DE3643824A1 - Linerschicht zur auskleidung von raketenbrennkammern - Google Patents
Linerschicht zur auskleidung von raketenbrennkammernInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine Linerschicht zur
Auskleidung von Raketenbrennstoffkammern für den Ausguß von
Composite-Treibstoffen nach dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
Um einen hohen Füllgrad zu erreichen, wird bei der
Herstellung sogenannter kammerwandgebundener (case-bonded)
Composite-Treibstoffe die zähflüssige, härtbare Treib
stoff-Masse in eine Brennkammer gegossen und darin
gehärtet. Die Brennkammer kann dabei mit einer Isolierung
versehen sein, die meist aus einem Kautschuk, wie EPDM
oder PBAN, besteht.
Damit der Treibstoff-Abbrand nur an der gewünschten Stelle
fortschreitend ist, ist es nötig, daß der Treibstoff an der
Isolierung bzw. an der Kammerwand ausgezeichnet haftet.
Anderfalls besteht nämlich die Gefahr, daß durch
Spaltbildung zwischen Treibsatz und Kammerwand bzw.
Isolierung ein Hinterbrennen des Treibsatzes erfolgt.
Um die erforderliche Haftung zu erzielen, wird der
Composite-Treibstoff nicht direkt an die Kammerwand bzw.
die Isolierung angegossen, sondern es wird zunächst eine
wenige Zehntel mm bis einige mm dicke Linerschicht auf die
Kammerwand bzw. die Isolierschicht aufgetragen, worauf der
Anguß des Composite-Treibstoffs erfolgt.
Das Bindemittel des Composite-Treibstoffs ist in der Regel
Carboxylgruppen-terminiertes Polybutadien (CTPB) oder
Hydroxylgruppen-terminiertes Polybutadien (HTPB), das mit
Isocyanat umgesetzt ist. Um eine von vorneherein gute
Haftung an dem Treibstoff zu erreichen, weisen die
bekannten Linerschichten ein entsprechendes Bindemittel
auf, also entweder CTBP/Aziridin oder HTBP/Isocyanat. Sie
enthalten ferner Ruß als Füllstoff, um die mechanischen
und thermischen Eigenschaften des Liners zu verbessern
sowie im Falle HTBP/Isocyanat zusätzlich Aziridine, um die
Haftung des Treibstoffs am Liner weiter zu verbessern.
Dabei wird bei Linern für Composite-Treibstoffe auf
CTPB-Basis meist ein Gemisch aus einem Aziridin, wie
Tris(2-methyl- 1-aziridinyl)-phosphinoxid (das unter der
Bezeichnung MAPO im Handel ist) und einem Epoxid als
Härter und Haftverbesserer verwendet und bei Linern für
Composite-Treibstoffe auf HTPB-Basis z. B. Tris-[1-(2-
ethyl)-aziridinyl]-benzol-1.3.5.-tricarboxylsäureamid (das
unter der Bezeichnung BITA im Handel ist) als Haftverbes
serer eingesetzt.
Nachteilig bei den bekannten Linerschichten ist der
relativ hohe Anteil der chemisch instabilen Aziridine. So
muß. z. B. MAPO wegen seiner Neigung zur Selbstpolymerisa
tion vor seiner Verwendung in der Regel in einem
aufwendigen Verfahren destilliert werden. BITA hingegen
ist derart instabil, daß es nur bei Temperaturen unter -
20°C für längere Zeit gelagert werden kann. Darüber hinaus
sind manche Aziridine hochviskos und entsprechend schwer
einarbeitbar. Ein weiterer Nachteil der Aziridine besteht
darin, daß sie im Verdacht stehen, kanzerogen zu sein.
Dadurch ergeben sich zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen bei
ihrer Verarbeitung. Auch ist der hohe Preis der Aziridine
von Nachteil.
Aufgabe der Erfindung ist es, eine Linerschicht sowohl für
Composite-Treibstoffe auf CTPB-Basis wie auf HTPB/
Isocyanat-Basis zu schaffen, welche zu einer zumindest
gleich guten Haftung wie aziridinhaltige Linerschichten am
Treibstoff führt, jedoch die vorstehend geschilder
ten Probleme aziridinhaltiger Linerschichten aufweist.
Dies wird erfindungsgemäß durch die im Anspruch 1
angegebenen Maßnahmen erreicht. Vorteilhafte Ausgestaltun
gen der erfindungsgemäßen Linerschicht sind in den
Unteransprüchen gekennzeichnet.
Erfindungsgemäß wird also ein organisches Säureamid als
Füllstoff eingesetzt. Überraschenderweise wirkt dieser
Füllstoff zugleich als Haftverbesserer, so daß auf die
Verwendung von Aziridinen vollständig verzichtet werden
kann. Der sonst als Füllstoff verwendete Ruß kann also
teilweise oder ganz weggelassen werden. Abgesehen von dem
Verzicht auf Aziridine, dem teilweisen oder vollständigem
Weglassen von Ruß, dem Einsatz des organischen Säureamids
und daß sie auch bei Composite-Treibstoffen auf CTPB-Basis
als Bindemittel HTPB, versetzt mit Isocyanat, enthält.
Durch die erfindungsgemäße Linerschicht ergibt sich eine
wesentlich unproblematischere Verarbeitung als bei den
bekannten Aziridine enthaltenen Linerschichten sowie eine
überraschend gute Haftung an HTBP-Treibstoffen. Besonders
überraschend ist, daß auch bei Anguß von CTPB-Treibstof
fen, die auf einem ganz anderen Härtungsmechanismus als
das HTPB/Isocyanat-Bindemittel beruhen, eine ausgezeich
nete Haftung der erfindungsgemäßen Linerschicht an dem
CTPB-Treibstoff erzielt wird. Dies ist von großem
Vorteil. Erfindungsgemäß kann nämlich eine einzige
Liner-Formulierung sowohl für HTPB- wie für CTPB-Treib
stoffe verwendet werden, während nach dem Stand der
Technik für HTPB-Treibstoffe eine HTPB-Linerformulierung
und für CTPB-Treibstoffe eine CTPB-Linerformulierung
verwendet werden mußte.
Als organisches Säureamid ist insbesondere Oxamid geeig
net. Die Teilchengröße des organischen Säureamids bzw.
Oxamids beträgt dabei vorzugsweise weniger als 100 µm,
besonders bevorzugt weniger als 50 µm.
Auch kann die erfindungsgemäße Linierschicht noch weitere
Füllstoffe enthalten. Dabei werden solche zusätzlichen
Füllstoffe bevorzugt, die thixotropierende Eigenschaften
aufweisen und dadurch die unausgehärtete Linerschicht-Mas
se nichttropfend machen, wodurch sie leichter und gleich
mäßiger auf die Isolierschicht bzw. die Brennkammer
innenwand aufgetragen werden kann. Als solche zusätzliche
Füllstoffe sind insbesondere Derivate des Rhizinusöls (z.
B. Thixcin der Fa. NL Industries, Inc.), Bentonite oder
Ruße mit thixotropierenden Eigenschaften geeignet.
Wie bei Linerschichten üblich, kann die erfindungsgemäße
Linerschicht weitere Komponenten enthalten, beispielsweise
Weichmacher oder Alterungsschutzmittel.
Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Linerschicht werden
zunächst die Komponenten: HTPB, Härtungskatalysator,
organisches Säureamid sowie gegebenenfalls Alterungs
schutzmittel, Weichmacher und zusätzlicher Füllstoff
miteinander vermischt. In dieses Gemisch wird dann das
Isocyanat eingearbeitet, wobei die isocyanathaltige Masse
vor der Weiterverarbeitung im Vakuum entgast wird.
Das Aufbringen der Linerschicht auf die Brennkammerinnen
wand bzw. auf die darauf befindliche Isolierschicht
erfolgt, wie üblich, durch Einschleudern, Spritzen,
Streichen oder Spachteln oder im Eingußverfahren, und zwar
während der Topfzeit der Masse, d. h. bevor sie ihren
Gelpunkt erreicht. Die so aufgetragene Masse wird dann
zwischen 15°C und 70°C, vorzugsweise zwischen 18°C und
60°C solange gehärtet, bis der sogenannte "tack-free-
point" erreicht ist, d. h. die Linerschicht bei Berührung
z. B. mit einem Finger oder einem anderen Gegenstand nicht
mehr an diesem kleben bleibt. Danach wird Treibstoff in
die Brennkammer eingegossen und wie üblich gehärtet.
Die nachstehenden Beispiele dienen der weiteren Erläute
rung der Erfindung.
64,67 Gewichtsteile Hydroxyl-therminiertes Polybutadien,
1,00 Gewichtsteile Vulkanox BKF (Bayer AG) als Alterungs
schutzmittel, 0,002 Gewichtsteile Eisenacetylacetonat als
Härtungskatalysator, 5,18 Gewichtsteile Isodecylpelargonat
als Weichmacher und 24,00 Gewichtsteile Oxamid werden
miteinander vermischt. Das Gemisch wird entgast, worauf
5,15 Gewichtsteile Hexamethylendiisocyanat eingearbeitet
werden. Nach erneutem Entgasen wird die Masse auf übliche
Weise auf die Brennkammerinnenwand bzw., wenn diese mit
einer Isolierung versehen ist, auf die Isolierung aufge
tragen und teilweise oder vollständig ausgehärtet. Danach
wird ein HTPB-Composite-Treibstoff eingegossen und durch
Erwärmen der Brennkammer ausgehärtet.
51,03 Gewichtsteile Hydroxyl-therminiertes Polybutadien,
0,79 Gewichtsteile Vulkanox BKF, 0,039 Gewichtsteile
Eisenacetylacetonat, 3,74 Gewichtsteile Isodecylpelargo
nat, 39 40 Gewichtsteile Oxamid und 0,95 Gewichtsteile Ruß
(Corax L der Degussa AG) werden miteinander vermischt.
Nach Entgasen des Gemischs werden, 4,06 Gewichtsteile
Hexamethylendiisocyanat eingearbeitet. Die weitere Verar
beitung der Masse erfolgt wie im Beispiel 1. Als
Composite-Treibstoff wird jedoch ein CTPB-Composite-
Treibstoff verwendet.
Die nach den Beispielen 1 und 2 hergestellten Treibsätze
wurden sogenannten Schältests unterworfen. Das heißt es wurde
versucht, die Linerschicht mechanisch vom Treibsatz zu
lösen. Die Schältests führten jedoch zu einem Bruch des
Treibsatzes, d. h. die Festigkeit der Haftung der
erfindungsgemäßen Linerschicht am Treibstoff ist größer
als die Festigkeit des Treibstoffs selbst.
Claims (5)
1. Linerschicht zur Auskleidung von Raketenbrennkammern
für den Anguß von Hydroxylgruppen- oder Carboxylgruppen
terminiertes Polybutadien als Bindemittel enthaltenden
Composite-Treibstoffen, wobei die Linerschicht ein
Polybutadien-Bindemittel und einen Füllstoff enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß das Polybutadienbindemittel
der Linerschicht sowohl im Fall eines Hydroxylgruppen-
terminierten Polybutadien-Composite-Treibstoffs wie im
Fall eines Carboxylgruppen-terminierten Polybutadien-
Composite-Treibstoffs ein mit Isocyanat umgesetztes
Hydroxylgruppen-terminiertes Polybutadien ist und der
Füllstoff durch ein festes organisches Säureamid
gebildet werden.
2. Linerschicht nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Gehalt des organischen Säureamids 10 bis 60.
vorzugsweise 20 bis 50% des Gewichts der Linerschicht
beträgt.
3. Linerschicht nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Säureamid Oxamid ist.
4. Linerschicht nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß sie bis zu 20 Gew.-% weitere
Füllstoffe neben dem Säureamid enthält.
5. Linerschicht nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die weiteren Füllstoffe Derivate des Rhizinusöls,
Bentonite oder Ruße sind.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863643824 DE3643824A1 (de) | 1986-12-20 | 1986-12-20 | Linerschicht zur auskleidung von raketenbrennkammern |
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Publications (2)
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Cited By (4)
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- 1986-12-20 DE DE19863643824 patent/DE3643824A1/de active Granted
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DE3643824C2 (de) | 1990-04-12 |
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