DE4242327A1

DE4242327A1 - Veredlungsverfahren von Textilmaterialien durch Beladung mit Mikrodepotkapseln bei der Naßbehandlung

Info

Publication number: DE4242327A1
Application number: DE4242327A
Authority: DE
Original assignee: BEGGEL KLAUS
Current assignee: BEGGEL KLAUS
Priority date: 1992-12-15
Filing date: 1992-12-15
Publication date: 1994-06-16

Description

Die Mikrodepotkapselherstellung und der Einsatz solcher Mikrokapseln in verschiedenen Bereichen ist in Deutsch land gegenüber den USA eine relativ neue Technik. Die Kapselhersteller arbeiten in der Regel eng mit der Kosmetik-Industrie zusammen. Von dort werden die diver sen Inhaltsstoffe zur Verkapselung bezogen. Zur Herstel lung von Mikrokapseln werden Spezialmaschinen benötigt, mit denen eine Vielzahl von Materialien mikroverkapselt werden können. Es dürfen jedoch keine alkoholischen und wasserlöslichen Anteile enthalten sein. Diese Spezialma schinen produzieren Kapselgrößen von 2-100 µm; diese Größenordnung kann stufenlos bei der Herstellung vari iert werden. Auch die Füllmenge kann dosiert werden, um die Inhaltsstoffe zu optimieren. Der Inhaltsstoff selbst wird in der Kapsel vollkommen dicht eingeschlossen und kann nur durch Zerstören, z. B. darüberstreichen, auf reißen etc., freigesetzt werden. Somit bleibt der mikro verkapselte Inhaltsstoff in der Darstellung original erhalten. Die Haltbarkeit der Kapsel selbst ist unbe grenzt und für die Kosmetik-Industrie zugelassen. Auch von der toxikologischen Seite her sind die verwendeten Materialien unbedenklich. Das Kapselwandmaterial ist ein Polymer und kann daher nicht bakteriell befallen werden (kein Nährboden). Die Kapsel ist hitzebeständig bis 140°C, kurzfristig auch bis 170°C und druckstabil. Die Gebrauchsfähigkeit richtet sich jedoch nach der Lebens dauer des mikroverkapselten Inhaltsstoffes.

Mikrokapseln werden in der Industrie in verschiedenen Bereichen angewendet, so z. B. im Papier- und Textil druck, etwa für Werbezwecke in der Kosmetikindustrie: Es handelt sich um Druckverfahren, bei denen die Kapseln mit der Druckpaste aufgetragen werden. Dabei kann es sich um perforierte- oder Depotkapseln handeln. Durch Aufreißen des Papier- oder Textilstreifens wird die Kapsel vom Verbraucher zerstört und der Inhaltsstoff freigesetzt. Durch Reiben entsteht derselbe Effekt.

Im Bereich der Textilindustrie hat es bisher noch keine Anwendung von Mikrokapseln gegeben, obwohl eine solche Ausrüstung von Textilien eine Aufwertung derselben mit sich bringen würde. Es gibt keine Kenntnisse darüber, wie Textilien mit Mikrodepotkapseln ausgerüstet werden könnten. Es ist daher die der vorliegenden Erfindung zugrundeliegende Aufgabe, ein Verfahren anzugeben, durch das Textilien einfach und wirkungsvoll mit solchen Mikrodepotkapseln ausgerüstet werden können.

Diese Aufgabe wird durch die Lehre des unabhängigen Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den Unteran sprüchen definiert.

Bei der Herstellung von Feinstrumpfhosen oder Textilien im Naßverfahren mit anschließender Dampffixierung (Form prozeß 130°C/70 Sekunden) kann das Ausrüsten beispiels weise im Avivagebad nach folgender Anwendungsrezeptur erfolgen:

Das gefärbte und gespülte Textilmaterial - in diesem Fall Feinstrumpfhosen - wird in der Färbemaschine - Thenpacksystem - mit 35°C warmem Wasser gefüllt und mit Essigsäure 60% auf einen pH-Wert von 5,5 gestellt. Nach fünf Minuten erfolgt die Zugabe von einem kationaktiven Industrieweichmacher, mit dem die Ware 10 Minuten bei 35°C behandelt wird. Diesem Avivagebad werden nun die Mikrodepotkapseln zugesetzt. Der Effekt ist bei dem Thenpacksystem sehr wirkungsvoll, denn die Ware ruht und die Flotte zirkuliert. Dadurch werden die Mikrokapseln regelrecht in das offene Textilgestrick hineingeschleu dert und können sich dadurch optimal verankern. Die gesamte Behandlung ist nach 10 Minuten abgeschlossen. Die geschätzte Ausbeute liegt bei ca. 60% der Mikrokap selbeladung auf dem Textilgestrick, d. h. 40% der Mikrodepotkapseln verbleiben in der Behandlungsflüssig keit.

Da nach dieser Behandlungszeit normalerweise das Bad abgelassen wird, um die Ware dem Maschinensystem zu entnehmen, geht auch das Behandlungsbad verloren, in dem sich noch Restdepotkapseln befinden. Hier kann durch einen Auffangbehälter diese Flüssigkeit zurückgewonnen werden, um es für das nächste Behandlungsbad wieder zu verwenden. Dadurch können Wasser, Energie und Chemika lien sowie Depotmikrokapseln eingespart werden. Der ermittelte Effekt der Einsparung ergibt folgende Werte:

Avivagebad - Normal

5 kg Ware FSH 17 dtex
100 l Wasser gesamt
35°C Temperatur
20 ccm Essigsäure 60% pH 5,5
120 ccm Industrieweichmacher
* (0,06%) 0,03 g Depotkapseln 6 µm

Avivagebad - Spareffekt

5 kg Ware FSH 17 dtex
25 l Wasser gesamt
10°C Temperatur
15 ccm Essigsäure 60% pH 5,5
90 ccm Industrieweichmacher
* 0,017 g Depotkapseln 6 µm

* Die Beladung an Mikrodepotkapseln richtet sich nach der Intensität des jeweiligen Inhaltsstoffes.

Nach dieser Behandlung werden die Feinstrumpfhosen einer Formfixierung mittels Naßdampf bei 130°C/70 Sek. unter zogen und anschließend mittels eines Heißluftgebläses bei 80°C getrocknet.

Es zeigte sich beim Produktionspersonal, das die Ware auf Aluminiumformen aufzieht und in Form bringt, daß einige Mikrokapseln dabei zerstört wurden. Der Anteil war jedoch gering. Auch die Temperatureinflußnahme auf die Kapseln zeigte keine Schädigung. Anschließende Trageversuche dieser behandelten Feinstrumpfhosen zeig ten ihre volle Wirkung. Und selbst nach drei Haushalts handwäschen von 30°C waren noch viele ungeöffnete Depot kapseln im Gestrick vorhanden und konnten somit auch noch zu diesem Zeitpunkt die vorteilhafte Wirkung erzeu gen.

Weitere Anwendungsmöglichkeiten zum Einbringen von geschlossenen Mikrodepotkapseln in Textilgestricke bei der Naßausrüstung ergeben sich bei der Spülbehandlung im Haushalts- und Textilindustriebereich.

Bei der Haushaltswäsche im letzten Spülbad Anwendungsverfahren - Haushaltswaschmaschine

Man gibt in das Dosierfach für Weichspüler die Mikrodepotkapseln hinzu. Durch die vorgegebene Walkbewegung der Waschtrom mel werden die Mikrodepotkapseln in das Textilgestrick befördert. Hier genügt die vorgegebene automatische Zeitspanne des Maschinenherstellers mit ca. fünf Minu ten. Dieselbe Anwendung kann auch im Waschbecken, Eimer etc. in der manuellen Handwalkspülung erfolgen.

Die Einsatzdosiermenge an Mikrodepotkapseln ist indivi duell und richtet sich nach dem Textilgewicht und der Intensität des mikroverkapselten Inhaltsstoffes.

Es ist darauf zu achten, daß die Behandlungstemperaturen im Naßbereich nicht über 60°C liegen, da manche In haltsstoffe in der geschlossenen Mikrodepotkapsel zur Verfälschung oder Zerstörung führen können.

Textilindustrie - Herstellungsbereich

Geeignet für die Mikrodepotkapselbehandlung sind alle Textilmaschinensysteme, in denen ein abschließender Naßveredelungsprozeß erfolgt. Dies betrifft alle ab schließenden Textilveredlungsverfahren am teil- oder fertigkonfektionierten Textilgestrick im Spül- oder Nachbehandlungsprozeß.

Das Resultat dieser Versuche bestätigt die erfindungs gemäße Lehre, nämlich daß die Textilien im Naßverede lungsverfahren optimal mit Mikrodepotkapseln beladen werden können.

Da die Mikrodepotkapseln nach Herstellerangaben auch in lösungsmittelhaltigen Medien angewendet werden können, ist der Einsatz zur Beladung von Textilien auch auf Textilreinigungsanlagen durchführbar.

Claims

1. Verfahren zum Ausrüsten von Textilien mit Mikrode potkapseln, die Parfüms oder andere Inhaltsstoffe ent halten, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrodepotkap seln in die Flüssigkeit eines Naßbehandlungsschrittes im Verlauf der Herstellung oder Reinigung des Textilmate rials eingegeben und durch die in heftige Strömung versetzte Flüssigkeit in das Textilgestrick befördert werden und sich dort verankern.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrodepotkapseln in der Textilveredelung dem Avivagebad nach dem Färben zugesetzt werden.

3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Mikrodepotkapseln dem letzten Naßbehandlungsschritt im Verlaufe des Waschens von Textilien zugesetzt werden.

4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrodepotkapseln dem Weichspülvorgang einer Waschmaschine zugesetzt werden.

5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mikrodepotkapseln dem Lösungsmittel einer Tex tilreinigungsanlage zugesetzt werden.

6. Verfahren nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die mit Resten der Mikrode potkapseln beladene Flüssigkeit des entsprechenden Naßbehandlungsschrittes nach Entfernung der Textilien wiederverwendet oder in ein neues Naßbehandlungsbad rezirkuliert wird.