 886 und US 4 657 607 beschrieben.
Man kann als Bindemittel auch organische Cellulosederivate,
wie Celluloseacetobutyrat einsetzen, wobei die Anwendung
eines Lösungsmittels erforderlich ist. Diese Zusammensetzun
gen sind beispielsweise in US-Patent 4 842 659 beschrieben.
Diese Schießpulver zeigen eine gute Beständigkeit gegen Stoß-
und Wärmeeinwirkungen und ermöglichen die Bereitstellung von
risikoärmerer Munition, die unter der englischen Bezeichnung
"LOVA" (Low Vulnerability Ammunitions) bekannt ist. Diese Mu
nition weist aber einen neuen Nachteil auf: Sie zeigt eine
geringe Zündempfindlichkeit, was beim Einsatz bestimmte
Schwierigkeiten mit sich bringt.
Die Fachwelt sucht daher nach einem Schießpulver, das sich
gleichzeitig durch eine geringe Anfälligkeit und gute Zünd
eigenschaften auszeichnet. Aufgabe der Erfindung ist daher
die Bereitstellung eines derartigen Schießpulvers.
Die Erfindung betrifft ein Schießpulver für Waffen, das einen
energiereichen Füllstoff enthält, der aus mindestens einer
organischen Nitroverbindung und einem aus mindestens einem
organischen Polymeren bestehenden Bindemittel besteht und das
dadurch gekennzeichnet ist, daß es mindestens ein Additiv aus
der Gruppe Lithiumfluorid, Ammoniumfluorid und Lithiumnitrat
enthält.
Vorzugsweise handelt es sich beim energiereichen Füllstoff um
ein Nitramin, das aus der Gruppe Hexogen, Octogen, Nitro
guanidin und Triaminoguanidinnitrat ausgewählt ist.
Gemäß einer ersten Ausführungsform der Erfindung handelt es
sich bei dem Bindemittel um ein inertes Bindemittel, das vor
zugsweise aus der Gruppe der vernetzbaren Bindemittel, z. B.
Polyurethane oder Polyester, oder der thermoplastischen Bin
demittel, z. B. thermoplastische Cellulosederivate, wie Cellu
loseacetobutyrat, ausgewählt ist.
Gemäß einer zweiten Ausführungsform ist das energiereiche
Bindemittel aus der Gruppe der Polyurethane, die aus Glyci
dylazid-Polymeren oder -Copolymeren erhalten worden sind,
ausgewählt.
Das Additiv ist im Schießpulver im allgemeinen in einem Ge
wichtsanteil von 0,5 bis 3 %, bezogen auf die gesamten Pul
verbestandteile, und vorzugsweise in einer Menge von etwa 1
Gew.-% enthalten.
Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung handelt
es sich beim Additiv um Lithiumfluorid.
Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausführungsform der Erfin
dung wird das Additiv in Kombination mit Acetylenruß verwen
det.
Vorzugsweise beträgt der Anteil des Acetylenrußes im Schieß
pulver 0,05 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf die gesamten Be
standteile des Schießpulvers.
Es wurde überraschenderweise festgestellt, daß das erfin
dungsgemäße Schießpulver gute Zündeigenschaften aufweist und
dennoch eine Unempfindlichkeit gegen Geschoßeinwirkungen be
sitzt, die nicht nur der entsprechenden Beschaffenheit von
Schießpulver von geringer Anfälligkeit mit einem Gehalt an
dem gleichen energiereichen Füllstoff und dem gleichen Bin
demittel, jedoch ohne Zusatz des erfindungsgemäßen Additivs
entspricht, sondern gegenüber diesem Produkt sogar noch ver
bessert ist.
Nachstehend findet sich eine ausführliche Erläuterung der Er
findung unter Bezugnahme auf Fig. 1, die das Verhalten be
stimmter erfindungsgemäßer Schießpulver beim sogenannten
Heißkugeltest (hot ball test) im Vergleich zu zwei entspre
chenden Schießpulvern, die nicht das erfindungsgemäße Additiv
enthalten, zeigt.
Wie bereits erwähnt, betrifft die Erfindung Schießpulver
(nachstehend auch kurz als "Pulver" bezeichnet) von geringer
Anfälligkeit, die aus einem energiereichen Füllstoff und
einem Bindemittel bestehen.
Der energiereiche Füllstoff besteht aus mindestens einer or
ganischen Nitroverbindung, bei der es sich vorzugsweise um
ein Nitramin handelt, das aus der Gruppe Hexogen, Octogen,
Nitroguanidin und Triaminoguanidinnitrat ausgewählt ist.
Das Bindemittel besteht aus mindestens einem organischen Po
lymeren. Im Rahmen der vorliegenden Erfindung kann man ein
inertes Bindemittel oder ein energiereiches Bindemittel ver
wenden. Als inerte Bindemittel kann man vernetzbare Binde
mittel, z. B. ein Polyurethan oder einen Polyester, oder ein
thermoplastisches Bindemittel und insbesondere ein von Cel
lulose abgeleitetes thermoplastisches Bindemittel, wie Cel
luloseacetobutyrat, verwenden. Im Fall der vernetzbaren Bin
demittel, werden von Polybutadien abgeleitete Bindemittel,
die Hydroxylgruppen enthalten, besonders bevorzugt.
Als energiereiches Bindemittel kann man Polyurethane verwen
den, die aus hydroxylierten Polymeren oder Copolymeren von
Glycidylazid und insbesondere von Polyglycidylazid abgeleitet
sind.
Im allgemeinen liegt das Gewichtsverhältnis von Bindemittel
zu energiereichem Füllstoff in der Nähe von 20:80.
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung besteht darin, daß das
Schießpulver mindestens ein Additiv enthält, das aus der
Gruppe Lithiumfluorid, Ammoniumfluorid und Lithiumnitrat aus
gewählt ist.
Die Anwesenheit von mindestens einem dieser Additive verleiht
den erfindungsgemäßen Schießpulvern ihre guten Zünd
eigenschaften, wobei dabei ihre geringe Anfälligkeit erhalten
bleibt. Die Verwendung von bestimmten dieser Additive in für
Raketenmotoren bestimmten Treibstoffzusammensetzungen, ist
bekannt. So beschreibt das US-Patent 3 156 594 Zusammenset
zungen für Raketenmotoren auf der Basis von Ammoniumperchlo
rat mit einem Gehalt an Lithiumfluorid zur Verbesserung der
Plateauwirkung dieser Zusammensetzungen, d. h. ihrer relativen
Konstanz (während der Verbrennung) der Verbrennungsgeschwin
digkeit im Bezug zum Betriebsdruck. Jedoch sind nach Kenntnis
der Anmelderin diese Additive in Treib- und Schießstoffen für
Waffen nie eingesetzt worden.
Der Gewichtsanteil des Additivs im erfindungsgemäßen Pulver
beträgt im allgemeinen 0,5 bis 3 Gew.-%, bezogen auf die ge
samten Pulverbestandteile. Vorzugsweise liegt dieser Anteil
im Bereich von 1 Gew.-%.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wird als Additiv Lithi
umfluorid bevorzugt.
Schließlich wird gemäß einer weiteren bevorzugten Ausfüh
rungsform der Erfindung dieses Additiv in Verbindung mit Ace
tylenruß eingesetzt. Unter "Acetylenruß" ist im Rahmen der
vorliegenden Erfindung ein Ruß zu verstehen, der durch Ver
brennung von Acetylen gewonnen wird und dessen spezifische
Oberfläche etwa 70 m2/g beträgt. Es wurde jedoch festge
stellt, daß es zur gleichzeitigen Gewährleistung einer ge
ringen Anfälligkeit und guter Zündeigenschaften erforderlich
ist, daß dieses Additiv nur in Verbindung mit Acetylenruß
verwendet werden darf, wobei sämtliche anderen analogen Koh
lenstoffverbindungen ausgeschlossen sind. Insbesondere ist es
im Rahmen der vorliegenden Erfindung nicht möglich, dieses
Additiv mit Graphit zu kombinieren, obgleich Graphit üb
licherweise auf dem Gebiet der Treib- und Schießstoffe als
Überzugsmittel verwendet wird.
Der Gewichtsanteil des Acetylenrußes im Schießpulver beträgt
im allgemeinen 0,05 bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf die gesamten
Pulverbestandteile. Vorzugsweise liegt dieser Anteil in der
Nähe von 0,2 Gew.-%.
Die Herstellung des Pulvers erfolgt nach dem Fachmann geläu
figen Techniken.
Bei Verwendung eines thermoplastischen Bindemittels kann man
vorteilhafterweise unter Verwendung von Lösungsmitteln ab
laufende Techniken anwenden, bei denen das Bindemittel, der
energiereiche Füllstoff, die verschiedenen Adjuvantien, die
erfindungsgemäßen Additive und gegebenenfalls Acetylenruß, in
Gegenwart von Lösungsmitteln, wie Ether, Aceton und Es
sigsäureethylester, gegebenenfalls zusammen mit Ethanol, ver
mischt werden. Die auf diese Weise erhaltene Paste wird so
dann extrudiert und zu Teilchen zerschnitten, die dann vor
der Endbehandlung getrocknet werden.
Handelt es sich beim Bindemittel um ein durch Polykondensa
tion erhaltenes vernetzbares Polymeres, so kann man sich
eines Schneckenextruders bedienen, in den die Grundbestand
teile des Bindemittels, der energiereiche Füllstoff, die Ad
juvantien, die erfindungsgemäßen Additive und gegebenenfalls
der Acetylenruß eingespeist werden. Die Paste wird während
der Vernetzung extrudiert und zu Teilchen zerschnitten, bevor
die Kondensationsreaktion beendet wird.
Handelt es sich beim Bindemittel um ein Polyurethan, das aus
einer polyhydroxylierten Verbindung mit mehr als zwei funk
tionellen Gruppen erhalten worden ist, kann man sich vor
teilhafterweise der im französischen Patent 2 577 919 bzw. im
entsprechenden US-Patent 4 657 607 beschriebenen Technik be
dienen.
Wie bereits vorstehend erwähnt, weist das erfindungsgemäße
Schießpulver gleichzeitig gute Zündeigenschaften und eine
sehr geringe Empfindlichkeit gegen Wärme- und Stoßeinwirkung
auf. Im Vergleich zu bisher bekannten Schießpulvern mit
"geringer Anfälligkeit" gewährleisten sie eine erhebliche
Verbesserung der Zündeigenschaften. Es wurde jedoch auch
festgestellt, daß sie im Vergleich zu entsprechenden Produk
ten der gleichen Zusammensetzung, die aber keine erfindungs
gemäßen Additive enthalten, eine verbesserte Unempfindlich
keit gegenüber einem Einschlag von Geschossen aufweisen. Dies
ist insofern überraschend, als man weiß, daß die Verbesserung
der Zündung eines Schießpulvers von geringer Anfälligkeit
eine Beeinträchtigung seiner Beständigkeit gegen Stoß- und
Wärmeeinwirkung mit sich bringt.
Das erfindungsgemäße Pulver findet seine bevorzugte Anwendung
als Schieß und Treibstoff in ballistischer Munition, bei der
es auf eine Verringerung ihrer Gefährlichkeit ankommt, insbe
sondere bei Munition, die für Bordwaffen von gepanzerten
Fahrzeugen, Kampfflugzeugen und Kriegsschiffen bestimmt ist.
Nachstehend werden bevorzugte Ausführungsformen der Erfindung
anhand von nicht-beschränkenden Beispielen näher erläutert.
Es wurden drei erfindungsgemäße Schießpulver in Form von zy
lindrischen Teilchen mit sieben Löchern, die parallel zu den
Mantellinien des Zylinders angeordnet waren und eine Brenn
dicke (web thickness) von 1,1 mm aufwiesen, hergestellt.
Die drei Schießpulver wiesen folgende Zusammensetzungen auf:
Pulver A | |
- hydroxyliertes Polybutadien mit einem Zahlenmittel des Molekulargewichts von etwa 2800 und einer Hydroxylgruppen-Funktionalität von etwa 0,75 Äquivalenten/kg | |
11,2 Gew.-% | |
- Toluoldiisocyanat | 0,9 Gew.-% |
- Hexogen | 80 Gew.-% |
- Dioctylazelat | 6,3 Gew.-% |
- Adjuvantien (Antioxidationsmittel und Netzmittel) | 0,6 Gew.-% |
- Lithiumfluorid | 1 Gew.-% |
Pulver B | |
- hydroxyliertes Polybutadien wie in Pulver A | |
12,7 Gew.-% | |
- Toluoldiisocyanat | 1,1 Gew.-% |
- Hexogen | 80 Gew.-% |
- Dioctylazelat | 4,3 Gew.-% |
- Adjuvantien (Antioxidationsmittel und Netzmittel) | 0,9 Gew.-% |
- Lithiumfluorid | 1 Gew.-% |
Pulver C | |
- hydroxyliertes Polybutadien mit einem Zahlenmittel des Molekulargewichts von etwa 2800 und einer Hydroxylgruppen-Funktionalität von etwa 0,85 Äquivalenten/kg | |
12,4 Gew.-% | |
- Toluoldiisocyanat | 1,3 Gew.-% |
- Hexogen | 80 Gew.-% |
- Dioctylazelat | 4,3 Gew.-% |
- Adjuvantien (Antioxidationsmittel und Netzmittel) | 1,0 Gew.-% |
- Lithiumfluorid | 1 Gew.-% |
Diese Pulver wurden dem "Heißkugel"-Test (hot ball test) un
terworfen, der international unter der Bezeichnung "Hot Frag
ment Conductive Ingnition Test" oder HFCIT bekannt ist.
Bei der Durchführung dieses Tests fällt eine kalibrierte, auf
eine definierte Temperatur gebrachte Kugel auf ein Bett von
Schießpulverteilchen. Bei den Tests wird für jede Kugelgröße
die Temperaturgrenze bestimmt, oberhalb derer sich das Pulver
entzündet oder reagiert. Dieser Test simuliert somit die Be
ständigkeit des Pulvers gegen den Einschlag eines Geschosses.
In Fig. 1 gibt die kurz gestrichelte Kurve die Temperatur als
Funktion der Kugelmasse für drei erfindungsgemäße Pulver an.
Ferner ist die entsprechende Kurve für ein Vergleichspulver R
angegeben, dessen Zusammensetzung identisch mit der Zusammen
setzung von Pulver A ist, ausgenommen das nicht enthaltene
Lithiumfluorid. Ferner ist eine Kurve aufgeführt, die einem
herkömmlichem Pulver Z auf bloßer Grundlage von Nitrocellu
lose mit einem Energiepotential von 3640 Joules/g, d. h. 870
cal/g, entspricht.
Die geometrische Beschaffenheit der Pulverteilchen R und Z
ist identisch mit der Beschaffenheit der erfindungsgemäßen
Pulverteilchen A, B und C.
Es wird festgestellt, daß die Pulver A, B, C und R im Ver
gleich zum herkömmlichen Pulver auf der Basis von Nitrocel
lulose eine überlegene Unempfindlichkeit gegen Stoßeinwirkung
zeigen und daß bei den erfindungsgemäßen Pulvern A, B und C
im Vergleich zum Pulver R, das kein Lithiumfluorid enthält,
eine wesentliche Temperaturerhöhung erreicht wird, wobei
diese Erhöhung in der Größenordnung von 100°C für Kugeln von
mittlerer Größe liegt.
Ferner wird eine Standardentzündbarkeit (PIS) für das erfin
dungsgemäße Pulver A und für das Pulver R ohne einen Gehalt
an Lithiumfluorid gemessen.
Zur Messung dieser Standardendzündbarkeit wird das Pulver in
einer Bombe mit einem Fassungsvermögen von 70 cm3, die mit
einem Drucksensor ausgerüstet ist, bewertet. Ein das Entzün
dungsprodukt, im allgemeinen Schwarzpulver, enthaltender Be
hälter, der mit einer kalibrierten Berstscheibe verschlossen
ist, wird an einem Ende der Bombe angebracht. Das gegenüber
liegende Ende der Bombe ist mit den zu testenden Pulverteil
chen bedeckt. Diese Teilchen sind nebeneinander in einer ein
zigen Reihe aufgeklebt. Die Achse der Teilchen verläuft par
allel mit der Bombenachse. Der in der Bombe herrschende Druck
wird während des gesamten Tests aufgezeichnet. Daraus wird
eine Entzündungszeit "t1" ermittelt, d. h. der Zeitraum, nach
dem der Druck in der Kammer unter der Einwirkung des Verbren
nungsbeginns des zu testenden Pulvers allmählich ansteigt.
Ferner wird die Entzündungszeit "t2" bestimmt, d. h. der Zeit
punkt, bei dem die Druckerhöhung aufgrund von Ver
brennungsgasen des zu testenden Pulvers den Wert 2 MPa er
reicht.
Folgende Ergebnisse werden erhalten:
Es ist ersichtlich, daß das erfindungsgemäße Pulver A im Ver
gleich zu dem entsprechenden Produkt ohne Additiv nicht nur
eine erhöhte Unempfindlichkeit gegenüber Einschlägen, sondern
auch kürzere Zündzeiten aufweist, was für die stark verbes
serten Zündeigenschaften spricht.
Aus einer bestimmten Anzahl von Pulverzusammensetzungen wer
den Würfel mit einer Kantenlänge von 10 mm hergestellt.
- - Zusammensetzung D : Analog zur Zusammensetzung von Pulver A von Beispiel 1,
- - Zusammensetzung E : Analog zur Zusammensetzung von Pulver A von Beispiel 1, wobei das Lithiumfluorid durch Li thiumnitrat ersetzt wird.
- - Zusammensetzung F : Analog zur Zusammensetzung von Pul ver A von Beispiel 1, wobei das Lithiumfluorid durch Ammo niumfluorid ersetzt wird.
- - Zusammensetzung X : Analog zur Zusammensetzung von Pulver R von Beispiel 1, wobei diese Zusammensetzung kein er findungsgemäßes Additiv enthält.
- - Zusammensetzung G : Analog zur Zusammensetzung von Pulver A von Beispiel 1, wobei das hydroxylierte Polybutadien durch hydroxyliertes Polyglycidylazid ersetzt wird.
Mit diesen Würfeln wird der Heißkugeltest durchgeführt. Fer
ner wird ihr Standardzündvermögen (PIS) wie in Beispiel 1 ge
messen.
Die Ergebnisse sind nachstehend angegeben:
Die Zusammensetzung Go ist identisch mit der Zusammensetzung
G, enthält aber kein Lithiumfluorid.
Aus diesen verschiedenen Tests ergibt sich, daß die erfin
dungsgemäßen Zusätze eine Verbesserung der Stoßbeständigkeit
und der Entzündbarkeit von verschiedenen, bisher bekannten
Pulvern mit verringerter Anfälligkeit ermöglichen, wobei die
Wirkung der Zusätze bei sehr energiereichen Pulvern, wie Pul
vern mit einem Bindemittel auf der Basis von Polyglycidylazid
(Zusammensetzungen G und Go) geringer ist.
Man stellt 2 Pulver von entsprechender geometrischer Anord
nung wie in Beispiel 1 her, die als Bindemittel Cellulose
acetobutyrat enthalten. Als Lösungsmittel wird bei der Her
stellung Essigsäureethylester verwendet. Folgende Zusammen-
setzungen werden herangezogen:
Mit diesen Pulvern wird der Heißkugeltest durchgeführt.
Außerdem wird ihr Standardzündvermögen (PIS) gemäß Beispiel 1
bestimmt.
Die Ergebnisse sind nachstehend zusammengestellt:
Es läßt sich feststellen, daß das erfindungsgemäße Pulver H
im Vergleich zu dem entsprechenden Produkt Ho ohne Additiv
eine geringfügig verbesserte Unempfindlichkeit gegenüber
Stoßeinwirkungen und wesentlich geringere Zündzeiten auf
weist, was für die überlegenen Zündeigenschaften spricht.
Zwei erfindungsgemäße Pulver wurden in Haubitzenmunition vom
Kaliber 105 eingesetzt.
- - Pulver J: Analog zu Pulver A von Beispiel 1, aber in Form von zylindrischen Teilchen mit 19 Löchern mit einem Durchmesser von jeweils 0,3 mm. Die Pulverteilchen weisen eine Brenndicke (web thickness) von 1,5 mm und ein Längen verhältnis (Verhältnis von Länge zu Durchmesser) von 1,57 auf.
- - Pulver K: Identisch mit Pulver J, wobei es zusätzlich in
seiner Masse 0,2 Gew.-% Acetylenruß enthält, wobei die Pro
zentangaben auf die gesamten Pulverbestandteile bezogen
sind. Die Munition wurde mit 5,6 kg Pulver gefüllt. Die
Schießergebnisse sind nachstehend angegeben:
Maximaler Druck in der Waffe:
- - Pulver J: 320 MPa
- - Pulver K: 470 MPa
- Geschwindigkeit des Geschosses beim Verlassen der Kanone:
- - Pulver J: 1342 m/s
- - Pulver K: 1509 m/s.
Es ist ersichtlich, daß die Einverleibung von Acetylenruß in
ein erfindungsgemäßes Pulver, die ballistischen Eigenschaften
des Geschosses verbessert, was für die Verbesserung der Zünd
fähigkeit des Pulvers spricht.
Claims (10)
1. Schießpulver, enthaltend einen energiereichen Füllstoff,
der aus mindestens einer organischen Nitroverbindung und
einem aus mindestens einem organischen Polymeren beste
henden Bindemittel besteht, dadurch gekennzeichnet, daß
es mindestens ein Additiv aus der Gruppe Lithiumfluorid,
Ammoniumfluorid und Lithiumnitrat enthält.
2. Schießpulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich beim energiereichen Füllstoff um ein Nitramin
handelt, das aus der Gruppe Hexogen, Octogen, Nitro
guanidin und Triaminoguanidinnitrat ausgewählt ist.
3. Schießpulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich beim Bindemittel um ein inertes Bindemittel han
delt.
4. Schießpulver nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß
das inerte Bindemittel unter Polyurethanen, Polyestern
und thermoplastischen Cellulosederivaten ausgewählt ist.
5. Schießpulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich beim Bindemittel um ein energiereiches Bin
demittel handelt, das unter Polyurethanen, die aus Poly
meren oder Copolymeren von Glycidylazid erhalten worden
sind, ausgewählt ist.
6. Schießpulver nach Anspruch l, dadurch gekennzeichnet, daß
der Gewichtsanteil des Additivs im Pulver 0,5 bis 3 Gew.-%,
bezogen auf die gesamten Bestandteile des Pulvers, be
trägt.
7. Schießpulver nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Gewichtsanteil des Additivs im Pulver in der Nähe von
1 Gew.-% liegt.
8. Schießpulver nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich beim Additiv um Lithiumfluorid handelt.
9. Schießpulver nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das Additiv in Verbindung mit Acetylenruß verwendet wird.
10. Schießpulver nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß
der Gewichtsanteil des Acetylenrußes im Pulver 0,05 bis
0,5 Gew.-%, bezogen auf die gesamten Pulverbestandteile,
beträgt.
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