DE3446220C2 - Verfahren zur Herstellung einer neuen tetraploiden und bisabololreichen Kamille mit verbesserten Eigenschaften - Google Patents

Verfahren zur Herstellung einer neuen tetraploiden und bisabololreichen Kamille mit verbesserten Eigenschaften

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Description

Die echte Kamille (Chamomilla recutita (L.) Rauschert, synonym mit Matricaria chamomilla L.) ist ein sehr bedeutsames Ausgangsmaterial für die kosmetische Industrie.
Die natürlich vorkommenden diploiden Kamillen sind hin­ sichtlich ihres Wirkstoffgehaltes sehr heterogen. Ins­ besondere ist von den wichtigsten Inhaltsstoffen Chamazulen und (-)-α-Bisabolol nur einer vorhanden, oder diese beiden Inhaltsstoffe fehlen ganz beziehungsweise treten zusammen nur in sehr geringer Menge auf, wobei in solchen Fällen die Hauptkomponente des ätherischen Öls aus den weniger wertvollen Bisaboloiden (Bisabolonoxid A, Bisabololoxid A) besteht.
Unter der Bezeichnung DEGUMILL ist eine Kamillensorte bekannt, die einen gleichzeitig hohen Gehalt an (-)-α-Bisabolol und Chamazulen aufweist. Der Chamazulen- und Bisabololgehalt dieser Kamillen­ sorte DEGUMILL ist jedoch nur dann beständig, wenn jegliche Einkreuzung beziehungsweise Fremdbestäubung mit anderen Kamillensorten, deren Bisabolol- und Chamazulengehalt erheblich niedriger ist, beziehungs­ weise mit der überall vorhandenen wirkstoffarmen Wildkamille, verhindert wird. Diese Einkreuzungsgefahr durch Fremdbestäubung ist fast immer vorhanden, da die Wildkamille praktisch überall vorkommt. Weiterhin sind verschiedene tetraploide Kamillensorten bekannt (beispielsweise BODEGOLD, DDR; POHORELICKY, CSSR; ZLOTY LAN, Polen; BK-2, Ungarn). Diese tetra­ ploiden Kamillensorten weisen zwar einen befriedigenden Chamazulengehalt auf, jedoch ist der wichtige Wirkstoff (-)-α-Bisabolol in diesen bekannten tetraploiden Kamillen­ sorten nur in äußerst geringer Menge vorhanden, und es herrschen statt dessen die übrigen Bisaboloide (Bisabolol­ oxid A und B sowie Bisabolonoxid) vor, die zusammen mehr als die Hälfte des ätherischen Öls bei den bekannten tetraploiden Kamillensorten ausmachen.
Es wurde nun gefunden, daß ganz allgemein aus natürlich vorkommenden Kamillen-Populationen oder diploiden oder tetraploiden Zuchtkamillen durch bestimmte Behandlungs­ beziehungsweise Verfahrensschritte bisabololreiche tetraploide Kamillenpflanzen erhalten werden können, die einerseits nicht mehr anfällig gegen die Fremdbe­ stäubung mit natürlich vorkommenden Kamillen sind und andererseits einen gleichzeitig hohen Gehalt an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol aufweisen, wobei vor allen Dingen der Gehalt an (-)-α-Bisabolol den Chamazulengehalt erheblich übertrifft und gleichzeitig die übrigen Bisaboloide praktisch nicht oder nur in sehr geringer Menge auftreten. Von wesentlicher Bedeutung ist hierbei also, daß der hohem Gehalt an den Hauptinhalts­ stoffen (-)-α-Bisabolol und Chamazulen bei der erfindungsgemäßen Kamille beständig ist, das heißt bei jeder Vermehrung erhalten bleibt.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer neuen bisabololreichen tetraploiden Kamille mit den Merkmalen des Patentanspruchs 1.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des Verfahrens nach Anspruch 1, dessen Produkt und die Verwendung des Produkts sind in dern Unteransprüchen gekennzeichnet.
Die neue verfahrensgemäße tetraploide Kamille zeichnet sich überraschenderweise gegenüber den bisher bekannten Kamillen beziehungsweise Kamillensorten durch eine Reihe von neuen und vorteilhaften Eigenschaften aus. Insbesondere ist sie nicht mehr anfällig gegen die Fremd­ bestäubung mit den natürlich vorkommenden Kamillen- Populationen (Wildkamille) wie die bekannte Kamillen­ sorte DEGUMILL. Gegenüber den übrigen bekannten di­ ploiden Kamillen und tetraploiden Kamillensorten unter­ scheidet sich die verfahrensgemäße Kamille überraschender­ weise durch einen höheren Gehalt an dem wichtigen Wirkstoff (-)-α-Bisabolol (mindestens 200 mg%), während der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden (zum Beispiel Bisabololoxiden) sehr gering ist und weniger als 50 mg% beträgt. So weisen beispielsweise die bekannten und in der Literatur be­ schriebenen Kamillensorten alle einen sehr hohen Gehalt an Bisabololoxiden und zum Teil Bisabolonoxid auf, der in der Regel ca. 50% des ätherischen Öls der Droge aus­ macht (das heißt bei 1% ätherischem Öl-Gehalt ca. 500 mg pro 100 g Droge).
Weiterhin ist die erfindungsgemäße Kamille im Gegen­ satz zu den bisher bekannten tetraploiden Kamillen­ sorten inhaltsstoffmäßig homogen, wobei die Eigen­ schaften chamazulen- und (-)-α-bisabololhaltig be­ ständig (das heißt homozygot) sind. Demgegenüber zeigt die Einzelpflanzentestung der be­ kannten tetraploiden Kamillensorten, daß die einzelnen Individuen verschiedenen Inhaltsstofftypen zuzurechnen sind, daß heißt jede Stichprobe von hieraus getrockneten Blüten liefert ein sowohl qualitativ als auch quantitativ unterschiedliches, inhomogenes Ergebnis.
Darüber hinaus unterscheidet sich die erfindungsgemäße Kamille von den bekannten tetraploiden Kamillensorten überraschenderweise beispielsweise durch eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften: verbesserte Keim­ fähigkeit der Samen, geringerer Anfall von nicht brauch­ barer Krautmasse (das heißt höherer Blütenertrag); niedrigerer Wassergehalt der Blüten (das heißt bessere Ausbeute an getrockneten Blüten und kürzere Trocknungszeiten); bessere Eignung für die maschinelle Ernte, weil die Blüten weitgehend in einer Ebene lokalisiert sind und die meisten Blüten gleichzeitig blühen (dadurch wird auch ein ein­ heitlicher Erntetermin möglich); bessere Haltbarkeit der getrockneten Blüten (geringere Neigung zu Zerfall und Grusbildung); besonders aromatischer und typischer Kamille­ geruch.
Die zuletzt genannten Vorteile treten beispielsweise auf, wenn außer auf den Gehalt an Chamazulen und (-)-α- Bisabolol noch eine Selektion auf eines oder mehrere der vorgenannten Merkmale erfolgt, von den ausselektierten Pflanzen Saatgut gewonnen wird, aus den daraus gezogenen Nachkommen erneut selektiert wird und diese Maßnahmen 3-5mal wiederholt werden.
Aufgabe der Erfindung ist die Herstellung einer neuen bisabololreichen tetraploiden Kamille der Kulturpflanzenart echte Kamille (Chamomilla recutita (L.). Rauschert, synonym mit Matricaria chamomilla L., Asteraceae) aus einer diploiden Kamille - ausgenommen die diploide Kamillensorte DEGUMILL - oder aus einer bekannten tetraploiden Kamille.
Die Herstellung der neuen verfahrensgemäßen Kamille erfolgt dadurch, daß man
  • a) bekannte diploide Kamillen, bei denen (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt (Es handelt sich hierbei zum Beispiel um Kamillen, bei denen das (-)-α-Bisabolol mindestens 40% des ätherischen Öls oder mindestens 90% der Bisaboloide darstellt.) tetraploidisiert (Genom-Mutation), die so er­ haltenen tetraploiden Pflanzen ausselektiert und von diesen ausgewählten tetraploiden Pflanzen wiederum die Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C ge­ trocknete Blüten einen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg%; einen Mindestgehalt an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% und einen Gehalt an übrigen Bisaboloiden von höchstens 50 mg% aufweisen (Ernte der Blüten zu dem Zeitpunkt, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens aufgeblüht sind), und gegebenenfalls hieran weitere übliche Selektions- und Vermehrungsschritte anschließt (Mutterstamm­ baumzüchtung für vegetativ vermehrbare Fremdbe­ fruchter) oder
  • b) von bekannten tetraploiden Kamillen, bei denen (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt*, die Pflanzen aus­ selektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten einen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg%, einen Mindestgehalt an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% und einen Gehalt an übrigen Bisaboloiden von höchstens 50 mg% aufweisen (Ernte der Blüten zu dem Zeitpunkt, wo 30 - 70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens aufgeblüht sind), und gegebenen­ falls hieran weitere übliche Selektions- und Ver­ mehrungsschritte anschließt (Mutterstammbaum­ züchtung für vegetativ vermehrbare Fremdbefruchter).
Die diploiden Ausgangskamillen werden zum Beispiel aus folgenden Kamillen erhalten: "deutsche" Kamille sowie allen Kamillen, welche im ätherischen Öl deutlich meß­ bare Konzentrationen an (-)-α-Bisabolol (in der Regel über 5% des ätherischen Öls) aufweisen. Beispielsweise kommen solche diploiden Kamillen in Frage, die in folgender Literaturstelle beschrieben sind: Franz, Ch., J. Hölzl & A. Vömel "Preliminary Morphological and Chemical Characterization of some Populations and Varieties of Matricaria chamomilla L.", Acta Hort. 73, 109-114 (1978).
Als tetraploide Ausgangskamillen kommen zum Beispiel in Frage: Die Kamillensorten Bodegold (DDR), Pohorelicky (CSSR), Zloty Lan (Polen), BK-2 (Ungarn).
Im übrigen gilt für die tetraploiden Ausgangskamillen hin­ sichtlich des (-)-α-Bisabololgehalts dasselbe wie für die diploiden Ausgangskamillen.
Insbesondere kommen solche diploiden und tetraploiden Kamillenpopulationen in Betracht, welche in der Mischprobe der ge­ trockneten Blüten in der Regel mindestens 100 mg% Chamazulen und 50-100 mg% (-)-α-Bisabolol aufweisen (bezogen auf die Trockensubstanz der bei 40°C getrockneten Blüten), das heißt aus solchen Kamillenpopulationen wird im Falle einer diploiden Ausgangskamille Saatgut gewonnen und dieses Saatgut tetraploidisiert (ohne Be­ rücksichtigung und/oder Kenntnis des Bisabololgehaltes der Elternpflanzen). Im Falle einer tetraploiden Aus­ gangskamille wird das wie oben beschriebene Saatgut dann unmittelbar den folgenden Selektions- und Ver­ mehrungsschritten unterworfen.
Die geeigneten diploiden und tetraploiden Ausgangs­ kamillen werden durch Einzelpflanzen-Untersuchungen herausselektiert. Im allgemeinen ist es erforderlich, von einer Ausgangspopulation beispielsweise 1000- 10 000 Individuen zu untersuchen, um einige Individuen zu finden, die einen hohen (-)-α-Bisabololgehalt gemäß den oben angegebenen Kriterien aufweisen und als Aus­ gangskamille geeignet sind. Von solchen ausgesuchten Individuen wird dann in üblicher Weise Saatgut gewonnen und dieses tetraploidisiert. Nach der abgeschlossenen Tetraploidisierung werden die tetraploiden Pflanzen von den übrigen diploid gebliebenen Pflanzen aus selektiert. Von den so erhaltenen tetraploiden Pflanzen, gegebenen­ falls nach vorhergehender Vermehrung, werden nun alle die Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten. Die Ernte dieser Blüten erfolgt dabei in dem Entwicklungsstadium, wo 30-70% aller Röhrenblüten des Blütenköpfchens geöffnet sind. Ge­ gebenenfalls können sich hieran weitere Selektions- und Vermehrungsschritte anschließen, die zum Beispiel eine Verbesserung hinsichtlich folgender Merkmale be­ ziehungsweise Eigenschaften bewirken: Gleichzeitiger Blühtermin, gleichmäßige grundständige Verzweigung und schmale Blühzone (das heißt bessere Eignung für die maschinelle Ernte), große Blütenköpfchen, bessere Halt­ barkeit der getrockneten Blüten, besonders aronatischer Geruch.
Falls man von vornherein von einer tetraploiden Kamille ausgeht, erfolgt lediglich die zuvor angegebene Selektion solcher Pflanzen, deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α- Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten, wobei ebenfalls die Ernte dieser Blüten in dem Entwicklungsstadium erfolgt, wo 30-70% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind. Auch in diesem Fall können sich gegebenenfalls weitere Selektions- und Vermehrungsschritte anschließen, aus denen weitere Verbesserungen (wie oben angegeben) resultieren.
Eine besonders vorteilhafte Kamille erhält man, wenn bei der Selektion nach dem Chamazulen- und (-)-α- Bisabololgehalt solche Pflanzen (bekannte oder ver­ fahrensgemäß hergestellte) ausselektiert werden, deren Chamazulengehalt mindestens 200 mg%, vorzugsweise 250 mg% und deren (-)-α-Bisabololgehalt mindestens 300 mg%, vorzugsweise 400 mg% beträgt (Gehalt an übrigen Bisaboloiden stets unter 50 mg%).
Die Tetraploidisierung kann beispielsweise in an sich bekannter Weise durch Behandlung von Pflanzenteilen (Samen, Wurzeln, Sproßspitzen, Keimen, Achselknospen) oder Gewebe der diploiden Ausgangs-Kamillenpflanzen mit Chemikalien, Röntgenstrahlen, Gammastrahlen oder UV- Strahlen erfolgen. Sie kann weiterhin nach der Dekapitierungs-Kallus-Methode, durch Antherenkultur oder durch Anwendung von hohen oder auch niedrigen Temperaturen auf die Kamillenpflanzen beziehungsweise Pflanzenteile oder Gewebe der Kamillenpflanzen erfolgen. Es wird hierzu beispielsweise auf das Buch von Werner Gottschalk "Die Bedeutung der Polyploidie für die Evolution der Pflanzen", Gustav Fischer Verlag, Stuttgart, 1976, insbesondere Seiten 13 bis 22 verwiesen.
Die Tetraploidisierung durch Chemikalien.
Als Chemikalien für die Tetraploidisierung kommen zum Beispiel in Frage: Colchicin, Acenaphthen, Alkaloide wie Atropin, Veratrin, Nicotin, Sanguinarin, Derivate des Benzols, Diphenyls und Phenanthrens, Naphthalin und Naphthalinderivate, Diphenylamin, Tribromanilin, Paradichlorbenzol, Methylnaphtochinon, Methylnaphtho­ hydrochinon, Salicylsäure und verwandte Substanzen, Hexachlorhexan, Methamphetamin (Hydrochlorid), Alkyl-Alkali- Carbamate wie Isopropyl-Natrium-Carbamat, Phenylurethan, Salze der Kakodylsäure (zum Beispiel Natriumsalz), Glykoside von Convallaria wie Convallarin, Convallatoxin und Convallamarin, Heteroauxin, Germisan (Phenyl­ mercuribrenzkatechin), organische Quecksilberverbindungen wie Ethyl-Quecksilber-Phosphat, Ethyl-Quecksilber- Chlorid, Phenyl-Quecksilber-Hydroxid, Phenyl-Quecksilber- Dinaphthylmethandisulfonat, Chloroform, Lachgas (N₂O) sowie Gemische dieser Stoffe. Weiterhin kommen auch Ölkuchen, Kompost und Kuhdung in Betracht.
Die Behandlung mit den hier erwähnten Stoffen erfolgt beispielsweise bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, vorzugsweise zwischen 12 und 30°C, insbesondere 15 und 25°C.
Die Applizierung erfolgt beispielsweise durch Behandeln von Samen, Sproßspitzen, Wurzeln (insbesondere Wurzel­ spitzen oder Wurzeln von Keimlingen), Fruchtknoten, von Schnittflächen an Blättern oder Stengeln, von Zell­ suspensionen aus Meristem-Gewebe, von Kalluskulturen oder auch durch Injektion in die basale Stengelregion oder in den Bereich der Achselknospen. Die Chemikalien werden im allgemeinen in Form von Lösungen in Wasser, schwach alkoholischen (Alkoholgehalt in der Regel unter 5%) oder schwach sauren Lösungen angewendet. Der pH-Wert der schwach sauren Lösungen liegt bei­ spielsweise bei 5,5-6,5, wobei das Ansäuern bei­ spielsweise mittels niederen organischen aliphatischen Säuren wie Essigsäure erfolgt. Falls man alkoholische Lösungen verwendet, können diese ebenfalls schwach sauer sein. Die Konzentrationen der Chemikalien in diesen Lösungen kann beispielsweise 0,01 bis 0,5%, vorzugsweise 0,02 bis 0,2%, insbesondere 0,05 bis 0,1% betragen. Gasförmige Stoffe kommen als solche, gegebenen­ falls unter Druck (zum Beispiel 1 bis 10 bar) zur An­ wendung. Die Behandlungsdauer beträgt beispielsweise 1 bis 36, vorzugsweise 2 bis 12, insbesondere 4 bis 6 Stunden.
Die wirksamsten Konzentrationen sowie die Einwirkungs­ dauer sollte zweckmäßig jeweils in Vorversuchen getestet werden.
Besonders günstig ist zum Beispiel die Behandlung mit Colchicin bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, vor­ zugsweise 12 bis 30°C, insbesondere 15 bis 25°C. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß Samen der diploiden Ausgangskamille in einer 0,01 bis 0,2%igen, insbesondere 0,02 bis 0,1%igen, vorzugsweise 0,05 %igen Colchicinlösung zum Quellen gebracht werden oder daß ausgekeimte, 5 bis 7 Tage alte gut entwickelte Keimlinge der diploiden Ausgangskamille (mit den Keim­ blättern nach unten) in eine 0,01 bis 0,2%ige, insbe­ sondere 0,02 bis 0,1%ige, vorzugsweise 0,05%ige Colchicinlösung getaucht werden. Bei letzterem Ver­ fahren soll die umgebende Atmosphäre nahezu 100% relative Luftfeuchtigkeit aufweisen. Die Dauer der Colchicin-Behandlung beträgt beispielsweise 3 bis 36 Stunden, insbesondere 4 bis 10 Stunden. Bei der Ver­ wendung von Keimlingen ist im allgemeinen eine Ein­ wirkungsdauer bis zu 10 Stunden ausreichend. Bei der Verwendung von Samen kann sich die Einwirkungsdauer gegebenenfalls bis zu 36 Stunden erstrecken.
Nach der Behandlung mit den Chemikalien werden die ge­ quellten Samen, Keimlinge, beziehungsweise sonstige Pflanzenteile, mit Wasser mehrmals gespült. Die ge­ quellten Samen werden beispielsweise ausgesät. Die Pflanzen mit behandelten Wurzeln oder sonstige Pflanzen­ teile oder die behandelten Keimlinge werden beispielsweise in Pflanzkisten pikiert. Aus den so behandelten Samen beziehungsweise Keimlingen werden die Pflanzen aufgezogen (zum Beispiel im Gewächshaus: Temperatur zwischen 18 bis 25°C am Tag und 10 bis 16°C nachts) und die Pflanzen ausgewählt, deren Pollen etwa 1 1/2 mal größer sind als die Pollen des Ausgangsmaterials beziehungsweise eine Chromosomenzahl der somatischen Zellen von 36 aufweisen. Falls man sonstige Pflanzenteile (ober- oder unter­ irdische Teile) der Chemikalienbehandlung unterwirft, werden ausschließlich die aus den behandelten Teilen hervorgegangenen Triebe, Wurzeln oder Blüten/Samen einer späteren Untersuchung auf erfolgte Tetraploidisierung unterzogen. Wenn beispielsweise eine Sproßbehandlung oder eine Achselbehandlung vorgenommen wurde, wird an­ schließend nur der aus dieser Achsel beziehungsweise aus diesem Sproß entstehende neue Trieb und die auf ihm gebildeten Blüten beziehungsweise Samen auf Chromosomen­ zahl untersucht.
Die Pollengrößenmessungen und die Chromosomenzählung können beispielsweise so durchgeführt werden wie in Beispiel 3 angegeben ist.
Die Tetraploidisierung durch Strahlen.
Die Einwirkung erfolgt beispielsweise auf Samen oder Wurzelspitzen bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, vorzugsweise 10 und 30°C, insbesondere 15 und 25°C. Bestrahlungssumme: 5 bis 50 Krad. Vorzugsweise kommen Gamma- oder Röntgenstrahlen in Frage.
Als UV-Strahlen kommen beispielsweise solche mit einer Wellenlänge von 400 bis 30 nm, vorzugsweise von 350 nm in Frage.
Die so bestrahlten Pflanzen beziehungsweise Pflanzen­ teile werden dann ebenso weiterbehandelt wie nach der Behandlung mit Chemikalien.
Anwendung hoher und niedriger Temperaturen. Als hohe Temperaturen kommen beispielsweise Temperaturen zwischen 33 und 50°C, vorzugsweise 42 bis 45°C in Frage. Diesen Temperaturen werden beispielsweise ausge­ setzt: gequollene Samen, Keimlinge, Triebspitzen und meristematisches Gewebe. Dauer der Behandlung: zum Bei­ spiel 1 bis 48, vorzugsweise 12 bis 24 Stunden.
Als niedrige Temperaturen kommen beispielsweise in Frage: 0 bis 5°C, vorzugsweise 0,5 bis 4°C, insbe­ sondere 2°C. Diesen Temperaturen werden beispiels­ weise ausgesetzt: gequollene Samen, Keimlinge, Triebe und meristematisches Gewebe. Dauer der Behandlung: zum Beispiel 1 bis 100, vorzugsweise 20 bis 40 Tage. Die so behandelten Pflanzen beziehungsweise Pflanzen­ teile werden ebenso weiterbehandelt wie nach der Be­ handlung mit Chemikalien.
Die Dekapitierungs-Kallus-Methode (Dekapitierung = Köpfung oder Entspitzung oder Rückschnitt).
Die Dekapitierung wird beispielsweise an Jungpflanzen am Stengel, vorzugsweise am Spitzenvegetationskegel, nach Ausbildung von 4 bis 6 Blättern oder auch an Blattstielen oder Seitentrieben durchgeführt. Die aus dem Wundgewebe (Kallusgewebe) entstehenden Knospen be­ ziehungsweise Sprosse werden abgeschnitten, zur Be­ wurzelung gebracht, in Töpfen weiterkultiviert und die tetraploidisierten Pflanzen in gleicher Weise wie bei der Chemikalienbehandlung ausselektiert.
Antherenkultur (Erzeugung von Pflanzen mit einfachem Chromosomensatz aus den Staubbeuteln mit anschließender spontaner oder künstlicher Tetraploidisierung).
Von blühenden Pflanzen werden geschlossene Röhrenblüten geerntet, deren Antheren (Staubbeutel) sich im Stadium vor der ersten Pollenmitose befinden. Die Antheren wer­ den mittels Mikromanipulator aus den Blütenknospen ent­ nommen und in Petrischalen übertragen, die beispiels­ weise mit dem Nährmedium nach Nitsch und Nitsch (Tabelle 1) gefüllt sind. Anschließend werden die Petrischalen in einem Kulturraum im 16-Stunden-Tag bei 28°C Tag- und 20°C Nachttemperatur aufbewahrt. Nach circa vier Wochen beginnen die Antheren aufzubrechen und Pflänzchen heraus­ zuwachsen. Diese sind bei diploidem Elternteil haploid, bei tetraploidem Elternteil dihaploid; sie werden nach Ausbildung von Wurzeln beispielsweise in Gartenerde ge­ topft und im Gewächshaus zum Blühen gebracht. Diese (di)haploiden Pflanzen sind steril, können jedoch durch Sproßspitzen-, Wurzel- oder Stengelbehandlung mit Chemikalien, wie zum Beispiel Colchicin polyploidisiert werden, wobei homozygote Pflanzen entstehen, die sich dann über Samen weitervermehren lassen. Weiteres Vor­ gehen siehe bei der Behandlung mit Chemikalien (zum Bei­ spiel Colchicinbehandlung).
Kulturmedium nach Nitsch und Nitsch (Science, 1969)
mg/l
KNO₃|950
NH₄NO₃ 720
MgSO₄×7 H₂O 185
CaCl₂ 166
KH₂PO₄ 68
MnSO₄× 4 H₂O 25
H₃BO₃ 10
ZnSO₄× 7 H₂O 10
Na₂MoO₄ × 2 H₂O 0,25
CuSO₄ × 5 H₂O 0,025
5 ml einer Lösung aus 7,45 g Ethylendiamintetraessigsäure-dinatriumsalz und 5,57 g FeSO₄ × 7 H₂O auf 1000 ml @ myo-Inosit 100
Glycin 2
Nicotinsäure 5
Pyridoxin-HCl 0,5
Thiamin-HCl 0,5
Folsäure 0,5
Biotin 0,05
Saccharose 20 g
Fertignährboden (DIFCO-Bacto-Agar) 8 g
Indolessigsäure 0,1
pH des Mediums eingestellt auf 5,5
Von den durch Pollengrößenmessung und/oder Chromosomen­ zählung ausselektierten tetraploiden Kamillenpflanzen, die nach den vorstehend beschriebenen Möglichkeiten erhalten werden können, werden dann die Pflanzen aus­ selektiert, die einen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg% und einen Mindestgehalt an Bisabolol von 200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) unter 50 mg% (bezogen auf die getrockneten Blüten, siehe Beispiel 1) liegen soll.
Die so ausselektierten Pflanzen werden nach Entfernung aller bereits aufgeblühten Blütenkörbchen im Gewächshaus bei 18-24°C Tag- und 12-14°C Nacht-Temperatur und einer Tageslänge von mindestens 14 Stunden abblühen lassen, wobei über einen Zeitraum von 4 Wochen alle Blütenköpfchen die verblüht oder kurz vor dem Zerfallen sind, zur Saatgutgewinnung geerntet werden. Nach Trocknen bei einer Lufttemperatur zwischen 20-35°C erhält man beispielsweise das Vermehrungsgut der erfindungsgemäßen Kamille.
Als weitere Kriterien für diese Selektion können zu­ sätzlich noch die folgenden zur Anwendung kommen:
  • a) ungefähr gleichzeitiges Blühen,
  • b) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von circa 10, insbesondere 5 cm,
  • c) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von circa 30 mm (20 bis 40 mm), insbesondere 25-35 mm,
Die Anwendung der zusätzlichen Kriterien a), b) und/ oder c) führt beispielsweise zu hohen Blüten- und Drogen­ erträgen und besserer Eignung für die maschinelle Ernte.
Falls man von bereits bekannten tetraploiden Kamillen ausgeht, erfolgt die zuvor beschriebene Selektion so­ wie gegebenenfalls die weiteren Selektions- und Ver­ mehrungsschritte in gleicher Weise.
Um eine Kamille zu erhalten, die außer einem Gehalt von mindestens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol (bezogen auf die getrockneten Blüten­ köpfchen) auch noch einen hohen Blütenertrag aufweist und für die maschinelle Ernte besser geeignet ist, empfiehlt sich folgendes Vorgehen: Die ausselektierten Pflanzen (wie oben beschrieben) werden vegetativ durch Stecklinge vermehrt und über 3 bis 5 Generationen aus­ gelesen, wobei die Auswahl stets nach dem oben ange­ gebenen Kriterium sowie gegebenenfalls den zusätzlichen Kriterien a)-c) erfolgt. Die gemäß diesen Kriterien ausgesuchten Pflanzen werden verklont, aus den verklonten Pflanzen wird Saatgut gewonnen, die hieraus erhaltenen Pflanzen wiederum nach dem oben angegebenen Mindestgehalt an Chamazulen und Bisabolol sowie gegebenenfalls den zusätzlichen Kriterien a)-c) ausselektiert und aus letzteren wieder Saatgut gewonnen.
Die Sequenz Aussaat - Selektion gemäß dem oben ange­ gebenen Mindestgehalt an Chamazulen von 100 mg% und (-)-α-Bisabolol von mindestens 200 mg% (andere Bisaboloide unter 50 mg%) sowie gegebenenfalls den zu­ sätzlichen Kriterien a)-c) - Saatgutgewinnung kann 3-5mal wiederholt werden.
Daran schließt sich nochmals eine Sequenz Aussaat - wie zuvor angegebene Selektion (gegebenenfalls Ver­ klonung) - Saatgutgewinnung an.
Das zuletzt erhaltene Saatgut ist dann das Vermehrungs­ gut der erfindungsgemäßen Kamille.
Die Stecklingsvermehrung erfolgt dabei auf folgende Weise: Zur Stecklingsvermehrung müssen die Ausgangspflanzen (Klonmutterpflanzen) unter Kurztagbedingungen blüten­ knospenfreie Kurztriebe ausbilden. Dies erfolgt im Winter­ halbjahr im Gewächshaus ohne Zusatzbeleuchtung oder in Klimakammern bei einer Tageslänge von 6 bis 10, vor­ zugsweise 8 Stunden und Temperaturen von 10 bis 15°C, vorzugsweise 12°C. Zur Verklonung beziehungsweise Ver­ mehrung eignen sich Blatt-, Trieb- und insbesondere Kurz­ trieb-(Seitentrieb-)Stecklinge. Ihre Bewurzelung erfolgt bei 12 bis 18°C, vorzugsweise 15°C und Tageslängen von 12 bis 16, vorzugsweise 14 Stunden in gespannter Atmo­ sphäre (ca. 100% relative Luftfeuchte). Als Substrat kann beispielsweise ein Torf-Sand-Gemisch im Verhältnis 1 : 1 verwendet werden; es eignen sich aber auch reiner Quarzsand, Steinwolle-Stecklingswürfel, Torf-Stecklings­ würfel und ähnliches.
Für die Aussaat kommen hierbei beispielsweise folgende Böden in Betracht: Gartenerde; humose, mittelschwere Lehmböden; lehmige oder humose Sandböden.
Es kann im Gewächshaus oder auch im Freiland ausgesät werden. Die Temperaturen für Keimung und Wachstum der Pflanzen liegen beispielsweise zwischen 12 bis 24°C, inbesondere 18 bis 20°C. Falls im Freiland ausgesät wird, wird vorzugsweise im Herbst (September/Oktober) oder im Frühjahr (März/April) gesät. Diese Termine gelten für sämtliche in Frage kommenden Anbaugebiete (zum Beispiel nördliche Hemisphäre, gemäßigte bis sub­ tropische Klimagebiete).
Die neue, verfahrensgemäße Kamille gehört zur Kultur­ pflanzenart der echten Kamille mit der botanischen Bezeichnung Matricaria Chamomilla L. (synonym Chamomilla recutita (L.), Rauschert) und wird durch die Inhaltsstoff­ angaben des Patentanspruchs 1 definiert. Die angegebenen Werte für die Wirkstoffgehalte an Chamazulen, (-)-α-Bisa­ bolol und Bisabololoxiden beziehen sich jeweils auf das­ jenige Blüten-Entwicklungsstadium, welches erreicht ist, wenn 30 bis 70%, insbesondere 40 bis 60% aller Röhren­ blüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind (das heißt die für die Wirkstoffbestimmung verwendeten Blüten wurden zu diesem Zeitpunkt gepflückt und dann 72 Stunden bei 40°C im Trockenschrank getrocknet).
Falls die Ernte der Kamillenblüten zu einem Zeitpunkt er­ folgt, in dem das Blüten-Entwicklungsstadium weiter fort­ geschritten ist, das heißt, wo beispielsweise 100% oder bis zu 100% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens ge­ öffnet sind (zum Beispiel Stadium der Vollblüte) und/oder falls die Trocknung der geernteten Blüten bei höherer Temperatur als 40°C erfolgt, kann der Gehalt an den Inhalts­ stoffen (-)-α-Bisabolol und Chamazulen niedriger sein, da durch höhere Trockentemperaturen und/oder bei späterer Ernte ein stärkerer Abbau des Azulens und Bisabolols ein­ treten kann.
Unter der Bezeichnung "übrige Bisaboloide" in dem Anspruch 1 werden insbesondere verstanden: (-)-α-Bisabololoxid A und B; (-)-α-Bisabolonoxid A;
Beispielsweise enthalten die im Trockenschrank bei 40°C getrockneten Blüten (geerntet wie oben angegeben) der verfahrensgemäßen Kamille zwischen 100 bis 200 mg% Chamazulen, zwischen 200 bis 450 mg% (-)-α-Bisabolol und nur wenig, das heißt zwischen 5 bis 50 mg% andere Bisaboloide bezogen auf die Trockensubstanz (das heißt bezogen auf das absolute Trockengewicht der Blüten). Dieses absolute Trockengewicht wird durch Trocknung einer separaten Probe von Kamillenblüten der verfahrens­ gemäßen Kamille im Trockenschrank bei 105°C bis zur Gewichtskonstanz (72 bis 96 Stunden) bestimmt. Der Wirkstoffgehalt der bei beispielsweise 35 bis 50°C ge­ trockneten Blüten wird dann auf die bei 105°C ermittelte Trockenmasse der Blüten berechnet.
In ihrem Phänotyp ist die verfahrensgemäße Kamille den bisher bekannten tetraploiden Kamillensorten (zum Beispiel Bodegold, Zloty Lan, BK-2, Pohorelicky Velkokvety) ähnlich; sie unterscheidet sich von diesen insbesondere dadurch, daß bei der verfahrensgemäßen Kamille (-)-α- Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls der Blüten ist und außerdem der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden (Bisabololoxide A und B; Bisabolonoxid) ganz erheblich niedriger ist. Weitere Bestandteile des ätherischen Öls der Kamille sind Farnesen, Spathulenol und En-In-Dicycloäther.
Die verfahrensgemäße Kamille kann auf allen Böden mit Ausnahme von Böden mit einem Gehalt von mehr als 20% an organischer Substanz (Humusstoffe und Bodenorganis­ men) erfolgreich angebaut werden; es sind keine be­ sonderen agrotechnischen Verfahren oder Kulturmaßnahmen erforderlich; Lediglich ist für den Anbau ein Langtag mit über 13 Stunden maximale Tageslänge notwendig, das heißt für den Anbau kommen insbesondere die ge­ mäßigten Zonen und die Subtropen in Frage.
Die verfahrensgemäße Kamille weist häufig zusätzlich noch folgende Vorteile auf: Hoher Ertrag, mittelspäter Erntetermin, einheitliche Wuchshöhe mit schmaler Blühzone und große Blütenköpfchen; daher besondere Eignung für die mechanische Ernte. Hinzu kommt, daß zu gleicher Zeit ausgesäte Pflanzen im allgemeinen praktisch zur gleichen Zeit gemeinsam abblühen, so daß auch hierdurch die Ernte sehr vereinfacht und erleichtert wird.
Die zuletzt genannten Vorteile treten dann auf, wenn folgende Verfahrensbedingungen zur Anwendung kommen: Von den tetraploiden Kamillenpflanzen, die einen Mindest­ gehalt an Chamazulen von 100 mg% und an (-)-α-Bisabolol von 200 mg% aufweisen, während der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg% liegt (alle Werte bezogen auf die getrockneten Blüten­ köpfchen), werden nur diejenigen aus selektiert, welche
  • - ungefähr gleichzeitig blühen,
  • - eine gleichmäßige grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm sowie
  • - große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm aufweisen.
Die ausselektierten Pflanzen werden vegetativ über Steck­ linge vermehrt und über 3-5 Generationen ausgelesen, wobei die Auswahl stets nach den oben genannten Kriterien erfolgt. Die ausgesuchten Pflanzen werden vegetativ vermehrt (verklont), gemeinsam abblühen gelassen, und es wird hiervon das Saatgut gewonnen. Die aus dem Saatgut erhaltenen Pflanzen werden wiederum nach den oben ange­ gebenen Kriterien selektiert und die Sequenz Aussaat- Selektion-Saatgutgewinnung-Aussaat wird 3-5mal wieder­ holt.
Die aus der verfahrensgemäßen Kamille hergestellten getrockneten Blüten enthalten den maximalen Gehalt an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol, wenn die Ernte der Kamillenblütenköpfchen in dem Vegetationsstadium erfolgt, wo beispielsweise 30 bis 70%, vorzugsweise 40 bis 60%, das heißt im allgemeinen 50% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind und die Trocknung bei einer Lufttemperatur von höchstens 50°C, beispielsweise 35 bis 50°C, insbesondere 40°C, erfolgt.
Die Trocknung kann entweder durch künstliche Luftzufuhr oder auch durch Trocknung im Schatten, gegebenenfalls auch in der Sonne erfolgen, wobei jedoch darauf geachtet werden soll, daß die Wärmezufuhr nicht über das zur vollständigen Trocknung erforderliche Maß hinausgeht. Es ist also vor­ teilhaft, daß man sich durch Kontrollwägungen von der erreichten Gewichtskonstanz überzeugt. Die Trocknung kann spontan oder künstlich (zum Beispiel mit künstlicher Warmluft) erfolgen. Die günstigsten Bedingungen liegen vor bei spontaner Trocknung unter Ausschluß des Sonnenlichts, vorzugsweise bei 40-60°C, insbesondere 40-50°C. Der Trocknungsprozeß soll möglichst bald beziehungsweise umgehend nach der Ernte stattfinden. Die Trocknung soll in dünnen Schichten, beispielsweise von 5 bis 20 cm, vorzugsweise 10 cm Dicke durchgeführt werden. Die Trocknung ist zum Beispiel auch in gut durchlüfteten Hallen bei einer Lufttemperatur zwischen 20-30°C möglich. Im allgemeinen soll die Lufttemperatur für die Trocknung nicht höher als 60°C sein. Günstig ist zum Beispiel eine Lufttemperatur zwischen 35 und 50°C.
Der Gehalt der getrockneten Blüten, die aus der er­ findungsgemäßen Kamille erhalten werden an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol ist abhängig von dem Vegetations­ stadium, in dem sich die Blüten zum Erntezeitpunkt befinden und von der Trocknung der geernteten Blüten. Je höher die Trocknungstemperatur ist, desto stärker ist der Abbau dieser Stoffe, das heißt, desto niedriger der Gehalt der getrockneten Blüten an diesen Stoffen. Aus dem gleichen Grund hat direktes Sonnenlicht bei der Trocknung einen nachteiligen Einfluß und soll nach Möglichkeit vermieden werden.
Das Vegetationsstadium einer Blüte wird dadurch charakterisiert, wieviel % der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens zu einem bestimmten Zeitpunkt (hier dem Zeitpunkt der Ernte) geöffnet sind. Es können also Blüten geerntet werden, wo beispielsweise zwischen 30-50%, 30-70%, 40-60%, 60-100% oder 90-100% der Röhrenblüten eines Köpfchens geöffnet sind. Der Gehalt an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol ist abhängig davon, in welchem Stadium sich die Blüten jeweils befinden und er ist bei der erfindungsgemäßen Kamille am größten, wenn 40-60% aller Röhrenblüten geöffnet sind und nimmt ab in dem Maße, wie der Prozent­ gehalt an geöffneten Röhrenblüten eines Blütenköpfchens zunimmt. Es ist daher gerade ein großer Vorteil der er­ findungsgemäßen Kamille, daß bei dieser das Abblühen der einzelnen Pflanzen gleichmäßig erfolgt, das heißt daß von einer Aussaat die überwiegende Zahl der Pflanzen jeweils das gleiche Blühstadium aufweisen, das heißt, daß beispielsweise bei den weitaus meisten Pflanzen 40-60% aller Röhrenblüten eines Blüten­ köpfchens zum gleichen Zeitpunkt geöffnet sind. Dadurch ist gerade bei der erfindungsgemäßen Kamille eine vollständige Erfassung der Blütenköpfchen zum optimalen Zeitpunkt möglich und die erfindungsgemäße Kamille des­ halb besonders geeignet für die mechanische Ernte.
Der Zusammenhang des Gehalts an Chamazulen und (-)-α-Bisabolol einerseits mit dem Blühstadium zur Zeit der Ernte und andererseits mit der Trocknungs­ temperatur der Blüten ist beispielsweise in folgender Tabelle dargestellt (der Gehalt an übrigen Bisaboloiden ist in allen Fällen weniger als 50%).
Hieraus folgt, daß aus der Kamille, die zur Herstellung der erfindungsgemäßen Mittel eingesetzt wird, beispiels­ weise bei einer Ernte, die im Vegetationsstadium statt­ findet, wo zwischen 30-100% der Röhrenblüten der Blütenköpfchen geöffnet sind und die Trocknung bei Lufttemperaturen bis zu 70°C erfolgen kann, ein trockenes Material erhalten wird, dessen Chamazulengehalt in jedem Fall mindestens 30 mg% und dessen (-)-α-Bisabolol­ gehalt mindestens 100 mg% beträgt, während der Gehalt an übrigen Bisaboloiden stets geringer als 50 mg% ist.
Die Bestimmung des Chamazulens erfolgt spektralphoto­ metrisch ähnlich der bei Kamillenextrakten üblichen Weise.
Die Bestimmung des (-)-α-Bisabolols sowie der übrigen Bisaboloide des Kamillenöls erfolgt nach der hierfür üblichen gaschromatographischen Methode.
Verwendungsmöglichkeiten der erfindungsgemäßen Kamille sind beispielsweise: Kamillentee, Kamillenprodukte wie Gesichtswasser, Cremes, Schaumbäder und Gesichtsmasken, welche Extrakte der erfindungsgemäßen Kamille beziehungs­ weise Extrakte der getrockneten Blüten enthalten.
Beispiel 1 (Ausgangskamille ist tetraploid)
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra­ ploiden Kamillensorte, die von I. Sárkány (Herba Hungar. 4 (1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10 000 Pflanzen getestet) wurde ge­ funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen­ gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo­ bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) ist.
Diese Individuen wurden aus selektiert und folgenden Schritten unterworfen:
Schritt 1:
Von den (wie oben beschriebenen) ausselektierten tetra­ ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen ausgelesen, die
  • A) etwa gleichzeitig blühen,
  • B) eine gleichmäßige, grundständige Verzweigung und eine schmale Blühzone von ca. 10 cm, vorzugsweise 5 cm, aufweisen,
  • C) große Blütenköpfchen mit einem Außendurchmesser von ca. 30 mm, vorzugsweise 25-35 mm aufweisen,
  • D) einen Mindestgehalt für Chamazulen von 150 mg% und Bisabolol von 300 mg% erreichen oder über­ schreiten und deren Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxide) deutlich unter 50 mg% liegt. (Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen, die bei 40°C getrocknet wurden und deren Ernte in dem Stadium erfolgte, wo 30-70% aller Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind.
Diese Pflanzen wurden verklont. Hierzu wurden die Pflanzen (Klonmutterpflanzen) zunächst auf circa 15 cm Sproßlänge zurückgeschnitten, unter 8 bis 10 Stunden Tageslänge und 12 bis 14°C zum Neuaustrieb (kurze Seitentriebe) gebracht. Die Kurztriebe wurden geschnitten und in ein Torf-Sand-Gemisch gesteckt. Bei circa 100% relativer Luftfeuchte, 15°C Lufttemperatur und einer Tageslänge von 14 Stunden dauerte die Bewurzelung der Stecklinge 7 bis 14 Tage.
Anstelle der angegebenen konventionellen Verklonung (Stecklingsvermehrung) kann auch die in-vitro-Vermehrung teilungsfähiger Gewebspartien der Pflanze eingesetzt werden (sogenannte Meristem-Vermehrung). Zur Etablierung einer Kamillen-Kultur eignen sich verschiedene Teile der Pflanze, vorzugsweise die Sproßspitzen oder die Achselknospen.
Nach Abspülen der Pflanzen mit H₂O₂ werden unter aseptischen Bedingungen im "Laminar Flow" (Hochleistungs-Schwebstoff- Filter mit turbulenzarmer Verdrängungsströmung) Sproß­ spitzen der Blattachselknospen entnommen und in Reagenz­ gläser übertragen, die mit einem Nährmedium, beispiels­ weise nach Murashige und Skoog (Physiol.Plant. 15, 473-497, 1962) gefüllt sind. Die Reagenzgläser werden in einen Klimaraum mit 12-18, vorzugsweise 16 Stunden Tageslänge (erreicht durch Fluoreszenz-Leuchtstoffröhren), einer Lichtintensität von 500-10.000 lux, vorzugsweise 1.000- 3.000 lux und einer Temperatur von 15-30°C, vorzugs­ weise 22-27°C gestellt.
Sobald die Explantate ein gutes Wachstum zeigen, werden sie auf ein obengenanntes Nährmedium, jedoch mit einer höheren Cytokininkonzentration (30 mg/l N⁶-Isopentenyl­ adenin) und wenig oder gar keinem Auxin (0-0,3 mg/l Indolessigsäure) überführt. In der Folge strecken sich die Achsen und es werden Adventivorgane sowie vermehrt Achselknospen gebildet. Diese können nach der vorer­ wähnten Weise entnommen und angezogen werden.
Die für die Pflanzenvermehrung in größerer Zahl be­ stimmten Explantate (der 3. Passage = 3. Vermehrungs­ generation) werden nach Anwachsen und Ausbildung der Blätter auf dem erstgenannten Nährmedium auf einen Nähr­ boden übertragen, welcher 10 mg/l Indolessigsäure oder 3-Indolbuttersäure oder 0,1-0,3 mg/l α-Naphthylessig­ säure enthält. Dabei bewurzeln sich die Pflänzchen und können nach etwa 4 Wochen in mit sterilisierter Garten­ erde (12 Stunden bei 120°C gedämpft) gefüllte Töpfe gepflanzt und im Gewächshaus (unter Bedingungen wie für die konventionelle Stecklingsvermehrung üblich) weiter­ kultiviert werden.
Nährmedium nach Murashige & Skoog:
Schritt 2:
Die nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen blühten unter isolierten Bedingungen im Gewächshaus gemeinsam ab. Die Pflanzen standen hierbei in 11-cm-Töpfen, ge­ füllt mit Gartenerde, bei 18 bis 24°C Tag- und 12 bis 14°C Nacht-Temperatur. Die Tageslänge betrug mindestens 14 Stunden und wurde im Winterhalbjahr durch Zusatzbe­ lichtung (200 Watt/m²) erreicht. Die Wasserversorgung er­ folgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels eines Schlitzsiebes (5 × 0,4 mm) abgesiebt und durch einen Steigsichter nachgereinigt.
Schritt 3:
Aus dem nach Schritt 2 erhaltenen Saatgut wurde eine Stichprobe entnommen und hieraus circa 2000 Nachkommen gezogen (ökologische Bedingungen wie bei Schritt 2) und nach den gleichen Kriterien A) bis D) von Schritt 1 selektiert. Mit den so selektierten Individuen wurde dann gemäß Schritt 2 verfahren.
Schritt 4:
Von dem Saatgut gemäß Schritt 3 wurde ein Teil an zwei verschiedenen Standorten im Herbst ausgesät.
Standort I)
450 m NN, 48,5° N / 11,5° O,
750 mm Jahresniederschlagssumme,
feucht-gemäßigtes Klima,
Januar -10 bis 0°C,
Juli +10 bis +20°C,
NN = nördlich Normalnull = Seehöhe
°N = nördliche Breite (ngrad)
°0 = östliche Länge (ngrad)
Standort II
200 m NN, 42° N / 1° O,
400 mm Jahresniederschlagssumme,
mediterranes Klima,
Januar 0 bis +10°C,
Juli +20 bis +30°C.
Die Aussaat erfolgte an beiden Standorten Ende September/ Anfang Oktober.
Die so erhaltenen Feldversuchsbestände wurden hinsicht­ lich homogenem Wuchs, Blütengröße und Erntetermin überprüft und beurteilt (bonitiert), außerdem wurden Stichproben der Blüten auf die Wirkstoffgehalte untersucht. Aus dem Feldbestand wurden erneut diejenigen Individuen selektiert, die den bei Schritt 1 genannten Parametern entsprechen. Von diesen wird Saatgut entsprechend Schritt 2, letzter Satz, gewonnen.
Schritt 5:
Mit dem Saatgut gemäß Schritt 4 wurden die Schritte 3 und 4 in der angegebenen Reihenfolge und Weise wieder­ holt.
Schritt 6:
Aus dem nach Schritt 5 gewonnenen Saatgut wurden circa 1500 Individuen gezogen (Ökologische Bedingungen wie bei Schritt 2) und nach dem gleichen Prinzip, wie bei Schritt 1 angegeben ist, selektiert. Von den so aus­ selektierten Pflanzen wurden 34 Individuen ausgewählt und gemäß Schritt 1 verklont. Je 10 Pflanzen jedes Klons wurden in zufälliger Verteilung im Abstand 40×30 cm im Freiland (Standort I, siehe Schritt 4) an isolierter Stelle aufgepflanzt. Der Boden war Löß­ lehm, pH 7,0; die Pflanzung erfolgte Anfang Juni, die erste Ernte der Samen Mitte Juli, danach wurden die Pflanzen zurückgeschnitten, blühten nochmals und lieferten Mitte bis Ende August eine zweite Saatgut­ ernte.
Die Saatgutgewinnung dieses Materials erfolgte gemäß Schritt 2.
Das nach Schritt 6 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs­ gut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat September/Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn 30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die sofort anschließend im Trockenschrank bei 40° 72 Stunden getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf das Gewicht der getrockneten Blüten (Trockensubstanz), beispielsweise mindestens: 150 mg% Chamazulen, 300 mg% (-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Weitere beispielhafte Angaben zu den gemäß dem Bei­ spiel erhaltenen Pflanzen der verfahrensgemäßen Kamille:
1. Wuchs
Stengel: aufrecht, wenig verzweigt;
2. Belaubung
Blatt: fiederteilig, 2- bis 3fach;
Stärke: mittel;
Fiederblatt, Farbe mittelgrün;
Fiederblatt (Stengelmitte); Fiederung: mittel bis stark gefiedert;
3. Blütenstand
Blütenkörbchen (Blütenköpfchen):
circa 30 mm äußerer Durchmesser,
circa 15 mm innerer Durchmesser;
Einzelkörbchengewicht (trocken): circa 45 mg;
Blütensproß, Länge (mm): circa 700, jedoch ab­ hängig von Anbauort (Klima), Aussaattermin, Boden, Düngung, Pflanzenbehandlung, Witterung;
Beginn der Blüte (Tag ab 1. Januar):
circa 160. Tag (Aussaat September, Standort Freising Bundesrepublik Deutschland, ansonsten abhängig von den oben genannten Faktoren).
Blüte: Mitte Juni (siehe oben);
Blütenstände ohne Stiel, Gehalt an ätherischem Öl (% der Trockensubstanz): circa 1,0%; Gehalt an Azulen im ätherischen Öl: mindestens 15%;
Zerfall der getrockneten Blütenstände, Blütendroge:
gering, wenn vor Öffnen der letzten Röhrenblüten geerntet;
Pollendurchmesser: circa 30 µm;
Samenlänge: circa 1,25 mm;
Chromosomenzahl der somatischen Zellen: 4 n : 36;
4. Frucht
Tausendkornmasse (TKM) der Samen: 0,06 bis 0,13 g;
5. Keimfähigkeit (KF)
ca. 75%;
6. Reinheit
94-95%;
7. Weitere Merkmale
Eintrocknungsverhältnis frisch : trocken (Blüte) = 5,5 bis 6 : 1, charakteristisch aromatischer Geruch der Droge, fein aromatischer, typischer Geschmack des Teeaufgusses.
Darüber hinaus können folgende Eigenschaften vorliegen: Einheitliche Wuchshöhe (Ausgeglichenheit) mit schmaler Blühzone, daher besonders geeignet für die mechanische Ernte, große Blütenköpfchen, mittelhoher Ertrag; grundständig verzweigte (3 bis 5fach) Form.
Gewinnung des getrockneten Materials:
Die gemäß diesem Beispiel erhaltene Kamille wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa 50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage ausgebreitet. An­ schließend werden die Blütenköpfchen in einer Sieb­ anlage von den Stengeln befreit und bis zur Gewichts­ konstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus wird gesiebt und anschließend in Ballen ge­ preßt.
Analyse
Ätherisches Öl: 960 mg%
Chamazulen: 162 mg%
(-)-α-Bisabolol: 330 mg%.
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären Bandtrockenanlage mittels künstlich erwärmter Luft bei einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent­ fernung von Stengelteilen und Blütengrus wird ab­ gesiebt und anschließend in Ballen gepreßt.
Die Analysenwerte eines solchen getrockneten Materials ergibt zum Beispiel
Ätherisches Öl: 870 mg%
Chamazulen: 94 mg%
(-)-α-Bisabolol: 197 mg%.
Beispiel 2 (Ausgangskamille ist tetraploid)
Durch Einzelpflanzenvariabilitätstests in der tetra­ ploiden Kamillensorte, die von I. Sárkány (Herba Hungar. 4(1), 125-169 (1965) beschrieben wurde, (es wurden ca. 10 000 Pflanzen getestet) wurde ge­ funden, daß auf etwa 1000 Individuen eine Pflanze kommt, die im ätherischen Öl einen hohen Chamazulen­ gehalt von 20 Gewichtsprozent sowie einen hohen (-)-α- Bisabololgehalt von 50 Gewichtsprozent aufweist, wo­ bei gleichzeitig der Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid sehr gering (weniger als 5 Gewichtsprozent) aufweist.
Diese Individuen wurden aus selektiert und folgenden Schritten unterworfen:
Schritt 1:
Von den wie oben beschriebenen ausselektierten tetra­ ploiden Kamillenpflanzen wurden diejenigen Individuen ausgelesen, die einen Mindestgehalt für Chamazulen von 100 mg% und für (-)-α-Bisabolol von 200 mg% er­ reichen oder überschreiten und deren Gehalt an übrigen Bisaboloiden (insbesondere Bisabololoxiden) unter 50 mg% liegt. Sämtliche Werte beziehen sich auf Blütenköpfchen, die bei ca. 40°C getrocknet wurden und deren Ernte in dem Stadium erfolgte, wenn ca. 30-70% aller Röhren­ blüten eines Köpfchens geöffnet sind.
Schritt 2:
Von den nach Schritt 1 erhaltenen Pflanzen wurden alle aufgeblühten Blütenkörbchen entfernt, anschließend kamen die Pflanzen in ein Gewächshaus und blühten unter isolierten Bedingungen gemeinsam ab. Die Pflanzen standen hierbei in 11-cm-Töpfen, gefüllt mit Gartenerde, bei 18 bis 24°C Tag- und 12 bis 14°C Nacht-Temperatur. Die Tageslänge betrug mindestens 14 Stunden und wurde im Winterhalbjahr durch Zusatzbelichtung (200 Watt/m²) erreicht. Die Wasserversorgung erfolgte nach Bedarf.
Von der Gesamtheit der selektierten Individuen wurden über einen Zeitraum von 4 Wochen laufend diejenigen Köpfchen zur Saatgutgewinnung geerntet, die verblüht und kurz vor dem Zerfallen waren. Trocknung erfolgte in einer gut durchlüfteten Halle bei einer Lufttemperatur zwischen 20-30°C; anschließend wurde das Saatgut mittels eines Schlitzsiebes (5×0,4 mm) abgesiebt und durch einen Steigsichter nachgereinigt.
Das nach Schritt 2 erhaltene Saatgut ist das Vermehrungs­ saatgut der verfahrensgemäßen Kamille.
Blüten von Pflanzen aus diesem Vermehrungsgut (Aussaat September/Oktober, Ernte Anfang Juni des darauffolgenden Jahres), die zu dem Zeitpunkt gepflückt werden, wenn 30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind, und die sofort anschließend im Trockenschrank bei 40°C 72 Stunden getrocknet wurden, enthalten, bezogen auf das Gewicht der getrockneten Blüten, mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% übrige Bisaboloide.
Gewinnung des getrockneten Materials:
Die gemäß diesem Beispiel erhaltene Kamille wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa 50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden. Das Ernte gut wird möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage ausgebreitet. Anschließend werden die Blütenköpfchen in einer Sieb­ anlage von den Stengeln befreit und bis zur Gewichts­ konstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus werden die getrockneten Blüten gesiebt und anschließend in Ballen ge­ preßt.
Analyse
Ätherisches Öl: 940 mg%
Chamazulen: 132 mg%
(-)-α-Bisabolol: 243 mg%.
Erfolgt die Trocknung beispielsweise in einer stationären Bandtrockenanläge mittels künstlich erwärmter Luft bei einer Temperatur zwischen 50 und 70°C, so ist die Trocknung nach etwa 4-5 Stunden beendet. Zur Ent­ fernung von Stengelteilen und Blütengrus werden die getrockneten Blüten gesiebt und anschließend in Ballen gepreßt.
Die Analysenwerte solcher getrockneten Blüten sind zum Beispiel:
Ätherisches Öl: 775 mg%
Chamazulen: 65 mg%
(-)-α-Bisabolol: 163 mg%.
Beispiel 3 (Ausgangskamille ist diploid)
Durch Einzelpflanzenvaribilitätstests der diploiden, nur wenig Bisabolol enthaltenden, aber nicht bisabolol­ freien Kamillen, die in Franz, Ch., J. Hölzl und A. Vömel: Acta Horticulturae 73, 109-114 (1978) beschrieben werden, wurde gefunden, daß maximal bis zu 20% aller Individuen im ätherischen Öl einen Chamazulengehalt von etwa 20 Gewichts-% und/oder einen hohen (-)-α-Bisabololgehalt von 50 Gewichts-% aufweisen, wobei gleichzeitig der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid) sehr gering ist. Diese Individuen wurden aus selektiert und wie folgt tetraploidisiert:
Samen der so ausselektierten Kamillenpflanzen wurden auf ein mit 0,05%iger wäßriger Colchicinlösung getränktes Filterpapier aufgebracht und bei Raumtemperatur (20°C) 6 Stunden quellen lassen. Daraufhin wurden sie vom Filterpapier entfernt, mit Wasser mehrmals gespült und in Saatkisten (Gewächshaus) ausgesät: Erde: Torf-Sand-Gemisch 1 : 1, Temperatur: 18 bis 20°C, relative Luftfeuchtigkeit: circa 60%, Tageslänge bei künstlicher Belichtung: 14 Stun­ den.
Die keimenden Pflanzen wurden bis zur Blüte beobachtet, der Polyploidisierungserfolg wurde durch Vergleichs­ messung der Pollen- und Samengröße sowie durch Chromosomen­ zählung der Pflanzen (F₁-Nachkommenschaft = erste, aus Samen gezogene Nachkommenschaft der als tetraploid be­ stätigten colchicinierten Pflanzen) festgestellt.
Die Tetraploidisierung kann auch auf folgende Weise erfolgen:
Auf wassergetränktem Filterpapier ausgekeimte, 5 bis 7 Tage alte, gut entwickelte Kamillenkeimlinge wurden bei Raumtemperatur (20°C) für 4 bis 6 Stunden mit den Keimblättern nach unten in eine 0,05%ige Colchicinlösung gestellt. Die empfindlichen Keimwurzeln wurden dabei ge­ schont; um Trockenschäden an ihnen zu vermeiden, muß die umgebende Atmosphäre nahezu 100% relative Luftfeuchte aufweisen. Nach der Behandlung wurden die Keimlinge mit Wasser mehrmals gespült und in Pflanzkistchen pikiert. Die weitere Behandlung erfolgte wie bei den Samen.
Die Pollengrößenmessungen werden mit einem Leitz-Bino­ kular-Forschungsmikroskop mit Mikrometer-Meßokular und Mikrometer-Objektträger durchgeführt.
Die Chromosomenzählung findet an Wurzelspitzen statt:
Von den im Gewächshaus gezogenen Jungpflanzen oder Stecklingspflanzen werden 1 bis 2 cm lange frische Wurzelenden gesammelt, 5 Stunden in 0,002 molare Hydroxychinolin-Lösung und anschließend 15 Minuten in 1N HCl eingelegt. Zur Untersuchung werden circa 1 mm der Wurzelspitzen mit 2%iger Orcein-Essigsäure ange­ färbt und in Ölimmersion mikroskopisch untersucht. Bei den in Mitose befindlichen Zellen kann so der 4-fache Chromosomensatz der somatischen Zellen be­ stimmt werden (4n = 36).
Diejenigen Pflanzen, bei welchen der Pollendurchmesser um circa 50% größer als derjenige des diploiden Ausgangs­ materials (circa 30 statt circa 20 µm) und bei denen der Chromosomensatz der somatischen Zellen auf 36 verdoppelt war (bei dem diploiden Ausgangsmaterial ist die ent­ sprechende Zahl 18) sind tetraploid. Diese wurden aus­ selektiert. Ungefähr 0,1 bis 0,5% der Samen beziehungs­ weise der Keimlinge wurden bei der oben angegebenen Methode tetraploidisiert und entwickelten blühfähige, intakte Pflanzen. Es schließen sich nun beispielsweise die Schritte 1 und 2 entsprechend Beispiel 2 an.
Die Blüten der so erhaltenen Kamille enthalten bei­ spielsweise mindestens 100 mg% Chamazulen, 200 mg% (-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% an übrigen Bisaboloiden (Ernte zu dem Zeitpunkt, wo 30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind und 72stündiges Trocknen im Trockenschrank bei 40°C).
Gewinnung des getrockneten Materials:
Die gemäß diesem Beispiel erhaltene Kamille wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa 50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage ausgebreitet. An­ schließend werden die Blütenköpfchen in einer Sieb­ anlage von den Stengeln befreit und bis zur Gewichts­ konstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus werden die ge­ trockneten Blüten gesiebt und anschließend in Ballen ge­ preßt.
Analyse
Ätherisches Öl: 910 mg%
Chamazulen: 117 mg%
(-)-α-Bisabolol: 252 mg%
Beispiel 4 (Ausgangskamille ist diploid)
Durch Einzelpflanzenvaribilitätstests der diploiden, nur wenig Bisabolol enthaltenden, aber nicht bisabolol­ freien Kamillen, die in Franz, Ch., J. Hölzl und A. Vömel: Acta Horticulturae 73, 109-114 (1978) beschrieben werden, wurde gefunden, daß maximal bis zu 20% aller Individuen im ätherischen Öl einen Chamazulengehalt von etwa 20 Gewichts-% und/oder einen hohen (-)-α-Bisabololgehalt von 50 Gewichts-% aufweisen, wobei gleichzeitig der Gehalt an den übrigen Bisaboloiden (insbesondere (-)-α-Bisabolonoxid) sehr gering ist. Diese Individuen wurden ausselektiert und genau wie in Beispiel 3 angegeben ist tetraploidisiert und die tetraploiden Individuen aus selektiert.
Ungefähr 0,1 bis 0,5% der Samen beziehungsweise der Keimlinge wurden tetraploidisiert und entwickelten blühfähige, intakte Pflanzen.
Es schließen sich nun beispielsweise die Schritte 1 bis 6 entsprechend Beispiel 1 an.
Die Blüten der so erhaltenen Kamille enthalten bei­ spielsweise mindestens 150 mg% Chamazulen, 300 mg% (-)-α-Bisabolol und höchstens 50 mg% an übrigen Bisaboloiden (Ernte zu dem Zeitpunkt, wo 30-70% der Röhrenblüten geöffnet sind und 72stündiges Trocknen im Trockenschrank bei 40°C).
Die übrigen Eigenschaften entsprechen denen der nach Beispiel 1 erhaltenen Kamille.
Gewinnung des getrockneten Materials:
Die gemäß diesem Beispiel erhaltene Kamille wird in üblicher Weise feldmäßig ausgesät. Sobald die Pflanzen sich entwickelt haben und die Blütenköpfchen in dem Vegetationsstadium sind, wo etwa 50% der Röhrenblüten geöffnet sind, werden diese Blütenköpfchen mit einer Kamillenpflückmaschine geerntet, wobei die Kammabstände der Pflückmaschine so eingestellt sind, daß nur die Blütenköpfchen, deren Röhrenblüten zu 50% offen sind, abgestreift werden. Das Erntegut wird möglichst rasch an einen schattigen Ort transportiert und dort bis zur Weiterverarbeitung in dünner Lage ausgebreitet. An­ schließend werden die Blütenköpfchen in einer Sieb­ anlage von den Stengeln befreit und bis zur Gewichts­ konstanz getrocknet. Der Gewichtsverlust beträgt etwa 80%. Die Trocknung erfolgt im Schatten an einer gut belüfteten Stelle auf Horden in einer Schichtdicke von etwa 10 cm.
Nach etwa 2-3 Tagen ist die Trocknung beendet. Zur Entfernung von Stengelteilen und Blütengrus werden die getrockneten Blüten gesiebt und anschließend in. Ballen ge­ preßt.
Analyse
Ätherisches Öl: 1020 mg%
Chamazulen: 173 mg%
(-)-α-Bisabolol: 418 mg%.

Claims (14)

1. Verfahren zur Herstellung einer neuen bisabololreichen, tetraploiden Kamille der Kulturpflanzenart echte Kamille (Chamomilla recutita (L.) Rauschert, synonym mit Matricaria chamomilla L., Asteraceae), deren bei 40°C getrocknete Blüten, bezogen auf die Trockensubstanz, mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden aufweisen, dadurch gekennzeichnet, daß man
  • a) entweder aus einer diploiden Kamille - ausgenommen die diploide Kamillensorte DEGUMILL - die Einzelpflanzen auswählt, wo (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt, diese in an sich bekannter Weise tetraploidisiert, die erhaltenen tetraploiden Pflanzen ausselektiert, nun von diesen tetraploiden Pflanzen diejenigen Pflanzen ausselektiert, deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten, und solche Pflanzen weiteren Selektions- und Vermehrungsschritten unterwirft oder
  • b) aus einer bekannten tetraploiden Kamille die Einzelpflanzen auswählt, wo (-)-α-Bisabolol die Hauptkomponente des ätherischen Öls darstellt, und deren bei 40°C getrocknete Blüten mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α­ Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthalten, und gegebenenfalls solche Pflanzen weiteren Selektions- und Vermehrungsschritten unterwirft und aus Kamillenpflanzen der so erhaltenen Kamillenarten Vermehrungsgut und/oder ein getrocknetes Material gewinnt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Tetraploidisierung entweder mittels Chemikalien bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, oder mittels Gammastrahlen, Röntgestrahlen oder UV-Strahlen, bei Temperaturen zwischen 0 und 35°C, oder mittels hoher Temperaturen von 33 bis 50°C, oder mittels niedriger Temperaturen von 0 bis 5°C, oder mittels der Dekapitierungs-Kallus-Methode oder durch Antherenkultur erfolgt.
3. Verfahren nach einem oder mehreren der vorange­ gangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Selektions- und Vermehrungsschritte in folgendem bestehen:
  • a) Selektion von mindestens 10 Individuen der tetraploiden Pflanzen nach Wirkstoffgehalt (mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% Bisabolol und weniger als 50 mg% übrige Bisaboloide, alles bezogen auf die Trockensubstanz), gleichzeitigem Blühtermin, gleichmäßiger grundständiger Verzweigung so­ wie einer Blütenköpfchengröße von 20 bis 40 mm, Verklonung der so herausselektierten Pflanzen und Gewinnung von Saatgut aus den durch die Verklonung erhaltenen Pflanzen,
  • b) Ziehung von Nachkommen aus dem gemäß a) er­ haltenen Saatgut, anschließende Selektion ge­ mäß a) und Gewinnung von Saatgut aus den so ausselektierten Pflanzen,
  • c) 3-5malige Wiederholung der Maßnahmen gemäß b),
  • d) Ziehung von Nachkommen aus dem gemäß c) er­ haltenen Saatgut, Selektion dieser Nachkommen gemäß a), Verklonung der so selektierten Pflanzen und Gewinnung von Saatgut aus den durch die Verklonung erhaltenen Pflanzen.
4. Kamille oder Kamillenvermehrungsgut, erhalten nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche
5. Verwendung von Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche zur Herstellung von Vermehrungsgut.
6. Verfahren zur Herstellung von Vermehrungsgut, dadurch gekennzeichnet, daß aus Kamillenpflanzen nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche in an sich bekannter Weise Samen oder Stecklinge gewonnen werden.
7. Verwendung einer Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche zur Herstellung eines getrockneten Materials.
8. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Blüten in einem Vegetationsstadium geerntet werden, wo 30-100% der Röhrenblüten eines Blüten­ köpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur bis zu 70°C getrocknet werden, wobei ein so erhaltenes Material mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
9. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blütenköpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur von nicht höher als 50°C getrocknet werden und dieses getrocknete Material mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
10. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden, wo 30-70% der Röhrenblüten eines Blüten­ köpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur zwischen 50-70°C getrocknet wer­ den und das so erhaltene getrocknete Material mindestens 50 mg% Chamazulen, mindestens 150 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
11. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden, wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blütenköpfens geöffnet sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur von nicht höher als 50°C getrocknet werden und das so erhaltene getrocknete Material mindestens 40 mg% Chamazulen, mindestens 120 mg% (-)-α-Bisabold und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
12. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Blüten in dem Vegetationsstadium geerntet werden, wo 70-100% der Röhrenblüten eines Blüten­ köpfchens geöffnet sind und die Blüten bei einer Lufttemperatur zwischen 50-70°C getrocknet werden und das so erhaltene getrocknete Material mindestens 30 mg% Chamazulen, mindestens 100 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als mg% an übrigen Bisaboloiden enthält.
13. Verfahren zur Herstellung eines getrockneten Materials aus Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen Ansprüche, das mindestens 100 mg% Chamazulen und mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol enthält, wobei der Gehalt an übrigen Bisaboloiden unter 50 mg% liegt.
14. Getrocknetes Material aus Kamillenblüten, das mindestens 100 mg% Chamazulen, mindestens 200 mg% (-)-α-Bisabolol und weniger als 50 mg% an übrigen Bisaboloiden enthält, dadurch gekennzeichnet, daß zu seiner Herstellung Blüten der Kamille nach einem oder mehreren der vorangegangenen An­ sprüche verwendet werden.
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