DE4106029A1 - Stabile form- bzw. spinnmasse - Google Patents
Stabile form- bzw. spinnmasseInfo
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Description
Zur Herstellung von Formkörpern, wie Fasern oder Filmen, wird
Cellulose in einem tertiären Aminoxid, beispielsweise in N-Methyl
morpholin-N-oxid (NMMO), gelöst und nach der Formgebung in einem
Fällbad koaguliert. Während des Lösens oder Lagerns der Lösung bei
erhöhter Temperatur, tritt ein Abbau der Cellulose und des Lösungs
mittels ein. Diese Abbauprodukte können die Endprodukte in erheblichem
Maße verfärben bzw. bei der Chemikalienrückgewinnung nur mit
erheblichem Aufwand zurückgewonnen werden. Letzteres ist aber not
wendig, um eine Belastung der Umwelt zu vermeiden.
Um einen Abbau der Cellulose und der Lösungsmittel zu ver
hindern und damit das Verfahren zur Herstellung von Formkörpern
durch Lösen von Cellulose in einem Aminoxid und Ausfällung der
Cellulose nach Formgebung aus wirtschaftlicher und umweltentlasten
der Sicht interessant zu machen, werden Stabilisatoren in geringen
Mengen eingesetzt. Als Stabilisatoren werden beispielsweise
Di-t-butyl-p-kresol und Mischungen davon mit Alkalihexameta
phosphat (DD-PS 2 29 708), basische Verbindungen wie NaOH, Na₂CO₃
der Phenyl-β-naphthylamin (DD-PS 2 18 104) sowie Phosphorsäure
und Natriumhexametaphosphat (WO-PS 83/4415) verwendet. Auch
Ascorbinsäure und Gallussäure, sowie ihre Derivate sind in der
einschlägigen Literatur als Stabilisatoren genannt.
Als wirksamste Stabilisatoren haben sich Gallussäure und deren
Ester bzw. Phosphorsäure erwiesen.
Diese Verbindungen zeigen aber bei den pH-Werten des
Lösevorganges (verdünnte NMMO-Lösungen haben einen pH-Wert von
7 bis 9, Spinnmassen einen pH-Wert von 11 bis 13) eine korrosions
fördernde Wirkung, greifen somit die Apparaturen an und lösen
Spuren von Eisen heraus. Werden sie im Laufe der Chemikalien
rückgewinnung im System angereichert, so führt der Fe-Gallus-
bzw. Fe-Ellagsäurekomplex primär zu einer starken Verfärbung des
Lösungsmittels, und in der Folge lagern sich die gebildeten
schwarzen Komplexe an den Fasern und Folien an.
Bei dem erforderlichen Bleichprozeß des Endproduktes sind diese
farbstoffartigen Verbindungen nicht zu zerstören, im Endprodukt
ist der erforderliche Weißgrad nicht zu erhalten.
Es ist auch bekannt (vgl. A. Herp: Oxidative Reductive Depoly
merisation of Polysaccharides, Academic Press, 1970), daß Gallus
säure nicht nur als Antioxidant, sondern ähnlich wie Ascorbin
säure auch als Autoxidant wirken kann. Bei diesem Verhalten wird
vor allem das NMMO angegriffen und zu dem entsprechenden Amin
reduziert, wodurch die Wirtschaftlichkeit und Verfahrenssicher
heit ungünstig beeinflußt werden.
Die Erfindung hat sich daher die Aufgabe gestellt, einen
Stabilisator für Lösungen von Cellulose in einem tertiären Aminoxid,
insbesondere NMMO, zur Verfügung zu stellen, mit dem die oben
geschilderten Nachteile nicht auftreten.
Gemäß der Erfindung werden stabile Form- bzw. Spinnmassen
aus 5 bis 35 Masse-% Cellulose, 95 bis 50 Masse-% eines tertiären
Aminoxids, insbesondere N-Methyl-morpholin-N-oxid, und gegebenen
falls Wasser als Ergänzung auf 100 Masse-% sowie einem Stabilisator
vorgeschlagen, die dadurch gekennzeichnet sind, daß sie als
Stabilisator eine Verbindung der allgemeinen Formel
enthalten, in der R₁ für H, OH oder für einen einfachen oder
mehrfachen Zuckerrest in pyranosidischer oder glucosidischer Ver
knüpfung steht und R₂, R₃, R₄, R₅, R₆ H oder OH bedeuten.
Erfindungsgemäß kommen als Stabilisatoren vorzugsweise Ver
bindungen der Flavongruppe, insbesondere Rutin (3,3′,4′,5,7-Penta
hydroxyflavon-3-rutinosid), Quercetin (3′,3,4′,5,7-Pentahydroxy
flavon) oder Morin (2′,3,4′,5,7-Pentohydroxyflavon), in Mengen
von 0,001-1,5 Masse-%, bezogen auf die Form- bzw. Spinnmasse,
in Betracht.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß Rutin nicht nur eine
Herabsetzung des Polymerisationsgrades der Cellulose verhindert,
wodurch sehr gute Produkteigenschaften erzielt werden können,
sondern es stabilisiert auch das Aminoxid. Dadurch kommt es zu
einer Herabsetzung der Desoxygenerierung des Aminoxids zu den ent
sprechenden Aminen. Teures Lösungsmittel geht dadurch nicht verloren.
Der Prozentsatz der Amine, der aus dem Chemikalienkreislauf
entfernt und entsorgt werden muß, ist dadurch herabgesetzt.
Weiters treten im Endprodukt keine durch die Endbleiche nicht
zerstörbare Verfärbungen auf; die erhaltenen Weißgrade ent
sprechen den Erwartungen.
Die nachfolgenden Beispiele sollen die Erfindung näher
erläutern.
Die Beurteilung der Stabilisierungswirkung erfolgt einerseits
durch potentiometrische Titration der bei NMMO-Abbau gebildeten,
im Vergleich zu NMMO leicht flüchtigen Amine in den Brüden und
anderseits durch Bestimmung des Polymerisationsgrades (DP) der
koagulierten Cellulose mittels der Cuen-Methode.
2276 g Zellstoff (Feststoff- oder Trockengehalt 94%,
DP 750) und eine bestimmte Menge an Stabilisator (vgl. Tabelle 1)
werden in 26 139 g 60%iger wäßriger N-Methylmorpholinoxid-
Lösung suspendiert und während 2 Stunden werden bei 100°C und
einem Vakuum von 50 bis 300 mbar 9415 g Wasser abdestilliert.
Die dabei entstehende hochviskose Lösung (900 bis 1200 Pa · s)
besteht aus 11 Masse-% Cellulose (gravimetrisch), 77,5 Masse-%
N-Methylmorpholinoxid (potentiometrische Titration) und 11,5 Masse-%
Wasser. Diese Lösung wird durch Koagulation der Cellulose in
Wasser zu Fasern versponnen. Die Stabilisierungswirkung ist aus
der Konzentration der aminischen Abbauprodukte (N-Methylmorpholin
und Morpholin) im Destillat (potentiometrische Titration) bzw.
dem DP (Cuen-Methode) der ersponnenen Fasern ersichtlich.
Die Stabilisierungswirkung des erfindungsgemäß eingesetzten Rutins
ist etwa gleich der des Gallussäurepropylesters, Rutin hat aber
nicht die eingangs für Gallussäure angeführten Nachteile.
1748 g Zellstoff (Feststoff- oder Trockengehalt 96%, DP 750)
und eine bestimmte Menge an Rutin (vgl. Tabelle 2) werden in
23 862 g 60%iger wäßriger N-Methylmorpholinoxid-Lösung suspen
diert und während 22 Stunden werden bei 100°C und einem Vakuum von
50 bis 300 mbar 7610 g Wasser abdestilliert. Die dabei entstehende
nochviskose Lösung besteht aus 9 Masse-% Cellulose (gravimetrisch),
79 Masse-% N-Methylmorpholinoxid (potentiometrische Titration)
und 12 Masse-% Wasser. Diese Lösung wird durch Koagulation der
Cellulose in Wasser zu Fasern versponnen.
Die Stabilisierungswirkung ist aus der Konzentration der aminischen
Abbauprodukte (N-Methylmorpholin und Morpholin) im Destillat
(potentiometrische Titration) bzw. dem DP (Cuen-Methode) der
koagulierten Cellulose ersichtlich.
Wie ersichtlich, ist Rutin auch bei sehr geringen Konzentrationen
wirksam.
58,5 g Chemiezellstoff (Feststoff- oder Trockengehalt 92%,
DP 750) und eine bestimmte Menge an Stabilisator (0,01 Masse-%,
bezogen auf das eingesetzte 60%ige NMMO) werden in 795 g
60%iger wäßriger N-Methylmorpholinoxid-Lösung suspendiert
und während 2 Stunden werden bei 100°C und einem Vakuum von 50
bis 300 mbar 248 g Wasser abdestilliert. Die dabei entstehende
hochviskose Lösung besteht aus 9 Masse-% Cellulose (gravimetrisch)
und 79 Masse-% N-Methylmorpholinoxid (potentiometrische Titration)
und 12 Masse-% Wasser.
Die Stabilisierungswirkung ist aus der Konzentration der aminischen
Abbauprodukte (N-Methylmorpholin und Morpholin) im Destillat
(potentiometrische Titration) bzw. dem DP (Cuen-Methode) der
koagulierten Cellulose ersichtlich.
Rutin hat etwa die gleiche Stabilisierungswirkung wie die ange
führten bekannten Stabilisatoren, führt aber zum Unterschied von
diesen zu keinen Verfärbungen der Endprodukte.
Die Versuche 15-23 wurden analog zu den Versuchen 10-14
durchgeführt, allerdings stammen die Ausgangssubstanzen aus anderen
Chargen. Es können daher die Beispiele 10-14 nicht mit den
Beispielen 15-23 verglichen werden; es sind nur Vergleiche
innerhalb der beiden Gruppen zulässig.
Die Stabilisatorkonzentration bezieht sich auf das eingesetzte
60%ige NMMO.
Basische Substanzen zeigen eine gewisse Stabilisierungswirkung
in Richtung NMMO-Abbau, schützen jedoch die Cellulose nicht.
Interessant ist, daß die Ascorbinsäure bei höherer Konzentration
zwar die Cellulose stabilisiert, jedoch nicht den NMMO-Abbau.
In einem Kneter (Typ: Werner & Pfleiderer, LUK 5 III-1) werden
1 kg einer Mischung aus N-Methylmorpholinoxid, Wasser, Cellulose
und Stabilisator 60 bis 85 Minuten bei einer entsprechenden
Temperatur (vgl. Tabelle 5) geknetet, bis eine durchsichtige Lösung
entstanden ist.
Die Cellulosekonzentration der Lösung wurde gravimetrisch durch
Ausfällen der Cellulose mit Wasser bestimmt.
Im Filtrat wird die NMMO-Konzentration potentiometrisch ermittelt.
Im Filtrat wird die NMMO-Konzentration potentiometrisch ermittelt.
2265 g Zellstoff (Feststoff- oder Trockengehalt 96%,
DP 750) und eine bestimmte Menge an Stabilisator (vgl. Tabelle 6)
werden in 25 130 g 60%iger wäßriger N-Methylmorpholinoxid-
Lösung suspendiert und während 2 Stunden werden bei 100°C und
einem Vakuum von 50 bis 300 mbar 8395 g Wasser abdestilliert.
Die dabei entstehende hochviskose Lösung besteht aus 11 Masse-%
Cellulose (gravimetrisch), 77,5 Masse-% N-Methylmorpholin
oxid (potentiometrische Titration) und 11,5 Masse-% Wasser
(Viskosität: 1900 Pa · s bei 90°C). Diese Lösung wird durch Koagu
lation der Cellulose in Wasser zu Fasern versponnen.
Die Stabilisierungswirkung ist aus der Konzentration der
aminischen Abbauprodukte (N-Methylmorpholin und Morpholin) im
Destillat (potentiometrische Titration) bzw. dem DP (Cuen-Methode)
der koagulierten Cellulose ersichtlich.
Bleichbedingungen: NaOCl:
Dauer 3 min
Temperatur 50°C
Flottenverhältnis 1 : 20
Konzentration 0,5 g aktives Chlor/l
pH-Wert 11
Temperatur 50°C
Flottenverhältnis 1 : 20
Konzentration 0,5 g aktives Chlor/l
pH-Wert 11
Claims (2)
1. Stabile Form- bzw. Spinnmasse aus 5 bis 35 Masse-% Cellulose,
95 bis 50 Masse-% eines tertiären Aminoxids, insbesondere
N-Methyl-morpholin-N-oxid, und gegebenenfalls Wasser als Ergänzung
auf 100 Masse-% sowie einem Stabilisator, dadurch
gekennzeichnet, daß sie als Stabilisator eine Verbindung der
allgemeinen Formel
enthält, in der R₁ für H, OH oder einen einfachen oder mehr
fachen Zuckerrest in pyranosidischer oder glucosidischer
Verknüpfung steht und R₂, R₃, R₄, R₅, R₆, H oder OH bedeuten,
enthält.
2. Form- bzw. Spinnmasse nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß sie als Stabilisator eine Verbindung der Flavongruppe,
insbesondere Rutin (3,3′,4′,5,7-Pentahydroxyflavon-3-rutino
cid), Quercetin (3′,3,3′,5,7-Pentahydroxyflavon), oder Morin
(2′,3,4′,5,7-Pentahydroxyflavon), vorzugsweise in Mengen
von 0,001 bis 1,5 Masse-%, bezogen auf die Form- bzw. Spinn
masse, enthält.
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