DE3635010A1 - Erzeugung von synthetischem anatas aus ilmeniten mit duennsaeure - Google Patents
Erzeugung von synthetischem anatas aus ilmeniten mit duennsaeureInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur direkten Drucklaugung
von Ilmeniten mit Dünnsäure, wobei der Eisenanteil, die Nebenbe
standteile Chrom, Mangan, Vanadium u. a. in Lösung überführt wer
den und Titan in Form von Anatas (TiO₂) im Rückstand konzentriert
wird. Dieses synthetische Anataskonzentrat stellt dann den Aus
gangsstoff für die Erzeugung von TiO₂-Pigment nach dem Sulfat
verfahren dar. Die dabei anfallende eisenarme Dünnsäure wird zur
Erzeugung von synthetischem Anatas im Kreislauf geführt.
Für die Gewinnung von TiO₂-Pigment sind Ilmenit- und Rutilkon
zentrate die Rohstoffe. Ilmenitkonzentrate werden aufgrund ihres
Eisengehaltes, der stöchiometrisch 37% beträgt, ausschließlich
nach dem Sulfatverfahren aufgearbeitet. Rutilkonzentrate stellen
den Rohstoff für das Chloridverfahren dar. An der gegenwärtig
vorhandenen Kapazität aller TiO₂-Pigmentfabriken hat das Sulfat
verfahren einen Anteil von 60% und das Chloridverfahren 40%
(Chem. Ind. 5, 1986). Das Sulfatverfahren ist demnach das wich
tigere TiO₂-Pigmentverfahren.
Während beim Chloridverfahren der Anfall an umweltbelastenden
Abgängen unbedeutend ist, entstehen beim Sulfatprozeß Abfälle
in einem Umfang, die eine Umweltbelastung von erheblichem Aus
maß darstellt. Je Tonne TiO₂-Pigment fallen bei der Verarbei
tung von Ilmenitkonzentraten etwa 15 Tonnen Abfälle an, die aus
11 Tonnen Dünnsäure mit 2,4 Tonnen Schwefelsäure, 0,3 Tonnen
Eisen(II)sulfat und 0,4 Tonnen anderer Sulfate und zusätzlich
etwa 3,8 Tonnen Grünsalz (FeSO₄·7H₂O) bestehen. In der Bundes
republik Deutschland werden bis heute noch 75% der anfallenden
Dünnsäure, das entspricht 1,4 Mio Tonnen, jährlich in der Hoch
see verklappt. Diese Form der Abfallbeseitigung ist ab 1990 in
der Bundesrepublik Deutschland verboten.
Eine Möglichkeit zur Umgehung der Umweltbelastung durch das Sul
fatverfahren ist die Substitution dieses Verfahrens durch das
Chloridverfahren. Da die Reserven des für das Chloridverfahren
erforderlichen Rohstoffes Rutil begrenzt sind, wurde eine Reihe
von Voranreicherungsverfahren zur Erzeugung von synthetischem
Rutil aus Ilmeniten entwickelt. Aufgrund der geringen Lösege
schwindigkeit von Ilmenit in verdünnten anorganischen Aufschluß
mitteln gehen die als BENILITE-, MURSO-, CSIRO- und Mitsubishi-
Verfahren bekannten Prozesse im wesentlichen von der pyrometall
urgischen Reduktion bzw. Oxidation und anschließenden Abtrennung
des Eisens mit Salzsäure, Ammoniumchlorid bzw. Chlorgas als
Eisen(II)oxid, Magnetit bzw. Hämatit aus (Batelle-Institut e. V.
Frankfurt/Main 1981).
Nach dem ebenfalls als Voranreicherungsverfahren zur Erzeugung
von synthetischem Rutil aus Ilmeniten bekannten Ishihara-Ver
fahren (Ishihara Annual Report 1980) werden Ilmenitkonzentrate
mit Koks oder Kohle im Drehrohrofen bei 800-950°C reduziert
und anschließend das reduzierte zweiwertige Eisen unter Druck
im Autoklaven bei ca. 130°C mit 20%iger Schwefelsäure gelaugt.
Der neben der silikatischen Gangart verbleibende TiO₂-Nieder
schlag wird gewaschen, getrocknet und bei 800°C im Drehrohr
ofen zu synthetischem Rutil mit einem Gehalt von 95% TiO₂ kal
ziniert. Das Verfahren bezieht die erforderliche Dünnsäure für
die Eisenabtrennung aus dem Anlageverbund mit einer nach dem
Sulfatverfahren arbeitenden TiO₂-Pigmentfabrik. Voraussetzung
für den Einsatz der Dünnsäure ist eine Konzentrierung zur Ab
trennung des vorlaufenden Eisenanteils als Grünsalz. Der er
zeugte synthetische Rutil wird in einer nachfolgenden Verfah
rensstufe nach dem Chloridverfahren zu TiO₂-Pigment aufgearbei
tet. Als Zwischenglied zwischen Sulfat- und Chloridverfahren
gelingt es, mit dem Ishihara-Verfahren die Dünnsäure im Kreis
lauf zu fahren; Abgänge sind Grünsalz und Eisenchlorid.
Es muß eingeräumt werden, daß es mit der letztgenannten Ver
fahrensweise möglich ist, das Abfallproblem beim herkömmlichen
Sulfatprozeß entscheidend einzugrenzen. Es gelingt jedoch nicht,
ohne eine Kopplung mit dem Chloridprozeß auszukommen.
Mit der Entwicklung von Spezialprodukten, wie Faseranatas oder
TiO₂-Pigmenten mit besonders hohen Oberflächen zur Herstellung
metalldotierter Katalysatoren für die Bindung von Stickoxiden
aus Rauchgasen u. a., kommt nur das Sulfatverfahren infrage.
Deshalb wird auf dieses Verfahren auch in Zukunft nicht verzich
tet werden können (Chem. Ind. 5, 1986).
Aufgabe der Erfindung ist es, ein hydrometallurgisches Verfah
ren zur direkten Drucklaugung von Ilmeniten mit Dünnsäure zur
Verfügung zu stellen, wobei der Eisenanteil und die im sauren
Milieu lösbaren Nebenbestandteile, wie Chrom, Mangan, Vanadium
u. a., abgetrennt werden können und ein für den nachfolgenden
Sulfataufschluß weitgehend eisenfreies kristallines TiO₂-Kon
zentrat entsteht.
Die Patentansprüche 1 bis 2 enthalten die Lösung dieser Aufgabe.
Danach werden Ilmenitkonzentrate mit einem Energieaufwand von
50 bis 300 kWh/t einer mechano-chemischen Beanspruchung ausge
setzt und anschließend mit 10 bis 60%iger Schwefelsäure (Dünn
säure) bei 120 bis 220°C im Autoklaven 15 Minuten bis 3 Stunden
- gegebenenfalls in Gegenwart von metallischem Eisen - gelaugt,
wobei der Eisenanteil sowie die lösbaren Nebenbestandteile, wie
Chrom, Mangan, Vanadium u. a., fast vollständig in Lösung über
führt werden, während sich Titan in kristalliner Form als TiO₂
im Rückstand befindet. Die Kristallstruktur entspricht weit
gehend der des Anatas, wobei der Kristallisationsgrad von den
Laugungsbedingungen bestimmt wird. Das auf diese Art erzeugte
synthetische Anataskonzentrat wird anschließend zwischen 100
und 600°C erhitzt und kann je nach Silikatgehalt des vorlaufen
den Ilmenits einen TiO₂-Gehalt bis zu 93% erreichen. Im Gegen
satz zu synthetischem Rutil, der aufgrund seiner geringen Reak
tionsgeschwindigkeit nur nach dem Chloridverfahren zu TiO₂-Pigment
aufgearbeitet werden kann, ist synthetischer Anatas in
hervorragender Weise als Ausgangsstoff für den Sulfatprozeß ge
eignet. Die entstehende Dünnsäure ist nahezu eisenfrei und kann
ohne Konzentrierung direkt zum Aufschluß mechano-chemisch bean
spruchter Ilmenitkonzentrate verwendet werden.
Der entscheidende Vorteil gegenüber allen bekannten Voranreiche
rungsverfahren zur Erzeugung von synthetischem Rutil aus Ilmeniten,
die einen nachfolgenden Chloridprozeß erforderlich machen,
ist, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Modifizierung
des herkömmlichen Sulfatprozesses für Ilmenite derart gelingt,
daß durch direkte Kreislaufführung der beim Anatasaufschluß an
fallenden weitgehend eisenfreien Dünnsäure eine zweistufige
Nutzung der Einsatzsäure möglich ist und sich der Gesamtsäure
bedarf bei stöchiometrischem Eisengehalt bis zu 42% herabsetzen
läßt. Durch die gezielte Anatasbildung wird außerdem ein Vor
stoff erzeugt, der sich weitgehend verlustfrei zu TiO₂-Pigment
aufarbeiten läßt und der keiner Nachbehandlung durch Kalzinie
rung bedarf, so daß Abgasprobleme entfallen. Die Abtrennung des
Eisenanteils sowie der lösbaren Nebenbestandteile, wie Chrom,
Mangan, Vanadium u.a., vor dem TiO₂-Aufschluß macht darüber hin
aus die äußerst kostenintensive Vakuumabkühlung zur Abtrennung
des Eisen(II)sulfates überflüssig und erlaubt nach dem Anatas
aufschluß höhere Ti-Konzentration beim Auflösen des Sulfatku
chens.
Die Erfindung wird anhand von folgendem Beispiel erläutert:
Ein Ilmenitkonzentrat mit der in Tabelle 1 angegebenen Zusammen
setzung wurde in einer nach dem Drehkammer-Prinzip arbeitenden
Schwingmühle mit einem Energieaufwand von 100 kWh/t mechanisch
aktiviert. Der Aktivierungsgrad wurde durch Messung der Röntgen
beugungsintensitäten an der Gitterebene 104 mit 0,4 bestimmt.
Danach erfolgte der Aufschluß in einem Laborautoklaven mit einem
Verhältnis zwischen Suspensions- und Gasvolumen von 1 : 2,5 bei
einer Feststoffkonzentration von 300 g/l unter folgenden Reak
tionsbedingungen:
Temperatur:220°C
H₂SO₄27 Gew.-%
Fe-Schrott:6%
Reaktionsdauer:1 Stunde
Nach der Trennung fest/flüssig und der Trocknung bei 200°C bzw.
Kalzinierung bei 600°C wurde das ebenfalls in Tabelle 1 aufge
führte Ergebnis erzielt. Durch Röntgenbeugung wurde Anatas mit
einem Kristallisationsgrad gemessen an Anatas-Pigment von 0,6
bzw 0,7 bestimmt. Der anschließende Aufschluß des erzeugten
synthetischen Anatas bei 220°C und einem H₂SO₄-Einsatz von
2 Mol H₂SO₄/1 Mol TiO₂ ergab nach einer Reaktionsdauer von
2 Stunden einen Aufschlußkuchen, dessen Titananteil mit H₂O
im Verhältnis 1 : 2,5 bei 40°C nach 15 Minuten nahezu vollstän
dig in Lösung überführt werden konnte. Zur Herstellung von TiO₂-
Pigment wurde in bekannter Weise verfahren.
Claims (11)
1. Verfahren zur naßchemischen Abtrennung des Eisenanteils und
der lösbaren Nebenbestandteile Chrom, Mangan, Vanadium u. a.
aus Ilmenitkonzentraten und Überführung des Titananteils in
kristallinen Anatas, so daß dieser mit dem unlösbaren sili
katischen Rest ein hochwertiges synthetisches Anataskonzen
trat bildet,
dadurch gekennzeichnet, daß
Ilmenitkonzentrate mit einem Energieaufwand von 50 bis
300 kWh/t einer mechano-chemischen Beanspruchung ausgesetzt
werden und anschließend mit 10 bis 60%iger Dünnsäure (Schwe
felsäure) bei Temperaturen von 120 bis 220°C im Autoklaven
15 Minuten bis 3 Stunden gelaugt werden, wobei der Eisenan
teil sowie die lösbaren Nebenbestandteile Chrom, Mangan,
Vanadium u. a. fast vollständig in Lösung überführt werden,
während sich Titan in kristalliner Form neben unlösbaren
Silikaten im Rückstand befindet, der anschließend bei Tem
peraturen zwischen 100 und 600°C erhitzt wird und ein hoch
wertiges synthetisches Anataskonzentrat darstellt, das den
Vorstoff für die Herstellung von TiO₂-Pigment nach dem Sul
fatverfahren bildet.
2. Verfahren zur naßchemischen Gewinnung eines hochwertigen
synthetischen Anataskonzentrates als Vorstoff für die Her
stellung von TiO₂-Pigment aus Ilmenitkonzentraten,
dadurch gekennzeichnet, daß
die zum Aufschluß des gewonnenen synthetischen Anataskonzen
trates bei stöchiometrischem Schwefelsäureeinsatz anfallende
eisenfreie Dünnsäure mit 10 bis 60%iger H₂SO₄ zur nochmaligen
Verwendung für die Laugung des Eisenanteils und der lös
baren Nebenbestandteile Chrom, Mangan, Vanadium u. a. aus Il
menitkonzentraten, die mit einem Energieaufwand von 50 bis
300 kWh/t mechano-chemisch beansprucht wurden, im Autoklaven
bei Temperaturen von 120 bis 220°C und einer Reaktionsdauer
von 15 Minuten bis 3 Stunden eingesetzt wird, wobei der Schwe
felsäurebedarf zur Herstellung von TiO₂-Pigment aus Ilmenit
konzentraten gegenüber dem herkömmlichen Sulfatverfahren bis
zu 40% und der Dünnsäureanfall entsprechend herabgesetzt
werden können.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Ilmenitkonzentrate durch Schwingmahlung aufschlußfähig
mechano-chemisch beansprucht werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß
für die mechano-chemische Beanspruchung Energie von 50 bis
200 kWh/t benötigt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Laugung der mechano-chemisch beanspruchten Ilmenitkon
zentrate bei Temperaturen zwischen 180 und 220°C erfolgt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
die eingesetzte Dünnsäure eine Konzentration zwischen 20
und 40% besitzt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Laugedauer 15 Minuten bis 2 Stunden beträgt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
als Reduktionsmittel bei der Laugung von mechano-chemisch
vorbehandeltem Ilmenit Eisenschrott eingesetzt wird.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
der erzeugte synthetische Anatas mit konzentrierter H₂SO₄
im stöchiometrischen Verhältnis aufgeschlossen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die beim Anatasaufschluß anfallende Dünnsäure vollständig
zur Laugung von mechano-chemisch behandelten Ilmenitkonzen
traten rezirkuliert wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Trocknung des synthetischen Anatas nach der Trennung
fest/flüssig bei Temperaturen zwischen 100 und 200°C erfolgt.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863635010 DE3635010A1 (de) | 1986-10-10 | 1986-10-10 | Erzeugung von synthetischem anatas aus ilmeniten mit duennsaeure |
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DE19863635010 DE3635010A1 (de) | 1986-10-10 | 1986-10-10 | Erzeugung von synthetischem anatas aus ilmeniten mit duennsaeure |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE3635010A1 true DE3635010A1 (de) | 1988-04-14 |
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ID=6311723
Family Applications (1)
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DE19863635010 Withdrawn DE3635010A1 (de) | 1986-10-10 | 1986-10-10 | Erzeugung von synthetischem anatas aus ilmeniten mit duennsaeure |
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