DE3545465C2 - Verfahren zur Abtrennung von HCN aus einem Gasstrom - Google Patents
Verfahren zur Abtrennung von HCN aus einem GasstromInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abtrennung
von HCN aus einem Gasstrom.
Die Anwesenheit von Cyanwasserstoff (HCN) in den verschieden
sten Gasströmen erschwert die Abtrennung von weiteren Verunrei
nigungen, wie z. B. die Abtrennung von H2S oder CO2, und bietet
Probleme in bezug auf die Produktqualität und die Erfordernisse
einer Kontrolle der Umweltverseuchung. Insbesondere bei der
Vergasung von Kohle gebildetes Synthesegas enthält signifikante
geringe Mengen an HCN, welche beseitigt werden müssen, bevor
das Gas verwendet werden kann.
Gegenstand der prioritätsälteren DE-35 17 169-A1 ist ein Ver
fahren zur Abtrennung von HCN aus Gasen durch Hydrolyse bei ei
ner Temperatur im Bereich von 200 bis 500°C in Gegenwart von
Wasser und eines Katalysators, welcher mindestens ein Metall
aus der Gruppe IIIa und/oder IVa des Periodensystems der Ele
mente auf einem SiO2 enthaltenden Träger enthält.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es nun, ein einfach
durchzuführendes und wirksames neues Verfahren zur Abtrennung
von HCN zur Verfügung zu stellen, wobei dieses Verfahren von
großer wirtschaftlicher Bedeutung ist.
Die Erfindung löst dieses Problem.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Abtrennung von HCN aus einem
Gasstrom ist dadurch gekennzeichnet, daß man diesen
- a) mit Formaldehyd oder einem Aldehyd der allgemeinen Formel I in welcher R1 eine Alkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen bedeutet, umsetzt und
- b) den so erhaltenen teilgereinigten Gasstrom mit Ammoniumpolysulfid und/oder Natriumpolysulfid zur Reaktion bringt.
Anstelle der vorstehend genannten Aldehyde kann auch eine
"Vorläuferverbindung" derselben eingesetzt werden, d. h. eine
Verbindung bzw. Zusammensetzung, welche unter den Bedingungen, bei denen die Umsetzung mit dem Gasstrom stattfindet, eine Ver bindung oder Verbindungen der angegebenen Formel I bilden. Die Verbindung(en) der Formel I wird (werden) in Form einer wäßrigen Lösung mit dem Gasstrom kontaktiert, dabei bilden sich als Umsetzungsprodukte Ammonium- und/oder Natriumthiocyanat. Der gereinigte Gasstrom kann gesammelt, verwendet oder einer wei teren Behandlungsstufe zugeführt werden. Mindestens ein Teil der Ammonium- und/oder Natriumpolysulfid und Ammonium- und/oder Natriumthiocyanat enthaltenden Lösung kann aus der Behandlungszone, in der die Umsetzung stattfindet, abgezogen werden, beispielsweise kontinuierlich. Falls die betreffende Lösung Ammoniumthiocyanat enthält, kann die abgezogene Lösung dann hydrolysiert, zwecks Entfernung von Gasen abgestreift und schließlich in einem Milieu, welches nitrierende/denitrierende Bakterien enthält, einer Biobehandlung unterworfen werden. Eine solche Hydrolyse kann unter geeigneten Temperatur- und Druckbedingungen durchgeführt werden. Man kann eine solche hydrolytische Behandlung aber auch fortlassen und zu der betreffenden Lösung Natriumhydroxid hinzusetzen, wodurch Ammoniak frei gesetzt wird, welches im Kreislauf geführt und/oder gewon nen werden kann, so daß dann das verbleibende Thiocyanat nur durch eine Biobehandlung zersetzt wird. Durch eine sol che Biobehandlung des restlichen Thiocyanats wird in der Lösung Natriumsulfat gebildet und außerdem entstehen gas förmiger Stickstoff und Kohlendioxid, welche ohne Beein trächtigung der Umwelt als Abgas in die Atmosphäre entlas sen werden können. Es wurde vorstehend bereits darauf hin gewiesen, daß das erfindungsgemäße Verfahren kontinuierlich durchgeführt werden kann. Die erfindungsgemäß angewendeten Verfahrensschritte ermöglichen in der angegebenen neuen Kombination ein optimales Gleichgewicht bezüglich der Ver hinderung der Bildung von Cyanid-Komplexen, eines Schutzes gegenüber Korrosion und der Einregelung des Salzgehaltes der Abwässer.
Verbindung bzw. Zusammensetzung, welche unter den Bedingungen, bei denen die Umsetzung mit dem Gasstrom stattfindet, eine Ver bindung oder Verbindungen der angegebenen Formel I bilden. Die Verbindung(en) der Formel I wird (werden) in Form einer wäßrigen Lösung mit dem Gasstrom kontaktiert, dabei bilden sich als Umsetzungsprodukte Ammonium- und/oder Natriumthiocyanat. Der gereinigte Gasstrom kann gesammelt, verwendet oder einer wei teren Behandlungsstufe zugeführt werden. Mindestens ein Teil der Ammonium- und/oder Natriumpolysulfid und Ammonium- und/oder Natriumthiocyanat enthaltenden Lösung kann aus der Behandlungszone, in der die Umsetzung stattfindet, abgezogen werden, beispielsweise kontinuierlich. Falls die betreffende Lösung Ammoniumthiocyanat enthält, kann die abgezogene Lösung dann hydrolysiert, zwecks Entfernung von Gasen abgestreift und schließlich in einem Milieu, welches nitrierende/denitrierende Bakterien enthält, einer Biobehandlung unterworfen werden. Eine solche Hydrolyse kann unter geeigneten Temperatur- und Druckbedingungen durchgeführt werden. Man kann eine solche hydrolytische Behandlung aber auch fortlassen und zu der betreffenden Lösung Natriumhydroxid hinzusetzen, wodurch Ammoniak frei gesetzt wird, welches im Kreislauf geführt und/oder gewon nen werden kann, so daß dann das verbleibende Thiocyanat nur durch eine Biobehandlung zersetzt wird. Durch eine sol che Biobehandlung des restlichen Thiocyanats wird in der Lösung Natriumsulfat gebildet und außerdem entstehen gas förmiger Stickstoff und Kohlendioxid, welche ohne Beein trächtigung der Umwelt als Abgas in die Atmosphäre entlas sen werden können. Es wurde vorstehend bereits darauf hin gewiesen, daß das erfindungsgemäße Verfahren kontinuierlich durchgeführt werden kann. Die erfindungsgemäß angewendeten Verfahrensschritte ermöglichen in der angegebenen neuen Kombination ein optimales Gleichgewicht bezüglich der Ver hinderung der Bildung von Cyanid-Komplexen, eines Schutzes gegenüber Korrosion und der Einregelung des Salzgehaltes der Abwässer.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachstehend in Form
eines Ausführungsbeispiels noch näher erläutert.
Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eine Rolle spie
lenden Reaktionen werden durch das nachstehende Reaktions
schema wiedergegeben, und zwar für den Fall, daß ein Aldehyd
der Formel I eingesetzt wird. Bei Verwendung von Formaldehyd
verläuft die Umsetzung der Stufe A) in analoger Weise.
B) HCN + (NH4)2Sx + NH3 → NH4SCN+ (NH4)2S(x-1),
wobei x = 2 bis 5 ist oder
wobei x = 2 bis 5 ist oder
C) HCN + Na₂Sx + NaOH → NaSCN + Na₂S(x-1) + H₂O,
wobei x = 2 bis 5 ist.
wobei x = 2 bis 5 ist.
Falls die Thiocyanatlösung hydrolytisch zersetzt wird,
läuft außerdem noch die folgende Reaktion ab:
NH4SCN + 2H2O → CO2 + H2S + 2NH3.
Wie für den Fachmann ersichtlich, ist die spezielle Art
des erfindungsgemäß zu behandelnden Gasstromes nicht
kritisch. Es läßt sich jeder HCN enthaltende Gasstrom
behandeln, aus welchem HCN abgetrennt werden soll und
dessen andere Bestandteile im wesentlichen nicht mit
Formaldehyd bzw. mit den Aldehyden der Formel I oder mit
Ammoniumpolysulfid reagieren bzw. die vorstehend aufge
führten Reaktionsabläufe praktisch nicht beeinträchtigen.
Gasströme oder Abgase, welche sich bevorzugt mittels des
erfindungsgemäßen Verfahrens behandeln lassen, umfassen
Heizgase, welche durch Vergasungsprozesse gebildet worden
sind, beispielsweise Heizgase oder Abgase, welche bei der
Vergasung von Kohle, Erdölen, Ölschiefer oder Teersanden
entstehen und welche eine signifikante Menge an HCN ent
halten. Bei solchen Vergasungsverfahren werden die gasför
migen Abströme öfters mit Wasser oder Kühlflüssigkeiten
abgeschreckt, und die beim Abstreifen der Flüssigkeiten
gebildeten Gasströme können dann HCN enthalten und diese
Ströme können gleichfalls erfindungsgemäß behandelt wer
den. Der Gehalt an HCN solcher Gasströme kann innerhalb
breiter Konzentrationsbereiche variieren und liegt zwi
schen Spurenmengen bis zu Mengen von etwa 1 Volumenprozent.
Erfindungsgemäß werden bevorzugt Gasströme behandelt, die
einen HCN-Gehalt von etwa 0,002 bis 0,1 Volumenprozent auf
weisen.
Die erste Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens wird
gemäß einer vorteilhaften Ausführungsform kontinuierlich
durchgeführt, d. h. Formaldehyd bzw. ein Aldehyd
der Formel I wird kontinuierlich in die Behandlungszone
eingespeist, in welcher sie mit dem HCN-haltigen Gasstrom
in Berührung kommt. Formaldehyd bzw. ein Aldehyd der Formel I
kann dabei einfach in den Gasstrom eingespritzt werden
oder kann einen Teil einer Wasch- oder Abschreckflüs
sigkeit darstellen. Auf jeden Fall wird der betreffende Aldehyd in einer sol
chen Menge angewendet, daß die Hauptmenge an HCN in dem
Gasstrom umgewandelt wird. Der Fachmann kann in einfa
cher Weise die erforderlichen Mengen an dem betreffenden
Aldehyd anhand der vorgegebenen
Konzentration an HCN bestimmen. Im allgemeinen werden
0,6 bis 2,0 Mol Aldehyd je
Mol HCN angewendet, wobei Mengen von 0,5 bis 1,0 Mol an
Aldehyd bevorzugt sind. Es ist
nicht erforderlich, daß die Gesamtmenge des zugeführten
Aldehyds schon in der ersten Be
handlungsstufe vollständig umgesetzt wird. Es können
vielmehr Vorkehrungen dafür getroffen werden, daß eine
bestimmte Menge an Aldehyd in
die zweite Behandlungsstufe oder Behandlungszone übergeht
oder sogar direkt in letztere eingespeist wird.
Auch die zweite Stufe des erfindungsgemäßen Verfahrens,
d. h. das Kontaktieren des teilgereinigten Gases mit der
Polysulfidlösung, kann kontinuierlich durchgeführt werden.
In diesem Fall wird zusätzlicher Schwefel und Ammonium
sulfid oder Ammoniumpolysulfid und/oder Natriumpolysulfid
kontinuierlich in die zweite Behandlungszone eingespeist
und ein Anteil oder Nebenstrom einer Ammonium- und/oder
Natriumthiocyanat enthaltenden Lösung wird kontinuierlich
aus der zweiten Kontaktierungszone abgezogen. Ein Anteil
oder die Gesamtmenge dieses Nebenstroms kann auch in die
erste Kontaktierungszone eingespeist werden. Die Volumen
anteile an zuzuführendem Schwefel und an abzuziehendem
Nebenstrom hängen u. a. von der Restmenge an HCN in dem
zu behandelnden Gasstrom ab und können daher nicht zah
lenmäßig genau angegeben werden. Es ist jedoch für den
Fachmann aufgrund seines Wissens ohne weiteres möglich,
die entsprechenden Volumenmengen der Lösung einzustellen.
Es wurde bereits vorstehend darauf hingewiesen, daß der
HCN enthaltende Gasstrom in der ersten Verfahrensstufe
mit Formaldehyd oder einem Aldehyd der Formel I
in Berührung zu bringen ist, in welcher R1 eine Alkyl
gruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen bedeutet. Im Rahmen
der Erfindung kommen auch Vorläuferverbindungen von Form
aldehyd bzw. von Aldehyden der Formel I oder Mischungen
dieser Vorläuferverbindungen mit den Aldehyden in Betracht.
Vorstehend wurde bereits erläutert, daß unter dem Aus
druck "Vorläuferverbindungen" Verbindungen oder Zusammen
setzungen verstanden werden, welche unter den Bedingungen,
unter denen die Berührung stattfindet, Formaldehyd oder
einen Aldehyd der Formel I liefern. Ein vorteilhaft im
Rahmen der Erfindung einzusetzender Aldehyd ist Form
aldehyd bzw. eine oder mehrere Vorläuferverbindungen, wie
Paraformaldehyd. Die
betreffenden Verbindungen können in Form wäßriger Lösun
gen eingesetzt werden, obwohl auch andere Lösungsmittel
verwendet werden können.
In der ersten Kontaktierungsstufe werden geeignete Bedin
gungen in bezug auf Temperatur, Druck, ausreichende Kon
taktzeit, geeigneter pH-Wert und geeignete Verhältnisse
der betreffenden Verbindung oder Zusammensetzung zu HCN
angewendet, damit die gewünschte Umwandlung des HCN statt
findet. Temperaturen und Drücke können innerhalb eines
weiten Bereiches variiert werden, insbesondere wenn der
Formaldehyd bzw. ein Aldehyd der Formel I als Teil
einer Abschreck- oder Waschlösung eingesetzt wird. In
entsprechender Weise können auch die Berührungszeiten und
die pH-Werte je nach der Art der zu behandelnden Gasströme
innerhalb weiter Bereiche variieren. Dem Fachmann bietet
es im allgemeinen keine Schwierigkeiten, die speziellen
Bedingungen des Verfahrens so zu wählen, daß eine gute
Umwandlung des HCN stattfindet. Beispielsweise können
Temperaturen im Bereich von 70 bis 340°C und insbesondere
im Bereich von 100 bis 270°C und geeignete Überdrücke im
Bereich von 7 bis 70 kg/cm2 und insbesondere im Bereich von
21 bis 42 kg/cm2 gewählt werden. Die Gesamtkontaktzeiten
können im Bereich von 1 Sekunde bis 300 Sekunden variieren
und auch länger sein, falls der Gehalt an HCN sonst nicht
in ausreichender Weise herabgesetzt wird. Der pH-Wert des
Systems kann im Bereich von 6 bis 9 liegen.
In entsprechender Weise werden in der zweiten Verfahrens
stufe geeignete Bedingungen bezüglich Temperatur und
Druck, ausreichender Berührungszeit, geeignetem pH-Wert
und geeigneten Konzentrationen an Polysulfid in Wasser
gewählt,um die Umwandlung des Restanteils an HCN in Am
monium- und/oder Natriumthiocyanat sicherzustellen. In
der zweiten Behandlungsstufe, in der die Polysulfidlösung
zur Einwirkung kommt, können Temperaturen im Bereich von
20 bis 120°C und insbesondere von 25 bis 110°C gewählt
werden. Der pH-Wert der Polysulfidlösungen liegt im allge
meinen zwischen etwa 6 bis 10 und insbesondere zwischen
etwa 7.0 bis 9.0 und es werden Ammonium- und/oder Natrium
polysulfidkonzentrationen im Bereich von 0,001 bis 1 und
insbesondere von 0,01 bis 0,05 gMol/l verwendet. Falls
ein Alkali, wie NaOH, verwendet wird, um den pH-Wert ein
zustellen, ist für den Fachmann klar, daß dann in der be
treffenden Behandlungslösung eine Mischung an Polysulfiden
vorliegt. Die Polysulfidlösung wird in einer ausreichenden
Menge verwendet, so daß praktisch der Gesamtrestgehalt an
HCN in dem Gasstrom infolge der Reaktion mit dem Polysul
fid abgebaut wird. Üblicherweise enthält die Polysulfid
lösung mindestens eine stöchiometrische Menge an im Poly
sulfid vorhandenem Schwefel, bezogen auf den Anteil an
HCN, und insbesondere soll der Polysulfidschwefel das Drei-
bis Vierfache der stöchiometrischen Menge betragen. Der
Behandlungszone kann elementarer Schwefel zugeführt wer
den, um diese erforderliche Konzentration aufrecht zu er
halten. In dem zu behandelnden Gas vorhandene Mengen an
H2S und NH3 stören nicht bei der Abtrennung von HCN bzw.
dessen Umwandlung und vorhandenes NH3 kann sogar mit zu
einer Erneuerung der Lösung beitragen. Der Kontaktierungs
zone kann Polysulfidlösung kontinuierlich zum Auffüllen
der Zone zugeführt werden oder es können Maßnahmen getrof
fen werden, um das erforderliche Polysulfid in gewissem
Ausmaß in situ zu erzeugen. Die Berührungszeiten zwischen
dem Gas und der Flüssigkeit können im Bereich von 0,1 bis
1 Minute und insbesondere im Bereich von 0,2 bis 0,5 Minu
ten liegen. Die Verweilzeiten der Lösung in der Berüh
rungszone können im Bereich von 10 bis 60 Minuten liegen
oder auch noch länger sein, falls sonst der HCN-Gehalt
nicht ausreichend beseitigt wird. Dem Fachmann ist es
ohne Schwierigkeiten möglich, geeignete Vorrichtungen oder
Anlagen auszuwählen, um die Kontaktierung bzw. den Aus
waschvorgang durchzuführen.
Die durch die Reaktion zwischen HCN und dem ausgewählten
Aldehyd gebildeten Produkte lassen
sich leicht abtrennen und beseitigen. Falls die Verbindung
bzw. Zusammensetzung beispielsweise als Teil einer Lösung
zur Entfernung von Flugasche eingesetzt wird, kann die
verbrauchte Lösung zuerst abgestreift und dann einer Bio
behandlung zugeführt werden. In der zweiten Stufe des er
findungsgemäßen Verfahrens kann die Ammoniumthiocyanat
enthaltende Polysulfidlösung in eine Hydrolysezone einge
speist werden, in weicher das Ammoniumthiocyanat unter
gleichzeitiger Bildung von NH3, H2S und CO2 hydrolysiert
wird. Für eine solche Hydrolysebehandlung muß ausreichend
Wasser vorhanden sein oder gesondert zugesetzt werden.
Die in der Hydrolysezone angewendeten Temperaturen sind
wichtig und liegen im allgemeinen im Bereich von etwa 200
bis 300°C. Die dabei angewendeten Drücke liegen im allge
meinen im Bereich von etwa 20 bis 100 at. Die Hydrolyse
produkte H2S, NH3 und CO2 können gesammelt und im Kreis
lauf zurückgeführt werden oder gewünschtenfalls auch
einer weiteren Behandlung zugeführt werden. Es ist für
den Fachmann ersichtlich, daß Vorkehrungen getroffen wer
den können, um Schwefel für die Neubildung von Polysulfid
oder die Aufrechterhaltung einer entsprechenden Polysul
fidkonzentration wiederzugewinnen und im Kreislauf zu
rückzuführen. Der Reststrom, welcher nach der Hydrolyse
von Ammoniumthiocyanat und nach der Abtrennung von darin
noch enthaltenem Schwefel verbleibt, kann einer weiteren
Behandlung zugeführt oder für andere Behandlungsvorgänge
in der Anlage verwendet werden. Es wurde bereits darauf
hingewiesen, daß es auch möglich ist, diese Hydrolyse
stufe auszulassen. In dem Fall kann der Lösung Natrium
hydroxid zugesetzt werden, wobei dann das gebildete
Ammoniak in einer Abstreifstufe abgetrennt, im
Kreislauf zurückgeführt und gewonnen wird. Es wurde auch
darauf hingewiesen, daß die Natriumthiocyanat enthaltende
Lösung dann zwecks Zersetzung des Thiocyanats einer Bio
behandlung zugeführt werden kann.
Ein Synthesegasstrom, welcher 2,7 Gewichtsprozent H2,
80 Gewichtsprozent CO, 1,4 Gewichtsprozent H2S, 0,02
Gewichtsprozent NH3 und 0,02 Gewichtsprozent HCN enthält,
aus einer Anlage zur Teilverbrennung von Kohle stammt und
eine Temperatur von 1450°C, einen Überdruck von 26,25 kg/
cm2 und eine Fließgeschwindigkeit von 110 g/sek. aufweist,
wird zunächst gekühlt und einer Behandlung zwecks Entfer
nung der Hauptmenge an Flugasche unterworfen. Anschließend
wird der Gasstrom einer Naßbehandlungsstufe zwecks Entfer
nung feiner Flugascheteilchen zugeführt. Der Gasstrom wird
dabei in einer Menge von 24 g/Sek. mit einer wäßrigen,
0,1 Gewichtsprozent Formaldehyd enthaltenden Lösung in
Berührung gebrachte. Durch diese Behandlung werden die
feinen Teilchen abgetrennt und außerdem die Hauptmenge
an HCN in dem Synthesegas umgewandelt. Diese Berührungs
behandlung wird kontinuierlich durchgeführt, wobei die
verbrauchte Lösung abgetrennt und einer weiteren Aufarbei
tung zugeführt wird.
Der Synthesegasstrom, der nunmehr einen verringerten Ge
halt an HCN und einem leicht erhöhten Gehalt an NH3 auf
weist, wird in eine zweite Behandlungszone eingespeist,
in welcher er kontinuierlich mit einer etwa 0,01 N Lösung
von Ammoniumpolysulfid ausgewaschen wird. Der pH-Wert
dieser Lösung ist 8 und die Temperatur im Behandlungs
system liegt bei etwa 100°C. Je Sekunde werden 38 g der
Ammoniumthiocyanat enthaltenden Polysulfidlösung als
Nebenstrom aus dem System abgezogen.
Claims (2)
1. Verfahren zur Abtrennung von HCN aus einem Gasstrom,
dadurch gekennzeichnet, daß man diesen
- a) mit Formaldehyd oder einem Aldehyd der allgemeinen For mel I in welcher R1 eine Alkylgruppe mit 1 bis 3 Kohlenstoffatomen bedeutete umsetzt und
- b) den so erhaltenen teilgereinigten Gasstrom mit Ammo niumpoly-sulfid und/oder Natriumpolysulfid zur Reaktion bringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es
sich bei dem Gasstrom um einen bei der Vergasung von Kohle
erhaltenen Synthesegasstrom handelt.
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