DE3838053C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein
Spinnrohr-Naßspinnverfahren,
nach dem Oberbegriff
des Anspruchs 1, vgl. z. B. JP-OS 59-26 509.
Das Naßspinnverfahren ist ein geeignetes Verfahren zum
Spinnen eines Polymers, das keinen oder lediglich einen relativ hohen in
der Nähe eines Zersetzungspunkts liegenden Schmelzpunkt
aufweist. Allerdings hat das Verfahren den Nachteil, daß
das zum Lösen des Polymers verwendete Lösungsmittel teuer
ist, daß die Spinngeschwindigkeit beim Naßspinnverfahren
niedrig ist im Vergleich zum Schmelzspinnverfahren, und daß
die Produktivität im Hinblick auf Arbeits- und Anlagenauf
wand gering ist.
Die obigen Nachteile lassen sich durch die Entwicklung
eines Hochgeschwindigkeits-Spinnverfahrens beseitigen. Als
ein Verfahren zum Realisieren eines solchen Hochgeschwin
digkeitsspinnens im Rahmen des Naßspinnverfahrens wurden
verschiedene Trockenstrahl-Naßspinnverfahren oder Luft
spalt-Spinnverfahren (im folgenden soll der Ausdruck Luft
spalt-Spinnverfahren für die beiden oben erwähnten Spinn
verfahren verwendet werden) entwickelt, bei denen eine
Spinnmasse oder Spinnlösung (im folgenden grundsätzlich als
Spinnflüssigkeit bezeichnet) in ein
inertes Fluid mit nicht-verfestigenden Eigenschaften
extrudiert und dann in einem Fällbad zum Erstarren gebracht
wird. Beispiele für solche Verfahren sind in den US-Patent
schriften 30 80 210 (Luftspalt-Spinnverfahren für ein Poly
acrylnitril) und 37 67 756 (Luftspalt-Spinnverfahren für
ein Aramid) beschrieben. Ferner beschreibt die
JP-AS 36-12 711 das
Luftspalt-Spinnverfahren für andere Polymere. Es wurde
vorgeschlagen, die Luftspalt-Spinnmethode anzuwenden auf
das Spinnen einer flüssigen kristallinen Spinnmasse, d. h.
auf das Spinnen einer optisch anisotropen Spinnflüssigkeit.
Ein Beispiel für diese Verfahren in Verbindung mit einem
Amid findet sich in der US-PS 37 67 756. Ein Beispiel für
das Verfahren in Anwendung auf ein Zellulosederivat findet
sich in der GB-PS 13 93 011.
Es gibt auch Vorschläge (US-Patente 40 70 431; 40 78 034;
42 98 565; 47 28 473; JP-OS 57-1 21 612; JP-OS 61-1 02 413) für
ein Verfahren zum Spinnen bei hoher Geschwindigkeit im Zu
stand verringerten Fluidwiderstands eines Fällbades ohne
Faserbeschädigung, wozu das Luftspalt-Spinnverfahren kombi
niert wird mit dem Spinnrohr-Naßspinnverfahren. Insbeson
dere ist in der JP-OS 57-1 21 612 beschrieben, daß der auf
ein Garn einwirkende Fluidwiderstand eines Fällbades redu
ziert wird durch Verwendung einer Fällbad-Flüssigkeit mit
extrem geringer Dicke, wobei eine Garn-Abzugsgeschwindig
keit von maximal 1829 m/min realisiert wird.
In der JP-OS 59-26 509 ist ein Vorschlag für eine Verbesse
rung eines Spinnrohr-Naßspinnverfahrens beschrieben, gemäß
der eine Spinnflüssigkeit direkt in das Fällbad hinein ex
trudiert wird (im folgenden als Direkt-Naßspinnen bezeich
net). Es gibt weitere Veröffentlichungen, die sich auf die
ses Verfahren beziehen, beispielsweise die JP-OS 59-47 416;
60-2 59 612; 61-19 805.
Das oben erwähnte Luftspalt-Spinnverfahren hat den Vorteil
einer hohen Spinngeschwindigkeit und läßt sich realisieren,
da die Spinnflüssigkeit genügend weit in ein nicht-verfe
stigendes Fluid gezogen und erst dann verfestigt wird. Da
jedoch eine Wellenbildung auf der Oberfläche des Fällbades
eine Änderung der Spinnbedingungen darstellt, ist es unmög
lich, das Garn stabil abzuziehen, da die Spinnflüssigkeit
an der Spinndüse haftet. Dies deshalb, weil die Spinnflüs
sigkeit in das nicht-verfestigende Fluid extrudiert wird.
Deshalb ist das Luftspalt-Spinnverfahren im industriellen
Maßstab nicht praktikabel.
Bei dem Direkt-Naßspinnverfahren gibt es die oben erwähnten
Probleme des Luftspalt-Spinnens nicht, allerdings ergibt
sich beim Direkt-Naßspinnverfahren das Problem, daß die
Spinngeschwindigkeit praktisch nicht erhöht werden kann,
weil, wie der Fachmann weiß, mit einer Erhöhung der Extru
diergeschwindigkeit der Spinnflüssigkeit aus der Spinndüse
beim Direkt-Naßspinnen keine dazu proportionale Erhöhung
der Maximal-Geschwindigkeit des aus dem Fällbad abgezogenen
Garns (im folgenden Abzugsgeschwindigkeit genannt) einher
geht. Damit nimmt aber der maximale Wert des Streck- bzw.
Verzugverhältnisses ab, d.h. des Verhältnisses von Abzugs
geschwindigkeit zu Extrudiergeschwindigkeit. Eine Zunahme
der Spinngeschwindigkeit, d.h. eine Zunahme der Abzugs
geschwindigkeit unter der Bedingung, daß der Titer des
erhaltenen Garns auf einem konstanten Wert bleibt, ist also
begrenzt. Weiterhin ist es unmöglich, das Hochgeschwindig
keitsspinnen anzuwenden beim Direkt-Naßspinnverfahren, da
das Verhältnis des tatsächlichen Streckverhältnisses zum
Maximal-Streckverhältnis
zu groß wird. Als Folge davon verschlechtern
sich die Eigenschaften des erzeugten Fadens. Durch Brechen
einzelner Elementarfäden kommt es zu einer Flusenbildung.
Aufgabe der Erfindung ist die Schaffung eines Spinnrohr-Naß
spinnverfahrens eingangs genannter Art, das sich eignet zum Spinnen einer Spinn
lösung in stabilem Zustand bei hoher Arbeitsgeschwindig
keit, ohne daß die Fasereigenschaften nachteilig beeinflußt
werden.
Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 angegebene Er
findung gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen ergeben sich
aus den Unteransprüchen.
Ein Bewegen eines Spinnextrudats entlang einer geraden Linie
mit anschließendem Ablenken aus dieser Richtung ist für sich
schon bekannt, s. DE 28 40 988 C2, allerdings dort
nur in Verbindung mit dem Schmelzspinnen.
Die Erfindung schafft ein Spinnrohr-Naßspinnverfahren, bei
dem eine Spinnmasse (Spinnlösung) direkt von Spinndüsen
öffnungen einer Spinndüse in ein Fällbad extrudiert wird,
ein verfestigtes (koaguliertes) Garn in ein Spinnrohr ein
geführt und das verfestigte Garn mit der Flüssigkeit des
Fällbades aus dem Spinnrohr abgezogen wird. Charakteristi
sches Merkmal der Erfindung ist es, daß die Spinnmasse aus
den Spinndüsenöffnungen mit einer Geschwindigkeit extru
diert wird, die der kritischen Extrudiergeschwindigkeit
entspricht oder gar noch höher liegt, wobei ein Strom der
extrudierten Spinnmasse entlang einer Achse der Spinndüse
bewegt und dann in Richtung auf das Spinnrohr abgelenkt
wird, damit er in das Spinnrohr eintritt. Das verfestigte
Garn wird dann aus dem Spinnrohr abgezogen.
Das verfestigte Garn umfaßt im vorliegenden Zusammenhang
sämtliche Garne bzw. Garnzustände zwischen dem Beginn einer
Garnverfestigung bzw. -koagulation in dem Fällbad und dem
Abschluß der Garnverfestigung.
Die Besonderheit der Erfindung besteht darin, daß die Ex
trudiergeschwindigkeit der aus der Spinndüse austretenden
Spinnmasse einen sehr hohen Wert hat, der bislang bei
herkömmlichen Naßspinnverfahren, einschließlich dem her
kömmlichen Luftspalt-Spinnverfahren, als unerreichbar galt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren liegt die Extrudierge
schwindigkeit in einem Bereich der kritischen Extrudierge
schwindigkeit oder darüber, jedenfalls bei einem Wert, der
bislang von der Fachwelt als nicht realisierbar angenommen
wurde.
Im folgenden werden Beispiele und Ausführungsformen der Er
findung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigt
Fig. 1 eine Schnittansicht einer Apparatur zur Reali
sierung des erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naß
spinnverfahrens;
Fig. 2 eine Schnittansicht einer Apparatur zur Ausfüh
rung eines herkömmlichen Naßspinnverfahrens, und
Fig. 3 eine grafische Darstellung, die die Beziehung
zwischen Extrudiergeschwindigkeit und dem
maximalen Streckverhältnis darstellt, und damit
zum Veranschaulichen der Funktionsweise des er
findungsgemäßen Verfahrens dient.
Im folgenden soll die "kritische Extrudiergeschwindigkeit"
näher erläutert werden, da es sich dabei um ein charakteri
stisches Merkmal der vorliegenden Erfindung handelt.
Fig. 2 zeigt eine zur Durchführung eines herkömmlichen Naß
spinnverfahrens verwendete Apparatur. Von einem Einlaßrohr
1 wird eine Spinnflüssigkeit in einen Spinnkopf 2 eingelei
tet und von Spinndüsenöffnungen 4 einer Spinndüse 3 extru
diert. Die extrudierte Spinnmasse wird in einer Koagulier-
oder Fällflüssigkeit zum Erstarren gebracht, die sich in
einer von einem Speiserohr 7 gespeisten Spinnwanne 6 befin
det. Von einem am Boden der Spinnwanne 6 befindlichen
Spinnrohr 5 wird mit der Fällflüssigkeit ein Garn 11 abge
zogen. Bei diesem herkömmlichen Naßspinnverfahren läuft der
Spinnflüssigkeitsstrom entlang einer gestreckten Linie, die
die jeweilige Spinndüsenöffnung 4 mit dem Einlaß des
Spinnrohrs 5 verbindet.
Die Erfinder der vorliegenden Erfindung haben herausgefun
den, daß, wenn ein Extrudieren der Spinnflüssigkeit bei
einer Geschwindigkeit erfolgt, die größer ist als beim her
kömmlichen Naßspinnverfahren, d.h. bei einer der kritischen
Extrudiergeschwindigkeit entsprechenden oder noch darüber
liegenden Geschwindigkeit, ein von den Spinndüsenöffnungen
4 extrudierter Spinnflüssigkeitsstrom 8 gemäß Fig. 1 sich
entlang der Achse der Spinndüse 3 bewegt, bedingt durch die
der Spinnflüssigkeit bei extrem hoher Extrusionsgeschwin
digkeit eigenen Massenträgheit. Wenn der Spinnflüssigkeitsstrom 8
einen Punkt 9 erreicht, wird er in Richtung auf den Einlaß
des Spinnrohrs 5 abgelenkt, so daß der Spinnflüssigkeits
strom 8 sich in einem Zustand bewegt, in welchem der Strom
8 nach und nach durch die Koagulierflüssigkeit unter Bil
dung eines Garns erstarrt, und das Garn mit der Koagulier
flüssigkeit durch das Spinnrohr 5 abgezogen wird. Der Punkt
9, bei dem der Spinnflüssigkeitsstrom beim erfindungsge
mäßen Naßspinnverfahren abgelenkt wird, entspricht im we
sentlichen dem Austritt aus der Spinndüsenöffnung beim her
kömmlichen Naßspinnen. Deshalb handelt es sich bei dem er
findungsgemäßen Naßspinnverfahren um ein bislang nicht
bekanntes technisches Konzept.
Das Spinnverhalten der Spinnmasse, die der kritischen Ex
trudiergeschwindigkeit oder einer noch höheren Geschwindig
keit beim Naßspinnverfahren erfindungsgemäß ausgesetzt
wird, unterscheidet sich völlig vom Verhalten der Spinn
flüssigkeit, wenn diese bei einer unterhalb der kritischen
Extrudiergeschwindigkeit liegenden Geschwindigkeit extru
diert wird, wie es beim herkömmlichen Naßspinnverfahren der
Fall ist. Beim herkömmlichen Direkt-Naßspinnverfahren, bei
dem die Spinnflüssigkeit direkt in das Fällbad extrudiert
wird, wird, wie der Fachmann weiß, bei Erhöhen der Extru
diergeschwindigkeit zum Steigern der Spinngeschwindigkeit
das maximale Streckverhältnis gesenkt, und man kann nicht
die gewünschte hohe Abzugsgeschwindigkeit erreichen. Dies
steht einer Hochgeschwindigkeitsproduktion beim Naßspinn
verfahren entgegen. Wie Fig. 3 zeigt, nimmt das maximale
Streckverhältnis in einer Zone unterhalb der kritischen
Extrudiergeschwindigkeit nach und nach ab, wie es dem Fach
mann bekannt ist. Die Erfinder hingegen haben her
ausgefunden, daß das maximale Streckverhältnis an einem
Punkt in der Nähe der kritischen Extrudiergeschwindigkeit
spürbar ansteigt und dann wieder in einer oberhalb der kri
tischen Extrudiergeschwindigkeit liegenden Zone nach und
nach abnimmt. Daher zeichnet sich die charakteristische
Zone gemäß der Erfindung, d.h. die Zone oberhalb der kriti
schen Extrudiergeschwindigkeit, durch eine hohe Extrudier
geschwindigkeit und durch ein hohes maximales Streckver
hältnis aus, und bedingt dadurch wird die Abzugsgeschwin
digkeit des Garns, die das Produkt aus der
Extrudiergeschwindigkeit und dem maximalen Streckverhältnis
ist, extrem hoch. Die Erfindung schafft also im Ergebnis
ein Hochgeschwindigkeits-Naßspinnverfahren.
In der obigen Beschreibung wird der spezielle
Spinnmechanismus gemäß der Erfindung nicht explicit erläu
tert, es versteht sich jedoch, daß, nachdem sich die extru
dierte Spinnflüssigkeit entlang der Achse der Spinndüsen
öffnung bewegt hat, die Spinnflüssigkeit an einem von der
Unterseite der Düse fernen Ablenkpunkt abgelenkt wird, um
sich dann in eine Richtung weiterzubewegen, in welcher die
Spinnmasse abgezogen wird, so daß eine auf das Garn aufge
brachte Abzugskraft erst dann auf den Spinnflüssigkeits
strom einwirkt, wenn dieser den Ablenkpunkt passiert hat.
Zuerst erreicht der Strom der Spinnflüssigkeit nämlich
einen Anfangs-Erstarrungszustand, in welchem er von der auf
das Garn ausgeübten Abzugskraft mitgenommen werden kann,
wenn der Spinnflüssigkeitsstrom an dem Ablenkpunkt ankommt.
Es wird berücksichtigt, daß bei der kritischen Extrudierge
schwindigkeit jegliche Änderung der strukturellen Faktoren,
z.B. die Molekülorientierung und dergleichen, in dem extru
dierten Spinnflüssigkeitsstrom aufgrund einer Zunahme der
Scherverformung der Spinnmasse in der Spinndüsenöffnung in
kritischem Ausmaß erzeugt wird.
Beim herkömmlichen Naßspinnverfahren wird die Abzugskraft
auf das Garn ausgeübt, und zwischen dem Spinnflüssigkeits
strom und der Oberfläche der Spinndüse existiert eine
Grenzflächenspannung. Deshalb wird eine Kraft zum Ablösen
des anfänglichen Erstarrungsfilms der Spinnflüssigkeit von
der Oberfläche der Spinndüse bereits im Bereich der Düsen
oberfläche auf die Spinnflüssigkeit ausgeübt, mit der
Folge, daß die Struktur des anfänglichen Erstarrungsfilms
zerstört werden kann. Bei der Erfindung hingegen wird die
Spinnflüssigkeit extrudiert, während die anfängliche Massenträg
heit der extrudierten Spinnflüssigkeit von der Düse fort
aufrechterhalten bleibt, und die Spinnflüssigkeit bewegt sich
in dem Fällbad, ohne daß sie durch eine starke Rückhalte
kraft beeinflußt wird, wenn man von der Reibungskraft zwi
schen der Spinnflüssigkeit und der Flüssigkeit des Fällba
des und von dem Auftrieb der Spinnflüssigkeit absieht. Erst
dann wird die Abzugskraft auf den Spinnflüssigkeitsstrom
aufgebracht, wenn dieser den Ablenkpunkt passiert hat. Dann
ist es unwahrscheinlich, daß eine unerwünschte Abzugskraft
auf die sich verfestigende Spinnmasse einwirkt und die
Filmstruktur zerstört. Demzufolge ist es auch unwahrschein
lich, daß ein Bruch des Spinnflüssigkeitsstroms und/oder
der erstarrten Spinnmasse, d.h. des Garns, erfolgt. Dies
ist der Grund dafür, daß das maximale Streckverhältnis deutlich
erhöht werden kann und die Eigenschaften der erhalte
nen Faser spürbar verbessert werden können.
Weiterhin ist die anfängliche Erstarrung der Spinnmasse bei
dem Spinnrohr-Naßspinnverfahren nach der Erfindung gleich
förmiger als bei dem herkömmlichen Naßspinnverfahren, und
zwar über den gesamten Umfangsbereich der Spinnmasse, da
die Spinnmasse erst an einer Stelle nach dem Umlenkpunkt in
Richtung auf das Spinnrohr abgezogen wird.
Die kritische Extrudiergeschwindigkeit hängt ab von der
Geschwindigkeit, mit der die Spinnmasse anfäng
lich erstarrt, und von der Laufgeschwindigkeit der Spinnmasse
in dem Fällbad. Deshalb handelt es sich bei dieser Ge
schwindigkeit um einen kritischen Wert, der von verschie
denen Bedingungen abhängt, so z.B. der Zusammensetzung der
Spinnmasse, Zusammensetzung und Temperatur des Fällbades,
der Grenzflächenspannung zwischen Spinnflüssigkeitsstrom
und Oberfläche der Spinndüse, der Dicke des Spinnflüssig
keitsstroms usw.
Die anfängliche Erstarrungsgeschwindigkeit hängt ab von der
Zusammensetzung des verwendeten Polymers, dem zum Lösen
des Polymers verwendeten Lösungsmittel, der Konzentration
des Polymers in dem Lösungsmittel und der Zusammensetzung
sowie der Temperatur der Flüssigkeit des Fällbades. Die
durch die Trägheitskraft bedingte Spinnflüssigkeitsge
schwindigkeit des extrudierten Spinnflüssigkeitsstroms
hängt ab von der Viskosität und der Dichte der Spinnflüs
sigkeit, der Grenzflächenspannung zwischen dem Spinnflüs
sigkeitsstrom und der Oberfläche der Spinndüse, der Visko
sität der Flüssigkeit des Fällbades und weiteren Einfluß
größen. Der Vorschub des Spinnflüssigkeitsstroms entlang
der Spinndüsenachse und die Stelle, an der der Ablenkpunkt
durch Auftreten der Abzugskraft zu liegen kommt, hängen ab
von der Dicke des Spinnflüssigkeitsstroms unter den Bedin
gungen, die die oben erwähnten Faktoren beinhalten. Wenn
die Lage des Ablenkpunkts durch Ändern der Extrudierge
schwindigkeit geändert wird und der Ablenkpunkt gerade an
der Oberfläche der Düse zu liegen kommt, soll die Extrudierge
schwindigkeit der kritischen Extrudiergeschwindigkeit ent
sprechen.
Wenn die Zusammensetzung der Spinnmasse und die Erstar
rungsbedingung so ausgewählt sind, daß eine Verfestigung eintritt,
wird die kritische Extrudiergeschwindigkeit
hoch. Wird hingegen die Zusammensetzung der Spinnmasse und
die Verfestigungsbedingung so ausgewählt, daß eine langsame Ver
festigung eintritt, so liegt die kritische Extrudierge
schwindigkeit niedrig. Wenn die Grenzflächenspannung zwi
schen dem Spinnflüssigkeitsstrom und der Oberfläche der
Düse und die Viskosität der Flüssigkeit des Fällbades hoch
sind, wird die kritische Extrudiergeschwindigkeit hoch, da
der Lauf des Spinnflüssigkeitsstroms gehemmt wird. Die
durch die letztgenannten Faktoren verursachten Effekte sind
relativ gering im Vergleich zu denen, die mit der Verfesti
gungsgeschwindigkeit zusammenhängen. Wenn ein dickerer
Spinnflüssigkeitsstrom gewählt wird, fällt die kritische
Extrudiergeschwindigkeit ab, allerdings ist der durch Än
dern der Dicke des Spinnflüssigkeitsstroms erreichte Effekt
noch geringer als der durch die oben erwähnten Faktoren er
zielte Effekt.
Der Zustand, in welchem sich der Ablenkpunkt einstellt,
d.h. die Extrudiergeschwindigkeit höher ist als die kriti
sche Extrudiergeschwindigkeit, läßt sich meist dann
erreichen, wenn die Extrudiergeschwindigkeit 350
m/min oder mehr beträgt. Manchmal erscheint der Ablenkpunkt
erst in einer Zone oberhalb der Extrudiergeschwindig
keit von 450 m/min oder mehr, abhängig von einer speziellen
Kombination von Parametern, beispielsweise von der Auswahl
des Polymers, des Lösungsmittels, des Erstarrungszustands
oder dergleichen. Es ist also notwendig, die kritische Ex
trudiergeschwindigkeit für jede Kombination der oben er
wähnten Einflußfaktoren zu messen, bevor das erfindungsge
mäße Spinnrohr-Naßspinnverfahren ausgeführt wird.
Die kritische Extrudiergeschwindigkeit läßt sich in einfa
cher Weise dadurch ermitteln, daß man die Konfiguration des
Spinnflüssigkeitsstroms in dem Fällbad beobachtet, während
die Extrudiergeschwindigkeit allmählich gesteigert wird.
Die kritische Extrudiergeschwindigkeit der Spinnmasse ist
nämlich diejenige Extrudiergeschwindigkeit, die dann vor
liegt, wenn das Phänomen zu beobachten ist, daß der Spinn
flüssigkeitsstrom sich entlang der Spinndüsenöffnung bewegt
und dann am Ablenkpunkt zu dem Spinnrohr geleitet wird. Die
Beobachtung des Inneren eines Fällbades läßt sich durchfüh
ren mit Hilfe eines Schaulochs in dem Fällbadbehälter oder
mit Hilfe eines aus durchsichtigem Kunstharz bestehenden
Fällbadbehälters. Das Vorhandensein des Ablenkpunkts läßt
sich mit bloßem Auge oder mit Hilfe eines projizierten Bil
des beobachten. Das Beobachten kann auch dadurch erfolgen,
daß man eine Stelle in der Nähe der Unterseite der Spinn
düse durch ein Mikroskop vergrößert. Da die Abzugsgeschwin
digkeit keinen starken Einfluß auf die kritische Extrudier
geschwindigkeit hat, kann man die Abzugsgeschwindigkeit
wahlweise nach Messung der kritischen Extru
diergeschwindigkeit auswählen. In den meisten Fällen kann
man den Ablenkpunkt als deutliche Kante oder deutlichen
Knick der koagulierenden Spinnflüssigkeit erkennen, in
einigen Fällen jedoch kann es sein, daß die koagulierende
Spinnflüssigkeit eine glatte Kurve bildet, die zwei gerade
Linien in dem Ablenkpunkt miteinander verbindet. Selbst
wenn der Ablenkpunkt in der letztgenannten Weise ausgebil
det ist, läßt sich der durch die Erfindung erreichte Effekt
an der erhaltenen Faser beobachten.
Vorzugsweise wird mit einer Extrudiergeschwindigkeit gear
beitet, die größer ist als die kritische Extrudiergeschwin
digkeit, so daß der Abstand zwischen der Oberfläche der
Düse und dem Ablenkpunkt mindestens 1 mm beträgt und Klar
heit darüber herrscht, daß der Betrieb im Zustand der kri
tischen Extrudiergeschwindigkeit oder einer darüber lie
genden Geschwindigkeit abläuft. Beim erfindungsgemäßen Ver
fahren sollte der Abstand mehr als 1 mm betragen. Um jedoch
unerwünschte Erscheinungen zu vermeiden, z.B. ein unge
eignetes Schwingen des Spinnflüssigkeitsstroms und/oder des
erstarrten Garns von seiten des Fällbades, beträgt der Ab
stand zwischen der Unterseite der Spinndüse und dem Ablenk
punkt 20 mm oder weniger, vorzugsweise 10 mm oder weniger.
Bei dem erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naßspinnverfahren kann
die Spinnmasse aus der Spinndüse mit einer so hohen Extru
diergeschwindigkeit wie 350 m/min oder mehr, in speziellen
Fällen 450 m/min oder mehr, extrudiert werden. Dies ist bei
dem herkömmlichen Luftspalt-Naßspinnverfahren nicht mög
lich.
Es gibt kein bekanntes Beispiel für die Verwendung einer
derart hohen Extrudiergeschwindigkeit, während den Erfin
dern lediglich ein einziges Beispiel beim Luftspalt-Naß
spinnverfahren einer optisch anisotropen Spinnflüssigkeit
aus PPTA bekannt ist (JP-OS 57-1 21 612), bei welchem der ma
ximale Wert der Extrudiergeschwindigkeit 318 m/min beträgt,
wobei dieser Wert aus einem in der genannten Druckschrift
angegebenen Beispiel errechenbar ist.
Die Obergrenze der Extrudiergeschwindigkeit ist bei dem er
findungsgemäßen Naßspinnverfahren nicht speziell definiert.
Abhängig vom Typ der Spinnmasse läßt sich eine über die ge
nannten Werte noch hinausgehende Extrudiergeschwindigkeit
wählen, solange die Spinnmasse stabil entlang einer geraden
Linie aus der Spinndüse extrudiert werden kann.
Bei der Ausführung der vorliegenden Erfindung steht der Ab
stand zwischen der Oberfläche der Spinndüse und dem Einlaß
des Spinnrohrs in keiner wesentlichen Beziehung zu der kri
tischen Extrudiergeschwindigkeit und der Ausbildung des Ab
lenkpunkts. Es gibt aber zum Beispiel das Problem, daß die
Reibungskraft zwischen einem durch das Fällbad laufenden
erstarrten Faden und der Flüssigkeit des Fällbades mit zu
nehmender Garngeschwindigkeit zunimmt, so daß die in dem
erstarrten Garn entstandene Anfangsstruktur zerstört wird
und damit die Eigenschaften der Faser verschlechtert wer
den. Dadurch verringert sich das maximale Streckverhältnis,
und es kann zu Brüchen des erstarrten Fadens kommen. Dann
ist es für das Hochgeschwindigkeitsspinnen vorzuziehen,
einen Abstand von 60 mm oder weniger, vorzugsweise von 40
mm oder weniger, zwischen Spinndüse und Spinnrohr zu wäh
len. Wenn dieser Abstand zu klein ist, wird möglicherweise
eine wirksame Erstarrung verhindert, so daß man vor
zugsweise einen Mindestabstand von 4 mm wählt. Der Abstand
sollte so festgelegt werden, daß er größer ist als der Ab
stand längs einer geraden Linie zwischen der Oberfläche der
Düse und dem Ablenkpunkt des Spinnflüssigkeitsstroms.
Die erfindungsgemäß verwendete Spinndüse muß stark genug
sein, um einen durch den eine hohe Extrudiergeschwindigkeit
aufweisenden Spinnflüssigkeitsstrom erzeugten Gegendruck
aufnehmen zu können. Im Grunde genommen gibt es aber kei
nerlei Beschränkung hinsichtlich der Wahl der Spinndüse,
z.B. hinsichtlich des Materials, der Form oder dergleichen.
Die Form der Spinndüsenöffnung unterliegt ebenfalls keinen
besonderen Beschränkungen. Wenn Garn mit einem un
regelmäßigen Querschnitt gesponnen wird, kann die Spinn
düsenöffnung einen von der Kreisform abweichenden Quer
schnitt aufweisen.
Bei der Ausführung des erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naß
spinnverfahrens ist die Zusammensetzung der Spinnmasse
nicht speziell beschränkt. Geeignete Zusammensetzungen, die
die obengenannten Bedingungen im industriellen Maßstab er
füllen, lassen sich einsetzen. Nichtsdestoweniger wird vor
zugsweise eine optisch anisotrope Spinnmasse oder eine
flüssigkristalline Spinnmasse mit einer strukturellen Vis
kosität, deren Widerstand bei hoher Scherbeanspruchung
stark abnimmt, oder eine Spinnmasse aus einem Polymer, z.B.
einem starren Linearkettenpolymer oder schraubenlinienarti
gen Polymer, welches fließfähig und orientierbar ist, ver
wendet, da der Gegendruck der Spinndüse extrem groß ist
aufgrund der hohen Extrudiergeschwindigkeit, welche nach
Maßstäben der herkömmlichen Naßspinnverfahren als abnorm
hoch anzusehen ist.
Weiterhin ist es wünschenswert, daß die bei einer Scherbe
anspruchung in der Spinndüsenöffnung in Erscheinung tre
tende Viskosität aus dem obengenannten Grund geringer ist.
Die in Erscheinung tretende Viskosität beträgt vorzugsweise
200 Poise oder weniger, aber selbst dann, wenn die in Er
scheinung tretende Viskosität einer verwendeten Spinnmasse
oberhalb von 200 Poise liegt, läßt sich die Erfindung mit
einer eine solch hohe Viskosität aufweisenden Spinnmasse
durchführen, indem man eine Spinnapparatur benutzt, die
entsprechend hohe mechanische Festigkeit aufweist.
Als bevorzugte Spinnmasse wird für die Erfindung eine op
tisch anisotrope Spinnmasse verwendet, die man dadurch her
stellt, daß man Polyparaphenylen-Terephthalamid (im folgen
den als PPTA abgekürzt) in konzentrierter Schwefelsäure
löst (vgl. JP-PS 50-8 474 und 59-14 568). Man kann auch eine
optisch anisotrope Spinnmasse aus einem Zellulosederivat
verwenden (JP-OS 52-96 230). Ferner ist als Spinnmasse ge
eignet eine Masse, die hergestellt wird durch Lösen von
Zellulose in einer Lösung aus einer Kupferammoniumkomplex
verbindung, eine Spinnmasse, die hergestellt wird durch Lö
sen der Zellulose in einem Gemisch aus einem N-Methyl
morpholinoxid (im folgenden als NMMO bezeichnet) und Was
ser, und eine Alkalilösung eines Zellulosexanthat, wobei es
sich bei den genannten Spinnmassen um nicht optisch aniso
trope Spinnmassen handelt.
Das Spinnrohr wird vorzugsweise derart angeordnet, daß der
Einlaß des Spinnrohrs exakt der Oberfläche der Spinndüse
gegenüberliegt, während die Achse des Spinnrohrs auf einer
Linie liegt, die sich senkrecht zur Oberfläche der Spinn
düse von der Mitte mehrerer Spinndüsenöffnungen aus er
streckt. Ein gewisses Spiel bei der Positionierung des
Spinnrohrs bezüglich der Spinndüse ist akzeptabel.
Bei dem im Rahmen der Erfindung eingesetzten Spinnrohr han
delt es sich um ein dünnes Röhrchen, welches es ermöglicht,
das in dem Fällbad erstarrte Garn mit der Flüssigkeit des
Fällbades abzuziehen. Bezüglich des Innendurchmessers be
stehen keine bestimmten Beschränkungen, ebenso nicht bezüg
lich der Länge, Querschnittsform und dergleichen. Man kann
also entsprechend dem Typ des verwendeten Polymers, den Be
sonderheiten der Spinnflüssigkeit, dem Erstarrungsmechanis
mus und weiterer Einflußgrößen ein optimales Spinnrohr wäh
len. Man kann als Spinnrohr auch eine in die Unterseite des
Behälters für das Fällbad eingeschnittene oder eingestanzte
Öffnung verwenden. Weiterhin kann ein spezielles Spinnrohr
eingesetzt werden, wie es in der JP-OS 61-47 814 beschrieben
ist. Danach wird ein Spinnrohr gebildet durch Anordnen
eines Schlitzes mit rechteckförmiger Oberseite sowie mehre
ren Spinndüsenöffnungen an dem Fällbad.
Bezüglich der Laufrichtung des Garns und der in dem Spinn
rohr transportierten Koagulierflüssigkeit bestehen keine
Beschränkungen. Das Spinnrohr kann praktisch in jede belie
bige Richtung orientiert sein, es kann vertikal oder hori
zontal angeordnet sein, und das Garn sowie die Koagulier
flüssigkeit aus dem Fällbad können entweder nach oben oder
nach unten in das Spinnrohr einlaufen.
Menge und Geschwindigkeit der Koagulierflüssigkeit, die das
Garn in dem Spinnrohr begleitet, sind ebenfalls nicht be
schränkt. Diese Werte bestimmen sich automatisch aus der
Abzugsgeschwindigkeit des Garns und dem Druck der Koagu
lierflüssigkeit in dem Fällbad. Um jedoch eine unnötige
Spannung an dem Garn zu vermeiden und eine hohe Abzugsge
schwindigkeit zu erzielen, wird der Reibungswiderstand zwi
schen Garn und Koagulierflüssigkeit in dem Spinnrohr mög
lichst weit herabgesetzt. Aus diesem Grund wird vorzugs
weise die Differenz zwischen der Garngeschwindigkeit und
der Geschwindigkeit der Koagulierflüssigkeit im Spinnrohr
auf 100 m/min oder weniger festgelegt.
Die Abzugsgeschwindigkeit hat keinen starken Einfluß auf
die Ausbildung des Ablenkpunkts, und man kann sie im Hin
blick auf die Feinheit der Elementarfäden eines herzustel
lenden Garns, der auf ein erstarrtes Garn einwirkenden
Spannung und der maximalen Spinngeschwindigkeit, bei der
das Garn bricht, da es der Spannung nicht widerstehen kann,
festlegen. Um eine Besonderheit der Erfindung zu nutzen,
wird vorzugsweise beim Hochgeschwindigkeitsspinnen das Garn
von dem Spinnrohr mit einer Geschwindigkeit von mindestens
300 m/min abgezogen, jedoch ist dies keine absolute Grenze
für den oberen Wert der Abzugsgeschwindigkeit. Wird als
Polymer beispielsweise ein Aramid mit hoher maximaler
Spinngeschwindigkeit verwendet, so kann man die Abzugsge
schwindigkeit auf 1000 m/min oder einen noch höheren Wert
festlegen.
Ein durch das erfindungsgemäße Spinnrohr-Naßspinnverfahren
erhaltenes Garn kann je nach Typ des Polymers, Eigenschaf
ten des Garns und Abzugsgeschwindigkeit gezogen oder ge
streckt und dann einem geeigneten Appreturprozeß unterzo
gen werden, um das fertige Garn zu erhalten.
Da beispielsweise ein erstarrtes Garn, hergestellt aus
einer optisch anisotropen Spinnflüssigkeit, beispielsweise
PPTA oder dergleichen, direkt nach dem Spinnvorgang bereits
eine fertige Faserstruktur besitzt, kann man das fertige
Garn mit einer geeigneten Garnappretur versehen, beispiels
weise kann man mit Wasser waschen, ölen und trocknen, und
zwar dann, wenn das Garn gesammelt auf einer Transportein
richtung liegt, wie es z.B. in der JP-PS 55-9 088 beschrie
ben ist. Weiterhin kann man Gebrauch machen von einem Ver
fahren, welches eine erste Appreturbehandlung direkt im An
schluß an das Spinnrohr und ein Waschen und Trocknen mit
Walzen beinhaltet, wie es in der US-PS 40 48 279 beschrie
ben ist. Mit solchen Behandlungen läßt sich beim Hochge
schwindigkeitsspinnen eine geeignete Garnappretur errei
chen.
Wie oben im einzelnen beschrieben wurde, besitzt bei dem
erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naßspinnverfahren der aus der
Düse extrudierte Spinnmassenstrom eine Anfangsgeschwindig
keit, die bestimmt wird durch eine extrem hohe Extrudier
geschwindigkeit, d.h. eine Geschwindigkeit, die oberhalb
der kritischen Extrudiergeschwindigkeit liegt. Der die
Oberfläche der Spinndüse unter der eigenen Massenträgheit verlas
sende extrudierte Spinnflüssigkeitsstrom bewegt sich in
einer geraden Linie entlang der Achse der Düse innerhalb
der Flüssigkeit des Fällbades, um dann über den Umlenkpunkt zum
Einlaß des Spinnrohrs zu gelangen, wobei der Umlenkpunkt
dadurch erzeugt wird, daß das erstarrte Garn einer Abzugs
kraft unterworfen wird. Schließlich wird das erhaltene Garn
durch das Spinnrohr abgezogen, so daß eine Kraft zum Ablö
sen und Abziehen der Spinnmasse von der Oberfläche der
Spinndüse erfindungsgemäß nicht notwendig ist, im Gegensatz
zu dem herkömmlichen Naßspinnverfahren, bei dem hinsicht
lich der Oberfläche der Düse eine Abzugskraft ausgeübt wer
den muß und die extrudierte Spinnmasse direkt von der Ober
fläche der Düse in Richtung auf das Spinnrohr abgezogen
wird. Die auf das Garn ausgeübte Spannung reduziert sich um
einen Betrag, welcher der Spinnmassen-Ablöskraft ent
spricht, und eine durch die genannte Spannung hervorge
rufene Beschädigung des erstarrten Garns wird reduziert,
wenn das Garn mit hoher Geschwindigkeit abgezogen wird.
Dies bedeutet: Es läßt sich ein hohes Streckverhältnis bei
hoher Spinngeschwindigkeit realisieren. Da weiterhin nur
wenig partielle Zerstörungen, z.B. Risse, in der Feinstruk
tur der erhaltenen Faser vorhanden sind, läßt sich eine
durch das Hochgeschwindigkeitsspinnen verursachte Ver
schlechterung der Fasereigenschaften vermeiden. Erfindungs
gemäß wird der Ablenkpunkt an einer Stelle fern von der
Düse gebildet. Die Abzugskraft wird erst an dem Ablenkpunkt
auf den extrudierten Spinnflüssigkeitsstrom ausgeübt. Dies
bedeutet, daß, wenn der Spinnflüssigkeitsstrom am Ab
lenkpunkt ankommt, die Spinnflüssigkeit zu einem Anfangs-
Erstarrungszustand koaguliert ist, in welchem das Material
die Abzugskraft auf das koagulierte Garn übertragen kann.
Deshalb kommt es bei dem erfindungsgemäßen Verfahren nicht
zu einer Beschädigung der Faseroberfläche aufgrund eines
unregelmäßigen Abschälens oder Ablösens einer Faser wegen
teilweisen Erstarrens der Spinnflüssigkeitsoberfläche an
der Oberfläche der Düse, wie es beim herkömmlichen Naß
spinnverfahren der Fall ist. Die letztgenannte Besonderheit
der Erfindung trägt besonders zu günstigen Eigenschaften
der Faser bei, beispielsweise zu hoher Zugfestigkeit.
Mit dem erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naßspinnverfahren läßt
sich ein stabiles Naßspinnen bei einer Spinngeschwindigkeit
von 300 m/min oder mehr erreichen. Die besonderen Eigen
schaften der durch dieses Verfahren erhaltenen Faser sind
besser als die Eigenschaften von Fasern, die mit dem her
kömmlichen Naßspinnverfahren hergestellt werden. Man er
reicht durch das erfindungsgemäße Verfahren eine effiziente
Ausnutzung der Anlage und eine hohe Produktivität. Dies
bietet Vorteile gegenüber dem herkömmlichen Hochgeschwin
digkeitsspinnen, z.B. dem Schmelzspinnen oder dergleichen.
Im folgenden werden bevorzugte Beispiele der Erfindung er
läutert. Sämtliche Prozentangaben bedeuten, wenn nichts
anderes gesagt ist, Gewichtsprozente.
Bei diesem Beispiel wird ein PPTA-(Polyparaphenylen
terephthalamid)-Polymer als Polymer verwendet, das folgen
dermaßen mit Hilfe des Niedrigtemperatur-Lösungspolymerisa
tionsverfahrens hergestellt wurde:
In 1000 Teilen N-Methyl-Pyrrolidon werden 70 Teile Kalzium
chloridanhydrid in einer Polymerisationsapparatur (wie sie
in der JP-PS 53-43 986 beschrieben ist) gelöst. Die Appara
tur besitzt Rührflügel, deren wirksamer Radius durch Falten
der Flügel geändert werden kann. 48,6 Teile Paraphenylen
diamin werden in der Lösung gelöst. Die sich ergebende Lö
sung wird auf 8° Celsius abgekühlt, und es werden in die
abgekühlte Lösung 91,4 Teile Terephthalsäure-Dichlorid in
Pulverform gegeben, und nach einigen Minuten erhält man
eine polymerisierte Substanz, die zu einer käseähnlichen
Masse koaguliert ist. Die so erhaltene polymerisierte Sub
stanz wird aus der Polymerisationsapparatur entnommen, in
dem die koagulierte polymerisierte Substanz in Pulverform
gebracht wird. Dies geschieht mit Hilfe eines Verfahrens,
das in der JP-PS 53-21 917 beschrieben ist. In der Polymeri
sationsapparatur werden die faltbaren Rührflügel zunächst
gedreht, während die Rührflügel nach unten gefaltet sind.
Dann werden die gefalteten Rührflügel nach und nach geöff
net, um ihren wirksamen Radius zu vergrößern. Schließlich
wird durch vollständiges Öffnen der Rührflügel die koagu
lierte polymerisierte Substanz in Pulverform gebracht. Die
aus der Apparatur entnommene Substanz wird sofort in einen
geschlossenen Kneter eingebracht und zu Feinpulver verar
beitet. Das Feinpulver wird in einen Henschelmixer gebracht
und weiter pulverisiert, während Wasser in der gleichen Ge
wichtsmenge wie das Pulver beigemischt wird. Das Pulver
wird dann nacheinander gefiltert, mehrmals in heißem Wasser
gewaschen und in warmer Luft bei einer Temperatur von 110°C
getrocknet. Dann erhält man 95 Teile PPTA mit einer blaß
gelben Farbe und einer dynamischen Viskosität h inh von 6,2,
gemessen durch Eintauchen von 0,2 g des Polymers bei einer
Temperatur von 30°C in 100 ml einer 98,5%igen Schwefel
säure.
Das PPTA-Polymer wird bei 70°C zwei Stunden lang in der
99,4%igen Schwefelsäure gelöst, so daß der Anteil des Poly
mers in der Lösung 17% wird. Das Lösen wird unter Vakuum
durchgeführt, und die Lösung wird stehengelassen, um zu
entlüften. Auf diese Weise wird eine optisch anisotrope
Spinnmasse erhalten. Die optische Anisotropie läßt sich da
durch bestätigen, daß sich ein dunkles Gesichtsfeld unter
einem Kreuznicol eines Polarisationsmikroskops durch Ent
stehung der optischen Anisotropie in ein helles Gesichts
feld ändert.
Die Spinnmasse wird durch ein Filter mit Hilfe einer Zahn
radpumpe in eine Spinndüse eingeleitet, um ein Garn zu
spinnen. Das Filter ist ein Sinterfilter aus rostfreiem
Stahl SUS 316 und vermag Pulver mit einem Durchmesser bis
zu 5 µm zu filtern. Die verwendete Spinndüse besteht aus
Tantal und besitzt 50 Spinnöffnungen mit einem Durchmesser
von jeweils 0,045 mm, wobei die Düsenöffnungen in doppelter
Kreisform an der Düse angeordnet sind.
Fig. 1 zeigt die beim Beispiel 1 eingesetzte Spinnappara
tur.
Ein mit einer Extrudiergeschwindigkeit von 400 m/min aus
der Spinndüsenöffnung 4 extrudierter Spinnflüssigkeitsstrom
8 bewegt sich etwa 4 mm entlang einer Achse der Spinndüsen
öffnung 4, und wird, nachdem er an einem Umlenkpunkt 9 an
gelangt ist, in Richtung auf den Einlaß des Spinnrohrs 5
abgezogen. Der Abstand zwischen der Oberfläche der Spinn
düse 3 und dem Einlaß der Spinndüse 5 beträgt 15 mm. Das
Spinnrohr wird hergestellt, indem ein Glasrohr mit einem
Innendurchmesser von 2 mm und einer Länge von 100 mm ge
schnitten wird. Die Koagulierflüssigkeit ist 30%ige Schwe
felsäure bei einer Temperatur von 30°C, die mit 75,4 l/h
dem Fällbad zugeführt wird. Dieses Volumen entspricht einer
Geschwindigkeit von 400 m/min in dem Spinnrohr 5.
Das Garn 11 wird mit einer Geschwindigkeit von 600 m/min
aus dem Spinnrohr 5 abgezogen (der genannte Wert entspricht
einem Streckverhältnis (Verzug) von 1,5). Das laufende Garn
wird dann mit einer 30%igen Schwefelsäure bei einer Tempe
ratur von -5°C und einem Durchsatz von 50 l/h weitertrans
portiert, um weiter zu erstarren und abzukühlen (dies ist
in der Zeichnung nicht dargestellt). Das erhaltene Garn
wird über eine Stange 12 auf eine Transporteinrichtung
(nicht dargestellt), z.B. einen Endlosriemen aus einem
rostfreien Stahldrahtgewebe transportiert, wie es in der
US-PS 40 16 236 (= JP-PS 55-9 088) beschrieben ist. Die
Garne sammeln sich in vielen kleinen Häufchen auf der
Transporteinrichtung und werden mit einer 1%igen Lösung aus
Ätznatron neutralisiert, dann gewaschen, mit Öl gerieben
und getrocknet. Das getrocknete Garn wird dann von der
Transporteinrichtung abgenommen und auf eine Spule ge
wickelt.
Das erhaltene Garn besaß eine Feinheit
von 155 dtex, eine Zugfestigkeit von 18 g/dtex, eine Deh
nung von 5,4% und einen Anfangs-Elastizitätsmodul von 275 g/dtex.
Diese Eigenschaften sind nicht schlechter als jene
einer PPTA-Faser, die man durch herkömmliches Luftspalt-
Spinnen erhält.
Wenn ein Garn unter der gleichen Bedingung wie im Beispiel
1 gesponnen wird, mit der Ausnahme, daß die Extrudierge
schwindigkeit auf 200 m/min gesenkt wird, so bricht das
Garn in dem Fällbad, und es ist nicht möglich, den Spinn
prozeß fortzusetzen. Als nächstes wird die Abzugsgeschwin
digkeit derart gesenkt, daß das Streckverhältnis den glei
chen Wert erhält wie im Beispiel 1, d.h. den Wert 1,5 an
nimmt. Jetzt beträgt die Abzugsgeschwindigkeit 300 m/min,
jedoch erfolgt wiederum ein Garnbruch in dem Fällbad. Wird
die Abzugsgeschwindigkeit weiter auf 100 m/min gesenkt,
dieser Wert entspricht einem Streckverhältnis von 0,5), so
ist der Abzug des Garns möglich. Bei Beobachtung des Inne
ren des Fällbades jedoch zeigte sich, daß sich die von den
Spinndüsenöffnungen extrudierte Spinnflüssigkeit direkt und
ohne Umlenkpunkt in Richtung auf den Einlaß des Spinnrohrs
bewegte. Deshalb weist ein solches Spinnen nicht die beson
deren Merkmale des erfindungsgemäßen Spinnrohr-Naßspinnver
fahrens auf.
Die erhaltene PPTA-Faser hatte einen geringeren Glanz, be
saß eine Zugfestigkeit von 7,4g/dtex, eine Dehnung von 5,8%
und einen Anfangs-Elastizitätsmodul von 225 g/dtex. Die Zug
festigkeit des Garns des Vergleichsbeispiels 1 ist im Ver
gleich zum Garn nach Beispiel 1 extrem niedrig.
Vergleicht man das Beispiel 1 mit dem Vergleichsbeispiel 1,
so zeigt sich, daß, obschon im Beispiel 1 eine höhere Ex
trudiergeschwindigkeit gewählt wurde als im Vergleichsbei
spiel 1, das Streckverhältnis beim Beispiel 1 dreimal
größer gemacht werden kann als beim Vergleichsbeispiel 1.
Dies ist eine völlig überraschende und vom Fachmann nicht
zu erwarten gewesene Tatsache. Außerdem ist die Zugfestig
keit des Garns beim Beispiel auf mehr als das Zweifache der Zugfe
stigkeit beim Vergleichsbeispiel verbessert.
Eine lösbare Koniferenpulpe wird hydrolysiert, indem die
Pulpe in eine verdünnte Schwefelsäure getaucht wird, um
Zellulose zu erhalten, deren mittlerer Polymerisationsgrad
330 beträgt, errechnet aus η inh , erhalten unter Verwendung
einer Kupferammoniumlösung.
Die erhaltene Zellulose wird zum Reagieren gebracht mit
Acrylnitril unter Verwendung eines Ätznatron-Katalysators,
und es wird Cyanäthylzellulose, d.h. CyEC mit einem Substi
tutionsverhältnis-Grad von 2,62 induziert.
Das CyEC wird bei 0°C in einer 75%igen Salpetersäure ge
löst, aus der Stickstoffsubstanzen zuvor mit Hilfe von
Harnstoff derart entfernt worden waren, daß der Anteil der
Lösung 30% betrug, wodurch eine optisch anisotrope Spinn
flüssigkeit gebildet wurde.
Die Spinnflüssigkeit wurde unter den gleichen Bedingungen
gesponnen wie im Beispiel 1, mit der Ausnahme, daß die
Spinndüse aus rostfreiem Stahl SUS 316 bestand und 20
Spinndüsenöffnungen mit einem Durchmesser von 0,055 mm be
saß, während der Abstand zwischen der Oberfläche der Spinn
düse und dem Einlaß des Spinnrohres durch das Fällbad in
Fig. 1 auf 20 mm geändert wurde.
Die Spinnflüssigkeit wird bei einer Extrudiergeschwindig
keit von 380 m/min in eine Koagulierflüssigkeit extrudiert.
Bei der Koagulierflüssigkeit handelt es sich um Wasser mit
einer Temperatur von 5°C und einem Durchsatz von 50,3 l/h;
dies entspricht einer Wassergeschwindigkeit von 300 m/min
in dem Spinnrohr. Das Garn wird mit einer Geschwindigkeit
von 400 m/min durch das Spinnrohr abgezogen. Das Streckver
hältnis beträgt 1,05.
Das Garn wird mit einem Ziehverhältnis von 1,2 gestreckt
und einem Nelson-Rollenwascher zugeleitet und dort mit Was
ser gewaschen, dann auf einem Warmroller getrocknet und
schließlich mit 480 m/min durch einen Wickler aufgewickelt.
Beim Beobachten des Fällbades zeigt sich, daß die Spinn
flüssigkeit sich etwa 3 mm von der Oberfläche der Spinndüse
entlang der Achse der Spinndüsenöffnung bewegt und dann am
Umlenkpunkt ankommt.
Die erhaltene CyEC-Faser besitzt eine Zugfestigkeit von 5,5 g/dtex,
eine Dehnung von 5% und einen Anfangs-Elastizi
tätsmodul von 240 g/dtex.
Bei diesem Vergleichsbeispiel 2 wird vom Luftspalt-Naß
spinnverfahren Gebrauch gemacht. Dabei befindet sich eine
Luftschicht in dem oberen Raum des Fällbades. Eine aus der
Düse extrudierte Spinnflüssigkeit gelangt durch die obere
Luftschicht, die eine Dicke von 5 mm besitzt, und tritt
dann in das Fällbad ein. Das verfestigte Garn wird durch
das Spinnrohr abgezogen. Der Abstand zwischen der Oberflä
che der Düse und dem Einlaß des Spinnrohrs beträgt jetzt 25
mm. Die anderen Bedingungen sind die gleichen wie im Bei
spiel 2.
Beim Vergleichsbeispiel schwimmt die extrudierte Spinnmasse
auf der Oberfläche der Flüssigkeit des Fällbades und ge
langt nicht ohne weiteres in das Fällbad hinein, so daß der
Spinnprozeß wegen dieser Probleme mehrmals gestartet wer
den muß. Nachdem die Spinnmasse in das Fällbad eingetaucht
ist und das verfestigte Garn durch das Spinnrohr abgezogen
wird, bewegt sich die aus der Spinndüse extrudierte Spinn
masse direkt in Richtung auf das Spinnrohr und wird abgezo
gen, ohne daß sich ein Ablenkpunkt ausbildet.
Die erhaltene CyEC-Faser besitzt eine Zugfestigkeit von 4,9 g/dtex,
eine Dehnung von 4,7% und einen Anfangs-Elasti
zitätsmodul von 205 g/dtex. Diese Werte sind schlechter als
die Werte beim Beispiel 2.
Um die Ursache für die genannten Unterschiede zu bestimmen,
werden mehrere Fasern gemäß Beispiel 2 und gemäß Ver
gleichsbeispiel 2 jeweils gebündelt und geschnitten, um den
Querschnitt jedes Bündels zu betrachten. Die Schwankung der
Querschnittsfläche der Faser in dem Bündel beträgt ledig
lich 5% bei den Fasern gemäß Beispiel 2, jedoch über 100%
bei den Fasern gemäß Vergleichsbeispiel 2. Damit zeigt
sich, daß ein Bruch der Faser im Vergleichsbeispiel 2 be
reits in einem sehr frühen Stadium erfolgt, verursacht
durch Spannungskonzentration in einem dünnen Abschnitt der
Faser. Das Naßspinnverfahren gemäß der Erfindung erweist
sich also dem Luftspalt-Spinnverfahren überlegen, wenn man
die Fasereigenschaften unter Berücksichtigung einer hohen
Herstellungsgeschwindigkeit betrachtet.
Es wird eine Spinnflüssigkeit hergestellt, die 6% Ätz
natron, 8,5% Zellulose mit einem Γ -Wert von 40% und einer
Viskosität von 50 sec aufweist. Die Spinnflüssigkeit wird
hergestellt, indem ein von einer Pulpe abgeleitetes Zellu
losexanthat mit einem mittleren Polymerisationsgrad von 330
in einer Lösung aus Ätznatron gelöst wird. Die Spinnmasse
wird in eine Koagulierflüssigkeit hineingesponnen, die 120
g/l Schwefelsäure und 260 g/l Natriumsulfat sowie 15 g/l
Zinksulfat enthält.
Es wird die in Fig. 1 gezeigte Spinnapparatur verwendet.
Die Spinndüse besteht aus einer Gold-Platin-Legierung und
besitzt 33 Spinndüsenöffnungen mit einem Durchmesser von
0,05 mm. Das aus Glas bestehende Spinnrohr hat einen Innen
durchmesser von 2,5 mm und eine Länge von 50 mm. Das Spinn
rohr ist so angeordnet, daß der Abstand zwischen der Ober
fläche der Spinndüse und dem Einlaß des Spinnrohrs 7 mm be
trägt.
Zunächst wird die Koagulierflüssigkeit mit einem Durchsatz
von 73,6 l/h zugeleitet, was einer Geschwindigkeit von 250
m/min in dem Spinnrohr entspricht. Durch Ändern der Extru
diergeschwindigkeit der Spinnflüssigkeit wird eine Zone der
Extrudiergeschwindigkeit gemessen, in welcher der für die
Erfindung charakteristische Umlenkpunkt erzeugt wird. Der
Umlenkpunkt erscheint nicht in einem Bereich unterhalb von
550 m/min, er erscheint jedoch deutlich in einem Bereich
oberhalb von 600 m/min. In diesem Fall wird das abgezogene
Garn nicht aufgewickelt, sondern fließt mit der aus dem
Spinnrohr tropfenden Koagulierflüssigkeit.
Wenn die Spinnflüssigkeit mit einer Geschwindigkeit von 450
m/min extrudiert wird, also einer Geschwindigkeit, die
nicht in den Bereich gemäß der Erfindung fällt, d.h. mit
einer Geschwindigkeit extrudiert wird, bei der sich der Ab
lenkpunkt nicht einstellt, erhält man eine maximale
Abzugsgeschwindigkeit von etwa 230 m/min und ein maximales
Streckverhältnis von etwa 0,51.
Als nächstes wird die Extrudiergeschwindigkeit der Spinn
flüssigkeit auf 750 m/min geändert, also auf einen Wert,
der im erfindungsgemäßen Extrudiergeschwindigkeitsbereich
liegt. Die maximale Abzugsgeschwindigkeit beträgt nun 550
m/min bei einem maximalen Streckverhältnis von ungefähr
0,73. Es zeigt sich, daß trotz jetzt erhöhter Extrudierge
schwindigkeit, also einer Extrudiergeschwindigkeit, die
deutlich größer ist als eine in dem nicht zur Erfindung ge
hörigen Bereich liegende, das maximale Streckverhältnis er
höht wird.
Wenn weiterhin der Durchsatz der Koagulierflüssigkeit auf
147 l/h angehoben wird, was einer Geschwindigkeit der Flüs
sigkeit von 500 m/min entspricht, so daß die Koagulierflüs
sigkeit in dem Spinnrohr sich der Abzugsgeschwindigkeit des
Garns in dem Rohr annähert, so steigt die maximale Abzugs
geschwindigkeit auf etwa 600 m/min und das maximale Streck
verhältnis auf 0,8 an.
Wenn Extrudiergeschwindigkeiten von 450 m/min und 750 m/min
verwendet werden, so wird jedes Garn mit einer Ge
schwindigkeit von 80% der jeweils maximalen Abzugsge
schwindigkeit abgezogen, d.h. mit 185 m/min und 480 m/min,
und jedes erhaltene Garn wird mit einem Ziehverhältnis von
1,2 gestreckt, einem Regenerationsprozeß unterzogen, gewa
schen, gespült und getrocknet und schließlich aufgewickelt.
Die im Beispiel 3 erhaltene Faser, also die bei einer Ex
trudiergeschwindigkeit von 750 m/min erhaltene Faser, be
sitzt eine Feinheit von 83 dtex, eine Zugfestigkeit
von 1,55 g/dtex, eine Dehnung von 22%, und ein Produkt aus
Zugfestigkeit und Dehnung von 34,1. Bei der im Ver
gleichsbeispiel 3, also bei einer Extrudiergeschwindigkeit
von 450 m/min erhaltenen Faser beträgt die Feinheit 135 dtex,
die Zugfestigkeit 1,26 g/dtex, die Dehnung 19,2% und das Pro
dukt aus Zugfestigkeit und Dehnung 24,2. Das Naßspinnen bei
der Extrudiergeschwindigkeit von 750 m/min, die zu dem er
findungsgemäßen Extrudiergeschwindigkeits-Bereich gehört,
erweist sich also dem Spinnverfahren mit einer Extrudierge
schwindigkeit von 450 m/min, die nicht zu dem erfindungsge
mäß beanspruchten Bereich gehört, überlegen.
Claims (4)
1. Spinnrohr-Naßspinnverfahren, bei dem eine Spinn
flüssigkeit aus Öffnungen einer Spinndüse direkt in ein
Fällbad hinein extrudiert, das erstarrte Garn in ein
Spinnrohr geleitet und mit der Flüssigkeit des Fällbades
abgezogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß die
Spinnflüssigkeit mit einer Geschwindigkeit extrudiert wird,
die gleich oder größer ist als die kritische Extrudiergeschwindigkeit,
daß die extrudierte Spinnflüssigkeit, nachdem sie sich in Form
einer geraden Linie entlang einer Achse der Spinndüse be
wegt hat, in Richtung auf den Einlaß des Spinnrohrs abge
lenkt wird, und daß das erstarrte Garn durch das Spinnrohr ab
gezogen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spinnflüssigkeit eine optisch anisotrope Spinnflüs
sigkeit aus einem Polyparaphenylen-Terephthal-Amid ist.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spinnflüssigkeit eine optische anisotrope Spinn
flüssigkeit aus einem Zellulosederivat ist.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Spinnflüssigkeit eine Flüssigkeit aus einer Alkali
lösung eines Zellulosexanthats, eine Flüssigkeit eines
Kupferammoniumkomplexes einer Zellulose oder eine Flüssig
keit ist, die gemischt ist mit einem N-Methylmorpholin-Oxid
einer Zellulose und Wasser.
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