DE4122994C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung pulpe
artiger kurzer Fasern eines hohen Orientierungsgrads aus
einem Acrylnitrilpolymeren (im folgenden als PAN bezeich
net) ohne einen Spinnvorgang.
Es ist bekannt, daß Molekülketten von PAN infolge der starken
Polarität von Nitrilgruppen in ihren Seitenketten zu einer
irregulären Helix verzwirnt sind und eng mit starren Ketten
verbundene oder verwandte Eigenschaften aufweisen (vgl.
W. R. Krigbaum und Mitarbeiter, "Journal of Polymer",
Band XLIII, S. 467-488, 1960). Wenn solchen Polymeren ein
stark polares Lösungsmittel, wie Dimethylformamid, Dimethyl
acetamid, Dimethylsulfoxid oder eine wäßrige NaSCN-, ZnCl2-
oder HNO3-Lösung, zugegeben wird, ziehen die Nitrilgruppen
unter Kupplung mit diesen Lösungsmitteln Moleküle an, wobei
sie sich voneinander trennen und auch bei Raumtemperatur
eine fließfähige Lösung bilden.
Es sind einige wenige Verfahren für die Herstellung von
Fasern unter Nutzung der obengenannten Vorteile von PAN be
kannt, welche das Spinnen einer Mischlösung von PAN in
einem Lösungsmittel durch in einem Spinnwerkzeug vorge
sehene Mikrolöcher umfassen. Wenn bei diesen Verfahren das
Lösungsmittel nach dem Extrudieren der flüssigen Lösung
entfernt wird, verfestigt sich das PAN in Form von Fasern.
Die erhaltenen Filamente oder Fäden werden daher als un
mittelbar nach dem Spinnen in Form einer Faser vorliegend
angesehen. Wenn jedoch das Lösungsmittel entfernt wird und
die Filamente oder Fäden getrocknet werden, werden letztlich
die PAN-Molekülketten in den Fäden unter Bildung eines nicht
orientierten Klumpens rekonglomeriert, da die inneren Mole
külketten oder gebildeten Fäden überhaupt keine Orientierung
aufweisen. Folglich müßten die gebildeten Fäden mit hohem
Verstreckungsverhältnis von 5-30 oder mehr gereckt werden,
damit man hinsichtlich des Molekülaufbaus, in welchem die
Molekülketten parallel zur Faserachse angeordnet sind,
die komplette Faserstruktur erreicht. Da die Fäden gereckt
werden, werden die nicht-orientierten konglomerierten
PAN-Molekülketten unter Ausrichtung zueinander entwirrt und ge
streckt, wobei Fasern mit einem gestreckten Kettenkristall
bereich entstehen. Folglich kann auf das Recken im Rahmen
der bekannten Faserherstellungsverfahren nicht verzichtet
werden, da eine Faserstruktur, in der die meisten Molekül
ketten parallel zur Faserachse ausgerichtet sind, lediglich
durch Recken gebildet werden kann.
Die bekannten Verfahren unter Verwendung eines Lösungsmittels
kranken aber daran, daß sie einen großen Aufwand bei der
Extraktion, Rückgewinnung und Reinigung des Lösungsmittels
bedingen und eine Umweltverschmutzung aufgrund der Ver
wendung des Lösungsmittels herbeiführen können.
Um nun diesen Schwierigkeiten zu begegnen, wurden bereits
die verschiedensten Verfahren entwickelt, bei denen durch
Erwärmen eines Gemisches aus PAN und Wasser eine Schmelze
gebildet und aus der gebildeten Schmelze durch Spinnen und
Recken Fasern hergestellt werden. Aus der US-PS 25 85 444
ist es beispielsweise bekannt, daß PAN-Fasern durch Erwärmen
eines 30-85 Gew.-% Wasser aufweisenden PAN-Hydrats zur
Bildung eines erschmolzenen Fluidums auf über seine Schmelz
temperatur und anschließendes Schmelzspinnen des gebilde
ten Fluidums hergestellt werden können. Aus den US-PS
38 96 204 und 39 84 601 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Fasern durch Erwärmen eines Gemisches von PAN und etwa
20-30 Gew.-% Wasser auf eine Temperatur im Bereich von
170-205°C zur Bildung einer amorphen Schmelze, Verspinnen
der erhaltenen Schmelze zur Gewinnung von Fäden oder Fila
menten und anschließendes Recken der gebildeten Fäden oder
Filamente um mehr als das 5fache bekannt. Aus den US-PS
39 91 153 und 41 63 770 ist ein Verfahren zur Herstellung
von Fasern durch Verspinnen von PAN-Hydrat mit 10-40 Gew.-%
Wasser bei Schmelztemperatur oder darüber, d. h. in einem
Temperaturbereich, in welchem die Schmelze einer amorphen
Einzelphase des Hydrats entsteht, und anschließendes Recken
der stranggepreßten Fäden auf das 25- bis 150fache in einer
Druckkammer bekannt. Nach diesen Verfahren können jedoch
Fasern, in denen die PAN-Molekülketten orientiert sind, nur
durch Recken der erhaltenen Fäden oder Filamente mit hohem
Verstreckungsverhältnis hergestellt werden, weil der Spinn
vorgang bei einer Temperatur durchgeführt wird, bei welcher
das PAN-Hydrat in Form einer ungeordneten amorphen Schmelze
vorliegen kann.
Aus den US-PS 34 02 231, 37 74 387 und 38 73 508 ist
ferner ein Verfahren zur Herstellung von Pulpefasern be
kannt. Hierbei wird ein Gemisch aus PAN und 100% oder mehr
Wasser zur Bildung einer Schmelze auf etwa 200°C erwärmt
und dann die gebildete Schmelze zur Faserherstellung ver
sponnen. Da jedoch das aus diesen Literaturstellen bekannte
Verfahren mit einem Überschuß an Wasser und bei hoher
Temperatur arbeitet, um die PAN-Schmelze herzustellen,
nimmt die gebildete PAN/H2O-Schmelze eine willkürliche,
amorphe Form an. Die daraus extrudierten PAN-Fäden stellen
nichts anderes als einen nicht-orientierten kontinuierlichen
Schaum dar, der praktisch weder bezüglich der Molekülketten
eine Orientierung noch faserförmige Struktur zeigt, und das,
obwohl das PAN extern scheinbar faserförmig extrudiert wurde.
Wie erwähnt, können nach den bekannten Schmelzspinntechniken
Faserstrukturen nur durch Recken der gebildeten Fäden oder
Filamente mit einem hohen Verstreckungsverhältnis, z. B.
einem 5- bis 30fachen Verstreckungsverhältnis erhalten
werden.
Unter Berücksichtigung des vorherigen wurden nun weitere
Untersuchungen bezüglich des Zweikomponentensystems mit PAN
und Wasser (im folgenden als "PAN/H2O" bezeichnet) angestellt.
Hierbei zeigte es sich in höchst unerwarteter Weise, daß das
PAN/H2O-System oder -Gemisch Fusionswärme absorbiert und da
bei bei der Schmelztemperatur des PAN/H2O-Systems eine
Schmelze einer amorphen, einzelnen Phase bildet. Die er
schmolzene einzelne Phase verfestigt sich selbst beim Ab
kühlen unter die Schmelztemperatur nicht und behält den
unterkühlten Schmelzezustand ohne Kristallisation bei, so
lange sich die Kühltemperatur in dem gewählten Temperatur
bereich (OR) bewegt. Beim weiteren Abkühlen unter eine Ver
festigungstemperatur (Tc) kristallisiert das PAN und kehrt
wieder in den ursprünglichen Zustand zurück. Beim Abkühlen
zur Bildung des unterkühlten Zustands bildet die PAN/H2O-
Schmelze, anders als die bei der höheren Temperatur gebil
dete amorphe Schmelze, in der einzelnen Phase eine Art einer
metakristallinen Phase mit molekularer Ordnung, wobei deren
physikalische Eigenschaften denjenigen eines Flüssigkristalls
ähneln. Diese metakristalline Phase kann sehr einfach die
molekulare Orientierung durch Strangpressen bilden, wie dies
in der noch zu erläuternden Fig. 4 gezeigt ist.
Es scheint, daß in der unterkühlten Schmelze mit der aufge
schmolzenen metakristallinen Phase PAN-Molekülketten zusammen
mit Wassermolekülen zahlreiche feine Einheiten einer regu
lären Phase mit einer Molekülstruktur einer geordneten Ket
tenform bilden. PAN-Molekülketten in der erschmolzenen meta
kristallinen Phase besitzen Selbstorientierungseigenschaften.
Wenn folglich gewisse Mittel für eine orientierte Scherung
durch mechanisches Strangpressen auf die PAN-Molekülketten
zur Einwirkung gebracht werden, bilden die PAN-Moleküle ohne
Schwierigkeiten eine hochorientierte Faserstruktur. Mit an
deren Worten: wenn die erschmolzene metakristalline Phase
extrudiert wird, nähern sich die ausgedehnten PAN-Molekül
ketten einander schräg bzw. quer, wobei im System enthalte
nes Wasser automatisch ausgetrieben wird. Auf diese Weise
bilden sich eine Faserstruktur und hochorientierte Fasern
ohne getrenntes Recken mit hohem Verstreckungsverhältnis.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte pulpe
artige Fasern einer hohen molekularen Orientierung eignen
sich sehr zweckmäßig als Material für Kleidung und auch
als industrielles Material, wie Ersatzfasern für Asbest,
Wärmeisolierfasern und warmfeste Fasern, Zementarmierungs
fasern und dergleichen.
Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, ein neues Verfahren
zur Herstellung pulpeartiger kurzer Acryl-Fasern mit hoch
orientierter Fibrillenstruktur ohne Spinnen zu schaffen.
Diese kurzen Acryl-Fasern sollen dabei eine Faserstruktur
einer hohen Molekülorientierung aufweisen und ohne Spinnen
und/oder Recken mit hohem Verstreckungsverhältnis herstell
bar sein.
Die Erfindung bezweckt auch die Schaffung eines Verfahrens
zur Herstellung pulpeartiger kurzer Fasern, bei dem die bis
her für die Herstellung pulpeartiger kurzer Fasern erforder
lichen komplizierten Schritte, wie Bereitstellung einer Vor
ratslösung, in welcher PAN in einem Lösungsmittel gelöst
ist, Spinnen der Lösung und Verfestigen(lassen) des Spinn
produkts, Entfernen und Rückgewinnen des Lösungsmittels,
Recken und Fibrillieren der erhaltenen Faser(n), verein
facht sind.
Im folgenden ist die Erfindung anhand der Zeichnung näher
erläutert. Im einzelnen zeigen:
Fig. 1A einen typischen endothermen Schmelzpeak und einen
exothermen Verfestigungspeak aus einer differential
abtastkalorimetrischen Analyse (DSC); daraus er
gibt sich, daß der Temperaturbereich (OR), in wel
chem die Schmelze der metakristallinen Phase mit
molekularer Ordnung gebildet werden kann, zwischen
der Schmelztemperatur und der Verfestigungs
temperatur liegt;
Fig. 1B eine Ausführungsform von Fig. 1A; sie zeigt den
endothermen Schmelzpeak und den exothermen Ver
festigungspeak von PAN-Hydrat als ein Gemisch aus
einem Acrylnitrilpolymeren mit 89,2 Gew.-%
Acrylnitril und 10,8 Gew.-% Methylacrylat zu
sammen mit 20 Gew.-% Wasser;
Fig. 2A in graphischer Darstellung typische Änderungen in
der Schmelztemperatur und der Verfestigungs
temperatur eines Acrylnitrilpolymerenhydrats in
Abhängigkeit vom Wassergehalt; sie zeigt den
Temperaturbereich, in welchem sich die erschmol
zene metakristalline Phase mit ähnlicher moleku
larer Ordnungseigenschaft, wie sie ein Flüssig
kristall aufweist, bildet;
Fig. 2B eine Ausführungsform gemäß Fig. 2A; sie zeigt
Änderungen in der Schmelztemperatur und der Ver
festigungstemperatur des Acrylnitrilpolymeren
hydrats mit 89,2 Gew.-% Acrylnitril und 10,8 Gew.-%
Methylacrylat als Funktion des Wassergehalts;
Fig. 3 in graphischer Darstellung Änderungen in der
Schmelztemperatur und der Verfestigungstemperatur
eines Acrylnitrilpolymerenhydrats in Abhängigkeit
vom Gehalt an Methylacrylat als Comonomerem; sie
zeigt, daß mit zunehmendem Methylacrylatgehalt in
dem Acrylnitrilpolymeren die Schmelztemperatur und
die Verfestigungstemperatur des Acrylnitrilpoly
merenhydrats sinken;
Fig. 4 in graphischer Darstellung den Orientierungsgrad
des durch Strangpressen der Schmelze eines Acryl
nitrilpolymerenhydrats erhaltenen Extrudats in Ab
hängigkeit von der Strangpreßtemperatur; sie zeigt,
daß das Extrudat im Temperaturbereich, in dem sich
eine amorphe Schmelze bildet, kaum orientiert ist,
d. h. daß der angenommene Orientierungsgrad (nur)
etwa 50% beträgt, daß jedoch das Extrudat im
Temperaturbereich, in dem sich eine metakristalline
Phase bildet, eine hohe molekulare Orientierung auf
weist, d. h. daß sein angenommener Orientierungsgrad
mehr als 80% beträgt;
Fig. 5A ein Strukturmodell einer dreidimensionalen mole
kularen Ordnung eines Acrylnitrilpolymerenhydrats,
das durch Wechselwirkung der Acrylnitrilpolymeren
kette mit Wassermolekülen beim Strangpressen des
Acrylnitrilpolymerenhydrats der metakristallinen
Phase in einem erschmolzenen Zustand entstanden
ist;
Fig. 5B ein anderes Strukturmodell eines Acrylnitrilpoly
merenhydrats, in dem Fasern, wenn diese durch Ex
trudieren und Verfestigen entstanden sind, in der
erweiterten Kettenkonformation Plattenfibrillen
bilden; sie zeigt, daß Polymerenketten in "C-Pfeil
richtung" erweitert sind und daß "Van der Waal′sche
Kräfte" in der "V-Pfeilrichtung" wirken; nach der
Austreibung des Wassers aus der erschmolzenen meta
kristallinen Phase und der dadurch bedingten
Schrumpfung der Phase unter Faserbildung wirkt eine
Dipolanziehung zwischen Nitrilgruppen in der
"D-Pfeilrichtung" anstelle der Wasserstoffbindungs
kraft, die in "H-Pfeilrichtung" in der erschmolzenen
metakristallinen Phase wirkt;
Fig. 6 eine Abtastelektronenmikrophotographie des Quer
schnitts und des Längsschnitts des erhaltenen band
förmigen Extrudats, aufgenommen, nachdem durch Ex
trudieren der metakristallinen Phase Fasern ent
standen sind; sie zeigt, daß das Extrudat im Quer
schnitt eine Schnittstruktur, in welcher Platten
fibrillen an den Seiten des Raums, aus dem Wasser
ausgetrieben wurde, gleichmäßig laminiert sind, und
im Längsschnitt die interne Struktur, in der die
einzelnen Fibrillen unter Bildung einer faserförmi
gen Struktur zu Mikrofibrillen unterteilt sind, auf
weist;
Fig. 7 ein Modell der Querschnittstruktur und der Längs
schnittstruktur des bandförmigen Extrudats gemäß
Fig. 6; sie zeigt, daß das Extrudat die Schnitt
struktur auf dem Querschnitt aufweist, in welcher in
geeigneten Intervallen Plattenfibrillen gleichmäßig
laminiert sind; ferner zeigt Fig. 7 die Innen
struktur des Längsschnitts, woraus hervorgeht, daß
die einzelnen Plattenfibrillen aus zahlreichen
Mikrofibrillen bestehen und daß Fibrillen und Mikro
fibrillen leicht unter Bildung einer getrennten
Faser in ihre Individuen unterteilt sind;
Fig. 8 eine Röntgenstrahlenbeugungsmusterphotographie des
bandförmigen Extrudats von Fig. 6, die zeigt, daß
sich ein faserförmiger Kristall und eine hoch
orientierte Struktur im Extrudat gebildet haben;
Fig. 9 eine Azimutalabtastung des Hauptäquatorpeaks
(2R = 16,2°) auf dem in Fig. 8 dargestellten
Röntgenstrahlenbeugungsmuster, woraus eine hohe
Molekülorientierung hervorgeht, und
Fig. 10 eine Abtastelektronenmikrophotographie von durch
Zerschneiden des wärmebehandelten bandförmigen
Extrudats auf eine geeignete Länge und an
schließendes Schlagen erhaltenen pulpeartigen
kurzen Fasern; sie zeigt, daß die einzelnen Fasern
aus Fibrillen und Mikrofibrillen bestehen und einen
unregelmäßigen Abschnitt und mehrere seitliche
Spalten und Verzweigungen aufweisen.
Erfindungsgemäß werden pulpeartige kurze Fasern durch Er
wärmen eines PAN-Gemisches aus mehr als 70 Gew.-% eines
Acrylnitrils und weniger als 30 Gew.-% eines mischpoly
merisierbaren Monomeren mit einem Viskositätsdurchschnitts
molekulargewicht von 10 000 bis 600 000 sowie 5-100 Gew.-%
Wasser zur Bildung einer amorphen Schmelze in einem ge
schlossenen Behälter, Abkühlen der erhaltenen Schmelze auf
eine Temperatur zwischen ihrer Schmelz- und ihrer Ver
festigungstemperatur zur Bildung einer unterkühlten Schmelze
der aufgeschmolzenen metakristallinen Phase mit Eigenschaf
ten ähnlich denen eines Flüssigkristalls und molekularer
Ordnung, Strangpressen der gebildeten unterkühlten Schmelze
durch ein Strangpreßwerkzeug einer geeigneten Größe zur
Bildung eines hochorientierten Extrudats, in welchem durch
Verfestigen des Extrudats unter spontaner Entfernung von
Wasser aus ihm Plattenfibrillen gleichmäßig angeordnet bzw.
laminiert sind und sich eine Faserstruktur bildet, und Wärme
behandeln des gebildeten Extrudats zur Verbesserung seiner
Orientierung, gefolgt von einem Schneiden und Schlagen des
wärmebehandelten Extrudats auf eine geeignete Größe zur
Bildung pulpeartiger kurzer Fasern hergestellt.
Der Ausdruck "PAN" steht sowohl für Homopolymere eines
Acrylnitrils und Mischpolymere eines Acrylnitrils mit
einem oder mehreren mit dem Acrylnitril mischpolymerisier
baren Monomeren. Solche Copolymere sollten mindestens 70,
vorzugsweise mehr als 85 Gew.-% eines Acrylnitrils und
höchstens 30, vorzugsweise weniger als 15 Gew.-% des misch
polymerisierbaren Monomeren enthalten.
Solche mischpolymerisierbaren Monomere sind additionspoly
merisierbare Monomere mit einer ethylenischen Doppelbindung,
wie Methylacrylat, Methylmethacrylat, Ethylacrylat, Chlor
acrylsäure, Ethylmethacrylat, Acrylsäure, Methacrylsäure,
Acrylamid, Methacrylamid, Butylacrylat, Methacrylnitril,
Butylmethacrylat, Vinylacetat, Vinylchlorid, Vinylbromid,
Vinylfluorid, Vinylidenchlorid, Vinylidenbromid, Allyl
chlorid, Methylvinylketon, Vinylformiat, Vinylchloracetat,
Vinylpropionat, Styrol, Vinylstearat, Vinylbenzoat, Vinyl
pyrrolidon, Vinylpiperidin, 4-Vinylpyridin, 2-Vinylpyridin,
N-Vinylphthalimid, N-Vinylsuccinimid, Methylmalonat,
N-Vinylcarbazol, Methylvinylether, Itaconsäure, Vinylsulfon
säure, Styrolsulfonsäure, Allylsulfonsäure, Methallylsulfon
säure, Vinylfuran, 2-Methyl-5-vinylpyridin, Binaphthalin,
Itaconester, Chlorstyrol, Vinylsulfonatsalz, Styrolsulfonat
salz, Allylsulfonatsalz, Methallylsulfonatsalz, Vinyliden
fluorid, 1-Chlor-2-bromethylen, α-Methylstyrol, Ethylen und
Propylen.
Das Molekulargewicht von PAN ist als Viskositätsdurch
schnittsmolekulargewicht (Mv) aus der gemäß folgender Glei
chung unter Verwendung von N,N-Dimethylformamid als Lö
sungsmittel bestimmten Intrinsicviskosität (η) angegeben:
[η] = 3,35 × 10-4Mv0,72
Die Intrinsicviskosität (η) ist hierbei bei 30°C in einer
Lösung von PAN in N,N-Dimethylformamid als Lösungsmittel
bestimmt (vgl. T. Shibukawa und Mitarbeiter in "Journal of
Polymer Science", Teil A-1, Band 6, Seiten 147-159, 1968).
Das Molekulargewicht, angegeben als aus der Intrinsic
viskosität von PAN errechnetes Viskositätsdurchschnitts
molekulargewicht, eines erfindungsgemäß benutzten Acryl
nitrilpolymeren liegt zwischen 10 000 und 600 000, vor
zugsweise 50 000 und 350 000.
Die Bestimmung von Phasenänderungen durch Differentialab
tastkalorimetrie, abhängig vom Wassergehalt des Hydrats,
der Temperatur und der PAN-Zusammensetzung, kann brauchbare
Information über das Vorliegen eines Temperaturbereichs
liefern, in welchem die aufgeschmolzene metakristalline
Phase gebildet werden kann (vgl. Fig. 1A und 2A). Dabei be
ginnt ein Zweikomponentensystem aus PAN und Wasser bei einer
Temperatur über dem Siedepunkt von Wasser bei Normaldruck
seine Phase zu verändern. Es ist damit möglich, den endo
thermen Schmelzpeak und den exothermen Verfestigungspeak
durch Erhöhen der Temperatur bzw. Abkühlen zu bestimmen,
und zwar unter Verwendung einer handelsüblichen großvolumigen, druckfesten
Kapsel, die perfekt abgedichtet ist und hohem Druck zu wider
stehen vermag. Wenn gemäß
Fig. 1A die Spitzen der endothermen und exothermen Peaks die
Schmelztemperatur (Tm) bzw. die Verfestigungstemperatur (Tc)
anzeigen, entspricht der Temperaturbereich zwischen den
Schmelz- und Verfestigungstemperaturen dem Temperaturbereich,
in welchem eine aufgeschmolzene metakristalline Phase ent
steht.
Fig. 2A veranschaulicht graphisch die Änderung des Tempera
turbereichs, in welchem die aufgeschmolzene metakristalline
Phase entsteht, in Abhängigkeit vom Wassergehalt. Fig. 3
zeigt eine Ausführungsform bezüglich der Änderung des
Temperaturbereichs, abhängig von der Zusammensetzung von
PAN. Die auf die Fig. 1A und 2A bezogenen Fig. 1B bzw. 2B
veranschaulicht die Änderung des Temperaturbereichs, in
welchem die aufgeschmolzene metakristalline Phase entsteht,
in Abhängigkeit vom Wassergehalt. Fig. 1B zeigt den Fall,
in welchem 20 Gew.-% Wasser mit 89,2 Gew.-% Acrylnitril
und 10,8 Gew.-% Methacrylat enthaltendem PAN vermischt
sind; Fig. 2B steht für den Fall, daß das gleiche PAN wie
in Fig. 1B verwendet, die mit PAN zu vermischende Wasser
menge aber im Bereich von 5-50 Gew.-% geändert wird.
Wenn durch Zusatz einer geeigneten Menge Wasser zu PAN ge
bildetes Hydrat in einen Druckbehälter überführt und darin
auf eine Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes erwärmt
wird, entsteht ein autogener Wasserdampfdruck, wobei die
Polymeren mit Wassermolekülen unter Bildung einer PAN/H2O-
Schmelze vereinigt werden. Zu diesem Zeitpunkt kann in den
Behälter zur Aufrechterhaltung eines Überdrucks ein Inertgas,
z. B. Stickstoff oder Argon, eingeleitet werden. Die Tempera
tur, auf die erwärmt werden muß, muß die Schmelztemperatur
(Tm) oder mehr erreichen (vgl. Fig. 1A). Bei der gebildeten
Schmelze handelt es sich um ein willkürliches amorphes
Fluidum. Wenn die amorphe Schmelze auf eine Temperatur zwi
schen Schmelztemperatur und Verfestigungstemperatur der
Schmelze abgekühlt und bei dieser Temperatur gehalten wird
(vgl. Fig. 2A), entsteht eine unterkühlte Schmelze der
metakristallinen Phase, die ähnliche Eigenschaften aufweist
wie ein Flüssigkristall. Vermutlich handelt es sich bei der
erschmolzenen metakristallinen Phase um eine Art der unter
kühlten Schmelze, die in Form eines Fluidums ohne Verfesti
gung selbst bei Schmelztemperatur oder darunter vorliegt und
keine willkürliche amorphe Phase, sondern vielmehr eine
reguläre Phase mit molekularer Ordnung aufweist. Es scheint,
daß in dieser regulären Phase die ausgedehnten PAN-Molekül
ketten durch die Wechselwirkung zwischen den PAN-Molekülket
ten und Wassermolekülen parallel zueinander angeordnet wer
den. Die reguläre Phase besitzt die Eigenmolekülorientie
rungseigenschaften, wie sie auch in einem Flüssigkristall
feststellbar sind. Wie aus Fig. 4 hervorgeht, bilden sich
beim Strangpressen bei erhöhter Temperatur, bei der die
amorphe Schmelze gebildet wird, im wesentlichen nicht
orientierte Extrudate eines Orientierungsgrades von etwa
50%. Wenn dagegen das Strangpressen bei der niedrigeren
Temperatur der erschmolzenen metakristallinen Phase erfolgt,
erreicht man unter denselben Strangpreßbedingungen eine hohe
Orientierung von etwa 80% oder mehr.
Der Temperaturbereich, der die erschmolzene metakristalline
Phase mit molekularer Ordnung entstehen läßt, hängt, wie
aus Fig. 3 hervorgeht, vom Acrylnitrilgehalt bzw., wie aus
Fig. 2A hervorgeht, vom Wassergehalt im Hydrat ab. Die
Temperatur liegt immer im Bereich zwischen der Schmelztempera
tur und der Verfestigungstemperatur der Schmelze (vgl.
Fig. 1A). Wenn die PAN/H2O-Schmelze gebildet wird, kann der
auf den Druckbehälter auszuübende Druck aus dem in Ab
hängigkeit von der jeweiligen Temperatur spontan entstehen
de Wasserdampfdruck bestehen. Andererseits kann der Behälter
auch mit 101-5066 kPa unter Druck gesetzt werden. Die in der
Schmelze enthaltene Wassermenge beträgt zweckmäßigerweise
5-100, vorzugsweise 10-50 Gew.-%.
Da in der willkürlichen amorphen PAN/H2O-Schmelze die ein
zelnen Molekülketten frei beweglich sind, bilden sie ein
unregelmäßiges Konglomerat, so daß die Moleküle keine mole
kulare Ordnung aufbauen können. Wenn die amorphe Schmelze
auf einen geeigneten Temperaturbereich abgekühlt und in
diesem gehalten wird, erfahren die einzelnen Molekülketten
eine Beschränkung in ihrer Beweglichkeit infolge der zwi
schen den PAN-Molekülketten und Wasser existierenden inter
molekularen Anziehung. Dabei bilden die Molekülketten eine
ausgedehnte Kettenkonformation. Sie werden ordentlich
parallel mit benachbarten Molekülketten unter Bildung der
erschmolzenen metakristallinen Phase angeordnet. In dieser
bleibt der wechselseitige Abstand der Moleküle konstant.
Da in der so gebildeten erschmolzenen metakristallinen
Phase PAN-Molekülketten ihre molekulare Ordnung behalten,
ist es für die einzelnen Molekülketten schwierig, sich unab
hängig voneinander zu bewegen. Wenn jedoch die gesamten
Molekülketten, die die reguläre Phase bilden, in eine ge
wählte Richtung bewegt werden, scheint es für die PAN-
Molekülketten einfach zu sein, die dreidimensionale Orien
tierungsstruktur anzunehmen (vgl. Fig. 5A). Wie aus Fig. 5B
hervorgeht, bereitet es auch keine Schwierigkeiten, die aus
gedehnten Molekülketten der erschmolzenen metakristallinen
Phase mit einer molekularen Ordnung in eine gewählte Rich
tung anzuordnen und sie zu verfestigen. Somit lassen sich
also Fasern hoher molekularer Orientierung ohne Schwierig
keiten aus der erschmolzenen metakristallinen Phase herstel
len. Da andererseits in der amorphen Phase die einzelnen
PAN-Molekülketten unabhängig und frei beweglich sind, kann
sich zwischen Molekülketten keine Ordnung bilden. Daher sind
die Molekülketten als solche auch frei gekräuselt und vor
handen, da sie ein Konglomerat bilden. Somit ist es unmög
lich, die Molekülketten in gewählter Richtung anzuordnen.
Da die erfindungsgemäße unterkühlte Schmelze der meta
kristallinen Phase ähnliche Eigenmolekülorientierungs
eigenschaften aufweist wie ein Flüssigkristall, können die
PAN-Molekülketten bereits durch bloßes Strangpressen unter
Verwendung einer Kolbenstrangpreßvorrichtung eine faser
förmige Struktur hoher Orientierung und hochorientierte
Extrudate mit einer Querschnitt-Struktur, in der Platten
fibrillen gleichmäßig laminiert sind, bilden.
Neben der Kolbenstrangpreßvorrichtung kann als Strangpreß
vorrichtung auch eine Schneckenstrangpreßvorrichtung ver
wendet werden. Als Strangpreßwerkzeug eignen sich schlitz
förmige, röhrenförmige oder bogenförmige Werkzeuge. Das
Dicken/Längen-Verhältnis des Strangpreßwerkzeugs beträgt
1 oder mehr. Mit einem größeren Verhältnis kann die hohe
Orientierung effektiv erreicht werden. Die Strangpreß
temperatur wird auf einer konstanten Temperatur zwischen
Schmelztemperatur und Verfestigungstemperatur des jeweili
gen PAN-Hydrats gehalten. Die Strangpreßbedingungen werden
derart gesteuert, daß der Innendruck der Strangpreßvorrich
tung zumindest einem Wert entsprechend dem von selbst
entstandenen Wasserdampfdruck entspricht, um die Schmelze
in die Atmosphäre bei Raumtemperatur und unter Normaldruck
bei einer Ausstoßgeschwindigkeit von 1 mm/s oder mehr zu
extrudieren und die gebildeten kontinuierlichen Extrudate
mit einer Lineargeschwindigkeit oberhalb der der Ausstoßrate
aufzuwickeln. Das Verhältnis der Ausstoßrate zur Aufwickel
rate beträgt 1 oder mehr. Mit einem höheren Verhältnis
läßt sich in vorteilhafter Weise auch der Orientierungsgrad
verbessern.
Für die Herstellung von Extrudaten einer kompakten Struktur
und verbesserter mechanischer Eigenschaften kann zweckmäßig
ein Verfahren angewandt werden, bei dem der Raum, durch den
Wasser ausgetrieben wird, unterdrückt oder verengt
wird. Diese Verengung kann durch
einen Druck erreicht werden, der beim Hindurchleiten der
Extrudate durch ein senkrecht angeordnetes Rohr erzeugt
wird, wobei dieses Rohr mit einem aufgeschmolzenen Metall
bzw. einer Metallschmelze einer leicht aufschmelzenden Le
gierung eines niedrigen Schmelzpunkts und eines großen spe
zifischen Gewichts gefüllt und mit dem Strangpreßwerkzeug
verbunden ist. Die Länge des senkrechten Rohrs wird in Ab
hängigkeit vom erforderlichen Druck eingestellt. Die leicht
aufschmelzende Legierung, mit welcher das senkrechte Rohr
gefüllt wird, besteht aus einer solchen mit einem Schmelz
punkt von 100°C oder darunter, z. B. aus Bi(50%)/Pb(31%)/Sn
(19%) oder Bi(50%)/Pb(24%)/Sn(14%)/Cd (12%).
Wie erwähnt, erhält man durch Strangpressen der aufgeschmol
zenen metakristallinen Phase und anschließendes Verfestigen
der gebildeten Extrudate bandförmige Extrudate aus Mikro
faserbündeln einer Abschnitts- oder Schnittstruktur auf dem
Querschnitt, in welcher Plattenfibrillen gleichmäßig auf
beiden Seiten des Raums, aus dem Wasser isoliert und aus
getrieben ist, d. h. des Entwässerungsraums, in Strangpreß
richtung angeordnet und laminiert sind, und einer Innen
struktur auf dem Längsschnitt, aus der hervorgeht, daß die
einzelnen Fibrillen unter Faserbildung in Mikrofibrillen
unterteilt sind (vgl. Fig. 6).
Die Plattenfibrillen besitzen eine Dicke von 1-10 µm und
bestehen aus Mikrofibrillen einer Dicke von 0,01-1,0 µm,
die unter Bildung einer Fibrille zu dichten Büscheln ver
einigt sind. Aus den Röntgenstrahlenbeugungsmustern der
bandförmigen Extrudate geht hervor, daß die Fibrillen und
Mikrofibrillen jeweils in Form eines faserförmigen Kristalls
vorliegen und eine hochorientierte Struktur aufweisen
(vgl. Fig. 8).
Der Orientierungsgrad entspricht einem aus der halben Maxi
mumbreite (OA) nach folgender Gleichung berechneten Wert:
In der Gleichung bedeutet OA die Peakbreite am halben Wert
der Beugungsstärke bei der Abtastung in Azimutalrichtung
an der Peaklage (2R = 16,2°) der in Richtung des Äquators
auf dem Beugungsmuster auftretenden Hauptbeugung (vgl.
Fig. 9). Der Orientierungsgrad der erfindungsgemäßen Extru
date beträgt 70% oder mehr.
Zur Verbesserung des Orientierungsgrads können die so ge
bildeten kontinuierlichen Extrudate in einem gespannten Zu
stand durch oder über eine Hochtemperatur-Walze geleitet
werden, die unter einer gasförmigen Hochtemperatur-Atmosphäre
einer Temperatur von 100-200°C gehalten oder die mit Druck
kräften beaufschlagt wird, um damit eine Wärmebehandlung der
Extrudate durchzuführen. Die gasförmige Hochtemperatur-
Atmosphäre besteht aus Gasen, die kaum chemisch mit PAN
reagieren, wie Wasserdampf, Stickstoff, Argon o. dgl. Der
bevorzugte Bereich der Wärmebehandlungstemperatur liegt bei
120-200°C. Nach der Wärmebehandlung werden Reckwirkungen
von 5-100% der ursprünglichen Länge erreicht und die me
chanische Festigkeit (der Extrudate) verbessert, so daß aus
gut entwickelten Fibrillen bestehende Extrudate erhalten
werden. Die wärmebehandelten kontinuierlichen Extrudate wer
den auf die vorher angegebene Weise auf der Grundlage eines
Röntgenstrahlenbeugungsmusters analysiert oder untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, daß der Orientierungsgrad der Extru
date im Vergleich zu dem vor der Wärmebehandlung beträcht
lich verbessert ist und auch Zugfestigkeit sowie Elastizitäts
modul der Extrudate durch die Wärmebehandlung verbessert
worden sind.
Die wärmebehandelten kontinuierlichen oder fortlaufenden
Extrudate werden auf willkürliche Länge zurechtgeschnitten
und dann zur Gewinnung pulpeartiger kurzer Fasern geschlagen
(vgl. Fig. 10). Die Größe der erhaltenen kurzen Fasern hängt
von der Schnittlänge und den Schlagbedingungen ab. Die er
haltenen pulpeartigen kurzen Fasern bestehen aus Fibrillen
und Mikrofibrillen jeweils hochorientierter Faserstruktur.
Der Querschnitt der kurzen Fasern zeigt in der Regel die
Form einer unregelmäßigen langgestreckten Ellipse. Die
kurzen Fasern besitzen seitlich zahlreiche Risse und Ver
zweigungen. Ferner besitzen die Fasern eine Dickenvertei
lung von 0,1-100 µm und eine Längenverteilung von 0,1 mm
bis 100 mm. Die einzelnen Fasern bestehen aus Platten
fibrillen einer Dicke von 1-10 µm und Mikrofibrillen
einer Dicke von 0,01-1,0 µm. Die Feinstruktur der pulpe
artigen kurzen Fasern läßt sich aufgrund eines mit Hilfe
eines Durchlässigkeitselektronenmikroskops (TEM) erzeugten
Elektronenbeugungsmusters identifizieren. Die pulpeartigen
kurzen Fasern zeigen die faserartige Kristall- und hoch
orientierte Struktur, wie sie auch in dem bandartigen
Extrudat vor dem Schlagen vorhanden sind.
Erfindungsgemäß erhält man pulpeartige kurze Acrylfasern
nach einem einfachen und epochemachenden Verfahren, bei dem
PAN mit einer geringen Menge Wasser als mitschmelzendes Ma
terial erschmolzen und die gebildete Schmelze extrudiert
und sodann wärmebehandelt wird. Auf diese Weise lassen sich
die Produktionskosten im Vergleich zu üblichen Verfahren
deutlich vermindern, wobei sich Umweltprobleme von selbst
lösen. Erfindungsgemäß hergestellte kurze Fasern per se sind
dadurch gekennzeichnet, daß sie aus hochorientierten
Fibrillen aufgebaut sind.
Hinsichtlich ihrer physikalischen Eigenschaften sind die er
findungsgemäß bereitgestellten Fasern aufgrund ihrer hohen
molekularen Orientierung üblichen Fasern überlegen. Die er
findungsgemäßen Fasern bestehen aus zahllosen Mikrofibrillen,
so daß ihre Oberfläche groß ist. Ferner besitzen die erfin
dungsgemäßen Fasern eine unregelmäßige Quer- bzw. Abschnitts
struktur. Dies führt dazu, daß sie zu anderen Materialien
extrem erhöhte Bindefestigkeitseigenschaften aufweisen.
Die pulpeartigen kurzen Fasern gemäß der Erfindung genügen
den höchsten Anforderungen als Pulpematerialien. Da die
pulpeartigen kurzen Fasern insbesondere durch ein einfaches
Verfahren sehr preisgünstig herstellbar sind, können sie
ohne Schwierigkeiten selbst als Papierrohmaterialien anstelle
von Holzpulpe eingesetzt werden. Da schließlich die pulpe
artigen kurzen Fasern aus feinen Fibrillen bestehen und
einen unregelmäßigen langgestreckten ovalen Querschnitt so
wie zahlreiche Spalten und seitliche Verzweigungen aufweisen,
sind sie in höchstem Maße als bei der Papierherstellung ver
wendbare Pulpe geeignet.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher veran
schaulichen.
Ein Gemisch aus 22 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Mischpoly
meres aus 92,8% Acrylnitril und 7,2% Methylacrylat eines
Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 102 000 wird
verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvorrichtung,
die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem Schlitzwerk
zeug ausgestattet und verschließbar ist, gefüllt und (darin)
unter Applikation eines Drucks von 491 kPa zur
Bildung einer vollständigen Schmelze auf eine Temperatur von
175°C erwärmt. Danach wird die Temperatur der Strangpreßvor
richtung auf 148°C vermindert und auf diesem Wert gehalten.
Durch Betätigen des Kolbens wird dann die Schmelze unter
einen Druck von 5886 kPa gesetzt und zur Her
stellung fortlaufender bandförmiger Extrudate durch ein
Schlitzwerkzeug mit 2,25 mm/20 mm/3 mm Dicke/Breite/Länge
in die Atmosphäre bei Raumtemperatur und unter Normaldruck
extrudiert. Die Extrudate werden mit einer Geschwindigkeit
von 2,0 m/min auf eine Rolle aufgewickelt. Eine Betrachtung
der Struktur der gebildeten Extrudate mit Hilfe eines Ab
tastelektronenmikroskops zeigt, daß sie eine Querschnitts
struktur mit gleichmäßig laminierten Plattenfibrillen einer
Dicke von 1-10 µm an den Seiten des Entwässerungsraums
und eine Innenstruktur, bei der die einzelnen Fibrillen
in zahllose Mikrofibrillen einer Dicke von 0,01-1,0 µm
unterteilt sind, aufweisen. Wie durch Röntgenstrahlenbeu
gungsanalyse ermittelt, besitzen die bandförmigen Extrudate
Faserkristallstruktur und einen Orientierungsgrad von 89%.
Fortlaufende bandförmige Extrudate werden in Längsrichtung
unterteilt, um lange und feine Fasern herzustellen. Eine
Bestimmung der mechanischen Eigenschaften der gebildeten
Fasern ergibt folgende Werte: Zugfestigkeit: 40,5 g/tex;
Dehnung 11% und Modul 603 g/tex.
Diese bandförmigen, kontinuierlichen oder fortlaufenden
Extrudate werden unter Zugspannung bei 150°C über eine Walze
geführt bzw. gezogen. Die Extrudate werden mit Kompressions-
oder Druckkräften beaufschlagt, um sie einem Recken von 30%
und einer Wärmebehandlung zu unterwerfen. Eine Röntgen
strahlenanalyse zeigt, daß die gereckten und wärmebehandel
ten Extrudate eine Faserkristallstruktur und einen moleku
laren Orientierungsgrad von 91% aufweisen. Die gereckten
und wärmebehandelten, kontinuierlichen bandförmigen Extruda
te werden zur Bildung langer und feiner Fasern in ihrer
Längsrichtung unterteilt. Eine Bestimmung der mechanischen
Eigenschaften der so erhaltenen Fasern ergibt folgende
Werte: Zugfestigkeit: 51,3 g/tex;
Dehnung: 10%; (Spannungs-)Modul 774 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, bandförmigen kontinuier
lichen Extrudate werden zur Herstellung pulpeartiger kurzer
Fasern auf eine Länge von 20 mm geschnitten und mittels eines
Holländers geschlagen. Dabei wird festgestellt, daß die her
gestellten kurzen Fasern eine Dickeverteilung von
0,1-20 µm und eine Längenverteilung von 1-20 mm auf
weisen.
Ein Gemisch aus 30 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Homo
polymeres eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts
von 93 000 wird verdichtet und in einen Zylinder einer
Strangpreßvorrichtung, die mit einem Zylinder, einem Kolben
und einem Schlitzwerkzeug ausgestattet und verschließbar
ist, gefüllt und (darin) unter Applikation eines Drucks
von 491 kPa zur Bildung einer vollständigen
Schmelze auf eine Temperatur von 205°C erwärmt. Danach wird
die Temperatur der Strangpreßvorrichtung auf 178°C vermin
dert und bei diesem Wert gehalten. Durch Betätigen des Kol
bens wird dann die Schmelze unter einen Druck von 6867 Pa
gesetzt und zur Herstellung fortlaufender band
förmiger Extrudate durch ein Schlitzwerkzeug mit
0,35 mm/20 mm/4 mm Dicke/Breite/Länge in die Atmosphäre
bei Raumtemperatur und unter Normaldruck extrudiert. Die
Extrudate werden mit einer Geschwindigkeit von 1,5 m/min
aufgewickelt. Die fortlaufenden Extrudate werden unter
Zugspannung über eine auf 170°C gehaltene Walze gezogen und
dabei mit Druckkräften beaufschlagt, um sie einem Recken
von 25% und einer Wärmebehandlung zu unterwerfen. Eine
Röntgenstrahlenbeugungsanalyse der gereckten und wärme
behandelten Extrudate zeigt, daß sie eine Faserkristall
struktur und einen Orientierungsgrad von 90% aufweisen.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden bandförmi
gen Extrudate werden in Längsrichtung geteilt, um lange,
feine Fasern zu bilden. Eine Bestimmung der mechanischen
Eigenschaften der gebildeten langen, feinen Fasern ergibt
folgende Ergebnisse: Zugfestigkeit 54 g/tex;
Dehnung: 9% und Modul: 837 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden band
förmigen Extrudate werden auf eine Länge von 15 mm ge
schnitten und dann zur Herstellung pulpeartiger kurzer
Fasern mit Hilfe eines Holländers geschlagen. Die derart
erhaltenen kurzen Fasern besitzen eine Dickeverteilung
von 0,1-20 µm und eine Längenverteilung von 1-15 mm.
Ein Gemisch aus 25 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Misch
polymeres aus 94,2% Acrylnitril und 5,8% Methylacrylat
eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von
178 000 wird verdichtet und in einen Zylinder einer
Strangpreßvorrichtung, die mit einem Zylinder, einem
Kolben und einem Schlitzwerkzeug ausgestattet und ver
schließbar ist, gefüllt und darin zur Bildung einer voll
ständigen Schmelze unter Applikation eines Drucks von
491 kPa auf eine Temperatur von 180°C erwärmt.
Danach wird die Temperatur der Strangpreßvorrichtung
auf 155°C vermindert und bei diesem Wert gehalten. Durch
Betätigen des Kolbens wird dann die Schmelze unter einen
Druck von 5886 kPa gesetzt und durch ein
Schlitzwerkzeug mit 0,25 mm/20 mm/3 mm Dicke/Breite/Länge
in die Atmosphäre bei Raumtemperatur und unter Normal
druck extrudiert, um fortlaufende bandförmige Extrudate
herzustellen. Diese werden mit einer Geschwindigkeit von
2,0 m/min aufgewickelt. Die fortlaufenden Extrudate werden
unter Zugspannung über eine auf 160°C gehaltene Walze ge
zogen und dabei mit Druckkräften beaufschlagt, um sie einem
Recken von 25% und einer Wärmebehandlung zu unterwerfen.
Eine Röntgenstrahlenbeugungsanalyse der gereckten und
wärmebehandelten, bandförmigen Extrudate zeigt, daß sie
Faserkristallstruktur und einen Orientierungsgrad von 91%
aufweisen. Die bandförmigen Extrudate werden in Längsrich
tung unterteilt, um lange, feine Fasern herzustellen. Eine
Bestimmung der mechanischen Eigenschaften der langen Fasern
ergibt folgende Werte: Zugfestigkeit: 54,9 g/tex;
Dehnung: 10% und Modul: 873 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden band
förmigen Extrudate werden auf eine Länge von 20 mm zurecht
geschnitten und dann mittels eines Holländers zur Herstel
lung pulpeartiger kurzer Fasern geschlagen. Die erhaltenen
kurzen Fasern besitzen eine Dickeverteilung von 0,1-20 µm
und eine Längenverteilung von 1-20 mm.
Ein Gemisch aus 25 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Mischpoly
meres aus 88,6% Acrylnitril und 11,4% Methylacrylat und
eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 215 000
wird verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvor
richtung, die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem
Schlitzwerkzeug ausgestattet und verschließbar ist, ge
füllt und (darin) zur Bildung einer vollständigen Schmelze
unter Applikation eines Drucks von 491 kPa auf
eine Temperatur von 175°C erwärmt. Danach wird die Temperatur
der Strangpreßvorrichtung auf 145°C vermindert und bei diesem
Wert gehalten. Durch Betätigen des Kolbens wird dann die
Schmelze durch ein Schlitzwerkzeug mit 0,40 mm/20 mm/4 mm
Dicke/Breite/Länge extrudiert, um fortlaufende bandförmige
Extrudate herzustellen. Diese werden mit einer Geschwindig
keit von 1,0 m/min aufgewickelt. Diese fortlaufenden Extru
date werden unter Zugspannung über eine auf 140°C gehaltene
Walze geführt bzw. gezogen und mit Druck beaufschlagt, um
sie einem Recken von 35% und einer Wärmebehandlung zu unter
werfen. Eine Röntgenstrahlenbeugungsanalyse der gereckten und wärme
behandelten, fortlaufenden bandförmigen Extrudate zeigt, daß
sie Faserkristallstruktur und einen Orientierungsgrad von
89% aufweisen. Die gereckten und wärmebehandelten, fort
laufenden bandförmigen Extrudate werden in Längsrichtung
unterteilt, um lange, feine Fasern herzustellen. Die Be
stimmung der mechanischen Eigenschaften der gebildeten langen
Fasern ergibt folgende Werte: Zugfestigkeit: 56,7 g/tex;
Dehnung: 10% und Modul: 756 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden band
förmigen Extrudate werden dann auf eine Länge von 10 mm
zurechtgeschnitten und zur Herstellung pulpeartiger kurzer
Fasern mit Hilfe eines Holländers geschlagen. Die dabei er
haltenen kurzen Fasern besitzen eine Dickeverteilung von
0,1-30 µm und eine Längenverteilung von 1-10 mm.
Ein Gemisch aus 26 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Misch
polymeres aus 94,8% Acrylnitril und 5,2% Vinylacetat und
eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 97 000
wird verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvor
richtung, die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem
Schlitzwerkzeug ausgestattet und verschließbar ist, gefüllt
und (darin) zur Bildung einer vollständigen Schmelze unter
Applikation eines Drucks von 491 kPa auf eine
Temperatur von 180°C erwärmt. Danach wird die Temperatur
der Strangpreßvorrichtung auf 155°C vermindert und bei
diesem Wert gehalten. Durch Betätigen des Kolbens wird dann
die Schmelze unter einen Druck von 6377 kPa ge
setzt und zur Herstellung fortlaufender bandförmiger Extru
date durch ein Schlitzwerkzeug mit 0,30 mm/15 mm/4 mm
Dicke/Breite/Länge extrudiert. Die Extrudate werden dann
mit einer Geschwindigkeit von 1,8 m/min aufgewickelt.
Diese fortlaufenden Extrudate werden sodann unter Zugspan
nung über eine auf 160°C gehaltene Walze geführt bzw. ge
zogen und mit Druckkräften beaufschlagt, um sie einem
Recken von 27% und einer Wärmebehandlung zu unterwerfen.
Eine Röntgenstrahlenbeugungsanalyse der gereckten und
wärmebehandelten Extrudate zeigt, daß sie Faserkristall
struktur und einen Orientierungsgrad von 90% aufweisen.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden bandförmi
gen Extrudate werden in Längsrichtung zerteilt, um lange,
feine Fasern herzustellen. Eine Bestimmung der mechanischen
Eigenschaften der erhaltenen langen Fasern ergibt folgende
Ergebnisse: Zugfestigkeit: 52,2 g/tex;
Dehnung: 10% und Modul: 792 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden bandför
migen Extrudate werden auf eine Länge von 10 mm zurechtge
schnitten und dann zur Herstellung pulpeartiger kurzer Fa
sern mit Hilfe eines Holländers geschlagen. Die dabei er
haltenen kurzen Fasern besitzen eine Dickeverteilung von
0,1-30 µm und eine Längenverteilung von 1 mm bis 10 mm.
Ein Gemisch aus 20 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Misch
polymeres aus 83,8% Acrylnitril und 16,2% Vinylacetat und
eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 176 000
wird verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvor
richtung, die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem
Schlitzwerkzeug ausgestattet und verschließbar ist, gefüllt
und (darin) zur Bildung einer vollständigen Schmelze unter
Applikation eines Drucks von 491 kPa auf eine
Temperatur von 165°C erwärmt. Danach wird die Temperatur der
Strangpreßvorrichtung auf 135°C erniedrigt und auf diesem
Wert gehalten. Durch Betätigen des Kolbens wird dann die
Schmelze unter einen Druck von 5396 kPa gesetzt
und durch ein Schlitzwerkzeug mit 0,25 mm/20 mm/3 mm Dicke/
Breite/Länge extrudiert, um fortlaufende bandförmige
Extrudate herzustellen. Diese werden dann mit einer Ge
schwindigkeit von 2,4 m/min aufgewickelt. Diese fortlau
fenden Extrudate werden unter Zugspannung über eine auf
140°C gehaltene Walze geführt bzw. gezogen und mit Druck
kräften beaufschlagt, um sie einem Recken von 43% und einer
Wärmebehandlung zu unterwerfen. Eine Röntgenstrahlenbeugungs
analyse der gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden
bandförmigen Extrudate zeigt, daß sie Faserkristallstruktur
und einen Orientierungsgrad von 86% aufweisen. Die gereckten
und wärmebehandelten, fortlaufenden bandförmigen Extrudate
werden in Längsrichtung unterteilt, um lange Fasern herzu
stellen. Eine Bestimmung der mechanischen Eigenschaften
der erhaltenen langen Fasern ergibt folgende Ergebnisse:
Zugfestigkeit: 47,7 g/tex; Dehnung:
12% und Modul: 648 g/tex.
Die gereckten und wärmebehandelten, fortlaufenden bandförmi
gen Extrudate werden dann auf eine Länge von 15 mm zurecht
geschnitten und zur Herstellung pulpeartiger kurzer Fasern
mit Hilfe eines Holländers geschlagen. Die dabei erhaltenen
kurzen Fasern besitzen eine Dickeverteilung von 0,1-40 µm
und eine Längenverteilung von 1-15 mm.
Ein Gemisch aus 21 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Mischpoly
meres aus 89,5% Acrylnitril und 10,5% Styrol und eines
Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 126 000 wird
verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvorrichtung,
die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem Schlitzwerk
zeug ausgestattet und verschließbar ist, gefüllt und (darin)
zur Bildung einer vollständigen Schmelze unter Applikation
eines Drucks von 491 kPa auf eine Temperatur von
170°C erwärmt. Danach wird die Temperatur der Strangpreß
vorrichtung auf 142°C erniedrigt und auf diesem Wert gehal
ten. Durch Betätigen des Kolbens wird dann die Schmelze
unter einen Druck von 5396 kPa gesetzt und durch
ein Schlitzwerkzeug mit 0,3 mm/20 mm/4 mm Dicke/Breite/Länge
extrudiert, um fortlaufende bandförmige Extrudate herzustel
len. Diese werden dann mit einer Geschwindigkeit von
2,0 m/min aufgewickelt. Diese fortlaufenden Extrudate werden
sodann unter Zugspannung über eine auf 155°C gehaltene Walze
geführt bzw. gezogen und mit Druckkräften beaufschlagt, um
sie einem Recken von 30% und einer Wärmebehandlung zu unter
werden. Eine Röntgenstrahlenbeugungsanalyse der gereckten
und wärmebehandelten, fortlaufenden bandförmigen Extrudate
zeigt, daß sie Faserkristallstruktur und einen Orientierungs
grad von 87% aufweisen. Die fortlaufenden bandförmigen
Extrudate werden in Längsrichtung zerteilt, um lange, feine
Fasern herzustellen. Eine Bestimmung der mechanischen Eigen
schaften der gebildeten langen Fasern ergibt folgende Werte:
Zugfestigkeit: 43,2 g/tex; Dehnung 12% und
Modul: 738 g/tex.
Ein Gemisch aus 18 g Wasser und 100 g Acrylnitril-Misch
polymeres aus 87,1% Acrylnitril und 12,9% Methylacrylat und
eines Viskositätsdurchschnittsmolekulargewichts von 112 000
wird verdichtet und in einen Zylinder einer Strangpreßvor
richtung, die mit einem Zylinder, einem Kolben und einem
Schlitzwerkzeug ausgestattet und verschließbar ist, gefüllt
und (darin) zur Bildung einer vollständigen Schmelze unter
Applikation eines Drucks von 491 kPa auf eine
Temperatur von 170°C erwärmt. Danach wird die Temperatur
der Strangpreßvorrichtung auf 140°C vermindert und bei
diesem Wert gehalten. Durch Betätigen des Kolbens wird
dann die Schmelze unter einen Druck von 4910 kPa
gesetzt und durch ein Schlitzwerkzeug mit 0,20 mm/20 mm/3 mm
Dicke/Breite/Länge in die Atmosphäre bei Raumtemperatur und
unter Normaldruck extrudiert, um fortlaufende bandförmige
Extrudate herzustellen. Diese werden dann mit einer Ge
schwindigkeit von 2,0 m/min aufgewickelt. Diese fortlaufen
den Extrudate werden sodann unter Zugspannung über eine
auf 145°C gehaltene Walze geführt bzw. gezogen und mit
Druckkräften beaufschlagt, um sie einem Recken von 40%
und einer Wärmebehandlung zu unterwerfen. Eine Röntgen
strahlenbeugungsanalyse der gereckten und wärmebehandelten,
fortlaufenden bandförmigen Extrudate zeigt, daß sie Faserkristallstruktur
und einen Orientierungsgrad von 90% aufweisen. Die gereckten und wärme
behandelten, fortlaufenden bandförmigen Extrudate werden in Längsrich
tung zerteilt, um lange feine Fasern herzustellen. Eine Bestimmung der
mechanischen Eigenschaften der erhaltenen langen Fasern ergibt folgende
Werte: Zugfestigkeit: 56,7 g/tex; Dehnung 10% und
Modul: 747 g/tex.
Zu Vergleichszwecken wird ein Gemisch aus 100 g eines Acryl
nitril-Mischpolymeren aus 92,8% Acrylnitril und 7,2%
Methylacrylat und eines Viskositätsdurchschnittsmolekular
gewichts von 102 000 und 22 g Wasser verdichtet und in die
in Beispiel 1 verwendete Strangpreßvorrichtung gefüllt und
darin zur Bildung einer vollständigen Schmelze unter
Applikation eines Drucks von 491 kPa auf eine
Temperatur von 175°C erwärmt. Danach wird die erhaltene
Schmelze durch Betätigen des Kolbens unter einen Druck von 5886 kPa
gesetzt und durch ein Schlitzwerkzeug mit
0,25 mm/20 mm/3 mm Dicke/Breite/Länge in die Atmosphäre bei
Raumtemperatur und unter Normaldruck extrudiert, wobei
extrem schaumförmige Extrudate erhalten werden. Es zeigt
sich, daß der gebildete Schaum in seinem Röntgenstrahlen
beugungsmuster überhaupt keine Orientierung aufweist, und
es ist unmöglich, daraus pulpeartige kurze Fasern herzu
stellen.
Zu Vergleichszwecken wird ein Gemisch aus 100 g eines
Acrylnitril-Mischpolymeren aus 92,8% Acrylnitril und
7,2% Methylacrylat und eines Viskositätsdurchschnittsmole
kulargewichts von 102 000 und 22 g Wasser verdichtet und
in die in Beispiel 1 verwendete Strangpreßvorrichtung ge
füllt und darin zur Bildung einer vollständigen Schmelze
unter Applikation eines Drucks von 491 kPa
auf eine Temperatur von 175°C erwärmt. Danach wird die er
haltene Schmelze, wie sie ist, durch Betätigen des Kolbens
unter einen Druck von 2943 kPa gesetzt und durch
ein Schlitzwerkzeug mit 0,25 mm/20 mm/3 mm Dicke/Breite/
Länge in eine unter einem Druck von 196,2 kPa
stehende Druckkammer bei Raumtemperatur extrudiert, um
ein bandförmiges fortlaufendes Extrudat herzustellen.
Dieses wird mit einer Geschwindigkeit von 5 m/min aufge
wickelt. Eine Röntgenstrahlenbeugungsanalyse des fortlau
fenden bandförmigen Extrudats zeigt, daß es einen
Orientierungsgrad von lediglich 56% aufweist. Es ist un
möglich, aus dem erhaltenen Extrudat pulpeartige kurze
Fasern herzustellen.
Claims (13)
1. Verfahren zur Herstellung pulpeartiger kurzer Fasern mit
hochorientierter Fibrillenstruktur, einer Dickeverteilung
von 0,1 µm bis 100 µm und einer Längenverteilung von
0,1 mm bis 100 mm, dadurch gekennzeichnet, daß man ein
Gemisch aus 5-100 Gew.-% Wasser und einem ein Vis
kositätsdurchschnittsmolekulargewicht von 10 000-600 000
aufweisenden Acrylnitrilhomo- oder -mischpolymerisat aus
mehr als 70 Gew.-% Acrylnitril und weniger als 30 Gew.-%
eines mischpolymerisierbaren Monomeren
unter abgeschlossenen Bedingungen auf
eine Temperatur oberhalb der Schmelztemperatur des
PAN/H2O-Gemischs erwärmt, die gebildete amorphe Schmelze
auf eine
Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur kühlt, die er
haltene unterkühlte Schmelze bei einer Temperatur zwischen
Schmelztemperatur und Verfestigungstemperatur der Schmelze
durch ein schlitzförmiges Werkzeug
in eine
äußere Atmosphäre strangpreßt und die erhaltenen Extrudate
zum Recken und zu einer Wärmebehandlung unter Spannung
durch eine bei einer Temperatur von 100-220°C gehaltene
Hochtemperaturgasatmosphäre oder eine Hochtemperaturdruck
walze laufen läßt und schließlich mechanisch schlägt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die hochorientierte Fibrillenstruktur aus Mikrofibrillen
einer Dicke von 0,01 µm bis 1,0 µm und plattenförmigen
Fibrillen einer Dicke von 1 µm bis 10 µm besteht.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die plattenförmigen Fibrillen eine Dicke von 1 µm bis
10 µm aufweisen und aus zahlreichen Mikrofibrillen einer
Dicke von 0,01 µm bis 1,0 µm bestehen.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Reck- und Wärmebehandlung bei 120-200°C durchge
führt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Reck- und Wärmebehandlung von einem Ziehen mit einem
5% bis 100%-Ziehverhältnis begleitet ist.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei der Hochtemperaturgasatmosphäre um ein Gas
aus der Gruppe Wasserdampf, Luft, gasförmiger Stickstoff und
gasförmiges Argon oder ein Gemisch der
selben handelt.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
es sich bei der äußeren Atmosphäre um eine Gasatmosphäre
einer Temperatur unter 100°C und eines Druckes unter
506,5 kPa oder eine Atmosphäre autogenen Wasser
dampfdrucks einer Temperatur von 100-150°C oder einen
Zustand, auf den mit Hilfe eines senkrecht stehenden
Rohrs, das mit einer leicht schmelzenden Legierung eines
Schmelzpunkts unter 100°C gefüllt ist, ein Druck unter
506,5 kPa ausgeübt wird, handelt.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß es sich bei der äußeren Atmosphäre um die Luft
atmosphäre bei Raumtemperatur und Normaldruck handelt.
9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die unterkühlte Schmelzephase bei einer Temperatur zwi
schen den Schmelz- und Verfestigungstemperaturen des
Gemischs gebildet wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das PAN/H2O-Gemisch 10-50 Gew.-% Wasser in bezug auf
das Polymerisat enthält.
11. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die amorphe Schmelze in einem Temperaturbereich zwischen
der Schmelztemperatur des Gemischs und 220°C gebildet
wird.
12. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Acrylnitrilhomo- oder -mischpolymerisat ein
Viskositätsdurchschnittsmolekulargewicht von 50 000-350 000
aufweist.
13. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Acrylnitrilhomo- oder -mischpolymerisat aus
mehr als 85 Gew.-% Acrylnitril und weniger als 15 Gew.-%
eines mischpolymerisierbaren Monomeren besteht.
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