DE3446217C2 - Verfahren zur Herstellung eines neuen Mittels mit antiphlogistischer Wirkung - Google Patents
Verfahren zur Herstellung eines neuen Mittels mit antiphlogistischer WirkungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von
Mitteln mit antiphlogistischer Wirkung aus Matricaria
chamomilla.
Arzneimittel und kosmetische Mittel aus Zubereitungen
der Blütenköpfchen der Echten Kamille (Chamomilla
recutita (L.) Rauschert, synonym mit Matricaria
chamomilla L.) finden wegen ihrer antiphlogistischen
und spasmolytischen Wirkung eine breite Verwendung.
Besondere Bedeutung kommt dabei den Wirkstoffen
(-)-α-Bisabolol und Chamazulen zu. Ein aus Kamille
hergestelltes Mittel sollte deshalb einen möglichst
hohen Gehalt an diesen beiden Substanzen aufweisen.
Es wurde nun ein Verfahren zur Herstellung eines
neuen Mittels mit vorteilhaften Eigenschaften unter
Verwendung von tetraploiden Kamillen gefunden.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren zur Herstellung
eines neuen Mittels mit antiphlogistischer Wirkung, welches
sich insbesondere durch einen erhöhten Gehalt an (-)-α-
Bisabolol und Chamazulen auszeichnet, wobei der Gehalt an
Chamazulen mindestens 30 mg%, an (-)-α-Bisabolol mindestens
100 mg% und der Gehalt an übrigen Bisaboloiden weniger als
50 mg% ist, zur Verfügung zu stellen.
Die Erfindung betrifft die durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen eines Verfahrens nach Anspruch 1 sind in den
Unteransprüchen gekennzeichnet.
Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Mittels werden
folgende Kamillen verwendet:
- a) Bekannte diploide Kamillen, bei denen (-)-α-Bisabolol
die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt.
Diese Kamillen werden tetraploidisiert (Genom- Mutation), die so erhaltenen tetraploiden Pflanzen ausselektiert und von diesen ausgewählten tetra ploiden Pflanzen wiederum die Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten einen Mindestge halt an Chamazulen von 100 mg%; einen Mindestgehalt an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% und einen Gehalt an übrigen Bisaboloiden von höchstens 50 mg% aufweisen (Ernte der Blüten zu dem Zeitpunkt, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens aufgeblüht sind), und gegebenenfalls hieran weitere übliche Selektions- und Vermehrungsschritte angeschlossen (Mutterstamm baumzüchtung für vegetativ vermehrbare Fremdbe fruchter). - b) Bekannte tetraploide Kamillen, bei denen (-)-α-
Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls
darstellt.
Von diesen Kamillen werden die Pflanzen aus selektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten einen Mindestgehalt an Chamzuien von 100 mg%, einen Mindestgehalt an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% und einen Gehalt an übrigen Bisabololden von höchstens 50 mg% aufweisen (Ernte der Blüten zu dem Zeitpunkt, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens aufgeblüht sind), und gegebenen falls hieran weitere übliche Selektions- und Ver mehrungsschritte angeschlossen (Mutterstammbaum züchtung für vegetativ vermehrbare Fremdbefruchter).
Die dipioiden Ausgangskamillen werden zum Beispiel aus
folgenden Kamillen erhalten: "Deutsche" Kamille (siehe
L.Z. Padula, R.V.D. Rondina und J.D. Coussio, Quantitative
Determination of Essential Oil, Total Azulenes and
Chamazulene in German Chamomile, Matricaria chamomilla,
Cultivated in Argentina; Planta med. 30, Seiten 273-280,
1976) sowie alle Kamillen, welche im ätherischen Öl deut
lich meßbare Konzentrationen an (-)-α-Bisabolol (in der
Regel über 5% des ätherischen Öls) aufweisen. Beispiels
weise kommen solche diploiden Kamillen in Frage, die in
folgenden Literaturstellen beschrieben sind: Schilcher, H.
"Neuere Erkenntnisse bei der Qualitätsbeurteilung von
Kamillenöl beziehungsweise Kamillenblüten", Planta med.
23, 132-144 (1973); Motl, O., M. Felklová, V. Lukes &
M. Jasicová "Zur gaschromatographischen Analyse und zu
chemischen Typen von Kamillenöl", Arch. Pharm. 310, 210-
215 (1977); Franz, Ch., J. Hölzl & A. Vömel "Preliminary
Morphological and Chemical Characterization of some
Populations and Varieties of Matricaria chamomilla L.",
Acta Hort. 73, 109-114 (1978).
Weiterhin kommt als Ausgangskamille die diploide
Kamillensorte DEGUMILL (Deutsches Patent 24 02 802)
in Frage. Auch in diesem Fall erhält man beispiels
weise eine tetraploide Kamille mit einem Chamazulen
gehalt von mindestens 150 mg% und einem Bisabolol
gehalt von mindestens 200 mg%, falls die Ernte der
Kamillenblütenköpfchen dieser Kamille in dem
Vegetationsstadium erfolgt, wo erst 30-70% der
Röhrenblüten eines Köpfchens geöffnet sind, und die
Trocknung bei einer Lufttemperatur von höchstens
50°C durchgeführt wird.
Durch nachgeschaltete Selektions- und Vermehrungsschritte
gemäß dieser Anmeldung lassen sich die angegebenen
Bisabolol- und Azulenwerte auch hier noch weiter er
höhen.
Das ätherische Öl der Kamille(nblüten) besteht in der
Regel aus den Hauptkomponenten Farnesen, Spathulenol,
Chamazulen (beziehungsweise Matricin), einem der 4 Bisa
boloide ((-)-α-Bisabolol, Bisabololoxid A, Bisabololoxid B
oder Bisabolonoxid, soweit es die Einzelpflanze betrifft;
in der Mischprobe der Population können mehrere
Bisaboloide nebeneinander enthalten sein) sowie aus den
Spiroäthern. Die genannten Stoffe machen zusammen meist
70-80% des ätherischen Öls aus. Besonders geeignet
sind daher diploide Ausgangskamillen, wo (-)-α-Bisabolol
die überwiegende Komponente (mehr als die Hälfte der
Summe der vorgenannten Stoffe) darstellt. Insbesondere
kommen als Ausgangskamillen diploide Kamillen in Frage,
bei denen zum Beispiel das (-)-α-Bisabolol mindestens 40%
des ätherischen Öls oder mindestens 90% der Bisaboloide
darstellt.
Als tetraploide Ausgangskamillen kommen zum Beispiel
in Frage: Die Kamillensorten Bodegold (DDR), Pohorelicky
(CSSR), Zloty Lan (Polen), BK-2 (Ungarn). Diese Sorten
sind in den folgenden Literaturstellen beschrieben:
M. Chládek und V. Kosova, Pharmazie 13, 712-713 (1958);
W. Poethke und
P. Bulin, Pharm. ZHalle 108, 813-823 (1969);
I. Sárkány, Herb. Hungar. 4 (1), 125-169 (1965).
Im übrigen gilt für die tetraploiden Ausgangskamillen hin
sichtlich des (-)-α-Bisabololgehalts dasselbe wie für
die diploiden Ausgangskamillen.
Insbesondere kommen solche diploiden und tetraploiden
Kamillenpopulationen in Betracht, welche in der Drogen-
Mischprobe in der Regel mindestens 100 mg% Chamazulen
und 50-100 mg% (-)-α-Bisabolol aufweisen (bezogen
auf die Trockensubstanz der bei 40°C getrockneten
Blüten), das heißt aus solchen Kamillenpopulationen
wird im Falle einer diploiden Ausgangskamille Saatgut
gewonnen und dieses Saatgut tetraploidisiert (ohne Be
rücksichtigung und/oder Kenntnis des Bisabololgehaltes
der Elternpflanzen). Im Falle einer tetraploiden Aus
gangskamille wird das wie oben beschriebene Saatgut
dann unmittelbar den folgenden Selektions- und Ver
mehrungsschritten unterworfen.
Die geeigneten diploiden und tetraploiden Ausgangs
kamillen werden durch Einzelpflanzen-Untersuchungen
herausselektiert. Im allgemeinen ist es erforderlich,
von einer Ausgangspopulation beispielsweise 1000-
10 000 Individuen zu untersuchen, um einige Individuen
zu finden, die einen hohen (-)-α-Bisabololgehalt gemäß
den oben angegebenen Kriterien aufweisen und als Aus
gangskamille geeignet sind. Von solchen ausgesuchten
Individuen wird dann in üblicher Weise Saatgut gewonnen
und dieses tetraploidisiert. Nach der abgeschlossenen
Tetraploidisierung werden die tetraploiden Pflanzen von
den übrigen diploid gebliebenen Pflanzen ausselektiert.
Von den so erhaltenen tetraploiden Pflanzen, gegebenen
falls nach vorhergehender Vermehrung, werden nun alle
die Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete
Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthalten. Die Ernte dieser Blüten erfolgt
dabei in dem Entwicklungsstadium, wo 30-70% aller
Röhrenblüten des Blütenköpfchens geöffnet sind. Ge
gebenenfalls können sich hieran weitere Selektions-
und Vermehrungsschritte anschließen, die zum Beispiel
eine Verbesserung hinsichtlich folgender Merkmale be
ziehungsweise Eigenschaften bewirken: Gleichzeitiger
Blühtermin, gleichmäßige grundständige Verzweigung und
schmale Blühzone (das heißt bessere Eignung für die
maschinelle Ernte), große Blütenköpfchen, bessere Halt
barkeit der Droge, besonders aromatischer Geruch.
Falls man von vornherein von einer tetraploiden Kamille
ausgeht, erfolgt lediglich die zuvor angegebene Selektion
solcher Pflanzen, deren bei 40°C getrocknete Blüten
mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-
Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden
enthalten, wobei ebenfalls die Ernte dieser Blüten in
dem Entwicklungsstadium erfolgt, wo 30-70% aller
Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind. Auch
in diesem Fall können sich gegebenenfalls weitere
Selektions- und Vermehrungsschritte anschließen, aus
denen weitere Verbesserungen (wie oben angegeben)
resultieren.
Besonders günstig ist es, wenn bei der Selektion nach
dem Chamazulen- und (-)-α-Bisabololgehalt solche
Pflanzen (bekannte oder verfahrensgemäß hergestellte)
ausselektiert werden, deren Chamazulengehalt mindestens
200 mg%, vorzugsweise 250 mg% und deren (-)-α-Bisabolol
gehalt mindestens 300 mg%, vorzugsweise 400 mg% beträgt
(Gehalt an übrigen Bisaboloiden stets unter 50 mg%).
Die Tetraploidisierung kann in an sich bekannter Weise
durch Behandlung von Pflanzenteilen (Samen, Wurzeln,
Sproßspitzen, Keimen, Achselknospen) oder Gewebe der
diploiden Ausgangs-Kamillenpflanzen mit Chemikalien,
Röntgenstrahlen, Gammastrahlen oder UV-Strahlen erfolgen.
Sie kann weiterhin
durch Antherenkultur oder durch Anwendung von hohen oder
auch niedrigen Temperaturen auf die Kamillenpflanzen
beziehungsweise Pflanzenteile oder Gewebe der Kamillen
pflanzen erfolgen. Es wird hierzu beispielsweise auf
das Buch von Werner Gottschalk "Die Bedeutung der Poly
ploidie für die Evolution der Pflanzen", Gustav Fischer
Verlag, Stuttgart, 1976, insbesondere Seiten 13 bis 22
verwiesen.
Die Tetraploidisierung durch Chemikalien.
Die Tetraploidisierung durch Chemikalien.
Als Chemikalien für die Tetraploidisierung kommen zum
Beispiel in Frage: Colchicin, Acenaphthen, Alkaloide
wie Atropin, Veratrin, Nicotin, Sanguinarin, Derivate
des Benzols, Diphenyls und Phenanthrens, Naphthalin
und Naphthalinderivate, Diphenylamin, Tribromanilin,
Paradichlorbenzol, Methylnaphtochinon, Methylnaphtho
hydrochinon, Salicylsäure und verwandte Substanzen,
Hexachlorhexan, Methamphetamin (Hydrochlorid), Alkyl-Alkali-
Carbamate wie Isopropyl-Natrium-Carbamat, Phenylurethan,
Salze der Kakodylsäure (zum Beispiel Natriumsalz),
Glykoside von Convallaria wie Convallarin, Convallatoxin
und Convallamarin, Heteroauxin, Germisan (Phenyl
mercuribrenzkatechin), organische Quecksilberverbindungen
wie Ethyl-Quecksilber-Phosphat, Ethyl-Quecksilber-
Chlorid, Phenyl-Quecksilber-Hydroxid, Phenyl-Quecksilber-
Dinaphthylmethandisulfonat, Chloroform, Lachgas (N2O)
sowie Gemische dieser Stoffe. Weiterhin kommen auch
Ölkuchen, Kompost und Kuhdung in Betracht.
Die Behandlung mit den hier erwähnten Stoffen erfolgt
beispielsweise bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C,
vorzugsweise zwischen 12 und 30°C, insbesondere 15
und 25°C.
Die Applizierung erfolgt beispielsweise durch Behandeln
von Samen, Sproßspitzen, Wurzeln (insbesondere Wurzel
spitzen oder Wurzeln von Keimlingen), Fruchtknoten, von
Schnittflächen an Blättern oder Stengeln, von Zell
suspensionen aus Meristem-Gewebe, von Kalluskulturen
oder auch durch Injektion in die basale Stengelregion
oder in den Bereich der Achselknospen. Die Chemikalien
werden im allgemeinen in Form von Lösungen in Wasser,
schwach alkoholischen (Alkoholgehalt in der Regel
unter 5%) oder schwach sauren Lösungen angewendet.
Der pH-Wert der schwach sauren Lösungen liegt bei
spielsweise bei 5,5-6,5, wobei das Ansäuern bei
spielsweise mittels niederen organischen aliphatischen
Säuren wie Essigsäure erfolgt. Falls man alkoholische
Lösungen verwendet, können diese ebenfalls schwach
sauer sein. Die Konzentrationen der Chemikalien in
diesen Lösungen kann beispielsweise 0,01 bis 0,5%,
vorzugsweise 0,02 bis 0,2%, insbesondere 0,05 bis 0,1%
betragen. Gasförmige Stoffe kommen als solche, gegebenen
falls unter Druck (zum Beispiel 1 bis 10 bar) zur An
wendung. Die Behandlungsdauer beträgt beispielsweise
1 bis 36, vorzugsweise 2 bis 12, insbesondere 4 bis 6
Stunden.
Die wirksamsten Konzentrationen sowie die Einwirkungs
dauer sollte zweckmäßig jeweils in Vorversuchen getestet
werden.
Besonders günstig ist zum Beispiel die Behandlung mit
Colchicin bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, vor
zugsweise 12 bis 30°C, insbesondere 15 bis 25°C. Dies
kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß Samen der
diploiden Ausgangskamille in einer 0,01 bis 0,2%igen,
insbesondere 0,02 bis 0,1%igen, vorzugsweise 0,05
%igen Colchicinlösung zum Quellen gebracht werden oder
daß ausgekeimte, 5 bis 7 Tage alte gut entwickelte
Keimlinge der diploiden Ausgangskamille (mit den Keim
blättern nach unten) in eine 0,01 bis 0,2%ige, insbe
sondere 0,02 bis 0,1%ige, vorzugsweise 0,05%ige
Colchicinlösung getaucht werden. Bei letzterem Ver
fahren soll die umgebende Atmosphäre nahezu 100%
relative Luftfeuchtigkeit aufweisen. Die Dauer der
Colchicin-Behandlung beträgt beispielsweise 3 bis 36
Stunden, insbesondere 4 bis 10 Stunden. Bei der Ver
wendung von Keimlingen ist im allgemeinen eine Ein
wirkungsdauer bis zu 10 Stunden ausreichend. Bei der
Verwendung von Samen kann sich die Einwirkungsdauer
gegebenenfalls bis zu 36 Stunden erstrecken.
Nach der Behandlung mit den Chemikalien werden die ge
quellten Samen, Keimlinge, beziehungsweise sonstige
Pflanzenteile, mit Wasser mehrmals gespült. Die ge
quellten Samen werden beispielsweise ausgesät. Die
Pflanzen mit behandelten Wurzeln oder sonstige Pflanzen
teile oder die behandelten Keimlinge werden beispielsweise
in Pflanzkisten pikiert. Aus den so behandelten Samen
beziehungsweise Keimlingen werden die Pflanzen aufgezogen
(zum Beispiel im Gewächshaus: Temperatur zwischen 18 bis
25°C am Tag und 10 bis 16°C nachts) und die Pflanzen
ausgewählt, deren Pollen etwa 1 ½ mal größer sind als
die Pollen des Ausgangsmaterials beziehungsweise eine
Chromosomenzahl der somatischen Zellen von 36 aufweisen.
Falls man sonstige Pflanzenteile (ober- oder unter
irdische Teile) der Chemikalienbehandlung unterwirft,
werden ausschließlich die aus den behandelten Teilen
hervorgegangenen Triebe, Wurzeln oder Blüten/Samen einer
späteren Untersuchung auf erfolgte Tetraploidisierung
unterzogen. Wenn beispielsweise eine Sproßbehandlung
oder eine Achselbehandlung vorgenommen wurde, wird an
schließend nur der aus dieser Achsel beziehungsweise
aus diesem Sproß entstehende neue Trieb und die auf ihm
gebildeten Blüten beziehungsweise Samen auf Chromosomen
zahl untersucht.
Die Pollengrößenmessungen und die Chromosomenzählung
können beispielsweise so durchgeführt werden wie in
Beispiel 3 angegeben ist.
Die Tetraploidisierung durch Strahlen.
Die Tetraploidisierung durch Strahlen.
Die Einwirkung erfolgt beispielsweise auf Samen oder
Wurzelspitzen bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C,
vorzugsweise 10 und 30°C, insbesondere 15 und 25°C.
Bestrahlungssumme: 5 bis 50 Krad. Vorzugsweise kommen
Gamma- oder Röntgenstrahlen in Frage.
Als UV-Strahlen kommen beispielsweise solche mit einer
Wellenlänge von 400 bis 30 nm, vorzugsweise von 350 nm
in Frage.
Die so bestrahlten Pflanzen beziehungsweise Pflanzen
teile werden dann ebenso weiterbehandelt wie nach der
Behandlung mit Chemikalien.
Anwendung hoher und niedriger Temperaturen.
Anwendung hoher und niedriger Temperaturen.
Als hohe Temperaturen kommen beispielsweise Temperaturen
zwischen 33 und 50°C, vorzugsweise 42 bis 45°C in
Frage. Diesen Temperaturen werden beispielsweise ausge
setzt: gequollene Samen, Keimlinge, Triebspitzen und
meristematisches Gewebe. Dauer der Behandlung: zum Bei
spiel 1 bis 48, vorzugsweise 12 bis 24 Stunden.
Als niedrige Temperaturen kommen beispielsweise in
Frage: 0 bis 5°C, vorzugsweise 0,5 bis 4°C, insbe
sondere 2°C. Diesen Temperaturen werden beispiels
weise ausgesetzt gequollene Samen, Keimlinge, Triebe
und meristematisches Gewebe. Dauer der Behandlung: zum
Beispiel 1 bis 100, vorzugsweise 20 bis 40 Tage.
Die so behandelten Pflanzen beziehungsweise Pflanzen
teile werden ebenso weiterbehandelt wie nach der Be
handlung mit Chemikalien.
Antherenkultur (Erzeugung von Pflanzen mit einfachem
Chromosomensatz aus den Staubbeuteln mit anschließender
Tetraploidisierung durch Chemikalien oder Strahlen).
Von blühenden Pflanzen werden geschlossene Röhrenblüten
geerntet, deren Antheren (Staubbeutel) sich im Stadium
vor der ersten Pollenmitose befinden. Die Antheren wer
den mittels Mikromanipulator aus den Blütenknospen ent
nommen und in Petrischalen übertragen, die beispiels
weise mit dem Nährmedium nach Nitsch und Nitsch (Tabelle 1)
gefüllt sind. Anschließend werden die Petrischalen in
einem Kulturraum im 16-Stunden-Tag bei 28°C Tag- und
20°C Nachttemperatur aufbewahrt. Nach circa vier Wochen
beginnen die Antheren aufzubrechen und Pflänzchen heraus
zuwachsen. Diese sind bei diploidem Elternteil haploid,
bei tetraploidem Elternteil dihaploid; sie werden nach
Ausbildung von Wurzeln beispielsweise in Gartenerde ge
topft und im Gewächshaus zum Blühen gebracht. Diese
(di)haploiden Pflanzen sind steril, können jedoch durch
Sproßspitzen-, Wurzel- oder Stengelbehandlung mit
Chemikalien, wie zum Beispiel Colchicin polyploidisiert
werden, wobei homozygote Pflanzen entstehen, die sich
dann über Samen weitervermehren lassen. Weiteres Vor
gehen siehe bei der Behandlung mit Chemikalien (zum Bei
spiel Colchicinbehandlung).
Kulturmedium nach Nitsch und Nitsch (Science, 1969) | |
mg/l | |
KNO₃|950 | |
NH₄NO₃ | 720 |
MgSO₄ × 7 H₂O | 185 |
CaCl₂ | 166 |
KH₂PO₄ | 68 |
MnSO₄ × 4 H₂O | 25 |
H₃BO₃ | 10 |
ZnSO₄ × 7 H₂O | 10 |
Na₂MoO₄ × 2 H₂O | 0,25 |
CuSO₄ × 5 H₂O | 0,025 |
5 ml einer Lösung aus 7,45 g Ethylendiamintetraessigsäure-dinatriumsalz und 5,57 g FeSO₄ × 7 H₂O auf 1000 ml myo-Inosit | 100 |
Glycin | 2 |
Nicotinsäure | 5 |
Pyridoxin-HCl | 0,5 |
Thiamin-HCl | 0,5 |
Folsäure | 0,5 |
Biotin | 0,05 |
Saccharose | 20 g |
Fertignährboden (DIFCO-Bacto-Agar) | 8 g |
Indolessigsäure | 0,1 |
pH des Mediums eingestellt auf 5,5 |
Von den durch Pollengrößenmessung und/oder Chromosomen
zählung ausselektierten tetraploiden Kamillenpflanzen,
die nach den vorstehend beschriebenen Möglichkeiten
erhalten werden können, werden dann die Pflanzen aus
selektiert, die einen Mindestgehalt an Chamazulen
von 100 mg% und einen Mindestgehalt an Bisabolol von
200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen
Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) unter
50 mg% (bezogen auf die getrockneten Blüten,
siehe Beispiel 1) liegen soll.
Die so ausselektierten Pflanzen werden nach Entfernung
aller bereits aufgeblühten Blütenkörbchen im Gewächshaus
bei 18-24°C Tag- und 12-14°C Nacht-Temperatur
und einer Tageslänge von mindestens 14 Stunden abblühen
lassen, wobei über einen Zeitraum von 4 Wochen alle
Blütenköpfchen die verblüht oder kurz vor dem Zerfallen
sind, zur Saatgutgewinnung geerntet werden. Nach Trocknen
bei einer Lufttemperatur zwischen 20-35°C erhält man
beispielsweise das Vermehrungsgut einer solchen Kamille.
Als weitere Kriterien für diese Selektion können zu
sätzlich noch die folgenden zur Anwendung kommen:
- a) ungefähr gleichzeitiges Blühen,
- b) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von circa 10, insbesondere 5 cm,
- c) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von circa 30 mm (20 bis 40 mm), insbesondere 25-35 mm.
Die Anwendung der zusätzlichen Kriterien a), b) und/
oder c) führt beispielsweise zu hohen Blüten- und Drogen
erträgen und besserer Eignung für die maschinelle Ernte.
Falls man von bereits bekannten tetraploiden Kamillen
ausgeht, erfolgt die zuvor beschriebene Selektion so
wie gegebenenfalls die weiteren Selektions- und Ver
mehrungsschritte in gleicher Weise.
Um eine Kamille zu erhalten, die außer einem Gehalt von
mindestens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg%
(-)-α-Bisabolol (bezogen auf die getrockneten Blüten
köpfchen) auch noch einen hohen Blütenertrag aufweist
und für die maschinelle Ernte besser geeignet ist,
empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Die ausselektierten
Pflanzen (wie oben beschrieben) werden vegetativ durch
Stecklinge vermehrt und über 3 bis 5 Generationen aus
gelesen, wobei die Auswahl stets nach dem oben ange
gebenen Kriterium sowie gegebenenfalls den zusätzlichen
Kriterien a)-c) erfolgt. Die gemäß diesen Kriterien
ausgesuchten Pflanzen werden verklont, aus den verklonten
Pflanzen wird Saatgut gewonnen, die hieraus erhaltenen
Pflanzen wiederum nach dem oben angegebenen Mindestgehalt
an Chamazulen und Bisabolol sowie gegebenenfalls den
zusätzlichen Kriterien a)-c) ausselektiert und aus
letzteren wieder Saatgut gewonnen.
Die Sequenz Aussaat - Selektion gemäß dem oben ange
gebenen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg% und
(-)-α-Bisabolol von mindestens 200 mg% (andere
Bisaboloide unter 50 mg%) sowie gegebenenfalls den zu
sätzlichen Kriterien a)-c) - Saatgutgewinnung
kann 3-5 mal wiederholt werden.
Daran schließt sich nochmals eine Sequenz Aussaat -
wie zuvor angegebene Selektion (gegebenenfalls Ver
klonung) - Saatgutgewinnung an.
Das zuletzt erhaltene Saatgut ist dann das Vermehrungs
gut der erfindungsgemäßen Kamille.
Die Stecklingsvermehrung erfolgt dabei auf folgende Weise:
Zur Stecklingsvermehrung müssen die Ausgangspflanzen
(Klonmutterpflanzen) unter Kurztagbedingungen blüten
knospenfreie Kurztriebe ausbilden. Dies erfolgt im Winter
halbjahr im Gewächshaus ohne Zusatzbeleuchtung oder in
Klimakammern bei einer Tageslänge von 6 bis 10, vor
zugsweise 8 Stunden und Temperaturen von 10 bis 15°C,
vorzugsweise 12°C. Zur Verklonung beziehungsweise Ver
mehrung eignen sich Blatt-, Trieb- und insbesondere Kurz
trieb- (Seitentrieb-) Stecklinge. Ihre Bewurzelung erfolgt
bei 12 bis 18°C, vorzugsweise 15°C und Tageslängen von
12 bis 16, vorzugsweise 14 Stunden in gespannter Atmo
sphäre (ca. 100% relative Luftfeuchte). Als Substrat
kann beispielsweise ein Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis
1 : 1 verwendet werden; es eignen sich aber auch reiner
Quarzsand, Steinwolle-Stecklingswürfel, Torf-Stecklings
würfel und ähnliches.
Für die Aussaat kommen hierbei beispielsweise folgende
Böden in Betracht: Gartenerde; humose, mittelschwere
Lehmböden; lehmige oder humose Sandböden.
Es kann im Gewächshaus oder auch im Freiland ausgesät
werden. Die Temperaturen für Keimung und Wachstum der
Pflanzen liegen beispielsweise zwischen 12 bis 24°C,
inbesondere 18 bis 20°C. Falls im Freiland ausgesät
wird, wird vorzugsweise im Herbst (September/Oktober)
oder im Frühjahr (März/April) gesät. Diese Termine
gelten für sämtliche in Frage kommenden Anbaugebiete
(zum Beispiel nördliche Hemisphäre, gemäßigte bis sub
tropische Klimagebiete).
Besonders günstig ist es, wenn folgende Verfahrens bedingungen zur Anwendung kommen:
Besonders günstig ist es, wenn folgende Verfahrens bedingungen zur Anwendung kommen:
Von den tetraploiden Kamillenpflanzen, die einen Mindest
gehalt an Chamazulen von 100 mg% und an (-)-α-Bisabolol
von 200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen
Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg%
liegt (alle Werte bezogen auf die getrockneten Blüten
köpfchen), werden nur diejenigen ausselektiert, welche
- - ungefähr gleichzeitig blühen,
- - eine gleichmäßige grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm sowie
- - große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm aufweisen.
Die ausselektierten Pflanzen werden vegetativ über Steck
linge vermehrt und über 3-5 Generationen ausgelesen,
wobei die Auswahl stets nach den oben genannten Kriterien
erfolgt. Die ausgesuchten Pflanzen werden vegetativ
vermehrt (verklont), gemeinsam abblühen gelassen, und es
wird hiervon das Saatgut gewonnen. Die aus dem Saatgut
erhaltenen Pflanzen werden wiederum nach den oben ange
gebenen Kriterien selektiert und die Sequenz Aussaat-
Selektion-Saatgutgewinnung-Aussaat wird 3-5 mal wieder
holt.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, gehört zur Kulturpflanzenart
der echten Kamille mit der botanischen Bezeichnung
Matricaria Chamomilla L. (synonym Chamomilla recutita
(L.), Rauschert). Das bei einer Temperatur von höchstens
70°C getrocknete Material aus den Blüten dieser Kamille,
die in dem Vegetationsstadium geerntet wird, wo 30-100%
der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind,
enthält mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden.
Falls die Ernte der Kamillenblüten zu einem Zeitpunkt er
folgt, in dem das Blüten-Entwicklungsstadium weiter fort
geschritten ist, das heißt, wo beispielsweise 100% oder
bis zu 100% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens ge
öffnet sind (zum Beispiel Stadium der Vollblüte) und/oder
falls die Trocknung der geernteten Blüten bei höherer
Temperatur als 40°C erfolgt, kann der Gehalt an den Wirk
stoffen (-)-α-Bisabolol und Chamazulen niedriger sein,
da durch höhere Trockentemperaturen und/oder bei späterer
Ernte ein stärkerer Abbau des Azulens und Bisabolols ein
treten kann.
Beispielsweise enthalten die im Trockenschrank bei 40°C
getrockneten Blüten (geerntet wie oben angegeben) der
verfahrensgemäßen Kamille zwischen 100 bis 200 mg%
Chamazulen, zwischen 200 bis 450 mg% (-)-α-Bisabolol
und nur wenig, das heißt zwischen 5 bis 50 mg% andere
Bisaboloide bezogen auf die Trockensubstanz (das heißt
bezogen auf das absolute Trockengewicht der Blüten).
Dieses absolute Trockengewicht wird durch Trocknung
einer separaten Probe von Kamillenblüten im Trocken
schrank bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz (72 bis
96 Stunden) bestimmt. Der Wirkstoffgehalt der bei bei
spielsweise 35 bis 50°C getrockneten Blüten wird
dann auf die bei 105°C ermittelte Trockenmasse der
Blüten berechnet.
Ein besonders wirkungsvolles Mittel erhält man (mit
maximalem Gehalt an den Wirkstoffen Chamazulen und
(-)-α-Bisabolol), wenn die Ernte der Kamillenblütenköpfchen
in dem Vegetationsstadium erfolgt, wo beispielsweise 30
bis 70%, vorzugsweise 40 bis 60%, das heißt im allge
meinen 50% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens ge
öffnet sind und die Trocknung bei einer Lufttemperatur
von höchstens 50°C, beispielsweise 35 bis 50°C, insbeson
dere 40°C erfolgt. Beispielsweise enthalten im Trocken
schrank bei 40°C getrocknete Blüten (geerntet, wo 40-
60% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind)
mindestens 100 mg%, zum Beispiel zwischen 100 bis 150 mg%
Chamazulen, mindestens 200 mg%, zum Beispiel zwischen
200 und 300 mg% (-)-α-Bisabolol und nur wenig, das
heißt zwischen 5 bis 50 mg% andere Bisaboloide bezogen
auf die Trockensubstanz (das heißt bezogen auf das
absolute Trockengewicht der Blüten). Dieses absolute
Trockengewicht wird durch Trocknung einer separaten
Probe von Kamillenblüten im Trockenschrank bei 105°C
bis zur Gewichtskonstanz (72 bis 96 Stunden) bestimmt.
Der Wirkstoffgehalt der bei beispielsweise 35 bis 50°C
getrockneten Blüten wird dann auf die bei 105°C er
mittelte Trockenmasse der Blüten berechnet.
Die Trocknung der Kamillenblüten kann entweder durch
künstliche Luftzufuhr oder auch durch Trocknung im
Schatten, gegebenenfalls auch in der Sonne erfolgen,
wobei jedoch darauf geachtet werden soll, daß die
Wärmezufuhr nicht über das zur vollständigen Trocknung
erforderliche Maß hinausgeht. Es ist also vorteilhaft,
daß man sich durch Kontrollwägungen von der erreichten
Gewichtskonstanz überzeugt. Die Trocknung kann spontan
oder künstlich (zum Beispiel mit künstlicher Warmluft)
erfolgen. Die Wirkstoffausbeute ist am größten bei
spontaner Trocknung unter Ausschluß des Sonnenlichts,
vorzugsweise bei 40-60°C, insbesondere 40-50°C.
Der Trocknungsprozeß soll möglichst bald beziehungsweise
umgehend nach der Ernte stattfinden. Die Trocknung
soll in dünnen Schichten, beispielsweise von 5 bis 20 cm,
vorzugsweise 10 cm Dicke durchgeführt werden. Die Trocknung
ist zum Beispiel auch in gut durchlüfteten Hallen bei einer
Lufttemperatur zwischen 20-30°C möglich. Im allgemeinen
soll die Lufttemperatur für die Trocknung nicht höher als
60°C sein. Günstig ist zum Beispiel eine Lufttemperatur
zwischen 35 und 50°C.
Der Wirkstoffgehalt der erfindungsgemäßen Mittel, ins
besondere an den Hauptwirkstoffen Chamazulen und (-)-α-
Bisabolol, ist abhängig von dem Vegetationsstadium, in
dem sich die Kamillenblüten zum Erntezeitpunkt befinden
und von der Trocknung der geernteten Blüten. Je höher
die Trocknungstemperatur ist, desto stärker ist der
Abbau der Wirkstoffe, das heißt desto niedriger der
Gehalt der getrockneten Blüten an den Wirkstoffen.
Aus dem gleichen Grund hat direktes Sonnenlicht bei
der Trocknung einen nachteiligen Einfluß und soll nach
Möglichkeit vermieden werden.
Das Vegetationsstadium einer Blüte wird dadurch
charakterisiert, wieviel % der Röhrenblüten eines
Blütenköpfchens zu einem bestimmten Zeitpunkt (hier
dem Zeitpunkt der Ernte) geöffnet sind. Es können
also Blüten geerntet werden, wo beispielsweise zwischen
30-50%, 30-70%, 40-60%, 60-100% oder
90-100% der Röhrenblüten eines Köpfchens geöffnet
sind. Der Wirkstoffgehalt ist abhängig davon, in
welchem Stadium sich die Blüten jeweils befinden und
er ist bei der Kamille, die erfindungsgemäß eingesetzt
wird, am größten, wenn 40-60% aller Röhrenblüten
geöffnet sind und nimmt ab in dem Maße, wie der Prozent
gehalt an geöffneten Röhrenblüten eines Blütenköpfchens
zunimmt. Es ist daher gerade ein großer Vorteil dieser
Kamille, daß bei ihr das Abblühen der einzelnen Pflanzen
gleichmäßig erfolgt, das heißt, daß von einer Aussaat
die überwiegende Zahl der Pflanzen jeweils das gleiche
Blühstadium aufweisen, das heißt, daß beispielsweise
bei den weitaus meisten Pflanzen 40-60% aller Röhren
blüten eines Blütenköpfchens zum gleichen Zeitpunkt ge
öffnet sind. Dadurch ist eine vollständige Erfassung
der Blütenköpfchen zum optimalen Zeitpunkt möglich.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, ist deshalb besonders geeignet
für die mechanische Ernte.
Der Zusammenhang des Gehalts an Chamazulen und
(-)-α-Bisabolol einerseits mit dem Blühstadium zur
Zeit der Ernte und andererseits mit der Trocknungs
temperatur zur Gewinnung der erfindungsgemäßen Mittel
ist beispielsweise in folgender Tabelle dargestellt
(der Gehalt an übrigen Bisaboloiden ist in allen Fällen
weniger als 50%).
Hieraus folgt, daß aus der Kamille, die zur Herstellung
der erfindungsgemäßen Mittel eingesetzt wird, beispiels
weise bei einer Ernte, die im Vegetationsstadium statt
findet, wo zwischen 30-100% der Röhrenblüten der
Blütenköpfchen geöffnet sind und die Trocknung
bei Lufttemperaturen bis zu 70°C erfolgen kann, ein
trockenes Material erhalten wird, dessen Chamazulengehalt
in jedem Fall mindestens 30 mg% und dessen (-)-α-Bisabolol
gehalt mindestens 100 mg% beträgt, während der Gehalt
an übrigen Bisaboloiden stets geringer als 50 mg% ist.
In den alkoholischen Auszügen ist der Gehalt an übrigen
Bisaboloiden stets niedriger als 10 mg%.
Der Gehalt des ätherischen Öls, welches gemäß den Be
dingungen der vor stehend angegebenen Tabelle aus einem
getrockneten Material hergestellt wird, an Chamazulen
und Bisabolol ist stets mindestens 3,5% Chamazulen,
mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und weniger als 10%
an übrigen Bisaboloiden.
Die Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Mittel verwendet wird, hat einen mittelspäten
Erntetermin, eine einheitliche Wuchshöhe mit schmaler
Blühzone und große Blütenköpfchen und ist daher be
sonders für mechanische Ernte geeignet. Hinzu kommt,
daß zu gleicher Zeit ausgesäte Pflanzen der neuen
tetraploiden Kamille im allgemeinen praktisch zur
gleichen Zeit gemeinsam abblühen, so daß auch hierdurch
die Ernte sehr vereinfacht und erleichtert wird.
Diese neue Kamille erbringt außerdem einen hohen Ertrag.
Die erfindungsgemäß aus dieser Kamille hergestellten
bisabolol- und chamazulenreichen Mittel mit anti
phlogistischer Wirkung werden zum Beispiel in der
Medizin, der Kosmetik sowie in Form von Tees verwendet.
So können aus dem erfindungsgemäß erhaltenen getrockneten
Material zum Beispiel durch Extraktion mit Alkoholen
beziehungsweise wäßrigen Alkoholmischungen oder durch
Extraktion mit überkritischen Gasen Kamillenauszüge
beziehungsweise Kamillenextrakte erhalten werden.
Weiterhin können aus dem getrockneten Material
Kamillenöl, (-)-α-Bisabolol, Chamazulen und andere
Kamilleninhaltsstoffe erhalten werden.
So enthalten alkoholische Auszüge des trockenen Materials
gemäß Anspruch 1 mindestens 1,5 mg%, vorzugsweise 5,0 mg%
Chamazulen und mindestens 5,0 mg%, vorzugsweise mindestens
10,0 mg% (-)-α-Bisabolol im alkoholischen Drogenauszug
und weniger als 8 mg% an übrigen Bisaboloiden.
Die Herstellung solcher Auszüge erfolgt in der hierfür
üblichen Weise.
Für die Extraktion können beispielsweise Mischein
richtungen, zum Beispiel sogenannte Muldenmischmaschinen,
Perkolatoren und andere geeignete Extraktionsapparaturen
verwendet werden. Die Temperatur während der Extraktion
beträgt beispielsweise 10 bis 50°C. Eine Kühlung ist
nicht erforderlich.
Als Lösungsmittel kommen insbesondere gerade oder ver
zweigte aliphatische, ein- oder mehrwertige Alkohole
mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen und Solketal (2-Dimethyl-4-
oxymethyl-1,3-dioxolan) in Frage, wie zum Beispiel
Methanol, Ethanol, Propanol-(2), Butanol, Glycerin
und ähnliche, sowie Gemische dieser Lösungsmittel mit
Wasser.
Es können auch Gemische dieser Lösungsmittel verwendet
werden. Die Mindestmenge an Lösungsmitteln beträgt
2 Teile Lösungsmittel auf 1 Teil des getrockneten
Materials. Im allgemeinen verwendet man 2 bis 20 Teile
Lösungsmittel auf 1 Teil des getrockneten Materials,
insbesondere 3 bis 10 Teile Lösungsmittel auf 1 Teil
des getrockneten Materials.
Ein aus dem trockenen Material gemäß Anspruch 1 er
haltenes ätherisches Öl enthält mindestens 3,5%, vor
zugsweise mindestens 5% Chamazulen und mindestens
10%, vorzugsweise mindestens 15% (-)-α-Bisabolol und
weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden.
Die Herstellung des ätherischen Öls erfolgt im allge
meinen dadurch, daß man das getrocknete Material mit
Wasser, beispielsweise in Gegenwart von Ascorbinsäure
(zum Beispiel als Salz, insbesondere als Natriumsalz)
bei einem pH-Wert zwischen 4 und 6, vorzugsweise 5 bis
5,5 zum Sieden erhitzt. Der pH-Wert wird beispiels
weise mittels einer Säure, wie Salzsäure, eingestellt.
Auf 1 Gewichtsteil des getrockneten Materials werden
beispielsweise 10 bis 50 Gewichtsteile Wasser und ge
gebenenfalls 0,1 bis 1 Gewichtsteil Ascorbinsäure ver
wendet.
Es wird im allgemeinen 2 bis 8 Stunden erhitzt.
Das erhaltene wäßrige Destillat wird mehrmals mit
einem niederen aliphatischen, flüssigen Kohlenwasserstoff
(zum Beispiel Petrolether (zum Beispiel Kp 35-60°C),
Pental, Xylol, Decalin) mehrmals ausgeschüttelt, die
organische Phase getrocknet (zum Beispiel mittels
Natriumsulfat) und das organische Lösungsmittel in
schonender Weise entfernt (beispielsweise durch Ab
destillieren im Rotationsverdampfer oder durch
Destillation bei 40-70°C, vorzugsweise bei 50-60°C).
Bei höhersiedenden Lösungsmitteln wird dieses Ab
destillieren unter Vakuum durchgeführt.
Die Bestimmung des Chamazulens erfolgt spektralphoto
metrisch ähnlich der bei Kamillenextrakten üblichen
Weise.
Die Bestimmung des (-)-α-Bisabolols sowie der übrigen
Inhaltsstoffe des Kamillenöls erfolgt nach der hierfür
üblichen gaschromatographischen Methode.
Eine genaue Schilderung der analytischen Bestimmungs
methoden enthält die Anlage A.
Der Wirkstoff Chamazulen liegt in den Kamillenblüten
nicht als solcher, sondern in Form des Sesquiter
penlactons Matricin vor. Das Matricin besitzt eine
pharmakologische Wirkung, die der des Chamazulens ent
spricht. Aus dieser Vorstufe Matricin entsteht bei
spielsweise beim Erhitzen (zum Beispiel Wasserdampf
destillation, Teeaufguß) sofort das Chamazulen. Es
ist daher üblich, bei der Kamille nicht den Gehalt
an Matricin, sondern den analytisch erfaßbaren Gehalt
des sich hieraus bildenden Chamazulens anzugeben.
Gewinnung eines Mittels mit antiphlogistischer Wirkung
aus einer tetraploiden Ausgangskamille:
Eine Kamille, die man so erhält wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausge
sät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die
Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa
50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blüten
köpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei
die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind,
daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50%
offen sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird
möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert
und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage aus
gebreitet. Anschließend werden die Blütenköpfchen in
einer Siebanlage von den Stengeln befreit und bis zur
Gewichtskonstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt
etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer
gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke
von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in
Ballen gepreßt.
Analyse | |
Ätherisches Öl:|960 mg% | |
Chamazulen: | 162 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 330 mg%. |
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären
Bandtrockenanlage mittels künstlich erwärmter Luft bei
einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die
Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent
fernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das ge
trocknete Material gesiebt und anschließend in Ballen
gepreßt.
Die Analysenwerte eines solchen Mittels sind zum
Beispiel:
Ätherisches Öl:|870 mg% | |
Chamazulen: | 94 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 197 mg%. |
Die verwendete tetraploide Ausgangskamille wird wie
folgt erhalten:
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra
ploiden Kamillensorte, die von I. Sarkany (Herba
Hungar. 4(1), 125-169 (1965) beschrieben wurde,
(es wurden ca. 10 000 Pflanzen getestet) wurde ge
funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze
kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen
gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α-
Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo
bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden
(insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger
als 5 Gewichtsprozent) ist.
Diese Individuen wurden ausselektiert und folgenden
Schritten unterworfen:
Von den (wie oben beschriebenen) ausselektierten tetra
ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen
ausgelesen, die
- A) etwa gleichzeitig blühen,
- B) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm, vorzugsweise 5 cm, aufweisen,
- C) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm, vorzugsweise 25-35 mm aufweisen,
- D) einen Mindestgehalt für Chamazulen von 150 mg% und Bisabolol von 300 mg% erreichen oder über schreiten und deren Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) deutlich unter 50 mg% liegt. (Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen, die bei 40°C getrocknet wurden und deren Ernte in dem Stadium erfolgte, wo 30-70% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind.
Diese Pflanzen wurden verklont. Hierzu wurden die Pflanzen
(Klonmutterpflanzen) zunächst auf circa 15 cm Sproßlänge
zurückgeschnitten, unter 8 bis 10 Stunden Tageslänge
und 12 bis 14°C zum Neuaustrieb (kurze Seitentriebe)
gebracht. Die Kurztriebe wurden geschnitten und in ein
Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Bei circa 100% relativer
Luftfeuchte, 15°C Lufttemperatur und einer Tageslänge
von 14 Stunden dauerte die Bewurzelung der Stecklinge
7 bis 14 Tage.
Anstelle der angegebenen konventionellen Verklonung
(Stecklingsvermehrung) kann auch die in-vitro-Vermehrung
teilungsfähiger Gewebspartien der Pflanze eingesetzt
werden (sogenannte Meristem-Vermehrung). Zur Etablierung
einer Kamillen-Kultur eignen sich verschiedene Teile
der Pflanze, vorzugsweise die Sproßspitzen oder die
Achselknospen.
Nach Abspülen der Pflanzen mit H2O2 werden unter aseptischen
Bedingungen im "Laminar Flow" (Hochleistungs-Schwebstoff-
Filter mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung) Sproß
spitzen der Blattachselknospen entnommen und in Reagenz
gläser übertragen, die mit einem Nährmedium, beispiels
weise nach Murashige und Skoog (Physiol. Plant. 15, 473-497,
1962) gefüllt sind. Die Reagenzgläser werden in einen
Klimaraum mit 12-18, vorzugsweise 16 Stunden Tageslänge
(erreicht durch Fluoreszenz-Leuchtstoffröhren), einer
Lichtintensität von 500-10 000 lux, vorzugsweise 1000-
3000 lux und einer Temperatur von 15-30°C, vorzugs
weise 22-27°C gestellt.
Sobald die Explantate ein gutes Wachstum zeigen, werden
sie auf ein obengenanntes Nährmedium, jedoch mit einer
höheren Cytokininkonzentration (30 mg/l N6-Isopentenyl
adenin) und wenig oder gar keinem Auxin (0-0,3 mg/l
Indolessigsäure) überführt. In der Folge strecken sich
die Achsen und es werden Adventivorgane sowie vermehrt
Achselknospen gebildet. Diese können nach der vorer
wähnten Weise entnommen und angezogen werden.
Die für die Pflanzenvermehrung in größerer Zahl be
stimmten Explantate (der 3. Passage = 3. Vermehrungs
generation) werden nach Anwachsen und Ausbildung der
Blätter auf dem erstgenannten Nährmedium auf einen Nähr
boden übertragen, welcher 10 mg/l Indolessigsäure oder
3-Indolbuttersäure oder 0,1-0,3 mg/l α-Naphthylessig
säure enthält. Dabei bewurzeln sich die Pflänzchen und
können nach etwa 4 Wochen in mit sterilisierter Garten
erde (12 Stunden bei 120°C gedämpft) gefüllte Töpfe
gepflanzt und im Gewächshaus (unter Bedingungen wie für
die konventionelle Stecklingsvermehrung üblich) weiter
kultiviert werden.
Nährmedium nach Murashige & Skoog | |
mg/l | |
NH₄NO₃|400 | |
Ca(NO₃)₂ · 4 H₂O | 144 |
KNO₃ | 80 |
KH₂PO₄ | 12,5 |
MgSO₄ · 7 H₂O | 72 |
KCl | 65 |
NaFe-EDTA | 25 |
H₃BO₃ | 1,6 |
MnSO₄ · 4 H₂O | 6,5 |
ZnSO₄ · 7 H₂O | 2,7 |
KJ | 0,75 |
Indolessigsäure | 2,0 |
Furfurylandenin | 0,1 |
Thiamin | 0,1 |
Nicotinsäure | 0,5 |
Pyridoxin | 0,5 |
Glycin | 2,0 |
myo-Inosit | 100 |
Casein-Hydrolys. | 1000 |
Saccarose | 2% |
gereinigtes Agar-Pulver | 1% |
Die nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen blühten unter
isolierten Bedingungen im Gewächshaus gemeinsam ab.
Die Pflanzen standen hierbei in 11-cm-Töpfen, ge
füllt mit Gartenerde, bei 18 bis 24°C Tag- und 12 bis
14°C Nacht-Temperatur. Die Tageslänge betrug mindestens
14 Stunden und wurde im Winterhalbjahr durch Zusatzbe
lichtung (200 Watt/m2) erreicht. Die Wasserversorgung er
folgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden
über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen
Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht
und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte
in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur
zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels
eines Schlitzsiebes (5×0,4 mm) abgesiebt und durch einen
Steigsichter nachgereinigt.
Aus dem nach Schritt 2 erhaltenen Saatgut wurde eine
Stichprobe entnommen und hieraus circa 2000 Nachkommen
gezogen (ökologische Bedingungen wie bei Schritt 2)
und nach den gleichen Kriterien A) bis D) von Schritt 1
selektiert. Mit den so selektierten Individuen wurde
dann gemäß Schritt 2 verfahren.
Von dem Saatgut gemäß Schritt 3 wurde ein Teil an zwei
verschiedenen Standorten im Herbst ausgesät.
Standort I)
450 m NN, 48,5° N / 11,5° O,
750 mm Jahresniederschlagssumme,
feucht-gemäßigtes Klima,
Januar -10 bis 0°C,
Juli +10 bis +20°C,
450 m NN, 48,5° N / 11,5° O,
750 mm Jahresniederschlagssumme,
feucht-gemäßigtes Klima,
Januar -10 bis 0°C,
Juli +10 bis +20°C,
Standort II)
200 m NN, 42° N / 1° O,
400 mm Jahresniederschlagssumme,
mediterranes Klima,
Januar 0 bis +10°C,
Juli +20 bis +30°C.
NN = nördlich Normalnull = Seehöhe
°N = nördliche Breite (ngrad)
°O = östliche Länge (ngrad).
200 m NN, 42° N / 1° O,
400 mm Jahresniederschlagssumme,
mediterranes Klima,
Januar 0 bis +10°C,
Juli +20 bis +30°C.
NN = nördlich Normalnull = Seehöhe
°N = nördliche Breite (ngrad)
°O = östliche Länge (ngrad).
Die Aussaat erfolgte an beiden Standorten Ende September/
Anfang Oktober.
Die so erhaltenen Feldversuchsbestände wurden hinsicht
lich homogenem Wuchs, Blütengröße und Erntetermin
überprüft und beurteilt (bonitiert), außerdem wurden
Stichproben der Blüten auf die Wirkstoffgehalte untersucht.
Aus dem Feldbestand wurden erneut diejenigen Individuen
selektiert, die den bei Schritt 1 genannten Parametern
entsprechen. Von diesen wird Saatgut entsprechend
Schritt 2, letzter Satz, gewonnen.
Mit dem Saatgut gemäß Schritt 4 wurden die Schritte
3 und 4 in der angegebenen Reihenfolge und Weise wieder
holt.
Aus dem nach Schritt 5 gewonnenen Saatgut wurden circa
1500 Individuen gezogen (ökologische Bedingungen wie
bei Schritt 2) und nach dem gleichen Prinzip, wie bei
Schritt 1 angegeben ist, selektiert. Von den so aus
selektierten Pflanzen wurden 34 Individuen ausgewählt
und gemäß Schritt 1 verklont. Je 10 Pflanzen jedes
Klons wurden in zufälliger Verteilung im Abstand
40×30 cm im Freiland (Standort I, siehe Schritt 4)
an isolierter Stelle aufgepflanzt. Der Boden war Löß
lehm, pH 7,0; die Pflanzung erfolgte Anfang Juni, die
erste Ernte der Samen Mitte Juli, danach wurden die
Pflanzen zurückgeschnitten, blühten nochmals und
lieferten Mitte bis Ende August eine zweite Saatgut
ernte.
Die Saatgutgewinnung dieses Materials erfolgte gemäß
Schritt 2.
Das nach Schritt 6 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs
gut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat
September, Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden
Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn
30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die
sofort anschließend im Trockenschrank bei 40°
72 Stunden getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf
das Gewicht der getrockneten Blüten (Trockensubstanz),
beispielsweise mindestens: 150 mg% Chamazulen, 300 mg%
(-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Gewinnung eines Mittels mit antiphlogistischer Wirkung
aus einer tetraploiden Ausgangskamille:
Eine Kamille, die man so erholt wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausge
sät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die
Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa
50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese
Blütenköpfchen mit einem Kamillenpflückmaschine ge
erntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so
eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren
Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden.
Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen
Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung
in dünner Lage ausgebreitet. Anschließend werden die
Blütenköpfchen in einer Siebanlage von den Stengeln
befreit und bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der
Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung er
folgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf
Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in
Ballen gepreßt.
Analyse | |
Ätherisches Öl:|940 mg% | |
Chamazulen: | 132 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 243 mg%. |
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären
Bandtrockenanlage mittels künstlich erwärmter Luft bei
einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die
Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent
fernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das ge
trocknete Material gesiebt und anschließend in Ballen
gepreßt.
Die Analysenwerte eines solchen Mittels sind zum Beispiel:
Ätherisches Öl:|775 mg% | |
Chamazulen: | 65 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 163 mg%. |
Die verwendete tetraploide Ausgangskamille wird wie
folgt erhalten:
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra
ploiden Kamillensorte, die von I. Sarkany (Herba
Hungar. 4(1), 125-169 (1965) beschrieben wurde,
(es wurden ca. 10 000 Pflanzen getestet) wurde ge
funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze
kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen
gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α-
Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo
bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden
(insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger
als 5 Gewichtsprozent) aufweist.
Diese Individuen wurden ausselektiert und folgenden
Schritten unterworfen:
Von den wie oben beschriebenen ausselektierten tetra
ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen
ausgelesen, die einen Mindestgehalt für Chamazulen
von 100 mg% und für (-)-α-Bisabolol von 200 mg% er
reichen oder überschreiten und deren Gehalt an übrigen
Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg%
liegt. Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen,
die bei ca. 40°C getrocknet wurden und deren Ernte in
dem Stadium erfolgte, wenn ca. 30-70% aller Röhren
blüten eines Köpfchens geöffnet sind.
Von den nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen wurden alle
aufgeblühten Blütenkörbchen entfernt, anschließend kamen
die Pflanzen in ein Gewächshaus und blühten unter
isolierten Bedingungen gemeinsam ab. Die Pflanzen standen
hierbei in 11-cm-Töpfen, gefüllt mit Gartenerde, bei
18 bis 24°C Tag- und 12 bis 14°C Nacht-Temperatur.
Die Tageslänge betrug mindestens 14 Stunden und wurde
im Winterhalbjahr durch Zusatzbelichtung (200 Watt/m2)
erreicht. Die Wasserversorgung erfolgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden
über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen
Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht
und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte
in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur
zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels
eines Schlitzsiebes (5×0,4 mm) abgesiebt und durch einen
Steigsichter nachgereinigt.
Das nach Schritt 2 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs
saatgut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat
September/Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden
Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn
30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die
sofort anschließend im Trockenschrank bei 40°C
72 Stunden getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf
das Gewicht der getrockneten Blüten, mindestens 100 mg%
Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und
höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Gewinnung eines Mittels mit antiphlogistischer Wirkung
aus einer diploiden Ausgangskamille:
Eine Kamille, die man so erhält wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät.
Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die Blüten
köpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa 50% der
Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blütenköpfchen
mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei die
Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind, daß
nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50% offen
sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird möglichst
rasch an einen schattigen Ort transportiert und dort bis
zur Weiterverarbeitung in dünner Lage ausgebreitet. An
schließend werden die Blütenköpfchen in einer Sieb
anlage von den Stengeln befreit und bis zur Gewichts
konstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt etwa
80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer gut
belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke von
etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in
Ballen gepreßt.
Analyse | |
Ätherisches Öl:|910 mg% | |
Chamazulen: | 117 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 252 mg%. |
Die verwendete diploide Ausgangskamille wird wie folgt
erhalten:
Durch Einzelpflanzenvaribilitätstests der diploiden,
nur wenig Bisabolol enthaltenden, aber nicht bisabolol
freien Kamillen, die in Franz, Ch., J. Hölzl und
A. Vömel: Acta Horticulturae 73, 109-114 (1978)
beschrieben werden, wurde gefunden, daß maximal bis
zu 20% aller Individuen im ätherischen Öl einen
Chamazulengehalt von etwa 20 Gewichts-% und/oder einen
hohen (-)-α-Bisabololgehalt von 50 Gewichts-% aufweisen,
wobei gleichzeitig der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden
(insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid) sehr gering ist.
Diese Individuen wurden aus selektiert und wie folgt
tetraploidisiert:
Samen der so ausselektierten Kamillenpflanzen wurden auf
ein mit 0,05%iger wäßriger Colchicinlösung getränktes
Filterpapier aufgebracht und bei Raumtemperatur (20°C)
6 Stunden quellen lassen. Daraufhin wurden sie vom
Filterpapier entfernt, mit Wasser mehrmals gespült und
in Saatkisten (Gewächshaus) ausgesät: Erde: Torf-Sand-Gemisch
1 : 1, Temperatur: 18 bis 20°C, relative Luftfeuchtigkeit:
circa 60%, Tageslänge bei künstlicher Belichtung: 14 Stun
den.
Die keimenden Pflanzen wurden bis zur Blüte beobachtet,
der Polyploidisierungserfolg wurde durch Vergleichs
messung der Pollen- und Samengröße sowie durch Chromosomen
zählung der Pflanzen (F1-Nachkommenschaft = erste, aus
Samen gezogene Nachkommenschaft der als tetraploid be
stätigten colchicinierten Pflanzen) festgestellt.
Die Tetraploidisierung kann auch auf folgende Weise
erfolgen:
Auf wassergetränktem Filterpapier ausgekeimte, 5 bis 7
Tage alte, gut entwickelte Kamillenkeimlinge wurden
bei Raumtemperatur (20°C) für 4 bis 6 Stunden mit den
Keimblättern nach unten in eine 0,05%ige Colchicinlösung
gestellt. Die empfindlichen Keimwurzeln wurden dabei ge
schont; um Trockenschäden an ihnen zu vermeiden, muß die
umgebende Atmosphäre nahezu 100% relative Luftfeuchte
aufweisen. Nach der Behandlung wurden die Keimlinge mit
Wasser mehrmals gespült und in Pflanzkistchen pikiert.
Die weitere Behandlung erfolgte wie bei den Samen.
Die Pollengrößenmessungen werden mit einem Leitz-Bino
kular-Forschungsmikroskop mit Mikrometer-Meßokular und
Mikrometer-Objektträger durchgeführt.
Die Chromosomenzählung findet an Wurzelspitzen statt:
Von den im Gewächshaus gezogenen Jungpflanzen oder
Stecklingspflanzen werden 1 bis 2 cm lange frische
Wurzelenden gesammelt, 5 Stunden in 0,002 molare
Hydroxychinolin-Lösung und anschließend 15 Minuten in
IN HCl eingelegt. Zur Untersuchung werden circa 1 mm
der Wurzelspitzen mit 2%iger Orcein-Essigsäure ange
färbt und in Ölimmersion mikroskopisch untersucht.
Bei den in Mitose befindlichen Zellen kann so der
4fache Chromosomensatz der somatischen Zellen be
stimmt werden (4n = 36).
Diejenigen Pflanzen, bei welchen der Pollendurchmesser
um circa 50% größer als derjenige des diploiden Ausgangs
materials (circa 30 statt circa 20 µm) und bei denen der
Chromosomensatz der somatischen Zellen auf 36 verdoppelt
war (bei dem diploiden Ausgangsmaterial ist die ent
sprechende Zahl 18) sind tetraploid. Diese wurden aus
selektiert. Ungefähr 0,1 bis 0,5% der Samen beziehungs
weise der Keimlinge wurden bei der oben angegebenen
Methode tetraploidisiert und entwickelten blühfähige,
intakte Pflanzen. Es schließen sich nun beispielsweise
die Schritte 1 und 2 entsprechend Beispiel 2 an.
Die Blüten der so erhaltenen Kamille enthalten bei
spielsweise mindestens 190 mg% Chamazulen, 200 mg%
(-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden (Ernte zu dem Zeitpunkt, wo 30-70%
der Röhrenblüten geöffnet sind und 72 stündiges Trocknen
im Trockenschrank bei 40°C).
Gewinnung eines antiphlogistisch wirkenden Mittels aus
einer diploiden Ausgangskamille:
Eine Kamille, die man so erhält wie nachstehend be
schrieben ist, wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät.
Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die
Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa
50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese
Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine ge
erntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so
eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren
Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden.
Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen
Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung
in dünner Lage ausgebreitet. Anschließend werden die
Blütenköpfchen in einer Siebanlage von den Stengeln
befreit und bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Der
Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung erfolgt
im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf Horden
in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur
Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird das
getrocknete Material gesiebt und anschließend in Ballen
gepreßt.
Analyse | |
Ätherisches Öl:|1020 mg% | |
Chamazulen: | 173 mg% |
(-)-α-Bisabolol: | 418 mg%. |
Die verwendete diploide Ausgangskamille wird wie folgt
erhalten:
Durch Einzelpflanzenvaribilitätstests der diploiden,
nur wenig Bisabolol enthaltenden, aber nicht bisabolol
freien Kamillen, die in Franz, Ch., J. Hölzl und
A. Vömel: Acta Horticulturae 73, 109-114 (1978)
beschrieben werden, wurde gefunden, daß maximal bis
zu 20% aller Individuen im ätherischen Öl einen
Chamazuiengehalt von etwa 20 Gewichts-% und/oder einen
hohen (-)-α-Bisabololgehalt von 50 Gewichts-% aufweisen,
wobei gleichzeitig der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden
(insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid) sehr gering ist.
Diese Individuen wurden ausselektiert und genau wie
in Beispiel 3 angegeben ist tetraploidisiert und die
tetraploiden Individuen aus selektiert.
Ungefähr 0,1 bis 0,5% der Samen beziehungsweise der
Keimlinge wurden tetraploidisiert und entwickelten
blühfähige, intakte Pflanzen.
Es schließen sich nun beispielsweise die Schritte 1
bis 6 entsprechend Beispiel 1 an.
Die Blüten der so erhaltenen Kamille enthalten bei
spielsweise mindestens 150 mg% Chamazulen, 300 mg%
(-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden (Ernte zu dem Zeitpunkt, wo 30-70%
der Röhrenblüten geöffnet sind und 72 stündiges Trocknen
im Trockenschrank bei 40°C).
Die übrigen Eigenschaften entsprechen denen der nach
Beispiel 1 erhaltenen Kamille.
200 g erfindungsgemäß erhaltene getrocknete Kamillen
blüten (Trocknung erfolgte bei 50°C Lufttemperatur unter
Ausschluß von Sonnenlicht) werden in einem 5-Liter-Rund
kolben mit 3,6 Liter Wasser und 2 g Natrium-Ascorbat
versetzt und mit 1 N HCl auf einen pH-Wert von 5,0 ein
gestellt. Nach Zugabe von Siedesteinen wird zum Sieden
erhitzt. Innerhalb von ca. 3 Stunden werden ca. 1,2
Liter Destillat aufgefangen.
Nach beendeter Destillation wird das Destillat dreimal
mit je 100 ml Petroläther ausgeschüttelt und über wasser
freiem Natriumsulfat getrocknet. Die getrocknete Lösung
wird filtriert und das Lösungsmittel anschließend im
Rotationsverdampfer abdestilliert. Die Ausbeute be
trägt 1,44 g ätherisches Öl.
In dem erhaltenen ätherischen Öl wird anschließend der
Gehalt an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol bestimmt.
Ausgangsmaterial ist ein getrocknetes Material aus einer
Kamille, die gemäß der Erfindung zur Herstellung des
antiphlogistisch wirksamen Mittels in Frage kommt.
Zur Herstellung des Öls werden nur solche Blütenköpfchen
verwendet, bei denen 30 bis 70%, insbesondere 40 bis
60% der Röhrenblüten geöffnet sind. Die Trocknung
erfolgt in einem Trockenschrank bei 40°C während
72 Stunden.
Das ätherische Öl der Kamillenblüten wird wie im
folgenden beschrieben durch zweistündige Wasserdampf
destillation des getrockneten Materials gewonnen:
2,0 g unzerkleinerte getrocknete Blüten werden in einem Liter-Rundkolben mit 250 ml entsalztem Wasser versetzt und einer zweistündigen Rücklaufdestillation in einer Clevenger-Apparatur (Wasserdampf-Destillations-Rücklauf- Apparatur zur gravimetrischen Bestimmung kleiner Mengen ätherischer Öle) unterzogen. Als Vorlage dient 1 ml Pentan pro analysi. Die Rücklaufgeschwindigkeit beträgt 40 ± 4 Tropfen/Minute. Nach Beendigung der Destillation wird das in Pentan gelöste ätherische Öl möglichst wasser frei in Reagenzgläser abgelassen und eventuell rest liches in der Apparatur anhaftendes ätherisches Öl mit Pentan nachgespült. Zur Entfernung eventueller Wasserreste wird der Lösung eine Spatelspitze ge trocknetes Na2SO4 zugesetzt und die Lösung anschließend durch eine Glasfilternutsche der Porosität D3 oder D4 in Rollrandfläschchen abgenutscht. Nach Abdunsten des Pentans bei 40°C im Wasserbad und Nachtrocknen im Exsikkator wird die Ölmenge gravimetrisch bestimmt.
2,0 g unzerkleinerte getrocknete Blüten werden in einem Liter-Rundkolben mit 250 ml entsalztem Wasser versetzt und einer zweistündigen Rücklaufdestillation in einer Clevenger-Apparatur (Wasserdampf-Destillations-Rücklauf- Apparatur zur gravimetrischen Bestimmung kleiner Mengen ätherischer Öle) unterzogen. Als Vorlage dient 1 ml Pentan pro analysi. Die Rücklaufgeschwindigkeit beträgt 40 ± 4 Tropfen/Minute. Nach Beendigung der Destillation wird das in Pentan gelöste ätherische Öl möglichst wasser frei in Reagenzgläser abgelassen und eventuell rest liches in der Apparatur anhaftendes ätherisches Öl mit Pentan nachgespült. Zur Entfernung eventueller Wasserreste wird der Lösung eine Spatelspitze ge trocknetes Na2SO4 zugesetzt und die Lösung anschließend durch eine Glasfilternutsche der Porosität D3 oder D4 in Rollrandfläschchen abgenutscht. Nach Abdunsten des Pentans bei 40°C im Wasserbad und Nachtrocknen im Exsikkator wird die Ölmenge gravimetrisch bestimmt.
In dem so erhaltenen Öl (ca. 20 mg) werden anschließend
das Chamazulen und das Bisabolol bestimmt.
Spektralphotometrische Bestimmung des Chamazulens | |
Meßlösung: | |
Das gesamte, aus 2 g des getrockneten Materials erhaltene ätherische Öl (ca. 20 mg) (erhalten wie vorstehend beschrieben) wird in 25 ml n-Hexan oder Cyclohexan gelöst. | |
Meßgerät: | Filterphotometer (zum Beispiel Eppendorf). |
Wellenlänge: | 578 nm |
Küvette: | 1 cm |
Spezifische Extinktion von Chamazulen (1 g/100 ml; 1 cm): | 20,8 |
Kompensationsflüssigkeit: | n-Hexan oder Cyclohexan |
Gefundener Gehalt an Chamazulen in mg/100 g: | 120 E₅₇₈ |
Steht zur Messung kein Filterphotometer zur Verfügung,
so kann die Bestimmung auch mit einem Spektralphotometer
durchgeführt werden:
Meßgerät: | |
Spektralphotometer (zum Beispiel PM Q II / oder PM Q III "ZEISS") | |
Wellenlänge: | 605 nm |
Küvette: | 1 cm |
Spezifische Extinktion von Chamazulen (1 g/100 ml; 1 cm): | 24,5 |
Kompensationsflüssigkeit: | n-Hexan oder Cyclohexan |
Gefundener Gehalt an Chamazulen in mg/100 g: | 102 E₆₀₅ |
In der Meßlösung wird anschließend das Bisabolol be
stimmt.
Die Bestimmung der übrigen Bisaboloide kann ebenfalls
durch Gaschromatographie, beispielsweise unter folgenden
Aufnahmebedingungen erfolgen:
Geräte: | |
Packard, Modell 7721, Serie 800 beziehungsweise Erba Fractovap Serie 2350 | |
Säulen: | Glassäulen, 3 m/2 mm im Durchmesser; 2 m/2 mm im Durchmesser |
Füllung: | 3% Methylphenylsilicongummi "OV 1" auf Kieselgur silanisiert; "Gaschrom Q" 125 bis 150 µm als Trägermaterial |
Trägergas: | 30 ml/Minute N₂ |
Temperatur-Programm: | 80 bis 180°C, 2,5 (3)°C/Minute |
Injektor/Detektor-Temperatur: | 200°C |
Detektor: | Flammen-Ionisations-Detektor |
Einspritzmenge: | ca. 2 µl des ca. 1 : 50 verdünnten ätherischen Öls |
Die Auswertung erfolgt teils ohne, teils mit innerem
Standard. Als innerer Standard eignen sich Laurinsäure
methylester oder Hexadecan für chamazulenarme beziehungs
weise chamazulenfreie Öle. Bei Ölen mit einem Chamazulen
gehalt über 5% ist dieser als innerer Standard vorzu
ziehen, wobei die Gehaltsbestimmung photometrisch
(bei 578 nm) erfolgt.
Claims (8)
1. Verfahren zur Gewinnung von Mitteln mit
antiphlogistischer Wirkung aus Matricaria
Chamomilla,
dadurch gekennzeichnet,
daß man
entweder
- a) eine diploide Kamille, bei der (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt, tetraploidisiert, die erhaltenen tetraploiden Pflanzen ausselektiert, nun von diesen tetraploiden Pflanzen diejenigen Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten,
oder
- b) aus einer bekannten tetraploiden Kamille, bei der (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt, diejenigen Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten,
und von den so erhaltenen Pflanzen nach weiteren
Selektions- und Vermehrungsschritten die Blüten in
dem Vegetationsstadium, wo 30-100% der
Röhrenblüten eines Blütenköpfchens offen sind,
erntet und bei einer Temperatur von höchstens 70°C
trocknet, um ein trockenes Material zu erhalten,
das mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens
100 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an
übrigen Bisaboloiden enthält,
und aus dem so erhaltenen trockenen Material durch Destillation in Gegenwart von Wasser ein ätherisches Öl herstellt, das mindestens 3,5% Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden enthält, oder durch Extraktion mit niederen Alkoholen einen alkoholischen Kamillenauszug herstellt, der mindestens 1,5 mg% Chamazulen, mindestens 5,0 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 10 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
und aus dem so erhaltenen trockenen Material durch Destillation in Gegenwart von Wasser ein ätherisches Öl herstellt, das mindestens 3,5% Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden enthält, oder durch Extraktion mit niederen Alkoholen einen alkoholischen Kamillenauszug herstellt, der mindestens 1,5 mg% Chamazulen, mindestens 5,0 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 10 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Tetraploidisierung mittels Chemikalien
bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, mittels
Gammastrahlen, Röntgenstrahlen oder UV-Strahlen
bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, mittels
hoher Temperaturen von 33 bis 50°C oder mittels
niedriger Temperaturen von 0 bis 5°C erfolgt.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der vorange
gangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet
werden, wo 30-70% der Röhrenblüten eines
Blütenköpfchens geöffnet sind und die Blüten bei
einer Lufttemperatur von nicht höher als 50°C
getrocknet werden und das so erhaltene getrocknete
Material mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens
200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg%
an übrigen Bisaboloiden enthält, und ein
hieraus hergestelltes ätherisches Öl mindestens
3,5% Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol
und weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden und
ein hieraus hergestellter alkoholischer Auszug
mindestens 5,0 mg% Chamazulen, mindestens 10,0 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 10,0 mg% an
übrigen Bisaboloiden enthält.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorange
gangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet
werden, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blüten
köpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer
Lufttemperatur zwischen 50 bis 70°C getrocknet
werden und das so erhaltene getrocknete Material
mindestens 50 mg% Chamazulen, mindestens 150 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält, und ein hieraus
hergestelltes ätherisches Öl mindestens 3,5%
Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und
weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden und ein
hieraus hergestellter alkoholischer Auszug mindestens
2,5 mg% Chamazulen, mindestens 7,5 mg% (-)-α-
Bisabolol und weniger als 10,0 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der voran
gegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet
werden, wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blüten
köpfchens geöffnet: sind und die Blüten bei einer
Lufttemperatur von nicht höher als 50°C getrocknet
werden und das so erhaltene getrocknete Material
mindestens 40 mg% Chamazulen, mindestens 120 mg%
(-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält, und ein hier
aus hergestelltes ätherisches Öl mindestens 3,5%
Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und
weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden und ein
hieraus hergestellter alkoholischer Auszug mindestens
2,0 mg% Chamazulen, mindestens 6,0 mg% (-)-α-
Bisabolol und weniger als 10,0 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der vorange
gangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet
werden, wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blüten
köpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer
Lufttemperatur zwischen 50-70°C getrocknet wer
den und das so erhaltene getrocknete Material
mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg%
(-)-α-Bisaholol und weniger als 50 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält, und ein hier
aus hergestelltes ätherisches Öl mindestens 3,5%
Chamazulen, mindestens 10% (-)-α-Bisabolol und
weniger als 10% an übrigen Bisaboloiden und ein
hieraus hergestellter alkoholischer Auszug mindestens
1,5 mg% Chamazulen, mindestens 10 mg% (-)-α-
Bisabolol und weniger als 10,0 mg% an übrigen
Bisaboloiden enthält.
Priority Applications (12)
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---|---|---|---|
DE19843446217 DE3446217C2 (de) | 1984-12-19 | 1984-12-19 | Verfahren zur Herstellung eines neuen Mittels mit antiphlogistischer Wirkung |
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CN1003201B (zh) * | 1985-06-12 | 1989-02-01 | 三菱雷机株式会社 | 定时开关用的切换装置 |
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