DE3935534C1 - - Google Patents
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Description
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Ent
fernung von Dioxinen und/oder Furanen aus oberflächennahen
Schichten, wie sie insbesondere nach Brandschäden auftreten.
Aus Alfons Weiss, "Versicherungswirtschaft" 11/1987 ist bei
spielsweise bekannt, daß bei Bränden, bei denen in elektrischen
Betriebsmitteln und Anlagen die als Kühlmittel und Dielektrikum
vorhandenen Askarele überhitzt wurden, polychlorierte Dibenzo
furane und polychlorierte Dibenzo-p-dioxine entstehen. Dioxin
spuren können auch beim Verschwelen oder Verbrennen von Produk
ten entstehen, die polyfluorierte Phenole enthalten. Auch in
vielen geschäumten und ungeschäumten Kunststoffen sind als
Flammschutzmittel polybromierte Biphenyle und polybromierte Di
phenylether enthalten, die potentielle Dioxinlieferanten dar
stellen. Praktisch stellen alle Stoffe, die beim Verschwelen
oder Verbrennen einen Halogenwasserstoff oder das entsprechende
Halogenradikal freisetzen, mindestens eine der beiden Komponen
ten für die Bildung von halogenierten Dioxinen und Furanen dar.
Als besonderes Problem hat sich die Verbrennung von PVC-haltigen
Materialien herausgestellt. Daneben zählen beispielsweise auch
die in der Industrie in großen Mengen als Entfettungs- und
Reinigungsmittel verwendeten chlorierten Kohlenwasserstoffe
sowie die Chlorfluorkohlenwasserstoffe und die als Löschmittel
eingesetzten Halone zu den problematischen Dioxin- und
Furanbildnern.
Von allen Dioxinen ist ihr mit Abstand giftigster Vertreter, das
vierfach chlorierte 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin (2,3,7,8-
TCDD), am besten untersucht. Annäherungweise werden die Toxizi
tätsdaten verschiedener Dioxine auf 2,3,7,8-TCDD-Äquivalente
bezogen. Dies besagt, daß alle übrigen Dioxine in Relation zu
ihrer geringeren Toxizität gegenüber 2,3,7,8-TCDD mit Hilfe von
(teilweise geschätzten) Toxizitätsfaktoren in 2,3,7,8-TCDD-Men
gen bzw. -Äquivalente umgerechnet werden.
So gelten zum Teil noch in der Diskussion befindliche akzeptable
Grenz- und Richtwerte für die Oberflächenkontamination durch
Dioxine und/oder Furane für Büro- und Wohnräume von 10 ng/m2
TCDD oder 50 ng/m2 polychlorierter Dibenzo-p-furane/-dioxine
(PCDF/PCDD).
Bei Bränden chlorierter Kunststoffmaterialien und/oder chlorier
ter Lösungsmittel ist in den Bereichen stärkster Beaufschlagung
damit zu rechnen, daß die Grenzwerte um den Faktor 1000 über
schritten werden. Bei Brandschäden mit Chlophen-gefüllten Trans
formatoren sind auch weit höhere Dioxinbeaufschlagungen ermit
telt worden.
Zur teilweisen Beseitigung derartiger dioxinhaltiger Brandgas
kondensate können im Stand der Technik bekannte Verfahren durch
geführt werden, die ohnehin in der Brandsanierung seit längerer
Zeit praktisch eingesetzt werden. Hierzu zählen insbesondere die
Dampfstrahlreinigung, Heißwasserhochdruckreinigung, Sandstrahl
reinigung oder der Abtrag von kontaminiertem Material. Im Brand
schadensfall sind die gebildeten Dioxine und Furane fast immer
an den ebenfalls beim Brand entstandenen Ruß gebunden, so daß
mit der Entfernung der Rußbeaufschlagung auch die Dioxine weit
gehend entfernt werden. Eine derartige Naßreinigung führt jedoch
in der Regel nicht zu einer Absenkung der Kontamination unter
die geforderten Richtwerte. Zudem bereitet die Entsorgung der
nunmehr kontaminierten Reinigungsmittel, insbesondere des
Waschwassers, des Abtrages und des Sandstrahlgutes erhebliche
Probleme.
Sofern die baulichen Voraussetzungen zum Auffangen von anfallen
dem Schmutzwasser gegeben sind, kann gemäß dem Stand der Technik
eine Naßreinigung (Hochdruckheißwäsche mit Zusatz eines Be
netzungsmittels) oder die Behandlung der Oberflächen mit
Lösungsmitteln wie Toluol in Betracht gezogen werden. Ist eine
weitergehende Reinigung erforderlich, liegen vor allem für
unbeschichtete Oberflächen keine zufriedenstellenden Ergebnisse
mit der manuellen Feuchtreinigung vor.
Darüber hinaus ist bekannt, in dioxinverseuchten Räumen mit Hilfe
von Absauggeräten unter Adsorption an Aktivkohlefiltern die Kon
zentration an Dioxinen und Furanen in der Raumluft auf akzep
table Werte zu reduzieren. Hierbei wird jedoch in den angrenzen
den Oberflächen keine Verminderung der Dioxine und Furane beob
achtet.
Aus "Versicherungswirtschaft" 11/1987, Seite 704 ist bekannt,
nach einem Brandfall die eigentliche Gebäudereinigung bereits
nach einer intensiven Trockenreinigung mit Hochleistungsstaub
saugern, die mit Aktivkohlefiltern für die Abluft ausgerüstet
sind, durchzuführen. Dies führt jedoch nicht zu zufriedenstel
lenden Ergebnissen, da die Dioxine aufgrund der molekularen
Natur geeignet sind, in tiefer liegende Schichten zu diffun
dieren.
Aus den Berichten 5/85 des Umweltbundesamtes vom November 1984,
Seiten 94-97 ist der photochemische Abbau polychlorierter Di
benzo-p-dioxine in Lösung bekannt.
Aus EP-A 02 57 170 ist ein Verfahren zur Dekontamination von
Oberflächen und Flüssigkeiten bekannt, bei dem mittels
UV-Strahlung gegebenenfalls in Anwesenheit von Wasserstoffatomen
und Netzmitteln halogenierte und polyhalogenierte organische
Verbindungen abgebaut werden.
WO 79/00 835 beschreibt die Dehalogenierung von halogenierten
Verbindungen in Lösung mittels UV-Strahlung unter Einwirkung von
oxidierenden Gasen wie Sauerstoff, Luft oder Ozon als Stand der
Technik, verwendet jedoch UV-Strahlung in Anwesenheit von
Wasserstoff-Gas.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Dioxine
und/oder Furane aus oberflächennahen Schichten zu entfernen.
Besondere Bedeutung kommt der Tatsache zu, daß es beispielsweise
bei der Dekontaminierung von Schaltschränken oder sonstigen
Maschinenanlagen erwünscht ist, diese während der Sanierung
weiter in Betrieb zu halten.
So ist es weiterhin Aufgabe der vorliegenden Erfindung, konta
minierte oberflächennahe Schichten derart aufzubereiten, daß
eine sinnvolle Nutzung der Anlagen, Geräte oder Bauteile während
und nach der Dekontaminierung möglich ist.
Die erfindungsgemäße Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur
Entfernung von Dioxinen und/oder Furanen aus oberflächennahen
Schichten, wobei man die kontaminierten, festen Oberflächen
zunächst trocken absaugt, das Absauggut an einem Substrat ad
sorbiert und entsorgt, dadurch gekennzeichnet, daß anschließend
die oberflächennahen Schichten von der Raumluft isoliert werden
und durch Überleiten von Luft und/oder einem Austauschgas ein
Gasstrom an den oberflächennahen Schichten erzeugt wird, der zu
nächst über ein oberflächenaktives Adsorptionsmittel geleitet
und daran anschließend einer ionisierenden Strahlung ausgesetzt
wird.
Der Begriff "oberflächennahe Schicht" im Sinne der Erfindung
schließt selbstverständlich die eigentliche feste Oberfläche und
insbesondere die sichtbare feste Oberfläche mit ein.
Bei der Behandlung des Gasstroms mit ionisierender Strahlung
entstehen naturgemäß ionische Moleküle oder Teilchen, die auch
auf die kontaminierte Oberfläche einwirken.
Die Isolierung der oberflächennahen Schichten von der Raumluft
kann beispielsweise durch Abdecken mit einer Folie erfolgen,
wobei ein Gasstrom auf der kontaminierten Oberfläche erzeugt
werden kann, der von der umgebenden Raumluft isoliert ist.
Mit Hilfe der vorliegenden Erfindung ist es somit möglich, die
Konzentrationen an Dioxinen und Furanen in kontaminierten,
festen Oberflächen auf akzeptable Werte zu reduzieren. Bei der
Behandlung von losen Gütern wie beispielsweise Bauschutt,
Schrott oder auch Waren und Vorräte, d. h. insbesondere beweg
liche Sachen, führt das erfindungsgemäße Verfahren zu einer
Verringerung der Menge an hochverseuchtem Abfall, wodurch hohe
Deponiekosten vermindert werden, und die überlasteten Verbren
nungsanlagen entlastet werden können.
Vorrichtungen zum Ansaugen von Raumluft aus dioxinkontaminierten
Räume sind an sich bekannt. Hierbei wird die Raumluft an einem
Substrat adsorbiert, insbesondere durch ein Filtersystem,
bestehend aus Vorfilter und speziellem Aktivkohlefilter, sowie
anschließend durch eine Ionisationsstufe geleitet, in der
vorhandene gasförmige Bestandteile oder Aerosole gespalten
werden können.
Überraschenderweise wurde gefunden, daß beim Überleiten von Luft
und/oder einem Austauschgas über die oberflächennahen Schichten
auch eine Verminderung der Konzentration an Dioxinen und Furanen
in den oberflächennahen Schichten registriert werden konnte.
Als Austauschgase für Luft eignen sich prinzipiell alle bei
Raumtemperatur gasförmigen Schutzgase. Bevorzugt sind jedoch
nicht brennbare Gase wie Stickstoff oder Kohlendioxid. Diese
erlauben das Arbeiten in brandgefährdeten Bereichen. Im Stand
der Technik sind auch reaktive Austauschgase wie Sauerstoff,
Ozon oder Wasserstoff bekannt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere für
oberflächennahe Schichten wie Wandflächen, Bauschutt, Schrott,
Erdboden, technische Anlagen, elektronische Geräte, Maschinen
und/oder Schaltschränke. Eine Abschaltung der Geräte, die durch
Dioxine und/oder Furane kontaminiert sind, ist während der
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht erforder
lich, da keine Naßreinigungsstufe erforderlich ist, die bisher
im Stand der Technik als notwendig erachtet wurde.
In einer besonderen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung
wird das Verfahren in einem abgeschlossenen System durchgeführt.
Dies kann beispielsweise dadurch geschehen, daß bei einem
Schaltschrank nach Öffnung der Türen durch Vorsatz einer Ab
schottung mit einer Schleuse, beispielsweise durch eine
Abdeckfolie, zunächst die kontaminierte Oberfläche von der
Raumluft isoliert und ein abgeschlossenes System geschaffen
wird. An dieses System wird mit Hilfe von Luftkanälen oder
Schläuchen ein an sich bekanntes Luftfiltergerät angeflanscht
und ein Gasstrom mit Hilfe eines Ventilators in dem System so
lange cyclisch umgewälzt wird, bis der Gehalt an Dioxinen
und/oder Furanen auf die gewünschten Werte reduziert wird. Hier
bei streicht der Gasstrom über die teilweise schwer zugänglichen
Oberflächen der elektrischen Bauelemente des Schaltschranks. Es
wurde beobachtet, daß die Konzentration an Dioxinen und Furanen
auf den Oberflächen signifikant vermindert wurde. Diese Tatsache
war insoweit überraschend, als bisher im Stand der Technik
angenommen wurde, daß die in Wasser schwer löslichen Dixone und
Furane besonders gut an den Oberflächen haften würden und somit
einer derartigen Entfernung (stripping) nicht unterworfen werden
könnten. Beim Einsatz eines abgeschlossenen Systems wird ins
besondere verhindert, daß nicht ausreichend dekontaminierte
Raumluft nach außen abgegeben wird, wodurch letztlich zwar die
Konzentration an Dioxinen und Furanen in der betreffenden
Oberfläche vermindert, jedoch die Kontamination des Umfeldes
bewirkt würde.
Eine weitere Möglichkeit der Schaffung eines geschlossenen
Systems besteht darin, daß bei einem geschlossenen Schaltschrank
der Gasstrom durch die Belüftungsschlitze ein- und ausgeführt
wird. Darüber hinaus besteht bei nichtbeweglichen Gegenständen,
wie Maschinen, auch die Möglichkeit, durch luftdichte Ab
schottung der Gegenstände insgesamt ein abgeschlossenes System
herzustellen, an das die Reinigungselemente über Schlauchlei
tungen angeflanscht werden. Die Abschottung kann beispielsweise
durch ein über dem zu dekontaminierenden Gegenstand gebrachtes
Zelt geschehen, unter dem die zu behandelnden Gegenstände und
ggfls. erforderliche Geräte unterzustellen sind. Hierbei ist es
möglich, in das Innere der Maschine zu gelangen, so daß eine
korrosionsgefährdende Naßbehandlung entbehrlich ist. Ebenso ist
es möglich, stationäre Einrichtungen zu schaffen, in die zu de
kontaminierende Gegenstände eingebracht werden.
Prinzipiell ist der in dem System herrschende Druck frei wähl
bar. Dieser kann somit geringer, gleich oder höher als der
äußere Luftdruck sein und darüber hinaus selbstverständlich auch
während der Behandlungszeit der Oberfläche einfach oder mehrfach
variiert werden.
Neben dem Druck ist es möglich, auch die Gasströmungsgeschwin
digkeit zu regulieren. Eine erhöhte Gasströmungsgeschwindigkeit
bewirkt hierbei eine schnellere Entfernung der Dioxine und
Furane von den zu behandelnden Oberflächen. Der Einfluß der Tem
peratur des Gasstroms und der relativen Luftfeuchtigkeit ist von
gewisser Bedeutung. Es ist ohne weiteres möglich, die Behandlung
der Oberflächen bei gegenüber der Raumtemperatur erhöhten oder
verminderten Temperaturen durchzuführen. Die Erhöhung der Tempe
ratur bei gleichzeitigem Absenken der Luftfeuchtigkeit führt,
insbesondere bei vorheriger Benetzung der oberflächennahen
Schichten aufgrund der guten Aerosolbildung der Dioxine und
Furane dazu, daß diese aus tieferen Schichten hervorgehoben und
an die Oberfläche gebracht werden. Dies erlaubt die Entfernung
der Kontamination über die sichtbare Oberfläche hinaus in den
oberflächennahen Schichten. Durch Verdunstung an der Oberfläche
gelangen die abzubauenden Dioxine und Furane dann in den Gass
trom.
Als oberflächenaktive Adsorptionsmittel sind prinzipiell alle
Stoffe einsetzbar, die ein ausreichendes Adsorptionsvermögen für
die Dioxine und Furane aufweisen. Besonders bevorzugt im Sinne
der vorliegenden Erfindung wird Aktivkohle als oberflächenakti
ves Adsorptionsmittel eingesetzt. Auch ist es möglich, Filter
systeme einzusetzen, die beispielsweise aus einem Vorfilter be
stehen, aus einem chemischen Hauptfilter - insbesondere speziell
dotierte Aktivkohle hohen Gewichts - und einem Nachfilter. Wäh
rend das Vorfilter sichtbare, in der Luft befindliche Partikel
abfangen soll, reagiert das chemische Filter mit den Dioxinen
oder Furanen und bindet diese Stoffe. Hierfür ist beispielsweise
Aktivkohle VariosorbR A geeignet.
Die ionisierende Strahlung kann nach an sich bekannten Verfahren
erzeugt werden. Insbesondere geeignet sind Vakuum-UV-Röhren. Die
Aufgabe der Ionisationsstufe bei der Sanierung besteht darin,
durch die Herstellung energiegeladener Sauerstoffatome Gas
moleküle durch Mikrooxidation zu neutralisieren, die Entfernung
der Dioxine und Furane zu beschleunigen und damit die Lebens
dauer des chemischen Filters zu verlängern. Als Nebeneffekt
werden durch die Ionisation die meisten Osmogene (Gas
organischen Ursprungs) neutralisiert. Bei Einsatz eines
geschlossenen Systems tritt keine merkliche Ozonkonzentration
nach außen.
Das Nachfilter schließlich filtert Restpartikel aus und hält die
Reinigungsstufe von innen und das Gebläse sauber.
Um eine Dioxin- oder Furan-Konzentration von gesundheitsgefähr
denden 1 µg/m3 auf ein relativ ungefährliches Niveau von
10-5 µg/m3 zu reduzieren, benötigen bekannte Raumluftfilter
geräte nur etwa 15 Luftwechsel bei 50%iger Filterwirksamkeit.
Die Entsorgung der Filter kann in bekannter Weise durch kata
lytische Verbrennung durchgeführt werden.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht
darin, die oberflächennahen Schichten vor, während oder nach der
Behandlung durch den Gasstrom ultravioletter Strahlung auszu
setzen. Aus "Berichte" 5/85 ist zwar der Photoabbau polychlorier
ter Dibenzo-p-dioxine prinzipiell bekannt, bei der Bestrahlung
von 2,3,7,8-TCDD suspendiert in kristalliner Form in
destilliertem Wasser konnte jedoch kein Abbau nachgewiesen
werden.
Ebenso konnten bei reinem 2,3,7,8-TCDD, das an Bodenproben ad
sorbiert war und mit UV-Licht bestrahlt wurde, nur geringe Ab
nahmen (t 1/2 < 14 Tage) beobachtet werden. Einflüsse von
Temperaturen und/oder Luftfeuchtigkeit wurden nicht untersucht.
Durch Zusatz von Lösungsmitteln ließ sich die Photolyserate
erheblich steigern. Während die Strahlung normalerweise nur an
der direkten Bodenoberfläche wirksam werden kann, wurde
beschrieben, daß durch Lösung des 2,3,7,8-TCDD erheblich ver
besserte Abbauraten erzielt werden konnten. Eine großflächige
Anwendung dieses Prinzips zur Entgiftung kontaminierter Gebiete
wurde jedoch wegen der Befürchtung, das Eindringen des
2,3,7,8-TCDD in noch größere Bodentiefen zu erleichtern, nicht
durchgeführt. Bei der Bestrahlung von Bodenproben konnte fest
gestellt werden, daß die Konzentration an Dioxinen und Furanen
bis in eine Tiefe von 3 cm erheblich abgesenkt werden konnte,
ohne daß diese Bereiche einer direkten Bestrahlung ausgesetzt
waren.
Demgegenüber wurde erfindungsgemäß gefunden, daß insbesondere
bei gegenüber der Raumtemperatur erhöhter Temperatur, beispiels
weise 30 bis 40°C und einer Entfeuchtung der Luft eine Ver
minderung der Konzentration an Dioxinen und Furanen in tieferen
Schichten beobachtet wird. Es wurde gefunden, daß auch ohne Ein
wirkung von Lösungsmitteln für Dioxine oder Furane beträchtliche
Abbauraten in den Oberflächenschichten erzielt werden können. So
zeigte sich beispielsweise, bei der Einwirkung von Ethanol auf
die Oberflächen eine leicht verminderte Abbaurate.
Vorteilhaft im Sinne der vorliegenden Erfindung kann es jedoch
sein, auf die oberflächennahen Schichten vor und/oder während
der Bestrahlung im Bereich der Raumtemperatur flüssige Medien
aufzubringen.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung ist da
durch gekennzeichnet, daß das aufgebrachte Medium ausgewählt ist
aus Lösungsmitteln und/oder Nicht-Lösungsmitteln für Dioxine und
Furane. Im Sinne der vorliegenden Erfindung kann auch zunächst
ohne Einwirkung eines flüssigen Mediums gearbeitet werden und
dieses erst im Verlauf der Bestrahlung eingesetzt werden.
So können insbesondere als Lösungsmittel im Bereich der Raumtem
peratur flüssige aliphatische, aromatisch-aliphatische und/oder
aromatische Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe,
Glykole, Ether, Glykolether, Ketone und/oder Ester eingesetzt
werden.
Aufgrund der außerordentlich geringen Wasserlöslichkeit der Di
oxine und Furane ist das Aufbringen von Wasser auf die zu behan
delnden Oberflächen nach der Bestrahlung im festen Zustand be
sonders bevorzugt, da hierdurch das Eindringen der Dioxine und
Furane in noch tiefer liegende Schichten verhindert wird.
Bei der Verdunstung des Wassers aus tiefer liegenden Schichten
zur Oberfläche werden Dioxine und Furane mitgeführt und der
Strahlung an der Oberfläche ausgesetzt.Daneben können auch Al
kohole, insbesondere Methanol, Ethanol, Propanole und/oder
Butanole eingesetzt werden.
Den vorgenannten Medien kann gegebenenfalls darüber hinaus ein
Netzmittel zugegeben werden. Die Aufgabe des Netzmittels besteht
erfindungsgemäß darin, das Lösungsmittel und/oder das Nicht-
Lösungsmittel für Dioxine und Furane in die kontaminierten
Bereiche einzubringen.
Durch geeignete Wahl der Strahlungsintensität und der Bestrah
lungsdauer läßt sich in den oberflächennahen Schichten die
Kontamination an Dioxinen und Furanen praktisch quantitativ
entfernen. Hierzu wird vorzugsweise ultraviolette Strahlung im
Bereich von 200 bis 280 nm, d. h. UV-C-Strahlung, eingesetzt.
Ein Niederspannungsverteiler-Schaltschrank mit lackierten
Oberflächen in einer baulichen Anlage, die durch einen
naheliegenden Brand mit Dioxinen und Furanen kontaminiert war,
wurde nach dem Öffnen der Türen mit einer Kunststoffolie abge
schottet. Hieran wurde über zwei Luftkanäle ein Dekontami
nierungssystem, bestehend aus einer Filtereinheit, einer
Vakuum-UV-Strahlungsquelle und einem Gebläse, angeflanscht. Als
Filtermaterial diente Aktivkohle VariosorbR A in einer Menge von
etwa 8 kg, als Ionisationsstufe 5 IRE-Röhren im Ausblasstrom
sowie ein Radialventilator mit einer Pumpleistung von etwa
1000 m3/h. Im Verlauf von 21 Tagen konnte die mittels Wischprobe
bestimmte Kontaminaton von 104 ng/m2 polychlorierter Dibenzo
furane auf 9 ng/m2 gesenkt werden. Dies entspricht einem
Wirkungsgrad von 91%. Die TCDD-Äquivalente betrugen vor der
Einwirkung 2,6 ng/m2 und nach der Behandlung 0,22 ng/m2. Dies
entspricht, bezogen auf die TCDD-Äquivalente, einem Wirkungsgrad
von 91%.
Claims (16)
1. Verfahren zur Entfernung von Dioxinen und/oder Furanen aus
oberflächennahen Schichten, wobei man die kontaminierten festen
Oberflächen zunächst trocken absaugt, das Absauggut an einem
Substrat adsorbiert und entsorgt, dadurch gekennzeichnet, daß
anschließend die oberflächennahen Schichten von der Raumluft
isoliert werden und durch Überleiten von Luft und/oder einem
Austauschgas ein Gasstrom an den oberflächennahen Schichten
erzeugt wird, der zunächst über ein oberflächenaktives
Adsorptionsmittel geleitet und daran anschließend einer
ionisierenden Strahlung ausgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
oberflächennahe Schichten von Wandflächen, Bauschutt, Schrott,
Erdboden, technische Anlagen, elektronische Geräte, Maschinen
und/oder Schaltschränke behandelt werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß oberflächennahe Schichten innerhalb eines abgeschlossenen
Systems der Behandlung ausgesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein
gegenüber dem äußeren Luftdruck verminderter oder erhöhter Gas
druck eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß wäh
rend der Behandlungsdauer der Gasdruck des Systems einfach oder
mehrfach geändert wird.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß während der Behandlung der oberflächennahen Schichten die
Gasströmungsgeschwindigkeit variiert wird.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß als oberflächenaktives Adsorptionsmittel Aktivkohle einge
setzt wird.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die ionisierende Strahlung mittels Vakuum-UV-Röhren erzeugt
wird.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die oberflächennahen Schichten vor, während oder nach der
Behandlung durch den Gasstrom ultravioletter Strahlung ausge
setzt werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß eine
UV-Strahlung mit Wellenlängen im Bereich von 200 bis 280 nm
eingesetzt wird.
11. Verfahren nach Ansprüchen 9 oder 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß während der Bestrahlung die Temperatur der zu
behandelnden Oberfläche gegenüber der Raumtemperatur erhöht
und/oder die Luftfeuchtigkeit vermindert wird.
12. Verfahren nach Ansprüchen 9 bis 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß auf die oberflächennahen Schichten vor und/oder
während der Bestrahlung im Bereich der Raumtemperatur flüssige
Medien aufgebracht werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
Medien aufgebracht werden, die ausgewählt sind aus Lösungsmit
teln und/oder Nichtlösungsmitteln für Dioxine und Furane.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als
Lösungsmittel im Bereich der Raumtemperatur flüssige aliphati
sche, aromatisch-aliphatische und/oder aromatische Kohlenwasser
stoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Glykole, Ether, Glykol
ether, Ketone und/oder Ester eingesetzt werden.
15. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß als
Nichtlösungsmittel Wasser, Alkohole, insbesondere Methanol,
Ethanol, Propanole und/oder Butanole, eingesetzt werden.
16. Verfahren nach Ansprüchen 13 bis 14, dadurch gekennzeich
net, daß dem flüssigen Medium ein Netzmittel zugegeben wird.
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