DE3503762C2 - Verfahren zum dauerhaften Umstrukturieren von Haar - Google Patents
Verfahren zum dauerhaften Umstrukturieren von HaarInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Umstrukturieren von Haar gemäß dem Oberbegriff
von Anspruch 1.
Im Zusammenhang mit Verfahren, bei denen Haar eine andere Struktur gegeben wird, wie
z. B. beim Dauerwellen, kann die gesamte Reaktionsfolge wie folgt ausgedrückt werden:
- 1. Eindringen des reduzierenden Mittels in das Haar
- 2. kSSk + RSH ⇄ kSH + RSSk
- 3. kSSR + RSH ⇄ kSH + RSSR
- 4. Umlagerung der Proteinketten.
- 5. Fixierung der Krause durch Zurückbildung der Cystinbindungen.
Es ist bereits beschrieben worden, daß bei Dauerwellen
unter alkalischen Bedingungen das Eindringen die lang
same Stufe ist, während die Stufen 2 und 3 wahrschein
lich so schnell verlaufen, wie das Eindringen stattfindet.
Der vierte Schritt ist für die Schaffung eines wirtschaft
lich einwandfreien Verfahrens kritisch. Unter sauren Be
dingungen, beispielsweise bei einem pH-Wert von 5 bis 7,
wurde es für erforderlich gehalten, Hitze anzuwenden,
um eine zufriedenstellende Haarumstrukturierung zu er
halten. Dies liegt darin begründet, daß die Stufe 2 die
beherrschende bzw. geschwindigkeitsbegrenzende Stufe ist.
Unter solchen Bedingungen kann das Haar beim Spülen durch
Umkehrung der Reaktion 2 ohne Schwierigkeiten die Cystin
bindungen wieder zurückbilden.
Unter alkalischen Bedingungen verläuft die Reaktion
schnell über die Stufe 3 mit vermehrter Bildung von
Cystein (kSH) und gleichzeitigem Verlust an gemischtem
Disulfid (kSSR) mit nachfolgender Protein-Umlagerung.
Aus diesem Grunde sind alkalische Dauerwell-Lösungen
von der kosmetischen Industrie bevorzugt worden.
Bei dem konventionellen Dauerwellvorgang wird das Haar
nach dem Waschen mit einer Dauerwell-Lösung aus einem
reduzierenden Mittel, normalerweise einem Mercaptan,
in Berührung gebracht, das in einer Menge zugegen ist,
die ausreicht, um die Cystin(Disulfid)-Brücken aufzu
brechen. Durch das Aufbrechen erweicht die Protein
struktur (Keratin) des Haares. Die Kontaktzeit hängt
vom pH-Wert, vom verwendeten Verfahren und der verwen
deten Temperatur ab, die bis zu etwa 60°C betragen kann.
Normalerweise werden Befeuchtungsmittel oder andere Pene
trationsmittel verwendet, um die Reduktion zu unterstützen.
In der Praxis ist es einer der Hauptpunkte, das Dauerwell
verfahren in weniger als einer Stunde abzuschließen,
wobei zuallererst die Sicherheit und Bequemlichkeit des
Kunden beachtet werden. Chemisch vorbehandeltes Haar
kann mit schwächeren Lösungen und über einen kürzeren
Zeitraum kontaktiert werden als normales Haar. Lösungen
mit hoher Konzentration an Reduktionsmittel können bei
schwierig zu behandelndem Haar verwendet werden, oder,
um die Behandlungszeit abzukürzen.
Beim Dauerwellen bestimmt der Ausführende normalerweise
durch Herstellung einer Testkrause, ob das Haar zufrie
denstellend behandelt worden ist oder ob ein maximales
Aufbrechen der Bindungen stattgefunden hat. Diese Bestim
mung umfaßt das Abwickeln von ein paar Locken von einem
Wickel, um festzustellen, ob ein "weiches S" mit dem
Durchmesser des Wickels gebildet worden ist. Dies ist
zwar eine subjektive, aber sehr gute Bestimmung, ob
das Haar zufriedenstellend erweicht ist, so daß eine
befriedigende Krause erhalten wird, es wird normaler
weise vom Ausführenden als Kontaktzeit der Dauerwell-Lösung
mit dem Haar bezeichnet. Dies ist ein geeignetes
Maß für die Stufe 4 - die Umlagerung der Proteinketten
unter Anpassung an den Wicklerdurchmesser.
Wenn eine zufriedenstellende Krause bzw. Wellung erhalten
worden ist, wird die Dauerwell-Lösung normalerweise aus
dem Haar ausgespült, und während das Haar noch auf den
Wicklern aufgewickelt ist, wird ein Oxidationsmittel
verwendet, um die neue Krause zu fixieren. Das Haar wird
einer abschließenden Spülung unterworfen, gegebenenfalls
mit einer Nachbehandlung, und dann getrocknet.
Personen, die ein natürliches lockiges oder krauses Haar
besitzen, wünschen oft, ihr Haar zu strecken oder teil
weise zu strecken und dann leicht wieder zu locken oder
einer leichten Dauerwellbehandlung zu unterziehen. Dabei
verursachen jedoch die gekrümmten, schraubenförmigen
Drehungen und Biegungen vom lockigem und/oder krausem
Haar Probleme.
Lockiges oder krauses Haar ist in erster Linie schwierig
zu behandeln und in den kosmetisch gewünschten Haarstil
zu bringen. Solches Haar wird auch infolge der verstärk
ten Reibungskräfte zwischen den Fasern, die durch die
Versuche entstehen, das Haar im gewünschten Stil zu arran
gieren, leicht mechanisch beschädigt. Außerdem ist locki
ges oder krauses Haar gewöhnlich trockener und brüchiger
als natürlich gewelltes oder glattes Haar.
Das Umstrukturieren von lockigem oder krausem Haar ist
bisher nach einem von drei verschiedenen chemischen
Verfahren durchgeführt worden. Es umfaßt das Strecken
des Haares mit kaustischer Soda (NaOH) in einer Creme-Basis.
Diese Methode erfordert ein mühevolles Kämmen und
Glätten des Haares über einen langen Zeitraum, was von
Haarschäden begleitet ist, die zu Trockenheit, Sprödig
keit, Bruch und Unbequemlichkeit für den Kunden infolge
von Irritation der Kopfhaut, Brennen und Blasenbildung
führen.
Ein weiterer Nachteil ist, daß kaustisch behandeltes
Haar schwierig mit weiteren chemischen Mitteln, wie
Dauerwellmitteln, Kaltwellen oder Packungen zu behan
deln ist. Zusammenfassend ist die kaustische Reaktion
mit dem Haar unverträglich mit allen üblichen Behandlungs
systemen. Dies liegt teilweise daran, daß das Hydroxylion
die Cystinbindungen (kSSk) irreversibel unter Bildung
von Lanthionin nach der folgenden Formel angreift:
kSSk + OH ⇄ kSk (1).
Eine zweite Möglichkeit ist die Verwendung eines Umkehr-Dauerwell
verfahrens, in dem Salze von Sulfiten oder Bi
sulfiten zur Aufspaltung der Proteindisulfite verwendet
werden. Dieses Verfahren ist wegen der erforderlichen
langen Arbeitszeit und wegen der Neigung der Sulfite,
die natürliche Farbe aufzuhellen oder anzuheben, nicht
zufriedenstellend. Ein weiterer ungünstiger Effekt ist
die starke Neigung des Haares, in die lockige oder krause
Konfiguration zurückzukehren, sobald das Haar angefeuchtet
und shampooniert wurde. Zusätzlich findet diese Reaktion
auch unter sauren Bedingungen statt und neigt dazu, im
ersten Stadium der Kinetik [entsprechend Reaktion (2)]
zu verbleiben, wie nachfolgend erklärt ist:
kSSk + H₂SO₃ ⇄ kS-SO₃H + kSH (2).
Die dritte Möglichkeit umfaßt die Anwendung von Ammonium
salzen von Thioglykolsäure als bindungsspaltendes Mittel.
Auch hier werden häufig Irritation, lange Arbeitszeit
und Rückumwandlung, wie sie bei den Sulfit- oder Bisulfit-Umkehr
dauerwellen vorkommen, festgestellt.
Schon lange besteht das Bedürfnis nach einem Verfahren,
mit dem natürliches lockiges oder krauses Haar in für
den Verbraucher attraktive Formen gebracht werden kann,
die keine mühevollen Verfahrensweisen und Kopfhaut-Irritationen
einschließen. Außerdem hat man ein Verfah
ren angestrebt, das bei jedem Kunden gleichermaßen an
gewendet werden kann, und optimale Ergebnisse sichert,
gleichgültig ob der Kunde neu ist oder ob der Ausführende
ihn bereits kennt. Es ist das Ziel der vorliegenden Er
findung, hierfür nützliche Verfahren und Zusammensetzungen
zu schaffen, die die Dauerwellverfahren in großem Maße
standardisieren und, da sie zum Strecken oder Dauerwellen
von lockigem oder krausem Haar geeignet sind, die Unbe
quemlichkeiten für den Kunden wesentlich verringern.
Die vorliegende Erfindung ist darauf gerichtet, eine Um
strukturierung des Haares durch Dauerwellen u. dgl. durch
Mittel und eine genaue Abfolge von Stufen zu erreichen,
die die Möglichkeit von Schädigungen des Haares oder der
Kopfhaut verringern, den gesamten Verfahrenszyklus abkürzen
und ein besseres und gleichmäßigeres Endprodukt sicherstellen.
In der allgemeinsten Form besteht die Erfindung darin,
Haar über einen Zeitraum, der ausreicht, um im wesent
lichen eine maximale Aufspaltung der Bindungen zu er
reichen, der Einwirkung einer reaktiven Dauerwell-Lösung
auszusetzen, die wenigstens ein reduzierendes Mittel
enthält, das die Cystin-Bindung spalten kann; danach
das Haar abzustreifen, um den Überschuß der Dauerwell-Lösung
zu entfernen; dann ein geeignetes Proteinerwei
chungsmittel anzuwenden, um eine Proteinerweichung zu
der gewünschten neuen Konfiguration (Reaktion 4) zu
ermöglichen. Danach findet eine Oxidation statt, um die
Cystin-Bindungen zurückzubilden. Diese Verfahrensweise
kann angewendet werden, um Haar durch Aufwickeln auf
einen Wickel und Einwirkung einer reduzierenden Lösung
zu wellen, oder um das Haar in eine gestreckte Konfigu
ration zu zwingen, um natürliche Wellen oder Kräuselungen
per se zu entfernen, oder als eine Vorbehandlung für eine
Fixierung oder spätere Dauerwellbehandlung.
Vorzugsweise umfaßt das Verfahren das
Inberührungsbringen des vorbehandelten Haares mit einer
reduzierenden Lösung, die aus mindestens einem wasser
löslichen Mercaptan besteht, das die Cystin-Bindungen
aufbrechen kann. Der pH-Wert der Lösung kann vom sauren
pH-Wert 5 bis zum alkalischen pH-Wert 10 schwanken, vor
zugsweise von etwa 6 bis etwa 10 und besonders bevorzugt
von etwa 6 bis etwa 9,5. Das reduzierende Mittel ist in
einer Konzentration zugegen, die ausreicht, um eine
maximale Bindungsspaltung in 5 bis 20 Minuten gleich
zeitig mit der Penetration des Haares zu bewirken. Der
Überschuß der reduzierenden Lösung wird von dem Haar
abgestreift. Das Haar wird dann mit einer geeigneten
Proteinerweichungslösung in Berührung gebracht, die
aus einer wäßrigen Lösung eines Ca2+ oder
Mg2+-Salzes und/oder einer hydroxyorganischen
Verbindung, die eine oder mehrere Hydroxylgruppen und
bis zu 4 Kohlenstoffatome enthält, mit einem pH-Wert
von 2 bis 10, besteht und zwar über einen Zeitraum,
der ausreicht, um das Protein des Haares zu der neuen
Konfiguration zu erweichen, insbesondere in
etwa 5 bis etwa 10 Minuten. Sie kann ferner Detergentien
zur Unterstützung der Penetration, Konditionierungsmittel,
wie zum Beispiel Protein, Duftstoffe u. dgl. enthalten.
Danach wird die Cystin-Bindung durch Oxidation mit einem
üblichen Peroxid oder Bromat-Oxidierungslösung wieder
zurückgebildet.
Das Verfahren dient im wesentlichen zum Dauerwellen von
Haaren. Wenn die neu erhaltene Haarstruktur ein gestreck
tes Haar ist, kann das Haar als solches gestreckt ver
bleiben oder, wenn es gestreckt ist, durch Wiederholung
des Dauerwellverfahrens gewellt werden. Wenn es zum
Strecken von Haaren verwendet wird, werden Verdickungs
mittel angewandt, um den Kontakt der Zusammensetzung
mit den Haarsträngen während des Streckverfahrens zu
unterstützen.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der Figuren bei
spielhaft näher erläutert.
Die Fig. 1-3 zeigen in einer Grafik die Reduktion
von Cystin (S-S), dargestellt durch ".", die Cystein
bildung (S-H) ist durch "O" dargestellt und die gemisch
ten Disulfide (CMTC) sind durch "X" dargestellt.
Fig. 1 ist die Darstellung der kinetischen Änderung
im Haar in Abhängigkeit von der Zeit, wobei als redu
zierendes Mittel eine alkalische Lösung, enthaltend
7 Gew.-% Ammoniumthioglykolat (ATG) mit einem pH-Wert
von 9,5 verwendet wird, die etwa 5 Gew.-% nicht-ionische
oberflächenaktive Mittel enthält.
Fig. 2 zeigt die Kinetik der sauren Reduktion von Haar
unter Verwendung einer Dauerwell-Lösung mit 7 Gew.-%
Ammoniumthioglykolat bei einem pH-Wert von 6,9, die
5 Gew.-% nicht-ionische Stoffe enthält. Es ist zu be
merken, daß die Cystein- und CMTC-Kurven zusammenfallen.
Fig. 3 zeigt die Kinetik der Reduktion von Haar unter
Verwendung von Glyzerin-Monothioglykolat (GMTC), eben
falls unter sauren Bedingungen.
Die Fig. 4 und 5 zeigen jeweils die Reifung der Krause
am Anfang und die Wirksamkeit der Krause bzw. die Spal
tung in Abhängigkeit von der Zeit, die zeigt, daß die
Reifung der Spaltung des Cystins nacheilt.
Die Fig. 6 zeigt den entscheidenden Unterschied bei
Dauerwellverfahren, die die Dauerwell-Lösung nach der
vorliegenden Erfindung verwenden. Die Reaktion wurde nach
einem Zeitraum von 5 Minuten abgebrochen. Die Punkte nach
dem Abbruch zeigen Elastizität zu den Zeitpunkten nach
dem Abstreifen des Haares und Zurückbilden der Bindung.
Die durchgezogene Linie ist ein Auftrag der Elastizität
der Krause gegen die Zeit, wobei als Dauerwell-Lösung
"Redken Climatress"® (eine basische Ammoniumthioglykolatlösung) in einem
üblichen Dauerwell-Verfahren verwendet wurde. Die gestrichelte Linie zeigt die
Elastizität, die unter Verwendung einer wäßrigen Proteinerweichungslösung aus
Magnesiumsulfat und Äthanol erhalten wurde.
Die vorliegende Erfindung ist auf das Umstrukturieren
von Haar aus einer Konfiguration in eine andere gerich
tet, wobei ein kontrolliertes Aufbrechen der Cystin-Bindungen
angewandt wird, gefolgt von der Anwendung einer
Proteinerweichungslösung und als letztem Schritt die
Oxidation des Haares in der gewünschten Endkonfiguration,
um die Cystin-Bindungen wiederherzustellen. Das Verfah
ren kann auf das Wellen von glattem Haar und auf das
Strecken von lockigem oder krausem Haar mit oder ohne
nachfolgender Dauerwellbehandlung des Haares durchgeführt
werden.
Die vorliegende Erfindung wird im einzelnen erläutert
durch einen Vergleich der Ergebnisse, die bei konven
tionellen Verfahren erhalten werden, und der Unterschiede,
die sich bei der Ausführung der vorliegenden Erfindung
ergeben.
Der hierin verwendete Ausdruck "maximaler Bindungsbruch"
ist definiert als der maximale Anteil der während des
Dauerwellprozesses gespaltenen Cystin (Disulfid)-Bindungen,
die durch Analyse des Cysteingehalts im Verlauf der Zeit
bestimmt werden. Normalerweise ist mindestens eine 30%ige
Spaltung des Cystins erforderlich, und bei einer guten
Dauerwelle werden normalerweise etwa 30% bis etwa 50%
gespalten.
"Testkrause" ist die visuelle Bestimmung der Erweichung,
mit der ein geschulter Dauerwellen-Anwender eine zufrie
denstellende Krause erzeugen kann. Sie wird ausgedrückt
als die Kontaktzeit mit der Dauerwell-Lösung.
"Wirksamkeit" ist das Maß des Aussehens der Lockenfestig
keit beim Aufwickeln von Haar auf Wickel mit bestimmtem
Durchmesser. Sie wird ausgedrückt als Prozentanteil
der maximalen Festigkeit, die durch die Geometrie der
Abmessungen bestimmt ist. Hohe Wirksamkeit zeigt ein
fest-krauses Aussehen, aber nicht notwendigerweise
Elastizität.
"Elastizität" ist das Maß der Rückstellkraft der Krause
oder der Rückfederung, bestimmt durch Ausdehnen oder
Belasten der auf Wickel von bestimmten Abmessungen ge
wickelten Lockenmuster. Je fester die Rückfederung oder
Rückstellkraft ist, um so elastischer ist die gebildete
Krause. Eine Locke kann fest vom Aussehen sein, aber
nicht elastisch. Auch das Gegenteil kann auftreten.
"Reifung der Krause" ist die Art der Krause, die in der
Zeit der Testkrause gefunden wird, und wird ausgedrückt
durch den Elastizitätswert, der kommerziell brauchbar
ist, im Vergleich zur Elastizität eines anerkannten
Dauerwellprodukts.
"Das Haar in eine gestreckte Konfiguration bringen" be
deutet jede Handlung, wie z. B. Kämmen, die in Verbindung
mit der angewandten Lösung verwendet wird, wodurch Haar
stränge in Zusammenwirken mit der Lösung stärker gestreckt
bzw. geglättet werden als es ihrer ursprünglich lockigen
oder krausen Konfiguration entspricht.
"Proteinerweichung" (Proteinfluß) ist die molekulare
Umordnung der Keratin-Proteinketten, die das Lockenmuster
für die Reifung der Krause bilden. Im Gegensatz zu übli
chen Bezeichnungen ist "Protein-Erweichung" nicht synonym
mit "Cystin-Bindungsbruch".
Mit "hydroxyorganischer Verbindung" wird ein Alkohol
oder ein Polyol mit bis zu 4 Kohlenstoffatomen bezeich
net.
Mit "mehrwertigem Ion" wird ein Ion bezeichnet, das in
Lösung eine Wertigkeit von mindestens 2 aufweist. Es
bewirkt die Proteinerweichung, aber es verhindert die
Rückbildung der Cystin-Bindungen nicht. Vorzugsweise
werden Cationen eingesetzt. Es können aber auch Anionen
verwendet werden.
Der Cystin-Bindungsbruch ist entsprechend der vorliegenden
Erfindung ein Vorgang, der unabhängig ist von der indu
zierten Proteinerweichung. Durch die einzelnen Arbeits
vorgänge wird eine wirksamere Umstrukturierung des Haares
in kürzeren Zeiten mit weniger Nachteilen für den Kunden
bewirkt.
Bei der Anwendung im Dauerwellverfahren wird das Haar
zunächst shampooniert und dann auf Wickler aufgewickelt.
Dann wird eine reduzierende Lösung aus mindestens einem
Reduktionsmittel für Cystin-(S-S)-Bindungen, die im sauren
bis zum alkalischen Bereich liegen kann, auf das Haar auf
getragen. Geeignete Reduktionsmittel sind Mercaptane,
wie Thioglykolsäure, Thiomilchsäure, Cystein, sowie deren
Salze und Derivate, Sulfitsalze und dergleichen. Vor dem
Hintergrund der vorliegenden Erfindung werden alkalische
Dauerwell-Lösungen gegenüber sauren bevorzugt verwendet.
Der Grund hierfür ist, daß saure Dauerwell-Lösungen un
abhängig von der Konzentration der Dauerwell-Lösung und
der Anwendung von Wärme mehr oder minder auf die Reaktion
der Stufe 2 beschränkt sind, während die Stufen 3 und 4
leicht in alkalischen Systemen, die einen pH-Wert größer
als 7 aufweisen, stattfinden. Unter sauren Bedingungen
ist außerdem die Faserquellung minimal und die ionische
Anziehung zwischen den Protein-Seitenketten auf ihrem
Maximum.
Aus teilweise dem gleichen Grund sind Thioglykolsäure
und ähnliche Lösungen mit einem pH-Wert von 5 bis 7
weniger bevorzugt als Dauerwell-Lösungen desselben Mit
tels in einem alkalischen pH-Bereich.
Wenn das Haar gestreckt werden soll, ist die reduzierende Lösung viskos, und
zum Ausgleich können alkalische Verbindungen, wie z. B. Ammoniak, alkalische
Aminosäuren, Alkanolamine, Alkalicarbonate und dergleichen verwendet wer
den, um den pH-Wert im Bereich von etwa 6 bis etwa 10, vorzugsweise von 6
bis 7 zu halten. Bevorzugte Mittel zur Erhöhung der Viskosität, vorzugsweise in
den Gel-Bereich, umfassen stabile Gummis, Gelatine, Cellulosederivate, wie z. B.
Carboxymethylcellulose, und dergleichen.
Gleichgültig, ob das Haar gewellt oder gestreckt wird,
kann ein maximaler Cystin-Bruch in einem Zeitraum von
etwa 5 bis etwa 20 Minuten oder in beliebig längerer Zeit
von mehr als etwa 15 Minuten durch die Konzentration der
Reagenzien, den pH-Wert, die Temperatur oder den Haar
zustand geregelt werden. Normalerweise beträgt die Maxi
malzeit etwa 10 Minuten und der Bindungsbruch ist synchron
mit der Penetration. Erfindungsgemäß sind Zeiten von mehr
als etwa 20 Minuten nicht erforderlich. Der Grund hierfür
ist, daß bei der Ausführung der vorliegenden Erfindung
ein sekundäres und weniger schädliches Mittel verwendet
wird, um die Proteinerweichung einzuleiten, insbesondere
die hierin definierte Proteinerweichungslösung.
Unter den üblicherweise bevorzugten alkalischen Bedin
gungen verläuft die Reaktion, wie gezeigt, gut über den
Schritt 3, mit einer vermehrten Bildung von Cystein (kSH)
und gleichzeitigem Rückgang an gemischten Disulfid-(kSSR)-
Bindungen. Außerdem tragen die Proteinketten einen Über
schuß an negativen Ladungen, die die Haarquellung be
günstigen, was eine Proteinerweichung durch Abstoßung
induziert. Infolgedessen wird die vorhandene Anfangs
konzentration an gemischten Disulfiden schnell verbraucht,
und die Reaktion schreitet normalerweise über Stufe 4
fort, wobei die gleichzeitige Proteinerweichung vom durch
führenden Fachmann bestimmt wird als Maß dafür, daß im
Falle einer Dauerwelle eine vollendete (reife) Krause
gebildet wurde oder beim Strecken des Haares das Haar
entspannt ist.
In den gezeigten Gleichungen findet der Bindungsbruch bei
saurer Dauerwell-Lösung in den Stufen 1 und 2 statt, in
alkalischen Dauerwell-Lösungen findet die Spaltung bis
zu oder im Schritt 4 statt. Unabhängig vom pH-Wert wird
das Haar abgezogen bzw. abgestrichen (blotted), um den
Überschuß an Reduktionslösung zu entfernen. Dadurch wird
das Gleichgewicht des eingestellten Cystin-Bindungsbruchs
aufrechterhalten. An diesem Punkt wird ein Spülen wegen
der Umkehr der Reaktion 2 unter Bildung von Cystin ver
mieden. Die Proteinerweichung wird mit einer Protein
erweichungslösung induziert. Vorzugsweise ist die ver
wendete Proteinerweichungslösung eine wäßrige Lösung
einer wasserlöslichen hydroxyorganischen Verbindung und/oder
eines mehrwertigen Ions, wie weiter unten näher er
klärt wird.
Wenn die Reduktionslösung auf Glyzerin-Monothioglykolat
unter im allgemeinen neutralen oder sauer bis neutralen
Bedingungen basiert, so lassen sich die hier beschriebe
nen Proteinerweichungslösungen verwenden, weil Glycerin-Mono
thioglykolat ein Zwischenprodukt ist und weil es
unter sauren Bedingungen stärker ionisiert, mit einem
pHSH von 7,8 gegenüber einem PhSH von 10,2 für Thiogly
kolsäure.
Bei der Durchführung der vorliegenden Erfindung wird
deshalb nach dem Behandeln des Haares mit einer Reduk
tionslösung über einen vorbestimmten Zeitraum von etwa
5 bis etwa 20 Minuten, vorzugsweise von 5 bis 10 Minu
ten, der Überschuß der Reduktionslösung aus dem Haar ab
gestreift. Dabei verbleibt ein Rückstand in der Faser,
um eine maximale Aufbrechung der Bindung für die nach
folgende Proteinumlagerung mit der Proteinerweichungs
lösung aufrechtzuerhalten.
Die Proteinumlagerung wird dann bewirkt, indem auf das
Haar eine wäßrige Proteinerweichungslösung aufgebracht
wird, die mindestens ein wasserlösliches Salz eines
mehrwertigen Ions mit einer Ionenladung von mindestens
zwei und einer annehmbar geringen Toxizität enthält.
Magnesium und Kalziumsalze, insbesondere Sulfate, wer
den gegenwärtig bevorzugt. Die Salze können in Konzen
trationen bis zu gesättigten Lösungen verwendet werden,
normalerweise in Konzentrationen von etwa 1 bis etwa 10
Gew.-%. Andererseits, und auch bevorzugt, wird min
destens eine hydroxyorganische Verbindung verwendet,
die bis zu 4 Kohlenstoffatome enthält. Sie kann ein
Alkohol und/oder Polyol sein. Es kann wieder eine Kon
zentration bis zur gesättigten Lösung verwendet werden
oder bis zu einer Stärke der Konzentration, bei der die
Lösung für den Kunden oder für die Anwendung gefährlich
wird. Beispielhaft, aber nicht begrenzend für solche
funktionellen Verbindungen seien genannt Äthanol, Iso
propanol, Butanol, Isoamyl-Alkohol, Propylen-Glycol
u. dgl. Normalerweise kann 2-Butanol wegen seines Ge
ruchs nicht verwendet werden. Methanol ist verwendbar,
aber es kann Toxizitätsprobleme aufwerfen.
Der Alkohol oder das Polyol ist in einer Konzentration von 2 bis etwa 10 Gew.-%,
bezogen auf die Lösung, bevorzugt zugegen. Der pH-Wert der Lösung kann zwi
schen etwa 2 und etwa 10 liegen, vorzugsweise zwischen etwa 6 und etwa 7,
und kann durch Eingabe von alkalischen Verbindung, wie z. B. Ammoniak, alkali
sche Aminosäuren, Alkanolamine, Alkalicarbonate und dgl., eingestellt werden.
Disruptive Mittel (Berstmittel), wie z. B. Harnstoff,
Quanidin, Amide, Betaine und oberflächenaktive Stoffe,
die ein Expandieren der Proteinstruktur unterstützen,
können in die verwendete Proteinerweichungslösung einge
arbeitet werden.
Normalerweise sind in der Proteinerweichungslösung auch
Befeuchtungsmittel, wie z. B. nicht-ionische, katio
nische oder anionische Detergenzien, Konditionierungs
mittel, wie z. B. Aminosäuren oder Proteine, weiterhin
Polymere oder wasserlösliche Fettderivate als Verdic
kungsmittel einschließlich gel-bildende Mittel für die
Haarstreckung, Farbstoffe, Duftstoffe, Konservierungs
mittel u. dgl. enthalten.
Wenn auch die theoretische Deutung die Erfindung nicht
beschränken soll, wird doch angenommen, daß die Anwen
dung der ionischen Lösung einen Konzentrationsgradien
ten bewirkt, wodurch die Fasern zeitweilig positiv gela
dene Ionen absorbieren, die negativ geladene Protein
seitenketten neutralisieren, wodurch eine verbesserte
Beweglichkeit des Proteins und eine Erweichung bzw. ein
Fluß in die neue und gewünschte Konfiguration induziert
wird.
Der Alkohol- oder Polyolbestandteil bewirkt eine Pene
tration oder hydrophobe Umlagerung der Proteinseiten
ketten, wodurch die Neigung zum Fluß weiter verstärkt
wird. Die Proteinerweichung ist innerhalb eines Zeit
raums von 5 bis 10 Minuten, der durch die genaue Zusam
mensetzung, die Temperatur und die Kondition des Haares
bestimmt wird, abgeschlossen.
Obwohl zwei verschiedene Lösungen verwendet werden
müssen, ist bei der Durchführung der vorliegenden Erfin
dung die Dauerwelle schneller und benötigt höchstens 15
Minuten, wobei besser wiederholbare und vergleichbare
Ergebnisse hinsichtlich der Schritte des Bindungsbruchs
und der Umlagerung erhalten werden.
Nach der Zugabe der Proteinerweichungslösung zum Haar
wird das Haar gespült, und die Disulfidbindungen werden
durch übliche Oxidationsverfahren, wie durch Anwendung
von die Bindung zurückbildenden Peroxid- und Bromat
lösungen wieder zurückgebildet. Dadurch wird eine Rück
bildung der Disulfidbindungen sichergestellt.
Wenn das Verfahren zum Strecken von Haar benutzt wird,
kann eine Dauerwellung gewünscht sein, und das Verfah
ren wird so wiederholt, daß lediglich die Reduktions
lösungen und die Proteinerweichungslösungen normaler
weise nicht viskos sind. Der Grund hierfür ist, daß das
Haar zur Bildung einer Krause auf Wickel aufgewickelt
wird, was im Gegensatz steht zu dem Strecken und Auf
rechterhalten des Haares in der gestreckten Konfigu
ration.
Im folgenden werden bevorzugte saure und alkalische
Systeme zur Verwendung in der vorliegenden Erfindung
angegeben.
Glycerinmonothioglykolat | |
Puffer | |
(Gew.-%) | |
Ammoniak | |
0,34% bis 0,85% | |
Harnstoff | 1,00% bis 15,00% |
Nicht-ionisches Detergens | 1,00% bis 6,00% |
Duftstoff | 0,10% bis 0,50% |
Wasser | Rest |
Der Reformer und der Puffer werden zur Benutzung in einer
Menge gemischt, die einen ph-Wert von 6,8 bis 7,0 ergibt.
Erweichungslösung | |
(Gew.-%) | |
Nicht-ionisches Detergens | |
0,50% bis 6,00% | |
Duftstoff | 0,10% bis 0,50% |
Absoluter Alkohol | 2,00% bis 5,00% |
Magnesiumsulfat | 1,00% bis 15,00% |
Wasser | Rest |
Ein Zellulosegummi in einer Konzentration von 0,25 bis 3,0
Gew.-% kann in dem Reformer und in der Erweichungslösung
verwendet werden, wenn das Haar gestreckt werden soll.
Bindungslösung für die Wellung | |
(Gew.-%) | |
Nicht-ionisches Detergens | |
1,00% bis 5,00% | |
Duftstoff | 0,10% bis 0,50% |
H₂O₂ (50%) | 3,00% bis 5,00% |
Wasser | Rest |
Bindungslösung zum Strecken | |
(Gew.-%) | |
Nicht-ionisches Detergens | |
0,10% bis 5,00% | |
Duftstoff | 0,10% bis 0,50% |
Fettalkohol | 0,10% bis 0,40% |
Polymer JR(a) | 0,10% bis 1,00% |
Natriumbromat | 5,00% bis 12,00% |
(a) ein Konditionierer auf der Grundlage von quaternisierter Hydroxyethylcellulose,
hergestellt und vertrieben von Union Carbide Corporation
ALKALISCHE LÖSUNG | |
Reformer-Lösung | |
(Gew.-%) | |
Äthylendiamintetraessigsäure|0,5% | |
Nicht-ionisches Detergens | 2,00% bis 6,00% |
Harnstoff | 1,00% bis 15,00% |
Duftstoff | 0,5% |
Ammoniumthioglykolat | 8,00% bis 12,00% |
Ammoniakwasser (28%) | 2,12% bis 5,00% |
Wasser | Rest |
pH | 9 bis 9,5 |
Erweichungslösung | |
(Gew.-%) | |
Nicht-ionisches Detergens | |
0,50% bis 6,00% | |
Duftstoff | 0,10% bis 0,50% |
Absoluter Alkohol | 2,00% bis 5,00% |
Magnesiumsulfat | 1,00% bis 15,00% |
Wasser | Rest |
Geliermittel und Bindungslösungen werden wie oben ver
wendet.
Es wurde eine Serie von Untersuchungen durchgeführt, um
den Grad der Cystinspaltung innerhalb von 5 Minuten zu
bestimmen. Die Tabelle I zeigt eine typische Spaltung
bei alkalischen und sauren (Ammonium-Thioglykolat) und
neutralen (Glyzerin-Monothioglykolat) Dauerwell-Lösun
gen. Es wurden die Haare der gleichen Person verwendet.
In jedem der Fälle war das Reduktionsmittel in einer
Konzentration von 7 Gew.-% zugegen.
Dauerwelltyp | |
Typische Cystin-Spaltung | |
5 Min. | |
Alkalisch (pH 9,2)|56% | |
Sauer (pH 6,8) | 36% |
GMTG (pH 7,0) | 33% |
Die Fig. 1 zeigt die Kinetik bei der Anwendung einer
alkalischen Dauerwell-Lösung (7 Gew.-% Ammonium-Thiogly
kolat plus 5 Gew.-% nicht-ionische oberflächenaktive
Substanzen bei einem ph-Wert von 9,5), während die
Fig. 2 und 3 jeweils die Kinetik der Cystinspaltung für
saure Dauerwell-Lösungen (7 Gew.-% Ammonium-Thioglyko
lat plus 5 Gew.-% nicht-ionische oberflächenaktive Sub
stanzen bei einem ph-Wert von 6,9) und Creative-Curl®,
einer kommerziellen, sauren Dauerwell-Lösung, enthal
tend 14,7 Gew.-% Glyzerin-Monothioglykolat (GMTG) zeigt.
Dies zeigt, daß der maximale oder im wesentlichen
maximale Bindungsbruch innerhalb von 5 Minuten statt
findet mit, im Fall des GMTG, einer gewissen Zu
nahme in der Zeitspanne von 5 bis 10 Minuten. Daraus
ist abzuleiten, daß in den meisten Fällen eine
im wesentlichen maximale Bindungsspaltung innerhalb
von 5 bis 10 Minuten erreicht werden kann.
in einem kontrollierten Salontest wurde der Cystin-
und CMTC-Gehalt einer bestimmten Haarmenge zu ver
schiedenen Zeitpunkten des Dauerwellverfahrens be
stimmt. Es zeigte sich, daß bei längerem Kontakt
mit der Dauerwell-Lösung die Menge an Cystin nicht
abnimmt und die Menge an gemischtem Disulfid nicht
zunimmt. Auch wurde der starke Einfluß von Wasser
auf die Rückbildung der Cystinbindung gezeigt. Die
Dauerwell-Lösung war zusammengesetzt aus 11 Gew.-%
Ammonium-Thioglykolat und einem nicht-ionischen
oberflächenaktiven Mittel mit einem pH von 7,0.
Um weiterhin sicherzustellen, daß eine effektive
Spaltung in 5 Minuten erzielt worden war, wurden
12 Personen jeweils einer sauren Dauerwelle
(11 Gew.-% ATG, pH 6,9 bei 50°C) und einer alkali
schen Dauerwelle (7 Gew.-% ATG, pH 9,2 bei Raum
temperatur) mit einer Wasserspülung zur Rückge
winnung des Cystins unterworfen. Die Ergebnisse
sind in den Tabellen III und IV zusammengefaßt.
Tabelle III - Saure Welle | |
Parameter | |
Durchschnitt | |
% Cystin-Spaltung|48% ± 5% | |
% Rückgewinnung Cystin durch Spülung mit Wasser | 59% ± 30% |
% Rückgewinnung Cystin durch Oxidation | 86% ± 7% |
Die folgende Tabelle V zeigt die Elastizität der
Krause in Abhängigkeit von der Zusammensetzung
der eingesetzten Proteinerweichungslösung nach
dem Abstreifen. Vor dem Abstreifen wurde eine
5 Minuten-Welle unter Verwendung einer 7 Gew.-%igen
Ammonium-Thioglykolatlösung bei einem pH-Wert
von 9,2 durchgeführt.
Es wurden Versuche durchgeführt bezüglich der
Reifung der Krause am Beginn gegenüber der Bin
dungsspaltung. Fig. 4 zeigt die Reifung der
Krause am Beginn, und Fig. 5 zeigt die Reifung
der Krause als Prozentsatz der Wirksamkeit gegen
über dem Cystein-Bindungsbruch. Abweichend vom
Stand der Technik wurde festgestellt, daß die
Reifung der Krause gegenüber der Bindungsspaltung
relativ verzögert war, wobei die Proteinerweichung
(Proteinfluß) der begrenzende Schritt ist. Dies
ermöglicht es, den Proteinfluß als einen von der
Bindungsspaltung unabhängigen Faktor zu behandeln.
Die für die Versuche verwendete Well-Lösung be
stand aus 7 Gew.-% Ammonium-Thioglykolat und 5 Gew.-%
nicht-ionischem oberflächenaktivem Mittel bei einem
pH-Wert von 7,0 und 50°C.
Tabelle VI zeigt die Ergebnisse unter Verwendung
der gleichen Wellungsbedingungen, insbesondere
5 Minuten-Kontakt mit einer 7 Gew.-%igen ATG-Lösung
mit einem pH-Wert von 9,2, bei dem jedoch der Ab
streifvorgang und die verwendete Lösung variiert
wurden.
Die Fig. 6 zeigt den entscheidenden Effekt bei der An
wendung der vorliegenden Erfindung. Beim Spülen mit
Wasser wird die Elastizität der Krause nicht verbessert,
wenn die Wasserzugabe nach dem Abstreifen über die an
gegebenen Zeiträume verzögert wird, während eine 10 Minu
ten lange Anwendung der Proteinerweichungslösung nach
dem Abstreifen die Elastizität um 100% steigert.
Die folgende Tabelle VII zeigt die Wirkung verschie
dener Alkohole und Glykole (5 Gew.-%) gemeinsam mit
5% MgSO₄ in einer Proteinerweichungslösung. Die
Lösung wurde nach dem Abstreifen des Haares, das mit
einer 7 Gew.-%igen ATG-Lösung mit einem pH-Wert von
9,2 5 Minuten lang kontaktiert wurde, angewandt. Die
Kontaktzeit mit der Proteinerweichungslösung betrug
10 Minuten.
Der saure Reformer und der Puffer wurden so ver
mischt, daß sich eine Lösung mit einem pH-Wert
zwischen etwa 6,8 und 7,2, normalerweise etwa
7,0, ergab und wurden in Kombination mit Abstreifen
des Haares angewandt, um die Cystinbindungen auf
zubrechen. Die Kontaktzeit betrug etwa 20 Minuten,
danach wurde die Lösung abgestreift und das viskose
Proteinflußgel 5 bis 20 Minuten in das Haar ein
gekämmt, um einen glatt gestreckten Zustand zu er
reichen. Nach dem Spülen kann die Bindungslösung
angewandt werden, wenn die gestreckte Konfiguration
erwünscht ist. Ist dies nicht der Fall, wird das
Haar auf Wickel aufgewickelt. Dann wird der kombinier
te Reformer und Puffer erneut angewendet, um die
durch das Spülen gebildeten Cystinbindungen erneut
zu spalten. Nach dem Abstreifen wird die Proteiner
weichungslösung angewandt. Nach etwa 5 bis etwa
10 Minuten wird die Proteinerweichungslösung aus
dem Haar ausgespült und die Bindungslösung angewandt,
um die Cystinbindungen neu zu bilden.
Nach dem oben beschriebenen Verfahren wurde ein Salon
test ausgeführt, bei dem das Haar von drei Personen
n = 3) nur geglättet und von 12 Personen (n = 12)
geglättet und wieder gewellt wurde. Die Ergebnisse
dieses Verfahrens und der Zustand des Haares wurden
in einer Skala von 1 bis 10 bewertet (Maximum = 10).
Die Tabelle VIII zeigt die Ergebnisse dieses Ver
suches.
Claims (14)
1. Verfahren zum dauerhaften Umstrukturieren von Haar, bei dem man das
Haar der Einwirkung einer Reduktionslösung aussetzt, die wenigstens ein
Reduktionsmittel zum Aufbrechen der Cystinbindungen enthält, und auf das
Haar zum Zurückbilden der Cystinbindungen ein Oxidationsmittel aufträgt,
dadurch gekennzeichnet, daß man
- a) das Haar solange mit der Reduktionslösung in Kontakt bringt, daß ein im wesentlichen maximales Aufbrechen der Cystinbindungen er reicht wird;
- b) das Gleichgewicht des erreichten Cystin-Bindungsbruchs aufrech terhält, indem man durch Abstreifen des Haares überschüssiges Reduktionslösung daraus entfernt, jedoch den Rest davon im Haar beläßt;
- c) das Haar solange mit einer Proteinerweichungslösung in Kontakt bringt, daß die Proteinerweichung im Haar bewirkt und die ge wünschte umstrukturierte Konfiguration erhalten wird,
- d) das Haar spült und
- e) danach zum Zurückbilden der Cystinbindungen und Fixieren der um strukturierten Konfiguration das Oxidationsmittel anwendet,
wobei die Proteinerweichungslösung eine wäßrige Lösung mit einem
pH-Wert von 2 bis 10 ist, die mindestens ein Proteinerweichungsmittel enthält,
ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus einem Ca2+- oder Mg2+-Salz in
einer Konzentration bis zur Sättigung, einer wasserlöslichen hydroxyorgani
schen Verbindung in einer Konzentration von 2 bis 10 Gew.-%, die bis zu 4
Kohlenstoffatomen und mindestens eine Hydroxylgruppe aufweist, sowie
Gemischen davon.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar
auf einem Wickel unter Bildung einer Krause umstrukturiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar zu
einer gestreckten Konfiguration umstrukturiert.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar zu
einer gestreckten Konfiguration umstrukturiert, spült und auf Wickel
wickelt und die Schritte a) bis c) wiederholt, bevor das Oxidationsmittel
angewandt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 zum Dauerwellen von auf einem Wickel ge
wickeltem Haar, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar bei Schritt a)
5 bis 15 Minuten lang mit der Reduktionslösung und bei Schritt c) 5 bis 10
Minuten lang mit der Proteinerweichungslösung in Kontakt bringt.
6. Verfahren nach Anspruch 1 zum Strecken von lockigem oder krausem Haar,
dadurch gekennzeichnet, daß man bei Schritt a) eine Reduktionslösung
verwendet, die einen pH-Wert von 6 bis 10 aufweist, und das Haar in eine
gestreckte Konfiguration bringt, bei Schritt c) eine viskose Proteinerwei
chungslösung verwendet und beim Einwirken des Oxidationsmittels das
Haar in der gestreckten Konfiguration beläßt.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar
bei Schritt a) 5 bis 20 Minuten lang mit einer viskosen Reduktionslösung
und bei Schritt c) 5 bis 10 Minuten lang mit einer viskosen Proteinerwei
chungslösung in Kontakt bringt.
8. Verfahren nach Anspruch 1 zum Wellen von lockigem oder krausem Haar,
dadurch gekennzeichnet, daß man bei Schritt a) eine viskose Reduktions
lösung verwendet, die einen pH-Wert von 6 bis 10 aufweist, und das Haar
in eine gestreckte Konfiguration bringt, bei Schritt c) eine viskose Proteiner
weichungslösung verwendet, Schritt d) durchführt und anschließend das
Haar auf Wickel aufwickelt und mit dem aufgewickelten Haar die Schritte
a) bis e) durchführt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man das Haar
beim ersten Durchführen von Schritt a) 5 bis 20 Minuten lang mit der
viskosen Reduktionslösung und beim ersten Durchführen von Schritt c) 5
bis 10 Minuten lang mit der viskosen Proteinerweichungslösung in Kontakt
bringt.
10. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die hydroxyorganische Verbindung Ethylal
kohol, Isopropylalkohol, Butanol, Isoamylalkohol oder Propylenglykol ist.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Reduktionsmittel Glycerinmonothiogly
kolat oder Ammoniumthioglykolat ist und die viskose reaktive Reduktions
lösung einen pH-Wert von 6 bis 7 aufweist.
12. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das Ca2+- oder Mg2+-Salz in einer Konzen
tration von 1 bis 10 Gew.-%, bezogen auf die Proteinerweichungslösung,
zugegen ist.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Proteinerweichungslösung einen pH-Wert
von 6 bis 7 aufweist.
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