DE3617657A1 - Verfahren zur herstellung von bei raumtemperatur fluessigen bzw. fliessfaehigen derivaten von natuerlichen fetten und oelen und ihre verwendung - Google Patents
Verfahren zur herstellung von bei raumtemperatur fluessigen bzw. fliessfaehigen derivaten von natuerlichen fetten und oelen und ihre verwendungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von bei Raumtemperatur flüssigen bzw. fließfähigen
Derivaten von natürlichen Fetten und Ölen und ihre
Verwendung zur Lederfettung.
Natürliche Fette und Öle pflanzlichen und tierischen
Ursprungs dienen in erster Linie der menschlichen
Ernährung. Immer größere Mengen werden jedoch als
nachwachsende Rohstoffe in den verschiedensten Bereichen
der Industrie eingesetzt. Hierbei ist die technologische
Verwendbarkeit dieser Produkte spezifisch
von den jeweiligen Eigenschaften der Fette und Öle
abhängig. Diese wiederum werden hauptsächlich durch
deren Zusammensetzung und molekularen Aufbau bestimmt.
Natürliche Fette und Öle setzen sich im wesentlichen
aus Triglyzeriden (Neutralfetten) und
- zu einem kleineren Teil - Phosphorlipiden und freien
Fettsäuren zusammen. Die Eigenschaften dieser
Substanzgruppe - dies gilt insbesondere für die Neutralfette -
wird durch die Art der an der Glyzerinmolekül
gebundenen Fettsäuren hinsichtlich der Kettenlänge
(kurz-, mittel- und langkettig), durch deren
Sättigungsgrad und Konformation (gesättigt, einfach-
oder mehrfach ungesättigt; cis-, trans-Anordnung)
und durch die Anordnung und Menge pro Glyzerinmolekül
bestimmt.
Insgesamt bedeutet dies, daß letztendlich der jeweilige
Aufbau der Bausteine der natürlichen Fette und
Öle zu einem großen Teil deren technologische Verwendbarkeit
bestimmt und sehr häufig auch einschränkt,
wenn keine Veränderungen am Molekül vorgenommen werden
(können), weil Kostengründe dagegen sprechen
oder weil die gewünschte Modifikation konventionell
chemisch praktisch nicht herstellbar ist.
Bisherigen Techniken zufolge müssen natürliche Fette
und Öle spezifischen Reinigungsschritten bzw. Trennungen
in feste und flüssige Phasen oder einer Härtung
unterworfen werden. Die gewünschten "Fettchemikalien"
entstehen schließlich aus den Spalt- oder Umsetzungsprodukten
der natürlichen Öle und Fette: Fettsäuren,
Glyzerin und Fettsäuremethylester - die
eigentlichen oleochemischen Grundstoffe - und die
wegen ihrer Bedeutung für verschiedenste Derivate
wichtigen Fettalkohole und Fettamine.
Da der molekulare Aufbau von natürlichen Fetten und
Ölen durch deren Herkunft bestimmt wird, Fette und
Öle als solche praktisch keine verwendbaren "Fettchemikalien"
sind, müssen durch technische Prozesse
"maßgeschneiderte" Fette und Öle hergestellt werden.
Die hierzu notwendigen Prozesse sind durch hohen
Energieverbrauch und hohe Investitionskosten gekennzeichnet.
Zudem sind sie häufig wenig spezifisch
(Gefahr der Isomerisierung der Fettsäuren, Herstellung
von Gemischen statt einheitlichen Produkten
usw.).
An Beispielen aus dem Bereich der Lederhilfsmittelindustrie
soll deshalb verdeutlicht werden, daß nur
bei bestimmter Zusammensetzung der Fettungsmittel
eine technologische Brauchbarkeit unter Berücksichtigung
von spezifischen Anforderungen gegeben ist:
- - Für die technologische Verarbeitbarkeit von Fetten ist es wichtig, daß diese in fließfähiger Form vorliegen. Tierkörperfette, deren Einsatz für die Herstellung von Lederfettungsmitteln wünschenswert wäre, sind fest. Um diese einer Nutzung zugänglich zu machen, müssen sie verflüssigt werden. Dies kann geschehen, indem eine Fraktionierung durchgeführt wird. Dieses Verfahren ist aber aufwendig, mit hohem Energieverbrauch verbunden und auch relativ teuer.
- - Auf der Suche nach möglichst billigen, in großer Menge zur Verfügung stehenden Ersatzfetten steht deren technologischen Eignung die Tatsache entgegen, daß es sich hierbei meist um Fette in fester Form handelt, die wiederum erst durch geeignete Maßnahmen verflüssigt werden müssen.
- - Fette und Öle mit einer hohen Viskosität erlauben nur eine oberflächliche Fettung von Leder, so daß die Gefahr der Fettfleckigkeit auf dem so behandelten Leder gegeben ist. Ein qualitativ hochwertiges Leder muß durch Fett niedrigerer Viskosität gefettet werden, was wiederum die Einstellung einer bestimmten Viskosität erfordert.
- - Für die technologische Weiterverarbeitung von Fetten für Lederfettungsmittel ist es häufig erforderlich, daß Doppelbindungen in den Fettsäuremolekülen vorhanden sind (z. B. zur Durchführung der Sulfonierung). Ausgangsprodukte solcher Art stehen bisher nur in den natürlichen Ölen, die zudem relativ teuer sind, zur Verfügung.
- - Auf der anderen Seite sind mehrfach ungesättigte, d. h. entsprechend dünnflüssige Öle für die Lederfettung unerwünscht, weil hier aufgrund des hohen Gehaltes an ungesättigten Doppelbindungen die Gefahr der Verharzung besteht.
Viele Jahrzehnte war das flüssige Produkt Spermöl
aus den o. g. technischen Gründen das Mittel der Wahl
für die lederverarbeitende Industrie. Spermöl verleiht
dem fertigen Leder außergewöhnliche Geschmeidigkeit
und wurde seit eh und je für die Produktion
von Leder höchster Qualität verwendet. Darüber hinaus
konnten die Eigenschaften von Leder niedriger Qualität
durch die Behandlung mit Spermöl so verbessert
werden, daß es ebenfalls hohen Qualitätsansprüchen
genügt.
Als Folge der Bemühungen zum Schutz des Pottwals,
dem Lieferanten des Spermöls, vor der Ausrottung
wurde die Verwendung von Spermöl in Europa eingestellt.
Als Austauschprodukte für Spermöl wurden
- speziell in der Lederindustrie - neben Lardöl (der
flüssigen Phase des Schweineschmalzes) auch synthetisch
hergestelltes Triolein eingesetzt. Die Fettung
erfolgt gewöhnlich in Ö/W-Emulsionen mit Hilfe von
Lickerölen.
Lickeröle sind selbstemulgierende Produkte, die sich
aus einem Neutralöl- und einem Emulgatoranteil zusammensetzen.
Dessen Ladungscharakter entsprechend gibt
es anionische, kationische, amphotere und nichtionische
Fettungsmittel. Häufig wird auch zwischen synthetischen
und nativen Lickern unterschieden, wobei
die Abgrenzung zwischen beiden immer mehr verschwimmt.
Der Emulgatoranteil wird entweder
größtenteils im Neutralöl durch z. B. partielle Sulfierung
erzeugt oder diesem als separate Komponente
beigemischt.
Sulfonierte und sulfitierte native Öle und Fette
enthalten α-Sulfofettsäuren und Hydroxysulfonate.
In synthetischen Lickern findet man Alkan-, α-Olefin-,
Dialkylbenzol- und Chlorparaffinsulfonate sowie
langkettige Fettalkoholsulfonate, Phosphorsäure-,
Zitronensäure- und Alkylbernsteinsäureester.
Die emulgierenden, meist polaren Anteile eines Fettungsmittels
werden vom Leder vorwiegend in Form
von Ionenbindungen oder durch Bildung von stabilen
Metallkomplexen in nicht extrahierbarer und nicht
migrierbarer Form gebunden.
Die Bindung der emulgierten Anteile erfolgt durch
van der Waals'sche Kräfte, über polare Gruppen. Die
emulgierenden Anteile beeinflussen die Bindung der
emulgierten insofern, als sie für deren Verteilung
im Leder verantwortlich sind und durch zwischenmolekulare
Kräfte eine Ankerwirkung ausüben.
Die Fettung ist ein qualitätsbestimmender Prozeß
der Herstellung von Leder. Diese Feststellung gilt
in ganz besonderem Maße für sehr weiche Ledersorten.
Folgende Eigenschaften des Leders werden durch die
Fettung entscheidend beeinflußt:
- 1. Weichheit
- 2. Mechanische Eigenschaften wie Reißfestigkeit, Weiterreißfestigkeit, Dehnung, Narbenelastizität usw.
- 3. Fülle, Narbenfestigkeiten und Griffeigenschaften.
- 4. Eigenschaften der Lederoberfläche für die nachfolgenden Finish-Prozesse.
Es ist bekannt, daß die Weichheit in erster Linie
auf einer Trennung der Faserbündel und Fibrillen
während der Trocknung beruht. Demnach ist ein wesentliches
Kriterium für die weichmachenden Eigenschaften
eines Fettungsmittels seine Fähigkeit, die Oberfläche
der Fasern und Fibrillen so zu verändern, daß bei
der Trocknung Verklebungen nicht auftreten. Ganz
wesentlich wird diese Eigenschaft von den emulgierenden
Anteilen des Fettungsmittels beeinflußt. Für
die elastischen Eigenschaften, wie Zugfestigkeit,
Dehnung, Narbenelastizität usw., spielt die Schmierwirkung
der emulgierten Anteile eines Fettlickers eine
entscheidende Rolle. Die mit dem Schmiermittel "überzogenen
Fasern" haben eine größere Gleitfähigkeit
und damit gleichzeitig eine verringerte innere Reibung.
Es ist anzunehmen, daß ein ausgeprägtes Spreitvermögen
der emulgierten Anteile ihre Schmierwirkung entscheidend
beeinflußt. Zur Erklärung sei darauf hingewiesen,
daß unter Spreitvermögen auf einer Oberfläche
die Substanzmenge verstanden wird, die erforderlich
ist, die Oberfläche mit einer monomolekularen Schicht
vollständig zu bedecken. Je größer das Spreitvermögen,
desto geringer ist die jeweils erforderliche
Substanzmenge. Es fehlen leider bisher noch Untersuchungsergebnisse
über den Einfluß des unterschiedlichen
Spreitvermögens der emulgierten Anteile eines
Fettungsmittels auf den Fettungseffekt. Mit ein Grund
dafür ist die aufwendige und komplizierte Meßtechnik.
Dazu kommt, daß die emulgierenden Anteile eines Fettlickers
das Spreitvermögen der emulgierten Anteile
stark beeinflussen können.
Dem Praktiker ist geläufig, daß Menge und Art des
Fettungsmittels die Fülle, die Narbenfestigkeit und
den Griff des Leders beeinflussen. Was die Füllwirkung
betrifft, so beruht ihre Beurteilung fast immer
auf subjektiven Beobachtungen. In besonderen Fällen
ist die Fülle jedoch durch Messung der Dickenzunahme
des Leders objektiv erfaßbar.
Bei dünnen Ledersorten bis zu einer maximalen Dicke
von ca. 1,2 mm - für Großviehhäute - wird die Füllwirkung
von Fettungsmitteln besonders deutlich. Es ist
möglich, bei richtiger Auswahl der Produkte und ggf.
durch erhöhten Einsatz die sonst notwendige Menge
an Nachgerbstoff zu reduzieren oder auf eine Nachgerbung
sogar ganz zu verzichten.
Das Erzielen einer guten Narbenfestigkeit ist bei
Weichledersorten über 1,2 mm Stärke oft ein schwierig
zu lösendes Problem. Der Hauptgrund für einen "losen
Narben" ist der unterschiedliche histologische Aufbau
von Narbenschicht - Papillarschicht - einerseits
und Retikularschicht andererseits.
Sehr oft aber wird der "lose Narben" durch die falsche
Auswahl des Fettungsmittels oder eine
ungeeignete Fettungstechnologie verursacht. Zur
Vermeidung dieses die Qualität beeinträchtigenden
Lederfehlers kommt es darauf an, eine Fettverteilung
über den Lederquerschnitt anzustreben, die sicherstellt,
daß die mechanischen Eigenschaften, insbesondere
die Weichheit der Narben und Retikularschicht,
im kritischen Grenzbereich der beiden Schichten
annähernd gleich ist.
Der "Griff" des Leders schließlich ist ebenfalls
abhängig von Art, Menge und Eigenschaften der verwendeten
Fettungsmittel. Er ist objektiv nicht meßbar
und auch schwer zu definieren. Die Weichheit und
die Festnarbigkeit jedenfalls sind nur Teile dessen,
was der Fachmann unter diesem Begriff versteht. Es
gibt z. B. einen "runden" Griff oder "festen" Griff,
und nur Spezialisten sind in der Lage, den Griff
eines Leders sachlich richtig anzuheben.
Die physikalischen Eigenschaften der Lederoberfläche
für die nachfolgende Zurichtung werden durch den
Aufbau der verwendeten Fettungsmittel entscheidend
beeinflußt. Dies gilt vor allem für die bei modernen
Zurichtmethoden so wichtige Saugfähigkeit der Lederoberfläche.
Es wurde bereits erwähnt, daß die üblichen
Lickerfettungsmittel aus einem emulgierenden
und einem emulgierten Anteil bestehen. Für das Verhalten
der Lederoberfläche für die Nachfolgeprozesse
sind vorwiegend die emulgierenden Komponenten verantwortlich.
Sie bestimmen den hydrophilen oder hydrophoben
Charakter des Leders. Ihr ionisches Verhalten
beeinflußt zusätzlich die elektrische Ladung der
Oberfläche.
Aufgabe der Erfindung ist es, unter Verwendung von
in großen Mengen zur Verfügung stehenden und daher
preisgünstigen, feste oder feste Anteile enthaltenden
Fettrohstoffen, wie Tierkörperfetten als Ausgangsmaterialien
diese Ausgangsmaterialien auf energiesparende
Weise in Derivate umzuwandeln, die neben der
fettenden gleichzeitig emulgierende Wirkung und ein
hohes Spreitvermögen besitzen und daher insbesondere
als Lederfettungsmittel geeignet sind.
Diese Aufgabe wird durch die kennzeichnenden Merkmale
des Anspruchs 1 gelöst.
Die Oxalkylierung ist eine an sich bekannte Reaktion.
Der Mechanismus der Oxalkylierung eines Triglycerids,
das praktisch frei von aktiven, d. h. gegenüber Alkylenoxiden
reaktionsfähigen Wasserstoffatomen ist,
wird in "Tenside 3" (1966, Heft 2, Seite 37) erörtert.
In der DE-AS 12 70 542 wird die Umsetzung von
bei Raumtemperatur festen und flüssigen Fetten mit
Alkylenoxiden mit dem Ziel beschrieben, die oberflächenaktiven
Eigenschaften der Fette so zu verändern,
daß Waschmittel, Entschäumer, Emulgatoren
usw. entstehen.
Überraschenderweise bleibt bei den erfindungsgemäß
verwendeten, bei Raumtemperatur festen bzw. feste
Anteile enthaltenden pflanzlichen und/oder tierischen
Fetten der fettende Charakter der Oxalkylierungsprodukte
nicht nur erhalten, vielmehr werden die anwendungstechnischen
Eigenschaften dieser Produkte als
Lederhilfsmittel sogar noch verbessert, wenn man
die mit Alkylenoxid umgesetzten Fette nach bekannten
Verfahren sulfitiert bzw. sulfoniert. Die so erhaltenen
Produkte zeigen mindestens die gleichen Fettungseigenschaften
wie Produkte auf Basis von bei
Raumtemperatur flüssigen Fetten, wie z. B. Klauenöl
oder Lardöl.
Durch die der Sulfierung vorgeschaltete Alkoxylierung
werden erfindungsgemäß Fettungsmittel erhalten, die
völlig einheitliche Emulsionen mit großer Ergiebigkeit
liefern, die den herkömmlichen Fettungsmitteln
mit zugefügtem Emulgator überlegen sind (die Bezeichnung
"Sulfierung" wird hier als gemeinsamer Oberbegriff
für die Einführung von Sulfatgruppen und Sulfonsäuregruppen
verstanden, die entweder durch Behandlung
mit konzentrierter Schwefelsäure oder auch durch
oxidierende Sulfitierung in das Fettmolekül eingeführt
werden).
Zu den erfindungsgemäß als Ausgangsmaterialien verwendbaren
Fetten gehören grundsätzlich alle Triglyceride
und deren Abmischungen mit freien Fettsäuren,
Mono- und/oder Diglyceriden. Von besonders praktischer
Bedeutung ist die Umwandlung von bei Raumtemperatur
festen Fetten bzw. Ölen mit einem Trübungspunkt
oberhalb dem des Lardöls.
Die folgende Tabelle 1 zeigt die gaschromatographisch
ermittelte Zusammensetzung von 2 Beispielen für erfindungsgemäß
zu verwendende Fette (Fett 1 und Fett 2)
im Vergleich zu Lardöl:
Es ist nicht unbedingt erforderlich, Fette bestimmter
Herkunft einzusetzen, sondern z. B. Fett 1 und 2 aus
Tab. 1 als Mischung einzusetzen. Oder bspw. können
Mischungen aus Knochenfett und Schwartenfett verwendet
werden.
Die verwendbaren Fette können auch teilweise aufgespalten
sein, so daß neben Mono- und Diglyceriden
auch freie Fettsäure vorliegt. Die SZ der Fette ist
nicht kritisch, wie Oxalkylierungsversuche unter
Zusatz von freier Fettsäure gezeigt haben.
Die Oxalkylierung kann in Gegenwart von geringen
Mengen Wasser, wie sie in natürlichen Fetten vorkommen,
bzw. durch wäßrige Katalysatorlösung mit eingebracht
werden, durchgeführt werden.
Als 1,2-Epoxide werden Ethylenoxid, Propylenoxid,
Butylenoxid, Styroloxid, 1,2-Epoxibutadien, 1,2-Epoxicyclohexen
eingesetzt. Verwendet man mehr als ein
Epoxid, so können diese sowohl nacheinander wie auch
als Gemisch mit den Fetten umgesetzt werden.
Bevorzugt für die Oxalkylierung wird Propylenoxid.
Als Katalysatoren für die Umsetzung der Alkylenoxide
mit den Fetten dienen basische Verbindungen wie Natrium-
und Kaliumhydroxid in fester Form oder als
wäßrige Lösung, Natriummethylat oder die Alkalisalze
von Fettsäuren, wobei Kaliumhydroxid bevorzugt wird.
Die Umsetzung erfolgt nach bekanntem Verfahren bei
erhöhter Temperatur. Um eine zügige Abreaktion der
Alkylenoxide zu erreichen, hat sich eine Reaktionstemperatur
im Bereich von 150 bis 170°C, z. B. von 160°C
als zweckmäßig erwiesen.
Je nach Konsistenz der Fette werden 5 bis 100 Gew.-%
Alkylenoxid, bevorzugt 10 bis 25 Gew.-% Alkylenoxid,
bezogen auf die Fettmenge, angelagert.
Wird die Alkoxilierung mit mehreren 1,2-Epoxiden
durchgeführt, so können die Epoxide entweder nacheinander
mit den Ausgangsfetten umgesetzt werden, oder
die Umsetzung kann mit einem Gemisch der Epoxide
durchgeführt werden. Wird mit mehr als einem 1,2-Epoxid
umgesetzt, so werden bevorzugt Propylenoxid
und Ethylenoxid verwendet.
Im Anschluß an die Alkoxilierung werden die oxalkylierten
Fette nach an sich bekannten Methoden sulfiert.
Die Sulfierung kann mit konzentrierter Schwefelsäure
bei Raumtemperatur bis leicht erhöhter Temperatur
(von ca. 30°C) für einige Stunden vorgenommen
werden. Alternativ können Sulfonsäuregruppen
durch Behandlung mit Natriumdisulfit in Gegenwart
von Luftsauerstoff eingeführt werden. Im Anschluß
an die Sulfatierung bzw. Sulfitierung wird das erhaltene
Produkt zweckmäßig mit wäßrigem Alkali auf einen
pH-Wert in der Nähe des Neutralpunktes (z. B. pH-6,5)
eingestellt. Für die Sulfierung können die in der
ersten Verfahrensstufe erhaltenen alkoxilierten Fette
mit Kohlenwasserstoffen und/oder weiteren ungesättigten
Fetten oder Fettbestandteilen wie z. B. Olein
vermischt werden.
Die Sulfierung kann direkt im Anschluß an die Oxalkylierung
vorgenommen werden, wobei die Oxalkylierungsprodukte
nicht isoliert zu werden brauchen.
Nach einer weiteren Ausführungsform der Erfindung
werden die oxalkylierten Fette vor der Sulfierung
epoxidiert. Dies kann auf bekannte Weise, z. B. mit
Wasserstoffperoxid in Gegenwart von Ameisensäure
erfolgen.
Vorteilhaft werden die Oxalkylierungsprodukte von
leicht flüchtigen Bestandteilen (z. B. durch Destillation,
ggf. im Vakuum) befreit.
Der große Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens
besteht darin, daß minderwertige, dunkelgefärbte
Fette eingesetzt werden können, die normalerweise
durch einen erhöhten Anteil an freien Fettsäuren,
z. B. 5 bis 15%, gekennzeichnet sind. Trotzdem gelangt
man zu relativ hellfarbigen, geruchsarmen Produkten.
2000 g Knochenfett mit den Kenndaten: SZ=27;
JZ=54; VZ=198; EP.=25°C werden in einem temperierbaren
Rührautoklaven mit 20 g 45%iger Kalilauge
versetzt und sorgfältig mit Stickstoff gespült. Nach
dem Aufheizen auf 160°C werden 354 g Propylenoxid
portionsweise zugesetzt, daß die Reaktortemperatur
im Bereich 155 bis 165°C gehalten werden kann und
der Druck von 4 bar nicht überschritten wird. Vor
jeder erneuten Zugabe von Epoxid wird die Abreaktion
- erkennbar am Druckabfall auf Normaldruck - abgewartet.
Die erforderliche Zeit für die schrittweise
Zugabe des Monomeren beträgt 1,5 Std. Danach läßt
man 30 Min. bei 160°C nachreagieren und strippt das
Reaktionsgemisch zur Entfernung leicht flüchtiger
Anteile. Nach der Neutralisation bei ca. 40°C mit
konzentrierter Schwefelsäure wird ein bei 20°C
schwach trübes Öl gewonnen, das bei ca. 11°C erstarrt.
JZ=48,7.
2000 g dunkelbraunes Tierkörperfett minderer Qualität
mit den Kenndaten: SZ=10; JZ=55; VZ=197;
EP.=23°C werden in einem temperierbaren Rührautoklaven
mit 40 g 30%iger Natriummethylatlösung versetzt
und während des Aufheizens auf 120°C durch abwechselndes
Evakuieren auf ca. 20 mbar und Belüften mit Stickstoff
von Sauerstoff und flüchtigen Anteilen befreit.
Bei einer Reaktorinnentemperatur von 160°C werden,
wie in Beispiel 1 beschrieben, 354 g Propylenoxid
zudosiert. Nach der Neutralisation des Reaktionsgemisches
mit konzentrierter Essigsäure wird ein opales
Öl gewonnen, das bei ca. 12°C erstarrt.
Ein Rindertalg mit den Kenndaten: SZ=2,0; JZ=45;
VZ=198; EP.=34°C wird wie in Beispiel 1 beschrieben,
aber mit 25 Gew.-% Propylenoxid umgesetzt. Nach
der Neutralisation mit p-Toluolsulfonsäure erhält
man bei 20°C trübes Öl.
2000 g Tierkörperfett mit den Kenndaten: Wassergehalt =
0,58%; Erstarrungspunkt = 23°C; SZ=10;
VZ=197; Jodzahl 54,6 wird wie in Beispiel 1 mit
354 g Propylenoxid umgesetzt. Nach erfolgter Abreaktion
- erkennbar an der Druckkonstanz im Reaktor
- werden bei 155 bis 160°C und einem max. Reaktionsdruck
von 4 bar 176 g Ethylenoxid portionsweise zudosiert.
Nach Abreaktion werden leicht flüchtige Anteile
durch Anlegen eines Unterdruckes von ca. 20 mbar
entfernt, das Reaktionsprodukt auf ca. 40°C abgekühlt
und mit Schwefelsäure neutralisiert.
Aussehen bei 20°C:hellfarbiges, leicht trübes Öl
pH-Wert: 4,8
SZ: 3,6
OHZ: 49,4
JZ: 43,6
VZ:159
Visk.:780 mPas (25°C)
Das Tierkörperfett wie in Beispiel 4 wird wie in Beispiel
4 mit Propylenoxid und Ethylenoxid umgesetzt,
aber mit der Maßnahme, daß die Alkylenoxide nicht
nacheinander, sondern als Mischung portionsweise in
den Reaktor dosiert werden. Nach der Aufarbeitung
erhält man ein bei 20°C leicht trübes Öl.
SZ: 4,2
OHZ: 50,2
JZ: 43,4
VZ:158
Visk.:910 mPas (25°C)
2000 g des in Beispiel 1 eingesetzten Fettes werden
in einem Druckreaktor vorgelegt und mit 20 g 45%iger
Kalilauge versetzt. Während des Aufheizens wird sorgfältig
mit reinsten Stickstoff gespült. Bei einer Temperatur
von 160°C werden 354 g Ethylenoxid portionsweise
zugesetzt, so daß die Reaktionstemperatur gehalten
werden kann und ein Druck von max. 6 bar nicht überschritten
wird. Nach Abreaktion des Epoxids wird der
Ansatz abgekühlt und mit Schwefelsäure auf pH=5
eingestellt. Gewonnen wird ein gelbes, trübes Öl.
SZ: 4,2
OHZ: 51,2
VZ:166,6
Visk.: 85 mPas (25°C)
JZ: 45,5
1000 g des Reaktionsprodukts aus Beispiel 1 werden
bei ca. 30°C mit 300 g konzentrierter Schwefelsäure
während 5 Std. sulfoniert. Nach der Neutralisation
mit 30%iger Natronlauge auf pH=6,5 wird das
Salzwasser abgetrennt und ein flüssiges, rotbraunes,
klares Sulfonat gewonnen. Gehalt an organ. geb.
SO₃=5,1%.
Chromgegerbte, mit pflanzlichem, synthetischem und
Harzgerbstoff nachgegerbte, gefärbte Schuhoberleder
von ca. 2 mm Falzstärke aus Rindhäuten werden bei
50°C 45 Min. mit 100% Flotte und 7% des erhaltenen
Produkts (bezogen auf Falzgewicht) gelickert. Die Leder
werden in üblicher Weise getrocknet und fertiggestellt.
Man erhält sehr weiche Leder mit hoher Festnarbigkeit
und Farbegalität.
Eine Mischung von 700 g Reaktionsprodukt aus Beispiel
2 und 300 g eines Kohlenwasserstoff-Gemisches der Kettenlänge
C10 bis C30 wird bei 90 bis 120°C
mit Luft oxidiert, bis die Jodzahlabnahme 22 beträgt
und die SZ um 16 zugenommen hat. Das Oxidat wird bei
70 bis 80°C durch Zugabe von 9% Natriumdisulfit sulfitiert
und anschließend mit Ammoniak auf pH 6,5 eingestellt.
Gewonnen wird ein bei 20°C opales Öl.
Chromgegerbte, mit anionischem Polymergerbstoff nachgegerbte,
gefärbte Rindhäute, Falzstärke 0,8 bis
1,0 mm, werden bei 50°C in 150% Flotte während 60
Min. mit 10% des erhaltenen Produkts (bezogen auf
Falzgewicht) gelickert. Nach praxisüblicher Trocknung
und Fertigstellung erhält man sehr weiche, geschmeidige
Bekleidungs- und Möbelleder mit sehr egalem Millkorn
und hoher Lichtbeständigkeit.
Eine Mischung von 700 g Reaktionsprodukt aus Beispiel
2 und 300 g eines Kohlenwasserstoff-Gemisches der Kettenlänge
C10 bis C30 mit einer SZ=3 und einer
JZ=56,1 nach bekannten Verfahren (s. Houben-Weyl,
Bd. 14/2, S. 548) mit Wasserstoffperoxid in
Gegenwart von Ameisensäure epoxidiert. Nach der
Abtrennung der wäßrigen Phase zeigt die gewaschene
und getrocknete Probe folgende Kennzahlen: SZ=5,0;
JZ=14,5; Epoxidsauerstoff = 1,1%. Die Sulfatierung
erfolgt durch vorsichtiges Eintragen von 100 g konzentrierter
Schwefelsäure bei max. 30°C innerhalb von
2 Std. Zwecks Nachreaktion rührt man eine weitere
Stunde bei 30°C und stellt dann mit 30%iger Natronlauge
auf pH 5,5 ein. Nach dem Waschen mit 1000 g
20%iger Kochsalzlösung wird ein gelbes, emulgierbares
Öl gewonnen, dessen pH-Wert zur Verbesserung der
Lagerstabilität auf 6,5 bis 7,0 eingestellt wird.
Weiße oder gefärbte chromgegerbte Nappaleder aus
Schaffellen werden mit synthetischen und/oder Polymer-
und/oder Harzgerbstoffen nachgegerbt und bei
50°C 60 Min. mit 200% Flotte und 12% des erhaltenen
Produktes (bezogen auf Falzgewicht) gelickert. Man erhält
nach der üblichen Fertigstellung weiche Nappaleder
mit rundem Griff, guter Zügigkeit, geringer Losnarbigkeit
und hoher Lichtbeständigkeit.
560 g des in Beispiel 1 verwendeten Knochenfettes mit
dem Erstarrungspunkt von 25°C werden entsprechend
Beispiel 4 mit 240 g eines Kohlenwasserstoff-Gemisches
der Kettenlänge C10 bis C30 und 200 g
Olein vermischt und sulfoniert. Das nach der Aufarbeitung
gewonnene Sulfonat ist inhomogen und nicht zur
Herstellung flüssiger Produkte geeignet, die sich als
Lederfettungsmittel verwenden lassen.
Claims (12)
1. Verfahren zur Herstellung von bei Raumtemperatur
flüssigen bzw. fließfähigen Derivaten von natürlichen
Fetten und Ölen und ihre Verwendung zur Lederfettung,
dadurch gekennzeichnet, daß man bei Raumtemperatur
feste bzw. feste Anteile enthaltende Fette, deren
Gemische mit freien Fettsäuren, Mono- und/oder Diglyceriden
bei erhöhten Temperaturen in Gegenwart von
basischen Katalysatoren mit wenigstens einem
1,2-Epoxid oxalkyliert und die erhaltenen Umsetzungsprodukte,
gegebenenfalls nach Epoxidierung,
auf an sich bekannte Weise, sulfiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Oxalkylierung bei Temperaturen im Bereich
von 150 bis 170, vorzugsweise 155 bis 165°C, vornimmt.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 2,
dadurch gekennzeichnet, daß 5 bis 100 Gew.-% 1,2-Epoxid,
bevorzugt 10 bis 25 Gew.-% 1,2-Epoxid bezogen
auf die Menge an eingesetztem Fett angelagert werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß als 1,2-Epoxide Ethylenoxid,
Propylenoxid, Butylenoxid, Styroloxid, 1,2-Epoxibutadien
und/oder 1,2-Epoxicyclohexen eingesetzt
werden.
5.Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxalkylierung in
Gegenwart von Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid, Natriummethylat
oder Alkalisalzen von Fettsäuren
vorgenommen wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß bei Oxalkylierung mit
mehr als einem Epoxid die Epoxide nacheinander oder
im Gemisch mit den Fetten umgesetzt werden.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxalkylierung mit
Propylenoxid und/oder Ethylenoxid vorgenommen wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxalkylierungsprodukte
ggf. im Gemisch mit Kohlenwasserstoffen
und/oder ungesättigten Fettsäuren auf an sich bekannte
Weise mit konzentrierter Schwefelsäure oder
Natriumdisulfit und Luftsauerstoff sulfiert und die
erhaltenen Reaktionsprodukte neutralisiert werden.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxalkylierungsprodukte
vor der Sulfierung epoxidiert werden.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9,
dadurch gekennzeichnet, daß man als Ausgangsmaterialien
feste Fette bzw. Öle mit einem Trübungspunkt
oberhalb des Trübungspunktes von Lardöl einsetzt.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10,
dadurch gekennzeichnet, daß die Oxalkylierung bei
Drucken von 1 bar bis 10 bar durchgeführt wird.
12. Verwendung der Produkte nach einem der Ansprüche
1 bis 9 zur Fettung von Leder, insbesondere zur Lickerfettung.
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