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Verfahren zur Herstellung eines Bindemittels für Anstrichfarben. Den
Gegenstand der Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung eines Bindemittels
für Anstrichfarben.
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Als Bindemittel für Anstrichfarben dienten in bekannter Weise tierischer
oder pflanzlischer Leim, auch Pflanzenschleim in Verbindung mit Ätzkali, ferner
auch der bekannte aus Getreidemehl hergestellte Kleister, Stärke und andere Substanzen.
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Bei _ der Verwendung dieser bekannten Mittel zur Bildung der sogenannten
Leimfarbe, bei denen . bekanntlich nur Farbmittel erdischer Beschaffenheit unter
Beimengung von Klebmitteln unter Ausschluß von Öl Verwendung finden, haben sich
verschiedene Nachteile herausgebildet, insbesondere ist die Bindung niemals derart
durchgreifend, daß die Farben- absolut haftbar sind, vielmehr ist eine Übertragung
bei Berührung derselben auf Kleidungsstücke u. dgl. allgemein zu beobachten. Muß
eine Fläche mehrmals überstrichen werden, so ist es erforderlich, da.ß jeweils nach
Auftragen einer neuen Schicht ein Abseifen der Fläche stattfindet, zu dem Zwecke,
den zur Bindung verwendeten Leim der ersten Schicht zur Bindung mit der zweiten
Schicht zu veranlassen, ferner aber auch, um eine gleichmäßige Verteilung der Farbschicht
ohne Streifenbildung zu ermöglichen, kurz gesagt, um die zur Verwendung gelangende
Leimbeimengung leichter verstreichbar zu machen. Diese Leimfarben besitzen noch
den weiteren wesentlichen Nachteil, daß dieselben leicht abblättern, dann aber auch
bei Anstrichen von den Witterungseinflüssen o. dgl. ausgesetzten Stellen einer Zerstörung
schlechtweg anheimfallen. Bei Anstrichen an Decken und Wänden,-bei welchen sich
sogenannte Moderstellen ergeben, oder durch die Einwirkung von Salpetersäure usw.
bilden, bildet die Leimbeimengung der Farbe einen günstigen Nährboden für Schimmelpilze
und salpeterischer Ausschläge.
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Um diese @ Übelstände zu vermeiden, ist man erfindungsgemäß davon
ausgegangen, ein Bindemittel für Farbanstriche,--welche nicht durch andere Mittel,
wie Öle u: d'gl., gebunden werden, zu schaffen, das in sich bereits die Eigenschaften
besitzt, welche man in einem Nebenprozeß, der mit der eigentlichen Anstricharbeit
nichts zu tun hat, wie das Abseifen der Wände zur Erzielung einer mehrfachen Deckschicht,
in dem von vornherein dem Bindemittel eine verseifbare Zusammensetzung gegeben wird.
Dieses Mittel wird erfindungsgemäß in der Natronlauge gefunden. Es geht nun aber
nicht schlechthin -an, den bisherigen Leimfarben einfach Natronlauge beizumengen,
da sich hier ein gerinnendes Gemisch ergeben wird, das sich als Anstrichfarbe nicht
mehr eignen würde, insbesondere würde der verwendete Pflanzenleim durch dieNatronlauge
derZerstörung anheimfallen. Es mußte demgemäß ein neues Bindemittel an sich gefunden
werden, welches gemäß der Erfindung aus einer Mischung von Roggenmehl mit Natronlauge
gebildet ist, an und für sich ist es bekannt, aus Mehl klebrige, demgemäß leimartige
Anstrichmasse, den sogenannten Kleister, zu schaffen, indessen handelt es sich beim
Erfindungsgegenstand um ein anderes Anwendungsgebiet, woselbst
der
bekannte Kleister oder die Hinzufügung eines Kleisters als Bindemittel nicht in
Betracht kommen kann, weil diesem die WetterbeständigkVt#7.urid Mwasehkarkeit ermangelt,
sondern kamres dara.üf an,- ein Bindemittel zu schaffen, das',' -,ni@ht-hurdief'#guten
Eigenschaften des bisherigen Leimbindemittels besitzt, sondern auch -die Nachteile
desselben vollständig vermeidet und' sich im übrigen in der Anwendung und im Verhalten
einem guten Ölanstrich nähert.
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Das' Verfahren zur Herstellung eines solchen Bindemittels besteht
hiernach im folgenden: Kaustische Soda wird mit heißem Wasser im Gewichtsverhältnis
von r : 7 aufgelöst. Hierauf wird auf getrenntem Wege Roggenmehl mit kaitdm Wasser
so weit aufgerührt, bis eine dicke, breiartige Suppe entsteht. Selbstverständlich:
muß hierbei Sorge getragen werden, daß die Auflösungsprozesse von Mehl und Soda
restlos erfolgen. Dem Mehlbrei wird nun auf kaltem Wege und unter stetem Rühren
die Natronlauge langsam, zweckmäßig durch: Ausgießen aus einer Flasche beigefügt,
das so lange geschieht, bis der Mehlbrei vollständig eingedickt ist. Dies Verfahren
ist gewissermaßen einem kalten Kochprozeß zu vergleichen. Das Bindemittel ist hiernach
für den Gebrauch fertig. In der Anwendung wird dasselbe den vorher mit Wasser angerührten
Farben zugesetzt, wodurch letztere haltbar und mischfest gemacht Werden;: indessen
wird das Bindemittel gleichfalls vorher etwas verdünnt, in einem Grade; der sich
nach dem Verwendungszweck der Farben richtet.
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Durch den Zusatz von kaustischer Soda findet eine Bindung aufeinandergelagerter
Farbschichten ohne weiteres statt und wird hierdurch, wie schon eingangs erwähnt,
der sonst in Anwendung kommende Waschprozeß mit Seife erübrigt, weil bereits durch
die Verwendung der Natronlauge an sich geivissermaßen eine Verseifung stattfindet.
Flächen, welche zur Bildung von Aufschlägen, insbesondere von Säurekristallen neigen,
lassen die Säurebildung oder das Ausscheiden von Kristallen, sofern sie mit einer
Farbe gestrichen werden, welche das vorgeschriebene Bindungsmittel enthält, überhaupt
nicht aufkommen, weil ohne weiteres durch die Natronlauge eine Neutralisierung der
Säuren stattfindet.