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Kanalofen zur Tieftemperaturverkokung oder Verschwelung. Kanalöfen
zum Verkoken von Brennstoffen und Schiefern bei verschiedenen Temperaturen sind
im Prinzip bekannt. Bei diesen Kanalöfen sind in einem Teil des Kanalmauerwerkes
Heizzüge oder Brenner untergebracht, wodurch folgendes erreicht wird: Von der Innenseite
der heißen Kanalwand wird die Wärme auf die Brennstoffe oder Schiefer übertragen,
welche kontinuierlich auf den Kanalwagen durch den Kanal hindurchgeschoben werden.
Das Ein- und Ausbringen dieser Wagen geschieht mittels Schleusen. Wenn die Wärme
in dieser Weise auf die Brennstoffe und Schiefer durch Strahlung oder Leitung mittels
der Gasfüllung des Kanals übertragen wird" läßt es sich kaum vermeiden, daß die
aus den Brennstoffen oder Schiefern herausdestillierenden Dämpfe oder Gase mit der
heißen Ummauerung des Kanals in Berührung kommen und an ihr in unerwünschter Weise
verändert oder zersetzt werden. Denn die Innenseite der Kanalummauerung muß erheblich
heißer sein als das der Destillation zu unterwerfende Gut, sonst wäre ein Wärmeübergang
nicht möglich.
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Aber auch andere Kanalofensysteme, bei denen die Erwärmung nicht direkt
von der Wand des Kanalofens aus stattfindet, entsprechen nicht den Forderungen,
die für die Tieftemperaturverkokung berücksichtigt werden müssen. Der Kanalofen
von R i p p e 1 (schweiz. Patent 92932), in welchem das zu destillierende Material
in flachen eisernen Behältern zwischen den erhitzten Wänden des Kanalofens durchgeführt
wird, erfüllt auch noch nicht die Bedingungen für eine Tieftemperaturverkokung mit
großer Ausbeute an Urteer, denn. das entstehende Gas und die Teerdämpfe müssen durch
den hohen, Behälter zwischen den erhitzten Kohlen und der erhitzten Eisenwand hochsteigen
und haben nur eine verhältnismäßig schmale Austrittsgelegenheit am oberen Ende.
Alts der Beschreibung des Rippelschen Ofens ist auch zu ersehen, daß es hierbei
auf Tieftemperaturverkokung gar nicht ankommt, sondern es ist nur von Gasgewinnung
die Rede, und es ist darauf hingewiesen, daß das Verfahren sich zur Gasgewinnung
für alle solche organische Stoffe eignet, bei welchen. zur Gewinnung von Gaseine
Temperatur von 8oo° C nicht wesentlich überschritten zu werden braucht. Es kommt
also der schweizerischen Patentschrift 92932 nicht darauf an, die Destillation in
der Gegend von 5oo° auszuführen, wie denn überhaupt in der Patentschrift weder von
Tieftemperaturverkokung noch von irgendeiner Teergewinnung, geschweige denn Urteergewinnung
die Rede ist.
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Der Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Kanalofen, der
die besprochenen Nachteile vermeidet. Bei diesem wird entweder die Ummauerung des
Kanals, durch welchen die Wagen geschoben werden, überhaupt nicht beheizt oder nur
in untergeordnetem .Maße, z. B. um die Wärmeverluste durch die äußere Abkühlung
zu kompensieren oder um die Niederschlagung von Destillationsprodukten auf der Innenseite
der Kanalwand zu verhindern. Der eigentliche Heizkanal befindet sich innerhalb des
äußeren Kanals und hat z. B. dreieckigen Querschnitt. über ihn hinweg, ihn umfassend,
werden die
mit dem Destillationsgut `beladenen Wagen geschoben,
wie aus Abb. i ersichtlich. Die beispielsweise nach Abb. a aus Eisenblech konstruierten
Wagen werden dadurch von innen erwärmt, und die aus den Wagen abziehenden Destillationsprodukte
kommen mit den Wänden des Heizkanals nicht mehr in Berührung, sondern nur mit der
kühleren Ummauerung des Kanalofens. An Stelle der letzteren kann eine Wand aus Eisenblech
treten, welche durch Wärmeschutzmittel, beispielsweise durch eine Einbettung in
Sand, gegen Abkühlung geschützt wird.
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Falls man eine Abdichtung der .aneinandergeschobenen Wagen unter sich
und gegen die Sohle des Kanals herstellt, kann auch der Heizkanal durch die Bodenwände
der Wagen gebildet werden.
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Ausführungsbeispiel. Vor Beginn des Arbeitens wird der Heizkanal beheizt,
und zwar so lange, bis die Innenwand der äußeren Ummauerung des Kanalofens etwa
40o° heiß geworden ist. Dann werden die beladenen Wagen durch Schleusen eingeschoben,
sie durchwandern gewissermaßen rittlings über dem innern Heizkanal den Kanalofen
und treten schließlich durch eine Schleuse wieder aus. Durch Aufklappen oder Herabklappen
der Seiten. wände der Wagen findet eine bequeme Entladung statt. Während des Durchgangs
durch den Ofen treten die entstehenden Gase und Dämpfe in eine Sammelleitung, die
oberhalb oder seitlich des Kanalofens sich befindet.
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Es ist selbstverständlich, daß an diesem Ofen auch alle für Kanalöfen
bekannten wärmesparenden Maßnahmen Anwendung finden können, z. B. daß die.
Feuergase etwa an der Mitte der ganzen Kanallänge in den Heizkanal eintreten und
sich von dort imi Gegenstrom zu den Wagen bewegen. Ferner, daß die zweite Hälfte
des Heizkanals von, der ersten durch eine Sperrmauer abgetrennt ist und zur Vorwärmung
der Verbrennungsluft im Gegenstrom zu den Wagen benutzt wird. Auch besteht die Möglichkeit,
die im Kanalofen befindlichen Destillationsgase den Wagen entgegenzubewegen, um
die austretenden Wagen abzukühlen und die eintretenden rascher anzuwärmen, ferner
um die Destillation gewissermaßen in strömendem Gase vorzunehmen. Die Gase werden
dann in der Nähe der Eintrittsschleuse abgezogen, außerhalb des Kanalofens durch
Abkühlung von Teeren und Ölen befreit und, um den Kreislauf zu schließen, in der
Nähe der Austrittsschleuse wieder in den Kanalofen eingeführt.
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Wenn das Beschickungsgut der Wagen stückig oder geformt und locker
geschichtet ist, so daß die entstehenden Gase überall, leicht hochsteigen können,
dann können statt der Blechwände der Wagen auch durchbrochene Wände Benutzung finden
oder Gitterwerk oder starkes Drahtnetz.
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Der Heizkanal kann natürlich auch einen anderen als dreieckigen Querschnitt
haben, wesentlich ist nur, daß die Wagen ihn umschließen, und daß die entstehenden
Gase und Dämpfe von der Wand des Heizkanals fortströmen. Der Heizkanal kann sogar
als senkrechte Trennungswand im Kanalofen ausgebildet werden, die ihn in zwei Hälften
teilt. Statt eines einzelnen Wagens können dänn zwei Wagen Verwendung finden, von
denen der eine rechts und der andere links der Heizwand läuft. Auch. in dieser Weise
wird der Heizkanal umschlossen, die Wagen können so ausgebildet werden, daß durch
jalousiewände die Destillationsprodukte aus dem rechten Wagen nach rechts, aus dem
linken Wagen nach links entweichen können, ohne mit dem Mauerwerk des Heizkanals
in Berührung zu kommen.