DE4405416A1 - Verwendung sulfierter Substanzen zur Fettung von Leder - Google Patents
Verwendung sulfierter Substanzen zur Fettung von LederInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung spezieller sulfierter Substanzen zur
Fettung von Leder. Bei diesen Substanzen handelt es sich um Umsetzungs
produkte von ein- oder mehrbasischen Carbonsäuren mit 12 bis 72 C-Atomen
bzw. Gemischen derartiger Carbonsäuren mit einem Sulfierreagens aus min
destens einer organischen Sulfonsäure und Schwefelsäure.
Neben den Gerbstoffen sind Fettungsmittel die wichtigsten Hilfsmittel, um
den Charakter von Leder zu prägen. Die Wirkung der Fettungsmittel kommt
durch eine faserisolierende Schmierung und durch eine Hydrophobierung zu
stande. Durch Umhüllung der Lederfasern mit einem Fettfilm wird die ge
genseitige Reibung verringert und demzufolge die Geschmeidigkeit und
Dehnbarkeit des Gewebes verbessert. Das hat positive Auswirkungen auf die
Reißfestigkeit des Leders, denn in einem dehnbaren Werkstoff richten sich
viele Fasern bei Zugbeanspruchung in der Zugrichtung aus und setzen dann
dem Zerreißen einen größeren Widerstand entgegen als dieselben Fasern in
nerhalb eines spröden Werkstoffes.
Als Lederfettungsmittel werden im allgemeinen pflanzliche und tierische
Öle, Fette und Wachse eingesetzt, ferner die aus diesen Stoffen durch
chemische Umwandlung gewonnenen Hydrolyse-, Sulfierungs-, Oxidations- und
Härtungsprodukte und schließlich mineralische Fettungsmittel; im einzel
nen:
Die verseifbaren Fette und Öle sowie die natürlichen Wachse und Harze ge
hören zu den Estern. Unter Ölen und Fetten werden dabei vom Lederfachmann
Ester aus Glycerin und Fettsäuren bezeichnet, die bei Raumtemperatur fest
bzw. flüssig sind. Zur Lederfettung werden dabei aus der Gruppe der tie
rischen Fette insbesondere Trane, Fischöl, Rindertalg und Rinderklauenöl,
aus der Gruppe der pflanzlichen Fette Rizinusöl, Rüböl und Leinöl heran
gezogen. In Wachsen und Harzen sind die Fettsäuren statt mit Glycerin mit
höhermolekularen Alkoholen verestert. Beispiele für Wachse sind Bienen
wachs, chinesisches Wachs, Carnaubawachs, Montanwachs und Wollfett; zu den
wichtigsten Harzen zählen Kolophonium, Juchtenöl und Schellack.
Durch chemische Umwandlung pflanzlicher und tierischer Fette erhält man
Produkte, die wasserlöslich sind und die darüber hinaus in unterschied
lichem Maße emulgierend auf wasserunlösliche Fettstoffe wirken. Bekannt
sind etwa die sulfierten wasserlöslichen Öle verschiedensten Art, die
durch Oxidation veränderten Trane, die als Degras oder Moellon bezeichnet
werden, ferner die Seifen, die bei der hydrolytischen Spaltung natürlicher
Fette entstehen, gehärtete Fette sowie schließlich freie Fettsäuren wie
Stearinsäure als Einbrennfette. Die meisten tierischen und pflanzlichen
Fette weisen eine gewisse Affinität zur Ledersubstanz auf, die durch die
Einführung oder Freilegung hydrophiler Gruppen noch beträchtlich gestei
gert wird.
Wichtig für die Lederherstellung sind weiter die mineralischen Fettungs
mittel. Diese Kohlenwasserstoffe sind den natürlichen Fetten und Ölen in
manchen Eigenschaften ähnlich, lassen sich jedoch nicht verseifen. Es
handelt sich um Fraktionen der Erdöldestillation, die in flüssiger Form
Mineralöl, in pastöser Form Vaseline und in fester Form Paraffin genannt
werden.
Die Fettung von Leder erfolgt üblicherweise mit Hilfe von Öl-in-Wasser-
Emulsionen, den sogenannten Lickerölen. Diese Lickeröle sind selbstemul
gierende Produkte, die in wäßrigem Medium ein Neutralöl sowie einen
Emulgator enthalten. Dabei kann der Emulgator dem Lickeröl entweder als
separate Komponente beigemischt sein oder durch partielle Sulfierung des
Neutralöls hergestellt worden sein.
Die mit Abstand wichtigste Gruppe von Fettungsmitteln sind die anio
nischen. Sie umfaßt sulfatierte, sulfitierte, sulfonierte und
sulfochlorierte Öle. Die klassische Sulfatierung erfolgt dabei mit kon
zentrierter Schwefelsäure. Die Reaktion erfolgt dabei - je nach der Art
des eingesetzten Öls - zum einen an freien Hydroxylgruppen, die entweder
primär vorhanden sein können wie im Falle des Ricinusöls, oder die sekun
där gebildet werden durch partielle Hydrolyse des Triglycerids, zum ande
ren durch Addition an -C=C-Doppelbindungen ungesättigter Fettsäurereste
(vergl. Hans Herfeld, Hrsg., "Bibliothek des Leders", Frankfurt 1987, Band
4, Seite 76-77).
Beispiele für Mittel zur fettenden Ausrüstung von Leder, die nach diesem
klassischen und nach wie vor wichtigen Verfahrens hergestellt werden, sind
sulfatiertes Klauenöl, sulfatiertes Lardöl und Rapsöl, sulfatiertes
Fischöl und sulfatierter Rindertalg. Die dabei zur Sulfatierung
typischerweise eingesetzten Mengen an konzentrierter Schwefelsäure liegen
typischerweise im Bereich von 15 bis 60 Gew.-% - bezogen auf das zu
sulfatierende Öl (vergl. Hans Herfeld, Hrsg., "Bibliothek des Leders",
Frankfurt 1987, Band 4, Seite 77-78).
Das klassische Sulfatierungsverfahren hat jedoch den Nachteil, daß es
aufwendige und zeitraubende Aufarbeitungsmaßnahmen erfordert. Der Grund
liegt darin, daß die zu sulfatierenden Fette und Öle in der Praxis mit -
bezogen auf diese Fette und Öle - den bereits erwähnten hohen Mengen an
konzentrierter Schwefelsäure, bei Fischöl z. B. mit ca. 20 Gew.-%, in Kon
takt gebracht werden. Dabei reagiert nur ein Teil der Schwefelsäure, der
Rest - in der Regel der überwiegende Teil - liegt nach der Reaktion in
unveränderter Form vor. Nach der Neutralisation mit üblicherweise NaOH
liegt dementsprechend anschließend eine große Menge an Natriumsulfat vor.
Die Folge davon ist, daß die Produkte nicht lagerstabil sind. Es ist daher
übliche Praxis, einen großen Teil des Salzes dadurch zu entfernen, daß man
das neutralisierte Produkt über einen relativ langen Zeitraum zur Sedi
mentation und anschließende Abtrennung des Natriumsulfats stehenläßt.
Aus der EP-A 247 509 ist bekannt, daß sich Sulfierungsprodukte
oxalkylierter natürlicher Fette und Öle zur Fettung von Leder eignen. Als
Sulfier-Reagenzien werden dabei Schwefelsäure und gasförmiges
Schwefeltrioxid genannt. In bezug auf den Einsatz von Schwefelsäure als
Sulfierreagens dürfte diese Methode im wesentlichen dem aus IN-A 146 476
bekannten Verfahren entsprechen, bei dem Froschöl nach Ethoxylierung
sulfatiert wird, ein Verfahren, das darauf abzielt, die Gebrauchseigen
schaften sulfatierter Öle, vor allem die Elektrolytbeständigkeit durch
Modifikation des Rohstoffs vor der Sulfierung zu verbessern, das jedoch in
der einschlägigen Fachliteratur eher als Kuriosität gewertet wurde (vergl.
Hans Herfeld, Hrsg., "Bibliothek des Leders", Frankfurt 1987, Band 4, Seite
78, fünfter Absatz).
Aus der DE-A 41 41 532 ist ein Verfahren zur Herstellung hydrophylisierter
Triglyceride bekannt, bei dem gesättigte, ungesättigte und/oder geblasene
Triglyceride zunächst in Gegenwart von Glycerin und alkalischen Katalysa
toren mit Ethylenoxid umsetzt, die resultierenden ethoxylierten
Triglyceride mit gasförmigen Schwefeltrioxid sulfiert und die daraus re
sultierenden sauren Sulfierprodukte anschließend mit wäßrigen Basen neu
tralisiert. Nach der Lehre der DE-A 41 41 532 eignen sich die so herge
stellten Produkte zur Fettung von Leder.
Ein für die Praxis sehr wichtiges Bedürfnis besteht darin, fettende Sub
stanzen bzw. Ausrüstungsmittel zur Verfügung zu stellen, die in der ge
gerbten Hautsubstanz so zuverlässig gebunden werden können, daß eine für
die praktischen Bedürfnisse hinreichende Wasch- und Reinigungsbeständig
keit der Leder- und Pelzwaren sichergestellt ist. Hochwertige Lederwaren,
beispielsweise aus der Bekleidungsindustrie, sollen dabei sowohl der
wäßrig-tensidischen Wäsche als auch gegebenenfalls einer chemischen Rei
nigung ohne wesentliche Qualitätseinbuße zugänglich sein.
Schließlich besteht für Leder, die im Innenbereich von Autos und Flug
zeugen Verwendung finden, Bedarf, über Substanzen zur fettenden Ausrüstung
zu verfügen, die Fogging-echt sind. Unter "Fogging" ist zu verstehen, daß
im Laufe der Zeit flüchtige Substanzen aus dem Leder entweichen und sich
in unerwünschter Weise niederschlagen, z. B. auf Windschutzscheiben. Unter
Fogging-echten Substanzen ist zu verstehen, daß diese Substanzen zum einen
selbst so fest im Innern des Leders gebunden sind, daß sie praktisch nicht
flüchtig sind, zum anderen, daß diese Substanzen die Fogging-
Charakteristik üblicher Fettungsmittel bzw. Fettungsmittelbestandteile
verbessern, d. h. deren Fogging-Werte reduzieren.
Ein Verfahren zur Herstellung von Leder mit verbesserter Fogging-Cha
rakteristik ist etwa in EP-A 498 634 beschrieben. Dabei lehrt die EP-A 498
634 eine Behandlung des Leders mit wäßrigen Dispersionen, die frei sind
von organischen Lösungsmitteln und die ein amphiphiles Copolymer enthal
ten, das aus wenigstens einem hydrophilen Monomer und wenigstens einem
hydrophoben Monomer besteht.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es, Substanzen bereitzustellen, die
sich zur fettenden Ausrüstung von Leder eignen. Unter dem Begriff der
"fettenden Ausrüstung" ist dabei einerseits die Lederfettung im engeren
Wortsinne zu verstehen, als auch die Hydrophobierung von Leder. Die Sub
stanzen sollten darüber hinaus lagerstabil sein. In einem weiterführenden
Aspekt sollten sich die Substanzen auch durch eine gute Fogging-
Charakteristik auszeichnen.
Eine weitere Zielsetzung der vorliegenden Erfindung war es, die ange
strebten Substanzen in einem einfachen, leicht durchführbaren Verfahren
zugänglich zu machen. Dieser Punkt war insbesondere im Hinblick auf die
oben genannte große Gruppe von anionischen Lederfettungsmitteln von Be
deutung, die durch Umsetzung von Fetten und Ölen mit konzentrierter
Schwefelsäure hergestellt werden.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß spezielle sulfierte Sub
stanzen, die erhältlich sind durch Umsetzung von ein- oder mehrbasischen
Carbonsäuren a) mit 12 bis 72 C-Atomen, mit einem Sulfierreagens b) aus
mindestens einer organischen Sulfonsäure b1) und Schwefelsäure b2), mit
der Maßgabe, daß der Anteil der Schwefelsäure - bezogen auf die Summe von
organischer Sulfonsäure und Schwefelsäure - 0,5 bis 80 Gew.-% beträgt,
nebst anschließender Neutralisation, die genannten Anforderungen in jeder
Hinsicht ausgezeichnet erfüllen.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist dementsprechend die Verwendung
sulfierter Substanzen zur fettenden Ausrüstung von Leder, wobei die
sulfierten Substanzen erhältlich sind durch Umsetzung von ein- oder mehr
basischen Carbonsäuren a) mit 12 bis 72 C-Atomen, mit einem Sulfierreagens
b) nebst anschließender Neutralisation. Als Sulfierreagens b) setzt man
dabei eine Kombination aus mindestens einer organischen Sulfonsäure b1)
und Schwefelsäure b2) ein, mit der Maßgabe, daß der Anteil der Schwefel
säure - bezogen auf die Summe von organischer Sulfonsäure und Schwefel
säure - 0,5 bis 80 Gew.-% beträgt.
In Bezug auf die Natur der Carbonsäuren a) unterliegt die Erfindung an
sich keinerlei Beschränkungen. Als besonders wichtige Ausführungsformen
seien genannt die Fettsäuren, die Dicarbonsäuren und die Dimer- bzw. Tri
merfettsäuren.
Unter Fettsäuren sind - wie allgemein in der Fachwelt üblich (vergl. z. B.
O.-A. Neumüller, Römpps Chemie-Lexikon, Stuttgart 1973, S. 1107ff) - alle
aliphatischen, einbasischen Carbonsäuren zu verstehen, die sowohl gesät
tigt, als auch ungesättigt sein können. Beispiele für solche Fettsäuren,
die sich als Fettsäurebausteine der Ester a) eignen, sind Ameisensäure,
Essigsäure, Proplonsäure, Buttersäure, Valeriansäure, Capronsäure,
Önanthsäure, Caprylsäure, Pelargonsäure, Caprinsäure, Undecansäure, Lau
rinsäure, Tridecansäure, Myristinsäure, Pentadecansäure, Palmitinsäure,
Margarinsäure, Stearinsäure, Nonadecansäure, Arachinsäure, Behensäure,
Lignocerinsäure, Cerotinsäure, Melissinsäure, Isobuttersäure,
Isovaleriansäure, Acrylsäure, Methacrylsäure, Crotonsäure, 10-
Undecensäure, Lauroleinsäure, Myristoleinsäure, Palmitoleinsäure, Ölsäure,
Petroselinsäure, Elaidinsäure, Ricinolsäure, Sorbinsäure, Linolsäure,
Linolaidinsäure, Linolensäure, Eläostearinsäure, Gadoleinsäure, Arachi
donsäure, Erucasäure, Brassidinsäure, Clupanodonsäure.
Unter Dicarbonsäuren sind zweibasische organische Carbonsäuren zu verste
hen. Bevorzugt sind dabei diejenigen mit 2 bis 24 C-Atomen und insbeson
dere diejenigen, die sich - im Sinne der klassischen Definition etwa des
"Römpp" (vergl. z. B. O.-A. Neumüller, Römpps Chemie-Lexikon, Stuttgart
1973, S. 828f) - von linearen Paraffinen dadurch ableiten, daß deren beide
Enden zu Carboxylgruppen oxidiert sind. Beispiele für geeignete
Dicarbonsäuren sind Oxalsäure, Malonsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure,
Adipinsäure, Pimelinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure,
Dodecandisäure, ferner Maleinsäure, Fumarsäure, Phthalsäure und
Terephthalsäure. Es ist jedoch auch möglich, substituierte Dicarbonsäuren
einzusetzen. Dabei sind OH-Gruppen enthaltende Dicarbonsäuren, z. B.
Äpfelsäure, bevorzugt.
Unter Dimerfettsäuren sind - wie in der Fachwelt üblich - solche
Carbonsäuren zu verstehen, die durch Oligomerisierung ungesättigter
Carbonsäuren, in der Regel Fettsäuren wie Ölsäure, Linolsäure, Erucasäure
und dergleichen, zugänglich sind. Üblicherweise erfolgt die
Oligomerisierung bei erhöhter Temperatur in Gegenwart eines Katalysators
aus z. B. Tonerde. Die dabei erhaltenen Produkte stellen Gemische ver
schiedener Substanzen dar, wobei die Dimerisierungsprodukte überwiegen.
Jedoch sind auch geringe Anteile höherer Oligomerer, insbesondere die
Trimerfettsäuren, enthalten. Dimerfettsäuren sind handelsübliche Produkte
und werden in verschiedenen Zusammensetzungen und Qualitäten angeboten. Im
Rahmen der vorliegenden Erfindung sind diejenigen Dimerfettsäuren bevor
zugt, die einen Dimergehalt von mindestens 50%, vorzugsweise 75% aufweisen
und bei denen die Zahl der C-Atome pro Dimermolekül überwiegend im Bereich
von 36 bis 44 liegt.
Analog den Dimerfettsäuren sind auch die Trimerfettsäuren
Oligomersierungsprodukte ungesättigter Fettsäuren, wobei jedoch der Anteil
an Trimeren im Produkt überwiegt. Auch Trimerfettsäuren sind
handelsübliche Produkte. Bevorzugt sind solche Trimerfettsäuren, bei denen
der Trimerengehalt mindestens 50%, vorzugsweise 75% beträgt.
In einer speziellen Ausführungsform der vorliegenden Erfindung gilt die
zusätzliche Maßgabe, daß die Komponente a) mindestens teilweise
ethylenisch ungesättigt ist. Unter "mindestens teilweise ethylenisch un
gesättigt" ist dabei zu verstehen, daß Jodzahl der Carbonsäure a) minde
stens 10 beträgt. Nach oben ist die Jodzahl der Carbonsäure a) in der
Praxis durch Werte im Bereich von ca. 300 bis 400 begrenzt. Ein Beispiel
für eine Carbonsäure mit einer solch hohen Jodzahl wär etwa
Clupanodonsäure (= 4,8,12,15,19Docosapentaensäure, C₂₃H₃₆O₂). Aus Gründen
der praktischen Verfügbarkeit setzt man jedoch in der Regel solche
Carbonsäuren oder Carbonsäuregemische a) ein, deren Jodzahl im Bereich von
40 bis 260 liegt.
Die Wahl der Methode zur Bestimmung der Jodzahl ist dabei an sich von un
tergeordneter Bedeutung. Im Sinne der vorliegenden Erfindung wird jedoch
ausdrücklich auf die Methoden nach Hanus bzw. Wÿs, die seit langem Be
standteil der Abteilung C-V der "DGF-Einheitsmethoden" sind, sowie die
dazu äquivalente neuere Methode nach Fiebig bezug genommen (vergl. Fat
Sci. Technol. 1991, Nr. 1, S. 13-19).
Bei der Herstellung der genannten Umsetzungsprodukte können die Mengen
verhältnisse von Carbonsäure a) und Sulfierreagens b) in weiten Grenzen
variieren. Im Sinne der vorliegenden Erfindung werden die Mengenverhält
nisse dieser Komponenten so eingestellt, daß sie im Bereich von 1 : 99 bis
99 : 1 liegen. Dabei ist ein Bereich a) : b) von 10 : 1 bis 1 : 10 und
insbesondere ein Bereich von 4 : 1 bis 1 : 4 bevorzugt.
Die erfindungsgemäßen sulfierten Substanzen zeichnen sich ganz allgemein
durch gute fettende beziehungsweise hydrophobierende Eigenschaften sowie
durch eine gute Fogging-Charakteristik aus.
Die Carbonsäuren a) können in Form handelsüblicher Produkte eingesetzt
werden. Für die hier beschriebene Anwendung zur fettenden Ausrüstung von
Leder sind jedoch auch Qualitäten ausreichend, wie sie beispielsweise in
Destillationsrückständen der Fettsäuregewinnung vorliegen.
In einer weiteren Ausführungsform setzt man die zu sulfierende Komponente
a) in Form eines Gemisches aus mindestens einer Carbonsäure a) und minde
stens einem Niedrigalkylester einer bei 20°C flüssigen Fettsäure mit 8
bis 24 C-Atomen ein.
Unter einem Niedrigalkylester ist dabei zu verstehen, daß der Alkoholbau
stein des Esters höchstens 8 C-Atome aufweist, wobei der Bereich von 1 bis
4 C-Atomen bevorzugt ist. Der Fettsäureniedrigalkylester kann dabei in
bezug auf seine Alkohol- und/oder Fettsäurebausteine gesättigt oder
(ethylenisch) ungesättigt sein. Diese Ausführungsform hat den Vorteil, daß
dem Fettsäureniedrigalkylester die Aufgabe zukommt, Carbonsäuren a), die
bei 20°C ganz oder teilweise fest sind, zu verflüssigen oder zumindest in
einen homogenen und fließfähigen Zustand zu überführen, so daß sich die
Mischung - eventuell nach geringfügiger Erwärmung - leicht rühren läßt.
Eine weitere Ausführungsform der vorliegenden Erfindung besteht darin, daß
man solche Carbonsäuren a) mit dem Sulfierreagens b) umsetzt, die
alkoxyliert und/oder epoxidiert sind. Als Bausteine zur Alkoxylierung
kommen dabei vor allem Ethylenoxid, Propylenoxid und Butylenoxid oder de
ren Mischungen in Frage. Besondere Bedeutung kommt dabei den ethoxylierten
Fettsäuren zu, die sich den Fettsäuren formal durch die Anlagerung ein
oder mehrerer -CH₂-CH₂-O-Gruppen ableiten. Diese Verbindungen lassen sich
auf verschiedenen Wegen herstellen, beispielsweise durch Umsetzung der
Fettsäuren mit Ethylenoxid in Gegenwart eines Katalysators (klassische
Ethoxylierung) oder durch Umsetzung der Fettsäuren mit Polyethylenoxid in
Gegenwart eines Katalysators.
Wie bereits ausgeführt, wird als Sulfierreagens b) eine Kombination aus
mindestens einer organischen Sulfonsäure b1) und Schwefelsäure b2) einge
setzt; dabei beträgt der Anteil der Schwefelsäure - bezogen auf die Summe
von organischer Sulfonsäure und Schwefelsäure - 0,5 bis 80 Gew. -%. Ein
Schwefelsäureanteil von 1 bis 40 und insbesondere 5 bis 20 Gew.-% ist je
doch bevorzugt.
Ausdrücklich sei an dieser Stelle klargestellt, daß das Sulfierreagens in
Bezug auf die Natur der Schwefelsäure keinen Beschränkungen unterliegt. So
kann verdünnte Schwefelsäure, konzentrierte Schwefelsäure oder rauchende
Schwefelsäure (konzentrierte Schwefelsäure, die wechselnde Mengen von
Schwefeltrioxid gelöst enthält, das sogenannte Oleum) eingesetzt werden.
Bevorzugt ist dabei, Schwefelsäure einer Konzentration im Bereich von 96
bis 98 Gew.-% oder Oleum einzusetzen.
Die Auswahl der organischen Sulfonsäuren b1) unterliegt an sich keinen
besonderen Einschränkungen. Beispiele für geeignete Sulfonsäuren sind
Alkan- oder Halogenalkansulfonsäuren wie Methansulfonsäure,
Ethansulfonsäure, Propansulfonsäure, Butansulfonsäure, langkettige
Alkansulfonsäuren, Chlorsulfonsäure, ferner Naphthalinsulfonsäure,
alpha-Sulfo-Fettsäuren (erhältlich z. B. durch Umsetzung von gesättigten
Fettsäuren mit gasförmigem Schwefeltrioxid), alpha-Sulfo-
Fettsäurealkylester, z. B. -methylester (erhältlich z. B. durch Umsetzung
von gesättigten Fettsäurealkylestern mit gasförmigem Schwefeltrioxid).
In einer bevorzugten Ausführungsform der vorliegenden Erfindung werden als
Komponente b2) jedoch aromatische Sulfonsäuren eingesetzt. Alkylbenzol
sulfonsäuren und insbesondere die kommerziell erhältliche lineare Alkyl
benzylsulfonsäure sind dabei besonders bevorzugt.
In einer weiteren Ausführungsform werden schließlich die Carbonsäuren a)
mit einem Sulfierreagens b) umgesetzt, das aus einer ternären Kombination
von mindestens einer organischen Sulfonsäure b1), Schwefelsäure b2) und
mindestens einem Hydrogensulfat b3) (ältere Bezeichnung: Bisulfat) be
steht. Geeignete Hydrogensulfate sind Verbindungen der Struktur Alk-HSO₄,
wobei "Alk" ein einwertiges Metall oder NH₄ bedeutet. Bevorzugte einwer
tige Metalle sind die Alkalimetalle, insbesondere Natrium und/oder Kalium.
Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur
Herstellung sulfierter Substanzen, wobei man ein- oder mehrbasische
Carbonsäuren a) mit 12 bis 72 C-Atomen, mit einem Sulfierreagens b) um
setzt und das Reaktionsgemisch anschließend neutralisiert, wobei man die
Umsetzung bei Temperaturen im Bereich von 20 bis 130°C durchführt und als
Sulfierreagens b) eine Kombination aus mindestens einer organischen
Sulfonsäure b1) und Schwefelsäure b2) einsetzt, mit der Maßgabe, daß der
Anteil der Schwefelsäure - bezogen auf die Summe von organischer
Sulfonsäure und Schwefelsäure - 0,5 bis 80 Gew.-% beträgt.
In Bezug auf weitere Parameter des Verfahrens (z. B. Einsatzverhältnisse
der einzelnen Komponenten) beziehungsweise bevorzugte Bereiche hinsicht
lich der Komponenten a) und b) gilt das bereits oben gesagte.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß es in der Regel nur
mäßige Reaktionstemperaturen erfordert. In den bevorzugten Ausführungs
formen liegt die Reaktionstemperatur lediglich im Bereich von 20 bis 80°C
und insbesondere 20 bis 40°C. In diesen Fällen verläuft die Reaktion nach
dem Zusammengeben der Komponenten a) und b) spontan unter Freisetzung von
Wärme, so daß in diesen Fällen sogar gekühlt werden muß, um einen kon
trollierten Ablauf der Reaktion sicherzustellen.
Bedingt durch die Exothermie der Umsetzung sind die Reaktionszeiten rela
tiv kurz, üblicherweise in der Größenordnung von 1 bis 4 Stunden. Es kann
aber - abhängig von der Natur der jeweils eingesetzten Komponente a) -
auch gewünscht sein, Reaktionszeiten unterhalb einer Stunde oder oberhalb
von 4 Stunden einzustellen.
Das Verfahren wird üblicherweise in der Weise durchgeführt, daß man die
Komponenten a) und b) bei etwa 20°C miteinander mischt. Dabei setzt häu
fig eine exotherme Reaktion ein - besonders stark in denjenigen Fällen, wo
das Sulfierreagens aus einer Mischung von aromatischen Sulfonsäuren und
Schwefelsäure besteht.
Die Reaktionsmischung wird nun bei leicht erhöhter Temperatur gerührt.
Diese Temperatur richtet sich im wesentlichen nach der Natur der einge
setzten Carbonsäure a), wobei insbesondere der Gehalt der Carbonsäure an
-C=C-Doppelbindungen, andererseits der Schmelzpunkt der Fettsäure eine
Rolle spielt. Sofern möglich, wird das erfindungsgemäße Verfahren bei der
geringstmöglichen Temperatur durchgeführt. Diese liegt in Fällen, wo bei
20°C flüssige Carbonsäuren als Komponente a) eingesetzt werden und wo der
Anteil der Schwefelsäure im Sulfierreagens b) im bevorzugten Bereich von 1
bis 40 Gew.-% liegt, vorzugsweise im Bereich von 20 bis 40°C, wobei man
häufig extern kühlen muß, um die Temperatur in diesem Bereich zu halten.
Bei Carbonsäuren a), die bei 20°C oder leicht erhöhter Temperatur nicht
hinreichend flüssig sind, oder wo die Reaktion möglichst schnell zum Ab
schluß gebracht werden soll, kann es jedoch gewünscht sein, die gesamte
genannte Temperaturspanne von 20 bis 80°C beziehungsweise 20 bis 130°C
auszunutzen.
Nach der Reaktion der Komponenten a) und b) schließt sich eine Neutrali
sation an. In der Regel läßt man dazu das Reaktionsgemisch abkühlen und
dosiert dann die gewünschte Base zu. Beispiele für geeignete Basen sind
Alkalimetallhydroxide, Erdalkalimetallhydroxide, Ammoniumhydroxid,
Alkanolamine und Alkylamine beziehungsweise Gemische davon. Bevorzugt sind
dabei insbesondere Natriumhydroxid, Kaliumhydroxid und Ammoniumhydroxid.
Eine weitere Aufarbeitung der neutralisierten Produkte ist nicht erfor
derlich.
Die nachfolgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Erfindung und sind
nicht einschränkend zu verstehen.
F-1: Erucasäure (Säurezahl 166; Jodzahl 75)
F-2: Arachidonsäure (Säurezahl 184, Jodzahl 334)
F-3: Isostearinsäure ("Emersol 871", Säurezahl 175; Jodzahl 12, Fa. Emery)
F-4: Dimerfettsäure ("Empol 1014", Dimergehalt 91%, Fa. Emery)
F-5: Oleinfettsäure ("Edenor TiO5", Säurezahl 201; Jodzahl 95; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-6: Stearinfettsäure ("Edenor ST20", Säurezahl 206; Jodzahl 19; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-7: Konjuenfettsäure ("Edenor UKD 3510", Säurezahl 198; Jodzahl 140; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-8: Polyungesättigte Fettsäure ("Edenor Sj", Säurezahl 201; Jodzahl 131; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-2: Arachidonsäure (Säurezahl 184, Jodzahl 334)
F-3: Isostearinsäure ("Emersol 871", Säurezahl 175; Jodzahl 12, Fa. Emery)
F-4: Dimerfettsäure ("Empol 1014", Dimergehalt 91%, Fa. Emery)
F-5: Oleinfettsäure ("Edenor TiO5", Säurezahl 201; Jodzahl 95; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-6: Stearinfettsäure ("Edenor ST20", Säurezahl 206; Jodzahl 19; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-7: Konjuenfettsäure ("Edenor UKD 3510", Säurezahl 198; Jodzahl 140; Fa. Henkel/Düsseldorf)
F-8: Polyungesättigte Fettsäure ("Edenor Sj", Säurezahl 201; Jodzahl 131; Fa. Henkel/Düsseldorf)
Alkylbenzolsulfonsäure, ein auch kommerziell erhältliches Produkt, ist
zugänglich durch Sulfonierung von linearem Alkylbenzolsulfonat mit gas
förmigem Schwefeltrioxid.
S-1: Mischung von 99 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 1 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
S-2: Mischung von 80 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 20 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
S-3: Mischung von 90 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 10 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
S-1: Mischung von 99 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 1 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
S-2: Mischung von 80 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 20 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
S-3: Mischung von 90 Gew.-% Alkylbenzolsulfonsäure und 10 Gew.-% konzentrierter (98%-iger) Schwefelsäure
Etwa gewichtsgleiche Mengen (z. B. je 100 g) Carbonsäure (z. B. F-1 bis F-8)
und Sulfierreagens (z. B. S-1 bis S-3) werden bei Raumtemperatur gemischt.
In Fällen, wo die eingesetzte Carbonsäure bei Raumtemperatur flüssig ist,
wird ca. 2 Stunden gerührt, wobei man eine Temperatur im Bereich von 20
bis 40°C einstellt. Bei exotherm verlaufenden Reaktionen wird entspre
chend gekühlt. Bei Carbonsäuren, die bei 20°C fest, teilweise fest oder
zähflüssig sind (z. B. die Carbonsäure F-6), wählt man eine Reaktionstem
peratur, bei der die Carbonsäure flüssig ist. Wennmöglich wird dabei eine
Temperatur von höchstens 80 °C eingestellt. Anschließend wird die Reakti
onsmischung mit einer Base (z. B. 37 gew.-%iger wäßriger Natronlauge) neu
tralisiert, gegebenenfalls nach vorheriger Kühlung des Gemisches.
Claims (11)
1. Verwendung sulfierter Substanzen zur fettenden Ausrüstung von Leder,
wobei die sulfierten Substanzen erhältlich sind durch Umsetzung von
ein- oder mehrbasischen Carbonsäuren a) mit 12 bis 72 C-Atomen, mit
einem Sulfierreagens b) nebst anschließender Neutralisation, dadurch
gekennzeichnet, daß man als Sulfierreagens b) eine Kombination aus
mindestens einer organischen Sulfonsäure b1) und Schwefelsäure b2)
einsetzt, mit der Maßgabe, daß der Anteil der Schwefelsäure - bezogen
auf die Summe von organischer Sulfonsäure und Schwefelsäure - 0,5 bis
80 Gew.-% beträgt.
2. Verwendung nach Anspruch 1, wobei man die Mengenverhältnisse von
Carbonsäure a) und Sulfierreagens b) so einstellt, daß sie im Bereich
von 1 : 99 bis 99 : 1 liegen.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Komponente a) mindestens
teilweise ethylenisch ungesättigt ist.
4. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei es sich bei der
organischen Sulfonsäure um eine aromatische Sulfonsäure, vorzugsweise
Alkylbenzolsulfonsäure handelt.
5. Verwendung nach Anspruch 4, wobei der Anteil der Schwefelsäure - be
zogen auf die Summe von organischer Sulfonsäure und Schwefelsäure - 1
bis 40 Gew.-% beträgt.
6. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei man als Komponente
a) Gemische von Carbonsäuren einsetzt.
7. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei man als Komponente
a) eine Carbonsäure einsetzt, die ausgewählt ist aus der Gruppe der
Fettsäuren, Dicarbonsäuren, Dimerfettsäuren und Trimerfettsäuren.
8. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei man als zu
sulfierende Komponente a) ein Gemisch einsetzt bestehend aus
- i) mindestens einer ein- oder mehrbasischen Carbonsäure mit 12 bis 72 C-Atomen und
- ii) mindestens einem Niedrigalklyester von Fettsäuren mit 8 bis 24 C-Atomen.
9. Verwendung nach einem der Ansprüche 1 bis 8, wobei man solche
Carbonsäuren a) einsetzt, die alkoxyliert und/oder epoxidiert sind.
10. Verfahren zur Herstellung sulfierter Substanzen, wobei man ein- oder
mehrbasische Carbonsäuren a) mit 12 bis 72 C-Atomen, mit einem
Sulfierreagens b) umsetzt und das Reaktionsgemisch anschließend neu
tralisiert, dadurch gekennzeichnet, daß man die Umsetzung bei Tempe
raturen im Bereich von 20 bis 130°C durchführt und als Sulfierreagens
b) eine Kombination aus mindestens einer organischen Sulfonsäure b1)
und Schwefelsäure b2) einsetzt, mit der Maßgabe, daß der Anteil der
Schwefelsäure - bezogen auf die Summe von organischer Sulfonsäure und
Schwefelsäure - 0,5 bis 80 Gew.-% beträgt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, wobei man die Mengenverhältnisse von
Carbonsäure a) und Sulfierreagens b) so einstellt, daß sie im Bereich
von 1 : 99 bis 99 : 1 liegen und wobei man als Komponente b) eine
aromatische Sulfonsäure, vorzugsweise Alkylbenzolsulfonsäure einsetzt.
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