DE4104295A1 - Kunststofformkoerper aus wasserexpandiertem polymerharz - Google Patents
Kunststofformkoerper aus wasserexpandiertem polymerharzInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Kunststofformkörper aus einem was
serexpandierten Polymerharz, welcher aus einer aushärtbaren Mi
schung hergestellt ist, welche einen mittels einer Emulgator
komponente in einer harzbildenden Komponente emulgierten Was
seranteil umfaßt.
Der Typ der hier vorliegenden Polyreaktion ist grundlegend ver
schieden von der sogenannten Dispersionspolyreaktion, bei der
die Mischung aus Wasser und harzbildender Komponente als Öl-in-
Wasser-Emulsion vorliegt. Das Ergebnis einer solchen Polyreak
tion ist eine feinteilige Polymermasse.
Bei dem Gegenstand der Erfindung liegt die aushärtbare Mischung
als Wasser-in-Öl-Emulsion vor, und der Polyreaktionstyp ist der
der Massenpolyreaktion (früher Blockpolyreaktion). Es entsteht
deshalb als Reaktionsprodukt nicht eine Vielzahl von Polymerkü
gelchen, sondern ein durchgängiges, die Außenabmessungen des
Formkörpers definierendes Polymergerüst.
Wasserexpandierte Polymerharze unterscheiden sich ferner grund
sätzlich von Polymerharzschäumen, da kein Gas als Treibmittel
verwendet wird, sondern es werden feinstverteilte Wassertröpf
chen in Form einer Emulsion in die harzbildende Komponente ein
gebracht, wobei bei dem Aushärteprozeß die Wasseranteile in
Tröpfchenform zunächst im Harz eingeschlossen bleiben. Durch
einen nachfolgenden Trocknungsprozeß wird das Wasser aus dem
Harzgerüst ausgetrieben, wobei eine schaumartige, jedoch von
der Porenstruktur her sehr regelmäßige Harzstruktur übrig
bleibt. Wasserexpandierte Polymerharze sind auf der Basis von
Polyestermaterialien bekannt, und für diese Materialien wird
berichtet, daß sie sich handhaben und bearbeiten lassen ähnlich
wie Holz.
Die Ausgangsprodukte für Polyesterharze sind jedoch relativ
teuer, so daß sich die vorliegende Erfindung die Aufgabe
stellt, einen wasserexpandierten Polymerharzkörper vorzuschla
gen, welcher auf einer wirtschaftlicheren Harzkomponente ba
siert.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die
harzbildende Komponente der aushärtbaren Mischung einen Mono
mer-Anteil und einen Vernetzer auf Acrylat-Basis und/oder ein
PMMA-Präpolymer umfaßt und daß das Gewichtsverhältnis des Was
seranteils zur harzbildenden Komponente mindestens 1 : 1 beträgt.
Aufgrund der günstigen chemischen Struktur lassen sich Poly
ester-Ausgangsprodukte leicht mit Wasser zu einer Emulsion ver
arbeiten, während dies aufgrund der andersartigen chemischen
Struktur der Vorprodukte von Acrylat-Harzen nicht der Fall ist.
Andererseits ist Acrylat-Harz wesentlich wirtschaftlicher her
zustellen und hat sich bei der Herstellung von Kunststofform
körpern insbesondere im Küchen- und Sanitärbereich, insbesonde
re auch wegen seinen für diese Anwendungszwecke ausgezeichneten
Oberflächeneigenschaften, bewährt.
Die vorliegende Erfindung schafft erstmals die Möglichkeit,
Kunststofformkörper aus einem wasserexpandierten Polymer-Harz
auf Acrylat-Basis herzustellen.
Die aushärtbare Mischung kann erfindungsgemäß einen anorgani
schen partikelförmigen Füllstoff umfassen, was angesichts der
Tatsache, daß normalerweise feinteilige Partikel einen Demul
giereffekt aufweisen, überrascht.
Die mittlere Korngröße des Füllstoffes kann in breitem Maße va
riiert werden, wobei vorzugsweise die mittlere Korngröße des
Füllstoffs im Bereich von ca. 50 µm bis 15 000 µm liegt.
Bei sehr feiner Korngröße des Füllstoffs, d. h. am unteren Ende
des genannten Bereichs, wird eine homogene Struktur des
Kunststofformkörpers erhalten, während bei Korngrößen am oberen
Ende des genannten Korngrößenbereiches eine Struktur erhalten
wird, die ähnlich den Kunststeinen ist. Allerdings ist durch
die Verwendung von wasserexpandiertem Polymer-Harz eine Einspa
rung an Polymer möglich, weshalb sich diese Formkörperprodukte
mit wesentlich verringerten Rohstoffkosten herstellen lassen.
Ferner tritt durch die Einsparung an Polymer-Masse auch eine
Gewichtsersparnis auf, die von einem Drittel bis zu 80% betra
gen kann.
Im Falle, daß Füllstoffpartikel in der aushärtbaren Mischung
vorhanden sind, ist der Gewichtseinsparungseffekt natürlich ge
ringer. Dieser läßt sich wieder dadurch vergrößern, daß als
Füllstoffpartikel, zumindest partiell, Hohlkörper wie z. B. ge
schäumte Glasperlen oder Keramik verwendet werden.
Als partikelförmige Füllstoffe werden Siliziumdioxide, wie z. B.
Quarzmehl, Crystobalitmehl und ähnliches oder Aluminiumtrihy
droxid, verwendet.
Die Wahl des Füllstoffes bewirkt die Härte im Oberflächenbe
reich des Formkörpers, weshalb der Füllstoff nach Anwendungs
zweck der Formkörper ausgewählt wird.
Bevorzugt wird der Monomeren-Anteil Methacrylat, Methylmetha
crylat, Butylacrylat, Acrylnitril und/oder Styrol einzeln oder
in einer Mischung umfassend.
Als vernetzende Substanzen werden bevorzugt solche mit minde
stens zwei Acrylat-Gruppen verwendet, wobei sich insbesondere
Triethylpropantrimethacrylat oder Ethylenglykoldimethacrylat
empfehlen.
Der Vernetzer wird der aushärtbaren Mischung mit einem Anteil
bis zu 10 Gew.% zugegeben. Damit erhält man eine ausreichende
3-dimensionale Vernetzung der Polymerstruktur, so daß insbeson
dere die wichtigen Eigenschaften wie Schraubfestigkeit des was
serexpandierten Polyacrylat-Harzes und die Druckfestigkeit,
insbesondere im Rand- oder Stirnkantenbereich für die Anwen
dungszwecke im Küchen- und/oder Sanitärbereich, gegeben sind.
Die Verschraubbarkeit ist deshalb besonders wichtig, weil dann
in den Formkörper ähnlich wie in Holz Schrauben eingedreht wer
den können, so daß eine Montage, beispielsweise von Arbeits
platten im Küchenmöbelbereich, ohne große Vorbereitungen mög
lich ist.
Dies erleichtert die Handhabung und Verwendung solcher Arbeits
platten in großem Maße, da nicht nur Platten gegenüber den bis
her üblichen Spanplatten ein wesentlich geringeres Gewicht
aufweisen, was insbesondere bei den heute üblichen
durchgehenden Arbeitsplatten, die mehrere Meter Länge haben
können, von Bedeutung ist, sondern es ist auch eine bessere
Verschraubbarkeit gegeben, so daß beispielsweise Schrauben in
den Formkörper eingedreht werden können, ohne daß Löcher vorzu
bohren sind.
Die harzbildende Komponente kann, wie zuvor beschrieben, aus
einer Mischung von Monomeren und Vernetzern auf Acrylat-Basis
gebildet werden. Der harzbildenden Komponente können jedoch
auch Polyacrylat-Präpolymere (insbesondere PMMA) zugemischt
sein. In einem solchen Fall ist es möglich, ohne Vernetzer zu
arbeiten. Die Präpolymeren werden bevorzugt mit einem Moleku
largewicht im Bereich von ca. 40 000 bis 100 000 eingesetzt.
Sehr vorteilhaft ist es, wenn die Präpolymere ein Molekularge
wicht von ca. 70 000 besitzen.
Der Anteil der (PMMA-)Präpolymeren an der harzbildenden Kompo
nente kann über einen großen Bereich variiert werden, bei
spielsweise bis zu 30 Gew.-%. Üblicherweise werden Anteile von
10 bis 30 Gew.-% gewählt, eine bevorzugte Mischung enthält ca.
20 Gew.-%.
Bei der Polymerisation der Acrylate ist die Verfahrensführung
während der Polymerisation extrem wichtig, da sich beim Aushär
ten eine deutliche Volumenabnahme ergibt. Um dieser Volumenab
nahme entgegenzuwirken, wird bei der üblichen Verwendung von
Acrylat-Gießharzen ein Präpolymeren-Anteil beigemischt, da die
im Präpolymeren bereits gebildeten Bindungen proportional eine
Verminderung des Schrumpfeffekts bewirken.
Da die Polyreaktion der Harze auf Acrylat-Basis exotherm ver
läuft, ist normalerweise eine sehr genaue Temperaturkontrolle
notwendig, um zu verhindern, daß ein zu schnelles Reagieren
einsetzt, was zu Spannungen in dem fertigen Formteil führt, da
die Volumenabnahme durch Nachströmen von noch nicht ausgehärte
tem harzbildendem Material verhindert wird.
Diese Probleme treten bei den wasserexpandierten Acrylat-Harzen
weitaus weniger auf, da durch den Wasseranteil ein Moderator
für die Reaktionsgeschwindigkeit des Aushärteprozesses quasi
mit in das Polymer eingebaut wird. Die hohe Wärmekapazität von
Wasser sorgt dafür, daß exzessive Energie durch die Wasseran
teile gepuffert wird, und deshalb verläuft die Polyreaktion in
der Regel im Bereich von 40 bis 50°C. Diese für Acrylatsysteme
relativ niedrige Temperatur führt zu einer besonders schonenden
Härtung, d. h. Materialspannungen treten aufgrund des verlang
samten Aushärteprozesses allenfalls in untergeordnetem Maße auf.
Der Schrumpfungseffekt wird ebenfalls durch den Wasseranteil
stark vermindert, der ja volumenkonstant bleibt und Polymerma
terial ersetzt.
Die Zugabe von PMMA-Präpolymeren wirkt zwar dem Resteffekt auch
bei dem wasserexpandierten Acrylatsystem entgegen. Im vorlie
genden Fall hat jedoch die Zugabe der PMMA-Präpolymeren in er
ster Linie den Grund, daß hierüber die Viskosität der harzbil
denden Komponente und der aushärtenden Mischung insgesamt so
beeinflußt werden kann, daß eine optimale Viskosität für das
Gießverfahren erhalten wird.
Mit größer werdendem Wasseranteil in der aushärtbaren Mischung
steigt auch die Viskosität der Mischung insgesamt an. Bevorzugt
wird deshalb das Gewichtsverhältnis des Wasseranteils zur harz
bildenden Komponente in der aushärtbaren Mischung ein Ver
hältnis von ca. 4 : 1 nicht wesentlich übersteigen, wenn die aus
härtbare Mischung für einen Gießprozeß verwendet werden soll.
Für die Qualität des erhaltenen wasserexpandierten Acrylharz
produktes ist die Emulgatorkomponente ein wichtiger Bestandteil.
Entscheidend bei der Auswahl der Emulgatorkomponente ist, daß
diese den Wasseranteil in der aushärtbaren Mischung in feiner
Tröpfchenform bei der Lagertemperatur (üblicherweise Raumtempe
ratur) und bei der Reaktionstemperatur stabil halten kann.
Als Auswahlregel für Emulgatorkomponenten kann gelten, daß
Emulgatoren bzw. Emulgatormischungen, die in der Mischung von
harzbildender Komponente und Wasser zu einem Viskositätsan
stieg der Gesamtmischung führen, für die Zwecke der Erfindung
geeignet sind. Wichtig ist, daß der Wasseranteil in sehr fein
verteilter Form, d. h. in feiner Tröpfchenform, vorliegt, und
die einzelnen Wassertröpfchen wirken ähnlich wie feinteilige
Feststoffe viskositätserhöhend. Die Viskosität nimmt mit Zu
nahme des Wasseranteiles in der Gesamtmischung zu.
Vorzugsweise wird der Wasseranteil mit einem mittleren Tröpf
chendurchmesser von max. 50 µm in der aushärtbaren Mischung
vorhanden sein. Bevorzugt liegt der Tröpfchendurchmesser im Be
reich von ca. 20 bis 30 µm.
Der Mengenanteil der Emulgatorkomponente in der aushärtbaren
Mischung hängt vom Wassergehalt ab, der in der aushärtbaren
Mischung emulgiert bleiben soll. Es hat sich herausgestellt,
daß üblicherweise 0,5 bis 6 Gew.% an Emulgator ausreichend
sind.
Die Emulgatorkomponente sollte so formuliert sein, daß die
Emulsion der aushärtbaren Mischung eine wesentlich höhere Vis
kosität aufweist als die harzbildende Komponente. Dies ist ein
Anzeichen dafür, daß der Wasseranteil in ausreichend fein ver
teilter Form vorliegt. Ein üblicherweise beobachteter Viskosi
tätsanstieg für die Emulgatoren, die zur Herstellung des
erfindungsgemäßen Formkörpers verwendet werden können, liegt im
Falle, daß das Verhältnis von Wasser zu harzbildender Komponen
te 2 : 1 beträgt, mindestens beim 20fachen. Im Falle, daß PMMA-
Präpolymere in der harzbildenden Komponente vorhanden sind, er
gibt sich ein wesentlich dramatischerer Viskositätsanstieg, der
beispielsweise 2000fach sein kann.
Im Falle, daß der Wasseranteil im Verhältnis zur harzbildenden
Komponente ca. 4 : 1 beträgt, erhält man bei harzbildenden Kompo
nenten ohne Präpolymer einen Viskositätsanstieg um den Faktor
300, während im Falle, daß ca. 10% PMMA-Präpolymer in der
harzbildenden Komponente vorhanden sind, beispielsweise ein
Viskositätsanstieg um den Faktor 3000 erfolgt.
Eine bevorzugte Emulgatorkomponente umfaßt ein oder mehrere Po
lyoxyethylen-Blockcopolymere, wie sie beispielsweise unter der
Produktbezeichnung "Hypermer® B 246" und "Hypermer® 2296" im Han
del erhältlich sind. Hypermer B 246 weist ein Molekulargewicht
von ca. 5000 auf und ist wachsartig fest. Hypermer 2269 ist
ein flüssiges Copolymeres und weist eine Viskosität bei 25°C
von ca. 1000 bis 1500 mPa·s auf. Die genannten Produkte werden
von der Firma ICI Specialty Chemicals vertrieben. Bei den
beiden genannten Emulgatorkomponenten hat sich als besonders
vorteilhaft eine Mischung der Komponente "Hypermer B 246" zur
Komponente "Hypermer 2296" im Verhältnis 1 : 2 als günstig
erwiesen.
Ähnlich wirksam sind Emulgatorkomponenten, die sich als Misch
ester aus Glycerin, Fettsäuren und Sorbitanen zusammensetzen.
Ebenso können als Emulgatorkomponenten Sulfonate verwendet wer
den. In beiden Fällen muß vorher getestet werden, ob die Emul
gatorkomponente den zuvor berichteten Viskositätsanstieg in der
Mischung aus harzbildender Komponente und Wasseranteil erzeugen
kann.
Im Falle der Verwendung eines optimalen Emulgatorsystemes bil
det sich quasi eine sehr dünne Haut um die Wassertröpfchen
durch den Emulgator und gegebenenfalls mit Anteilen aus der
harzbildenden Komponente, die die Wassertröpfchen in der Emul
sion stabilisieren.
Die aushärtbare Mischung enthält über die zuvor beschriebenen
Bestandteile hinaus selbstverständlich einen Katalysator, bei
spielsweise auf Diacylperoxid-Basis, insbesondere Diben
zoylperoxid.
Ferner wird der Mischung ein Aktivator zugegeben, und hierbei
haben sich beispielsweise Dimethylparatoluidin, verschiedene
Amine oder auch t-Butylpermaleinat mit Schwefelverbindung oder
Aminen, wie z. B. Tetrahydro-1,4-oxazin, als günstig erwiesen.
Bei der Herstellung ist es möglich, zwei Mischungen zu berei
ten, die im wesentlichen übereinstimmend sind, und bei denen
die eine den Katalysator und die andere den Aktivator enthält.
Beide Mischungen, die eine den Katalysator, die andere den
Aktivator enthaltend, haben eine ausreichende Topfzeit für das
übliche Handling der Mischungen und brauchen nur kurz vor dem
Gießprozeß zusammengemischt und zusammen in die Gießform
eindosiert werden.
Eine Entgasung der aushärtbaren Mischung ist möglich. Sie läßt
die Eigenschaften der Emulsion im wesentlichen unverändert.
Zuvor wurde bereits beschrieben, daß den Emulsionen der aus
härtbaren Mischung partikelförmige Feststoffe beigegeben werden
können, die in der Mischung dann dispergiert vorliegen.
Erstaunlicherweise wird durch die Feststoffzugabe, die in die
fertige aushärtbare Mischung eingespeist werden kann, kein De
mulgiereffekt erzielt. Dies bedeutet, daß bei einer guten Ab
stimmung der Emulgatorkomponente eine sehr stabile emulgierende
Wirkung für die Wasseranteile erhalten wird.
Die aushärtbare Mischung wird insgesamt so ausgewählt, daß der
Formkörper im wesentlichen geschlossene Poren nach der Aushär
tereaktion und nach einem nachfolgenden Trocknungsschritt auf
weist. Dies bedeutet, daß beim Aushärteprozeß zunächst die Was
sertröpfchen in dem Polymergerüst eingeschlossen werden und daß
im Trocknungsschritt das Wasser über Diffusion aus dem Form
körper auswandert.
Die Porengröße im Formkörper liegt bevorzugt im Mittel unter
halb 50 µm, kleinere Porengrößen sind jedoch bevorzugt.
Die zuvor beschriebenen erfindungsgemäßen Formkörper sind nun
ideale Bauelemente zur Herstellung von zwei- oder mehrschichti
gen Formkörpern mit einer Polymer-Deckschicht und einer Träger
schicht. Die Trägerschicht wird hierbei durch einen Formkörper
aus wasserexpandiertem Polymerharz gebildet.
Durch das geringe spezifische Gewicht der erfindungsgemäßen
Trägerschicht und der trotzdem vorhandenen großen Stabilität
eignen sich diese zwei- oder mehrschichtigen Formkörper insbe
sondere zur Herstellung von Produkten, wie z. B. Arbeitsplatten
oder ähnliche großflächige Teile im Küchen- und Sanitärbereich.
Aufgrund der Stabilität der Trägerschicht, die durchaus mit
Holz vergleichbar ist, lassen sich sehr große Teile realisie
ren, die auch bei großen Abmessungen noch eine ausreichende
Tragfähigkeit aufweisen.
Unter Formkörpern werden nicht nur plattenförmige Materialien
verstanden, sondern auch Teile wie z. B. Spülbecken, Badewannen,
Duschtassen, Waschbecken oder auch Profilleisten u. a.
Bevorzugt wird zunächst die Deckschicht in einer Gießform ge
bildet und danach die Trägerschicht aufgegossen.
Bei einer entsprechenden Auswahl der harzbildenden Komponente
kann aber auch eine Trägerschicht erhalten werden, die mit ei
ner Deckschicht verklebt werden kann. Voraussetzung ist hier
selbstverständlich, daß die in Klebemitteln üblichen Lösemittel
die Polymerstruktur des wasserexpandierten Polymer-Harzes nicht
anlösen und angreifen.
Auch die Deckschicht des zwei- oder mehrschichtigen Formkörpers
kann einen anorganischen, partikelförmigen Füllstoff umfassen.
Im Gegensatz zu der Füllstoffgröße in der Trägerschicht ist
hier ein Größenbereich für die Partikel bevorzugt, der bei 5
bis 50 µm liegt.
Normalerweise wird die Trägerschicht die mechanische Festigkeit
und insbesondere auch die Tragfähigkeit des Formkörpers ausma
chen, während die Deckschicht für den speziellen Einsatzzweck
des Formkörpers die entsprechenden chemischen, mechanischen und
sonstigen Eigenschaften aufweist, wie z. B. Fleckbeständigkeit,
Wasserfestigkeit usw.
Aufgrund der geschlossenen Poren in der Trägerschicht ist die
Platte völlig unempfindlich gegen Wassereinwirkung und auch
Wasserdampfeinwirkung, da die geschlossenen Poren eine schnelle
Wasseraufnahme durch das Trägerschichtmaterial verhindern.
Die Porenstruktur der Trägerschicht steht deshalb einem Anwen
dungszweck gerade im Küchen- oder Sanitärbereich nicht entgegen.
Übliche Schichtstärken sind für die Deckschicht ca. 2 bis
10 mm, während die Dicke der Trägerschicht häufig von 10 bis
60 mm gewählt wird. Aufgrund der leichten Bearbeitbarkeit der
Trägerschicht lassen sich in die Trägerschicht beispielsweise
nachträglich noch Schübe einbauen, z. B. in Form eines
Messerfaches oder einer ausziehbaren Tischplatte.
In Fällen der besonders hohen Beanspruchung der erfindungsgemä
ßen mehrschichtigen Formkörper kann zwischen der Deckschicht
und der Trägerschicht eine faserverstärkte Schicht angeordnet
werden.
Selbstverständlich läßt sich die Trägerschicht nicht nur auf
einer Oberseite, sondern auch auf der parallel dazu angeordne
ten mit einer weiteren Deckschicht versehen. Dies kann jedoch
erst dann geschehen, wenn die Trägerschicht den Wasseranteil im
Trocknungsverfahren verloren hat. Als Trocknungstemperaturen
reichen hier in der Regel Temperaturen von 50 bis 100°C aus,
teilweise sogar 40 bis 50°C. Die Trocknungszeit kann genau wie
die Trocknungstemperatur durch Vakuumtrocknen erheblich
reduziert werden.
In bestimmten Anwendungsfällen ist es vorteilhaft, wenn die
Deckschicht transluzent ausgebildet ist, und in diesen Fällen
wird dann unter der Deckschicht eine farbgebende Schicht ange
ordnet.
Damit läßt sich vermeiden, daß in die Deckschicht Pigmente ein
gebracht werden müssen, die in der Regel einen großen abrasiven
Effekt aufweisen, da sich hier der Zusatz von harten anorgani
schen Partikeln, wie z. B. Titandioxid, kaum vermeiden läßt.
Solche Partikel verursachen jedoch beispielsweise bei Arbeits
platten den berüchtigten Schreibeffekt, d. h. wenn metallene
Töpfe auf der Arbeitsfläche verschoben werden, bilden sich auf
grund der Abrasion von Metallpartikeln Spuren aus, die nur
schwer wieder zu beseitigen sind.
Schließlich läßt sich in einfacher Weise an den Stirnseiten der
Formkörper, d. h. an den Stirnseiten der Schichten des Formkör
pers, eine Kunststoffleiste, beispielsweise aus Acrylat-Harz
angießen, so daß sich insgesamt eine durchgehende Acrylat-Ab
deckung der Trägerschicht ergeben kann. Vorzugsweise wird die
Deckschicht selber häufig aus Acrylat-Harz, insbesondere PMMA,
bestehen.
Im folgenden sei noch eine Beispielrezeptur für die Herstellung
eines erfindungsgemäßen Formkörpers aus einem wasserexpandier
ten Polymer-Harz gegeben:
100 g einer 20-%igen PMMA-Lösung in Methylmetacrylat (PMMA-Prä
polymer mit einem Molekulargewicht von ca. 70 000) werden mit
3 g Trimethylpropantrimethacrylat als Vernetzer vermischt. Als
Emulgatorkomponenten werden 0,75 g Hypermer® B 246 und 1,5 g
Hypermer® 2296 zugegeben. Als Katalysator dient Dibenzoyl
peroxid, das in einer Menge von 3 g zugegeben wird.
In diese Mischung lassen sich bis zu 400 g Wasser in Form einer
Emulsion einbringen. Vor Beginn des Gießprozesses wird Dime
thylparatoluidin als Aktivator zugegeben.
Alternativ kann für den Gießprozeß eine Lösung hergestellt wer
den, die außer dem Aktivator sämtliche vorgenannten Komponenten
in dem genannten Verhältnis enthält. Daneben kann ein weiterer
Ansatz vorbereitet werden, der den Aktivator enthält, jedoch
keinen Katalysatoranteil umfaßt.
Die beiden Ansätze können dann vor dem Gießen des Harzes zusam
mengemischt werden, wobei dann die Reaktion einsetzt, jedoch
durch die Wasseranteile in der Emulsion die Temperatur nicht
über ca. 46°C ansteigt. Diese milden Polymerisations
bedingungen ergeben ein Produkt, das zum einen sehr preisgün
stig herzustellen ist, da nicht nur das relativ billige Acrylat
als Ausgangsmaterial für die Harzkomponente verwendet werden
kann, sondern diese Harzkomponente läßt sich durch den Einsatz
bzw. in dem Volumen durch den Ersatz von Wasser weiter
reduzieren.
Im folgenden sollen noch einige Beispiele angegeben werden, wie
bei der Auswahl der richtigen Emulgatoren ein Viskositätsan
stieg in der Mischung erzielt wird:
Bei einer Probe aus monomerem Methylmethacrylat, das den Emul
gator, den Katalysator und den Vernetzer enthält, wird bei
20°C eine Viskosität von 3 mPa·s gemessen. Wird diesem System
bei sonst unveränderter Zusammensetzung ein Wasseranteil von
66,3% zugegeben, d. h. das Verhältnis von Wasser zu harzbilden
der Komponente beträgt jetzt 2 : 1, erhält man bei der Viskosi
tätsmessung bei 20°C einen Anstieg der Viskosität auf 70 mPa·s.
Wird der Wasseranteil in einem Verhältnis von 4 : 1 verwendet,
erhält man einen Viskositätsanstieg auf 1050 mPa·s.
Im Falle, daß eine harzbildende Komponente verwendet wird, bei
der 10 Gew.% PMMA-Präpolymer vorhanden ist, erhält man bei der
Mischung ohne Wasser eine Viskosität von 10 bis 11 mPa·s. Wird
hier der Wasseranteil im Verhältnis 2 : 1 zur harzbildenden Kom
ponente vorgelegt, so ergibt sich ebenfalls wieder bei 20°C
eine Viskosität von 2050 mPa·s, während im Falle, daß der Was
seranteil im Verhältnis 4 : 1 vorliegt, eine Viskosität von
29 800 mPa·s erhalten wird.
Es wird hieraus ersichtlich, daß zum einen über den Anteil des
Wassers, zum andern aber ebenfalls in großem Umfang durch den
Anteil des PMMA-Präpolymeren eine ausgezeichnete Möglichkeit
gegeben ist, die Viskosität der aushärtbaren Masse für den
Gießvorgang einzustellen.
Gleichzeitig wird über diesen einfachen Test eine sichere
Auswahl aus der Vielzahl der möglichen Emulgatoren möglich.
Claims (33)
1. Kunststofformkörper aus einem wasserexpandierten Poly
merharz, welcher aus einer aushärtbaren Mischung herge
stellt ist, welche einen mittels einer Emulgatorkompo
nente in einer harzbildenden Komponente emulgierten Was
seranteil umfaßt, dadurch gekennzeichnet, daß die harz
bildende Komponente der aushärtbaren Mischung einen Mo
nomer-Anteil und einen Vernetzer auf Acrylat-Basis
und/oder ein Acrylat-Präpolymer umfaßt und daß das Ge
wichtsverhältnis des Wasseranteils zur harzbildenden
Komponente mindestens 1 : 1 beträgt.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die aushärtbare Mischung einen anorganischen, partikel
förmigen Füllstoff umfaßt.
3. Formkörper nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
die mittlere Korngröße des Füllstoffs 50 µm bis 20 000 µm
beträgt.
4. Formkörper nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeich
net, daß die Partikel des Füllstoffs zumindest par
tiell Hohlkörper sind.
5. Formkörper nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß der partikelförmige Füllstoff Silizi
umdioxide oder Aluminiumtrihydroxid umfaßt.
6. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Monomer-Anteil Methacrylat, Me
thylmethacrylat, Butylacrylat, Acrylnitril und/oder
Styrol umfaßt.
7. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß der Vernetzer mindestens eine Kompo
nente mit zwei Acrylat-Gruppen enthält.
8. Formkörper nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der Vernetzer Triethylpropantrimethacrylat oder Ethylen
glykoldimethacrylat umfaßt.
9. Formkörper nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeich
net, daß der Vernetzer in der aushärtbaren Mischung mit
einem Anteil von bis zu 10 Gew.% enthalten ist.
10. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Acrylat-Präpolymer ein Molekular
gewicht von ca. 40 000 bis 100 000 aufweist, vorzugswei
se ca. 70 000.
11. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch
gekennzeichnet, daß der Anteil des Acrylat-Präpolymeren
an der harzbildenden Komponente 10 bis 30 Gew.%
beträgt, vorzugsweise ca. 20 Gew.%.
12. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis des Wasseran
teils zur harzbildenden Komponente in der aushärtbaren
Mischung ca. 2 : 1 bis ca. 6 : 1 beträgt.
13. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente so ausge
wählt ist, daß der Wasseranteil in der aushärtbaren Mi
schung in feiner Tröpfchenform bei der Lagertemperatur
und bei der Reaktionstemperatur stabil gehalten wird.
14. Formkörper nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
der Wasseranteil mit einem mittleren Tröpfchendurch
messer von maximal 50 µm vorhanden ist.
15. Formkörper nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß
der Tröpfchendurchmesser ca. 10 bis 30 µm beträgt.
16. Formkörper nach einem der Ansprüche 13 bis 15, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente in der aus
härtbaren Mischung mit einem vom Wassergehalt abhängigen
Anteil von ca. 0,5 bis 6 Gew.% enthalten ist.
17. Formkörper nach einem der Ansprüche 13 bis 16, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente so formu
liert ist, daß die Emulsion der aushärtbaren Mischung
eine wesentlich höhere Viskosität aufweist als die harz
bildende Komponente.
18. Formkörper nach einem der Ansprüche 13 bis 17, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente ein oder
mehrere Polyoxyethylen-Blockcopolymere umfaßt.
19. Formkörper nach einem der Ansprüche 13 bis 18, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente Mischester
aus Glycerin, Fettsäuren und Sorbitanen umfaßt.
20. Formkörper nach einem der Ansprüche 13 bis 19, dadurch
gekennzeichnet, daß die Emulgatorkomponente Sulfonate
umfaßt.
21. Formkörper nach einem der Ansprüche 1 bis 20, dadurch
gekennzeichnet, daß die aushärtbare Mischung so ausge
wählt ist, daß der Formkörper im wesentlichen geschlos
sene Poren nach der Aushärtereaktion und einem Trock
nungsschritt aufweist.
22. Formkörper nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß
die Porengröße im Mittel 30 µm beträgt.
23. Formkörper nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß
die Porengröße im Mittel ca. 20 bis 30 µm beträgt.
24. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper mit einer Polymer-
Deckschicht und einer Trägerschicht, welcher als Form
körper gemäß einem der Ansprüche 1 bis 23 ausgebildet
ist.
25. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet, daß die Trägerschicht auf die
Deckschicht aufgegossen ist.
26. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach Anspruch 24,
dadurch gekennzeichnet, daß die Deckschicht auf die Trä
gerschicht aufgeklebt ist.
27. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der An
sprüche 24 bis 26, dadurch gekennzeichnet, daß die Deck
schicht einen anorganischen, partikelförmigen Füllstoff
umfaßt.
28. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach Anspruch 27,
dadurch gekennzeichnet, daß der anorganische Füllstoff
eine mittlere Partikelgröße von 5 bis 50 µm aufweist.
29. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der An
sprüche 24 bis 28, dadurch gekennzeichnet, daß die Deck
schicht ca. 2 bis 10 mm dick ist.
30. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der
Ansprüche 24 bis 29, dadurch gekennzeichnet, daß die
Dicke der Trägerschicht ca. 10 bis 60 mm beträgt.
31. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der An
sprüche 24 bis 30, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen
der Deckschicht und der Trägerschicht eine faserver
stärkte Schicht angeordnet ist.
32. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der An
sprüche 24 bis 31, dadurch gekennzeichnet, daß die Deck
schicht transluzent ist und daß unter der Deckschicht
eine farbgebende Schicht angeordnet ist.
33. Zwei- oder mehrschichtiger Formkörper nach einem der An
sprüche 24 bis 32, dadurch gekennzeichnet, daß die
Stirnseiten der Schichten von einer angegossenen Kunst
stoffleiste abgedeckt sind.
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