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Fahrradkindersitz
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Die Erfindung bezieht sich auf einen Fahrradkindersitz mit einer Sitzschale
und einer mit dieser verbundenen Fußwanne, wobei der Sitz quer zur Fahrtrichtung
oberhalb der Hinterachse des Fahrrades derart montierbar ist, daß die die beiden
Füße aufnehmende Fußwanne einseitig neben dem Hinterrad angeordnet ist.
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Bekannte Kindersitze für Fahrräder weisen erhebliche, sowohl die Personensicherheit
als auch die Fahreigenschaften des Fahrrads beeinträchtigende Mängel auf.
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Bekannte Kindersitze werden üblicherweise entweder auf dem Gepäckträger
oder vor dem Lenker am Fahrradrahmen derart montiert, daß das Kind in Fahrtrichtung
sitzt und die Füße rechts und links vom Hinterrad oder Vorderrad auf gesonderten
Fußstützen abgestützt gehalten sind. Selbst bei höhenverstellbaren Fußstützen, die
durch Relativverstellung zum Sitz an die Körpermaße des Kindes angepaßt werden können,
läßt sich ein Abheben der Füße und damit eine erhebliche Verletzungsgefahr durch
Einstecken der Kinder füße in die Speichen während der Fahrt nicht ausreichend zuverlässig
vermeiden. Bei den typischen Fahrradunfällen, nämlich einem
Umkippen
zur Seite hin (infolge seitlichen Stoßes oder Verlust des Gleichgewichtes) sind
die Benutzer des Kindersitzes praktisch ungeschützt und erheblichen Verletzungsgefahren
an Armen und Kopf ausgesetzt.
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Ein Kindersitz der eingangs genannten Art ist in Form eines Korbsitzes
bekannt. Dieser schützt zwar durch Aufnahme beider Füße in der Fußwanne die Kinder
füße zuverlässig gegen ein Eindringen in die Bewegungsbahn der Radspeichen, ist
jedoch bezüglich des Seitenhaltes und der Beibehaltung der Sitzposition den in Fahrtrichtung
angebrachten Kindersitzen deutlich unterl.egen. Ein unruhiges Kind kann durch Vor-
und Rückbewegen seines Oberkörpers und des verhältnismäßig schweren Kopfes das Fahrverhalten
des Rades erheblich beeinflussen und selbst gewichtige und versierte Fahrer aus
dem Gleichgewicht bringen.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Kindersitz der eingangs
genannten Art so auszubilden, daß er einen optimalen Schutz insbesondere bei den
häufigsten Unfällen, nämlich beim seitlichen Umkippen des Rades, gibt und das Kind
in einer bequemen Sitzposition auf dem Sitz festlegt, so daß eine Beinflussung der
Fahrweise durch unkontrollierte Bewegungen des Kindes minimiert ist.
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Zur Lösung dieser Aufgabe ist erfindungsgemäß vorgesehen, daß die
Sitzschale mit einer bis über die maximale Kopfhöhe des Kindes hochgezogenen Rücklehne
und wenigstens einem aus der Rücklehne austretendem Oberkörpergurt zum Festlegen
des Kindes in einer Sollposition in Anlage an der Rücklehne versehen ist und daß
am oberen Endabschnitt der Rücklehne ein über die Sitzfläche nach vorn vorstehender
starrer Bügel als Kopfschutz für das im Sitz angeschnallte Kind befestigt ist.
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Die Erfindung gewährleistet optimale Sicherheit für das Kind vor allem
bei den im Verkehr üblichen Unfällen durch seitliches
Umkippen
des Fahrrades. Fällt das Fahrrad zur Frontseite des Kindes hin, so wird das Kind
durch den auf seinen Oberkörper wirkenden Sicherheitsgurt an der Rücklehne zurückgehalten.
Sowohl die seitliche Fußwanne als auch der zur Frontseite hin über die Sitzfläche
hinaus vorstehende starre Bügel fangen des Rad-Hinterteil auf der Fahrbahn ab und
halten das Kind so weit auf Abstand von der Fahrbahn, daß vor allem der empfindliche
Kopf nicht auf dem Boden aufschlagen kann. Fällt andererseits das Fahrrad zur Rückseite
hin, so bildet die Rücklehne selbst eine zuverlässige Kopfstütze, die zumindest
schwerwiegende Verletzungen des Kopfes zuverlässig verhindert. Die Extremitäten
des Kindes sind beim Sturz zur Rückseite hin uneingeschränkt geschützt. Die bei
dem bekannten Korbsitz unvermeidbare große Beeinträchtigung des Fahrverhaltens durch
starke Schwerpunktverlagerungen des Kindes beim Vorbeugen aus dem Sitz sind durch
die Erfindung weitgehend ausgeschaltet, da das Kind durch den Oberkörpergurt in
der Sollposition an der Rücklehne festgehalten wird. Fußbewegungen werden durch
die Fußwanne begrenzt und damit unschädlich gemacht.
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Sowohl der Sitzkomfort als auch der Schutz bei Unfällen lassen sich
in Weiterbildung der Erfindung dadurch erhöhe, daß die Sitz fläche und die Rücklehne
der Sitzschale bis zur maximalen Kopfanlagehöhe mit einer Schaumstoffpolsterung
belegt sind. Die Schaumstoffpolsterung dämpft vor allem im Kopfbereich den Aufprall
beim Umkippen zur Rückseite hin und paßt sich der Körper form des Kindes weicher
und besser an.
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Eine besonders verwindungssteife, formbeständige und dabei leichte
Konstruktion des erfindungsgemäßen Kindersitzes zeichnet sich dadurch aus, daß die
Rücklehne beidseitig von Rohrträgern begrenzt ist, die am oberen Rücklehnenende
nach vorn abgewinkelt und über die etwa parallel zur Sitz fläche verlaufenden Bügel
miteinander verbunden sind. Die beiden
Rohrträger können dabei die
Sitzschale über deren volle Länge seitlich begrenzen und mit Seitenträgern der Fußwanne
verbunden sein. Anstelle der vorzugsweise aus Metall bestehenden Rohrträger können
auch entsprechend steife, gegebenenfalls glasfaserverstärkte Kunststoffprofile vorgesehen
sein, die den gesamten Sitzbereich rahmen- oder käfigartig umschließen.
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In bevorzugter Ausführungsform der Erfindung ist ein den Sitzraum
überspannendes- wasserdichtes Dach von dem starren Bügel wenigstens teilweise rahmenartig
umschlossen. Der Bügel erfüllt dabei neben seiner oben erwähnten Sicherheitsaufgabe
die Funktion eines Trägerrahmens für das Dach oder eine geeignete Dachbespannung.
Das Dach schützt -das Kind vor Regen und kann auch Sonnenschutzfunktionen erfüllen,
wenn es aus einem für Lichtstrahlen relativ schlecht durchlässigen Material, beispielsweise
aus gefärbtem Kunststoff besteht.
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Die Sitzschale ist vorzugsweise als einstückige, schwer zerbrechliche
Kunststoffschale ausgebildet und an einem aus Längs- und Querstreben bestehenden
Trägergestell befestigt.
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Jeder Oberkörpergurt ist an einer auf der Rückseite der Rücklehne
angeordnete Querstrebe befestigt; letztere ist etwa in gleicher Höhe wie die Ausstrittsstellen
der Oberkörpergurte aus der Rücklehne am Sitzrahmen angebracht.
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Vorzugsweise ist zur Festlegung des Kindes in der vorgesehenen Sitzposition
auf dem Kindersitz eine Sicherheitsgurtanordnung vorgesehen, die aus zwei aus der
Rücklehne austretenden Schultergurten und einem mit einem Schloß versehenen Bauchgurt
besteht, wobei die unteren Enden der beiden Schultergurte mit dem Bauchgurt verbunden
sind.
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Im folgenden wird die Erfindung anhand eines schematisch in der Zeichnung
dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig.
1 eine Ansicht von hinten (in Fahrtrichtung) auf den am Gepäckträger eines Fahrrades
lösbar befestigten Kindersitz, wobei strichpunktiert ein Kind in der Anschnallposition
schematisch dargestellt ist; Fig. 2 eine Seitenansicht von vorn auf den Kindersitz
in der Ausführung gemäß Fig. 1 in einer Teildarstellung des den Kindersitz tragenden
Fahrrades.
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Die Sitzschale 1 besteht bei dem in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiel
aus einer ein- oder mehrteiligen, unverwölbten Bodenplatte 10 aus biegesteifem,
praktisch bruchsicherem Kunststoffmaterial und einer Schaumstoffpolsterung 11, die
sich über die Sitzfläche und die gesamte wirksame Rücklehne des Kindersitzes erstreckt.
Die Sitzschalenpolsterung 11 ist, wie Fig. 2 zeigt, insbesondere im eigentlichen
Sitzbereich der Körperform des Kindes entsprechend verwölbt. Die die Sitzschale
bildende Kunststoffplatte 10- ist auf einem als Ganzes mit 2 bezeichneten Trägergestell
mit profilierten Längsstreben 20, 21 (Fig. 2) und mehreren Querstreben 22, 23 (Figur
1) montiert. Die Längsstreben sind bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel als
Stahlrohrträger ausgebildet, die die Sitzschale 1 rahmenförmig begrenzen. Die Längsstreben
20, 21 sind, wie Fig. 1 zeigt, im Anschluß an den Sitzabschnitt 13 schräg nach unten
abgewinkelt und gehen in diagonal verlaufende Seitenträger einer kastenförmigen,
nach oben offenen Fußwanne 3 über.
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Am oberen Ende der Rücklehne 14 sind die beiden Längsstreben 21, 22
nach vorn etwa parallel zur Ebene des Sitzes 13 umgebogen und über einen Bügel 5
miteinander verbunden. Der Bügel 5 bildet die rahmenartige Umgrenzung eines Dachs,
das den darunterliegenden Sitzraum vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung von
oben her schützt. Das Dach bzw. die Dachhaut kann eine ebene Kunststoffplatte aus
demselben Material wie die Bodenplatte 10 der Sitzschale 1 sein. Die Dachplatte
ist an dem sie umgrenzenden Bügel 5 und gegebenenfalls einer oder
mehreren
zusätzlichen Querstreben montiert. Die Dachplatte und die die Rücklehne 14 und die
Sitz fläche 13 überspannende Bodenplatte 10 können auch einstückig geformt und zwischen
den Längsstreben 20, 21 und dem an diese anschließenden Bügel 5 montiert sein. Der
den Dachbereich umgrenzende Bügel 5 steht über die Sitzfläche 13 soweit vor, daß
er den Sitzraum bis über die Fußwanne 3 überspannt.
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Zur Festlegung des Kindes K in der Sollposition an der Rücklehne 14
der Sitzschale 1 dient ein Sicherheitsgurt 6 mit zwei durch schlitzförmige Öffnungen
60 aus der Rücklehne nach vorn austretends Schultergurten 61 und einem zweiteiligen
Bauchgurt 62, der über ein Schloß 63 geschlossen werden kann.
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Die beiden Schultergurte 61 sind mit verschiedenen Teilen des Bauchgurts
62 verbunden, beispielsweise durch Halteschlaufen um den Bauchgurt herumgelegt.
Die beiden Bauchgurtteile sind mit ihren äußeren Enden über Gurtbeschläge 64 mit
dem Trägergestell 2 verbunden. Die Schultergurte 61 sind durch die Schlitze 60 in
der Polsterung 11 und der Sitzschalengrundplatte 10 durchgeführt und an einer etwa
in der Höhe der schlitzartigen. Durchführung 60 gelegenen, gestellfesten Querstrebe
23 verankert. Die Befestigung der beiden Schultergurte 61 an der Querstrebe 23 kann
einstellbar ausgebildet sein, um die Länge der beiden Schultergurte den Rumpfabmessungen
des im Kindersitz zu transportierenden Kindes K anzupassen. Alternativ können aber
auch im vorderen Bereich der Schultergurte 61 bekannte Schnallenverschlüsse o. dgl.
zur Längenverstellung der Schultergurte vorgesehen sein.
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Zumindest die Oberseite der Schaumstoffpolsterung 11 kann mit einem
Uberzug aus Kunststoff- oder textilem Material, beispielsweise einer Lammfellimitation
versehen sein; der Uberzug ist zu Reinigungszwecken lösbar an der Sitzschale bzw.
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der Schaumstoffpolsterung 11 befestigt.
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Der beschriebene Kindersitz wird am Gepäckträger 100 hinter dem Fahrersitz
derart befestigt, daß das Gesicht des Kindes normalerweise quer zur Fahrtrichtung
gerichtet ist. Die Fußwanne 3 und damit. die in ihr allseitig geschützten Füße des
Kindes befinden sich während der Fahrt auf einer Seite neben dem Hinterrad. Die
Festlegung des Sitzes 1 am Gepäckträger 100 erfolgt in dem dargestellten Ausführungsbeispiel
durch hakenförmige Ansätze 24 und Schraubanker 25, die mit gestellfesten Querstreben
22 verbunden sind und die tragenden Längsstreben des Gepäckträgers 100 hintergreifen.
Zur Sicherung des Kindersitzes am Fahrrad kann auch eine in der Zeichnung nicht
dargestellte gesonderte Längsstrebe vom Gestell 2 zur Hinterstrebe oder zur Sattelrohrmuffe
geführt sein.
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Die Fußwanne bzw. der Fußkasten 3 verhindert durch eine vorzugsweise
geschlossene Rückwand 30(Fig. 1), daß das transportierte Kind K mit den Füßen in
die Radspeichen gelangt. Eine Frontwand 31 schützt die Füße vor Verletzungen beim
Umkippen des Rades zur Frontseite, d. h. zur Fußkastenseite hin. Das Gurtsystem
6 hält das angeschnallte Kind K mit dem Rumpf in der in Fig. 1 dargestellten Sitzposition
zurück. Beim Umkippen des Rades zur Seite der Fußwanne 3 hin fängt letztere den
Aufprall in der Regel vollständig ab. Kippt das Rad beispielsweise aufgrund eines
seitlichen Stoßes mit großer Wucht zur Fußwannenseite hin, so wirkt der Bügel 5
ähnlich einem Uberrollbügel und schützt den gesamten Sitzraum und damit das im Gurtsystem
6 angeschnallte Kind K vor einem Aufprall auf dem Untergrund. Das Kind hängt auch
in der liegenden Position des Fahrrads im Sicherheitsgurtsyste,m fest an der Rücklehne
14. Selbst die vorgetreckten Hände können bei einem Sturz zur Frontseite hin kaum
verletzt werden. Beim Umkippen des Rades zur entgegengesetzten Rückseite sorgt die
Rücklehne 14 mit der dicken Polsterschicht für eine vollständige Abstützung des
Körpers und des Kopfes sowie für eine Dämpfung des Aufpralls. Auch hier sind Verletzungen
zumindest
schwerwiegender Art ausgeschlossen. Bei dem an sich seltenen
Aufprall des Fahrrads in Fahrtrichtung bleibt das Kind durch den Rücken des Fahrers
geschützt. Aufgrund der Käfigkonstruktion des Sitzes ist auch die Gefahr eines Uberfahrens
des Kindes minimiert, da der Sitz von einem kollidierenden Fahrzeug nicht überrollt,
sondern zur Seite oder nach vorn geschoben wird.
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Die Fußwanne 3 kann im Bereich der Frontwand 31 nach oben bis über
den Knieraum hochgezogen sein. Da jedoch das Kind K durch das Gurtsystem in der
Sitzposition im wesentlichen zurückgehalten und der gesamte Sitzraum einschließlich
des Knieraums von den einen seitlichen Aufprall ab fangenden Bauteilen 3 und 5 geschützt
ist, genügt im Prinzip eire einfache Aufnahmewanne für die Füße. Die Sitzschale
kann auch als geeignet geformte einstückige Kunststoffschale ohne Schaumstoffpolsterung
ausgebildet sein; dabei kann Sitzfläche und wirksamer Rücklehnenabschnitt durch
einen textilen, gegebenenfalls gefütterten lösbaren Uberzug abgedeckt werden, um
den Sitzkomfort zu verbessern. Die Gestellteile können aus gegebenenfalls glasfaserverstärktem
Kunststoffprofil oder aus Aluminiumrohr bestehen, um das Gewicht des Sitzes zu minimieren.
Das im Gurtsystem 6 angeschnallte Kind K kann während der Fahrt nur Armbewegungen
und begrenzte Fuß- und Kopfbewegungen ausführen und .ist. daher nicht in der Lage,
das Fahrverhalten des Fahrrades spürbar zu beeinflussen.