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Verfahren zur Herstellung von Lackfarben. Unter Lackfarben versteht
man bekanntlich solche Anstrichfarben, welche durch Anreiben geeigneter Pigmente
usw. mit Lacken, also Auflösungen von Harzen bzw. Harzölschmelzen, hergestellt sind.
Das übliche Verfahren ist dabei dieses: Die Pigmente usw. werden zunächst mit einem
Teil des Lackes zu einer dicken Paste angerieben, welche dann auf geeigneten Mahleinrichtungen
innigst vermahlen wird; hierauf wird dann der Rest des Lackes zugesetzt, außerdem
gegebenenfalls Verdünnung, um ein direkt streichfähiges Produkt zu erhalten.
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Dieses Verfahren besitzt viele Übelstände. Zunächst ist ein gewisser
Verlust an Lackverdünnungsmitteln unvermeidlich, zumal während des Mahlprozesses
Erwärmung auftritt, welche den Verdunstungsvorgang sehr begünstigt. Infolge der
Unmöglichkeit, diese Verdunstungsverluste kontrollieren zu können, fallen die Farben
auch hinsichtlich ihrer Konsistenz immer verschieden aus, was vor der endgültigen
Fertigmachung langwierige Prüfungen notwendig macht. Weitere Übelstände bestehen
darin, daß die fertigen Farben oft in hohem Grade zum Absetzen neigen, was ein -Lagern
sehr erschwert und ein Arbeiten auf Vorrat oft beinahe unmöglich macht. Außerdem
bilden sich oft, besonders bei fetteren Farben, Häute an der Oberfläche, welche
während des Transportes zerreißen und die Farben verunreinigen. Für den Versand
bestehen auch noch andere Schwierigkeiten, besonders infolge Gefahr einer Leckage
der Transportkannen und Fässer. Außerdem beeinträchtigt die stets vorhandene Feuergefährlichkeit
.der Verdünnungsmittel die Versandmöglichkeiten, besonders für Exportzwecke, ganz
abgesehen davon, daß manche Verdünnungsmittel, wie Spiritus, die Ausfuhrmöglichkeit
sehr begrenzen. Schließlich wäre auch das hohe Transportgewicht der fertigen Lackfarben
zu erwähnen sowie die Unbequemlichkeit der Rücksendung der Kannen und Fässer und
deren anerkanntermaßen umständliche und teure Reinigung.
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Man kann alle diese Übelstände in der Weise vermeiden, daß man statt
der fertigen Lackfarben nur die Mischung der Harze mit Pigmenten usw. bzw. der Harzölschmelzen
mit Pigmenten usw. abgibt und die Fertigstellung zur streichfähigen Farbe dem Verbraucher
selbst überläßt. Ein solches Verfahren ist neu und beruht auf einigen überraschenden
Feststellungen. So hat sich zunächst gezeigt, daß die Vermahlung eines geschmolzenen
Harzes mit Pigmenten usw. infolge der besonderen Viskositätsverhältnisse der Harzschmelze
erheblich leichter vonstatten geht als die Vermahlung des kalten Lackes mit den
Pigmenten us-,v. Daher ist es meist möglich, die erforderliche Kornfeinheit der
Pigmente usw., die natürlich normale Beschaffenheit zeigen müssen, bereits innerhalb
heizbarer Knetmaschinen zu erzielen. Sodann war es eine überraschende Feststellung,
daß man Harzöllacke nicht nur auf dem üblichen Wege .des Verschmelzens von Öl mit
Harz herstellen kann, sondern auch durch einfaches Lösen des Harzes. Dies gilt für
Kolophonium restlos, während es bei den verschiedenen Kopalen lediglich den üblichen
Abschmelzprozeß
voraussetzt, dem dann aber lediglich eine teilweise Verschmelzung mit Öl anzuschließen
ist. Der Rest des Öles kann in der Art eines Verdünnungsmittels zugesetzt werden
und macht, was wesentlich ist, einen viel erheblicheren Anteil aus als das direkt
mit dem Kopal zu verschmelzende Öl. Die Menge des letzteren kann sogar bei gewissen
Kopalen, z. B. Bomeo-Kauri, auf einige Prozente beschränkt sein. Natürlich können
die Harze auch allen üblichen Präparationen unterworfen werden (Verschmelzen mit
Kalk bzw. Zinkoxyd, Veresterung mit Glycerin, Phenol usw.).
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Der außerordentliche Vorteil der Mischung von Pigmenten mit den Harzen
b,w. deren Ölschmelzen mit der gerade notwendigen Ölmenge liegt darin, daß, abgesehen
von der sehr bequeme Vereinigungsmöglichkeit innerhalb heizbarer Knetmaschinen,
stets in der Kälte feste Produkte erhalten «=erden, die sich, nach vorheriger Zerkleinerung,
in beliebigen Umhüllungen (billigen Kartonnagen) versenden lassen und unbegrenzte
Haltbarkeit besitzen, da natürlich irgendeine Entmischung unmöglich ist. Derart
kann also beliebig auf Vorrat gearbeitet werden; außerdem fallen alle mit der Versendung
von Verdünnungen verbundenen Unbequemlichkeiten und Erschwerungen restlos fort,
was insbesondere für Exportzwecke sehr wesentlich ist.
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Die Fertigstellung der Streichfarben am Ort des Verbrauchs bietet
keinerlei Schwierigkeiten. Es ist nur notwendig, die zweckmäßigerweise auf der Verpackung
angegebenen Zusätze von Verdünnungsmitteln usw. vorzunehmen, worauf nach kurzer
Zeit Lösung erfolgt, und lediglich noch durch Umrühren für die erforderliche Gleichmäßigkeit
zu sorgen ist, um das verwendungsfähige Produkt zu erhalten. Dabei besteht der weitere,
sehr wesentliche Vorteil, daß immer nur so viel Farbe fertiggestellt werden kann,
als gerade gebraucht wird. Die Verarbeitung ist also die denkbar sparsamste.
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Die Ausführung des Verfahrens sei an einigen Beispielen erläutert,
welche indes in keiner Weise erschöpfend sind. Vielmehr bietet,das Verfahren innerhalb
weitester Grenzen liegende Ausführungsmöglichkeiten.
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Beispiel i.
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i oo Teile Schellack werden in einer heizbaren Knetmaschine geschmolzen
und dann mit i oo Teilen geeigneter Pigmente innigst vermischt. Die fertige Mischung
wird in flache Pfannen abgelassen, in denen sie schnell erstarrt.
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Die Lösung von ioo Teilen dieser Mischung in 5o Teilen Spiritus ergibt
einen vorzüglichen Spiritusdecklack. Beispiel 2.
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iooTeile gehärtetes Kolophonium werden in einer heizbaren Knetmaschine
geschmolzen und mit i oo Teilen geeigneter Pigmente usw. innigst vermischt. Nach
erfolgter Mischung liegt ein versandfähiges Produkt vor.
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Die Lösung dieses Produktes in Solventnaphtha oder Benzin usw. gibt
eine magere Lackfarbe. Ersetzt man die Verdünnung durch mehr oder weniger Firnis,
Standöl, -fetten Lack usw., so erhält man Lackfarben beliebiger Beschaffenheit.
Beispiel 3.
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i oo Teile Kongokopal werden in üblicher Weise abgeschmolzen und dann
mit 2o Teilen Leinöl verkocht. Die Lösung wird durch ein engmaschiges Sieb gegeben
und dann, nach Abkühlung auf etwa 15 o° C, mit i oo Teilen geeigneter Pigmente
usw. innigst vermischt. Nach erfolgter Mischung liegt ein versandfähiges Produkt
vor.
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Die Fertigstellung einer Lackfarbe aus dieser Mischung kann in verschiedenster
Weise erfolgen, indem man entweder Verdünnung allein benutzt (z. B. Terpentinöl)
oder aber mehr oder weniger fettes Öl. Natürlich muß in letzterem Falle auch eine
entsprechende Menge Sikkativ mit zugesetzt werden.
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Da die zur Fertigstellung der Lackfarben notwendigen Verdünnungen
(Benzol, Solventn.aphtha, Benzine, Terpentinöl, Spiritus usw.) überall erhältlich
sind, desgleichen auch geeignete fette Öle, so kann auf die angegebene Weise auch
überall die Fertigstellung der Lackfarben erfolgen. Vor der vielfach üblichen einfachen
Mischung trockener Farben mit Ölen oder Lacken unterscheidet sich das Verfahren
insofern sehr wesentlich, als es die für die Herstellung einer guten Lackfarbe notwendigen
Produkte in einer festen, trockenen und haltbaren Vereinigung darbietet, also außer
der Verdünnung überhaupt nichts voraussetzt. Außerdem ist die Kornfeinheit der Pigmente
der bei bloßer Einrührung erzielbaren weit überlegen. Dies ist aber für die Güte
der Produkte, ihre Verstreichbarkeit, Ausgiebigkeit und Haltbarkeit sehr wesentlich.