DE3915592A1 - Dentalzement - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft Dentalzemente, die insbesondere für die
Sanierung von Zähnen, die Wurzelkanalbehandlung und die Behand
lung des Wurzelhautgewebes verwendet werden, und betrifft ins
besondere Dentalzemente für solche Anwendungen, die in den be
handelten Teilen erhärten, ohne daß sie die Zahnpulpa (das Zahn
mark) reizen.
Als Dentalzemente, d.h., als Zemente zur Anwendung in der Zahn
medizin, sind bisher z.B. Zinkphosphat-Zement, Polycarboxylat-
Zement (wobei unter Polycarboxylaten Salze makromolekularer Po
lycarbonsäuren zu verstehen sind) und Glas-Ionomer-Zement be
kannt, die in Abhängigkeit von ihren Eigenschaften für besonde
re Zwecke verwendet werden.
Zinkphosphat-Zement, der Zinkoxid und Orthophosphorsäure ent
hält, ist gut bekannt und ist tatsächlich seit langem in ausge
dehntem Maße verwendet worden. Er findet heutzutage viele An
wendungen bei Zahnbehandlungen. Dieser Zement wird hergestellt,
indem ein pulverförmiger Bestandteil, der hauptsächlich aus ZnO
besteht, und ein wäßriger Bestandteil, der aus Orthophosphorsäu
re, Phosphat und Wasser besteht, vermischt werden. Wenn diese
Bestandteile vermischt werden, reagieren sie chemisch miteinan
der unter Bildung eines Zinkphosphathydrats, von dem angenommen
wird, daß es die Zinkoxidteilchen umgibt bzw. einhüllt und zu
einer festen Masse wächst. Die Beschaffenheit und die Eigen
schaften des Zinkphosphat-Zements sind vollständig untersucht
worden und bekannt, so daß seine Handhabung keine Probleme auf
wirft. Der handelsübliche Zinkphosphat-Zement hat tatsächlich
eine hervorragende Härtungswirkung. Einer seiner Nachteile be
steht jedoch darin, daß er bei seiner Härtung zum Schwinden bzw.
Zusammenziehen neigt; ein anderer Nachteil ist die Wahrschein
lichkeit, daß sich seine Oberfläche bei der Einwirkung von Was
ser auflöst. Der Zinkphosphat-Zement hat den weiteren Nachteil,
daß sein pH-Wert in der Anfangsstufe des Vermischens des pul
verförmigen Bestandteils und des wäßrigen Bestandteils abnimmt,
bis er einen hohen Säuregehalt zeigt. Wenn dieser stark saure
Zement für die vorstehend erwähnten Zahnbehandlungen eingesetzt
wird, ist es wahrscheinlich, daß er die Zahnpulpa reizt und das
Zahnfleisch schädigt. Man muß bei der Anwendung von Dentalze
menten, die einen so hohen Säuregehalt wie Zinkphosphat-Zement
haben, sehr vorsichtig sein, damit die benachbarten Zähne nicht
geschädigt werden. Die Verwendung von Dentallacken und von Aus
kleidungspräparaten auf Zinkoxid-Eugenol-Basis wird empfohlen.
Der handelsübliche Polycarboxylat-Zement enthält eine 32- bis
42%ige wäßrige Lösung von Polyacrylsäure mit einem Molekularge
wicht von 25 000 bis 50 000 und einen pulverförmigen Bestand
teil, der hauptsächlich aus ZnO und MgO besteht. Für die Anwen
dung werden der wäßrige Bestandteil und der pulverförmige Be
standteil vermischt, um ein Zinkpolyacrylat-Gel zu bilden, in
dem die nicht umgesetzten Zinkoxidteilchen zurückgehalten wer
den und das sich verfestigt. Die Vorteile des Polycarboxylat-
Zements sind (1) seine feste Bindung an Zahnschmelz und Dentin
und (2) die Tatsache, daß die Mischung zwar einen noch höheren
Säuregehalt zeigt als der Zinkphosphat-Zement, daß der hohe Säu
regehalt jedoch auf die Dissoziation der Säure zurückzuführen
ist und der Säuregehalt bzw. die Acidität tatsächlich keinen
schädlich hohen Wert hat. Der Polycarboxylat-Zement hat ferner
ein hohes Molekulargewicht, so daß es nicht wahrscheinlich ist,
daß er die Zahnpulpa reizt. Der Polycarboxylat-Zement hat
jedoch den Nachteil, daß die resultierende Festigkeit niedriger
als bei Zinkphosphat-Zement ist, so daß die erhärtete Masse dem
Beißdruck nicht lange standhalten kann.
Um das Problem zu lösen, das die Verwendung des Polyacrylat-Ze
ments aufwirft, ist Glas-Ionomer-Zement vorgeschlagen worden,
der eine Mischung aus einer wäßrigen Lösung, die hauptsächlich
aus Polyacrylat besteht, und einem pulverförmigen Bestandteil,
der hauptsächlich aus SiO2 und Al2O3 besteht, enthält. Dieser
Zement ist widerstandsfähig und vergrößert die Festigkeit der
Zähne, was auf die Freisetzung von Fluorid zurückzuführen ist.
Diese Eigenschaft wird seit kurzem in hohem Maße geschätzt, je
doch ist andererseits festgestellt worden, daß dieser Zement in
der Anfangsstufe in Gegenwart von Wasser leicht aufweicht und
daß er die Zahnwurzeln reizt.
Für Wurzelkanalbehandlungen wird Zinkoxid-Eugenol-Zement in aus
gedehntem Maße verwendet, jedoch hat dieser Zement dieselben
Nachteile, d.h., er reizt die Zähne und zeigt eine mangelhafte
Verträglichkeit mit den Geweben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Dentalzement
bereitzustellen, der die Zahnpulpa nicht in bedeutendem Maße
reizt und mit den Zähnen verträglich ist.
Diese Aufgabe wird durch einen Dentalzement gelöst, der eine
Zusammensetzung hat, die im wesentlichen aus einer Härtungsflüs
sigkeit und einem Härtungsbeschleuniger besteht, wobei die Här
tungsflüssigkeit im wesentlichen aus einem mit Carboxylgruppen
modifizierten Siliconöl besteht.
Die Erfindung wird nachstehend näher erläutert.
Der erfindungsgemäße Dentalzement besteht im wesentlichen aus
einer Härtungsflüssigkeit und einem Härtungsbeschleuniger, und
er kann in Abhängigkeit von den Anwendungen einen Härtungsreg
ler und/oder einen Zuschlagstoff bzw. ein Aggregat enthalten.
Als Hauptbestandteil der Härtungsflüssigkeit wird ein mit Carbo
xylgruppen modifiziertes Siliconöl verwendet, das wenigstens 50%
der Gesamtmenge der Härtungsflüssigkeit bilden kann und vor
zugsweise wenigstens 90% dieser Gesamtmenge bildet, wenn eine
erhöhte Festigkeit erwünscht ist. Der Anteil des mit Carboxyl
gruppen modifizierten Siliconöls an der Gesamtmenge der Här
tungsflüssigkeit beträgt in dem am meisten bevorzugten Fall we
nigstens 99%. Als mit Carboxylgruppen modifizierte Siliconöle
können die folgenden Substanzen mit der allgemeinen Formel (1)
oder (2):
worin m 1, m 2, n 1, n 2, X 1 und x 2 identische oder verschiedene
ganze Zahlen bedeuten und R zweiwertige Kohlenwasserstoffreste
bedeutet, wirksam verwendet werden.
Die zweiwertigen Kohlenwasserstoffreste, die in Formel (1) mit
R bezeichnet werden, sind beispielsweise Alkylenreste mit 1 bis
20 Kohlenstoffatomen wie z.B. der Methylen-, Ethylen-, Isopro
pylen-, n-Propylen-, Butylen- oder Decen- bzw. Decamethylenrest.
Als Härtungsbeschleuniger kann wenigstens ein Metalloxid wie z.
B. ZnO, CaO, Al2O3 und MgO und/oder wenigstens ein Metallhydro
xid wie z.B. Ca(OH)2, Zn(OH)2 und Mg(OH)2 verwendet werden. Der
Härtungsbeschleuniger wird einzeln oder in Kombination zuge
setzt.
In Kürze, bei dem erfindungsgemäßen Dentalzement wird die Här
tungswirkung, die die Härtungsflüssigkeit und der Härtungsbe
schleuniger zeigen, für zahnmedizinische Zwecke bzw. Anwendun
gen ausgenutzt. Wenn mit Carboxylgruppen modifiziertes Silicon
öl und die Metalloxide und/oder die Metallhydroxide vermischt
werden, reagieren sie miteinander, so daß sie einen gelartigen
Zustand zeigen, in dem der Dentalzement mit einem Kern aus
nicht umgesetztem Metalloxid und/oder Metallhydroxid erhärtet
oder fest wird. Auf diese Weise erhärtet der Dentalzement, so
daß die Sanierung der Zähne oder die Wurzelkanalbehandlung be
wirkt wird. Es ist zwar nicht wissenschaftlich ermittelt wor
den, warum dieses vorteilhafte Ergebnis erzielt wird, jedoch
zeigt ein Annäherungsversuch an die Lösung dieser Frage, daß
die Härtung auf eine Chelatbildung zurückzuführen sein kann,
die zwischen den Carboxylgruppen des mit Carboxylgruppen modi
fizierten Siliconöls und den Metallatomen des Metalloxids und/
oder des Metallhydroxids stattfindet.
Dem erfindungsgemäßen Dentalzement kann ein Härtungsregler zu
gesetzt werden, der aus organischen Säuren wie z.B. Essigsäure,
Milchsäure, Glykolsäure, Citronensäure, Apfelsäure, Maleinsäure
und Fumarsäure und anorganischen Säuren wie z.B. Salzsäure, Sal
petersäure und Phosphorsäure ausgewählt ist. Ohne Verwendung
dieser Härtungsregler erhärtet der Zement relativ schnell, je
doch werden diese Substanzen vorzugsweise in einem geeigneten
Anteil zugesetzt und danach vermischt, wenn eine Erhöhung der
Härtungsgeschwindigkeit erwünscht ist. Wenn die Härtungsge
schwindigkeit erhöht ist, wird die Behandlung in einer kürzeren
Zeit beendet, wodurch die Schmerzen, die dem Patienten bei der
Behandlung zugefügt werden, vermindert werden.
Besonders in dem Fall, daß der erfindungsgemäße Dentalzement z.
B. zum Abdecken der Zahnpulpa verwendet werden soll, können ei
ne Härtungsflüssigkeit, ein Härtungsbeschleuniger und ein Här
tungsregler in einem geeigneten Verhältnis vermischt werden, um
den besonderen Anforderungen zu genügen. Wenn der Dentalzement
für Wurzelkanalbehandlungen verwendet wird, ist das wichtige Er
fordernis weniger die Festigkeit der Masse als das Sperrvermö
gen und die biologische Verträglichkeit mit dem Gewebe.
Zur Erhöhung der biologischen Verträglichkeit wird der Mischung
aus der Härtungsflüssigkeit, dem Härtungsbeschleuniger und dem
Härtungsregler ein Zuschlagstoff bzw. ein Aggregat zugesetzt.
Als Zuschlagstoff wird eine Calciumphosphatverbindung verwendet,
die aus Hydroxylapatit, Tricalciumphosphat und Tetracalciumphos
phat ausgewählt wird. Ein weiterer Vorteil der Erfindung be
steht darin, daß der Dentalzement gut in die Zähne eingeglie
dert wird; besonders in dem Fall, daß der vorstehend erwähnte
Zuschlagstoff auf Calciumphosphatbasis zugesetzt wird, ver
bessert das Calcium die Eingliederung des Dentalzements in die
Zähne und fördert wegen seiner guten biologischen Verträglich
keit das Wachstum von neuem Zahngewebe.
Die folgenden flüssigen Bestandteile und pulverförmigen Bestand
teile wurden hergestellt:
Flüssige Bestandteile | |
Mit Carboxylgruppen modifiziertes Siliconöl ("X-22-3715"; hergestellt durch Sin'etsu Silicone Co., Ltd; Carboxyläquivalente: 600) | 99,95 Teile |
Milchsäure | 0,05 Teile |
Pulverförmige Bestandteile | |
Ca(OH)₂ | 10 Teile |
Tricalciumphosphat | 90 Teile |
1,8 g der pulverförmigen Bestandteile und 1,0 g der flüssigen
Bestandteile wurden vermischt, und ihre Eigenschaften wurden
geprüft; die erhaltenen Ergebnisse sind in Tabelle (1) gezeigt.
Zum Vergleich wurden die Eigenschaften von zwei handelsüblichen
Produkten geprüft; die erhaltenen Ergebnisse sind ebenfalls in
Tabelle (1) gezeigt. Eines der handelsüblichen Produkte war ein
Dentalzement auf Basis von Polyacrylsäure (Markenname "Apatite
Rootsealer" hergestellt durch Sankin Kogyo Industry Co., Ltd.),
und das andere war ein Dentalzement auf Zinkoxid-Eugenol-Basis
(Markenname "Canals" hergestellt durch Showa Yakuhin Kako Co.,
Ltd.). Die Prüfungen wurden gemäß Standard No. 57 der American
Dental Association (ADA) durchgeführt.
Wie aus Tabelle (1) ersichtlich ist, ist das Fließen zufrieden
stellend, und es wird eine ausreichende Verarbeitungszeit er
zielt. Die Erhärtungszeit ist relativ kurz, wodurch der Schmerz
vermindert wird, der dem Patienten zugefügt wird. Die Löslich
keit im Mund hat auch einen zufriedenstellenden Wert. Der er
findungsgemäße Dentalzement wurde in den Kiefer einer Wistar-
Ratte eingebracht bzw. eingefüllt, und alle histologischen Ver
änderungen mit der Zeit wurden pathologisch geprüft, jedoch wur
de in den Geweben keine Entzündung wahrgenommen. Der Dental
zement reizte das Gewebe nicht und hatte eine hohe biologische
Verträglichkeit.
Tabelle (2) zeigt die Ergebnisse, die bei den Beispielen 2 bis
7 in bezug auf das Fließen, die Verarbeitungszeit und die Er
härtungszeit gemäß ADA Standard No. 57 erhalten wurden.
Wie aus der vorstehenden Beschreibung hervorgeht, enthält der
erfindungsgemäße Dentalzement als Härtungsflüssigkeit mit Car
boxylgruppen modifiziertes Siliconöl, wodurch die Möglichkeit
einer Reizung der Zahnpulpa ausgeschlossen wird und das Sperr
vermögen sowie die biologische Verträglichkeit verbessert wer
den.
Claims (15)
1. Dentalzement mit einer Zusammensetzung, die im wesentlichen
aus einer Härtungsflüssigkeit und einem Härtungsbeschleuniger
besteht, dadurch gekennzeichnet, daß die Härtungsflüssigkeit im
wesentlichen aus einem mit Carboxylgruppen modifizierten Sili
conöl besteht.
2. Dentalzement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das mit Carboxylgruppen modifizierte Siliconöl durch die folgende
allgemeine Formel (1) ausgedrückt wird:
worin m 1, n 1, und X 1 identische oder verschiedene ganze Zahlen
bedeuten und R zweiwertige Kohlenwasserstoffreste bedeutet.
3. Dentalzement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
das mit Carboxylgruppen modifizierte Siliconöl durch die folgen
de allgemeine Formel (2) ausgedrückt wird:
worin m 2, n 2 und X 2 identische oder verschiedene ganze Zahlen
bedeuten.
4. Dentalzement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der Härtungsbeschleuniger ein Metalloxid und/oder ein Metallhy
droxid ist.
5. Dentalzement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
das Metalloxid eine oder mehr als eine Substanz ist, die aus
der Gruppe ausgewählt ist, die im wesentlichen aus ZnO, CaO,
Al2O3 und MgO besteht.
6. Dentalzement nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
das Metallhydroxid eine oder mehr als eine Substanz ist, die
aus der Gruppe ausgewählt ist, die im wesentlichen aus Ca(OH)2,
Zn(OH)2 und Mg(OH)2 besteht.
7. Dentalzement nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
er ferner einen Härtungsregler enthält.
8. Dentalzement nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß
der Härtungsregler eine organische Säure und/oder eine anorga
nische Säure ist.
9. Dentalzement nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die organische Säure eine oder mehr als eine Substanz ist, die
aus der Gruppe ausgewählt ist, die im wesentlichen aus Essigsäu
re, Milchsäure, Glykolsäure, Citronensäure, Apfelsäure, Malein
säure und Fumarsäure besteht.
10. Dentalzement nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die anorganische Säure eine oder mehr als eine Substanz ist,
die aus der Gruppe ausgewählt ist, die im wesentlichen aus Salz
säure, Salpetersäure und Phosphorsäure besteht.
11. Dentalzement nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß er ferner einen Zuschlagstoff enthält.
12. Dentalzement nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
der Zuschlagstoff Calciumphosphat ist.
13. Dentalzement nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
der Zuschlagstoff eine oder mehr als eine Substanz ist, die aus
der Gruppe ausgewählt ist, die im wesentlichen aus Hydroxylapa
tit, Tricalciumphosphat und Tetracalciumphosphat besteht.
14. Dentalzement nach Anspruch 1, 7 oder 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß er für die Anwendung als Auskleidungspräparat
oder als Zahnpulpa-Abdeckpräparat geeignet ist.
15. Dentalzement nach Anspruch 1, 7 oder 11, dadurch gekenn
zeichnet, daß er für die Anwendung als Wurzelkanal-Füllmaterial
geeignet ist.
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