DE4216586A1 - Gleichstromtriebzug für Wendezugbetrieb - Google Patents
Gleichstromtriebzug für WendezugbetriebInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Gleichstromtriebzug für
Wendezugbetrieb, welcher auf Gleichstromstrecken ver
kehrt, die mit Stromschienen elektrifiziert sind und
welcher außerhalb von Gleichstromstrecken mit ziehender
oder schiebender Lokomotive als Wendezug fährt, welcher
auf Gleichstromstrecken seinen Strom der Stromschiene
entnimmt, diesen Strom teilweise dem Stromkreis der
Fahrmotoren und teilweise über einen Umrichter dem
Bordnetz zuführt, wobei er außerhalb von Gleichstrom
strecken den Strom für das Bordnetz vom Stromerzeuger
der Lokomotive über eine Zugsammelschiene erhält und
welcher über automatische Mittelpufferkupplungen sowie
über Drehgestelle verfügt, die mit Fahrmotoren aus
stattbar sind.
Der Gleichstromtriebzug für Wendezugbetrieb entspricht
im wesentlichen jenen Zügen, die auf den Gleichstrom
strecken der Hamburger und Berliner S-Bahn verkehren
und unterscheidet sich von den bekannten Gleichstrom
triebzügen nur in den erfindungsgemäßen Merkmalen. Die
Lokomotive für den Wendezugbetrieb kann von elektri
scher, dieselelektrischer oder reiner Dieselbauart
sein.
Die Anwendungsbereiche für den erfindungsgemäßen
Gleichstromtriebzug sind im Gleichstrombetrieb vor
zugsweise die Gleichstromnetze der Hamburger und Berli
ner S-Bahn. Für den im Wendezugbetrieb fahrenden
Gleichstromtriebzug kommen im Prinzip alle Eisenbahn
strecken im Umfeld von Gleichstromstrecken in Frage,
die über eine geeignete Gleisverbindung zum Gleich
stromnetz verfügen oder für die sich eine solche Gleis
verbindung relativ leicht herstellen ließe. In der
Praxis wird der Anwendungsbereich durch verschiedene
Faktoren eingeschränkt, wie beispielsweise die
Streckenverhältnisse und das zu erwartende Verkehrs
aufkommen.
Gleichstromtriebzüge gibt es bei U-Bahnen seit Beginn
des 20. Jahrhunderts; Gleichstromtriebzüge des S-Bahn
verkehrs wurden in Berlin erstmals 1924 und in Hamburg
erstmals 1939 eingesetzt. Bis vor etwa 50 Jahren wurden
Gleichstromtriebzüge für den deutschen S-Bahnverkehr
für Höchstgeschwindigkeiten von 80 bis 120 km/h gebaut,
danach nur noch für 100 km/h.
Die letzte Entwicklung bei deutschen Gleichstromtrieb
zügen stellen die in der zweiten Hälfte der achtziger
Jahre für die Berliner S-Bahn entwickelten Züge der
Baureihe 480 dar. Diese Züge verfügen im Unterschied zu
den älteren Modellen beispielsweise über Drehstrom
technik und schaltbare Lamellengetriebe. ("Die Berliner
S-Bahn". Hestra-Verlag, Darmstadt, 1990).
Eine neue Baureihe von Gleichstromtriebzügen ist für
die Hamburger S-Bahn für die Mitte der neunziger Jahre
geplant. Diese Züge erhielten ursprünglich die Bezeich
nung ET 475, die inzwischen in ET 474 abgeändert wurde.
Es handelt sich um 45 Züge, die ab 1995 ausgeliefert
werden sollen und als Ersatz für ältere Züge dienen
sollen. Diese neuen Züge unterscheiden sich nach dem
Pflichtenheft nicht sehr von den Fahrzeugen der voran
gegangenen Baureihe ET 472; so bleibt es beispielsweise
bei der Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, einer
Breite der Einstiegstüren von 1,30 m, einer maximalen
Anfahrbeschleunigung von 1,15 m/s und einer Spannung
von 110 V für das Bordnetz. Es wird bei diesen Zügen
nicht mehr die Kuppelbarkeit mit Zügen der älteren
Baureihen möglich sein; lediglich ein mechanisches
Kuppeln für Abschleppzwecke wird möglich sein. ("Vom ET
471 zum ET 475". Hamburger Nahverkehrs-Nachrichten, Nr.
1/1989, S.6-8).
Die Vorteile von Gleichstromtriebzügen liegen vor allem
in den niedrigen Profilen, mit denen diese Züge auf
städtischen Tunnelstrecken auskommen. Weitere Vorteile
der Gleichstromtriebzüge sind ihr hohes Beschleuni
gungsvermögen, ihre gute Kurvenverträglichkeit und ihre
Fähigkeit, Steigungen bis zu vier Prozent, wie sie im
Hamburger Gleichstromnetz bestehen, problemlos zu be
wältigen. Ihre breiten und stufenlosen Türeinstiege
ermöglichen einen schnellen Fahrgastwechsel an den
Haltepunkten. Ein weiterer Vorteil sind die kurzen Ab
stände , in denen sie verkehren können, wodurch sie
eine Beförderungskapazität erzielen, die andere Schie
nenfahrzeuge nicht annähernd erreichen.
Ein Beispiel für die Vorteile von Gleichstromtriebzügen
liefert der 12 km lange Abschnitt vom Hamburger Haupt
bahnhof nach Hamburg-Harburg, auf dem Gleichstrom- und
Wechselstromzüge für den größten Teil der Strecke
parallel verkehren. Vor Fertigstellung der Gleichstrom
strecke bis Harburg wurde der S-Bahnverkehr bis 1983
mit Wendezügen elektrischer Bauart abgewickelt, die für
die Strecke 14 Minuten bei zwei Zwischenhalten benötig
ten. Als der Wendezugbetrieb auf Betrieb mit Gleich
stromtriebzügen umgestellt wurde, verkürzte sich die
Fahrzeit auf 13 Minuten, und gleichzeitig erhöhte sich
die Anzahl der auf dieser Strecke bedienten Haltepunkte
von zwei auf drei. Dadurch konnte die Reisegeschwin
digkeit von 51 km/h auf 55 km/h angehoben werden. Die
Gleichstromstrecke nach Harburg wird heute in der
Hauptverkehrszeit im 5-Minutentakt bedient, während
vor Einführung des Gleichstrombetriebs die S-Bahnzüge
nur in den fahrplanmäßigen Lücken des Fernverkehrs
fahren konnten.
Gleichstromtriebzüge werden durch automatische Mittel
pufferkupplungen miteinander verbunden, die bei den
deutschen Gleichstrom-S-Bahnzügen von der Bauart
Scharfenberg sind. Die Scharfenberg-Kupplung wurde
erstmals 1903 durch das deutsche Reichspatent 188 845
bekannt. Der Kupplungskopf der automatischen Mittel
pufferkupplung ist bei der Berliner S-Bahn seit Ende
der dreißiger Jahre mit einer automatischen Kabelkupp
lung ausgestattet. Die Kuppelvorgänge erfolgen von
einem Führerstand des Triebfahrzeugs. Mittelpufferkupp
lungen können Zug- und Druckkräfte von 50 bis 150 t
aufnehmen.
(1.: E. Preuß / R. Preuß: "LEXIKON ERFINDER UND ERFIN
DUNGEN - EISENBAHN". R. v. Decker′s, G. Schenck GmbH,
Heidelberg, 1986, S.251-252. 2.: "DEUTSCHE EISENBAHN-
FAHRZEUGE VON 1838 BIS HEUTE", herausgegeben von R.R.
Rossberg. VDI-Verlag GMBH, Düsseldorf, 1988, S.210-216,
412-415).
Moderne Mittelpufferkupplungen können über Pufferstoß-
Energieverzehrelemente verfügen, die beispielsweise in
der DE 36 323 578 A1 beschrieben sind. Auch sind Stütz
vorrichtungen bei automatischen Mittelpufferkupplungen
beispielsweise durch die DE 35 13 294 C2 bekannt.
Wendezüge sind in Deutschland seit 1936 bekannt. Sie
verkehrten erstmals zwischen Hamburg und Lübeck mit
Doppelstockwagen und Bespannung durch Dampflokomotiven.
Der Lokomotivregler dieser Züge konnte bereits vom
Steuerwagen ferngesteuert werden.
Für die Steuerung von Wendezügen wurden bis etwa 1965
schwere 36polige Steuerstromkabel verwendet, die alle
Befehle, Meldungen und Meßwerte zwischen der Lokomotive
und dem Steuerwagen übertrugen. Diese Technik wurde
durch die Entwicklung einer Wendezugsteuerung im Ton
frequenzbereich (TMF) abgelöst, bei der die Heizleitung
des Zuges als Übertragungsweg genutzt wurde. Die Fort
schritte in der Wechselstromtelegraphie (WT) führten
1975 zur Entwicklung der Wendezugsteuerung in 2-Draht
technik nach dem Zeitmultiplex-Verfahren. Mit Hilfe
dieser Technik kann jedes Fahrzeug, das dieses Kabel
verwendet, wendezugfähig werden, und das zusätzliche
vieldrahtige Steuerstromkabel kann entfallen. Die
ersten zwei Wendezüge mit zeitmultiplexer Wendezug
steuerung benutzten als Bespannung eine Diesellokomoti
ve der Baureihe 218 und eine elektrische Lokomotive der
Baureihe 111, die mit Prototypanlagen der Firma BBC in
Betrieb genommen wurden, wobei bei Störungen noch auf
konventionelle Wendezugsteuerung umgeschaltet werden
konnte. Auch Mehrfachtraktions-Steuerung ist bei der
Zeitmultiplex-Technik möglich. Für die elektrischen
Wendezuglokomotiven wurde inzwischen ein der zeitmul
tiplexen Wendezugsteuerung angepaßter Führertisch ent
wickelt, der die älteren Führertische ablöste.
(1.: H. Strecker und K. Freudenreich: "Wendezug- und
Führerraumeinrichtungen der neuen S-Bahnzüge
Rhein-Ruhr". ZEV- Glasers Annalen, No. 4/1979,
S.183-189.
2.: W. Deck und R. Schneider: "Zeitmultiplexe Wende
zugsteuerung". BBC-Nachrichten, No. 2/3-1976, -
S.103-108.
3.: "Zeitmultiplexe Wendezugsteuerung ZWS".
Druckschrift Nr.D VK 1291 85D der Firma BBC Brown
Boveri.
4.: DE 34 43 671 A1).
Die Wendezuglokomotiven der Ruhr-S-Bahn sind heute ein
heitlich von der Baureihe 111; sie erreichen eine
Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h. Die zugehörigen
Wendezugwagen der Bauart -wnz sind für eine Höchstge
schwindigkeit von 140 km/h ausgelegt.
Welche Reisegeschwindigkeiten Gleichstromtriebzüge und
Wendezüge für unterschiedliche Haltepunktabstände er
zielen, geht aus den Werten der folgenden Tabelle her
vor, die durch Fahrplananalysen gewonnen wurden. Die
Analysen betrafen Gleichstromtriebzüge des Hamburger
S-Bahnnetzes sowie Dieselwendezüge der Strecken
Hamburg-Altona - Kiel und Hamburg Hauptbahnhof - Bad
Oldesloe.
Die in der Tabelle genannten Reisegeschwindigkeiten ver
stehen sich bei den Wendezügen für Diesellokomotiven
der Baureihe 218, die eine Höchstgeschwindigkeit von
140 km/h erreichen. Bei Werten für Haltepunktabstände
im Bereich von 3-8 km handelt es sich um abgerundete
Durchschnittszahlen. Der Wert für den Haltepunktabstand
von 30 km versteht sich für die Strecke Hamburg-Altona-
Elmshorn, der Wert für den Haltepunktabstand von 40 km
für die Strecke nach Bad Oldesloe.
Der mittlere Haltepunktabstand bei den Wendezügen des
Hamburger S-Bahnverkehrs beträgt 4,2 km und die mittle
re Reisegeschwindigkeit nach Berechnung des Hamburger
Verkehrsverbundes 47 km/h. Für Gleichstromtriebzüge,
welche die Strecken des S-Bahn-Wendezugverkehrs bedie
nen würden, ergibt sich nach der obigen Tabelle eine
mittlere Reisegeschwindigkeit von etwa 65 km/h. Das
bedeutet, daß Wendezüge im S-Bahnverkehr schätzungswei
se etwa 15 km/h langsamer sind, als es Gleichstrom
triebzüge auf solchen Strecken wären. Geschwindigkeits
mäßige Vorteile bieten Wendezüge erst bei
Haltepunktabständen von etwa 10 km und mehr, wenn die
Wendezüge mit 140 km/h schnellen Diesellokomotiven be
spannt sind. Bei Doppeldieseltraktion verringert sich
dieser Abstand auf etwa 5 km.
Generell läßt sich feststellen, daß Gleichstromtriebzü
ge in Stadtbereichen gegenüber den Wendezügen das
schnellere und leistungsfähigere Verkehrsmittel dar
stellen. Wendezüge sind im S-Bahnverkehr vergleichswei
se langsam. Die Verwendung von Wendezügen im S-Bahnver
kehr läßt sich sich aber dort rechtfertigen, wo die
Fahrgastzahlen es nicht erlauben, einen Gleichstrombe
trieb einzurichten.
Um mit Gleichstromtriebzügen Gleichstromnetze verlassen
zu können, gibt es mindestens die vier folgenden fahr
zeugtechnischen Möglichkeiten:
1. Lokomotivbespannung
2. Zweisystemtechnik
3. Zweikrafttechnik
4. Hybridtechnik.
2. Zweisystemtechnik
3. Zweikrafttechnik
4. Hybridtechnik.
Gleichstromtriebzüge mit Lokomotivbespannung gab es in
Hamburg schon 1918, als drei mit Dampflokomotiven be
spannte U-Bahnwagen die damals noch nicht fertig elek
trifizierte Strecke Barmbek-Volksdorf in einem proviso
rischen Betrieb bedienten. ("Die Fahrzeuge der Hambur
ger U-Bahn". Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn
e.V., Hamburg, 1975, S.12-13).
Gleichstromtriebzüge mit Lokomotivbespannung gab es bei
der Hamburger S-Bahn beispielsweise im Winter 1978/79,
weil die Fahrmotoren der Züge durch eingedrungenen
Schnee nicht mehr funktionsfähig waren und der S-Bahn
betrieb nur durch Bespannung der Züge mit
Diesellokomotiven provisorisch aufrecht zu erhalten
war. M. Heimann und H. Hansen: "Die Gleichstrom-S-Bahn
in Hamburg". Verein für Verkehrsamateure und Museums
bahn e.V., Hamburg, 1989, S.15-16).
Gleichstromtriebzüge mit Lokomotivbespannung gibt es
auch bei Überführungsfahrten von Gleichstromtriebzügen
von den Herstellerwerken zu den Einsatzstrecken oder
von Einsatzstrecken zu Ausstellungen. Die Überführung
der Züge erfolgt hierbei im Abschleppverfahren.
Gleichstromtriebzüge mit Lokomotivbespannung sind zwar
im Prinzip in der Lage, einen über das Gleichstromnetz
hinausgehenden Betrieb zu ermöglichen, doch müßten dies
bei einem fahrplanmäßigen Betrieb Zugverbände sein, bei
denen sich die Lokomotive von einem Führerstand des
Gleichstromtriebzugs aus steuern ließe. Diese Forderung
können die bisher bekannten Gleichstromtriebzüge mit
Lokomotivtraktion nicht erfüllen.
Die Zweisystemtechnik bietet eine schon erprobte Mög
lichkeit, Fahrzeuge von Gleichstromnetzen im fahrplan
mäßigen Verkehr auf anders elektrifizierte Netze über
zuleiten. Für einen derartigen Betrieb sind in Deutsch
land seit 1957 Zweisystemlokomotiven bekannt. Triebzüge
für den Zweisystembetrieb gibt es in Deutschland seit
1986, wo sie erstmals als umgebaute Stadtbahnwagen fuh
ren. Inzwischen verkehren serienmäßig gebaute Zwei
systemtriebzüge der Duewag AG der Serie GT 8-100 C/2
zwischen Bretten und Karlsruhe mit einer Höchstge
schwindigkeit von 100 km/h. Diese achtachsigen Gelenk
triebwagen schalten im Betrieb automatisch von 750 Volt
Gleichstrom auf 15 kV Wechselstrom um, wenn sie von
Straßenbahnstrecken auf das Bundesbahnnetz kommen.
Zweisystemtriebzüge, welche eine Höchstgeschwindigkeit
von 140 km/h erreichen, sind in Frankreich im Regional
verkehr der Pariser Region bekannt.
Zweisystemfahrzeuge haben den Nachteil, daß sie eine
zusätzliche Ausrüstung für das zweite Netz benötigen.
Das Gewicht dieser Ausrüstung macht bei den deutschen
Triebzügen etwa zehn Prozent vom Gesamtgewicht aus.
Außerdem können Zweisystemfahrzeuge nur auf elektrifi
zierten Strecken eingesetzt werden. Vorschläge aus der
Öffentlichkeit, Zweisystemtriebzüge im Verkehr zwischen
Hamburg und Stade einzusetzen, um den auf dieser
Strecke erforderlichen Umsteigebetrieb zwischen Gleich
stromtriebzügen und Wendezügen unnötig zu machen, blie
ben ohne öffentlich sichtbares Ergebnis.
Zweikraftfahrzeuge des Schienenverkehrs sind in
Deutschland bisher nur im Lokomotivbau bekannt gewor
den. Sie dienen vor allem als Industrielokomotiven. So
lieferte beispielsweise die Firma Thyssen Henschel 1975
sechs 100 t schwere Zweikraft-Industrielokomotiven der
Baureihe EDE 1000/500 an die Ruhrkohle AG. Der Diesel
motor dieser Lokomotiven leistet 500 kW, während die
vier Fahrmotoren auf je 250 kW kommen. Im Gleichstrom
betrieb entnehmen die Lokomotiven ihren Strombedarf
einer 600-V-Fahrleitung. (G. Zölle: "Neue EH-Lokomoti
ven mit Drehstromantriebstechnik". Druckschrift Nr.
D VK 70900 D der Firma BBC Brown Boveri).
Hybridfahrzeuge des Schienenverkehrs fahren auf Gleich- oder
Wechselstromnetzen mit Netzstrom, wobei sie nur
für die eine oder andere Stromart adaptiert sind.
Außerhalb des betreffenden Netzes decken sie ihren
Strombedarf aus Batterien. Die Aufladung der Batterien
erfolgt während der Fahrt im Netzbetrieb. Entsprechende
Triebzüge sind, obwohl ihr Bau keine besonderen
Probleme bereiten würde, mindestens in Deutschland bis
her nicht über das Entwurfsstadium hinausgekommen.
Das Problem, Gleichstromtriebzüge über die Endpunkte
des Gleichstromnetzes hinaus verkehren zu lassen, hat
man bei der Hamburger S-Bahn von 1954 bis 1984 durch
Erweiterung des Gleichstromnetzes gelöst. Derartige
Netzerweiterungen sind besonders im Stadtbereich sinn
voll, weil dort die Gleichstromtriebzüge ihre Vorteile
voll entfalten können. Erweiterungen von Gleichstrom
netzen werden jedoch um so problematischer, je weiter
diese Netze in das Umland ausgedehnt werden. Die größte
Hürde für die Ausdehnung von Gleichstromnetzen bietet
die Notwendigkeit, für Gleichstromtriebzüge eigene
Gleiskörper einzurichten. Im Stadtverkehr, wo die
Gleichstromtriebzüge in dichter Folge verkehren, hat
sich die Einrichtung eigener Gleiskörper bewährt. In
den Außenbereichen der Ballungsgebiete jedoch, wo die
Fahrgastzahlen um so geringer sind, je weiter man nach
draußen kommt, werden irgendwo Grenzen erreicht, wo es
nicht mehr sinnvoll erscheint, die Netze weiter auszu
dehnen. Jenseits der Grenzen des Gleichstromnetzes woh
nen aber oft noch so viele Pendler, daß für ihre Beför
derung eigene Linien erforderlich sind. Diese Linien
enden im Normalfall an einem außen liegenden Punkt des
Gleichstromnetzes. An derartigen Punkten findet ein
Umsteigebetrieb statt, der aus heutiger Sicht weitge
hend unvermeidlich erscheint.
Welche Problematik die Erweiterung von Gleichstrom
netzen im Einzelfall haben kann, erkennt man beispiels
weise an der Strecke Pinneberg-Elmshorn. Pinneberg er
hielt 1967 den Anschluß an das Gleichstromnetz der
Hamburger S-Bahn; die Elmshorner Pendler benutzen seit
dem für Fahrten von und nach Hamburg Dieselwendezüge,
wobei sie in Pinneberg in Gleichstromtriebzüge umstei
gen müssen. Nach Fertigstellung der Gleichstromstrecke
nach Pinneberg bestand ein weitgehender Konsens
darüber, daß das Gleichstromnetz bis zu dem 15 km wei
ter entfernten Elmshorn erweitert werden müsse. Dieser
Konsens endete 1989, als die Bespannung der zwischen
Elmshorn und Pinneberg verkehrenden S-Bahn-Wendezüge von
Lokomotiven der Baureihe 212 mit einer Höchstgeschwin
digkeit von 100 km/h auf solche der Baureihe 218 mit
einer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h umgestellt
wurde. Diese Umstellung führte dazu, daß in der Öffent
lichkeit die Vorstellung aufkam, Gleichstromtriebzüge
seien für die Bedienung von Elmshorn zu langsam. Seit
dem wird in der Öffentlichkeit die Forderung nach einer
schnellen Wendezugverbindung von Elmshorn zur Hamburger
Stadtmitte erhoben. Dieser Forderung steht eine gut
achterliche Empfehlung für die Erweiterung des Gleich
stromnetzes entgegen.
Eine weitere Problematik von Gleichstromstrecken wird
am Beispiel der dieselelektrischen Vorortbahn
Hamburg-Eidelstedt - Kaltenkirchen deutlich, die in dem
5 km langen Abschnitt Eidelstedt-Schneisen durch dicht
besiedeltes Stadtgebiet verläuft und eigentlich für
eine Stromschienenelektrifizierung geeignet erscheint.
Die Elektrifizierung der Strecke scheitert aber daran,
daß diese Strecke größtenteils niveaugleich verläuft
und wegen ihrer zahlreichen Bahnübergänge nach heutigen
Sicherheitsvorstellungen nicht für einen Stromschienen
betrieb in Frage kommt. Dadurch läßt sich der Umsteige
zwang in Hamburg-Eidelstedt nicht vermeiden, und als
Folge davon ist die genannte Strecke trotz ihres gün
stigen Trassenverlaufs und ihres guten Ausbauzustands
für den Hamburger Nahverkehr fast ohne Bedeutung.
Eine Problematik besonderer Art stellen jene Strecken
dar, wo wegen der Schwierigkeiten, die durch das Um
steigen entstehen, ganz auf den Personenverkehr ver
zichtet wird. Ein Beispiel dafür ist die 14 km lange
Strecke Hamburg-Bergedorf - Geesthacht, auf der
1953 der Personenverkehr eingestellt wurde. Diese Ver
bindung ist heute eine gut instandgehaltene Güterver
kehrsstrecke, zu der parallel eine Bundesstraße mit
einem dichten Busverkehr verläuft. Bei einer Wiederauf
nahme des Personenverkehrs, die aus heutiger Sicht nur
mit diesel- oder dieselelektrischen Triebwagen erfolgen
könnte, würde es an demjenigen Punkt, wo die Strecke
das Gleichstromnetz erreicht, zu einem unvermeidlich
erscheinenden Umsteigebetrieb kommen.
Ein Umsteigeproblem, das die Folge einer zu erwartenden
Gleichstromelektrifizierung wäre, bedroht beispiels
weise die S-Bahn-Wendezuglinie von Hamburg Hauptbahnhof
nach Ahrensburg. Im "Generalverkehrsplan Region
Hamburg" (Herausgegeber: Baubehörde der Freien und
Hansestadt Hamburg, 1976) war eine Gleichstromelektri
fizierung dieser Strecke bis Rahlstedt untersucht wor
den, doch blieb es offen, in welcher Weise der S-Bahn
betrieb auf der Strecke von Rahlstedt nach Ahrensburg
abgewickelt werden sollte. Wenn der Wendezugbetrieb für
diese Strecke beibehalten würde, müßte in Rahlstedt
umgestiegen werden; würde man die Gleichstromstrecke
bis Ahrensburg verlängern, müßten bis Ahrensburg neue
Gleise gebaut werden. Zwischen Ahrensburg und
Rahlstedt, wo die Wendezüge jetzt mit der für Vorort
bahnen ungewöhnlich hohen Reisegeschwindigkeit von
ca.90 km/h verkehren, würde ein Gleichstrombetrieb mit
einer langsameren Bedienung verbunden sein. Eine zu
sätzliche Problematik besteht bei dieser Strecke noch
darin, daß Verkehrsplaner den Einwand erhoben haben,
bei einer Gleichstromelektrifizierung dieser Strecke
würde es einen zweiten Ast im Gleichstromnetz der
Hamburger S-Bahn geben, dem der Gegenast fehlt.
Ein Umsteigeproblem, das die Fertigstellung einer gan
zen Bahnlinie bedroht, besteht beispielsweise bei der
Hamburger Flughafenbahn. Durch einen Grundsatzbeschluß
des Hamburgischen Senats vom April 1990 soll eine
Gleichstromanbindung des Flughafens an den Bahnhof
Ohlsdorf erfolgen, wobei der Flughafenbahnhof so ange
legt werden soll, "daß eine spätere Verlängerung in
Richtung der regionalen Entwicklungsachse nach Kalten
kirchen möglich ist." ("Hamburger Verkehrsverbund -
Bericht 1990", S.17-18). Mit dem Bau des Bahnhofs wurde
bereits begonnen. Die Kurvenradien und Profile der
Strecke sind so bemessen, daß dort nur Gleichstrom
triebzüge verkehren können. Ob die Flughafenbahn tat
sächlich über Kaltenkirchen verlaufen wird, war bis
Anfang 1992 noch nicht klar, da als Alternative noch
die Strecke über Elmshorn untersucht wird. Klar ist
aber, daß es von Kiel keine Gleichstromverbindung zum
Hamburger Flughafen geben wird, und damit ist es so gut
wie sicher, daß es am Flughafen keine durchfahrenden
Züge geben wird.
Darum droht der Flughafenbahn als Folge des Umsteige
problems ein Fahrgastmangel, der ausreichen könnte, um
die Flughafenbahn doch noch zum Scheitern zu bringen.
Die an den Beispielen aufgezeigte Problematik ist nor
malerweise weder mit Erweiterungen des Gleichstrom
netzes noch durch eine Erweiterung herkömmlicher Wende
zugbetriebe lösbar. Die vielen und teilweise über Jahr
zehnte dauernden Bemühungen, die Verkehrsverhältnisse
in den Randbereichen des Hamburger Gleichstromnetzes zu
verbessern, haben sich an der aufgezeigten Problematik
festgefahren. Die Ursache dafür sind die ungelösten
technischen Probleme, die jeden größeren Fortschritt
verhindern. Als Folge davon stagniert die Entwicklung
der Gleichstromnetze fast vollständig, was ganz beson
ders für die Hamburger S-Bahn gilt. Eine Ausnahme gibt
es nur in Norderstedt, wo das Gleichstromnetz der
Hamburger U-Bahn erweitert wird und wo die nördlich
daran anschließende Alsternordbahn, die ursprünglich
nach Fertigstellung der erweiterten U-Bahnstrecke
stillgelegt werden sollte, bis etwa 1995 zweigleisig
ausgebaut wird. Dieser zweigleisige Ausbau entspricht
einer Forderung, die 1985 in einer Eingabe an den
Kieler Landtag erhoben wurde. (H. Haack: "Beschleuni
gung des Schienenverkehrs zwischen Schleswig-Holstein
und Hamburg". Eingabe an den Schleswig-Holsteinischen
Landtag, Kiel. Aktenzeichen 1277X).
Die für Berlin entwickelten Gleichstromtriebzüge der
Baureihe 480 und das für die Hamburger S-Bahn erstellte
Pflichtenheft für die Züge der Baureihe 474 zeigen, daß
man bei den S-Bahnnetzen dieser Städte bei der Technik
der Gleichstromtriebzüge bleiben will. Insbesondere bei
den für die Hamburger S-Bahn geplanten Triebzügen der
Baureihe 474 werden nur geringe Veränderungen gegenüber
den zuletzt gebauten Zügen erkennbar. Es verwundert
daher, daß die einzige bemerkenswerte Veränderung der
Verzicht auf die elektrische Kuppelbarkeit von Gleich
stromtriebzügen unterschiedlicher Bauart ist, weil die
sem Verzicht kein deutlich erkennbarer Vorteil gegen
übersteht. Jede für die Berliner und Hamburger S-Bahn
vorzuschlagende Lösung muß deshalb davon ausgehen, daß
sich an der Technik der Gleichstromtriebzüge nichts
Wesentliches ändern darf, daß aber innerhalb des Spiel
raumes, den die Technik dieser Züge in ihrer Weiterent
wicklung zuläßt, Lösungen in Kauf genommen werden kön
nen, bei denen eine elektrische Kuppelbarkeit zwischen
alten und neuen Zügen nicht mehr möglich wäre.
Die Aufgabe der Erfindung ist es, einen Gleichstrom
triebzug vorzuschlagen, der durch Einbau von an sich
bekannten Ausstattungen in der Lage ist, einen über die
Grenzen des Gleichstromnetzes hinausgehenden Betrieb
zu ermöglichen, ohne daß für die erforderlichen Aus
stattungen mehr als Kabel, Kabelkupplungen, Steuerungen
und entsprechende Schalter notwendig werden.
Die Lösung der Aufgabe erfolgt gemäß Hauptanspruch da
durch, daß bei dem Gleichstromtriebzug die folgenden
Ausstattungen miteinander kombiniert sind: a) Zugsam
melschiene für die Stromversorgung des Bordnetzes, b)
Führertisch mit Schalter für die wahlweise Steuerung
des Gleichstromtriebzugs oder der Lokomotive, c) Wen
dezugsteuerung mit den dafür erforderlichen Schaltern
in mindestens einem der Führerräume des Gleichstrom
triebzugs.
Durch die Erfindung können Strecken mit Gleichstrom
triebzügen umsteigefrei bedient werden, auf denen ande
re Nahverkehrszüge verkehren, mit denen sich bis jetzt
die Stadtzentren nur im Umsteigeverkehr erreichen
lassen. Beispielsweise haben von den fünf Ästen des
Gleichstromnetzes der Hamburger S-Bahn drei einen End
punkt, wo auf Züge eines anderen Typs umgestiegen wird.
An diesen drei Endpunkten ließe sich der Umsteigebe
trieb vermeiden, wenn die betreffenden Gleichstrom
strecken mit erfindungsgemäßen Gleichstromtriebzugen
bedient würden und diese Züge über die bisherigen Um
steigepunkte hinaus als Wendezüge weiterfahren würden.
Durch die Erfindung können auch Strecken mit Gleich
stromtriebzügen bedient werden, die wegen eines niveau
gleichen Trassenverlaufs nicht für einen Gleichstrombe
trieb in Frage kämen, indem auf solchen Strecken erfin
dungsgemäße Gleichstromtriebzüge mit Lokomotivbespan
nung als Wendezüge einsetzt.
Durch die Erfindung lassen auf Wendezuglinien des
S-Bahnverkehrs mit den erfindungsgemäßen Gleichstrom
triebzügen im Wendezugbetrieb höhere Reisegeschwin
digkeiten erzielen als mit konventionellen Wendezügen,
weil die Gleichstromzüge über Türeinstiege verfügen,
die ein schnelles Ein- und Aussteigen der Fahrgäste
ermöglichen, was insbesondere dann wirksam wird, wenn
die betroffenen Bahnsteigkanten auf die bei Gleich
stromtriebzügen übliche Höhe angehoben würden. Diese
Höhe beträgt bei der Hamburger Gleichstrom-S-Bahn 960
mm, was etwa 200 mm mehr als bei den Bahnsteigen für
konventionelle Wendezüge ist.
Durch die Erfindung besteht weiter die Möglichkeit,
Gleichstromlinien zu verzweigen und auf diese Weise
Strecken mit erfindungsgemäßen Gleichstromtriebzügen zu
bedienen, die für einen konventionellen Gleichstrombe
trieb nicht genug Fahrgäste hätten. Bei solchen Ver
zweigungen sollte der Streckenanfang elektrifiziert
sein, damit keine Rangiermanöver von Wendezuglokomoti
ven an den Endpunkten von Wendezuglinien auf dicht be
fahrenen Gleichstromstrecken notwendig werden. Eine
solche Verzweigungsstrecke wäre beispielsweise die
Hamburger Flughafenbahn, die so oder so bis zum Flug
hafen eine Gleichstromelektrifizierung erhalten würde.
Weitere Netzverzweigungen sind in Richtung Ahrensburg
und von Eidelstedt in Richtung Kaltenkirchen denkbar.
Für diese Netzerweiterungen brauchen aber nur die fol
genden kurzen Strecken elektrifiziert zu werden:
Ohlsdorf - Flughafen: 3 km
Eidelstedt - Eidelstedt-Ost: 2 km
Hasselbrook - Wandsbek: 2 km
Eidelstedt - Eidelstedt-Ost: 2 km
Hasselbrook - Wandsbek: 2 km
Diese verhältnismäßig kleinen Maßnahmen reichen schon
aus, um das mit Gleichstromzügen bediente Netz der
Hamburger S-Bahn von derzeit fünf Ästen auf acht Äste
anwachsen zu lassen.
Durch die Erfindung bietet sich weiter die Möglichkeit,
Güterbahnstrecken in das S-Bahnnetz einzubeziehen.
Allein in Hamburg gibt es vier Güterbahnstrecken nörd
lich der Elbe, die an sieben Punkten niveaugleich an
das Gleichstromnetz der S-Bahn herankommen. Alle diese
Güterbahnstrecken sind für eine Gleichstromelektrifi
zierung weitgehend ungeeignet, kämen aber für einen
Wendezugbetrieb mit erfindungsgemäßen Gleichstromtrieb
zügen mindestens teilweise in Frage.
Durch die Erfindung wird es beispielsweise möglich, für
die Hamburger Flughafenbahn einen kombinierten S-Bahn-
und Regionalverkehr vorzuschlagen, der im S-Bahnbetrieb
über den Flughafen hinausginge, ohne daß die Strecke
nördlich vom Flughafen eine Gleichstromelektrifizierung
erhalten müßte. Von Kiel würde mit Wendezügen aus
Waggons von konventioneller Bauart bis zum Flughafen
gefahren werden. Diese Züge würden auf ihrem Weg zum
Flughafen an der Grenze des Hamburger Schnellbahn
netzes, die gegenwärtig in Kaltenkichen liegt, mit er
findungsgemäßen Gleichstromtriebzügen verbunden werden,
wobei sich dann ein Zugverband ergibt, bei dem die
Lokomotive in der Mitte läuft. Dieser Zugverband würde
am Flughafen zertrennt werden, wobei der Gleichstrom
triebzug in Richtung Hamburg weiterfährt, während der
Wendezug bei der Rückfahrt nach Kiel einen erfindungs
gemäßen Gleichstromtriebzug bis Kaltenkirchen mitnimmt.
Durch die Erfindung läßt sich beispielsweise auch das
Problem der Asymmetrie des Hamburger Gleichstrom-S-
Bahnnetzes dadurch lösen, daß man die scheinbar proble
matische Gleichstromelektrifizierung Richtung Ahrens
burg dazu benutzt, um diesen Ast des S-Bahnnetzes mit
einem anderen Ast des Netzes zu verbinden, der eben
falls ohne Gegenast ist, wobei beide Äste in einer
Schleifenlinie zu einer neuen Linie verbunden würden.
Die in beiden Richtungen befahrbare wendeschleifenför
mige Ausbildung des Hamburger Gleichstrom-S-Bahnnetzes
mit dem Hamburger Hauptbahnhof am Ostende und dem
Altonaer Bahnhof am Westende bietet eine solche Lösung
an.
Insgesamt gesehen läßt sich durch die Erfindung die
Entwicklung von S-Bahn-Gleichstromnetzen aus ihrer
Stagnation befreien, wobei zu beachten ist, daß dies
keine noch zu beschließenden Neubaustrecken erfordert
und nur verhältnismäßig geringfügiger Elektrifizierun
gen bedarf. Erforderlich werden zwar weitere Gleich
stromtriebzüge, und es werden vorhandene Gleichstrom
triebzüge in erfindungsgemäße Züge umgebaut werden
müssen. Es würde sich dabei aber um Umbaufahrzeuge han
deln, die sich äußerlich in kaum erkennbarer Weise von
den vorhandenen Fahrzeugen unterscheiden würden, weil
lediglich der Kupplungskopf der automatischen Mittel
pufferkupplung anders als vorher wäre. Zwar wird die
Anzahl der neu zu beschaffenden Gleichstromtriebzüge
ein finanzielles Problem werden, doch sollte geprüft
werden, ob die erforderliche Aufstockung des Wagenparks
eventuell dadurch geschehen könnte, daß man nach
Anschaffung der geplanten neuen Züge die älteren
Gleich-Stromtriebzüge noch etwas weiter im Dienst be
läßt.
Einige Ausführungsbeispiele der Erfindung werden an den
folgenden Abbildungen erläutert.
Fig. 1: Beispiel für die Anordnung der Zugsammelschiene
(1), über die der Bordnetzstrom aus dem Stromerzeuger
der Wendezuglokomotive zu den Stromverbrauchern des
Gleichstromtriebzugs fließt, wenn der Gleichstromtrieb
zug von der Stromversorgung durch die Stromschiene ab
geschaltet ist. Die Arbeitsweise derartiger Zugsammel
schienen ist beispielsweise durch die DE 38 32 442 A1
bekannt. Neben der in der Abbildung gezeigten Möglich
keit für die Verlegung von Kabeln gibt es auch noch die
hier nicht gezeigte Möglichkeit, die Kabel freiliegend
am Wagenunterboden zu befestigen. ("DEUTSCHE EISENBAHN-
FAHRZEUGE VON 1838 BIS HEUTE", herausgegegeben von R.
Rossberg. VDI-Verlag GMBH, Düsseldorf, 1988, S.321).
Fig. 2: Beispiel des für die Wendezugsteuerung adap
tierten Führertisches (2). Derartige Führertische sind
insbesondere durch die von der Firma BBC Brown Boveri
für die Wendezüge der Ruhr-S-Bahn vorgenommenen Liefe
rungen bekannt. Wie Führertische eines schon vorhande
nen Zugtyps modifiziert werden können, wird beispiels
weise in der EP 0 473 512 A1 gezeigt. Die Fahr- und
Bremsschalter (3) beim Führertisch, die wahlweise die
Fahrmotoren des Gleichstromtriebzugs oder der Lokomo
tive steuern, können entweder für jede Antriebsart ge
trennt oder für beide Antriebe gemeinsam sein. Für die
Umschaltung von der einen auf die andere Antriebsart
dient der Schalter (4). Das Problem, zwei unterschied
liche Antriebe von einem einzigen Führertisch zu steu
ern, ist bereits durch die Ausgestaltung der Führer
tische von Zweikraftlokomotiven gelöst. Der Schalter
(4) dient auch für die Umschaltung der Stromversorgung
von Stromschienenbetrieb auf Wendezugbetrieb und umge
kehrt. Einrichtungen, welche dazu dienen, nach Auftren
nung bzw. Schließung eines Stromkreises einen anderen
Stromkreis aufzutrennen bzw. zu schließen, sind bei
spielsweise durch die Schrift DE 91 12 419 U1 bekannt.
Solche Einrichtungen müßten die dezentrale Stromversor
gung der Gleichstromtriebzüge, wie sie bei der Strom
speisung durch die Stromschiene besteht, auf eine
Stromspeisung durch die Zugsammelschiene umschalten.
Hierbei würde der Stromkreis der Fahrmotoren beim Ver
lassen von Gleichstromstrecken von der Stromversorgung
abgeschaltet werden, wobei diese Abschaltung rückgängig
gemacht wird, sobald sich der Gleichstromtriebzug wie
der auf dem Gleichstromnetz befindet. Die übrigen
Stromverbraucher des Gleichstromtriebzugs würden im
Wendezugetrieb mit Lokomotivtraktion auf Stromversor
gung aus der Zugsammelschiene umgeschaltet werden.
Schaltungen, welche dazu dienen, die Stromverbraucher
von Triebzügen auf unterschiedliche Stromquellen umzu
schalten, sind beispielsweise in der DE 28 15 441 C2
beschrieben.
Fig. 3: Beispiel des Kupplungskopfes einer automati
schen Mittelpufferkupplung (9), um Steuerleitungen von
Gleichstromtriebzügen untereinander und mit Wendezug
lokomotiven zu kuppeln. Die Stecker (5) und Buchsen (6)
der automatischen Kabelkupplung verstehen sich im ge
zeigten Beispiel für ein vielpoliges Steuerkabel. Im
gezeigten Beispiel sind die Buchsen (7) und die Stecker
(8) für die Zugsammelschiene stärker als für die ande
ren Leitungen ausgebildet, weil dieser Teil der
Kupplung stärkere Ströme als die anderen Teile der
Kupplung übertragen muß.
Fig. 4: Beispiel für einen Gleichstromtriebzug in Teil
ansicht mit Drehgestell (13), Fahrmotoren (10),
Schaltgetriebe (11), automatischer Mittelpufferkupplung
(9) und Stromabnehmer (12). Diese Ausstattungen sind
beispielsweise durch die Gleichstromtriebzüge der Bau
reihe 480 von der Berliner S-Bahn bekannt. Unterschiede
gegenüber den Triebzügen der Hamburger S-Bahn ergeben
sich vor allem wegen der unterschiedlichen Netzspan
nung, die beim Berliner Gleichstromnetz 900 V und bei
dem Hamburger Gleichstromnetz 1200 V beträgt. In Berlin
sind die Gleichstromtriebzüge der S-Bahn zweiteilig und
in Hamburg dreiteilig ausgebildet.
Die weitere Ausgestaltung der Erfindung geschieht gemäß
den Unteransprüchen 2-7 wie folgt.
Unteranspruch 2: Diese Ausgestaltung der Erfindung
sieht vor, daß der Gleichstromtriebzug mit Drehgestel
len ausgestattet wird, die für eine Lauf- und Bremsge
schwindigkeit von mehr als 120 km/h ausgelegt sind.
Gleichstromtriebzüge mit der in Deutschland bisher
größten Höchstgeschwindigkeit waren diejenigen der Bau
art ET 125 der Berliner S-Bahn, die 1934 gebaut wurden
und eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h erreichten.
Drehgestelle, die mit Gleichstrommotoren ausgestattet
sind und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zulas
sen, sind von den dieselelektrischen Triebzügen der
Baureihe BM/BS92 bekannt, welche die Duewag AG 1984/85
für den Einsatz in Norwegen gebaut hat. ("Nahverkehrs
triebwagen für Bahnnebenstrecken", bearbeitet von K.
Olbrich und K.-H. Neb. SNV Studiengesellschaft Nahver
kehr mbH, Hamburg, 1986, S.64-68).
Unteranspruch 3: Diese Ausgestaltung der Erfindung
sieht die Verwendung eines Schaltgetriebes bei den Ein
zelachsantrieben vor. Ein Stirnradgetriebe, das für
die elastische Kupplung von Motor-Getriebe-Aggregaten
von Schienenfahrzeugen dient, ist beispielsweise durch
die EP 0 308 616 B1 bekannt. Bei den Berliner S-Bahnzü
gen der Baureihe 480 wird ein schaltbares Lamellenge
triebe verwendet, das aus beidseitigen Lamellenkupplun
gen in Verbindung mit einem Stirnradgetriebe gebildet
wird. (P. Falk und H. Sauer: "Die elektrische Aus
rüstung für die Berliner S-Bahn". Eisenbahntechnische
Rundschau, No. 9/1986, 5.607-617). Die Verwendung eines
derartigen Schaltgetriebes ermöglicht es, beim Wende
zugbetrieb die Fahrmotoren auszukuppeln, so daß sie
nicht als funktionslose Schwungmasse mitlaufen müssen.
Unteranspruch 4: Diese Ausgestaltung der Erfindung sieht
vor, daß der Kupplungskopf der automatischen Mittelpuf
ferkupplung mit einer selbsttätigen Kabelkupplung aus
gestattet ist. Diese Ausgestaltung der Erfindung soll
ein automatisches Kuppeln der Wendezuglokomotive er
leichtern, wenn diese mit dem erfindungsgemäßen Gleich
stromtriebzug verbunden oder von ihm getrennt wird. Bei
konventionellen Wendezügen sind derartige Kupplungs
köpfe in Deutschland nicht bekannt.
Unteranspruch 5: Diese Ausgestaltung der Erfindung
sieht eine Zusatzausstattung vor, die ein automatisches
Kuppeln der Zugsammelschiene zwischen der Wendezugloko
motive und dem Gleichstromtriebzug und den Gleichstrom
triebzügen untereinander ermöglicht. Ein Beispiel für
diese Ausgestaltung ist in Fig. 3 gezeigt. Kupplungen
von Zugsammelschienen sind von lokomotivbespannten
Zügen bekannt, nicht jedoch bei Gleichstromtriebzügen,
da Gleichstromtriebzüge in der konventionellen Ausfüh
rung nicht über Zugsammelschienen verfügen. Die erfin
dungsgemäße Zugsammelschienenkupplung ist im Prinzip
nicht anders ausgebildet als die Kupplung der anderen
Leitungen; sie muß lediglich für größere Stromstärken
ausgelegt sein.
Unteranspruch 6: Diese Ausgestaltung der Erfindung
sieht vor, daß die Wendezugsteuerung als zeitmultiplexe
Wendezugsteuerung ausgeführt ist. Diese Steuerungen
arbeiten in 2-Drahttechnik. Als Übertragungsweg für die
Steuerbefehle dienen bei diesem Verfahren zwei Adern
vom 13poligen Lautsprecherkabel nach UIC-Merkblatt 568.
Diese Art der Steuerung, die jedes Fahrzeug mit Kabel
nach UIC-Merkblatt 568 wendezugfähig macht, ist durch
die von der Firma BBC Brown Boveri bei den Zügen der
Ruhr-S-Bahn installierten Wendezugsteuerungen bekannt.
Dadurch kann das zusätzliche Steuerstromkabel bei die
ser Ausgestaltung der Erfindung entfallen.
Unteranspruch 7: Diese Ausgestaltung der Erfindung
sieht die Möglichkeit eines führerlosen Zugbetriebs
vor. Diese Ausgestaltung nutzt die Versuchsergebnisse,
die bei der Hamburger U-Bahn mit dem Zugsteuersystem
PUSH erzielt wurden. Hierbei wurden die Züge von einer
Zentrale gesteuert, und der Zugführer wird mindestens
theoretisch entbehrlich. (Dr. Wirsching und Partner:
"Nutzen-Kosten-Untersuchungen zum prozeßrechnergesteu
erten U-Bahn-Automatisierungssystem Hamburg (PUSH)"
In: "Nahverkehrsforschung ′85". Herausgegeben vom
Bundesminister für Forschung und Technologie, Bonn,
1985, S.21-32). Eine Einrichtung zum Schalten der
Stromverbraucher für führerlosen Zugbetrieb ist bei
spielsweise in der DE 19 40 670 B2 beschrieben.
Claims (7)
1. Gleichstromtriebzug für Wendezugbetrieb, welcher
auf Gleichstromstrecken verkehrt, die mit Strom
schienen elektrifiziert sind und welcher außerhalb
von Gleichstromstrecken mit ziehender oder schie
bender Lokomotive als Wendezug fährt, welcher auf
Gleichstromstrecken seinen Strom der Stromschiene
entnimmt und diesen Strom teilweise dem Stromkreis
der Fahrmotoren und teilweise über einen Umrichter
dem Bordnetz zuführt, wobei er außerhalb von
Gleichstromstrecken den Strom für das Bordnetz vom
Stromerzeuger der Lokomotive über eine Zugsammel
schiene (1) erhält und welcher über automatische
Mittelpufferkupplungen (9) sowie über Drehgestelle
(13) verfügt, die mit Fahrmotoren (10) ausstattbar
sind, dadurch gekennzeichnet, daß bei dem
Gleichstromtriebzug die folgenden Ausstattungen
miteinander kombiniert sind: a) Zugsammelschiene
(1) für die Stromversorgung des Bordnetzes, b) Füh
rertisch (2) mit Schalter (4) für die wahlweise
Steuerung des Gleichstromtriebzugs oder der Lokomo
tive, c) Wendezugsteuerung mit den dafür erforder
lichen Schaltern in mindestens einem der Führerräu
me des Gleichstromtriebzugs.
2. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß seine Drehgestelle (13) für eine
Lauf- und Bremsgeschwindigkeit von mehr als 120
km/h ausgelegt sind.
3. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Einzelachsantriebe der Dreh
gestelle (13) mit einem Schaltgetriebe (11) arbei
ten.
4. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Kupplungskopf der automati
schen Mittelpufferkupplung (9) mit einer selbsttä
tigen Kabelkupplung (5, 6) ausgestattet ist.
5. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Kupplungskopf der automati
schen Mittelpufferkupplung (9) zugleich die Kupp
lung für die Zugsammelschiene (7, 8) ist.
6. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Wendezugsteuerung als zeit
multiplexe Wendezugsteuerung ausgeführt ist.
7. Gleichstromtriebzug gemäß Anspruch 1, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Steuersignale für den Gleich
stromtriebzug drahtlos übertragen werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE4216586A DE4216586A1 (de) | 1992-05-20 | 1992-05-20 | Gleichstromtriebzug für Wendezugbetrieb |
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