DE3801317A1 - Schiff, insbesondere motorsportboot - Google Patents
Schiff, insbesondere motorsportbootInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Schiff, insbesondere ein Motorsportboot.
Es ist bekannt, daß Schiffe in Verdrängungsfahrt bei ihrer
Höchstgeschwindigkeit im Tal ihrer Welle fahren und Gleitboote
sich bei Erreichen der Gleitgeschwindigkeit so mit dem
Vorschiff aus dem Wasser herausheben, daß das Achterschiff
auf einer einzigen, vom Bootskörper geworfenen Welle reitet
(Taschenbuch des Segelsports von V. Thielmann im Humbold-Taschenbuchverlag,
S. 37). Die vom Schiff selbst geworfene Bugwelle
begrenzt die Höchstgeschwindigkeit von kleinen Schiffen,
die die Gleitphase nicht erreichen können, weil sie die
erforderliche Energie nicht aufbringen können. Für manche
Schiffe beeinträchtigt der Übergangsbereich von Verdrängungsfahrt
zur Gleitfahrt das Fahrverhalten. Auch müssen solche
Schiffe bei Wellen die Geschwindigkeit herabsetzen.
Es ist bekannt (Brockhaus Enzyklopädie 1973, Band 18, Seite
515), daß durch den Taylor-Wulst, eine wulstförmige Verdickung
des Stevenfußes, bei schnellen Schiffen eine Widerstandsverringerung
erreicht werden kann. Übliche Formen des
dem Unterwasserschiff zugeordneten Wulstes sind kugelförmig,
zylinderförmig oder Abwandlungen solcher Formen mit jeweils
ausgeprägtem Breitenmaximum (DE-PS 23 53 265). Es ist auch
bekannt (DE-AS 15 56 826), solche Bugwülste für Schiffe mit
in Abhängigkeit von ihrer Beladung unterschiedlichem Tiefgang
so auszubilden, daß ihr vorderster Punkt und ihr Breitenmaximum
über der Ballastwasserlinie und in der oberen
Hälfte des Tiefganges liegen. Bugwülste für solche Schiffe
sind meist so ausgebildet, daß sie möglichst in jedem Beladungszustand
vorteilhaft wirken. Auch bei großen Motoryachten
ist der Wulstbug bereits mit Erfolg eingesetzt worden,
(S. 51 in "Yachtbau" von Rinke, Lütjen, Muhs im Verlag Delius,
Klasing & Co., Bielefeld 1981). Dort wird aber ausgeführt,
daß der Versuch, Wulstbüge bei kleineren Motoryachten
und bei Segelschiffen einzusetzen, fehlgeschlagen sei. Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Form des Schiffsbuges
zu schaffen, die das Fahrverhalten von Schiffen für
unterschiedliche Geschwindigkeiten und Wellengänge verbessert.
Dies soll insbesondere auch bei kleineren Schiffen,
wie Motorsportbooten, erreicht werden.
Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 beschriebene Erfindung
gelöst.
Die Erfindung besteht im Prinzip in der kombinierten Anwendung
folgender, zum Teil bekannter Merkmale darin, daß
- a) der Vorsteven im Seitenprofil von einem über den Wasserlinienschnitten liegenden Bereich nach oben und unten vorspringend ausgebildet ist,
- b) der nach oben vorspringende Teil einen Löffel-, Klipper- oder dgl. Bügel bildet,
- c) der nach unten vorspringende Teil des Vorstevens für alle Wasserlinienschnitte eine relativ scharfkantige Stirnseite bildet,
- d) der nach unten vorspringende Teil im Seitenprofil eine Bugstevennase bildet, deren am weitesten vorspringender Bereich oberhalb der Wasserlinie angeordnet ist,
- e) die von der Wasserlinie umschlossene Querschnittsfläche des Schiffes im vorderen Schiffsbereich schlank und im hinteren Schiffsbereich breit ausgebildet ist,
- f) der Schiffsboden im Bugbereich eine V-Spantform aufweist und von der Bugstevennase aus nach hinten abflacht,
- g) die V-Spantform im vorderen Schiffsbereich oberhalb der Wasserlinie ein Breitenmaximum aufweist und daß eine die Breitenmaxima verbindende Linie von der Bugstevennase aus gesehen ansteigt.
Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen
beschrieben.
Durch die scharfkantige Ausbildung der Stevenlinie, also der
Vorderseite der Bugstevennase wird einerseits erreicht, daß
die Wasserlinienquerschnitte des Schiffes für die interessierenden
Geschwindigkeitsbereiche im Vorderschiff sehr schlank
und somit strömungsgünstig ausgebildet sind. Die durch die
Bugstevennase erzeugte und zugleich gebrochene Bugwelle wird
durch die Formgebung des Buges strömungsgünstig abgeleitet.
Zu diesem Zweck haben die V-Spanten des Übergangsbereiches
vom scharfkantigen Wulstbug zum Mittelschiff ein Breitenmaximum,
das sich von vorn nach hinten schräg nach oben verschiebt.
Durch zusätzliche Verwendung einer Knickspantform
für die hinter dem Übergangsbereich liegenden Spanten steht
dort der Schiffsrumpf gegenüber dem Schiffsboden über. Daher
kann von dem dort noch nicht abgeleiteten Wasser kein oder
nur wenig Spritzwasser auf die Oberseite des Schiffes gelangen.
Die scharfkantig vorspringende Bugstevennase bewirkt
eine Verlängerung der effektiven Schiffs- oder Bootslänge im
Wasserlinienbereich und damit nicht nur ein besseres Fahrverhalten
bei kleineren Schiffen, sondern auch eine bessere Gestaltung
und Nutzung des Innenraumes im Vorschiff.
Zur näheren Erläuterung der Erfindung werden im folgenden
mehrere Ausführungsbeispiele anhand der Zeichnungen beschrieben.
Diese zeigen in
Fig. 1 eine schematische Seitenansicht eines Bugs
gemäß der Erfindung,
Fig. 2 eine Seitenansicht des Schiffes mit einem Bug
gemäß Fig. 1 und eingezeichneten Spanten,
Fig. 3 das Profil der V-Spanten des Vorschiffs,
Fig. 4 das Profil der Knickspanten für das Achterschiff
Fig. 5 eine Draufsicht auf den Schiffsrumpf mit
eingezeichneten Schnitten,
Fig. 6 eine Ansicht eines abgewandelten Knickspants
für das Achterschiff,
Fig. 7 Meßkurven für den gemessenen Widerstand bei
einem Modell ohne Nutzung der Erfindung und bei
einem Modell mit Nutzung der Erfindung sowie mit
bzw. ohne Wellen,
Fig. 8 Diagramme mit eingetragenen Meßwerten für den
bei verschiedenen Geschwindigkeiten gemessenen
Widerstand.
In Fig. 1 ist schematisch die Bugstevenlinie 1, 2 eines
Schiffsbuges B dargestellt, welche sich aus der Stevenlinie
1 und einer Wulststevenlinie 2 zusammensetzt. Die mittlere
Wasserlinie 3 des Schiffes liegt unterhalb des am weitesten
vorspringenden Punktes 4 der Wulststevenlinie 2. Der von der
Wulststevenlinie 2 gebildete Bereich stellt praktisch eine
vorspringende Bugstevennase N dar. Die Stevenlinie 1 bildet
einen vorspringenden Bug, der so ausgebildet ist, z. B. als
Löffel- oder Klipperbug, daß er bei höheren Wellen das Vorschiff
anhebt. Dadurch wird vermieden, daß höhere Wellen das
Schiff durch Druck auf die Oberseite der Bugnase N unter Wasser
drücken können.
Die Wulststevenlinie 2 bildet einen Steven, der im wesentlichen
scharfkantig ausgebildet ist, also entlang der Stevenlinie
2 keine ausgeprägte Wulstbreite hat. Diese Scharfkantigkeit
schließt die üblichen Abrundungen ein. Die
Stevenlinie 2 soll so ausgebildet sein, daß sie selbst keinen
großen Widerstand bewirkt. Die Stevenlinie 2 der
Bugstevennase N geht im Unterwasserbereich in die Kiellinie
5 über und im Oberwasserbereich über den am weitesten zurückspringenden
Teil 6 in die Stevenlinie 1. Eine Welle W könnte
den angedeuteten Verlauf haben. Die Stevenlinie 2 des Wulststevens
ist im wesentlichen symmetrisch zu einer durch den
Punkt 4 verlaufenden Wasserlinie ausgebildet. Sie kann im
Nahbereich um den Punkt 4 kreisförmig sein und anschließend
elliptischen, parabelförmigen oder dgl. tropfenförmigen Verlauf
haben. Die wirksame Gesamtlänge des Schiffes ist bezüglich
des Stevens durch den Schnittpunkt 23 der Wasserlinie 3
mit der Stevenlinie 2 bestimmt. Diese wirksame Gesamtlänge
ist erheblich größer als die Gesamtlänge eines Schiffes mit
einer bisher üblichen Stevenlinie 7 und einem Schnittpunkt
73 dieser Linie 7 mit der Wasserlinie 3. Bereits durch diese
Verlängerung der wirksamen Gesamtlänge macht sich die
Bugstevennase N mit einer Stevenlinie 2 für das Fahrverhalten
des Schiffes vorteilhaft bemerkbar.
Fig. 2 zeigt eine Seitenansicht des Schiffes. Vertikale
Haupt-Linien O-XI deuten die Spanten oder die Spantform des
Schiffes an. Diese Spanten können in klassischer Weise als
Träger der Schiffswandung ausgebildet sein. Sie können aber
auch symbolische Linien einer selbsttragenden, vorbestimmt
geformten Schiffswandung sein. Diese selbsttragende Schiffswandung
kann auch zusätzlich mit Verstärkungs- oder Stabilisierungs-Spanten,
-Rippen oder dgl. versehen sein. Die
Haupt-Linien haben voneinander einen Abstand von etwa 1 m.
Das Schiff hätte also vom Bug B zum Heck 8 eine Länge von
mehr als 10 m. Das Schiff ist mit einer vom Heck 8 zum Bug B
ansteigenden Kimmlinie 9 versehen, die im Heckbereich unterhalb
der Wasserlinie 3 beginnt und im Bugbereich hinter der
Stevenlinie 1 ein Maximum 10 erreicht. Vom Maximum 10 aus
fällt die Kimmlinie wieder zur Bugnase N hin ab. Die
Kiellinie 5 verläuft zunächst von der vorspringenden
Stelle 4 der Bugnase N aus nach unten bis zu einem
Minimum 11, von dem ab sie wieder bis zum Heck 8 ansteigt.
Eine Mittelkielflosse 14 geht etwa im Minimum 11 in die
Kiellinie 5 über. Die Spanten O-XI sind im wesentlichen V-förmig
ausgebildet. Diese V-Form geht für die Spanten III-IX
über die Konstruktionswasserlinie 3 hinaus und bewirkt durch
ein Breitenminimum 20 der Spanten im Bereich des Bugs B bis
etwa zum Maximum 10 der Kimmlinie 9 sowie durch ein entlang
der gestrichelten Linie 12 verlaufendes Breitenmaximum 21
der Spanten, daß bereits der unter der Kimmlinie 9 liegende
Schiffsbereich die vom Schiff aufgeworfenen Bugwellen teilt
und seitlich ableitet. Es wird durch die Wirkung der scharfen
Bugstevennase N überhaupt keine nennenswerte Bugwelle
sichtbar werden. Die Kimmlinie 9 wird im hinter dem Bugbereich
liegenden Teil des Schiffes durch eine Knickspantform
gebildet, bei der die eigentliche Seitenwandung S des Schiffes
über den V-förmigen Bodenteil 13 mit einem Knick 15
(Fig. 3) seitlich übersteht. Gegen dieses überstehende Rumpfteil
gelangt das evtl. von der Bugstevennase N noch nicht
nach unten abgeleitete Wasser. Die soweit beschriebene
Schiffsform vermeidet auch bei unruhiger See und höheren Wellen
eine unruhige Fahrweise und Spritzwasser auf dem Deckbereich.
Eine Bugstevennase N, die bis in den Bereich der Projektion
der Bugspitze auf die Wasseroberfläche ragt, hat
sich bewährt. Die Nase N kann auch noch weiter verlängert
werden, könnte dann aber bei höheren Wellen zur Absenkung
des Buges neigen.
Fig. 3 zeigt mehrere Spantquerschnitte für die Spanten V-IX,
5 der Fig. 2, also hinter dem Teil 4 des Bugstevens. Entlang
der in Fig. 1 und 2 gestrichelt gezeichneten Linie L hat die
Spantform kein Breitenmaximum 21 und kein Minimum 20 mehr
sondern eine Knickspantform. Die senkrechte Linie Y ist die
senkrechte Symmetrieachse des Schiffes von vorn gesehen. Mit
4 ist der am weitesten vorspringende Teil der Bugnase N gekennzeichnet.
Der Bereich 41 um den Teil 4 stellt die scharfe
Buglinie dar. Mit IX, 5 ist der Spant entlang der Linie M
in Fig. 2 bezeichnet. Dieser Spant IX, 5 ist unten V-förmig
spitz zulaufend und an seiner Oberseite 16 etwas stumpfer.
Sein Breitenmaximum 21 ist relativ zum Punkt 4 höher angeordnet.
Die Stevenlinie 1 kreuzt die Linie M an einer Stelle 16
in Fig. 2. Entsprechend beginnt in Fig. 3 ein V-Spant 19 im
oberen Teil der Figur. Ausgehend von dem relativ scharfen
Wulststeven 2, 4 nimmt die Breitenausdehnung des Schiffsbodens
schräg nach hinten und oben zu, wie in Fig. 2 durch die
Linie 12 angedeutet ist. In Fig. 3 ist die Linie 12 durch
eine die Breitenmaxima 21 der Spante VII, 5 bis IX, 5 verbindende
Linie 12 wiedergegeben. Der Teil der V-Spante unterhalb
der Breitenmaxima 21 dient als Ableitungsbahn für das
während der Fahrt von der Bugstevennase N gebrochene Wasser
der Bugwelle. Dieses Wasser wird bei normaler Verdrängungsfahrt
nach unten abgeleitet. Bei schneller Fahrt gelangt das
Wasser zwar weiter nach oben, wird aber dann weit nach hinten
abgeleitet und gelangt durch die überstehenden
Knickbereiche 15 der Kimmlinie 9 zur Wasseroberfläche zurück.
Fig. 4 zeigt die zur Wasserabweisung verwendete Knickspantform
der Spanten O-V im hinteren Schiffsteil. Durch die flache
V-Form benetzt die Wasseroberfläche fast die ganze Bodenbreite
13 des Schiffskörpers. Durch die nach außen vorstehende
ausgeprägte Kimmlinie 9 wird Wasser der gebrochenen Welle
daran gehindert, auf die Oberseite des Schiffes zu spritzen.
Fig. 5 zeigt eine Draufsicht auf den Schiffsrumpf mit mehreren
Wasserlinienschnitten. Die Linie 17 zeigt die Randlinie
der bei Wasserlinie 3 benetzten Fläche mit der schlanken
Form in den vorderen zwei Dritteln und der vollen benetzten
Breite im hinteren Drittel des Schiffes. Linie 18 zeigt die
Deckslinie und 9 die Kimmlinie. Durch die Linie 49 wird der
Übergang von der Bugstevennase N zur Kimmlinie 9 angedeutet.
Fig. 6 zeigt die Ansicht eines abgewandelten Knickspants für
den Heckbereich des Schiffsrumpfes. Durch konkave oder dachartige
Ausbildung des Schiffsbodens 13 wird die Stabilität
erhöht.
Die Wirkungsweise der soweit beschriebenen Schiffskonstruktion
wurde anhand von Modellen untersucht. Die Ergebnisse sind
in den Fig. 7 und 8 dargestellt. Die Modellänge über Alles
betrug dabei etwa 1,1 m. Die größte Breite im Knick lag zwischen
0,33 und 0,34 m.
Die Versuche wurden mit Verdrängungen von . = 7,2 kg und einer
Schwerpunktslage zwischen 0,40 und 0,45 m vor dem Heck 8
durchgeführt.
Unter Annahme eines Modellmaßstabes von 1 : 10 sind die entsprechenden
Schiffsabmessungen für das Ausführungsbeispiel
eines Motorsportbootes:
LüA|11,0 m | |
B | 3,4 m |
Δ | 7,2 t |
Für den Maßstab 1 : 10 wurden auch zu den Modellgeschwindigkeiten
V M in m/s die entsprechenden Schiffsgeschwindigkeiten V S
in Knoten angegeben.
Untersucht wurde ein konventionelles Vergleichsmodell ohne
Bugstevennase Modell 1) mit dem üblichen relativ flachen und
löffelförmigen Vorschiff eines Gleitbootes und ein Modell
mit einer scharfen vorspringenden Bugnase gemäß der Erfindung.
Diese unkonventionelle Nase besitzt das runde vorspringende
Seitenprofil eines Bugwulstes wie bei großen Seeschiffen,
ist aber in allen Wasserlinienschnitten scharf und
nicht wulstförmig abgerundet. Damit erhält diese neuartige
Bootsform gegenüber der bekannten Gleitbootsform im Vorschiff
schärfere und tiefer reichende Spanten und längere
schärfere Wasserlinien bei gleicher Gesamtlänge über Alles.
Mit den Modellen wurden einfache Schleppversuche zur Widerstandsmessung
in einem Schlepptank durchgeführt. Bei den
Tankabmessungen L × B × T = 80 × 5 × 3 m ist für die untersuchte Modellgröße
und mindestens für Schleppgeschwindigkeiten bis zu
3 m/s praktisch kein Einfluß des Tankquerschnitts gegeben.
Der Schleppwiderstand wurde elektrisch gemessen und auf einem
Papierschreiber zusammen mit einer Wegmarke registriert.
Die Modelle wurden in einem Geschwindigkeitsbereich von
V M = 1-4 m/s entsprechend V S = 6-24 Knoten untersucht. Die
Froude'sche Kennzahl der Geschwindigkeit
die kennzeichnend für die Ausbildung des Schiffswellensystems
ist, liegt damit zwischen F n = 0,3-1,2. Das zeigt an,
daß sich die Boote hier im Übergangsbereich zwischen dem
Fahrzustand der Verdrängungsfahrt mit vorwiegend hydrostatischem
Auftrieb und dem Fahrzustand der Gleitfahrt mit vorwiegend
hydrodynamischen Auftrieb bewegen.
Fig. 7 und 8 zeigen die Versuchsergebnisse der Modelle
1 (bekannt) und 2 (Erfindung) als Kurven des Modellwiderstandes
R M (p) über der Zeit t für je zwei verschiedene Geschwindigkeiten
(Fig. 8) und über der Modellgeschwindigkeit
V M (m/s) und der Schiffsgeschwindigkeit V S in Knoten
(Fig. 7) für den Maßstab 1 : 10 aufgetragen.
Der charakteristische Unterschied im Widerstandsverhalten
der neuen Form Modell 2 entsprechend Fig. 2 gegenüber dem
bekannt ausgebildeten Vergleichsmodell 1 ist deutlich.
Der bekannte "Widerstandsbuckel" im Bereich der Froude'schen
Kennzahl F n = 0,5-1,0 beim konventionellen Gleitboot hängt
damit zusammen, daß dessen flaches, stumpfes Vorschiff mit
wachsender Geschwindigkeit einen hohen Wellenberg "schiebt"
und stark vertrimmt, bevor es in der Gleitphase auf der längeren
und flacheren Welle gleitet.
Dieser Effekt ist bei der neuen Schiffsform mit scharfer
Bugstevennase N gemäß Fig. 2 durch das längere und schärfere
Vorschiff so weit abgebaut, daß der Schleppwiderstand des Modells
im Übergangsbereich um bis zu 30% niedriger liegt als
bei der bekannten Form.
Der Schleppwiderstand der neuen Form könnte bei höheren Geschwindigkeiten
als 3,2 m/s (entspr. 20 Knoten) über den
Wert der bekannten Form ansteigen, wenn das schärfere Vorschiff
zu tief im Wasser liegen würde. Die Bugnase N wird
deshalb durch die ansteigende V-Spantform mit hochliegendem
Breitenmaximum stets selbsttätig angehoben.
Durch Verteilung der Flächenteile zwischen den Bereichen des
sehr flachen Schiffsbodens und des schmalen V-Spantbereichs
können die Widerstandswerte beeinflußt werden. Das Ergebnis
für Geschwindigkeiten über V M = 2 m/s (entsprechend V S = 20
Knoten) ist für das Modell 2 eine Widerstandskurve, die unter
der des konventionellen Vergleichsmodells 1 liegt. Auch
im Bereich unter V M = 2 m/s (oder V S = 20 Knoten) liegt der
Widerstand immer noch niedriger als beim Vergleichsmodell 1.
Fig. 7 zeigt Meßkurven eines rein qualitativen Tests auf das
Seeverhalten. Hier wurden einige Versuche in manuell erzeugten
wenige cm hohen Wellen von etwa 80% Schiffslänge durchgeführt.
Dabei zeigte das bekannte Vergleichsmodell 1 die charakteristischen
springenden Stampfbewegungen eines üblichen
Gleitbootes mit entsprechend großen Schwankungen der Schleppkraft,
während das Modell 2 mit schlanker Nase fast unbewegt
durch die Wellen schneidet und auch einen kaum schwankenden
nur wenig erhöhten Schleppwiderstand zeigt.
Die Untersuchungen zeigen, daß die Schiffsform gemäß der Erfindung
an unterschiedliche, gewünschte Geschwindigkeitsbereiche
angepaßt werden kann.
Für die charakteristischen Fahrzustände von Motorbooten (von
z. B. 10 m Länge) gibt es dabei jeweils unterschiedlich angepaßte
Bootsformen mit jeweils optimalen Eigenschaften. Es
gibt aber auch eine Bootsform, die für jeden gewünschten Geschwindigkeitsbereich
ein vorteilhaftes Fahrverhalten bewirkt.
Für die reine Verdrängungsfahrt
sollte die Wasserlinie im Vorschiff schlank sein und der
Spiegel nicht zu tief eintauchen.
Für die reine Gleitfahrt
sollte der Boden im ganzen benetzten Bereich möglichst flach
sein.
Für den dauernden Betrieb im Übergangsbereich um
wird ein Kompromiß in der Schiffsform angestrebt, der die
ungünstige Vertrimmung und den daraus folgenden hohen Widerstand
und Leistungsbedarf vermeidet. Dieser Kompromiß wird
mit der vorliegenden neuen Schiffsform mit scharfer Bugnase
so gut erreicht, daß der Übergang zur Gleitfahrt leicht möglich
wird.
Die Wandungen sind so abwickelbar gestaltet, daß der Schiffsboden
und die Seitenwände aus je zwei Hälften zusammensetzbar
sind. Bei einem Spiegelheck käme noch ein oder mehrere
Wandungsteile hinzu.
Ein in der Praxis wichtiger Effekt, der durch die Erfindung
erreicht wird, ist das ruhige Verhalten des Schiffes in rauhem
Wasser, das Geschwindigkeiten um 16 Knoten noch ermöglicht,
wenn konventionelle Fahrzeuge, die für höhere Geschwindigkeiten
optimiert sind, wegen harter Stöße schon wesentlich
langsamer fahren müssen.
Das soweit beschriebene Ausführungsbeispiel betrifft eine
relativ kleine Motoryacht, für die die Erfindung besondere
Vorteile bewirkt, weil diese kleinen Schiffe von etwa
10-12 m durch die Bugnase um mehr als 10% verlängert werden.
Die Erfindung ist aber auch für Segelschiffe und Schiffe
größerer Abmessungen mit Vorteil anwendbar. Bei Segelschiffen
kann es vorteilhaft sein, den Schiffsboden einschließlich
der Bugstevennase V-förmig mit mehreren im wesentlichen
parallelen Knicklinien auszubilden.
Claims (16)
1. Schiff, insbesondere Motorsportboot, dadurch gekennzeichnet,
daß
- a) der Vorsteven (1, 2, 6) im Seitenprofil von einem über den Wasserlinienschnitten liegenden Bereich (6) nach oben (1) und unten (2) vorspringend ausgebildet ist,
- b) der nach oben vorspringende Teil (1) einen Löffel-, Klipper- oder dgl. Bug (B) bildet,
- c) der nach unten vorspringende Teil (2) des Vorstevens für alle Wasserlinienschnitte eine relativ scharfkantige Stirnseite bildet,
- d) der nach unten vorspringende Teil im Seitenprofil eine Bugstevennase (N) bildet, deren am weitesten vorspringender Bereich (4, 41) oberhalb der Wasserlinie (3) angeordnet ist,
- e) die von der Wasserlinie (3) umschlossene Querschnittsfläche des Schiffes im vorderen Schiffsbereich (IX-X) schlank und im hinteren Schiffsbereich (0-III) breit ausgebildet ist,
- f) der Schiffsboden im Bugbereich eine V-Spantform aufweist und von der Bugnase (N) aus nach hinten abflacht,
- g) die V-Spantform im vorderen Schiffsbereich (VIII-X) oberhalb der Wasserlinie (3) ein Breitenmaximum (21) aufweist und daß eine die Breitenmaxima (21) verbindende Linie (12) von der Bugstevennase (N) aus gesehen ansteigt.
2. Schiff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
V-Spantform im Achterschiff als Knickspant (0-VIII) ausgebildet
sind.
3. Schiff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die V-Spantform im Vorderschiff als Profilspant
(VIII, 5-IX) mit Breitenmaximum (21) und Breitenminimum
(20) ausgebildet sind.
4. Schiff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß Knicke (15) der Knickspanten (0-VIII) und
Breitenminima (20) der Profilspanten (VIIIa-IX) eine
Kimmlinie (9) bilden, die vom Heck zum Vorschiff ansteigt.
5. Schiff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Kimmlinie im Vorschiff ein Maximum (10) hat und zur Bugstevennase
(N) wieder abfällt.
6. Schiff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bugstevennase (N) im Seitenprofil im
wesentlichen symmetrisch zu dem am weitesten vorspringenden
Bereich (4) ist.
7. Schiff nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
die Bugstevennase (N) im Seitenprofil im wesentlichen
parabelförmig ausgebildet ist.
8. Schiff nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet,
daß am Schiffsboden (13) eine keilförmige Mittelkielflosse
(14) vorgesehen ist.
9. Schiff nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Heck (8) als breiter Spiegel ausgebildet ist.
10. Schiff nach einem der Ansprüche 1-9, dadurch gekennzeichnet,
daß Form und Gewichtsverteilung so gewählt
sind, daß der waagerechte Querschnitt im Bereich der
Wasserlinie (13) von der Bugstevennase (N) ausgehend
mit annähernd ²/₃ der Schiffslänge schmal und mit ¹/₃
der Schiffslänge breit ausgebildet ist (Fig. 5).
11. Schiff nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
der Schwerpunkt des Schiffes im Achterschiff angeordnet
ist, wo die benetzte Fläche noch nicht ihre maximale
Breite erreicht hat.
12. Schiff nach einem der Ansprüche 1-11, dadurch gekennzeichnet,
daß die Form der Spanten (10) so gewählt ist,
daß die Seitenfläche und/oder der mit der Seitenfläche
verbundene Schiffsboden abwickelbar ist.
13. Schiff nach einem der Ansprüche 1-12, dadurch gekennzeichnet,
daß in der Seitenansicht die Kiellinie (5),
die Kimmlinie (9) und die Bugstevennase (N) tropfenförmig
ausgebildet sind.
14. Schiff nach einem der Ansprüche 1-13, dadurch gekennzeichnet,
daß die relativ scharfkantige Stirnseite des
Stevens (2) für den Wasserlinienschnitt (3) Scheitel
eines V-förmigen Bugteils ist.
15. Schiff nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß
die Stirnseite abgerundet ist.
16. Schiff nach einem der Ansprüche 1-15, dadurch gekennzeichnet,
daß der Schiffsboden (13) im Heckbereich konkav-
oder dachförmig ausgebildet ist.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3801317A DE3801317A1 (de) | 1988-01-19 | 1988-01-19 | Schiff, insbesondere motorsportboot |
PCT/EP1989/000043 WO1989006620A1 (en) | 1988-01-19 | 1989-01-17 | Boat, in particular motorsport boat |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3801317A DE3801317A1 (de) | 1988-01-19 | 1988-01-19 | Schiff, insbesondere motorsportboot |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3801317A1 true DE3801317A1 (de) | 1989-08-03 |
DE3801317C2 DE3801317C2 (de) | 1992-03-26 |
Family
ID=6345495
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3801317A Granted DE3801317A1 (de) | 1988-01-19 | 1988-01-19 | Schiff, insbesondere motorsportboot |
Country Status (2)
Country | Link |
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DE (1) | DE3801317A1 (de) |
WO (1) | WO1989006620A1 (de) |
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