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Mehrstellige Textilmaschinen zum Erzeugen oder Bearbeiten von Fäden, insbesondere auch Texturiermaschinen, weisen eine Vielzahl von Aufwickeleinrichtungen auf, welche im wesentlichen längs der Maschinenfront in etagenweise übereinanderliegenden Reihen angeordnet sind. Die Fäden werden senkrecht von oben oder senkrecht von unten kommend im wesentlichen an der Maschinenfront und auf die einzelnen Aufwickeleinrichtungen verteilt. Wenn es nicht möglich oder zweckmäßig ist, den Lauf der Fäden während des Spulenwechsels zu unterbrechen, ist es erforderlich, die Fäden während des Spulenwechsels aus den den Aufwickeleinrichtungen zugeordneten Changiereinrichtungen herauszunehmen und auf irgendeine Weise dem Abfall zuzuführen. Bekannt ist, die Fäden während des Spulenwechsels durch Saugeinrichtungen abzuziehen, die in einen Abfallbehälter münden (vergleiche z. B. DE-OS 20 38 432 oder 21 28 974). Aus der DE-OS 20 38 432 ist ferner bekannt, die Maschine alternativ mit Abfallspuleinrichtungen auszurüsten, welche jeweils einer Aufwickeleinrichtung zugeordnet sind, wobei die Fäden während eines Spulenwechsels auf der jeweiligen Abfallspule mit der gleichen Geschwindigkeit aufgespult werden wie auf der gerade auszuwechselnden Aufwickelspule.
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Bei dem Betrieb derartiger Textilmaschinen ist es allgemein üblich, die abgenommen Aufwickelspulen einer Qualitätskontrolle zuzuführen, bei der die Qualitätsmerkmale zumindest stichprobenweise erfaßt werden. Als Qualitätskontrolle z. B. texturierter Fäden, kommt z. B. die Bestimmung der Feinheit des Fadens, der Kräuselung, der Dehnung oder der Festigkeit in Betracht. Bei diesem Arbeitsverfahren der Qualitätskontrolle ist es jedoch nachteilig, daß die Aufwickelspulen für die erforderlichen Untersuchungen aus dem Materialfluß herausgenommen werden müssen und dieser gestört wird oder sogar gestoppt werden muß.
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Aus der US-PS 43 40 187 ist es außerdem bekannt, längs einer Spinnmaschine verfahrbare Hilfseinrichtungen zu verwenden, mit denen die vollen Aufwickelspulen nach ihrer Abnahme vom jeweiligen Spannfutter unverzüglich einer Qualitätskontrolle zugeführt werden. Gleichzeitig werden die kontinuierlich weiter anfallenden Fäden von einer zweiten Hilfseinrichtung abgesaugt und nach der Bestückung des Spannfutters mit neuen Leerhülsen wieder an diese angelegt. Die Qualitätskontrolle findet bei diesem Verfahren während des Transportes der Aufwickelspulen zum Spulengatter statt, und zwar auf dem hierfür in geeigneter Weise ausgebildeten und mit Meßeinrichtungen vesehenen Spulenabnahmewagen.
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Aufgabe der Erfindung ist es, ein Arbeitsverfahren für den Spulenwechsel in einer Fadenerzeugungs- oder Fadenbearbeitungsmaschine anzugeben, bei dem die Qualitätskontrolle der Fäden im zuvor definierten Sinn eingeschlossen ist, wobei einerseits der Materialfluß der von der Spulspindeln abgenommen Aufwickelspulen nicht unterbrochen wird und wobei andererseits der Spulenabnahmewagen schneller wieder verfügbar ist.
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Die Aufgabe wird für ein Verfahren nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1 durch die im kennzeichnenden Teil des Anspruchs angegebenen Merkmale gelöst.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird ein neuer Weg beschritten.
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Es wird unter Produktionsbedingungen der Fadenerzeugungs- oder Fadenbearbeitungsmaschine, daß heißt im wesentlichen mit derselben Aufwickelgeschwindigkeit und unter gleichzeitiger Changierung des Fadens während des Spulenwechsels eine Abfallspule gebildet, an der die Untersuchungen der Qualitätskontrolle ausgeführt werden. Die Abfallspule wird dabei auf einer längs der Textilmaschine verfahrbaren Hilfseinrichtung gebildet.
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Der besondere Vorteil des Verfahrens nach der Erfindung liegt darin, daß hier die vollen Spulen gleich bei Abnahme von der Textilmaschine versandfertig gemacht werden können, ohne daß es noch einmal erforderlich ist, von jeder Spule oder stichprobenweise eine Fadenprobe zu entnehmen. Je nach Umfang der Qualitätskontrolle ist eine Handhabung der schweren Aufwickelspulen für diese Untersuchungen nicht erforderlich, wodurch insbesondere die empfindlichen äußeren Fadenlagen weniger gefährdet sind. Als Fadenprobe dienen nach der Erfindung die auf die Abfallspule aufgewickelten Fäden, z. B. der horizontalen Reihe von Aufwickeleinrichtungen eines Feldes, wobei vorgesehen wird, daß die gemessenen Qualitätsdaten der auf der Abfallspule aufgewickelten Fäden einer bestimmten Fadenlänge zugeordnet werden, so daß auch die Zuordnung der Qualitätsdaten zu bestimmten, zuvor markierten Spulen eindeutig möglich ist.
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Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus den Patentansprüchen 2 bis 5. Ein Ausführungsbeispiel ist an Hand der Zeichnung dargestellt. Es zeigt
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Fig. 1 eine Hilfsvorrichtung mit Abfallspuleinrichtungen zur Ausführung der Erfindung.
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Von der Textilmaschine ist in Fig. 1 lediglich eine Säule von Aufspuleinrichtungen gezeigt. Die Aufspuleinrichtungen sind in Aufwickeletagen 1, 2, 3 in einer Säule übereinander angeordnet. Die Darstellung zeigt den Blick auf die Maschinenlängsfront. Nicht dargestellt ist, daß eine Vielzahl gleichartiger Aufwickeleinrichtungen säulenweise und etagenweise im wesentlichen entlang der Maschinenlängsfront verteilt sind. Jede einzelne Aufwickeleinrichtung besteht aus einem nicht dargestellten U-förmigen Spulenhalter, in welchem die Hülse der Aufwickelspule 4 eingespannt ist. Die Aufwickelspule 4 liegt auf der Treibwalze 5 auf. Die Treibwalze ist mit konstanter Drehzahl angetrieben. Nicht dargestellt ist die zu jeder Aufwickeleinrichtung gehörende Changiereinrichtung, welche der Aufwickelspule 4 im Fadenlauf vorgeordnet ist. Die Fäden 6, 7, 8, welche den in einer Säule in Etagen 1, 2, 3 übereinanderliegenden Aufwickeleinrichtungen zugeführt werden, kommen im dargestellten Fall in horizontaler Richtung nebeneinander über die Ölwalzen 13, die durch eine Präparationsflüssigkeit im Trog 14 auf ihrem Umfang ständig befeuchet werden, angelaufen, werden durch Umlenkfadenführer 12 im wesentlichen senkrecht nach oben umgelenkt und sodann einzeln auf die Leitstangen 9, 10, 11 verteilt. Die ihren jeweiligen Aufwickeleinrichtungen zulaufenden Fäden 6, 7, 8 bilden je ein Changierdreieck zwischen dem Umlenkfadenführer 12 bzw. Fadenführungsnuten in einer der Leitstangen 10 und 11 und der jeweiligen Aufwickelspule. Zweck der Leitstangen 9, 10, 11 ist einerseits, die Fäden an der Maschinenfront in drei getrennten, senkrechten Ebenen so zu führen, daß die Fäden nicht miteinander in Berührung kommen, und andererseits die Fäden vor ihrer jeweiligen Aufwickelspule aus der senkrechten Ebene in eine geneigte oder horizontale Changierebene umzulenken.
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Es sei erwähnt, daß zum Spulenwechsel der Fadenlauf nach Möglichkeiten erhalten bleiben soll, da hiervon die Geschwindigkeit des Spulenwechsels, die Produktion von Abfall und der Verlust an Betriebszeit durch den Spulenwechsel abhängt. Insbesondere soll vermieden werden, daß die Fäden von den Ölwalzen 13 und von dem Umlenkfadenführer 12 abgenommen werden müssen.
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Die dem Spulenwechsel dienende Hilfsvorrichtung 16 ist ein Wagen, der auf Rädern 17 längs der Maschinenfront von einer Säule von Aufwickeleinrichtungen zur nächsten verfahrbar ist. Die Hilfsvorrichtung 16 weist wenigstens die Abfallspuleinrichtungen auf. Die Abfallspulen 18 sind frei drehbar gelagert. Sie werden durch Treibwalzen 19 angetrieben. Die Treibwalzen 19 sind durch Motoren 20 und Steuereinrichtungen 21 mit konstanter Umfangsgeschwindigkeit angetrieben. Die Geschwindigkeit der Treibwalze 19 ist derart eingestellt, daß ihre Umfangsgeschwindigkeit im wesentlichen der Fadenlaufgeschwindikeit entspricht. Nicht dargestellt ist, daß die Treibwalze 19 und die Abfallspule 18 eine Relativbewegung zueinander ausführen können, um dem wachsenden Durchmesser der Abfallspule Rechnung zu tragen.
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Statt des Treibwalzenantriebs kommt auch der Antrieb durch Schlupfmotor oder über eine Schlupfkupplung in Betracht.
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Nicht dargestellt sind ferner Fadengreifeinrichtungen. Dabei kann es sich um an sich bekannte, programmierbare Handhabungsgeräte (Roboter) handeln, die auf der Hilfsvorrichtung 16 installiert und jeweils einer oder sämtlichen Aufwickeletagen zugeordnet sind. Diese Handhabungsgeräte sind im allgemeinen weggesteuert und stellungsgeregelt. Die anzufahrenden Endpositionen, die Fahrgeschwindigkeiten und die einzelnen, durchzuführenden Bewegungen zum Fadengreifen und Fadenumlegen können frei programmiert werden.
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Der Bewegungsablauf und die Positionierung läßt sich weiterhin durch Fühler steuern, überwachen oder regeln.
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Die Fadengreifeinrichtungen können jedoch auch mit der Hilfsvorrichtung 16 verbundende Einzelteile mit Einzelantrieben und fest vorgegebenen Bewegungsabläufen sein. In beiden Ausführungen sind die Fadengreifeinrichtungen vorzugsweise jeweils einer Aufwickeletage 1, 2, 3 zugeordnet.
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Sie sind so angeordnet und so beweglich, daß sie die Fäden 6, 7, 8 in ihrem jeweiligen Changierdreieck hintergreifen, aus ihrer jeweiligen (nicht dargestellten) Changiereinrichrung herausheben, in die jeweils einer Abfallspule 18 zugeordneten Changiereinrichtung 24 der Hilfsvorrichtung 16 einlegen und in der dargestellten seitlichen Bahn führen, in der die Fäden das Auswechseln einer vollen Aufwickelspule 4 gegen eine Leerhülse nicht behindern. Dabei ist die Bewegungsbahn der nicht dargestellten Fadengreifeinrichtung so, daß der Faden beim Anlegen an die Changiereinrichtung 24 auch in Kontakt mit den Flanschen der Abfallspule 18 gelangt.
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Die Flansche sind mit Fangkerben versehen. Die Fäden werden von den Fangkerben ergriffen und durch die Drehung der Abfallspulen 18 derart angespannt, daß sie zwischen der Fangkerbe und der jeweiligen Aufwickelspule 4 abreißen. Jeder der nun seitlich von ihren Aufwickelspulen 4 geführten Fäden wird auf je eine Abfallspule 18 aufgewickelt. Nunmehr können die Aufwickelspulen 4 aus ihren (nicht dargestellten) Spulenhaltern herausgenommen werden. Sodann setzt man neue Leerhülsen in die Spulenhalter und bringt die Leerhülsen wieder in Umfangskontakt mit den ständig in Betrieb befindlichen Treibwalzen 5. Jetzt treten wiederum Fadengreifeinrichtungen in Aktion, welche die den Abfallspulen 18 zulaufenden Fäden hintergreifen und wieder an die zugeordnete rotierende Leerhülse anlegen. Dabei werden die Fäden aus der Changiereinrichtung 24 der Abfallspulen 18herausgehoben und von der Changiereinrichtung vor der Aufwickeleinrichtung gefangen.
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Sodann wird die Hilfsvorrichtung 16 zu einer anderen Säule von Aufwickeleinrichtungen gefahren. Die dort während des Spulenwechsels anfallenden Fäden werden ebenfalls auf die Abfallspulen 18 aufgewickelt. Auf diese Weise ist es möglich, auf einer einzigen Abfallspule die Fäden einer Anzahl von Aufwickeleinrichtungen einer Maschinenetage hintereinander aufzuspulen.
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Mit der beschriebenen Hilfsvorrichtung 16 ist ein Taktwechsel, aber auch ein wilder Wechsel möglich. Unter Taktwechsel wird verstanden, daß innerhalb einer vorgegebenen Spulenwechselzeit sämtliche Aufwickeleinrichtungen der Textilmaschine säulenweise nacheinander bedient werden. Unter wildem Wechsel wird verstanden, daß nur die Aufwickeleinrichtungen mit vollen Spulen oder Fadenbruch bedient werden. Beim Taktwechsel kann die Abfallspule zum Spulenwechsel mehrerer vorbestimmter Aufwickelstellen von Aufwickelstelle zu Aufwickelstelle, insbesondere in einer Reihe von Aufwickelstellen, der Reihe nach verfahren werden.
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Die Abfallspule kann vorzugsweise als Flanschspule ausgebildet sein. Dabei ist ein Flansch vorzugsweise abnehmbar, um den Faden von der Abfallspule über Kopf abziehen zu können.
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Zu erwähnen ist, daß die Abfallspule auf der Hilfsvorrichtung auch nebeneinander angeordnet werden können. In diesem Falle sind die Abfallspulen 18 im Bereich des Umlenkfadenführers 12 oder etwas höher angeordnet. Die Fäden werden sodann im Bereich der Leitstange 11 gefangen und den Abfallspulen zugeführt.
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Ebenso ist es möglich, für eine Säule von Aufwickeleinrichtungen lediglich eine Abfallspule vorzusehen.
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Erfindungsgemäß übernimmt nun die Hilfsvorrichtung 16 mit ihren Abfallspuleinrichtungen eine wichtige Funktion bei der Qualitätskontrolle der produzierten oder bearbeiteten Fäden. Überlicherweise muß die Qualitätskontrolle dadurch erfolgen, daß den produzierten Spulen in ihrer Gesamtheit oder nur stichprobenweise eine Probe entnommen wird. Diese Probe muß sodann von Hand aufgewickelt und ins Labor gebracht werden. Erst nach der durchgeführten Qualitätskontrolle können die Spulen weiter verarbeitet oder versandfertig gemacht werden. Erdingungsgemäß ist vorgesehen, daß die Abfallspulen 18 im wesentlichen unter Produktionsbedingungen hergestellt werden, so daß die aufgespulten Fäden in ihrer Qualität den produzierten Fäden entsprechen. Diese Abfallspulen 18 werden der Qualitätskontrolle vorgelegt. Dadurch läßt sich die für die Qualitätskontrolle erforderliche Zeit sehr wesentlich vermindern. Außerdem ist es möglich, die produzierten Spulen ohne Unterbrechung des Materialflusses bereits der Verpackung zuzuleiten.
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Während der Qualitätskontrolle werden die gemessenen Qualitätsdaten bestimmten Fädenlängen zugeordnet, so daß auch die Zuordnung zu bestimmten Aufwickeleinrichtungen und den damit produzierten Spulen möglich bleibt.
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Werden mit Hilfsvorrichtung 16 mehrere nebeneinander- oder übereinanderliegende Aufwickelspulen gleichzeitig bedient und die Fäden als Schar auf eine einzige Abfallspule aufgewickelt, die der Qualitätskontrolle vorgelegt wird, so erfolgt die Qualitätskontrolle jeweils für drei Fäden gleichzeitig, was die Fehlersuche zwar auf - im Beispiel - drei Bearbeitungsstellen ausdehnt, durch den geringeren maschinentechnischen Aufwand jedoch wirtschaftlich gerechtfertig sein kann.
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Sofern während mehrerer aufeinanderfolgender Spulenwechsel auf einer Abfallspule mehrere Fäden nacheinander aufgespult werden, werden die Fäden zur Qualitätskontrolle nacheinander wieder abgespult und dabei die Qualitätsmessung möglichst in kontinuierlich am laufenden Faden arbeitenden Meßeinrichtungen vorgenommen und die dabei ermittelten Daten mit den gleichzeitig gemessenen Fadenlängen ausgegeben. Über die Fadenlänge können die Meßdaten den zuvor markierten Spulen zugeordnet werden, so daß nachträglich eine Qualitätssortierung der Spulen möglich wird.
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Für dieses Verfahren zur Durchführung einer Qualitätskontrolle können die Abfallspuleinrichtungen auch fest in der Textilmaschine integriert sein.
- Bezugszeichenaufstellung
1 Aufwickeletage
2 Aufwickeletage
3 Aufwickeletage
4 Aufwickelspule
5 Treibwalze
6 Faden
7 Faden
8 Faden
9 Leitstange
10 zwei Leitstangen, Leitstange
11 drei Leitstangen, Leitstange
12 Umlenkfadenführer, Umlenkstange
13 Ölwalzen
14 Trog
15 Maschinengestell
16 Hilfsvorrichtung
17 Räder
18 Abfallspulen, Flanschspulen
19 Treibwalze
20 Antriebsmotor für Treibwalze
21 Steuerung für Treibwalze
23 Rechner und Speicher
24 Changiereinrichtung