DE3841565C2 - Verfahren zur Sequenzierung von Nukleinsäuren - Google Patents
Verfahren zur Sequenzierung von NukleinsäurenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Sequenzierung
von Nukleinsäuren durch enzymatische Extension eines
Oligonukleotidprimers in Gegenwart einer Polymerase,
der vier Deoxyribonukleosidtriphosphate, jeweils eines
der vier Dideoxynukleosidtriphosphate und der zu sequen
zierenden Nukleinsäure als Matrize in vier verschiede
nen Ansätzen, Markierung der abhängig von dem eingesetz
ten Dideoxynukleosidtriphosphat entstehenden Nukleinsäu
refragmente, gelelektrophoretische Auftrennung der die
Fragmente enthaltenden Ansätze und Detektion der Sequenz
über die Markierung.
Allgemein sind für Sequenzierung von DNA zwei Methoden
bekannt, nämlich das chemische Abbauverfahren nach
Maxam und Gilbert (A.M. Maxam und W. Gilbert, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 74 (1977), 560 und A.M. Maxam und
W. Gilbert, Methods in Enzymol. Vol. 65, (1980) Seite
499) und die enzymatische Dideoxykettenterminations
methode (F. Sanger et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA
74 (1977), 5463-5467). Bei der Methode nach Sanger
werden, ausgehend von einer DNA-Matrize, viele ver
schieden lange markierte DNA-Moleküle durch enzymatische
Extension eines synthetischen Primers mit Hilfe von
DNA-Polymerase und einer Mischung von Deoxy- und Dideoxy
nukleosid-triphosphaten hergestellt. Hierbei wird
jeweils in vier Ansätzen eine Mischung eines bestimmten
Deoxynukleosid-triphosphates und eines entsprechenden
Dideoxynukleosid-triphosphates zusammen mit den drei
anderen Deoxynukleosid-triphosphaten eingesetzt. Hier
durch wird ein statistischer Einbau der Dideoxynukleotide
in die wachsenden DNA-Ketten erreicht, wobei nach dem
Einbau eines Dideoxynukleotids die DNA-Kette aufgrund
des Fehlens einer 3'-OH-Gruppe nicht mehr weiterwachsen
kann. Es entstehen daher viele DNA-Fragmente, die
statistisch gesehen, mindestens an jeder möglichen
Einbaustelle ein Dideoxynukleosid enthalten und dort
enden. Diese vier Ansätze mit jeweils an den Positionen
einer Base endenden Fragmenten werden auf Polyacrylamid
gelen in jeweils einer Spur getrennt und die Sequenz
nach Autoradiographie ermittelt.
Bei der Maxam-Gilbert-Methode werden endmarkierte DNA-
Moleküle chemisch in basenspezifischer Weise modifi
ziert, ein partieller Strangabbruch bewirkt und die so
erhaltenen Fragmente durch Polyacrylamidgel-Elektropho
rese getrennt und die Sequenz nach Autoradiographie be
stimmt.
Beide der bisher bekannten Methoden weisen Vor- und
Nachteile auf. So ist es ein Vorteil der Sanger-Dideoxy
methode, daß die Markierung und die Herstellung von
basenspezifischen Fragmenten in einem Schritt kombiniert
werden kann. Auch kann sowohl einzelsträngige- als
auch doppelsträngige DNA sequenziert werden. Außerdem
werden Möglichkeiten zur Sequenzierung von längeren
DNA-Fragmenten durch sogenannte "shot gun"-Experimente
in M13-Abkömmlingen etc. ermöglicht. Bis etwa 1986
wurde die DNA-Sequenzierung unter Verwendung von radio
aktiven (32P oder 35S) Markierungen durchgeführt. Nach
der Gelelektrophorese und Autoradiographie wurde die
Nukleotidsequenz entweder manuell oder halbautomatisch
bestimmt. Seither wurden aber auch Fluoreszenzmarkierun
gen für die Dideoxysequenzierung verwendet (L.M. Smith
et al. , Nature, 321 (1986) 674-679; W. Ansorge et al.,
J. Biochem. Biophys. Meth. 13 (1986) 315-323). Die
Nukleotidsequenz konnte dabei automatisch während der
Elektrophorese gelesen werden und direkt in einen
Computer eingegeben werden.
Demgegenüber wird die Maxam-Gilbert-Methode für die
Sequenzierung von langen DNA-Fragmenten aufgrund der
folgenden Nachteile ungern angewandt: so müssen die
DNA-Markierung und die Bildung von basenspezifischen
Fragmenten in zwei getrennten Schritten durchgeführt
werden, die vorhandenen Markierungstechniken sind auf
wendig und erfordern das Vorhandensein von geeigneten
Restriktionsstellen der zu sequenzierenden Nuklein
säuren. Hierzu müssen für Standard-Markierungsmethoden
nach Maxam und Gilbert vier Schritte durchgeführt wer
den, nämlich die Spaltung von DNA mit einer Restrik
tionsendonuklease, die enzymatische Markierung, Spal
tung der markierten DNA-Fragmente mit einer zweiten
Restriktionsendonuklease um zu erreichen, daß die mar
kierten DNA-Fragmente nur an einer Seite markiert sind,
und Isolierung der nur an einem Ende markierten DNA-
Fragmente durch Agarose- oder Polyacrylamid-Gelelektro
phorese.
Weitere Nachteile der Maxam-Gilbert-Methode sind, daß
die Sequenzierung von einzelsträngiger DNA nicht ein
fach möglich ist und Zufalls- und systematische Stra
tegien, wie sie in Verbindung mit der enzymatischen
Dideoxymethode durchgeführt werden, zur Sequenzierung
von langen DNA-Fragmenten nicht angewandt werden können.
Außerdem sind die chemischen Reaktionen in Lösung (wie
von Maxam und Gilbert beschrieben) arbeitsaufwendig
aufgrund der benötigten Fällungsschritte. Dieses Ver
fahren wurde bisher auch nur in Verbindung mit radio
aktiven Markierungen beschrieben.
Diese Nachteile der Maxam-Gilbert-Methode führten dazu,
daß die Sequenzierung heutzutage meist nach der Methode
von Sanger et al. durchgeführt wird. Ein weiterer
großer Nachteil, den jedoch auch diese Methode aufweist,
ist, daß die vier verschiedenen Extensionsreaktionen in
verschiedenen Ansätzen durchgeführt werden müssen und
bei der Gelelektrophorese auf verschiedene Spuren eines
Gels aufgetragen werden müssen. Hierdurch können auf
ein Gel nur die Fragmente relativ weniger Sequenzie
rungsansätze aufgebracht werden, und die Durchführung
von vier verschiedenen Ansätzen für jede zu sequenzie
rende Nukleinsäure ist äußerst arbeits- und zeitaufwen
dig.
Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, diese
Nachteile der Sequenzierungsmethode nach Sanger et al.
zu vermeiden und eine schnell und einfach durchzuführen
de Sequenzierungsmethode auf Basis der von Sanger et
al. bekannten Methode bereitzustellen.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur
Sequenzierung von Nukleinsäuren durch enzymatische
Extension eines Oligonukleotidprimers in Gegenwart
einer Polymerase, der vier Deoxyribonukleosidtri
phosphate, jeweils eines der vier Dideoxynukleosid
triphosphate und der zu sequenzierenden Nukleinsäure
als Matrize in vier verschiedenen Ansätzen, Markierung
der abhängig von dem eingesetzten Dideoxynukleosid
triphosphat entstehenden Nukleinsäurefragmente, gel
elektrophoretische Auftrennung der die Fragmente ent
haltenden Ansätze und Detektion der Sequenz über die
Markierung, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man
mindestens zwei der Dideoxynukleosidtriphosphate in
unterschiedlichen Mengen zusammen in einem Ansatz
einsetzt und die Unterscheidung der Fragmente über die
Intensität des Markierungssignals der Banden im Gel
oder in einem anderen Trennverfahren trifft.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, in z. B.
nur zwei Ansätzen, die jeweils zwei der Dideoxynukleo
sidtriphosphate enthalten und in der Folge auf nur zwei
Spuren eines Gels aufgetragen werden, eine Sequenzie
rung durchzuführen. Dies wird ermöglicht durch die
Verwendung der Dideoxynukleosidtriphosphate in ver
schiedenen Mengen, so daß im Trennverfahren die Banden
der Fragmente, die unter Verwendung des einen Dideoxy
nukleosidtriphosphats entstanden sind, häufiger vorkom
men als Banden von Fragmenten mit Abbruch an den Posi
tionen des in geringerer Menge vorhandenen Dideoxynu
kleosidtriphosphats. Daher kann bei der Sequenzdetektion
eine Zuordnung der Banden zu den Basen der Sequenz über
die Intensität des Markierungssignals getroffen werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
setzt man je zwei der Dideoxynukleosidtriphosphate
zusammen in einem Ansatz in einem Mengenverhältnis von
mindestens 2 : 1 ein.
In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der
Erfindung setzt man alle vier Dideoxynukleosidtriphos
phate in einem Ansatz in einem Verhältnis von minde
stens 4 : 3 : 2 : 1 ein. Durch dieses besonders bevor
zugte Verfahren wird die Sequenzierung von Nukleinsäu
ren in nur einem Ansatz und nach Auftragen auf nur eine
Spur eines Sequenziergels ermöglicht. Das Verhältnis
von 4 : 3 : 2 : 1 ist die unterste Grenze, und zur
Erhöhung der Genauigkeit der Sequenzierung sollten
Verhältnisse mit einem größeren Abstand für die einzel
nen Dideoxynukleosidtriphosphate verwendet werden.
Diese Abstände im Verhältnis der Dideoxynukleosidtri
phosphate sind auch von dem verwendeten Polymerase-Enzym
abhängig, wobei die Enzyme, die gleichförmige Peakmuster
ergeben, mit einem geringeren Verhältnis der Dideoxynuk
leosidtriphosphate eingesetzt werden können als Polymera
sen, welche nicht so gleichförmige Peaks ergeben.
Obwohl auch alle für die Sequenzierung nach Sanger
verwendbaren Markierungsarten, wie z. B. radioaktive
Markierung, im erfindungsgemäßen Verfahren geeignet
sind, ist es bevorzugt, zur Markierung einen Fluores
zenzfarbstoff zu verwenden. In einer besonders bevor
zugten Ausführungsform der Erfindung verwendet man zur
Markierung einen mit einem Fluoreszenzfarbstoff gekop
pelten Primer. Hierbei ist der Fluoreszenzfarbstoff
vorzugsweise an die 5'-Phosphatgruppe des Primers über
einen Linker gebunden (Fig. 1B).
In einer anderen besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung verwendet man zur Markierung mindestens
ein mit einem Fluoreszenzfarbstoff über einen Linker
verbundenes Deoxy- oder Dideoxynukleosidtriphosphat.
Hierbei ist es besonders bevorzugt, ein markiertes
Deoxynukleosidtriphosphat zu verwenden, da hierbei das
entstehende Nukleinsäurefragment mehrfach markiert
werden kann, wogegen bei einer Markierung über Dide
oxynukleosidtriphosphate oder über einen an der 5'-
Phosphatgruppe fluoreszenzmarkierten Primer nur jeweils
eine Fluoreszenzfarbstoffgruppe an das entstehende
Nukleinsäurefragment gebunden wird. Die Signalinten
sität kann daher mit Hilfe dieser bevorzugten Ausfüh
rungsform der Erfindung noch erhöht werden.
Bei der Verwendung von markierten Deoxy- oder Dideoxy
nukleosidtriphosphaten verwendet man bevorzugt solche,
bei denen der Farbstoff über einen Linker an die C5-
Position von Pyrimidinen oder an die N7-, C8- oder
C7-Position von Purinen gekoppelt ist.
Als Linker werden im Rahmen der Erfindung vorzugsweise
geradkettige oder verzweigte Amino- oder Mercapto-Koh
lenwasserstoffeinheiten mit mehr als zwei Kohlenstoff
atomen in der unverzweigten Kette verwendet. Besonders
bevorzugt sind hierbei Aminoalkyl-, Aminoalkenyl- oder
Aminoalkinylgruppen.
Im Rahmen der Erfindung können als zu sequenzierende
Nukleinsäuren einzel- oder doppelsträngige Nukleinsäu
ren verwendet werden. Als Fluoreszenzfarbstoff werden
erfindungsgemäß bevorzugt Fluorescein, Analoga davon
oder Rhodamin verwendet, wobei Fluorescein besonders
bevorzugt ist.
In einer bevorzugten Ausführungsform wird das erfin
dungsgemäße Verfahren in einer solchen Weise durchge
führt, daß in zwei Ansätzen jeweils zwei verschiedene
Dideoxynukleosidtriphosphate im Verhältnis 5 : 1, 6 : 1
oder 7 : 1 verwendet werden. Hierdurch können in beiden
Spuren des Gels, auf die die beiden Ansätze aufgetragen
wurden, jeweils die stärkeren Banden als zu den Dideoxy
nukleosidtriphosphaten, welche in der höheren Menge ein
gesetzt wurden, zugehörig identifiziert werden, und die
anderen Banden als zugehörig zu den Basen, deren Dide
oxynukleosidtriphosphat in der Menge 1 eingesetzt
wurde.
In einer anderen besonders bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung werden in nur einem Ansatz alle vier
verschiedenen Dideoxynukleosidtriphosphate in einem
Verhältnis von 16 : 8 : 4 : 1 eingesetzt. Auch bei
diesen Verhältnissen ist eine Unterscheidung der Di
deoxynukleosidtriphosphate und daher ein Ablesen der
Basenfolge leicht möglich.
Erfindungsgemäß wird es auch ermöglicht, die Sequenzie
rung mit nur drei der vier verschiedenen Dideoxynukleo
sidtriphosphate durchzuführen. Hierbei werden entweder
in einem Ansatz alle drei Dideoxynukleosidtriphosphate,
oder aber in einem Ansatz zwei Dideoxynukleosidtriphos
phate und in einem zweiten Ansatz nur ein Dideoxynukleo
sidtriphosphat eingesetzt. Nach Auftrennung beispiels
weise in einem Polyacrylamidgel werden in gleichmäßigen
Abständen Banden mit unterschiedlichen Signalintensi
täten auftreten, wobei sich jedoch im Bandenmuster dort
eine Lücke ergibt, wo sich die dem fehlenden Dideoxy
nukleosidtriphosphat entsprechende Base in der zu
sequenzierenden Nukleinsäure befindet.
Erfindungsgemäß werden zur Extension vorzugsweise das
Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I, modifizierte oder
unmodifizierte T7-DNA-Polymerase, Taq-Polymerase oder
Reverse-Transkriptase verwendet. Von diesen Polymerasen
ist die unmodifizierte T7-DNA-Polymerase besonders
bevorzugt, da sie eine besonders gleichförmige Peak
bildung bewirkt.
Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens ist es
weiter bevorzugt, daß man - vor der Extension in An
wesenheit der Dideoxynukleosidtriphosphate - zur Ver
größerung der Menge einer zu sequenzierenden doppel
strängigen Matrizen-Nukleinsäure ausgehend von zwei
synthetischen Primern in Anwesenheit einer Polymerase
und der vier Deoxynukleosidtriphosphate mehrfach einen
Zyklus durchläuft, der die Extension der Primer, Er
hitzen, um eine Strangtrennung zu bewirken, und die
erneute Zugabe von Polymerase umfaßt, die gebildeten
Extensionsprodukte der beiden komplementären Stränge in
einem Gel voneinander trennt und einen der beiden
Stränge zur Sequenzierung einsetzt. Hierdurch wird es
ermöglicht, auch Nukleinsäuren, die nur in sehr gerin
gen Mengen vorhanden sind, unter Erhaltung gut sicht
barer Banden im Gel zu sequenzieren. Dieses Amplifizie
rungsverfahren zur Vergrößerung der Menge von DNA ist
dem Fachmann unter der Bezeichnung Polymerase-Ketten-
Reaktion (polymerase chain reaction) bekannt.
Zur Detektion wird erfindungsgemäß jeweils entsprechend
der verwendeten Markierungsart vorgegangen. So werden
radioaktiv markierte Fragmente durch Autoradiographie
des Gels sichtbar gemacht. Bei der erfindungsgemäß
bevorzugten Markierung über einen Fluoreszenzfarbstoff
wird vorzugsweise nach Auftrennung der Fragmente in der
Gelelektrophorese der Fluoreszenzfarbstoff durch Laser
angeregt und dadurch ein besonders starkes Signal
erhalten. Die Detektion kann daher mit der erfindungs
gemäß bevorzugten Detektionsmethode auch in einer
Apparatur durchgeführt werden, die gleichzeitig mit der
Gelelektrophorese die Banden detektiert und sofort an
einen Rechner weitergibt, der die Sequenz der zu sequen
zierenden Nukleinsäure automatisch ausgibt.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht es, besonders
schnell und leicht viele verschiedene Nukleinsäuren
nebeneinander zu sequenzieren und gleichzeitig auf ein
Gel aufzutragen, wobei es weiter noch ermöglicht wird,
bei Verwendung der bevorzugten Fluoreszenzmarkierung
und der automatischen Detektion, die einzelnen Spuren
des Gels nach erfolgtem Durchlauf wieder mit einer
neuen sequenzierten Nukleinsäure zu belegen. Auch
hierdurch kann die Sequenzierung vieler verschiedener
DNA-Fragmente entscheidend beschleunigt werden.
Das folgende Beispiel erläutert in Verbindung mit der
Abbildung die Erfindung weiter.
Fig. 1A und 1B zeigen die Lage der Fluoreszenz
farbstoffmarkierung an einem Deoxy
nukleosidtriphosphat bzw. Dideoxy
nukleosidtriphosphat und an einem
erfindungsgemäß verwedeten Oligo
nukleotid-Primer.
Fig. 2 zeigt die graphische Darstellung
der Peaks des Markierungssignals
bei einer erfindungsgemäßen
Sequenzierungsreaktion.
Fig. 3 zeigt Teile der DNA-Sequenz des
Bakteriophagen M13mp18.
5'-(S-Triphenylmethyl-3-mercaptopropylphospho)d[GTAAAA-
CGACGGCCAGT] wurde synthetisiert und gereinigt wie von
Ansorge et al. in J. Biochem. Biophys. Met. 13 (1986),
315-322 beschrieben. Zu 100 nmol dieser Verbindung in
0,1 mol/l Triethylammoniumacetat-Lösung (1 ml, pH 7)
wurden 500 nmol Silbernitrat zugegeben und 1 h in einem
Eppendorfgefäß stehengelassen. Hierzu wurde Dithiotreitol
(700 nmol) in 100 µl Wasser zugegeben und der Gefäßinhalt
gemischt und 30 min stehengelassen. Durch Zentrifugation
wurde das unlösliche Silbersalz entfernt. Der Überstand
wurde in ein neues Eppendorfgefäß übergeführt und 1 mol/l
wäßrige Natriumbicarbonatlösung zugegeben, um einen
pH-Wert von 8,5 zu ergeben. Hierzu wurde eine Lösung
von 3 mg (6 µmol) 5-Jodacetamidofluorescein (erhalten
von Molekular Probes, Inc., Eugene, OR, USA) in N,N-Di
methylformamid (300 µl) zugegeben und sorgfältig ge
mischt, dann 6 Stunden im Dunklen aufbewahrt. Danach
wurden 10 µl 2-Mercaptoethanol zugegeben, um überschüs
siges Jodacetamid zu entfernen und dann die Lösung
gegen Wasser (3×2 l) im Dunkeln dialysiert. Die
Lösung wurde im Vakuum konzentriert und der farbstoff
markierte Primer durch Ionenaustausch-HPLC auf einer
Partisil-SAX-Säule gereinigt unter Verwendung eines
Konzentrationsgradienten von Kaliumdehydrogenphosphat,
pH 6,3 in Form Amid/Wasser (6 : 4 v/v) als Elutionsmit
tel. Dieses Verfahren entfernt einen großen Teil von
stark assoziiertem, aber nicht kovalent gebundenem Farb
stoff. Das Produkt wurde durch Dialyse entsalzen und
dann durch reverse Phase HPLC auf einer C8-Aquapor RP
300 Säule weiter gereinigt unter Verwendung von 0,1 mol/l
Triethylammoniumacetat pH 7/Acetonitril als Elutionsmit
tel. Der vollständig gereinigte Fluorescein-markierte
Primer wurde weiter durch Dialyse entsalzt und im
Dunkeln bei -20°C aufgehoben. Die Ausbeute an farbstoff
markiertem Primer war 15% auf Basis des S-Trityl-Mate
rials. Auf gleiche Art und Weise konnte ein Eosin-mar
kierter Primer mit einer Ausbeute von 27% erhalten
werden.
Zuerst wurden in zwei Ansätzen in einem Zentrifugenröhr
chen 1 µg Primerlösung und ca. bis 2 µg einzelsträngi
ge M13mp18DNA und Sequenzierpuffer zu einem Gesamtvolu
men von 10 µl zusammengegeben. Als Kontrolle wurde 1
bis 2 µg M13mp18DNA in einem Volumen von 7 µl eingesetzt.
Die Röhrchen wurden 2 min auf 65°C erhitzt, dann auf
Raumtemperatur abgekühlt über einen Zeitraum von 30 min.
Während des Abkühlens hybridisiert der Primer an die
dazu homologe Stelle der M13mp18DNA, nachdem die Tempera
tur unterhalb 35°C gefallen ist, ist die Hybridisierung
komplett. Zur tatsächlichen Sequenzierung wurden die
folgenden Lösungen hergestellt:
Lösung T,C: 25 µl 0,5 mmol/l dTTP,
25 µl 0,5 mmol/l dCTP,
500 µl 0,5 mmol/l dGTP und
500 µl 0,5 mmol/l dATP,
5 µl 10,0 mmol/l ddTTP,
1 µl 10,0 mmol/l ddCTP und
500 µl TE-Puffer
Lösung G,A: 25 µl 0,5 mmol/l dGTP,
25 µl 0,5 mmol/l dATP, und jeweils
500 µl 0,5 mmol/l dTTP und dCTP,
5 µl 10 mmol/l ddACT und
1 µl 10 mmol/l ddGTP zusammen mit
500 µl TE-Puffer.
25 µl 0,5 mmol/l dCTP,
500 µl 0,5 mmol/l dGTP und
500 µl 0,5 mmol/l dATP,
5 µl 10,0 mmol/l ddTTP,
1 µl 10,0 mmol/l ddCTP und
500 µl TE-Puffer
Lösung G,A: 25 µl 0,5 mmol/l dGTP,
25 µl 0,5 mmol/l dATP, und jeweils
500 µl 0,5 mmol/l dTTP und dCTP,
5 µl 10 mmol/l ddACT und
1 µl 10 mmol/l ddGTP zusammen mit
500 µl TE-Puffer.
Zu den beiden mit dem markierten Primer hybridisierten
Proben wurden entweder 2 µl der Lösung T,C oder 2 µl
der Lösung G,A zugegeben. Danach wurde 20 min bei
Raumtemperatur inkubiert, dann 2 µl Formamid zugegeben,
auf 95°C 2 min lang erhitzt, auf Eis abgekühlt und auf
ein Polyacrylamidgel aufgetragen. Fig. 2 zeigt eine
graphische Darstellung der in einem Rechner gemessenen
Intensitäten des durch Laser angeregten Fluoresceins
für den darüber angegebenen Bereich der DNA-Sequenz. In
Fig. 3 ist zum Vergleich ein Teil der M13mp18DNA
dargestellt, wobei der in Fig. 2 gezeigte sequenzierte
Bereich unterstrichen ist. In der oberen Kurve von
Fig. 2 sind die Peaks dargestellt für Fragmente, die
sich ergeben bei Zugabe von ddATP und ddGTP in einem
Verhältnis von 5 : 1 in einem Ansatz, in der unteren
graphischen Darstellung sind die Peaks für Fragmente
gezeigt, die entstehen bei Zugabe von ddTTP und ddCTP
in einem Verhältnis von 5 : 1 in einem Ansatz.
Claims (20)
1. Verfahren zur Sequenzierung von Nukleinsäuren
durch enzymatische Extension eines Oligonukleotid
primers in Gegenwart einer Polymerase, der vier
Deoxyribonukleosidtriphosphate, jeweils eines der
vier Dideoxynukleosidtriphosphate und der zu
sequenzierenden Nukleinsäure als Matrize in vier
verschiedenen Ansätzen, Markierung der abhängig
von dem eingesetzten Dideoxynukleosidtriphosphat
entstehenden Nukleinsäurefragmente, gelelektropho
retische Auftrennung der die Fragmente enthalten
den Ansätze und Detektion der Sequenz über die
Markierung,
dadurch gekennzeichnet,
daß man mindestens zwei der Dideoxynukleosidtri
phosphate in unterschiedlichen Mengen zusammen in
einem Ansatz einsetzt und die Unterscheidung der
Fragmente über die Intensität des Markierungs
signals der Banden im Gel oder in einem anderen
Trennverfahren trifft.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man je zwei der Dideoxynukleosidtriphosphate
zusammen in einem Ansatz in einem Mengenverhältnis
von mindestens 2 : 1 einsetzt.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in einem Ansatz alle vier Dideoxynukleo
sidtriphosphate in einem Verhältnis von mindestens
4 : 3 : 2 : 1 einsetzt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Markierung einen Fluoreszenzfarbstoff
verwendet.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Markierung mit dem Fluoreszenzfarbstoff
einen mit dem Fluoreszenzfarbstoff gekoppelten
Primer verwendet.
6. Verfahren nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Fluoreszenzfarbstoff an die 5'-Phosphat
gruppe des Primers über einen Linker gebunden ist.
7. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Markierung mindestens ein mit einem
Fluoreszenzfarbstoff über einen Linker markiertes
Deoxy- oder Dideoxynukleosidtriphosphat verwendet.
8. Verfahren nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß man ein markiertes Deoxynukleosidtriphosphat
verwendet.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Farbstoff über einen Linker an die C5-Posi
tion von Pyrimidinen oder an die N7-, C8- oder
C7-Position von Purinen gekoppelt ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Linker eine geradkeitige oder verzweig
te Amino- oder Mercapto-Kohlenwasserstoffeinheit
mit mehr als zwei C-Atomen in der unverzweigten
Kette verwendet.
11. Verfahren nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Linker eine Aminoalkyl- oder Aminoalkenyl-
oder Aminoalkinylgruppe ist.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als zu sequenzierende Nukleinsäure eine
einzel- oder doppelsträngige Nukleinsäure verwen
det.
13. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man als Fluoreszenzfarbstoff Fluorescein,
Analoga davon oder Rhodamin verwendet.
14. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in zwei Ansätzen jeweils zwei verschiedene
Dideoxynukleosidtriphosphate im Verhältnis 5 : 1,
6 : 1 oder 7 : 1 verwendet.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß man in einem Ansatz alle vier verschiedenen
Dideoxynukleosidtriphosphate in einem Verhältnis
von 16 : 8 : 4 : 1 einsetzt.
16. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 3 bis 13,
dadurch gekennzeichnet,
daß man anstelle von vier Dideoxynukleosidtri
phosphaten nur drei davon in einem oder zwei
Ansätzen verwendet.
17. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Extension das Klenow-Fragment der
DNA-Polymerase I, modifizierte oder unmodifizierte
T7-DNA-Polymerase, Taq-Polymerase oder Reverse-
Transkriptase verwendet.
18. Verfahren nach Anspruch 17,
dadurch gekennzeichnet,
daß man unmodifizierte T7-DNA-Polymerase verwendet.
19. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man vor der Extension in Anwesenheit der
Dideoxynukleosidtriphosphate zur Vergrößerung der
Menge einer zu sequenzierenden doppelsträngigen
Matrizen-Nukleinsäure ausgehend von zwei syntheti
schen Primern in Anwesenheit einer Polymerase und
der vier Deoxynukleosidtriphosphate mehrfach einen
Zyklus durchläuft, der die Extension der Primer,
Erhitzen, um eine Strangtrennung zu bewirken, und
die Zugabe neuer Polymerase umfaßt, die gebildeten
Extensionsprodukte der beiden Stränge in einem Gel
voneinander trennt und einen der Stränge zur
Sequenzierung einsetzt.
20. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß man zur Detektion nach Auftrennung der Fragmen
te in der Gelelektrophorese den Fluoreszenzfarb
stoff durch Laser anregt.
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