DE3734964A1 - Verfahren und vorrichtung zur elektrochemischen bestimmung der konzentration von in einem halogenidschmelzbad geloesten oxidionen - Google Patents
Verfahren und vorrichtung zur elektrochemischen bestimmung der konzentration von in einem halogenidschmelzbad geloesten oxidionenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur elektrochemischen Bestimmung der Konzentration der in einem Halogenidschmelzbad
gelösten Oxidionen und insbesondere der Oxidionen,
die in den glühenden Elektrolysebädern zur Herstellung
von Aluminium oder Seltenerdmetallen gelöst sind.
In großtechnischen Zellen, in denen ein in einem Bad geschmolzener
Halogenide gelöstes Oxid elektrolysiert wird,
besteht die Hauptsorge und auch die Hauptschwierigkeit darin,
den Gehalt an Oxidionen des Elektrolyten zu kontrollieren.
Das ist insbesondere bei der Herstellung von Aluminium
und gewisser Seltenerdmetalle, wie Lanthan oder
Cer, der Fall, wo ein Überschuß an Oxid zur Bildung von
Schlamm am Boden des Tiegels und zu schwerwiegenden Nachteilen
für den Ablauf der Elektrolyse führt. Die Verarmung
an Oxidionen hingegen führt zu einer Polarisation, dem
sogenannten Anodeneffekt, der den Betrieb der Zellen
stört.
Es wurden verschiedene Verfahren, direkte und indirekte,
vorgeschlagen, um den Oxidgehalt zu bestimmen und, wenn
möglich, zu regulieren (vgl. US-A 44 50 063 = FR-A
25 52 549, US-A 64 37 783, JP-A 81/1 58 889 und FR-A
12 56 640).
Ganz allgemein sind die elektrochemischen Bestimmungsverfahren
für Oxidionen in einem Schmelzbad die Potentiometrie,
die Voltamperometrie und die Chronoamperometrie.
Diese Verfahren haben gewisse Nachteile: Der Potentiometrie
fehlt es insbesondere an Genauigkeit und Empfindlichkeit
bei Oxidionenkonzentrationen unter 4%, die bei Hall-
H´roult-Elektrolysebehältern zur Herstellung von Aluminium
eingesetzt werden. Die Voltamperometrie und die Chronoamperometrie
sind im allgemeinen empfindlicher, der Analysenstrom
ist jedoch relativ hoch, was zu einer wesentlichen
Gasfreisetzung an den Elektroden und bei verbrauchbaren
Elektroden, wie Kohlenstoff, zu deutlichen
Veränderungen der geometrischen Eigenschaften führt. Diese
Effekte stören sehr die Bestimmungen, was die Reproduzierbarkeit
und die Genauigkeit begrenzt.
Außerdem sind die verwendeten Materialien, insbesondere
das Isoliermaterial, in den meisten Fällen sehr teuer, wie
beispielsweise Bornitrid, und werden von dem Schmelzbad
angegriffen. Daher ist es wirtschaftlich unvernünftig, verbrauchbare
Meßzellen einzusetzen. Diese Vorrichtungen sind außerdem
im allgemeinen wenig empfindlich bei niedrigen Oxidionenkonzentrationen,
d. h. im Bereich des Anodeneffekts. Im
Fall des Aluminiums wurde jedoch festgestellt, daß die
Stromausbeute der Elektrolyse gerade in diesem Bereich
ihre Maximalwerte erreichen kann (vgl. FR-A 24 87 386 =
US-A 44 31 491 und FR-A 25 81 660).
Dazu kommt, daß die Elektrolyse bei sehr geringen Oxidkonzentrationen
die einzig mögliche ist, wenn das zu bestimmende
Oxid in dem Halogenidschmelzbad wenig löslich ist,
was bei insbesondere Neodym, Cer, Lanthan und Ythrium der
Fall ist.
Schließlich kann es interessant sein, eine Verschmutzung
des Halogenidbads mit Oxidionen nachzuweisen, um die Oxidausfällung
zu vermeiden, die das Verfahren stört, wie
beispielsweise bei den elektrolytischen Raffinationsbehältern
von Aluminium im sogenannten "Drei-Schicht-Verfahren".
Aufgabe der Erfindung war es daher, ein Verfahren und eine Vorrichtung
zur elektrochemischen Bestimmung der Konzentration von Oxidionen in einem
Halogenidschmelzbad anzugeben, die diese Probleme lösen und in denen
Material verwendet werden kann, das leicht zugänglich und
auf wirtschaftliche Weise ersetzt werden kann. Außerdem
sollte es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren durch Multiplexen
der Signale möglich sein, mit einer einzigen
Bedienungseinheit eine große Anzahl von Zellen zu kontrollieren.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Verfahren
zur elektrochemischen Bestimmung der Konzentration von Oxidionen in einem
Bad geschmolzener Halogenide, das dadurch gekennzeichnet
ist, daß der Scheinwiderstand bei schwachem Strom und
schwacher Überspannung unter folgenden Bedingungen bestimmt
wird:
- a) in das Halogenidschmelzbad werden eine Meßelektrode, eine Bezugselektrode und eine Gegenelektrode eingebracht,
- b) zwischen der Meßelektrode und der Bezugselektrode wird eine solche Potentialdifferenz angelegt, daß an der Meßelektrode eine anodische elektrochemische Reaktion (Oxidation) und an der Gegenelektrode eine kathodische elektrochemische Reaktion stattfinden,
- c) bei Gasfreisetzung durch die elektrochemische Reaktion an der Meßelektrode wird diese Potentialdifferenz so eingestellt, daß eine anodische Stromdichte von höchstens 10% und vorzugsweise von höchstens 2% der die Diffusion der Oxidionen im Schmelzbad begrenzenden Stromdichte erhalten wird,
- d) dem ständigen Potential der Meßelektrode wird ein periodisches Signal mit regulierbarer Frequenz und geringer Amplitude überlagert,
- e) der Effektivwert Zr (H) des Scheinwiderstands wird bei einer ersten hohen Frequenz des periodischen Signals von mindestens 1000 Hz und der Effektivwert Zr (B) des Scheinwiderstands bei einer zweiten niedrigen Frequenz des periodischen Signals von unter 50 Hz bestimmt,
- f) der Gehalt an Oxidionen des Elektrolyten wird anhand folgender Gleichung berechnet: wobei Δ ZR gleich Zr (H)-Zr (B) ist und A und B durch vorhergehende Eichung bestimmte Konstanten sind und C (O-II) in mol Oxidionen (O-II) · cm-3 angegeben wird.
Im Gegensatz zu allen anderen elektrochemischen Verfahren
begrenzt das erfindungsgemäße Verfahren die Ursachen für
die oben angegebenen Störungen.
Ausgestaltungen dieses Verfahrens sind in den Ansprüchen
2 bis 7 gekennzeichnet.
Die Erfindung betrifft ferner eine Vorrichtung zur Durchführung
dieses Verfahrens, die gekennzeichnet ist durch
- - eine Meßelektrode aus einem elektrisch leitenden oder
elektronisch halbleitenden Material, ausgewählt unter
- - Kohlenstoff in allen seinen beständigen Modifikationen und Formen,
- - Keramik-Metall oder Keramik, wie Zinndioxid, Nickel- oder Kobaltferriten oder Titanborid,
- - hitzebeständigen Metallen, wie Wolfram oder Molybdän,
- - Edelmetallen, wie Platin oder Platin enthaltenden Verbindungen,
- - eine Bezugselektrode aus einem elektronisch leitenden Material, die in Gegenwart der im Schmelzbad vorhandenen Oxidionen ein elektrochemisch stabiles Potential gibt, wie Nickel, Wolfram, Graphit, Titandiborid, oder flüssiges Aluminium, und
- - eine Gegenelektrode aus einem elektronisch leitenden Material, wie Graphit, Wolfram oder flüssigem Aluminium, mit einer im Vergleich zur Meßelektrode sehr großen Oberfläche.
Ausgestaltungen dieser Vorrichtung sind in den Ansprüchen
2 bis 16 gekennzeichnet.
Die Bezugs- und Gegenelektrode können aus dem gleichen
Material sein und ein einziges Bauelement bilden.
Die Vorrichtung umfaßt außerdem einen Generator, der das
Polarisationspotential, das periodische Signal mit regulierbarer
Frequenz und Amplitude liefert, und Verarbeitungsvorrichtungen
für die aufgenommenen Signale (nicht
erfindungsgemäß).
Die Gegenelektrode, deren Oberfläche sehr groß im Vergleich
zur Meßelektrode sein muß, kann aus Graphit oder
Wolfram sein. Die Elektroden können neben den angegebenen
Materialien aus einem Material bestehen, das bei der betreffenden
Temperatur gegenüber dem Halogenidbad resistent
ist (z. B. Kryolithbad bei 980°C).
In einer besonders günstigen Elektrodenanordnung wird als
Gegenelektrode ein offener Graphitzylinder verwendet,
dessen unterer Teil (z. B. die Hälfte) durchlöchert ist, um
die Zirkulation des Elektrolyten oder des flüssigen Aluminiums
zu gewährleisten. Die Bezugselektrode besteht aus
einem Zylinder aus einem Wolframgitter oder -gewebe, der sich
konzentrisch im Inneren der Graphitelektrode befindet, jedoch sie
nicht berührt. Die Meßelektrode besteht vorzugsweise aus
einem Graphitstab, der im wesentlichen entlang der gemeinsamen
Achse der Bezugselektrode und der Gegenelektrode
angeordnet ist. Der Graphitstab wird vorzugsweise so angeordnet,
daß sein unteres Ende gerade auf die Höhe oder
etwas über die untere durchlöcherte Zone der Graphit-
Gegenelektrode reicht, so daß die Zirkulationsströme des
Halogenidbades die Oxidionen in seine Umgebung bringen,
ohne die Diffusionsschicht zu stören.
Um die drei Elektroden vor elektrischen Störfeldern zu
schützen, kann ein äußerer Schirm angebracht werden, beispielsweise
aus Graphit, der mit einem Festpotential verbunden
ist. Die Gegenelektrode aus Graphit kann auch diese
Schutzwirkung übernehmen.
In einigen Fällen ist es außerdem möglich, die Gegenelektrode
und die Bezugselektrode in eine einzige Elektrode
auszubilden.
Die Bezugselektrode kann in ein geschmolzenes Salz eingetaucht
werden, das sich in einem abgetrennten Raum befindet
und mit dem geschmolzenen Hauptbad elektrisch in Verbindung
steht.
Verwendungen des Verfahrens und der Vorrichtung gemäß der
Erfindung sind in den Ansprüchen 17 und 18 gekennzeichnet.
Nach dem Anordnen der Elektroden und der Temperaturkontrolle
des Halogenidschmelzbads wird der innere Potentiostat
des Generators so eingestellt, daß die Meßelektrode
eine ständige Überspannung von +10 bis +800 mV und
vorzugsweise von +400 bis +600 mV in bezug auf das
Ruhepotential ohne Strom hat (bestimmt mit der Bezugselektrode).
Findet an der Meßelektrode bei der elektrochemischen Reaktion
eine Gasfreisetzung statt (beispielsweise CO/CO₂ im Fall von
Kohlenstoff), so muß die anodische Stromdichte auf unter
10% und vorzugsweise unter 2% der die Diffusion begrenzenden
Stromdichte eingestellt werden, um Veränderungen
der Anodenoberfläche (durch Verbrennung bei Kohlenstoff) und
Bestimmungsstörungen, die auf der Freisetzung von Gasblasen
beruhen, zu vermeiden.
Dann wird der Generator des periodischen Signals (beispielsweise
eines sinusförmigen Ausgangssignals) eingestellt,
so daß dem Potential der Meßelektrode ein Signal
mit kleiner Amplitude (von 1 bis 100 mV und vorzugsweise
von 5 bis 20 mV von Spitze zu Spitze) überlagert wird, und
zwar durch Abtasten von hohen zu niedrigen Frequenzen in
logarithmischen Schritten eines Frequenzbereichs von 10⁵
bis 0,5 Hz. Das entstandene Signal wird im Elektrodensystem
an den Klemmen eines sehr kleinen induktionsfreien
Widerstands (beispielsweise 10 mΩ) aufgefangen, der im
Schaltkreis zwischen der Gegenelektrode und der Meßelektrode
angeordnet ist; das Signal wird mit einem dem Fachmann
gut bekannten Verfahren analysiert (beispielsweise
synchroner Nachweis oder Wheatstone'sche Brücke), so daß
für jede Frequenz der Effektivwert (Zr) und der imaginäre
Wert (-Zi) des Scheinwiderstands bestimmt werden kann.
Diese Werte werden auf ein Nyquist-Diagramm übertragen.
Für jede Oxidionenkonzentration des Bades wird bei einer
bestimmten Temperatur eine eigene Kurve erhalten.
Fig. 1 zeigt im unteren Teil sechs Scheinwiderstandskurven
für ein bei 980°C geschmolzenes Kryolithbad, das 83%
Kryolith (Na₃AlF₆), 12% Aluminiumtrifluorid (AlF₃) und
5% Calciumdifluorid (CaF₂) enthält und in dem Aluminiumoxid
gelöst wurde, wobei die Aluminiumoxidkonzentration
von der Kurve 1 zur Kurve 6 zunimmt:
1
0,50% Al₂O₃
2
0,97% Al₂O₃
3
1,20% Al₂O₃
4
1,46% Al₂O₃
5
1,91% Al₂O₃
6
12,0% Al₂O₃
Die Kurve 6 entspricht bei 12,0% Al₂O₃ praktisch der
Sättigung des Bades mit Al₂O₃.
Dabei ist festzustellen, daß je geringer die Oxidionenkonzentration
ist, um so größer ist die durch die Kurve
begrenzte Fläche, was dem Verfahren eine höhere Empfindlichkeit
im Bereich geringer Konzentrationen (0,5 bis 4
Masse-%) an gelöstem Aluminiumoxid verleiht.
Festzustellen ist außerdem, daß in einem Frequenzbereich
von 0,5 bis 50 Hz die verschiedenen Kurven die Achse der
Effektivwerte mit einer praktisch vertikalen Tangente
schneiden und daß im Bereich dieser Achse die Krümmung
jeder Kurve schwach ist, was bedeutet, daß in diesem
Frequenzbereich der Realteil des Scheinwiderstands Zr (B)
praktisch konstant ist.
Bei hoher Frequenz, beispielsweise über 10³ Hz, ändert
sich der Realteil des Scheinwiderstands Zr (H) nur sehr
wenig bei den angegebenen Betriebsbedingungen und hängt
praktisch nur von den Ohmschen Leitern des Gesamtbestimmungskreises
ab, einschließlich des Schmelzbades selbst,
dessen Leitfähigkeit sich deutlich mit der Oxidionenkonzentration
ändert.
Wird die umgekehrte Oxidionenkonzentration in Abhängigkeit
des Unterschieds Δ Z (in Ohm) von Zr (B) und Zr (H) für jede
Oxidionenkonzentration aufgetragen, so entsteht eine praktisch
lineare Eichkurve, die mit sehr guter Näherung mit
folgender Gleichung beschrieben werden kann:
wobei C die Oxidionenkonzentration in mol · cm-3 ist, A und
B durch vorhergehende Eichung bestimmte Konstanten sind.
Im Fall der Fig. 1 ist B im allgemeinen gleich 0.
Im oberen Teil der Fig. 1 wurden für die verschiedenen
angegebenen Aluminiumoxidkonzentrationen auf der Abszisse
der Realteil des Scheinwiderstands Δ Zr und auf der Ordinate
der Umkehrwert der Oxidionenkonzentration (in
10-3 · mol-1 · cm³) angegeben.
Dabei ist leicht ersichtlich, daß von diesen Eichkurven
ausgehend bei Vorhandensein von Scheinwiderstandswerten um
die Punkte Zr (H) und Zr (B) es möglich ist, die Differenz
der Realteile dieser Scheinwiderstände mit der Aluminiumoxidkonzentration
direkt zu verbinden.
In der Praxis kann eine erste Bestimmung oder vorzugsweise
eine Bestimmungsserie, die gemittelt wird, bei einer Frequenz
über 1000 Hz und vorzugsweise über 10 kHz durchgeführt
werden und eine Bestimmung (oder eine gemittelte
Bestimmungsserie) bei einer Frequenz von 0,5 bis 50 Hz und
vorzugsweise von 15 bis 25 Hz durchgeführt werden. Ausgehend
von den Effektivwerten des Scheinwiderstands bei
hoher und bei niedriger Frequenz, die unter diesen Bedingungen
erhalten werden und die sehr gute Schätzungen für
Zr (B) und Zr (H) sind, ist es möglich, die Konzentration an
gelöstem Aluminiumoxid oder anderer gelöster Oxide abzuleiten,
ohne den Gesamtfrequenzbereich abtasten zu müssen.
Die Erfindung wird durch die Beispiele erläutert. Dabei
wird ein Hall-H´roult-Elektrolysebad zur Herstellung von
Aluminium mit 83% Na₃AlF₆ + 12% AlF₃ + 5% CaF₂ bei
980°C eingesetzt. Die Bestimmung des Scheinwiderstands
wird mit einem "Z-Computer" von Tacussel, der mit einem
Mikrorechner H 9826 von Hewlett-Packard verbunden ist,
durchgeführt.
Ein Bad von 250 g aus 83% natürlichem Kryolith aus Grönland,
5% Calciumfluorid und 12% zweimal sublimiertem
Aluminiumfluorid wird bei 300°C im Ofen getrocknet und
unter Argonatmosphäre in einen auf 980°C erhitzten Tiegel
eingebracht, der mit einem geerdeten Faradayschen Käfig
geschützt ist. Durch ein Graphitrohr wird in das flüssige
Bad Thionylchlorid eingebracht, um eventuell vorhandene
und aus dem Ausgangsmaterial stammende Oxidionen so vollständig
wie möglich zu entfernen.
In das Bad werden eingebracht:
- - Eine bekannte Bezugselektrode 1 aus einem Nickelstab mit 1-mm-Durchmesser, die in ein Abteil aus Bornitrid eintaucht, in das mit einem Laser ein Loch mit einem Durchmesser von 100 µm gemacht wurde und in dem sich ein Bad der gleichen Zusammensetzung wie das Hauptbad befindet, dem jedoch 0,5% Nickeloxid zugegeben wurde,
- - eine zweite Bezugselektrode 2 aus einem Wolframstab mit einem Durchmesser aus 2 mm, die direkt in das Schmelzbad eintaucht,
- - eine an der Spitze bearbeitete Meßelektrode 3 aus technischem Graphit mit einem Durchmesser von 3 mm und
- - eine Wolframlamelle 4, die eine Kontaktfläche mit dem Bad von 20 cm² aufweist.
Die Elektroden 1 und 2 werden an die Klemmen eines Millivoltmeters
mit sehr hohem Eingangsscheinwiderstand, das
mit einem Schreibgerät verbunden ist, und die Elektroden
2, 3 und 4 an die entsprechenden Klemmen des Scheinwiderstandsmessers
angeschlossen.
In das Bad wird eine erste Charge vorher abgewogenen
Aluminiumoxids eingebracht, der Generator wird so programmiert,
daß er der Meßelektrode eine Überspannung von 550
mV in bezug auf ihr Gleichgewicht verleiht. Dem Potential
wird dann eine Serie von sinusförmigen Signalen mit einer
Amplitude von 10 mV von Spitze zu Spitze überlagert. Durch
Synchronerfassung wird der Strom so analysiert, daß er in
abnehmender und dann in zunehmender Richtung für jede
Frequenz den Realteil und den imaginären Teil des Scheinwiderstands
angibt.
Diese Werte werden auf ein Nyquist-Diagramm aufgetragen.
Am Ende des Abtastens wird in der Mitte des Bads eine
Probe entnommen, die auf klassische Weise (Auflösen in
AlCl₃) auf ihren tatsächlichen Aluminiumgehalt untersucht
und mit dem berechneten Gehalt verglichen wird, wobei die
Masse des Bads und des zugegebenen Aluminiumoxids berücksichtigt
werden.
Diese Verfahrensweise wird für fünf aufeinanderfolgende
Zugaben durchgeführt. Die erhaltenen Nyquist-Diagramme
sind nach Verbinden der einzelnen Punkte im unteren Teil
der Fig. 1 angegeben.
Auf ein anderes Diagramm (oberer Teil der Fig. 1) werden
für jede Zugabe die Punkte aufgetragen, die als Abszisse
den Wert Δ Zr=Max(Zr)-Min(Zr) haben, wobei Max(Zr) und
Min(Zr) die Extremwerte des Realteils des Scheinwiderstands
für jede Kurve darstellen, und als Ordinate die
umgekehrte Oxidionenkonzentration, analytisch bestimmt und
angegeben in 10-3 mol-1 Oxidionen · cm³.
Auf diese Weise wird eine praktisch lineare Eichkurve
erhalten, die zu folgender Gleichung führt:
Da 1 mol Aluminiumoxid durch vollständige Auflösung 3 mol
Oxidionen gibt, die Molekülmasse des Aluminiumoxids 102 g
beträgt und die Volumenmasse des Bads unter den Bestimmungsbedingungen
2,03 g · cm-3 ist, folgt daraus:
Parallel dazu wird festgestellt, daß
- - die Aufnahme der Spannung an den Klemmen der Elektroden 1 und 2 stabil ist, d. h. daß die Elektrode 2, die aus einem einfachen, in dieses Bad eintauchenden Wolframstab besteht, eine stabile Bezugselektrode ist,
- - gute Übereinstimmung zwischen den anhand der Einwaagen vorgesehenen Konzentrationen und den Analysenwerten besteht,
- - die erhaltenen Werte für Zr im Frequenzbereich von 0,5 bis 50 Hz nahe an Max(Zr) sind und die Werte für Frequenzen über 1000 Hz nahe an Min(Zr) sind und somit Max(Zr) bzw. Min(Zr) zugeordnet werden können.
Am Ende des Versuchs konnte festgestellt werden, daß eine
sehr große Menge an dem Bad zugegebenen Aluminiumoxid zur
Bildung einer kleinen Schleife führt, die nach Eichung
einem Gehalt von etwa 12 Masse-% entspricht, d. h. dem
Gleichgewichtswert nahe an der Sättigung.
Die Arbeitsweise des Beispiels 1 wird zur schnellen Bestimmung
der Auflösungskinetik von technischem Aluminiumoxid
eingesetzt, wobei das gleiche Bad (83% Kryolith, 5%
CaF₂ und 12% AlF₃ bei einer Temperatur von 980°C) und
die gleiche Erhitzungsvorrichtung eingesetzt werden.
Die Bezugselektrode besteht aus dem gleichen Wolframstab,
die Meßelektrode ist ebenfalls der an der Spitze bearbeitete
Stab aus technischem Graphit mit einem Durchmesser
von 3 mm, der Graphittiegel dient als Gegenelektrode.
Diese Elektroden werden an die Klemmen des Scheinwiderstandsmessers
angeschlossen, die Überspannung der Graphitelektrode
beträgt ebenfalls 550 mV.
Es werden zwei Grundfrequenzen von 10⁴ und 21 Hz eingestellt.
Dem Potential der Meßelektrode wird ein Signal von
10 mV, das diesen beiden Frequenzen entspricht, überlagert.
Die Bestimmung wird wie folgt durchgeführt:
- - Signal bei 10⁴ Hz: Bestimmung von Zr (10⁴),
- - Signal bei 21 Hz: Bestimmung von Zr (21),
- - automatische Berechnung von
- - Eintragen des Punkts auf einem Diagramm, Konzentration in Abhängigkeit der Zeit: C=f(t).
Es wird dann Aluminiumoxid in Form einer "Zigarette", die
auf die Oberfläche des Bads gelegt wird, zugegeben, der
vorhergehende Zyklus wird in kontinuierlicher Weise wiederholt.
Fig. 2 ist das Diagramm C=f(t), in dem ersichtlich ist
- - ein Plateau, der der stationären Phase vor Zugabe des Aluminiumoxids entspricht (Nachweis der restlichen Oxide),
- - ein schmaler Gipfel, der der durch die Zugabe des Aluminiumoxids verursachten Störung entspricht,
- - eine allmähliche Zunahme, die an die Auflösung des Aluminiumoxids (festes Oxid) im Schmelzbad unter Bildung von Oxidionen gebunden ist. Je größer diese Zunahme ist, um so höher ist die Auflösegeschwindigkeit,
- - eine Stabilisierung (Plateau), wenn die Gesamtmenge an Aluminiumoxid gelöst ist.
Wo es erwünscht ist, können mehrere Zugaben in regelmäßigen
Abständen erfolgen. Allerdings zeigt die erste Zugabe
(niedrige Konzentrationen) am besten die Phänomene, die
bei der Versorgung von modernen großtechnischen Behältern
zur Herstellung von Aluminium beobachtet werden.
Die erfindungsgemäße Vorrichtung wird als solche als Aluminiumoxidsonde
in einem großtechnischen Elektrolysebehälter
zur Herstellung von Aluminium verwendet, da in diesen
Behältern als Elektrolyt ein Bad mit einer Zusammensetzung
verwendet wird, die der der vorhergehenden Beispiele entspricht.
Die Meßelektrode besteht, wie in den vorhergehenden Beispielen,
aus einem Graphitstab. Die Bezugselektrode ist
ein Wolframgewebe, das den Graphitstab in einer Entfernung
von 1 cm umgibt. Die Gegenelektrode ist ein durchlöcherter
Wolframzylinder, der auf der Höhe des flüssigen Aluminiums
angebracht wird und sich mit diesem überzieht.
Die Elektroden werden mit dem Scheinwiderstandsmesser
verbunden, der Meßelektrode wird die Überspannung von 550
mV angelegt. Dem Potential der Meßelektrode wird eine
Folge von sinusförmigen Signalen mit einer Amplitude von
10 mV bei Frequenzen von 6 bis 43 Hz in abnehmender und
dann zunehmender Weise überlagert. Dieses Verfahren wird
fünfmal wiederholt.
Für jede untersuchte Frequenz wird der Effektivwert des
Scheinwiderstands bestimmt. Ein Rechnerprogramm gestattet
eine statistische Analyse der Ergebnisse, die Berechnung
des Mittels, des Vertrauensintervalls und den Nachweis von
durch elektrische Störfelder verursachten abweichenden Werten.
Dann werden hohe Frequenzen von 10³ Hz, 3×10³ Hz,
10⁴ Hz, 3×10⁴ Hz und 10⁵ Hz untersucht und statistisch
ausgewertet.
Für die Berechnung werden die Mittelwerte von Zr für die
niedrigen und die hohen Frequenzen berücksichtigt.
Die Aluminiumoxid-Konzentration im Elektrolyten des Behälters
zum Zeitpunkt der Bestimmung wird anhand der Eichkurve
angegeben durch
Mit dem erfindungsgemmäßen Verfahren ist es somit möglich,
den Aluminiumoxidgehalt in Hall-H´roult-Elektrolysebehältern
zur Herstellung von Aluminium ständig zu überwachen
und einzustellen. Besonders geeignet ist das Verfahren für
moderne Behälter mit punktueller Versorgung, die bei einem
sehr geringen Aluminiumoxidgehalt von 1 bis 3,5% arbeiten
und zur Optimierung der Faradayschen Ausbeute sehr genau
eingestellt werden müssen.
Durch Multiplexen der Signale ist es möglich, ständig den
tatsächlichen Aluminiumoxidgehalt des Elektrolyten jedes
Behälters zu kennen und diesen Parameter einem Zentralrechner
und/oder einem lokalen Mikrorechner einzugeben,
der die Einstellung des Behälters gewährleistet (beispielsweise
Aluminiumoxidzugabefolge, Anoden-Kathoden-
Abstand oder Behandlung von Unregelmäßigkeiten).
Claims (18)
1. Verfahren zur elektrochemischen Bestimmung der Konzentration
von Oxidionen in einem Bad geschmolzener Halogenide,
dadurch gekennzeichnet, daß
der Scheinwiderstand bei schwachem Strom und schwacher
Überspannung unter folgenden Bedingungen bestimmt wird:
- - in das Schmelzbad werden eine Meßelektrode, eine Bezugselektrode und eine Gegenelektrode eingebracht,
- - zwischen der Meßelektrode und der Bezugselektrode wird eine solche Potentialdifferenz angelegt, daß an der Meßelektrode eine anodische elektrochemische Reaktion und an der Gegenelektrode eine kathodische elektrochemische Reaktion stattfinden,
- - bei Gasfreisetzung durch die elektrochemische Reaktion an der Meßelektrode wird diese Potentialdifferenz so eingestellt, daß eine anodische Stromdichte von höchstens 10% und vorzugsweise höchstens 2% der die Diffusion der Oxidionen im Schmelzbad begrenzenden Stromdichte erhalten wird,
- - dem ständigen Potential der Meßelektrode wird ein periodisches Signal mit regulierbarer Frequenz und geringer Amplitude überlagert,
- - der Effektivwert Zr (H) des Scheinwiderstands wird bei einer ersten hohen Frequenz von mindestens 1000 Hz und der Effektivwert Zr (B) des Scheinwiderstands bei einer zweiten niedrigen Frequenz von unter 50 Hz bestimmt,
- - der Gehalt des Schmelzbads an Oxidionen wird anhand der folgenden Gleichung berechnet: wobei Δ Zr gleich Zr (H)-Zr (B) ist, A und B durch vorhergehende Eichung bestimmte Konstanten sind und C (O-II) in mol Oxidionen · cm-3 angegeben wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
an die Meßelektrode eine Überspannung von 10 bis 800 mV
und vorzugsweise von 400 bis 600 mV angelegt wird,
bezogen auf ihr Ruhepotential ohne Strom und bestimmt
mit der Bezugselektrode.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß ein periodisches sinusförmiges Signal überlagert
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß ein periodisches Signal mit einer
Amplitude von 1 bis 100 mV und vorzugsweise von 5 bis
20 mV von Spitze zu Spitze überlagert wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß der Effektivwert Zr (H) des Scheinwiderstands
bei einer Frequenz von mindestens 10 kHz
und vorzugsweise von 10 bis 100 kHz bestimmt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß der Effektivwert Zr (B) des Scheinwiderstands
bei einer Frequenz von 0,5 bis 50 Hz und
vorzugsweise von 15 bis 25 Hz bestimmt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß für jede hohe und niedrige Frequenz
mehrere Versuche durchgeführt werden, die gemittelt werden.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem
der Ansprüche 1 bis 7, gekennzeichnet durch
- - eine Meßelektrode aus einem elektrisch leitenden oder
elektronisch halbleitenden Material, ausgewählt unter
- - Kohlenstoff in allen seinen beständigen Modifikationen und Formen,
- - Keramik-Metall oder Keramik, wie Zinndioxid, Nickel- oder Kobaltferriten oder Titandiborid,
- - hitzebeständigen Metallen, wie Wolfram oder Molybdän,
- - Edelmetallen, wie Platin oder Platin enthaltenden Verbindungen,
- - eine Bezugselektrode aus einem elektronisch leitenden Material, die in Gegenwart der im Schmelzbad vorhandenen Oxidionen ein elektrochemisch stabiles Potential gibt, wie Nickel, Wolfram, Graphit oder Titandiborid,
- - eine Gegenelektrode aus einem elektronisch leitenden Material, wie Graphit, Wolfram oder flüssigem Aluminium, mit einer im Vergleich zur Meßelektrode sehr großen Oberfläche.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Bezugselektrode in einem getrennten Raum, der
mit dem Schmelzbad elektrisch in Verbindung steht,
angeordnet ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gegenelektrode und die Bezugselektrode eine
einzige Elektrode bilden.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, gekennzeichnet
durch einen äußeren Schirm mit Festpotential
zum Schutz vor elektrischen Störfeldern.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch
gekennzeichnet, daß der äußere Schirm und die Gegenelektrode
ein einziges Bauelement bilden.
13. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß die Elektroden konzentrisch sind.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode ein Graphitzylinder,
die Bezugselektrode ein Zylinder aus Molybdängitter
oder -gewebe ist, der sich im Inneren des
Graphitzylinders befindet, und die Meßelektrode aus
einem Graphitstab besteht, der im wesentlichen auf der
gemeinsamen Achse der Gegenelektrode und der Bezugselektrode
angeordnet ist.
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch
gekennzeichnet, daß der untere Teil der Gegenelektrode
durchlöchert ist.
16. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch
gekennzeichnet, daß die Gegenelektrode aus dem das zu
untersuchende Schmelzbad enthaltenden, elektronisch leitenden
Tiegel aus Graphit oder Wolfram besteht.
17. Verwendung des Verfahrens und der Vorrichtung nach
einem der Ansprüche 1 bis 16 zur Dosierung von Aluminiumoxid
in Kryolith-Bädern zur Herstellung von Aluminium
im Hall-H´roult-Verfahren oder der in den Halogenid-
Bädern zur elektrolytischen Herstellung von Seltenerdmetallen
gelösten Oxide.
18. Verwendung des Verfahrens und der Vorrichtung nach
einem der Ansprüche 1 bis 16 zur Bestimmung der Auflösegeschwindigkeit
von Aluminiumoxid in den Kryolith-
Bädern zur Herstellung von Aluminium im Hall-H´roult-
Verfahren.
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