DE3630470A1 - Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungen - Google Patents
Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungenInfo
- Publication number
- DE3630470A1 DE3630470A1 DE19863630470 DE3630470A DE3630470A1 DE 3630470 A1 DE3630470 A1 DE 3630470A1 DE 19863630470 DE19863630470 DE 19863630470 DE 3630470 A DE3630470 A DE 3630470A DE 3630470 A1 DE3630470 A1 DE 3630470A1
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- reaction
- lithium
- energy
- plasma
- heated
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Ceased
Links
Classifications
-
- G—PHYSICS
- G21—NUCLEAR PHYSICS; NUCLEAR ENGINEERING
- G21B—FUSION REACTORS
- G21B1/00—Thermonuclear fusion reactors
-
- G—PHYSICS
- G21—NUCLEAR PHYSICS; NUCLEAR ENGINEERING
- G21H—OBTAINING ENERGY FROM RADIOACTIVE SOURCES; APPLICATIONS OF RADIATION FROM RADIOACTIVE SOURCES, NOT OTHERWISE PROVIDED FOR; UTILISING COSMIC RADIATION
- G21H3/00—Arrangements for direct conversion of radiation energy from radioactive sources into forms of energy other than electric energy, e.g. into light or mechanic energy
-
- Y—GENERAL TAGGING OF NEW TECHNOLOGICAL DEVELOPMENTS; GENERAL TAGGING OF CROSS-SECTIONAL TECHNOLOGIES SPANNING OVER SEVERAL SECTIONS OF THE IPC; TECHNICAL SUBJECTS COVERED BY FORMER USPC CROSS-REFERENCE ART COLLECTIONS [XRACs] AND DIGESTS
- Y02—TECHNOLOGIES OR APPLICATIONS FOR MITIGATION OR ADAPTATION AGAINST CLIMATE CHANGE
- Y02E—REDUCTION OF GREENHOUSE GAS [GHG] EMISSIONS, RELATED TO ENERGY GENERATION, TRANSMISSION OR DISTRIBUTION
- Y02E30/00—Energy generation of nuclear origin
- Y02E30/10—Nuclear fusion reactors
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Energiegewinnung
durch Kernreaktionen, bei denen die miteinander
reagierenden Elemente in einer elektrischen Entladung
von hoher Spannung und Stromstärke zu hoher Temperatur
aufgeheizt werden.
Atomkernenergie wird seit langem großtechnisch aus der
Kernspaltung von Uran 235 und Plutonium gewonnen. Diese
Technik ist ausgereift und wird allgemein beherrscht.
Im Falle mutwilliger oder fahrlässiger Störung können
schwerwiegende Unfälle eintreten. Außerdem entstehen
große Mengen radioaktiver Substanzen, die entsprechende
Gefahren mit sich bringen. Die Entsorgung bereitet
Schwierigkeiten.
Daneben besteht die Möglichkeit, Atomkernenergie durch
die Vereinigung leichter Elemente zu schwereren
Elementen zu gewinnen (Kernfusion). Dieser Vorgang
spielt sich in der Sonne und anderen Fixsternen und
bei der Explosion von Wasserstoffbomben ab. Seit langem
wird an Projekten gearbeitet, die eine technisch ausführbare,
kontrollierte Kernfusion zur Gewinnung der
Fusionsenergie zum Ziel haben. In verschiedenen Großforschungsanlagen
wie z. B. Garching, Jülich, Culham
u. a. wird versucht, Deuterium- oder Deuterium-Tritium-
Gas in starken Magnetfeldern einzuschließen und gleichzeitig
das Plasma durch Einspeisung großer Energiemengen
bis gegen 100. Millionen°K aufzuheizen und so
eine thermonukleare Fusionsreaktion zum stabilen Helium
auszulösen. Bis heute ist es nicht gelungen, diese
Fusionsbedingungen für den praktischen Einsatz nutzbar
zu machen.
Eine andere Entwicklungsrichtung versuchte, die hohen
Temperaturen für die thermonukleare Reaktion durch eine
elektrische Entladung zu erzeugen. Dabei wurde das
Konzept verfolgt, möglichst schnell möglichst viel
Energie in möglichst wenig Materie einzubringen, um
diese beliebig hoch aufzuheizen. Zu diesem Zweck wurden
mit hoher Spannung und Energie aufgeladene Kondensatorbatterien
über dünne Drähte kurzgeschlossen, wobei
die Drähte explosionsartig verdampfen. Die erwartete
hohe Temperatur blieb jedoch aus, da sich bei derartigen
Entladungen hinderliche Instabilitäten entwickeln, zu
Beginn vom Typ m = 0, später vom Typ m = 1. Um diese
zu vermeiden, wurden sehr schnelle Entladungen vorgeschlagen.
Unter Verwendung des Plasma-"Trägheitseinschlusses"
oder auch des "Einschlusses durch das
magnetische Eigenfeld" versuchte man in den 60iger
Jahren mit möglichst niederinduktiven und daher sehr
schnellen Entladungskreisen große Kondensatorbatterien
über sehr dünne Drähte kurzzuschließen und erreichte
Stromanstiegszeiten von 10⁶ Amp./µsec und mehr (die
Literatur der 60iger Jahre ist zusammengestellt in den
Büchern von W. G. Chase und H. K. Moore "Exploding Wires",
Plenum Press 1959, 1961, 1964, 1967).
Ein Teil dieser Versuche erstrebte thermonukleare
Reaktionen von Deuterium-Kernen. Der Nachweis der gelungenen
(d,d)-Reaktion wurde so geführt, daß man die
Drähte deuterierte - z. B. Palladium, das sehr große Mengen
D₂ aufnimmt - und die integrierte Neutronenausbeute der
erwarteten (d,d)-Reaktionen durch Aktivierung von Silber-
oder Rhodium-Blechen maß. Die Anzahl der beobachteten
Neutronen blieb klein und war nicht reproduzierbar. Die
höchste je bekannt gewordene Neutronenausbeute wurde
von Stephanakis und Mitarbeitern bei der Explosion
deuterierter Nylonfäden erreicht: 10¹⁰ Neutronen bei
der Anlegung von Kondensatoren, die auf 10⁶ Volt aufgeladen
waren (S. J. Stephanakis, L. S. Levine, D. Mosher,
I. M. Vitkovitsky und F. Young, Phys. Rev. Letters 29.
568. 1972).
Katzenstein und Sydor haben 1962 auf diese Weise Lithium-
Drähte explodiert, die durch Beigabe von Lithium-Deuterid
mit Deuterium dotiert waren. Sie benutzten schnelle Entladungen
mit einer Schwingungsdauer von T = 2,5 µsec,
um für kurze Zeit genügend hohe Temperaturen für thermonukleare
(d,d)-Reaktionen zu erhalten. Sie erhielten
10⁶ Neutronen, die als Ergebnis von thermonuklearen
Deuterium-Reaktionen gedeutet wurden, wobei die Autoren
mit einem thermischen Gleichgewicht von 10-6 sec. Dauer
und Temperaturen von 300 eV = 3,3 Mio. °K rechnen. (J.
Katzenstein und M. Sydor, Journ. of appln. Phys. 33.
718. 1962).
Das Institut für Experimental-Physik der Universität
Kiel hat ebenfalls in den 60iger Jahren flüssige Fäden
aus einer Lösung von Lithium in schwerem Ammoniak über
die Entladung von Kondensatorbatterien explodieren
lassen, die mit 100 kJoule Energieinhalt auf 200 kV aufgeladen
waren. Man erhielt nur gelegentlich und nicht
reproduzierbar eine geringe Neutronenausbeute. Die zeitliche
Auflösung ergab, daß die wenigen gemessenen
Neutronen lange vor dem ersten Strommaximum auftraten.
Es erscheint unverständlich, warum trotz Vollionisation
und Einspeisung eines 26fachen Energie-Überschusses
zur Aufheizung des Plasmas auf Fusionstemperatur keine
Fusion erzielt wurde. Offenbar setzt nach einer kurzen
Aufheizphase, während der gelegentlich Neutronen aus
Fusionsprozessen beobachtet wurden, mit Überschallgeschwindigkeit
eine Explosionswelle ein, die eine starke
adiabatische Abkühlung mit sich bringt (U. Fischer, H.
Jäger und W. Lochte-Holtgreven, Phys. Letter 44 B. 161,
1973; H. Jäger und W. Lochte-Holtgreven, Zeitschrift
Physik 198. 372. 1967).
Diese Versuche zeigen, daß allein durch Energieerhöhung
das Ziel einer beliebig hohen Temperatur und einer
thermonuklearen (d,d)-Reaktion nicht erreicht werden
kann, weil auch bei sehr schneller Energieeinspeisung
Instabilitäten die angestrebten hohen Stromdichten verhindern
und während der Einspeisungsphase die Energie
durch andere Vorgänge wieder abgeführt wird. Außerdem
lassen die immer höher werdenden eingesetzten Energiemengen
für die Entladung eine wirtschaftliche und
technische Nutzung immer unrealistischer erscheinen.
Die Erfindung hat die Aufgabe, einen weiteren Weg aufzuzeigen,
wie durch eine elektrische Entladung eine Kernreaktion
ausgelöst werden kann, wobei dieser Weg mit
wesentlich weniger eingespeister Energie auskommt. Zur
Lösung schlägt die Erfindung vor, die Reaktion bei einer
Temperatur unterhalb der Temperatur einer thermonuklearen
Reaktion durchzuführen und im aufgeheizten Plasma in
der Strombahn starke Turbulenzen zu erzeugen, die ihrerseits
im aufgeheizten Plasma ungeordnete lokale
elektrische Felder erzeugen. Hiernach wird keine reinthermonukleare
Reaktion angestrebt, bei welcher die
vollionisierte Kerne allein aufgrund ihrer thermischen
Bewegungsenergie bei Stößen das wechselseitige abstoßende
elektrische Potential überwinden und miteinander
reagieren können. Vielmehr findet eine hybride
Kernreaktion statt, bei welcher die hohe Temperatur und
die ungeordneten elektrischen Felder im Plasma zusammenwirken.
Das Plasma wird soweit aufgeheizt, daß zum
mindesten ein Teil der Atome voll ionisiert ist und eine
hinreichend hohe Grundenergie besitzt. Die elektrischen
Felder beschleunigen die Kerne weiter so weit, daß bei
Stößen eine Kernreaktion stattfindet.
Im folgenden wird die Erfindung für ein Ausführungsbeispiel
anhand der Versuche näher beschrieben, die der
Erfinder im Institut für Experimentalphysik an der Universität
Kiel ausgeführt hat.
Diese Versuche haben nicht die übliche Deuterium-
Deuterium- oder Deuterium-Tritium-Reaktion angestrebt,
sondern die in der allerersten Arbeit über "künstliche
Kernzertrümmerung "von Cockcroft und Walton bereits 1932
beschriebene Fusion von Lithium und Wasserstoff zu dem
instabilen
das anschließend in zwei
α-Teilchen unter Energieabgabe von 15 MeV zerplatzt
(J. D. Cockcroft und E. T. S. Walton, Proc. Roy. Soc.
Lond (A) 137. 229. 1932). Diese Spallationsprozesse
wurden inzwischen mit beschleunigten Protonen von nur
20 kV ausgelöst. Sie verlaufen nach folgender Reaktionsgleichung:
Während Cockcroft und Walton und andere diese Reaktion
durch Beschleunigung von Protonen gegen festes Lithium
auslösten, wird nach dem Vorschlag dieser Erfindung ein
Plasma aus Lithium und Wasserstoff in der beschriebenen
Weise zur Reaktion gebracht.
Die Reaktion läßt sich in gleicher Weise mit Lithium
und Deuterium ausführen, wobei zusätzlich noch ein
Neutron entsteht und von der Reaktionsenergie auf das
Neutron 10 MeV und auf die α-Teilchen je 2,5 MeV entfallen.
Diese Reaktion folgt der Gleichung:
Bei den Versuchen wurde diese Reaktion zwischen Lithium
und Deuterium verwendet, da sich die Reaktion über die
entstehenden Neutronen gut nachweisen läßt.
Für die Versuche wurden unter einer Schutzgasatmosphäre
metallisches Lithium und Lithium-Deuterid in einem Mörser
zusammengestampft und aus dieser Mischung mit einer
Lithium-Presse Drähte von etwa 1 mm Durchmesser gepreßt.
Diese Drähte wurden in Glasröhrchen von 60 mm Länge geschoben
und an beiden Enden mit Eisenstöpseln luftdicht
verschlossen. Über diese Drähte wurde eine auf 100 kV
aufgeladene Kondensatorbatterie von 20 kJoule Energieinhalt
kurzgeschlossen und dadurch der Draht zur
Explosion gebracht. Gleichzeitig wurden evtl. austretende
Neutronen über Plastik-Scintillatoren und angeflanschte
Photomultiplier gemessen, deren Strom mit einem Oszillographen
registriert wird. Mit dieser bekannten Meßanordnung
konnte der zeitliche Verlauf der Neutronenemission
genau gemessen werden.
Bei der Entladung zeigten sich beginnend 2 µsec. nach
Einschalten des Stromes etwa 10 000 Neutronen, die über
einen längeren Zeitraum und mehrere Wellen der schwingenden
Entladung verteilt waren. Der späte Beginn der
Neutronenbildung und die Verteilung über einen längeren
Zeitraum sind für die Ausdeutung der Versuchsergebnisse
wichtig. Denn zu dieser Zeit ist die Ausbreitung der
Explosionswelle und die damit verbundene adiabatische
Abkühlung des Plasmas bereits in vollem Gange. Die
Neutronen können deshalb nicht durch eine thermonukleare
Kernreaktion entstanden sein. Über dies reichte die eingespeiste
Energie nicht aus, um das Plasma auf die erforderlichen
Temperaturen für eine thermonukleare
Reaktion aufzuheizen. Bei allen früheren Untersuchungen
wurden demgegenüber für die Kernreaktion der Zeitpunkt
der magnetischen Kompressionen, d. h. der Zeitpunkt höchster
Stromdichte angestrebt, z. B. auch bei den Untersuchungen
von Katzenstein und Sydor sowie den früheren Untersuchungen
im Institut für Experimentalphysik an der Universität
Kiel.
Gleichzeitig mit den Neutronen wurden viele hochfrequente
elektrische Störungen im MHz-Bereich beobachtet, die
von Funken im Plasma der Entladung herrührten und durch
feinste Risse in der Oszillographenleitung in die Aufzeichnung
einstreuten. Auf der Aufzeichnung lassen sich
die hochfrequenten Störungen von den durch die Neutronen
ausgelösten Signalen gut unterscheiden, weil die
Störungen symmetrisch zur Nullinie verlaufen, während
die von den Neutronen ausgelösten Signale immer nur einseitig
nach unten gerichtet sind. Die Neutronen traten
stets nur solange auf, wie diese elektrischen Störungen
anhielten. Die Störungen und die Neutronen zeigten sich
stets simultan. Daraus ergibt sich, daß die Kernfusion
mit elektrischen Feldern gekoppelt ist, die gleichzeitig
mit der hohen Temperatur auftreten. Daß die beobachteten
Kernreaktionen durch diese elektrischen Felder im Verein
mit der hohen Temperatur in einer Hybrid-Reaktion ausgelöst
wurden, wird durch eine Betrachtung der Energieverteilung
bestätigt; über die für eine Vollionisation
erforderliche Energie hinaus stand bei den Versuchen
kein Energieüberschuß für eine weitere Plasmaaufheizung
zur Verfügung. Ebenso ergab sich aus den für thermonukleare
Prozesse bekannten Fusionsquerschnitten, daß
keine derartige Reaktion stattgefunden haben kann, so
daß die tatsächlich beobachteten Kernreaktionen auf die
gleichzeitig beobachteten elektrischen Felder im Plasma
zurückgeführt werden müssen.
Die elektrischen Felder und Funken im Plasma haben ihre
Ursache in Turbulenzen, die dort während der Drahtexplosion
auftreten. Die Entladung selbst durchläuft
Instabilitäten. Diese Instabilitäten wurden durch die
Inhomogenität des explodierenden Drahtes gefördert, der
aus einer Mischung aus leitendem metallischem Lithium
und nichtleitendem Lithiumhydrid bestand. In den
Turbulenzen fließt immer noch Strom. Die Strombahn wird
jedoch an vielen Stellen umgeleitet und zerrissen. Dadurch
entstehen induktiv starke, völlig ungeordnete
elektrische Felder, deren Richtungen völlig unregelmäßig
verteilt sind. Diese Felder beschleunigen die Ionen soweit,
daß bei Zusammenstößen mit anderen Kernen eine
Kernreaktion ausgelöst werden kann. Die Emission von
Neutronen erfolgt immer in den turbulenten Plasma-Zonen.
Für die Versuche wurden verglichen mit früheren
Experimenten relativ langsame Entladungen mit einer
Schwingungsdauer von T = 16 µsec (entsprechend 60 kHz)
benutzt, um noch während der beginnenden Explosion
das Plasma möglichst lange Zeit den elektrischen Feldern
der Entladung auszusetzen und so die Neutronenausbeute
zu erhöhen. Bei früheren Untersuchungen waren sehr viel
schnellere Entladungen eingesetzt worden. Beispielsweise
benutzten Katzenstein und Sydor einen Entladungskreis
mit einer Schwingungsdauer von T = 2,7 µsec.
Nach diesen Versuchsergebnissen ist das früher verfolgte
Konzept nicht richtig, zur Erreichung beliebig hoher
Temperatur möglichst viel Energie in möglichst kurzer
Zeit in möglichst wenig Materie einzubringen. Stattdessen
kommt es darauf an, bei relativ mäßigen Temperaturen
Plasma-Turbulenzen zu erzeugen, zu fördern und so heftig
wie möglich zu machen und diesen turbulenten Zustand
möglichst lange aufrechtzuerhalten.
Die registrierte Zahl von 10 000 Neutronen je Entladung
ist noch sehr klein und für eine technische Anwendung
viel zu niedrig. Es handelt sich jedoch um die ersten
Versuchsergebnisse. Durch weitere Untersuchungen können
die Reaktionsbedingungen verbessert und die Zahl der
Kernreaktionen erhöht werden.
Mit den Versuchsergebnissen wurde ein Weg nachgewiesen,
wie bei relativ niedrigen Reaktionstemperaturen und mit
relativ niedrigem Energieverbrauch in einer elektrischen
Entladung Kernreaktionen ausgelöst werden können. Dieser
Weg führt aus der experimentellen Sackgasse heraus. Durch
weitere experimentelle Untersuchungen sind technisch und
wirtschaftlich realisierbare Ergebnisse zu erwarten.
Bei der technischen Anwendung ist die oben beschriebene
Reaktion zwischen Lithium und Wasserstoff vorzuziehen.
Dabei entstehen keine Neutronen, die im Material der
Reaktoranlage unerwünschte radioaktive Stoffe erzeugen
können. Außerdem steigt der Wirkungsgrad, da die
Reaktionsenergie sich auf die beiden a-Teilchen verteilt
und leicht ausgekoppelt werden kann, während bei der
Lithium-Deuterium-Reaktion der größte Teil der Energie
auf das Neutron entfällt und mit diesem verloren geht.
Für die technische Anwendung ist es ferner zweckmäßiger,
anstelle von festen Drähten Flüssigkeitsstrahlen zu verwenden,
die bei höherer Temperatur aus geeigneten Düsen
austreten. Lithium schmilzt bei 180°C. Man verwendet
dabei zu etwa 50% hydriertes Lithium. Es kann auch eine
Hohldüse verwendet werden, in der außen das Lithium und
innen der Wasserstoff strömt. Der Flüssigkeitsstrahl
kann als Schalter zum Auslösen der Entladung dienen.
Der Betrieb einer technischen Anlage kann in periodisch
aufeinanderfolgenden Entladungen erfolgen, wobei eine
Reihe von den Kondensatoren aufgeladen und dann einzeln
nacheinander entladen werden. Vorversuche ergaben, daß
in der Sekunde viele solche Entladungen stattfinden
können und ein praktisch kontinuierlicher Betrieb möglich
ist.
Nach der Erfindung kommt es darauf an, daß die turbulenten
Zonen in den späteren Zeiten der Entladung so heftig
wie nur möglich zu machen. Bei den Experimenten ergaben
sich die Turbulenzen aus der Inhomogenität des explodierten
Drahtes. Man kann auch die Entladung so steuern,
daß anstelle der früher angestrebten gleichmäßigen
magnetischen Kompression die stets dabei auftretenden
Instabilitäten bewußt gefördert und verstärkt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist, zwei Drähte oder Flüssigkeitsfäden
in kleinem Abstand nebeneinander gleichzeitig
oder kurz nacheinander explodieren zu lassen. Es wird
zu gegenseitigen Beeinflussungen kommen und die aus der
inhomogenen Zusammensetzung der Drähte entstehenden
Turbulenzen werden sich gegenseitig beeinflussen und
verstärken. Die gleiche Wirkung ist von den Dampfstrahlen
zu erwarten, die zu Beginn von Drahtexplosionen erfahrungsgemäß
mit Überschallgeschwindigkeit senkrecht
zur Draht-Achse auftreten.
Die Energiegewinnung erfolgt durch die energiereichen
α-Teilchen. Diese α-Teilchen haben in einem voll
ionisierten Plasma keine Chance, mit anderen Plasmateilchen
zusammenzustoßen. Ihre freie Weglänge beträgt
im Plasma viele Meter. Sobald die α-Teilchen das Plasma
verlassen und in ein das Plasma umgebende Gas eintreten,
ionisieren sie das letztere. Sie haben dann, wie bekannt,
nur eine freie Weglänge von einigen Zentimetern. Im
festen Körper ist die freie Weglänge kleiner als 0,1
mm. Umgibt man den explodierenden Flüssigkeitsstrahl
mit einem Mantel aus einem festen Material, so werden
die a-Teilchen von dem Mantel aufgefangen und geben
an diesen ihre Energie ab. So kann z. B. Wasser in einem
wassergekühlten Doppelzylinder von den α-Teilchen erwärmt
werden. Gleichzeitig wird die bei der Explosion
entstandene Wärme zurückgewonnen.
Claims (10)
1. Verfahren zur Energiegewinnung durch Kernreaktionen
mit folgenden Merkmalen:
- a) Die miteinander reagierenden Elemente werden in einer elektrischen Entladung von hoher Spannung und Stromstärke zu hoher Temperatur aufgeheizt, gekennzeichnet durch
- b) Die Reaktion findet bei einer Temperatur unterhalb der Temperatur einer thermonuklearen Reaktion statt.
- c) Im aufgeheizten Plasma werden in der Strombahn starke Turbulenzen erzeugt, die ihrerseits im aufgeheizten Plasma ungeordnete lokale elektrische Felder erzeugen.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß Lithium mit Wasserstoff und/oder
Deuterium zur Reaktion gebracht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Draht aus metallischem
Lithium vermengt mit pulverisiertem Lithiumhydrid
bzw. Lithium-Deuterid zur Explosion gebracht wird.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Faden aus flüssigem Lithium
mit Lithiumhydrid bzw. Lithium-Deuterid aus einer
geheizten Düse gegen eine Elektrode fließt und zur
Explosion gebracht wird.
5. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet
durch einen Faden aus flüssigem, teilweise
hydriertem bzw. deuteriertem Lithium.
6. Verfahren nach Anspruch 4, gekennzeichnet
durch einen Hohlfaden aus flüssigem Lithium mit
eingeschlossenem Wasserstoff, der aus einer Hohldüse
austritt.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Entladung
gleichzeitig oder kurz nacheinander über zwei oder
mehr benachbarte Stränge mit Reaktionsmaterial geführt
wird.
8. Verfahren nach Ansprüchen 4 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, daß das Verfahren taktmäßig
durch aufeinanderfolgende Entladungen einer
Kondensatorenreihe bei gleichzeitiger Einspritzung
des Reaktionsmaterials durchgeführt wird.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, gekennzeichnet
durch Entladungen mit verlängerter Schwingungsdauer.
10. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß die gewonnene
Reaktionsenergie und die verbrauchte Energie der
Entladung durch einen flüssigkeitsdurchströmten
Mantel der Reaktionskammer abgeführt werden.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863630470 DE3630470A1 (de) | 1986-09-06 | 1986-09-06 | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19863630470 DE3630470A1 (de) | 1986-09-06 | 1986-09-06 | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3630470A1 true DE3630470A1 (de) | 1988-03-17 |
Family
ID=6309107
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19863630470 Ceased DE3630470A1 (de) | 1986-09-06 | 1986-09-06 | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3630470A1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4008040A1 (de) * | 1990-03-14 | 1990-10-31 | Wertz Herbert | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in fluessigkeiten leichter elemente oder verbindungen leichter elemente, bei zuhilfenahme einer oder mehrerer elektrischer spannungen sowie elektrischer leiter als elektroden und den entladungserscheinungen im gaspolsterplasma |
DE102007016747A1 (de) * | 2007-04-07 | 2008-10-09 | Adensis Gmbh | Verfahren zur Erzeugung einer Plasmasäule |
-
1986
- 1986-09-06 DE DE19863630470 patent/DE3630470A1/de not_active Ceased
Non-Patent Citations (4)
Title |
---|
Atomkernenergie, Bd. 28, Lfg. 3, 1976, S. 150-154 * |
Atomkernenergie-Kerntechnik, Bd. 36, Lfg. 3, 1980, S. 170-172 * |
Kerntechnik, 20. Jg., Nr. 4, 1978, S. 182-184 * |
Nuclear Fusion, Vol. 13, Nr. 1, 1973, S. 129-133 * |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE4008040A1 (de) * | 1990-03-14 | 1990-10-31 | Wertz Herbert | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in fluessigkeiten leichter elemente oder verbindungen leichter elemente, bei zuhilfenahme einer oder mehrerer elektrischer spannungen sowie elektrischer leiter als elektroden und den entladungserscheinungen im gaspolsterplasma |
DE102007016747A1 (de) * | 2007-04-07 | 2008-10-09 | Adensis Gmbh | Verfahren zur Erzeugung einer Plasmasäule |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
DE60209226T2 (de) | Gesteuerte fusion in einer feldumkehrungskonfiguration und direktenergieumwandlung | |
DE2124442A1 (de) | Verfahren und Einrichtung zur kontrol herten Atomkernfusion mittels kunstlichem Plasma | |
DE1639431A1 (de) | Verfahren und Vorrichtung zum Entgasen von Dauermagneten,insbesondere fuer Neutronengeneratoren | |
DE1222589B (de) | Vorrichtung zum Erzeugen eines raumladungsneutralisierten Strahles geladener Teilchen | |
US3094474A (en) | Apparatus for carrying on nuclear reactions | |
DE3017126A1 (de) | Verfahren und vorrichtung zum implodieren eines mikrobereichs mittels eines schnell-laufrohrs | |
EP1924387B1 (de) | Verfahren zur erzeugung von wärmeenergie | |
DE1165776B (de) | Verfahren zur Erzeugung eines hochtemperierten Plasmas | |
DE202014103381U1 (de) | Asynchroner Deuterium-Tritium-Magnet- und Trägheitseinschluss-Kernfusionsreaktor mit einem rotierenden Magnetfeld (DT-AMTKFR mit Drehfeld) | |
DE1087718B (de) | Verfahren und Vorrichtung fuer das Einfangen von Atomionen zur Zuendung eines Plasmas | |
DE3630470A1 (de) | Verfahren zur energiegewinnung durch kernreaktionen in elektrischen entladungen | |
DE112023000013T5 (de) | Das Antriebsverfahren für die Verbundverbrennung der Kernenergie und chemischen Energie von den fossilen Brennstoffe | |
DE2526123A1 (de) | Elektronenstrahlvorrichtung | |
DE2141656A1 (de) | Verfahren und Vorrichtung zur Injektion von Plasma | |
DE102012001634A1 (de) | Kernfusionsreaktor mit seitlichem Einschluss | |
DE2544043C3 (de) | Verfahren und Vorrichtung zur Erzeugung eines Hochtemperaturplasmas | |
DE10125760B4 (de) | Vorrichtung zur Erzeugung von Kollisionen gegenläufiger Ionenbündel | |
DE102020116549B3 (de) | Neutronengenerator und Energieerzeugungssystem | |
DE102007016747A1 (de) | Verfahren zur Erzeugung einer Plasmasäule | |
DE3017203A1 (de) | Verfahren und vorrichtung zum heizen mittels eines relativistischen elektronenstrahls eines hochintensiven plasmas zum ansteuern von schnell-laufrohren | |
DE2409327A1 (de) | Magnetisch isolierter kondensator und verfahren zur elektrostatischen energiespeicherung und deren anwendung | |
DE102022003143A1 (de) | Target zur nicht-thermischen auslösung von kernfusionsreaktionen, system und verfahren zur erzeugung von fusionsenergie | |
DE1067946B (de) | Verfahren und Vorrichtung zur Beschleunigung von geladenen Teilchen | |
DE2329409A1 (de) | Pulsierender kernfusionsreaktor | |
DE102009035298A1 (de) | Kernfusionseinrichtung mit Aggregat zur Erzeugung von Elektroenergie |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
OP8 | Request for examination as to paragraph 44 patent law | ||
8131 | Rejection |