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Unterlagen für Öl- und Bromölumdruckschichten. Bei Bromöldrucken,
von denen wiederholt Umdrucke hergestellt werden, kann es vorkommen, daß sich schließlich
die Schicht in Blasen vom Papier ablöst. Die Zahl der möglichen Umdrucke schwankt
zwischen und 25 (M a y er, Das Bromöldruckverfahren und der Bromölumdruck,
5. Aufl., 192o, S. 98). Das Ablösen der Schicht von der Papierunterlage kommt ebensogut
bei Öldrucken vor und wird durch verschiedene Ursachen veranlaßt: einmal, weil sich
schon bei der Herstellung oder später beim Feuchten des Papiers Luftblasen zwischen
Schicht und Papierfilz ansammeln, die dann während der wiederholten Anwendung von
Kalt- oder Warmwasserbädern und während des Einfärbens das Bestreben haben zu entweichen,
somit jede feste Verbindung zwischen Papier und Gelatine allmählich aber sicher
verhindern; anderseits wird der Papierfilz selbst in kurzer Zeit von den Wasserbädern
bedeutend gelockert und erweicht, wobei dann die Gelatine abblättert. Auch stark
saugfähige, daher klebende Papiere, z. B. Kreidepapiere, falls dieselben zur Aufnahme
des Druckes benutzt werden sollen, haben- die Eigenschaft, I:gim Abheben die gequollene
Gelatine von der Unterlage loszureißen. Oft ist es wünschenswert, das Einfärben
des Druckes mittels einer Walze zu besorgen, doch wird durch den starken Zug, unter
Umständen schon nach einigem Überrollen, die ganze gequollene Gelatine vom Papier
abgerissen. Ohne vorheriges Einspannen in einen Spannrahmen kann der Öldruck 'aber
mit der Walze überhaupt nicht eingefärbt werden. Bei Kombinations- und Farbendrucken
ist übrigens ein genaues Passen der überdrucke schon sehr vom Zufall abhängig, da
ein geringer Feuchtigkeitsunterschied auch eine ungleiche Größenausdehnung des Papierfilzes
ergibt.
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Die erwähnten Nachteile werden beseitigt, wenn an Stelle von Papierunterlagen
als Träger der lichtempfindlichen bzw. gerbfähigen Druckschichten wasserdichte,
feste oder biegsame Körper, wie Glas, Metallblech, Zelluloid, imprägnierte Kartonpapiere,
verwendet werden. Für die Schichtfeuchtung wird sich dann auch die Glyzerinfeuchtung
als viel geeigneter erweisen als die übliche Wasserfeuchtung, zumal sich dabei auch
auf stark saugfähigen, z. B. Kreide- (Kunstdruck-) Papieren vorzüglich drucken läßt.
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Die Vervielfältigung eines Öldruckes .gestaltet sich hiernach so;
daß, sobald die auf eine glatte oder rauhe, aber wasserdichte Unterlage aufgegossene
und sensibilisierte Gelatineschicht unter einem transparenten Strich- oder Halbtonbild
kopiert, fertig entwickelt, gegerbt und getrocknet ist, mit einer Lichtdruckfeuchtflüssigkeit,
welche beispielsweise aus 1 1 Glyzerin, 6o ccm Wasser und 3 bis q. g Kochsalz besteht,
genügend lange gefeuchtet und nach Beseitigung der an der Oberfläche haftenden Feuchtigkeitsspuren,
mit einer Farbwalze eingefärbt wird. Durch geschickte Walzenführung ist schon jetzt
eine allgemeine, sogar lokale Bildbeeinflussung leicht möglich; mit dem Handballen,
Tampon oder Pinsel können weitere Tonmodellierungen
geschaffen
werden. Bei Bromöldruckschichten wird wohl meistens erst die richtige Gradation
der Ouellung mittels entsprechend temperierter Wasserbäder festzustellen sein und
erst nach dem Trocknen der Schicht die Glyzerinfeuchtung vorgenommen, hierauf eingefärbt.
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Von Gelatineschichten, welche sich auf wasserdichten Unterlagen befinden
und die nicht mit Wasser allein gefeuchtet werden, erhält man mindestens ebensoviele
Abzüge als vonLichtdruckplatten, da erfahrungsgemäß eine Gummi-, Stärke-, Albumin-
oder Gelatineschicht auch viel fester an ihrer Unterlage haftet, wenn auf derselben
kein Runzel- oder Lichdruckkorn entwickelt wurde, wodurch der allgemeinen und lokalen
künstlerischen Bildbeeinflussung ein weiter Spielraum geboten ist. Denn man wird
nun sowohl mit der Walze als auch mit andern geeigneten 'Farbträgern auf der Schicht
herumhantieren, Tonwerte erzeugen, verändern, verbessern oder ganz beseitigen können,
so oft man es wünscht oder so oft wie es zum Gelingen, zur Ausführung und Fertigstellung
eines jeden Bildteiles nötig erscheint, ohne daß ein Loslösen der Schicht von der
Unterlage mit oder ohne Blasenbildung zu befürchten wäre. Daher können auch, wegen
der Widerstandsfähib keit der Schicht, viel schneller eine größere Anzahl Drucke
erhalten werden, da das Einfärben mittels der Walze nun mit Leichtigkeit vonstatten
geht, ohne daß besondere Vorsichtsmaßnahmen nötig wären. Erwähnte Vorteile waren
mit den bisher verwendeten Öl- und Bromöldruckpapieren nicht zu erzielen.