DE3530935C2 - - Google Patents
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- C12N—MICROORGANISMS OR ENZYMES; COMPOSITIONS THEREOF; PROPAGATING, PRESERVING, OR MAINTAINING MICROORGANISMS; MUTATION OR GENETIC ENGINEERING; CULTURE MEDIA
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Description
Die N-Acylneuraminat-Aldolase wird auch als Sialinsäure-
Aldolase bezeichnet. Sie ist ein bekanntes Enzym, das nach dem
"Nomenclature Committee of the International Union of Biochemistry"
mit der Enzym-Nr. EC 4.1.3.3. klassifiziert wird
und systematisch als N-Acylneuraminat: Pyruvatlyase bezeichnet
wird. Dieses Enzym katalysiert den Abbau und die Synthese
von Sialinsäure (N-Acylneuraminsäure) gemäß folgendem Reaktionsschema:
Sialinsäure Acylmannosamin + Brenztraubensäure.
Es ist bereits ein Verfahren zur Herstellung der
N-Acylneuraminat-Aldolase bekannt. Dieses basiert auf dem
Befund, daß das Enzym leicht im technischen Maßstab durch
Inkubation bekannter Bakterien der Gattung Escherichia und
verschiedener anderer Gattungen in Gegenwart von Sialinsäure
hergestellt werden kann (JP-PS-11 11 346). Dieses Verfahren hat
jedoch den Nachteil, daß zum Kulturmedium
Sialinsäure zugegeben werden muß, welche selbst teuer ist
und nur nach einem aufwendigen Herstellungsverfahren gewonnen
werden kann. Darüber hinaus kann die N-Acylneuraminat-
Aldolase entweder überhaupt nicht oder nur in sehr geringen
Mengen hergestellt werden, wenn keine Sialinsäure zur Verfügung
steht. Deshalb ist dieses Verfahren ohne die Verwendung
von Sialinsäure industriell nicht durchführbar. Die im genannten
Verfahren verwendeten Mikroorganismen sind also im wesentlichen
nicht in der Lage, N-Acylneuraminat-Aldolase in Abwesenheit
von Sialinsäure herzustellen.
Dementsprechend liegt der vorliegenden Erfindung die Aufgabe
zugrunde, den größten Nachteil des vorstehend genannten
Verfahrens, nämlich das Erfordernis Sialinsäure zu verwenden,
zu umgehen und ein neues Verfahren zur Herstellung von
N-Acylneuraminat-Aldolase im technischen Maßstab
ohne Sialinsäure zu entwickeln.
Zur Lösung dieser Aufgabe wurde ein chromosomales DNA-Fragment,
das ein N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen trägt, aus einem N-Acylneuraminat-
Aldolase-bildenden Bakterium der Gattung Escherichia
isoliert, die aus den im bekannten Verfahren verwendeten Mikroorganismen
ausgewählt wurde. Durch Einbau dieses
Fragments in einen Vektor wurde ein rekombinantes Plasmid erhalten.
Dieses Plasmis wurde in einen Mikroorganismus eingebracht.
Wenn der so erhaltene transformierte Mikroorganismus
in einem Sialinsäure-freien Medium inkubiert wird, bildet
er große Mengen des gewünschten Enzyms.
Somit betrifft die Erfindung ein in E. coli replizierbares
rekombinantes Plasmid, das dadurch gekennzeichnet ist, daß
es ein chromosomales DNA-Fragment trägt, das ein von einem
N-Acylneuraminat-Aldolase-bildenden Bakterium der Gattung
Escherichia abgeleitetes N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen trägt,
eine Größe von etwa 5,5 kb hat und die in der in Fig. 1 abgebildeten
Restriktionskarte enthaltenen Spaltstellen aufweist.
Die Erfindung betrifft ferner die Verwendung des Plasmids in
einem damit transformierten N-Acylneuraminat-Aldolase-bildenden
Bakterium der Gattung Escherichia oder N-Acylneuraminat-
Aldolase-defizienten Stamm der Gattung Escherichia zur Herstellung
von N-Acylneuraminat-Aldolase in einem Sialinsäure-
freien Medium.
Mit dem erfindungsgemäßen rekombinanten Plasmid und der entsprechenden
Transformante kann das gewünschte Enzym leicht in
großen Mengen im industriellen Maßstab hergestellt werden.
Dabei wird ein an sich bekanntes Kulturmedium zur Inkubation
der Mikroorganismen verwendet, welches keine Substanzen enthält,
die die N-Acylneuraminat-Aldolase-Bildung induzieren,
wie die nur in aufwendiger Weise herstellbare Sialinsäure und
ihre Analoga.
Die nachstehend beschriebenen Verfahren erläutern die Herstellung
des erfindungsgemäßen rekombinanten Plasmids und der
entsprechenden Transformante.
Das erfindungsgemäße Plasmid wird durch Einbau eines chromosomalen
DNA-Fragments, welches das von einem N-Acylneuraminat-
Aldolase-bildende Bakterium der Gattung Escherichia abgeleitete
N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen trägt, in einen Vektor
hergestellt. Die als Spender der chromosomalen DNA verwendeten
Bakterien der Gattung Escherichia sind vorzugsweise
starke N-Acylneuraminat-Aldolase-Bildner, wie E. coli. Es
sind jedoch auch andere Bakterien verwendbar, sofern sie
überhaupt N-Acylneuraminat-Aldolase bilden.
Die chromosomale DNA aus dem N-Acylneuraminat-Aldolase-bildenden
Bakterium wird in an sich bekannter Weise isoliert.
Beispielsweise erfolgt die Isolierung nach dem Verfahren
von Saito und Miura, bei dem Phenol verwendet wird (Biochim.
Biophys. Acta Bd. 72, [1963], 619).
Die so erhaltene chromosomale DNA wird dann zur Ligierung
mit einem Vektor gespalten. Neben der in an sich bekannter
Weise erfolgenden Spaltung der chromosomalen DNA sind auch
andere Methoden anwendbar. Beispielsweise kann die DNA durch
physikalische Scherkräfte gespalten werden, solange das
N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen dabei nicht zerschnitten wird.
Wenn die chromosomale DNA mit einer Restriktionsendonuklease
vollständig gespalten wird, können verschiedene Restriktionsendonukleasen
verwendet werden, für die es keine Spaltstelle
im betreffenden N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen gibt. Wenn die
Reaktionsbedingungen so gewählt werden, daß nur eine Partialspaltung
erfolgt, kann jede Restriktionsendonuklease verwendet
werden. Die Ligierung mit dem Vektor wird erleichtert,
wenn eine Restriktionsendonuklease gewählt wird, für
die es im Vektor nur eine einzige Spaltstelle gibt.
Das erfindungsgemäße chromosomale DNA-Fragment kann durch
Ligierung in alle bekannten Vektoren inseriert werden. Besonders
geeignet sind E. coli-Vektoren. Beispiele zweckmäßiger
Vektoren sind ColE1, pSC101, pBR322, pACYC177, pCR1, R6K und
Lambda-Phagen-Vektoren.
Die chromosomale DNA wird in an sich bekannter Weise mit der
Vektor-DNA ligiert, beispielsweise durch Spaltung der chromosomalen
Spender-DNA und des Vektors mit derselben Restriktionsendonuklease
und nachfolgende Ligierung der Spaltprodukte
mit einer DNA-Ligase. Wie vorstehend erläutert, wird
vorzugsweise eine Restriktionsendonuklease gewählt, für die
der Vektor nur eine Spaltstelle aufweist. Für den Vektor
pBR322 wird beispielsweise Hind III, EcoR I, BamH I, Sal I
oder Pst I verwendet, für ColE1 beispeilsweise EcoR I, Sma I
oder Mlu I; für pSC101 beispielsweise EcoR I, Hind III,
BamH I oder Sal I; für pACYC177 beispielsweise Hind III,
Pst I, Hinc II, Xho I oder Xma I; für pCR1 beispielsweise
EcoR I, Xho I, Sal I oder Hind III; und für den Lambda-Phagen
beispielsweise Xho I oder Xba I.
Durch die Ligierung
wird ein rekombinantes Plasmid (rekombinantes DNA-Molekül,
d. h. die Kombination des chromosomalen Spender-DNA-Fragments
mit dem Vektor) erhalten.
Die Wirtsorganismen, d. h. die mit dem erfindungsgemäßen
rekombinanten Plasmid transformierten Empfänger sind
Bakterien der Gattung Escherichia, insbesondere die vorstehend
genannten Spender von chromosomaler DNA oder davon abgeleitete
N-Acylneuraminat-Aldolase-defiziente Stämme. Letztere
Stämme sind besonders zur Suche nach Transformanten
geeignet, die das erfindungsgemäße Plasmid tragen.
Das erfindungsgemäße Plasmid kann in Wirtsbakterien der Gattung
Escherichia durch Transformation in an sich bekannter
Weise eingebracht werden, beispielsweise durch Verwendung
kompetenter Zellen (Mol. Gen. Genet., Bd. 167 [1979] 251).
Daneben kann nach anderen bekannten Methoden verfahren werden.
Mikroorganismen, die das chromosomale Spender-DNA-Fragment
enthalten, welches das gewünschte N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen
trägt, und welche in Abwesenheit von Sialinsäure
oder ähnlichen induzierenden Substanzen das Enzym bilden,
können aus den wie vorstehend beschrieben hergestellten
Transformanten leicht ausselektiert werden. Dazu ist
kein besonderes Verfahren erforderlich. Es wird lediglich
ein Kulturmedium verwendet, in dem Clone mit den gewünschten chromosomalen
genetischen Merkmalen und/oder den genetischen
Merkmalen des Vektors selektiv wachsen. Wenn beispielsweise
die chromosomale DNA mit Hind III gespalten wird und das Plasmid
pBR322 verwendet wird, vermittelt pBR322 nur noch die
Ampicillin-Resistenz, jedoch nicht mehr die Tetracyclin-
Resistenz. Wenn andererseits in das Plasmid pBR322 ein chromosomales
DNA-Fragment inseriert wird, das das gewünschte
N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen trägt, vermittelt das Plasmid
die genetische Information zur Herstellung von N-Acylneuraminat-
Aldolase. Dementsprechend wächst die zu selektierende
Transformante in einem mit Ampicillin und Sialinsäure als
einziger Kohlenstoffquelle angereicherten Medium.
Auf diese Weise kann die gewünschte Transformante erhalten
werden. Sie ist resistent gegen ein Antibiotikum, wächst in
einem Sialinsäure-enthaltenden Minimalmedium und verfügt über
die Fähigkeit, große Mengen N-Acylneuraminat-Aldolase in Medien
zu bilden, die keine induzierenden Substanzen wie Sialinsäure
enthalten.
Keines der bislang bekannten Bakterien der Gattung Escherichia
weist eine solche bemerkenswert verbesserte Enzym-Herstellungskapazität
auf. Darüber hinaus war nicht bekannt,
daß die üblichen Bakterien der Gattung Escherichia infolge
genetischer Rekombinationsverfahren eine derartige Enzymbildungskapazität
erlangen können. Ferner war nicht bekannt,
daß zur Bildung großer Mengen N-Acylneuraminat-Aldolase befähigte
Transformanten in einem Sialinsäure-freien Medium
wachsen.
Die Erfindung betrifft auch die Verwendung des Plasmids in
der entsprechenden Transformante zur Herstellung von
N-Acylneuraminat-Aldolase (vgl. Anspruch 2).
Die zu verwendenden Medien zur Inkubation der Transformante
sind synthetische, halbsynthetische oder natürliche Medien,
wie sie häufig zur Inkubation von Bakterien verwendet werden.
Sie enthalten Nährstoffe, wie Kohlenstoffquellen, Stickstoffquellen
und anorganische Verbindungen. Beispiele günstiger Kohlenstoffquellen
sind Zucker, wie Glucose, Fructose, Invertzucker,
verzuckerte Stärke, Sorbit oder Glycerin, organische Säuren,
wie Brenztraubensäure, Äpfelsäure oder Bernsteinsäure. Beispiele
günstiger Stickstoffquellen sind Ammoniumsulfat, Ammoniumchlorid,
Ammoniumnitrat, Ammoniumphosphat, Ammoniumhydroxid,
Ammoniumtartrat, Ammoniumacetat oder Harnstoff.
Beispiele günstiger Nährstoffe, die sowohl als Stickstoff-
als auch als Kohlenstoff-Quelle angeboten werden können, sind
Pepton, Fleischextrakt oder Maisquellwasser. Beispiele günstiger
anorganischer Verbindungen sind Kaliumdihydrogenphosphat,
Dikaliumhydrogenphosphat, Natriumhydrogenphosphat, Dinatriumhydrogenphosphat,
Magnesiumsulfat, Magnesiumchlorid, Kaliumchlorid,
Natriumchlorid, Eisen(II)-sulfat, Eisen(II)-chlorid,
Eisen(III)-sulfat, Eisen(III)-chlorid, Mangansulfat oder Manganchlorid.
Beispiele weiterer günstiger Nährstoffe sind Hefeextrakt
oder Vitamine.
Die Transformante kann sowohl in einem flüssigen als auch in
einem festen Medium inkubiert werden. Meistens ist es vorteilhaft,
ein flüssiges Medium zu verwenden. Für die Großproduktion
ist es besonders vorteilhaft, die Inkubation unter
Schütteln oder unter Belüftung und Rühren durchzuführen. Die
Inkubationstemperatur beträgt 20 bis 45°C, vorzugsweise 28
bis 37°C. Vorteilhaft ist es, das Medium auf einen pH-Wert
von 6 bis 9 mit einem geeigneten Neutralisierungsmittel während
der Inkubation einzustellen. Gewöhnlich wird die höchste
N-Acylneuraminat-Aldolase-Aktivität erhalten, wenn die Transformante
10 bis 50 Stunden inkubiert wird. Das
Enzym liegt in der Regel intrazellulär vor. Deshalb wird es
aus der Kultur durch Ernten der Zellen mittels Zentrifugation
oder ähnlicher Verfahren, Aufschluß der Zellen durch Beschallung,
Verreiben mit Glasperlen oder durch "French-press"-Behandlung
und nachfolgende Extraktion des Enzyms aus dem
erhaltenen Zellaufschluß gewonnen. Das Extrakt wird nachfolgend
in an sich bekannter Weise, beispielsweise durch Aussalzen
mit Ammoniumsulfat, Ionenaustausch-Chromatographie
oder Gelfiltration behandelt. Es wird gereinigte N-Acylneuraminat-Aldolase
erhalten.
Fig. 1 zeigt eine Restriktionskarte des neuen rekombinanten
Plasmids pMK6.
Die Beispiele erläutern die Erfindung.
E. coli K12C600 wird in einem L-Medium der folgenden Zusammensetzung
bei 37°C etwa 3 Stunden unter Schütteln inkubiert.
Die Zellen werden in der Mitte der logarithmischen Wachstumsphase
gesammelt. Der Stamm E. coli K12C600 ist jederzeit erhältlich
bei Dr. Barbara J. Bachmann, E. coli Genetic Stock
Center, Yale University School of Medicine, 333, Cedar Street,
P. O. Box 3333, New Haven, Conn. 06510, U. S. A. und ist ferner
beschrieben in "Molecular Cloning", Cold Spring Harbor 1982
auf Seite 504.
Zusammensetzung des L-Mediums:
Pepton10 g/Liter
Hefeextrakt 5 g/Liter
Glucose 1 g/Liter
NaCl 5 g/Liter;
der pH-Wert wird auf 7,2 eingestellt.
DNA wird aus den Zellen nach der Phenol-Methode von Saito und
Miura (a.a.O.) extrahiert. Nach der Reinigung werden 3,8 mg
chromosomale DNA erhalten.
DNA des Plasmids pBR322 wird wie folgt hergestellt.
GPM-Medium der nachstehend beschriebenen Zusammensetzung
wird mit E. coli K12C600 enthaltend das Plasmid pBR322 angeimpft.
Es wird bei 37°C bis zur Mitte der logarithmischen
Wachstumsphase inkubiert und anschließend nach Zugabe
von Chloramphenicol bis zu einer Endkonzentration von
100 µg/ml über Nacht weiter inkubiert.
Zusammensetzung des GPM-Mediums:
Glucose10 g
Pepton10 g
NH₄Cl 1 g
Na₂HPO₄ · 12 H₂O15,2 g
KH₂PO₄ 3 g
NaCl 3 g
Na₂SO₄ 0,115 g
MgCl₂ · 6 H₂O 0,083 g
Hefeextrakt 1 g
vollentsalztes Wasser auf 1 Liter
Mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren werden Zellen erhalten,
die eine große Menge Plasmid-DNA enthalten. 16 Stunden
nach der Zugabe von Chloramphenicol werden die Zellen
geerntet und durch Behandlung mit Lysozym und SDS (Natriumdodecylsulfat)
lysiert. Das Lysat wird bei 30 000 × g
1 Stunden ultrazentrifugiert. Der erhaltene Überstand wird
konzentriert und über einen Cäsiumchlorid-Äthidiumbromid-
äquilibrierten Dichtegradienten zentrifugiert. Es werden
700 µg DNA des Plasmids pBR322 erhalten.
10 µg gemäß (1) erhaltener chromosomaler DNA werden mit der
Restriktionsendonuklease Hind III 30 Minuten bei 37°C partiell
gespalten. Die Spaltung wird dann durch 10minütige
Hitzebehandlung bei 65°C abgebrochen. Gleichermaßen werden
10 µg chromosomale DNA 60 Minuten mit Hind III gespalten und
hitzebehandelt. Ferner werden auf die gleiche Art und Weise
10 µg chromosomale DNA 120 Minuten mit Hind III gespalten
und anschließend hitzebehandelt. Diese partiell gespaltenen
DNA-Fragmente werden vermischt. Daneben wird DNA des Vektors
pBR322 vollständig mit der Restriktionsendonuklease Hind III
gespalten und nachfolgend mit alkalischer Phosphatase behandelt.
Es werden DNA-Fragmente von pBR322 erhalten.
Die Gesamtmenge der chromosomalen DNA-Fragmente wird mit
5 µg der pBR322-DNA-Fragmente vermischt. Sie werden 16 Stunden
tei 10°C mit T₄-Phagen-DNA-Ligase in Gegenwart von ATP
und Dithiothreit ligiert. Das Reaktionsgemisch wird 10 Minuten
bei 65°C erhitzt. Zum Reaktionsgemisch wird dann
ein zweifaches Volumen Äthanol zugegeben. Die DNA, die nunmehr
auch rekombinante Plasmid-DNA enthält, fällt dabei aus
und wird gesammelt.
(I) Zunächst wird der Bakterienstamm E. coli K12C600 in einem
Mutationsverfahren unter Verwendung von N-Methyl-N′-nitro-
N-nitrosoguanidin N-Acylneuraminat-Aldolase-defizient gemacht.
Mit einer Impföse E. coli K12C600 wird ein Medium, enthaltend
0,5 bis 1 Gewichtsprozent Fleischextrakt und 0,5 bis 1 Gewichtsprozent
Hefeextrakt, pH 7,0 vor der Sterilisierung,
(nachstehend als "Medium A" bezeichnet) angeimpft und unter
Schütteln bei 30°C inkubiert. Die Zellen werden in der Mitte
der logarithmischen Wachstumsphase geerntet, mit sterilisierter
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen und anschließend
in sterilisierter Kochsalzlösung suspendiert. Die Konzentration
beträgt 5 × 10⁸ Zellen/ml. N-Methyl-N′-nitro-N-
nitrosoguanidin wird zu dieser Suspension bis zu einer Endkonzentration
von 100 µg/ml zugegeben. Die Suspension wird 0,5 bis
1 Stunde bei 37°C leicht geschüttelt und anschließend zentrifugiert.
Die Zellen werden gesammelt. Die Zellen werden mit
sterilisierter Kochsalzlösung gewaschen und in sterilisierter
Kochsalzlösung suspendiert. Medium A wird mit einem Teil
der Suspension angeimpft und 5 bis 12 Stunden bei 30°C unter
Schütteln inkubiert. Die Zellen werden durch Zentrifugation
gesammelt, mit Kochsalzlösung gewaschen und ein Natriumcitrat-freies
Dawis-Minimalmedium wird mit ihnen angeimpft.
Dieses Medium enthält 0,2 bis 0,5 Gewichtsprozent Sialinsäure
(als Kohlenstoffquelle), 0,7 Gewichtsprozent Dikaliumhydrogenphosphat,
0,2 Gewichtsprozent Kaliumdihydrogenphosphat,
0,1 Gewichtsprozent Ammoniumsulfat und 0,01 Gewichtsprozent
Magnesiumsulfat, pH 6,8 vor der Sterilisierung (nachfolgend
als "Medium B" bezeichnet). Es wird 3 Stunden bei
37°C unter Schütteln inkubiert. Nach Zugabe von Penicillin G bis
zu einer Endkonzentration von 100 Einheiten/ml wird die Suspension
0,5 bis mehrere Stunden bei 37°C weiter inkubiert.
Die Zellen werden durch Zentrifugation gesammelt, in sterilisierter
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen und anschließend
in einer Verdünnungsreihe verdünnt. Die gewünschte
Verdünnungsstufe wird auf einem festen Medium ausgestrichen.
Dieses Medium enthält 0,2 Gewichtsprozent Glucose, Dikaliumhydrogenphosphat,
Kaliumdihydrogenphosphat, Ammoniumsulfat,
Magnesiumsulfat und Agar. Der pH-Wert beträgt 6,8
vor der Sterilisation. Die Konzentration der anorganischen
Substanzen waren dieselben wie beim Davis-Minimal-Medium.
Dieses feste Medium wird nachfolgend als "Medium C" bezeichnet.
Das Inoculum wird bei 37°C inkubiert. Mit der Replikatechnik
werden die entstehenden Kolonien auf zwei verschiedene
feste Medien übertragen. Das erste feste Medium wird
durch Zugabe von Agar zum Medium B (nachstehend) als "Medium
BA" bezeichnet) erhalten. Das zweite Medium ist Medium C.
Die Kolonien werden 12 bis 24 Stunden bei 37°C inkubiert.
Ein auf Medium C wachsender Stamm, der nicht auf Medium BA
wächst, wird isoliert. Dieser Stamm assimiliert keine Sialinsäure
und ist somit ein N-Acylneuraminat-Aldolase-defizienter
Stamm.
Mit dem vorstehend beschriebenen Verfahren wird ein N-Acylneuraminat-
Aldolase-bildender Stamm der Gattung Escherichia
in wiederholbarer Weise N-Acylneuraminat-Aldolase-defizient
gemacht.
(II) Der wie vorstehend beschrieben durch Mutation von
E. coli K12C600 mit N-Methyl-N′-nitro-N-nitrosoguanidin abgeleitete
N-Acylneuraminat-Aldolase-defiziente Stamm wird
in 10 ml L-Medium zur Mitte der logarithmischen Wachstumsphase
inkubiert. Die Kultur wird zweimal mit Tris-Puffer
(50 mM, pH 7,0) gewaschen. Der Puffer enthält 50 mM
Calciumchlorid. Es werden kompetente Zellen gewonnen, d. h.
Zellen, die DNA aufnehmen können. Zu 0,4 ml einer Suspension
dieser kompetenten Zellen werden 0,1 ml der gemäß (3) erhaltenen
DNA-Lösung mit rekombinanter Plasmid-DNA zugegeben.
Das Gemisch wird 30 Minuten bei 0°C inkubiert und dann 2 Minuten
eines Hitzeschock bei 42°C unterworfen. Dabei nehmen
die Zellen DNA auf.
Die Zellsuspension wird zu L-Medium zugegeben. Es wird 2 Stunden
bei 37°C inkubiert. Dabei wird die Transformations-
Reaktion abgeschlossen. Die Zellen werden geerntet, mit sterilisierter
physiologischer Kochsalzlösung gewaschen und
suspendiert. Die Suspension wird auf einer Minimalmedium-Kulturplatte
ausgestrichen und 2 Tage bei 37°C inkubiert.
Die Minimal-Medium-Platte wird durch Lösen von 2 g Sialinsäure,
1 g (NH₄)₂SO₄, 7 g K₂HPO₄, 2 g KH₂PO₄, 0,1 g MgSO₄ · 7 H₂O,
20 mg Leucin, 20 mg Threonin und 1 mg Thiamin in 1 Liter
destilliertem Wasser hergestellt. Der pH-Wert wird auf
7,0 eingestellt. Es werden 20 g Agar zur Lösung zugegeben,
das Gemisch wird sterilisiert. Anschließend werden 10 µg/ml
Ampicillin vor der Verfestigung des Mediums zugesetzt.
Die entstehenden Kolonien werden entnommen. Zellen, die
Ampicillin-resistent sind und intrazelluläre N-Acylneuraminat-
Aldolase-Aktivität aufweisen, werden selektiert. Es wird die
Transformante RC-H1/pMK2 erhalten. Das aus der Transformante
isolierte rekombinante Plasmid pMK2 hat eine Größe von
14,2 kb, bestimmt durch Elektrophorese.
Die gemäß (4) erhaltene Transformante wird in 100 ml L-Medium
inkubiert. Dann wird sie mit Chloramphenicol gemäß (2)
behandelt. Die Zellen werden geerntet und mit sterilem
Wasser gewaschen. Nach Behandlung der vorstehend genannten
Zellen nach dem Verfahren von Birnboim und Doly
(Nucleic Acids Research Bd. 7 [1979] 1513-1523) wird eine Lösung
des rekombinanten Plasmids (nachstehend als "pMK2" bezeichnet),
das die genetische Information für die N-Acylneuraminat-
Aldolase-Bildung trägt, in sterilem TE-Puffer (10 mM
Tris-HCl, 1 mM EDTA, pH 7,5) hergestellt.
Die Lösung wird einer Agarosegel-Elektrophorese (0,7% Agarose,
90 V, 5 Stunden) unterworfen. Die pMK2-Bande wird durch Aufsprühen
von Äthidiumbromid auf das Agarose-Gel unter ultraviolettem
Licht sichtbar gemacht. Die pMK2-Bande wird aus
dem Gel ausgeschnitten und mit TE-Puffer in einen Dialyseschlauch
gefüllt. Durch 3stündige Elektrophorese bei 90 V
wird das DNA aus dem 0,7%igen Agarosegel eluiert. Das Agarosegel wird
entfernt. Das Äthidiumbromid wird durch Extraktion mit einer
Isopropanol-gesättigten wäßrigen Cäsiumchloridlösung aus der
verbleibenden Lösung extrahiert. Zur erhaltenen Lösung wird
ein zweifaches Volumen Äthanol zur Fällung der enthaltenen
DNA zugegeben. 90 µg der so erhaltenen DNA des Plasmids pMK2
werden in 5 mM Tris-HCl-Puffer, pH 7,5, gelöst.
Gemäß (4) werden kompetente Zellen des Stammes
E. coli K12C600 (nicht mutiert) hergestellt. Sie werden mit
der vorstehend isolierten DNA des Plasmids pMK2 transformiert.
Die Transformanten werden auf einer Minimal-Medium-Platte,
angereichert mit 10 µg/ml Ampicillin, inkubiert.
Die entstehenden Kolonien werden abgetrennt. Es werden Zellen
gesammelt, die Ampicillin-resistent sind und intrazelluläre
N-Acylneuraminat-Aldolase-Aktivität aufweisen. Es wird
die Transformante RC-K12C600/pMK2 erhalten.
10 µg DNA des Plasmids pMK2 werden gemäß (5)
aus der in (5) hergestellten Transformante RC-K12C600/pMK2
isoliert. Die erhaltene Plasmid-DNA wird in einer einstündigen
Doppelspaltung bei 37°C mit den Enzymen Eco RI und Hind III
unterworfen. Die Spaltung wird durch 10minütiges Erhitzen
der entstehenden Fragmente bei 65°C abgebrochen. Daneben
wird DNA des Vektors pBR322 in einer Doppelspaltung mit den
Restriktionsendonukleasen Eco RI und Hind III gespalten und
anschließend mit alkalischer Phosphatase behandelt. Es werden
DNA-Fragmente von pBR322 erhalten.
Die pMK2 DNA-Fragmente werden mit 5 µg der pBR322 DNA-Fragmente
vermischt und 16 Stunden bei 10°C mit T₄-Phagen-DNA-
Ligase in Gegenwart von ATP und Dithiothreit ligiert. Es
werden rekombinante Plasmide erhalten.
Gemäß (4) werden kompetente Zellen von E. coli
K12C600 hergestellt und mit den wie vorstehend beschrieben
erhaltenen rekombinanten Plasmiden transformiert.
Die Transformanten werden auf einer Minimal-Medium-Platte,
angereichert mit 10 µg/ml Ampicillin, inkubiert. Die erhaltenen
Kolonien werden abgetrennt und Zellen werden selektiert,
die Ampicillin-resistent sind und intrazelluläre
N-Acylneuraminat-Aldolase-Aktivität aufweisen. Es wird die
Transformante RC-K12C600/pMK6 erhalten.
Die Transformante enthält das erfindungsgemäße rekombinante
Plasmid, das ein chromosomales DNA-Fragment mit dem
N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen trägt. Dieses Plasmid wird
im folgenden als "pMK6" bezeichnet.
Fig. 1 zeigt eine Restriktionskarte von pMK6. Das Plasmid
enthält ein von pBR322 abgeleitetes DNA-Fragment und hat
Pst I, Pvu II, Sal I und BamH I-Spaltstellen. Außerdem enthält
es ein chromosomales DNA-Fragment, das von einem N-Acylneuraminat-
Aldolase-bildenden Bakterium abgeleitet ist. Die
beiden Fragmente sind an der Eco RI- und der Hind III-Spaltstelle
miteinander ligiert. Das Plasmid hat eine Größe von
etwa 5,5 kb.
Die das Plasmid pMK6 tragende Transformante wurde ursprünglich
beim Fermentation Research Institute, Agency of Industrial
Science and Technology, Ministry of International Trade and
Industry, 1-1-3, Higashi 1-chome, Yatabe-machi, Tsukuba-gun,
Ibaraki-ken 305, Japan, am 22. August 1984 unter der Bezeichnung
E. coli K12C600/pMK6 unter der Hinterlegungs-Nr. FERM
P-7797 hinterlegt. Die Hinterlegung wurde zu einer Hinterlegung
gemäß Budapester Vertrag am 8. Juli 1985 umgewandelt.
Die neue Hinterlegungs-Nr. ist FERM BP-833.
Die in (6) erhaltene Transformante wird auf N-Acylneuraminat-
Aldolase-Herstellung in einem Sialinsäure-enthaltenden Medium
und in einem Sialinsäure-freien Medium (Hefeextrakt-Medium)
im Vergleich mit dem DNA-Spender E. coli K12C600 getestet.
Die Medien haben die folgende Zusammensetzung.
Zusammensetzung des Sialinsäure-enthaltenden Mediums:
Sialinsäure5 g
(NH₄)₂SO₄1 g
K₂HPO₄7 g
KH₂PO₄2 g
MgSO₄ · 7 H₂O0,1 g
Hefeextrakt0,5 g
Destilliertes Wasser auf1 Liter (pH 6,0).
Zusammensetzung des Hefeextrakt-Mediums:
Hefeextrakt20 g
Bernsteinsäure10 g
Destilliertes Wasser auf 1 Liter (pH 6,0).
In getrennten Ansätzen wird jedes Medium mit jedem Mikroorganismus
angeimpft und 24 Stunden unter Schütteln bei
30°C inkubiert. Die Zellen werden durch Zentrifugation gesammelt,
in 100 ml 25 mM Phosphatpuffer, pH 7,5, suspendiert
und beschallt. Das Enzym wird aus dem Zellaufschluß
extrahiert. Das Extrakt wird durch Zentrifugation in einen
Überstand und ein Zentrifugat getrennt. Der Überstand ist
eine rohe Enzymlösung.
Die Aktivität der Enzymlösung wird nach der Methode von
Barnett et al.,
Biochemical Journal, Bd. 125 (1971) 275 bestimmt. Eine
Einheit des Enzyms N-Acylneuraminat-Aldolase ist die
Enzymmenge, die 1 Mikromol N-Acylneuraminsäure pro Minute bei
einer Temperatur von 37°C abbaut. Die Ergebnisse sind in Tabelle I
wiedergegeben.
Tabelle I zeigt, daß eine große Menge N-Acylneuraminat-Aldolase
bei Verwendung des Sialinsäure-freien Mediums erhalten
werden kann.
Ein rohes Enzym-Pulver kann aus der rohen Enzym-Lösung in
an sich bekannter Weise, beispielsweise durch Aussalzen mit
Ammoniumsulfat, nachfolgende Zentrifugation, Dialyse und
Gefriertrocknung erhalten werden. Das Enzym-Pulver kann
durch Ionenaustausch-Chromatographie, Gelfiltration oder in
ähnlicher Weise zu einem Standard-Erzeugnis gereinigt werden.
Claims (2)
1. In E. coli replizierbares rekombinates Plasmid,
dadurch gekennzeichnet,
daß es ein chromosomales DNA-Fragment trägt, das ein von
einem N-Acylneuraminat-Aldolase-bildenden Bakterium der
Gattung Escherichia abgeleitetes N-Acylneuraminat-Aldolase-Gen
trägt, eine Größe von etwa 5,5 kb hat und die in
der in Fig. 1 abgebildeten Restriktionskarte enthaltenen
Spaltstellen aufweist, wobei die Fig. 1 Bestandteil
dieses Anspruchs ist.
2. Verwendung des Plasmids nach Anspruch 1 in einem damit transformierten
N-Acylneuraminat-Aldolase-bildenden Bakterium
der Gattung Escherichia oder N-Acylneuraminat-Aldolase-
defizienten Stamm der Gattung Escherichia zur Herstellung
von N-Acylneuraminat-Aldolase in einem Sialinsäure-
freien Medium.
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---|---|---|---|
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