-
Verfahren zur Herstellung einer mit oder ohne Zusatz von Füllstoffen
als Wandbekleidung, Kitt o. dgl. verwendbaren Masse. Die bisher bekannten Verfahren
zur Herstellung von Magnesiazement lassen sich -folgendermaßen einteilen: r. Verfahren,
die zu einem chlorhaltigen Zement führen, 2. Verfahren, die zu einem chlorfreien
Zement führen, 3. Verfahren, die an Stelle von gebranntem Magnesit von einem gebrannten
Kunstn:agnesit als Grundlage des Zements ausgehen.
-
Es ist bekannt, daß die aus diesem Magnesiazement geformten Gegenstände
nicht wetterbeständig sind, sondern rissig werden, sich aufblähen und in manchen
Fällen statt härter immer weicher werden. Als Begleiterscheinung der im Innern der
Masse sich abspielenden physikalisch-chemischen Umwandlung tritt ein Ausblühen an
der Oberfläche auf. So zeigt insbesondere der bekannte Sorelzement, ein wasserhaltiges
Magnesiumoxychlorid, die unerwünschte Eigenschaft, durch Wasser zersetzt zu werden,
und zwar rasch durch heißes, langsam durch kaltes Wasser; bereits bei einer Temperatur
von 30° C treten Risse auf.
-
Gemäß der Erfindung gelingt es min, eine nötigenfalls unter
Zusatz von Füllstoffen als Wandbekleidung, Kitt o. dgl. verwendbare Masse aus Magnesit
und Chlormagnesiumlauge herzustellen, die von diesen Übelständen frei ist.
-
Der Erfindung liegt die Feststellung zugrunde, daß das bei der Zersetzung
von Magnesiumverbindungen, wie z. B. Mg C 03, Mg (N 03) z, Mg (OH) 2, erhaltene
Magnesiumoxyd chemisch zwar immer der Formel Mg O entspricht, aber physikalischchemisch
in jedem Falle, je nach den Ausgangsbedingungen, verschieden ist. So ist z. B. das
Mg O aus Mg C 03 herrührend eine weiße äriorphe Masse, während das Mg O aus Mg (N03)2
herrührend ein festes, körniges Gefüge aufweist. Durch diese, je nach der Ausgangsmasse
verschiedene Beschaffenheit in der Verdichtung der Masse werden Zustände erreicht,
die infolge der verschiedenartigen Oberflächenausbildung auch in der späteren chemisch-physikalischen
Umsetzung mit Chlormagnesiumlösung von Fall zu Fall verschiedene -Enderzeugnisse
liefern. Es sind eben kolloidchemische Bedingungen, die hier in den verschiedenen
Verdichtungsstadien in Erscheinung treten.
-
Ferner hat sich gezeigt, daß für die Herstellung von Mg O als Grundlage
für einen Magnesiazement die Temperaturfunktion eine große Rolle spielt. Während
stark geglühtes Mg CO" ein Mg O liefert, das äußerst langsam mit H2 O in
Mg (0H)2 übergeht, erfolgt
diese Umsetzung mit bedeutend höherer
Geschwindigkeit, wenn es schwach geglüht «-orden ist.:` Wird.letzteres Mg (OH).,
dann schwach geglüht, so entsteht ein Mg O, das in seiner physikalisch-cheinischen
Beschaffenheit von dem ursprünglich erhaltenen erheblich abweicht. Analog liegen
die Verhältnisse, wenn man von dichtem Magnesit ausgeht, der bekanntlich ein typisches
Gel ist.
-
Ausgehend von diesen Erfahrungstatsachen, wird nach der Erfindung,
um zu einem brauchbaren, immer wieder reproduzierbaren Mg O zu gelangen, in der
Weise verfahren. rlaß man dichten Magnesit schwach glüht, nach Erkalten trocken
löscht und nochmals brennt. Vorteilhaft ist es, das erste Glühen des Magnesits bei
6oo bis 700° C und das zweite Glühen bei etwa 8oo° C vorzunehmen. Man hat bereits
vorgeschlagen, geglühte, nicht sehr reaktionsfähige Magnesia durch Ablöschen und
nochmaliges Glühen besonders reaktionsfähig zu machen. Im Gegensatz hierzu wird
nach der Erfindung geglühte, sehr reaktionsfähige Magnesia durch trockenes Löschen
und Glühen weniger reaktionsfähig.
-
Auch hinsichtlich der zusammen mit dem -Iagnesit zu verwendenden Chlorinagnesiumlauge
beruht die Erfindung auf neuartigen Feststellungen. Es hat sich gezeigt, daß für
die Darstellung von Magnesitzement eine Chlormagnesiumlauge, also eine Lösung von
Mg Cl." 6 11,0 in Wasser nicht ohne weiteres zu gebrauchen ist, sondern nur eine
solche Chlorniagnesitnnlauge, die außerdem Mg (OH), und
in kolloidaler Verteilung enthält. Die Stärke der Konzentration der Chlormagnesiumlauge
hat sich für die Herstellung des Magnesiazements von großer Bedeutung erwiesen.
Es wird daher erfindungsgemäß so vorgegangen, daß kristallisiertes Chlormagnesium
in Wasser gelöst und gekocht, bis eine stark eingeengte Magnesiumlauge von etwa
36° Be oder mehr entsteht und dann filtriert wird.
-
Das neue Verfahren zur Gewinnung einer i als Wandbekleidung, Kitt
o. dgl. brauchbaren Masse. besteht sonach insgesamt darin, daß einerseits dichter
Magnesit vorzugsweise bei 6oo bis 700° C schwach geglüht, nach dem Erkalten trocken
gelöscht und dann das erhaltene Erzeugnis vorzugsweise bei 8oo° C gebrannt, gemahlen
und gesiebt wird. Anderseits wird kristallisiertes, wasserhaltiges Chlormagnesium
in Wasser gelöst und so lange gekocht, bis das Filtrat eine Dichte von etwa 36°
B6 oder mehr besitzt, und dann filtriert wird. Die so erhaltenen beiden Erzeugnisse,
nämlich Magnesiumoxyd und Magnesitimlauge, werden miteinander vermischt, bis eine
homogene plastische Masse entstanden ist.
-
Das Mengenverhältnis von Lauge und Magnesiumoxv d kann z. B. so gewählt
werden, (laß 6o g Chlormagnesiumlauge von 3(3,a° Be mit 4o g Magnesiumoxyd gemischt
werden. -Diese Masse, die in etwa i8 bis ao Stunden erhärtet, ist beständig und
bildet für sich oder in Verbindung mit Füllstoffen, wie Ton, Kieselguhr usw., eine
Masse, die eine vielseitige Verwendung, z. B. als Wandbekleidung, Glaserkitt, Messerkitt
usw., gestattet. Im Falle der Zugabe von Füllstoffen müssen erfindungsgemäß solche
Körper zugesetzt werden, die in hochgereinigtem, kolloidalem Zustande sich befinden.
Die Ver-1@ endeng von kolloidalen Füllstoffen, die an sich bereits bekannt ist,
bietet bei dem neuen Verfahren die Gewähr, daß die erfindungsgemäß erzielten Vorteile
auch bei Zugabe von Füllstoffen in hohem Ausmaße erreicht werden. Bei Benutzung
anderer Füllstoffe entstehen Massen, die nicht wetterbeständig sind, rissig «-erden
und ausblühen, da die Zusätze nicht indem Zerteilungszustand sind, der für die beim
Erhärten sich abspielenden kolloidchemischen Vorgänge erforderlich ist.