DE3830005C2 - - Google Patents
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Description
1
Beschreibung
Die Erfindung betrifft ein flächiges Implantat aus resorbierbarem Werkstoff.
Derartige Implantate sind beispielsweise aus der US-PS 37 39 773 bekannt und haben die aus der DE-OS
36 33 742 bekannten Prothesen aus bioverträglichen Polyester- oder Polyethylen-Kunststoffen abgelöst; sie
bestehen aus flächigen oder velourartigen Produkten, die beispielsweise in mehreren Lagen oder in schwammartiger Struktur zur Behandlung von Brandwunden
oder anderen Hautschäden und für andere Einsatzzwekke Verwendung finden. Aufgrund ihrer Porosität können sie Gewebeflüssigkeit aufnehmen und werden allmählich von Gewebe durchsetzt, das nach vollständiger
Resorption des Implantates dessen Stütz- oder Haltefunktion übernimmt Ähnliche lappenartige Gebilde aus
einem verfestigten Filz aus durch Verpressen an der Oberfläche geglätteten Fasern aus resorbierbarem Material werden als blutstillende Läppchen verwendet, bei
denen gemäß DE-OS 36 33 742 die an der Oberfläche liegenden Fasern mittels einer heißen Prägewalze in die
Struktur hineingepreßt sind und eine glattere Oberfläche ergeben, die sich enger an die Wunde anschmiegt.
Die Temperatur der Prägewalze muß hierbei zur Verhinderung einer Schädigung des Materials naturgemäß
unterhalb des Schmelzpunktes des Materials liegen.
Diese textilartigen Flächengebilde sind jedoch wegen ihrer geringen Dicke und lappenartigen Beschaffenheit
nur begrenzt einsetzbar.
Aus der DE-PS 36 19 197 sind kissenförmige Implantate bekannt, deren Außenhülle aus einem gewirkten
Schlauch aus resorbierbaren Filamenten oder Fasern besteht und mit Fäden, Filamenten, Flocken oder
Schnitzeln aus einem resorbierbaren Material gefüllt ist; diese schlauchförmigen Polster haben eine Kompressibilität
von mindestens 50% und werden zur Behandlung von Hernien eingesetzt.
Letztlich sind z. B. aus der US-PS 41 86 448 schaumstoffartige
Implantate aus einem einheitlichen resorbierbaren Polyglykolsäureester bekannt; derartige
schwammartige oder schaumstoffartige Implantate haben den Nachteil, daß sie noch Verunreinigungen aufgrund
der zur Aufschäumung erforderlichen Bestandteile enthalten, die gewebeunverträglich sind; darüber
hinaus haben derartige schaumstoffartige Implantate eine einheitliche Resorptionsdauer.
Ein grundsätzlicher Nachteil der durch Weben, Wirken oder Stricken von Monofilamaten aus resorbierbarem
Material erhaltenen flächigen Implantaten ist die Tatsache, daß dieses Material nach Schneiden oder Auftrennen
die flächige Struktur zumindest in den Randbereichen verliert, es sei denn, daß man mit komplizierten
Strickmaschinen maschenfeste Flächengebilde herstellt, deren mechanische Belastbarkeit erheblich zu wünschen
übrig läßt.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein flächiges Implantat vorzuschlagen, velches schneidbar und
einnähbar ist, eine erhebliche mechanische Festigkeit aufweist und dennoch hinreichend porös ist, um Gewebe
einwachsen zu lassen, und eine unterschiedliche Resorbierbarkeit innerhalb des gesamten flächigen Implantes
aufweist.
Zur Lösung dieser Aufgabe wird ein flächiges Implantat gemäß Hauptanspruch vorgeschlagen, wobei besonders
bevorzugte Ausführungsformen in den Unteransprüchen aufgeführt sind.
Überraschenderweise hat sich gezeigt, daß ein flächiges Implantat aus gewebten, gewirkten oder gestrickten
Netzen, Streifen oder Bändern aus mindestens zwei verschiedenen resorbierbaren Materialien mit unterschiedlichen Schmelzpunkten, das nach dem Erwärmen auf
eine Temperatur oberhalb des Schmelzpunktes des resorbierbaren Materials mit dem niedrigsten Schmelzpunkt und unterhalb des Schmelzpunktes des anderen
resorbierbaren Materials mit Höchstschmelzpunkt einen flächigen Verbundstoff ergibt, der aufgrund der im
ίο wesentlichen oberflächigen Verklebung der einzelnen
Filamente schneidbar ist, glatte Schneidkanten ergibt,
die gewünschte Festigkeit aufweist und hinsichtlich Maschenweite oder Porengröße je nach Fertigungsart variabel gestaltet werden kann.
Gewebte Bänder lassen sich beispielsweise mit Vorteil bei der Kapselbandchirurgie des Kniegelenkes und
in zahlreichen anderen Fällen im Bereich der Osteosynthese einsetzen, wobei insbesondere die höhere mechanische Festigkeit und die iängere in vivo-Festigkeit des
flächigen Verbundstoffes von Vorteil ist
Bei einer besonders bevorzugten Ausführungsform können engmaschige Netze auch mit einer Filzschicht
aus resorbierbarem Material überzogen sein. Hierbei wird entweder das gewebte, gewirkte oder gestrickte
Material vor der Erwärmung mit einem Fasergemisch aus resorbierbaren Fasern in einer Länge von beispielsweise 5 bis 12 mm belegt und dann verformt oder der
bereits erhaltene flächige Verbundstoff wird mit dem Fasergemisch aus resorbierbarem Material mit ver
schiedenem Schmelzpunkt filzartig belegt und dann
noch einmal auf beispielsweise 100 bis 110° erwärmt.
Der Vorteil dieser Verbundnetze mit Filzschicht beruht darauf, daß durch die Filzoberlage die erhaltenen
Streifen blutdicht sind und somit auf vielfältige Weise
z. B. für Gefäße zur Nahtunterstützung oder direkt als
Gefäßpatch einsetzbar sind.
Resorbierbare Polymere mit guter physiologischer Verträglichkeit sind an sich bekannt. Typische Vertreter
sind Poly-p-dioxanone, die unter der Bezeichnung "PDS" im Handel sind und chemisch gesehen aliphatische
Polyester des Poly-p-dioxanons sind, sich zu Monofilamenten
extrudieren lassen und bei 85 bis 95° C schmelzen; sie sind in "Ethicon OP Forum", Heft 108
(1981) und in J. Pediatr. Ophthalmol. 13,360-364 (1976)
beschrieben.
Zu einer anderen Gruppe resorbierbarer Materialien gehören die Polyglactine, die ein Copolymeres aus GIykolid
und Lactiden sind und sich ebenfalls zu Fäden extrudieren lassen, die unter der Bezeichnung "Vicryl"
(Wz) im Markt erhältlich und im einzelnen beispielsweise in "Ethicon OP Forum", Heft 96 (1978) und in J. Pediatr.
Ophthalmol. 13, 360, 1976 beschrieben sind. Zu dieser Gruppe gehören auch Lactid-Glykolid-Blockcopolymerisate
gemäß DE-OS 28 49 785. Diese Polyglactine haben je nach Polymerisationsgrad einen Schmelzpunkt
von 180 bis 200° C.
Je nach Art des resorbierbaren Materials und auch je nach Polymerisationsgrad ist die Resorbierbarkeit verschieden.
Sie liegt beispielsweise bei den höher schmelzenden Foiyg'iactinen in einem Bereich von GO bis §0
Tagen und bei den niedriger schmelzenden Poly-p-dioxanonen in einem Bereich von 200 Tagen. Durch entsprechende
Mischung der das filzartige Implantat bildenden Monofilamente oder Fasern kann man die Resorptionsdauer
des gesamten filzartigen Implantats, also die Schnelligkeit, mit welcher das Implantat abgebaut werden
kann, steuern.
Besonders bevorzugt ist eine Mischung von Fasern
des Poly-p-dioxanons mit solchen des Polyglactins in
einem Verhältnis von 5 :1 bis 1 :15 und insbesondere in
einem Verhältnis von 1 :3.
Dadurch, daß das Fasergemisch innerhalb der verschiedenen
Schmelzpunkte der resorbierbaren Materialien erwärmt und danach verformt wird, ergibt sich eine
Verfestigung der Fasern aus dem höher schmelzenden resorbierbaren Material durch aufschmelzendes Verkleben
der Filamente oder Fasern aus dem resorbierbaren Material mit niedrigerem Schmelzpunkt, so daß ein
nach wie vor poröses, flächiges Gebilde erhalten wird.
Im folgenden soll die Erfindung anhand von Zeichnungen näher erläutert werden; es zeigt
Flg. 1 einen Ausschnitt aus einem gestrickten Verbundstoff;
Fig. 2 eine Darstellung über den Einsatz eines erfindungsgemäßen
Netzes;
Fig. 3 eine teilweise geschnittene Darstellung eines mit Filzschicht belegten Verbundnetzes;
Fig. 4a eine Darstellung über den Einsatz eines erfindungsgemäßen
Streifens bei der Abtragung eines Aneurysmas;
Fig. 4b eine Darstellung analog Fig. 4a über den Einsatz
eines erfindungsgemäßen flächigen Implantates bei Verschluß des Lumens von einem Aneurysma.
Es wurde auf einer Flachstrickmaschine ein Gestrick analog Fig. 1 mit einer Maschenweite von 4 mm Durchmesser
hergestellt und zwar aus Mischfilamenten aus im Durchschnitt 10 Filamenten aus einem bei 180° C
schmelzenden Polyglactin mit einer Fadenstärke von 60 dtex und 1 Filament eines bei etwa 90° schmelzenden
Poly-p-dioxanons mit einer Fadenstärke von 20 dtex. Dieses aus den in Fig. 1 gezeigten Filamenten 2a aus
Polyglactin und Filamenten 2b aus dem Poly-p-dioxanon bestehenden Gewebe 2 wurde unter Stickstoff bei
120° C heiß verbügelt, wobei sich ein Verbundgewebe ergab.
Dieses Gewebe 2 wurde in einer Breite von 30 χ 20 cm wie in Fig. 2 gezeigt, zum Abschluß des kleinen
Beckens gegenüber der Bauchhöhle nach Fixierung des Netzes am Promotorium, an der seitlichen Beckenwand
und an der ventralen Bauchwand angebracht.
Analog können derartige flächige Strukturen auch bei Milz-, Nieren- und Transplantat-Rupturen und auch
bei Leberrupturen z'.ir Versorgung der Organe eingesetzt
werden.
Falls weniger elastische oder nachgiebige flächige Implantate erforderlich sind, wird der Anteil an niedrig
schmelzenden Poly-p-dioxanonfäden erhöht, wodurch sich eine stärkere Verfestigung der Netzstruktur ergibt.
Es wurde ein Maschengewebe analog Beispiel 1 hergestellt. Dieses in Fig. 3 gezeigte Maschengewebe 2
wurde mit kleingeschnittenen Monofilamenten aus Poly-(laktiH-rwglyknlid) und Poly-n-dioxanon in einem e,n
Mischungsverhältnis von 3 :1 mit einer durchschnittlichen Fadenlänge von 6 bis 11 mm belegt und unter
Druck auf 100° erwärmt. Es wurde ein filzartiges flächiges Implantat erhalten, welches blutdicht war und als
Verstärkungsstreifen bei Wundnähten, bei Herzwand-Verletzungen und in der Gefäßchirurgie mit Erfolg eingesetzt
werden konnte.
Zur Abtragung eines sackförmigen Aneuiysmas der
Aorta aszendens wurde wie in Kg. 4a und Fig. 4b gezeigt vorgegangen:
Nach Abklemmen des Gefäßes mit der Zange Z wurde das sackförmige Aneurysma A der Aorta abgetragen
und das Lumen durch eine fortlaufende Matratzennaht mittels eines Streifens 6 einer erfindungsgemäßen Implantats
verschlossen. Für den Streifen wurde ein flächiges Gestrick mit einem Fadenverhältnis von Polyglactin
zu Poly-p-dioxanon von 8 :1 verwendet, welches eine
Zugfestigkeit von 200 /Chatte.
In einem Parallelfall wurde der Verschluß des Lumens durch ein oval zugeschnittenes flächiges Gewebe 2 wie
in Fig. 4b gezeigt durchgeführt, welches aus einem flächigen
Verbundgewebe aus Polyglactin und Poly-p-dioxanon im Verhältnis von 10:1 bestand, wobei ersteres
eine Fadenstärke von 60 dtex und letzteres eine Fadenstärke von 66 dtex hatte; die Maschenweite betrug
0,2 mm.
In einem weiteren Fall wurden zur Nahtverstärkung im chirurgischen Bereich sogenannte Pledget's aus einem
Mischgewebe hergestellt, bei denen die Fäden aus dem höher schmelzenden Polyglactin im Verhältnis zu
den Fäden aus dem niedriger schmelzenden Poly-p-dioxanon in einem Verhältnis von 5 :1 vorlagen, und alle
Fäden einen Titer von 40 dtex hatten. Dieses Streifenmaterial mit einer Maschengröße von 0,3 mm wurde
ebenfalls unter Stickstoff bei 120° C heißversiegelt und
ließ sich hervorragend verarbeiten.
Claims (10)
1. Flächiges Implantat aus resorbierbarem Werkstoff, dadurch gekennzeichnet, daß es aus gewebten,
gewirkten oder gestrickten Netzen, Streifen oder Bändern besteht, deren Filamente oder Fasern
aus mindestens zwei verschiedenen resorbierbaren Materialien mit unterschiedlichen Schmelzpunkten
und unterschiedlicher Resorptionsdauer bestehen, welche nach Erwärmen auf eine Temperatur,
die oberhalb des Schmelzpunktes des resorbierbaren Materials mit dem niedrigsten Schmelzpunkt
und unterhalb des Schmelzpunktes des anderen resorbierbaren Materials mit dem höchsten
Schmelzpunkt liegt, zu einem flächigen Verbundstoff verformt bzw. verpreßt worden sind.
2. Implantat nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fasern oder Filamente aus einem
niedriger schmelzenden Poly-p-dioxanon und aus einem höher schmelzenden Polyglactin in einem
Mischungsverhältnis von 5:1 bis 1:15 bestehen.
3. Implantat nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Mischungsverhältnis der Faser
oder Filamente aus Poly-p-dioxanon und Polyglactin etwa 1 :3 beträgt.
4. Implantat nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Poren oder Meschenweiten in
(!°m gewebten, gestrickten oder gewirkten flächigen
Verbundstoff 0,1 bis 4 mm betragen.
5. Implantat nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Filamente oder Fasern einen Durchmesser von 10 bis 200 dtex haben.
6. Implantat nach Anspruch 1 bis 5, dadurch ge-
kennzeichnet, daß das gewebte, gewirkte oder gestrickte Material oder der flächige Verbundstoff
mit einem Gemisch von 1 bis 20 mm langen Filamenten oder Fasern von mindestens zwei verschiedenen
resorbierbaren Materialien mit gewebten, gewirkten oder gestrickten unterschiedlichen
Schmelzpunkten filzartig belegt und bei einer Temperatur von 100 bis 120° C erwärmt und verformt
worden ist.
10 Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
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