DE3446222C2 - Verfahren zur Herstellung von neuen Produkten aus der Kamille mit verbesserten Eigenschaften - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von neuen Produkten aus der Kamille mit verbesserten EigenschaftenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von getrockneten
Blüten von tetraploider Kamille gemäß Anspruch 1.
Die echte Kamille (Chamomilla recutita (L.) Rauschert, synonym
mit Matricaria chamomilla L.) ist ein sehr bedeutsames
Ausgangsmaterial für die kosmetische Industrie.
In der deutschen Offenlegungsschrift DE 34 23 207 A1 werden
Verfahren zur Herstellung von Produkten aus Kamille
beschrieben, bei dem man von der diploiden Kamillensorte
DEGUMILL in einem umfassenden Züchtungsverfahren ausgeht. Die
Habilitationsschrift Dr. Franz, Weihenstephan, 1981,
beschreibt unterschiedliche Züchtungsergebnisse, ausgehend
auch von einer Ausgangspopulation der Sorte BK-2. Die
tetraploide Sorte BK-2 wird aber in der Habilitationsschrift
als inhaltsstoffmäßige Fehlzüchtung angegeben.
Die deutsche Offenlegungsschrift DE 24 02 802 A1 betrifft ein
Verfahren zur Gewinnung einer Kamillendroge mit hohem
Chamazulen- und Bisabololgehalt. Bei diesem Verfahren wird
eine Kamillensorte H-29 als Ausgangsmaterial verwendet. Die
deutsche Offenlegungsschrift DE 24 34 338 A1 betrifft ebenfalls ein
Verfahren zur Gewinnung einer Kamillendroge mit hohem
Chamazulen- und Bisabololgehalt. Auch dieses Verfahren geht
von der Kamillensorte H-29 als Ausgangsmaterial aus.
Es wurde nun ein Verfahren zur Gewinnung von getrockneten
Blüten von tetraploider Kamille gefunden. Die getrockneten
Blüten sind ein besonders wertvolles Ausgangsmaterial für die
Herstellung von kosmetischen Präparaten.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch die Merkmale
des Anspruchs 1 gelöst.
Die geeigneten tetraploiden Ausgangskamillen werden durch
Einzelpflanzen-Untersuchungen aus der Sorte BK-2 (Ungarn)
herausselektiert. Es ist erforderlich, von einer
Ausgangspopulation 1000-10000
Individuen zu untersuchen, um einige Individuen
zu finden, die einen hohen (-)-α-Bisabololgehalt gemäß
den oben angegebenen Kriterien aufweisen und als Aus
gangskamille geeignet sind. Von solchen ausgesuchten
Individuen wird dann in üblicher Weise Saatgut gewonnen
und dieses tetraploidisiert. Nach der abgeschlossenen
Tetraploidisierung werden die tetraploiden Pflanzen von
den übrigen diploid gebliebenen Pflanzen ausselektiert.
Von den so erhaltenen tetraploiden Pflanzen, gegebenen
falls nach vorhergehender Vermehrung, werden nun alle
die Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete
Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthalten. Die Ernte dieser Blüten erfolgt
dabei in dem Entwicklungsstadium, wo 30-70% aller
Röhrenblüten des Blütenköpfchens geöffnet sind. Ge
gebenenfalls können sich hieran weitere Selektions-
und Vermehrungsschritte anschließen, die zum Beispiel
eine Verbesserung hinsichtlich folgender Merkmale be
ziehungsweise Eigenschaften bewirken: Gleichzeitiger
Blühtermin, gleichmäßige grundständige Verzweigung und
schmale Blühzone (das heißt bessere Eignung für die
maschinelle Ernte), große Blütenköpfchen, bessere Halt
barkeit der getrockneten Blüten, besonders aromatischer Geruch.
Falls man von vornherein von einer tetraploiden Kamille
ausgeht, erfolgt lediglich die zuvor angegebene Selektion
solcher Pflanzen, deren bei 40°C getrocknete Blüten
mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-
Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden
enthalten, wobei ebenfalls die Ernte dieser Blüten in
dem Entwicklungsstadium erfolgt, wo 30-70% aller
Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind. Auch
in diesem Fall können sich gegebenenfalls weitere
Selektions- und Vermehrungsschritte anschließen, aus
denen weitere Verbesserungen (wie oben angegeben)
resultieren.
Besonders vorteilhafte Produkte aus Kamille erhält man, wenn
bei der Selektion der Kamille nach dem Chamazulen- und
(-)-α-Bisabololgehalt solche Pflanzen (bekannte oder ver
fahrensgemäß hergestellte) ausselektiert werden,
deren Chamazulengehalt mindestens 200 mg%, vorzugsweise
250 mg% und deren (-)-α-Bisabololgehalt mindestens 300 mg%,
vorzugsweise 400 mg% beträgt (Gehalt an übrigen
Bisaboloiden stets unter 50 mg%).
Von den durch Pollengrößenmessung und/oder Chromosomen
zählung ausselektierten tetraploiden Kamillenpflanzen,
werden dann die Pflanzen aus
selektiert, die einen Mindestgehalt an Chamazulen
von 100 mg% und einen Mindestgehalt an Bisabolol von
200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen
Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) unter
50 mg% (bezogen auf die getrockneten Blüten,
siehe Beispiel 1) liegen soll.
Die so ausselektierten Pflanzen werden nach Entfernung
aller bereits aufgeblühten Blütenkörbchen im Gewächshaus
bei 18-24°C Tag- und 12-14°C Nacht-Temperatur
und einer Tageslänge von mindestens 14 Stunden abblühen
lassen, wobei über einen Zeitraum von 4 Wochen alle
Blütenköpfchen die verblüht oder kurz vor dem Zerfallen
sind, zur Saatgutgewinnung geerntet werden. Nach Trocknen
bei einer Lufttemperatur zwischen 20-35°C erhält man
beispielsweise das Vermehrungsgut einer solchen Kamille.
Als weitere Kriterien für diese Selektion können zu
sätzlich noch die folgenden zur Anwendung kommen:
- a) ungefähr gleichzeitiges Blühen,
- b) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von circa 10, insbesondere 5 cm,
- c) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von circa 30 mm (20 bis 40 mm), insbesondere 25-35 mm.
Die Anwendung der zusätzlichen Kriterien a), b) und/oder
c) führt beispielsweise zu hohen Blüten
erträgen und besserer Eignung für die maschinelle Ernte.
Um eine Kamille zu erhalten, die außer einem Gehalt von
mindestens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg%
(-)-α-Bisabolol (bezogen auf die getrockneten Blüten
köpfchen) auch noch einen hohen Blütenertrag aufweist
und für die maschinelle Ernte besser geeignet ist,
empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Die ausselektierten
Pflanzen (wie oben beschrieben) werden vegetativ durch
Stecklinge vermehrt und über 3 bis 5 Generationen aus
gelesen, wobei die Auswahl stets nach dem oben ange
gebenen Kriterium sowie gegebenenfalls den zusätzlichen
Kriterien a)-c) erfolgt. Die gemäß diesen Kriterien
ausgesuchten Pflanzen werden verklont, aus den verklonten
Pflanzen wird Saatgut gewonnen, die hieraus erhaltenen
Pflanzen wiederum nach dem oben angegebenen Mindestgehalt
an Chamazulen und Bisabolol sowie gegebenenfalls den
zusätzlichen Kriterien a)-c) ausselektiert und aus
letzteren wieder Saatgut gewonnen.
Die Sequenz Aussaat - Selektion gemäß dem oben ange
gebenen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg% und
(-)-α-Bisabolol von mindestens 200 mg% (andere
Bisaboloide unter 50 mg%) sowie gegebenenfalls den zu
sätzlichen Kriterien a)-c) - Saatgutgewinnung
kann 3-5 mal wiederholt werden.
Daran schließt sich nochmals eine Sequenz Aussaat -
wie zuvor angegebene Selektion (gegebenenfalls Ver
klonung) - Saatgutgewinnung an.
Das zuletzt erhaltene Saatgut ist dann das Vermehrungs
gut der erfindungsgemäßen Kamille.
Die Stecklingsvermehrung erfolgt dabei auf folgende Weise:
Zur Stecklingsvermehrung müssen die Ausgangspflanzen
(Klonmutterpflanzen) unter Kurztagbedingungen blüten
knospenfreie Kurztriebe ausbilden. Dies erfolgt im Winter
halbjahr im Gewächshaus ohne Zusatzbeleuchtung oder in
Klimakammern bei einer Tageslänge von 6 bis 10, vor
zugsweise 8 Stunden und Temperaturen von 10 bis 15°C,
vorzugsweise 12°C. Zur Verklonung beziehungsweise Ver
mehrung eignen sich Blatt-, Trieb- und insbesondere Kurz
trieb-(Seitentrieb-)Stecklinge. Ihre Bewurzelung erfolgt
bei 12 bis 18°C, vorzugsweise 15°C und Tageslängen von
12 bis 16, vorzugsweise 14 Stunden in gespannter Atmo
sphäre (ca. 100% relative Luftfeuchte). Als Substrat
kann beispielsweise ein Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis
1 : 1 verwendet werden; es eignen sich aber auch reiner
Quarzsand, Steinwolle-Stecklingswürfel, Torf-Stecklings
würfel und ähnliches.
Für die Aussaat kommen hierbei beispielsweise folgende
Böden in Betracht: Gartenerde; humose, mittelschwere
Lehmböden; lehmige oder humose Sandböden.
Es kann im Gewächshaus oder auch im Freiland ausgesät
werden. Die Temperaturen für Keimung und Wachstum der
Pflanzen liegen beispielsweise zwischen 12 bis 24°C,
inbesondere 18 bis 20°C. Falls im Freiland ausgesät
wird, wird vorzugsweise im Herbst (September/Oktober)
oder im Frühjahr (März/April) gesät. Diese Termine
gelten für sämtliche in Frage kommenden Anbaugebiete
(zum Beispiel nördliche Hemisphäre, gemäßigte bis sub
tropische Klimagebiete).
Besonders günstig ist es, wenn folgende Verfahrens
bedingungen zur Anwendung kommen:
Von den tetraploiden Kamillenpflanzen, die einen Mindest gehalt an Chamazulen von 100 mg% und an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg% liegt (alle Werte bezogen auf die getrockneten Blüten köpfchen), werden nur diejenigen ausselektiert, welche
Von den tetraploiden Kamillenpflanzen, die einen Mindest gehalt an Chamazulen von 100 mg% und an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg% liegt (alle Werte bezogen auf die getrockneten Blüten köpfchen), werden nur diejenigen ausselektiert, welche
- - ungefähr gleichzeitig blühen,
- - eine gleichmäßige grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm sowie
- - große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm aufweisen.
Die ausselektierten Pflanzen werden vegetativ über Steck
linge vermehrt und über 3-5 Generationen ausgelesen,
wobei die Auswahl stets nach den oben genannten Kriterien
erfolgt. Die ausgesuchten Pflanzen werden vegetativ
vermehrt (verklont), gemeinsam abblühen gelassen, und es
wird hiervon das Saatgut gewonnen. Die aus dem Saatgut
erhaltenen Pflanzen werden wiederum nach den oben ange
gebenen Kriterien selektiert und die Sequenz Aussaat-
Selektion-Saatgutgewinnung-Aussaat wird 3-5mal wieder
holt.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, gehört zur Kulturpflanzenart
der echten Kamille mit der botanischen Bezeichnung
Matricaria Chamomilla L. (synonym Chamomilla recutita
(L.), Rauschert). Das bei einer Temperatur von höchstens
70°C getrocknete Material aus den Blüten dieser Kamille,
die in dem Vegetationsstadium geerntet wird, wo 30-100%
der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind,
enthält mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden.
Falls die Ernte der Kamillenblüten zu einem Zeitpunkt er
folgt, in dem das Blüten-Entwicklungsstadium weiter fort
geschritten ist, das heißt, wo beispielsweise 100% oder
bis zu 100% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens ge
öffnet sind (zum Beispiel Stadium der Vollblüte) und/oder
falls die Trocknung der geernteten Blüten bei höherer
Temperatur als 40°C erfolgt, kann der Gehalt an den Inhalts
stoffen (-)-α-Bisabolol und Chamazulen niedriger sein,
da durch höhere Trockentemperaturen und/oder bei späterer
Ernte ein stärkerer Abbau des Azulens und Bisabolols ein
treten kann.
Beispielsweise enthalten die im Trockenschrank bei 40°C
getrockneten Blüten (geerntet wie oben angegeben) der
verfahrensgemäßen Kamille zwischen 100 bis 200 mg%
Chamazulen, zwischen 200 bis 450 mg% (-)-α-Bisabolol
und nur wenig, das heißt zwischen 5 bis 50 mg% andere
Bisaboloide bezogen auf die Trockensubstanz (das heißt
bezogen auf das absolute Trockengewicht der Blüten).
Dieses absolute Trockengewicht wird durch Trocknung
einer separaten Probe von Kamillenblüten im Trocken
schrank bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz (72 bis
96 Stunden) bestimmt. Der Wirkstoffgehalt der bei bei
spielsweise 35 bis 50°C getrockneten Blüten wird
dann auf die bei 105°C ermittelte Trockenmasse der
Blüten berechnet.
Ein besonders vorteilhaftes Produkt erhält man, wenn die
Ernte der Kamillenblütenköpfchen in dem Vegetationsstadium
erfolgt, wo beispielsweise 30 bis 70%, vorzugsweise 40
bis 60%, das heißt im allgemeinen 50% der Röhrenblüten
eines Blütenköpfchens geöffnet sind und die Trocknung bei
einer Lufttemperatur von höchstens 50°C, beispielsweise
35 bis 50°C, insbesondere 40°C erfolgt. Beispielsweise
enthalten im Trockenschrank bei 40°C getrocknete Blüten
(geerntet, wo 40-60% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens
geöffnet sind) mindestens 100 mg%, zum Beispiel zwischen 100
bis 150 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg%, zum Beispiel
zwischen 200 und 300 mg% (-)-α-Bisabolol und nur wenig, das
heißt zwischen 5 bis 50 mg% andere Bisaboloide bezogen
auf die Trockensubstanz (das heißt bezogen auf das
absolute Trockengewicht der Blüten). Dieses absolute
Trockengewicht wird durch Trocknung einer separaten
Probe von Kamillenblüten im Trockenschrank bei 105°C
bis zur Gewichtskonstanz (72 bis 96 Stunden) bestimmt.
Der Gehalt an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol der bei
beispielsweise 35 bis 50°C getrockneten Blüten wird
dann auf die bei 105°C ermittelte Trockenmasse der
Blüten berechnet.
Die Trocknung der Kamillenblüten kann entweder durch
künstliche Luftzufuhr oder auch durch Trocknung im
Schatten, gegebenenfalls auch in der Sonne erfolgen,
wobei jedoch darauf geachtet werden soll, daß die
Wärmezufuhr nicht über das zur vollständigen Trocknung
erforderliche Maß hinausgeht. Es ist also vorteilhaft,
daß man sich durch Kontrollwägungen von der erreichten
Gewichtskonstanz überzeugt. Die Trocknung kann spontan
oder künstlich (zum Beispiel mit künstlicher Warmluft)
erfolgen. Die Ausbeute an Inhaltsstoffen ist am größten bei
spontaner Trocknung unter Ausschluß des Sonnenlichts,
vorzugsweise bei 40-60°C, insbesondere 40-50°C.
Der Trocknungsprozeß soll möglichst bald beziehungsweise
umgehend nach der Ernte stattfinden. Die Trocknung
soll in dünnen Schichten, beispielsweise von 5 bis 20 cm,
vorzugsweise 10 cm Dicke durchgeführt werden. Die Trocknung
ist zum Beispiel auch in gut durchlüfteten Hallen bei einer
Lufttemperatur zwischen 20-30°C möglich. Im allgemeinen
soll die Lufttemperatur für die Trocknung nicht höher als
60°C sein. Günstig ist zum Beispiel eine Lufttemperatur
zwischen 35 und 50°C.
Der Gehalt der erfindungsgemäßen Mittel, ins
besondere an Chamazulen und (-)-α-
Bisabolol, ist abhängig von dem Vegetationsstadium, in
dem sich die Kamillenblüten zum Erntezeitpunkt befinden
und von der Trocknung der geernteten Blüten. Je höher
die Trocknungstemperatur ist, desto stärker ist der
Abbau der Inhaltsstoffe, das heißt desto niedriger der
Gehalt der getrockneten Blüten an diesen Inhaltsstoffen.
Aus dem gleichen Grund hat direktes Sonnenlicht bei
der Trocknung einen nachteiligen Einfluß und soll nach
Möglichkeit vermieden werden.
Das Vegetationsstadium einer Blüte wird dadurch
charakterisiert, wieviel % der Röhrenblüten eines
Blütenköpfchens zu einem bestimmten Zeitpunkt (hier
dem Zeitpunkt der Ernte) geöffnet sind. Es können
also Blüten geerntet werden, wo beispielsweise zwischen
30-50%, 30-70%, 40-60%, 60-100% oder
90-100% der Röhrenblüten eines Köpfchens geöffnet
sind; Der Gehalt an Inhaltsstoffen ist abhängig davon, in
welchem Stadium sich die Blüten jeweils befinden und
er ist bei der Kamille, die für die erfindungsgemäßen Produkte
eingesetzt wird, am größten, wenn 40-60% aller Röhrenblüten
geöffnet sind und nimmt ab in dem Maße, wie der Prozent
gehalt an geöffneten Röhrenblüten eines Blütenköpfchens
zunimmt. Es ist daher gerade ein großer Vorteil dieser
Kamille, daß bei ihr das Abblühen der einzelnen Pflanzen
gleichmäßig erfolgt, das heißt, daß von einer Aussaat
die überwiegende Zahl der Pflanzen jeweils das gleiche
Blühstadium aufweisen, das heißt, daß beispielsweise
bei den weitaus meisten Pflanzen 40-60% aller Röhren
blüten eines Blütenköpfchens zum gleichen Zeitpunkt ge
öffnet sind. Dadurch ist eine vollständige Erfassung
der Blütenköpfchen zum optimalen Zeitpunkt möglich.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, ist deshalb besonders geeignet
für die mechanische Ernte.
Der Zusammenhang des Gehalts an Chamazulen und
(-)-α-Bisabolol einerseits mit dem Blühstadium zur
Zeit der Ernte und andererseits mit der Trocknungs
temperatur zur Gewinnung der erfindungsgemäßen Mittel
ist beispielsweise in folgender Tabelle dargestellt
(der Gehalt an übrigen Bisaboloiden ist in allen Fällen
weniger als 50%).
Hieraus folgt, daß aus der Kamille, die zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Mittel eingesetzt wird, beispiels
weise bei einer Ernte, die im Vegetationsstadium statt
findet, wo zwischen 30-100% der Röhrenblüten der
Blütenköpfchen geöffnet sind und die Trocknung
bei Lufttemperaturen bis zu 70°C erfolgen kann, ein
trockenes Material erhalten wird, dessen Chamazulengehalt
in jedem Fall mindestens 30 mg% und dessen (-)-α-Bisabolol
gehalt mindestens 100 mg% beträgt, während der Gehalt
an übrigen Bisaboloiden stets geringer als 50 mg% ist.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, hat einen mittelspäten
Erntetermin, eine einheitliche Wuchshöhe mit schmaler
Blühzone und große Blütenköpfchen und ist daher be
sonders für mechanische Ernte geeignet. Hinzu kommt,
daß zu gleicher Zeit ausgesäte Pflanzen der neuen
tetraploiden Kamille im allgemeinen praktisch zur
gleichen Zeit gemeinsam abblühen, so daß auch hierdurch
die Ernte sehr vereinfacht und erleichtert wird.
Diese neue Kamille erbringt außerdem einen hohen Ertrag.
Die erfindungsgemäß aus dieser Kamille hergestellten
Produkte werden in der Kosmetik sowie in Form von Tees
verwendet.
Eine Kamille, die man so erhält wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausge
sät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die
Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa
50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blüten
köpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei
die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind,
daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50%
offen sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird
möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert
und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage aus
gebreitet. Anschließend werden die Blütenköpfchen in
einer Siebanlage von den Stengeln befreit und bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt
etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer
gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke
von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in
Ballen gepreßt.
Chamazulen: 162 mg%
(-)-α-Bisabolol: 330 mg%.
(-)-α-Bisabolol: 330 mg%.
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären
Bandtrockenanlage mittels künstlich erwärmter Luft bei
einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die
Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent
fernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das ge
trocknete Material gesiebt und anschließend in Ballen
gepresst.
Die Analysenwerte eines solchen Mittels sind zum
Beispiel:
Chamazulen: 94 mg%
(-)-α-Bisabolol: 197 mg%.
Chamazulen: 94 mg%
(-)-α-Bisabolol: 197 mg%.
Die verwendete tetraploide Ausgangskamille wird wie
folgt erhalten:
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra ploiden Kamillensorte, die von 1. Sárkány (Herba Hungar. 4 (1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10000 Pflanzen getestet) wurde ge funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) ist.
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra ploiden Kamillensorte, die von 1. Sárkány (Herba Hungar. 4 (1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10000 Pflanzen getestet) wurde ge funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) ist.
Diese Individuen wurden ausselektiert und folgenden
Schritten unterworfen:
Von den (wie oben beschriebenen) ausselektierten tetra
ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen
ausgelesen, die
- A) etwa gleichzeitig blühen,
- B) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm, vorzugsweise 5 cm, aufweisen,
- C) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm, vorzugsweise 25-35 mm aufweisen,
- D) einen Mindestgehalt für Chamazulen von 150 mg% und Bisabolol von 300 mg% erreichen oder über schreiten und deren Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) deutlich unter 50 mg% liegt. (Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen, die bei 40°C getrocknet wurden und deren Ernte in dem Stadium erfolgte, wo 30-70% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind.
Diese Pflanzen wurden verklont. Hierzu wurden die Pflanzen
(Klonmutterpflanzen) zunächst auf circa 15 cm Sproßlänge
zurückgeschnitten, unter 8 bis 10 Stunden Tageslänge
und 12 bis 14°C zum Neuaustrieb (kurze Seitentriebe)
gebracht. Die Kurztriebe wurden geschnitten und in ein
Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Bei circa 100% relativer
Luftfeuchte, 15°C Lufttemperatur und einer Tageslänge
von 14 Stunden dauerte die Bewurzelung der Stecklinge
7 bis 14 Tage.
Anstelle der angegebenen konventionellen Verklonung
(Stecklingsvermehrung) kann auch die in-vitro-Vermehrung
teilungsfähiger Gewebspartien der Pflanze eingesetzt
werden (sogenannte Meristem-Vermehrung). Zur Etablierung
einer Kamillen-Kultur eignen sich verschiedene Teile
der Pflanze, vorzugsweise die Sproßspitzen oder die
Achselknospen.
Nach Abspülen der Pflanzen mit H2O2 werden unter aseptischen
Bedingungen im "Laminar Flow" (Hochleistungs-Schwebstoff-
Filter mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung) Sproß
spitzen der Blattachselknospen entnommen und in Reagenz
gläser übertragen, die mit einem Nährmedium, beispiels
weise nach Murashige und Skoog (Physiol. Plant. 15, 473-497,
1962) gefüllt sind. Die Reagenzgläser werden in einen
Klimaraum mit 12-18, vorzugsweise 16 Stunden Tageslänge
(erreicht durch Fluoreszenz-Leuchtstoffröhren), einer
Lichtintensität von 500-10.000 lux, vorzugsweise
1.000-3.000 lux und einer Temperatur von 15-30°C, vorzugs
weise 22-27°C gestellt.
Sobald die Explantate ein gutes Wachstum zeigen, werden
sie auf ein obengenanntes Nährmedium, jedoch mit einer
höheren Cytokininkonzentration (30 mg/l N6-Isopentenyl
adenin) und wenig oder gar keinem Auxin (0-0,3 mg/l
Indolessigsäure) überführt. In der Folge strecken sich
die Achsen und es werden Adventivorgane sowie vermehrt
Achselknospen gebildet. Diese können nach der vorer
wähnten Weise entnommen und angezogen werden.
Die für die Pflanzenvermehrung in größerer Zahl be
stimmten Explantate (der 3. Passage = 3. Vermehrungs
generation) werden nach Anwachsen und Ausbildung der
Blätter auf dem erstgenannten Nährmedium auf einen Nähr
boden übertragen, welcher 10 mg/l Indolessigsäure oder
3-Indolbuttersäure oder 0,1-0,3 mg/l α-Naphthylessig
säure enthält. Dabei bewurzeln sich die Pflänzchen und
können nach etwa 4 Wochen in mit sterilisierter Garten
erde (12 Stunden bei 120°C gedämpft) gefüllte Töpfe
gepflanzt und im Gewächshaus (unter Bedingungen wie für
die konventionelle Stecklingsvermehrung üblich) weiter
kultiviert werden.
Die nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen blühten unter
isolierten Bedingungen im Gewächshaus gemeinsam ab.
Die Pflanzen standen hierbei in 11-cm-Töpfen, ge
füllt mit Gartenerde, bei 18 bis 24°C Tag- und 12 bis
14°C Nacht-Temperatur. Die Tageslänge betrug mindestens
14 Stunden und wurde im Winterhalbjahr durch Zusatzbe
lichtung (200 Watt/m2) erreicht. Die Wasserversorgung er
folgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden
über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen
Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht
und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte
in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur
zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels
eines Schlitzsiebes (5 × 0,4 mm) abgesiebt und durch einen
Steigsichter nachgereinigt.
Aus dem nach Schritt 2 erhaltenen Saatgut wurde eine
Stichprobe entnommen und hieraus circa 2000 Nachkommen
gezogen (ökologische Bedingungen wie bei Schritt 2)
und nach den gleichen Kriterien A) bis D) von Schritt 1
selektiert. Mit den so selektierten Individuen wurde
dann gemäß Schritt 2 verfahren.
Von dem Saatgut gemäß Schritt 3 wurde ein Teil an zwei
verschiedenen Standorten im Herbst ausgesät.
450 m NN, 48,5°N/11,5°O,
750 mm Jahresniederschlagssumme,
feucht-gemäßigtes Klima,
Januar -10 bis 0°C,
Juli +10 bis +20°C,
750 mm Jahresniederschlagssumme,
feucht-gemäßigtes Klima,
Januar -10 bis 0°C,
Juli +10 bis +20°C,
200 m NN, 42°N/1°O,
400 mm Jahresniederschlagssumme,
mediterranes Klima,
Januar 0 bis +10°C,
Juli +20 bis +30°C.
400 mm Jahresniederschlagssumme,
mediterranes Klima,
Januar 0 bis +10°C,
Juli +20 bis +30°C.
Die Aussaat erfolgte an beiden Standorten Ende
September/Anfang Oktober.
Die so erhaltenen Feldversuchsbestände wurden hinsicht
lich homogenem Wuchs, Blütengröße und Erntetermin
überprüft und beurteilt (bonitiert), außerdem wurden
NN = Normalnull = Seehöhe
°N = nördliche Breite (ngrad)
°O = östlinge Länge (ngrad)
Stichproben der Blüten auf die Wirkstoffgehalte untersucht. Aus dem Feldbestand wurden erneut diejenigen Individuen selektiert, die den bei Schritt 1 genannten Parametern entsprechen. Von diesen wird Saatgut entsprechend Schritt 2, letzter Satz, gewonnen.
NN = Normalnull = Seehöhe
°N = nördliche Breite (ngrad)
°O = östlinge Länge (ngrad)
Stichproben der Blüten auf die Wirkstoffgehalte untersucht. Aus dem Feldbestand wurden erneut diejenigen Individuen selektiert, die den bei Schritt 1 genannten Parametern entsprechen. Von diesen wird Saatgut entsprechend Schritt 2, letzter Satz, gewonnen.
Mit dem Saatgut gemäß Schritt 4 wurden die Schritte
3 und 4 in der angegebenen Reihenfolge und Weise wieder
holt.
Aus dem nach Schritt S gewonnenen Saatgut wurden circa
1500 Individuen gezogen (Ökologische Bedingungen wie
bei Schritt 2) und nach dem gleichen Prinzip, wie bei
Schritt 1 angegeben ist, selektiert. Von den so aus
selektierten Pflanzen wurden 34 Individuen ausgewählt
und gemäß Schritt 1 verklont. Je 10 Pflanzen jedes
Klons wurden in zufälliger Verteilung im Abstand
40 × 30 cm im Freiland (Standort I, siehe Schritt 4)
an isolierter Stelle aufgepflanzt. Der Boden war Löß
lehm, pH 7,0; die Pflanzung erfolgte Anfang Juni, die
erste Ernte der Samen Mitte Juli, danach wurden die
Pflanzen zurückgeschnitten, blühten nochmals und
lieferten Mitte bis Ende August eine zweite Saatgut
ernte.
Die Saatgutgewinnung dieses Materials erfolgte gemäß
Schritt 2.
Das nach Schritt 6 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs
gut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat
September/Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden
Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn
30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die
sofort anschließend im Trockenschrank bei 40°
72 Stunden, getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf
das Gewicht der getrockneten Blüten (Trockensubstanz),
beispielsweise mindestens: 150 mg% Chamazulen, 300 mg%
(-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Die Bestimmung des Gehalts an Chamazulen und (-)-α-
Bisabolol erfolgt in der hierfür üblichen Weise
(spektralphotometrisch beziehungsweise mittels Gas
chromatographie).
Eine Kamille, die man so erhält wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausge
sät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die
Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa
50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese
Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine ge
erntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so
eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren
Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden.
Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen
Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung
in dünner Lage ausgebreitet. Anschließend werden die
Blütenköpfchen in einer Siebanlage von den Stengeln
befreit und bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der
Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung er
folgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf
Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in
Ballen gepreßt.
Chamazulen: 132 mg%
(-)-α-Bisabolol: 243 mg%.
(-)-α-Bisabolol: 243 mg%.
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären
Bandtrockenanlage mittels künstlich erwärmter Luft bei
einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die
Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent
fernung von Stengelteilen und. Blütengrus wird das ge
trocknete Material gesiebt und anschließend in Ballen
gepresst.
Die Analysenwerte eines solchen Mittels sind zum Beispiel:
Chamazulen: 65 mg%
(-)-α-Bisabolol: 163 mg%.
Chamazulen: 65 mg%
(-)-α-Bisabolol: 163 mg%.
Die verwendete tetraploide Ausgangskamille wird wie
folgt erhalten:
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra ploiden Kamillensorte, die von I. Sárkány (Herba Hungar. 4 (1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10000 Pflanzen getestet) wurde ge funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) aufweist.
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra ploiden Kamillensorte, die von I. Sárkány (Herba Hungar. 4 (1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10000 Pflanzen getestet) wurde ge funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) aufweist.
Diese Individuen wurden ausselektiert und folgenden
Schritten unterworfen:
Von den wie oben beschriebenen ausselektierten tetra
ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen
ausgelesen, die einen Mindestgehalt für Chamazulen
von 100 mg% und für (-)-α-Bisabolol von 200 mg% er
reichen oder überschreiten und deren Gehalt an übrigen
Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg%
liegt. Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen,
die bei ca. 40° C getrocknet wurden und deren Ernte in
dem Stadium erfolgte, wenn ca. 30-70% aller Röhren
blüten eines Köpfchens geöffnet sind.
Von den nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen wurden alle
aufgeblühten Blütenkörbchen entfernt, anschließend kamen
die Pflanzen in ein Gewächshaus und blühten unter
isolierten Bedingungen gemeinsam ab. Die Pflanzen standen
hierbei in 11-cm-Töpfen, gefüllt mit Gartenerde, bei
18 bis 24°C Tag- und 12 bis 14°C Nacht-Temperatur.
Die Tageslänge betrug mindestens 14 Stunden und wurde
im Winterhalbjahr durch Zusatzbelichtung (200 Watt/m2)
erreicht. Die Wasserversorgung erfolgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden
über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen
Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht
und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte
in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur
zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels
eines Schlitzsiebes (5 × 0,4 mm) abgesiebt und durch einen
Steigsichter nachgereinigt.
Das nach Schritt 2 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs
saatgut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat
September/Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden
Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn
30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die
sofort anschließend im Trockenschrank bei 40°C
72 Stunden getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf
das Gewicht der getrockneten Blüten, mindestens 100 mg%
Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und
höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Claims (5)
1. Verfahren zur Gewinnung von getrockneten Blüten von
tetraploider Kamille (Matricaria chamomilla L.) die, min
destens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg% (-)-α-Bisa
bolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden ent
halten,
durch Aussaat von Vermehrungsgut tetraploider Kamille und Ernten der Blüten der tetraploiden Kamillenpflanzen in dem Vegetationsstadium, bei dem 30 bis 100% der Röhren blüten eines Blütenköpfchens offen sind und Trocknen der Blüten bei einer Temperatur von höchstens 70°C,
wobei das Vermehrungsgut der tetraploiden Kamille erhal ten wird durch:
Bestimmen in 1.000 bis 10.000 Einzelpflanzen einer tetra ploiden Kamillenpopulation der Sorte BK-2 jeweils im ätherischen Öl den (-)-α-Bisabololgehalt und Ausselektie ren derjenigen Kamillenpflanzen, bei denen (-)-α-Bisabo lol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt,
aus den ausselektierten tetraploiden Kamillenpflanzen diejenigen Pflanzen ausselektiert wer den, deren bei 40°C getrocknete Blüten (Zeitpunkt der Ernte, wo 30 bis 70% der Röhrenblüten eines Blütenköpf chens geöffnet sind) bezogen auf die Trockensubstanz min destens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisabo loiden enthalten,
weiteres Vermehren und jeweiliges Selektieren dieser Pflanzen und Gewinnen von (Vermehrungsgut) Saatgut aus den nach diesen Schritten erhaltenen Pflanzen.
durch Aussaat von Vermehrungsgut tetraploider Kamille und Ernten der Blüten der tetraploiden Kamillenpflanzen in dem Vegetationsstadium, bei dem 30 bis 100% der Röhren blüten eines Blütenköpfchens offen sind und Trocknen der Blüten bei einer Temperatur von höchstens 70°C,
wobei das Vermehrungsgut der tetraploiden Kamille erhal ten wird durch:
Bestimmen in 1.000 bis 10.000 Einzelpflanzen einer tetra ploiden Kamillenpopulation der Sorte BK-2 jeweils im ätherischen Öl den (-)-α-Bisabololgehalt und Ausselektie ren derjenigen Kamillenpflanzen, bei denen (-)-α-Bisabo lol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt,
aus den ausselektierten tetraploiden Kamillenpflanzen diejenigen Pflanzen ausselektiert wer den, deren bei 40°C getrocknete Blüten (Zeitpunkt der Ernte, wo 30 bis 70% der Röhrenblüten eines Blütenköpf chens geöffnet sind) bezogen auf die Trockensubstanz min destens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisabo loiden enthalten,
weiteres Vermehren und jeweiliges Selektieren dieser Pflanzen und Gewinnen von (Vermehrungsgut) Saatgut aus den nach diesen Schritten erhaltenen Pflanzen.
2. Verfahren zur Gewinnung von getrockneten Blüten nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden,
wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet
sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur von nicht
höher als 50°C getrocknet werden und die erhaltenen Blü
ten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisabo
loiden enthalten.
3. Verfahren zur Gewinnung von getrockneten Blüten nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden,
wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet
sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur zwischen 50
bis 70°C getrocknet werden und die erhaltenen Blüten min
destens 50 mg% Chamazulen, mindestens 150 mg% (-)-α-Bisa
bolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden
enthalten.
4. Verfahren zur Gewinnung von getrockneten Blüten nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden,
wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöff
net sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur von
nicht höher als 50°C getrocknet werden und die erhaltenen
Blüten mindestens 40 mg% Chamazulen, mindestens 120 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisabo
loiden enthalten.
5. Verfahren zur Gewinnung von getrockneten Blüten nach
Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden,
wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöff
net sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur von
50-70°C getrocknet werden und die so erhaltenen getrockneten
Blüten mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisabo
loiden enthalten.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3446222A DE3446222C2 (de) | 1984-12-19 | 1984-12-19 | Verfahren zur Herstellung von neuen Produkten aus der Kamille mit verbesserten Eigenschaften |
BR8506358A BR8506358A (pt) | 1984-12-19 | 1985-12-18 | Processo para a obtencao de novos produtos aperfeicoados da comomila |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE3446222A DE3446222C2 (de) | 1984-12-19 | 1984-12-19 | Verfahren zur Herstellung von neuen Produkten aus der Kamille mit verbesserten Eigenschaften |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3446222A1 DE3446222A1 (de) | 1986-07-31 |
DE3446222C2 true DE3446222C2 (de) | 2003-06-26 |
Family
ID=6253141
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE3446222A Expired - Lifetime DE3446222C2 (de) | 1984-12-19 | 1984-12-19 | Verfahren zur Herstellung von neuen Produkten aus der Kamille mit verbesserten Eigenschaften |
Country Status (2)
Country | Link |
---|---|
BR (1) | BR8506358A (de) |
DE (1) | DE3446222C2 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102020006998A1 (de) | 2020-11-16 | 2022-05-19 | Hermann-Josef Wilhelm | Verfahren zur Kultivierung einer Pflanze mit mindestens einem antiviralen Wirkstoff, sowie Verwendung des Pflanzeninhaltsstoffes selbst |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2402802A1 (de) * | 1974-01-22 | 1975-07-24 | Degussa | Verfahren zur gewinnung einer kamillendroge mit hohem chamazulen- und bisabololgehalt |
DE2434338A1 (de) * | 1974-07-17 | 1976-01-29 | Degussa | Verfahren zur gewinnung einer kamillendroge mit hohem chamazulen- und bisabololgehalt |
DE3423207A1 (de) * | 1983-06-29 | 1985-01-03 | Degussa | Verfahren zur herstellung einer neuen kamillensorte (bezeichnung manzana) |
-
1984
- 1984-12-19 DE DE3446222A patent/DE3446222C2/de not_active Expired - Lifetime
-
1985
- 1985-12-18 BR BR8506358A patent/BR8506358A/pt not_active IP Right Cessation
Patent Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2402802A1 (de) * | 1974-01-22 | 1975-07-24 | Degussa | Verfahren zur gewinnung einer kamillendroge mit hohem chamazulen- und bisabololgehalt |
DE2434338A1 (de) * | 1974-07-17 | 1976-01-29 | Degussa | Verfahren zur gewinnung einer kamillendroge mit hohem chamazulen- und bisabololgehalt |
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FRANZ, Ch.: Zur Qualität von Arznei- und Gewürzpflanzen, Habilitationschrift, Institut für landwirtschaftlichen und gärtnerischen Pflanzenbau der Technischen Universität München Freising Weihenstephan, 1981, S. 1-259 * |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102020006998A1 (de) | 2020-11-16 | 2022-05-19 | Hermann-Josef Wilhelm | Verfahren zur Kultivierung einer Pflanze mit mindestens einem antiviralen Wirkstoff, sowie Verwendung des Pflanzeninhaltsstoffes selbst |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
BR8506358A (pt) | 1986-09-02 |
DE3446222A1 (de) | 1986-07-31 |
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---|---|---|---|
8110 | Request for examination paragraph 44 | ||
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: DEGUSSA-HUELS AG, 60311 FRANKFURT, DE |
|
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: ASTA MEDICA AG, 01277 DRESDEN, DE |
|
8127 | New person/name/address of the applicant |
Owner name: VIATRIS GMBH & CO. KG, 60314 FRANKFURT, DE |
|
8304 | Grant after examination procedure | ||
8364 | No opposition during term of opposition |