DE2263860B2 - Feststoff-Projektiltreibladung - Google Patents
Feststoff-ProjektiltreibladungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft eine Feststoff-Projektiltreibladungaus
mit Triaminoguanidinnitrat vermischter plastifizierter Nitrocellulose.
Projektiltreibladungen unterscheiden sich von hochexplosiven Sprengstoffen dadurch, daß die Geschwindigkeit
der Energiefreisetzung bei der Eigenverbrennung innerhalb bestimmter Grenzen geregelt
ist. Nitrocellulose bildet die Basis für alle modernen Schießpulver und sie wird typischerweise heutzutage
mit Nitroglycerin kombiniert, wobei das sogenannte rauchlose Pulver entsteht. Moderne Pulver können
beliebige Formen haben, z. B. die Form von Flocken, Streifen, Kinkeln und zylindrische Körper. Der Ausdruck
»einbasiges Pulver« bezieht sich im allgemeinen auf kolloidierte Nitrocellulose in Abwesenheit von
Nitroglycerin oder anderen Weichmachern. Der Ausdruck »zweibasiges Pulver« bezieht sich im allgemeinen
auf Pulver, welche Nitrocellulose und Nitroglycerin oder andere Weichmacher enthalten. Diese
zweibasigen Pulver enthalten gewöhnlich 15 bis 40% Nitroglycerin. Ihre Wirkungsweise ist mit einigen unerwünschten
Merkmalen behaftet. Die auftretende hohe Brenntemperatur verursacht z. B. im Vergleich
zu cinbasigcn Pulvern eine übermäßige Erosion im Rohr oder im Lauf. Darüber hinaus ist die Handhabung
von Nitroglycerin sehr gefährlich.
Die frühen einbasigen Treibladungen aus Nitrocellulose
mit einem Stickstoffgehalt von 13,15% hatten eine spezifische Energie von etwa 11 000 J/kg und
eine isochore Flammentemperatur von 3292 ' K. Die
Einverleibung von 20 Gewichtsprozent Nitroglycerin ergibt die zweibasige Standardtrcihladtmg mit einer
spezifischen Energie von 11500 J/kg und mit einer isochoren Flammentemperatur von 3592° K. Die
hohe Flammentemperatur des zweibasigen Systems ist sehr unerwünscht, da die Lebensdauer des Rohre aufgrund
von Erosion stark eingeschränkt wird. Zur Überwindung dieses schwierigen Problems wurden
dreibasige Treibladungen entwickelt, in welchen Nitroguanidin als »Kühlmittel« dem Nitrocellulose-Nitroglycerin-System
einverleibt wurde. Eine herkömmliche dreibasige Treibladung mit 47,7 Gew.-% Nitroguanidin, 28,0% Nitrocellulose, 22,5% Nitroglycerin,
1,5% Äthylcentralit und 0,3% NatriuiTialuminiumfluorid
hat eine spezifische Energie von 11100 J/kg und eine isochore Flammentemperatur Tv
von 3040° K. Eine herkömmliche dreibasige Treibladung mit 54,7 Gew.-% Nitroguanidin, 20,0 Gew.-%
Nitrocellulose, 19,0 Gew.-% Nitroglycerin, 4,5 Gew.-% Dibutylphthalat, 1,5 Gew.-% 2-Nitrodiphenylamin
und 0,3 Gew.-% Natriumaluminiumfluorid hat eine spezifische Energie von 10200 J/kg und eine
isochore Flammentemperatur T11 von 2597° K.
Es ist aus »Technical Report FRL TR-10« der FeItman
Research Laboratories, Picatinny Arsenal, Dover, N. J., August 1960, eine Feststoff-Projektil-Treibladung
bekannt, welche Triaminoguanidinnitrat zusätzlich zu mit Nitroglycerin plastifizierter Nitrocellulose
enthält. Diese Treibladung hat eine hohe spezifische Energie, sowie eine niedrige isochore Flammentemperatur.
Die Stabilität dieser Treibladung ist
so jedoch äußerst gering. Sie beträgt bei 110° C 1,92 ml
Gas/g · h. Diese Instabilität macht die bekannte Treibladung praktisch unbrauchbar.
Es ist daher Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Feststoff-Projektiltrcibladung zu schaffen, welehe
die hohe spezifische Energie zweibasiger Treibladungen und die niedrige isochore Flammcntemperatur
dreibasiger Treibladungen in sich vereinigt und eine hohe Stabilität iiat.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch eine Feststoff-Projektiltreibladung aus mit Triaminoguanidinnitrat
vermischter plastifizierter Nitrocellulose gelöst, welche dadurch gekennzeichnet ist, daß die Nitrocellulose
mit Trimethyloläthantrinitrat und/oder Triäthylenglykoldinitrat plastifiziert ist.
as Das Triaminoguanidinnitrat kann als einziges
Oxydationsmittel zugegen sein oder es kann in Kombination mit anderen Oxydationsmitteln wie Cyclotrimcthylcntrinitramin
oder Cyclotetramethylentctranitramin vorliegen. Typischerweise wird eine hoch-ni-
s(i troplastifizierte Nitrocellulose eingesetzt. Ferner kann
ein nicht-energetischer Weichmacher, wie z. B. PoIyäthylenglycol, zugegen sein. Die erfindungsgemäße
Treibladung kann spezifische Energiewerte in einem weiten Bereich und relativ niedrige Flammentcmperaturen,
welche typischerweise unterhalb 3000° K liegen, aufweisen. Die erfiiidungsgemäße Projektiltreibladung
enthält keine Metalltreibstoffe, da Metallpartikel in dem Verbrennungsgas zu unerwünschter
Rohrerosioii führen. Vorzugsweise enthalten die
Wi Projektihreibladungen lediglich Kohlenstoff, Wasserstoff,
Sauerstoff und Stickstoff, damit bei der Verbrennung ausschließlich nicht-korrodicrcndc Gase
gebildet werden. Die Komponenten der j'rojektiltreihladung
sind vorzugsweise Materialien mit einem
ns hohen Gehalt an Stickstoff und Wasserstoff und mit
einem niedrigen Gehalt an Kohlenstoff und Sauerstoff um ein hohes mittleres Molekulargewicht der Verhrcnnungsproduklc
/u vermeiden, liin niedriges Mo-
lekulargewicht der Verbrennungsprodukte ist erwünscht, da hierdurch der Antriebswert erhöht
wird.
Triaminoguanidinnitrat (TAGN) ist ein dichter, nicht-hygroskopischer, thermisch stabiler Festkörper.
TAGN kann leicht in hohen Ausbeuten aus Guanidinnitrat und Hydrazin hergestellt werden (Diamond, L. H., Derivatives of Hydrazine, Veröffentlichung Nr. 10466, Universitäts-Mikrofilme, Ann
Arbor, Michigan, 1954). Es kann ferner durch wäßrige Verschmelzung von Calciumcyanamid und Hydrazinnitrat hergestellt werden, sowie durch Umsetzung einer Mischung von Hydrazinnitrat und Hydrazinhydrat mit Dicyandiamid (US-Patent 3285958).
TAGN macht vorzugsweise 25 bis 80 Gew.-% der Treibladung aus. Es ist im allgemeinen bevorzugt, daß
die Feststofftreibladung etwa 50 bis 80 Gew.-% TAGN enthält, wobei der Rest plastifiziert Nitrocellulose als Binder umfassen kann. Wie bereits vorher
erwähnt, kann das TAGN-Oxydationsmittel entweder alleine oder in Kombination mit anderen Oxydationsmitteln vorliegen. Es ist im allgemeinen bevorzugt,
die Menge an TAGN je nach der Menge der sekundären Oxydationsmittel zu verringern. Cyclotrimethylen-trinitramin (RDX) und Cyclotetramethylen-tetranitramin (HMX) sind bevorzugte sekundäre
Oxydationsmittel, da sie einen relativ hohen Stickstoff- und Wasserstoff-Gehalt und einen relativ niedrigen Kohlenstoff- und Sauerstoff-Gehalt aufweisen.
Ferner haben diese sekundären Oxydationsmittel eine relativ hohe positive Bildungswärme, eine große
Dichte, eine befriedigende thermische Stabilität und eine annehmbare Schlagempfindlichkeit. Darüber
hinaus sind sie nicht hygroskopisch. RDX ist das bevorzugte Oxydationsmittel, vorzugsweise wegen der
Kosten und der Zugänglichkeit. Gewöhnlich umfassen die erfindungsgemäßen Treibladungen etwa 0 bis 30
Gew.-% RDX oder HMX und vorzugsweise etwa 0 bis 25 Gew.-% RDX oder HMX. Es können als sekundäre Oxydationsmittel auch Methylen- oder
Äthylendinitramin anstelle von RDX oder HMX eingesetzt werden.
Der Nitrocellulose-Gehalt der Treibladung variiert normalerweise im Bereich von insbesondere 5 bis 30
Gew.-% und vorzugsweise im Bereich von 5 bis 10 Gcw.-%, wenn ein hoch-nitroplastifizierter Nitrocellulose-Binder verwendet wird und insbesondere im
Bei eich von 15 bis 25 Gew.-%, wenn ein nicht-energiercicher Weichmacher eingesetzt ist. Die Nitrocellulose enthält vorzugsweise 12,5 bis 13,5 Gew.-%
Stickstoff.
Der jeweilige für den Nitrocellulose-Binder verwendete Weichmacher hängt von dem erforderlichen
Wert der spezifischen Energie der Fcststofftreibladung ab, sowie von der erwünschten Flammentempcratur und den übrigen physikalischen Eigenschaften
der Treibladung.
Bei cncrgiercichcn Systemen ist der Weichmacher vorzugsweise ein Gemisch von Trimethyloläthan-tiiniirat (TMETN) und Triäthylenglycol-dinitrat
(TEGDN). Das Gewichtsverhältnis der Bestandteile des cncreicreichcn Wc:chmachcr-Gcmisches variiert
je nach der erwünschten Wirkung. Der Weichmacher für die Nitrocellulose liegt vorzugsweise in Mengen
von etwa 5 bis 30 Gew. % bezogen auf die Treibladung vor.
Es wurde durch J. E. Flanagan und V. E. Haury gefunden, daß brauchbare TAGN enthaltende Projektiltreibladungen auch unter Verwendung von
nicht-energiereichen Weichmachern hergestellt werden könnesi, insbesondere wenn Treibladungen mit
ίο einer spezifischen Energie unterhalb derjenigen der
zweibasigen Standard-Treibladung erwünscht oder bei dem jeweiligen Verwendungszweck geeignet sind.
Bevorzugte nicht-energiereiche Weichmacher sind Polyaikylenglycole, wie z. B. Polyäthylenglycol und
is Polypropylenglycol und ihre Alkyläther-Derivate, wie
z. B. Diäthylenglycol-monobutyläther. Als Weichmacher kann Diäthylenglycol-dinitrat oder Bis(dinitropropyl)acetal-formal eingesetzt werden. Es ist bevorzugt, flüssige Weichmacher zuzusetzen, so daß die
Treibladungen leicht verarbeitet werden können. Zum Beispiel ist es im allgemeinen bevorzugt, ein
Polyäthylenglycol zu wählen, dessen Molekulargewicht einen Wf.rt von etwa 600 nicht übersteigt oder
ein Polypropylenglycol, dessen Molekulargewicht den
Wert von etwa 4000 nicht übersteigt. Der Weichmacher liegt gewöhnlich in Mengen von etwa 5 bis 20
Gew.-% bezogen auf die Treibladung vor.
Herkömmliche Stabilisatoren können zugesetzt werden, um der Treibladung eine befriedigende Sta-
bilität gegen chemische Zersetzung zu geben. Als Stabilisatoren können z. B. Nitrodiphenylamin (NDPA),
und Äthyl-centralit (Ν,Ν'-Diäthylcarbanilid) verwendet werden. Äthyl-centralit (EC) wird bevorzugt
in Kombination mit Resorcin (Res) eingesetzt. Die
Menge des der Treibladung zugesetzten Stabilisators
beträgt typischerweise 0,5 bis 1,5 Gew.-%.
Die erfindungsgemäßen Treibladungen können unter Verwendung herkömmlicher Einrichtungen zur
Herstellung von rauchlosem Pulver hergestellt wer
den. Die Treibladung hat übliche Abmessungen. Sie
kann nicht-perforiert, mono-perforiert oder multiperforiert sein. Zum Beispiel können die Körner sieben Perforationen aufweisen. Die Treibladung kann
zylindrisch sein oder eine Rosettenkonfiguration ha
ben.
Zur weiteren Erläuterung der vorliegenden Erfindungwurde eine Treibladung mit 78 Gew.-% TAGN,
7 Gew.-% Nitrocellulose (12,6% N), 10 Gew.-% TEGDN, 4 Gew.-% TMETN und 1 Gcw.-% NDPA
so hergestellt. Die Treibladung (8 g in Form von 0,076 cm dicken Scheiben von 0,076cm Durchmesser) wurde in einem 20 mm Mann-Rohr abgefeuert.
Ein maximaler Druck von 1676 bar wurde erreicht. Bei einem zweiten Test wurden 10 g eines 7-Loch-
Pulvers abgefeuert. Die Länge der Treibladung betrug
0,43 cm und der Durchmesser betrug 0,48 cm und die Perforation hatte einen Durchmesser von 0,066 cm.
Ein maximaler Druck von 2979 bar wurde beim Abfeuern erhalten. Die Tests zeigen, daß eine glatte Ver-
(,0 brennung und Zündung eintritt, obwohl das Gewicht
und die Abmessungen der Treibladung nicht optimiert sind.
Claims (7)
1. Feststoff-Projektiltreibladung aus mit Triaminoguanidinnitrat vermischter plastifizierter
Nitrocellulose, dadurch gekennzeichnet, daß die Nitrocellulose mit Trimethyloläthantrinitrat
und/oder Triäthylenglykoldinitrat plastifiziert ist.
2. Treibladung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch 25 bis 80 Gewichtsprozent und vorzugsweise
50 bis 80 Gewichtsprozent Triaminoguanidinnitrat.
3. Treibladung nach Anspruch 2, gekennzeichnet durch einen Gehalt an 40 bis 80 Gewichtsprozent,
vorzugsweise 50 bis 70 Gewichtsprozent an Triaminoguanidinnitrat.
4. Treibladung nach einem der Ansprüche 1 bis
3, gekennzeichnet durch einen Gehalt an 0 bis 30 Gewichtsprozent, vorzugsweise 0 bis 20 Gewichtsprozent
Cyclotrimethylen-trinitramin oder Cyclotetramethylen-tctranitramin.
5. Treibladung nach einem der Ansprüche 1 bis
4, gekennzeichnet durch einen Gehalt von 5 bis 30 Gewichtsprozent und vorzugsweise 5 bis 10
Gewichtsprozent Nitrocellulose.
6. Treibladung nach einem der Ansprüche 1 bis
5, gekennzeichnet durch einen zusätzlichen Gehalt an einem nicht-energiereichen Weichmacher.
7. Treibladung nach einem der Ansprüche 1 bis
6, gekennzeichnet durch einen Gehalt an 5 bis 30 Gewichtsprozent Gesamt-Weichmacher.
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