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D-ie Erfindung bez-ieht sich auf ein Mittel zur Beseitigung
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und Verhinderung von für das Waldsterben typischen Schäden an Bäumen.
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Der Kampf gegen das Waldsterben ist zu einer der wichtigsten Aufgaben
der Menschheit geworden. Obgleich die eigentlichen Ursachen des Waldsterbens unbekannt
sind, herrscht in der Fachwelt weitgehendEinigkeit darüber, daß die Luftverunreinigung
einen maßgeblichen Faktor darstellt (vgl. "Der Spiegel" vom 14. 2. 1983, Seiten
72 bis 92; "Süddeutsche Zeitung" vom 4. 2. 1983, Seite 27 und vom 25. 2. 1983, Seite
11).
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Charakteristisch für das Waldsterben sind Blattschäden und Blattverluste.
Kranke Fichten fallen durch Farbveränderungen des Blattgrüns in Richtung gelb oder
grau auf. Es wird eine starke Vergilbung der Krone beobachtet.
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Erkrankte Fichten weisen daher typische Magnesiummangelsymptome auf-
("Süddeutsche Zeitung" vom 25. 2. 1983, Seite 11). Wachstumsstörungen sind ein weiteres
typisches Schadbild für das Waldsterben. So bilden kranke Fichten auf der Oberseite
ihrer Aste 1. Ordnung sogenannte Ersatz- oder Angsttriebe. Diese Triebe sind mehrjährig,
behalten einige Jahre lang sattgrüne Nadeln und können sich bei älteren Fichten
zu Hexenbesen-ähnlichen Gebilden entwickeln.
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Ein Kernproblem der Luftverschmutzung stellt der sogenannte saubere
Regen" dar. Diese saueren Niederschläge sind insbesondere auf Schwefeldioxid (SO2)
und Stickoxide (NOx) zurückzuführen bzw. auf die Konversionsprodukte dieser Gase,
nämlich Schwefelsäure (H2SO4) und Sulfate bzw. Salpetersäure (HNO3) und Nitrate.
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Nach G. Glatzel "Saure Niederschläge - Vorkommen und Auswirkungen
(tsterreichische Chemie-Zeitschrift", Februar 1983, Seite 33 bis 43, insbesondere
Seite 39 bis 41) ist die Wirkung von saueren Niederschlägen in
den
einzelnen Pufferbereichen des Bodens verschieden: RAlkhaltige Böden werden durch
Säurezufuhr über Niederschläge rasch entkalkt. Solange aber Calciumcarbonat vorhanden
ist, verschiebt sich der pH-Wert nur wenig und durch Säurezufuhr alleine treten
keine unmittelbaren Bodenschäden auf. Durch die rasche Verwitterung können sogar
zusätzliche Pflanzennährstoffe freigesetzt werden. Im Gegensatz dazu vermögen sauere
Niederschläge Böden, deren Ausgangs-pH zwischen etwa 4,5 und 6,0 liegt, extrem zu
schädigen. Importierte Säuren, deren Anionen nicht in die lebende und tote Biomasse
eingebaut werden, verlassen nach Austauschreaktionen der Protonen mit Kationen an
den Bodenkolloiden den Boden im Sickerwasser.
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Dabei werden ssr allem Calcium- und Hagnesiumionen mitgenommen. In
den Quellwässern steigt die permanente Härte.
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Da in diesem pH-Bereich die Boden schwach gepuffert sind, kommt es
zu rasch fortschreitender Versauerung.
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Die Maßnahmen, die bisher zur Verhinderung des Waldsterbens vorgeschlagen
worden sind, bestehen in einer Herabsetzung der Schwefeldioxid- und Stickoxid-Immisionen,
in einer Kalkung des Bodens in regelmäßigen Abständen sowie im Düngen des Bodens.
Alle diese Maßnahmen sind jedoch außerordentlich kostspielig. Was die Kalkung angeht,
so wird allein für die Bundesrepublik Deutschland ein jährlicher Aufwand von 6 Milliarden
veranschlagt, um das Waldsterben aufzuhalten ("Süddeutsche Zeitung" vom 4. 2. 1983).
Weiterhin ist bei einer plötzlichen großflächigen Kalkung eine Nitratfreisetzung
und damit eine Grundwasserverseuchung zu befürchten (Österreichische Chemie-Zeitschrift",
Februar 1983, Seite 41). Dabei ist bei kalkhaltigen Böden, wie in den Alpen, ein
Erfolg der Kalkung von vornherein äußerst zweifelhaft.
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Noch mehr umstritten ist die Düngung des Bodens. Denn einerseits werden
auch beim Düngen höchst unerfreuliche Nebenwirkungen für das Bodensystem erwartet
("Süddeutsche
Zeitung" vom 25. 2. 1983, Seite 11), und andererseits
erfordert ein Düngungsprogramm noch gigantischere Ausgaben als die Kalkung.
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Trotz intensivster, fast fieberhafter Bemühungen der Fachwelt in den
letzten Jahren, ist es also bisher nicht gelungen, ein Mittel anzugeben, das beim
Kampf gegen das Waldsterben eine hinreichende Aussicht auf Erfolg verspricht t geschweige
denn ein kostenmäßig vertretbares Mittel. Vielmehr stellt die Herabsetzung der Schwefeldioxid-
und Stickstoffoxid-Immisionen bisher die einzige Maßnahme dar, um dem Waldsterben
zumindest nach einigen Jahren ein Ende zu bereiten.
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Es sind Nährlösungen für Wasserkulturen bekannt, die neben einer Reihe
anderer Salze Magnesiumsulfat enthalten, beispielsweise die Knopsche Lösung oder
die von der Cronesche Lösung. Der Nährstoffhaushalt von Waldökosystemen ist jedoch
weitaus komplizierter als der solcher Wassersysteme.
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So nehmen neben den Pflanzen Ton- und Humuskolloide, Vegetationsabfälle,
Bodenpilze und -bakterien, bodenwühlende Tiere und vieles andere mehr am Haushalt
des Waldbodens teil.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Mittel anzugeben, mit
dem das Waldsterben mit hohen Erfolgschanchen in relativ kurzer Zeit bekämpft werden
kann, und zwar mit {relativ geringen Kosten, sowohl hinsichtlich der Materialkosten
wie hinsichtlich der Kosten des Aufbringens auf die gefährdeten oder erkrankten
Waldgebiete. Das erfindungsgemäße Mitte] enthält Magnesium- und/oder Natrium- und/
oder Sulfat-Ionen. Vorzugsweise besteht es ausschließlich aus Salzen dieser Ionen.
Insbesondere wird Magnesiumsulfat in Form von Bittersalz <MgSO4 7H20) sowie Natriumsulfat
in Form von Glaubersalz (Na2SO4 10 H20) oder ein Gemisch von Bittersalz und Glaubersalz
verwendet.
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Bittersalz sowie Glaubersalz kommen in der Natur in Form großer Lager
vor. Sie sind daher zu relativ geringen Kosten erhältlich.
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Diese Salze werden vorteilhaft in Form von streufähigen trockenen
Salzen auf den Waldboden gestreut. Da sie im trockenen Zustand nicht klebrig sind,
ist eine Bildung von Salzkrusten an den Blättern oder Nadeln der Bäume weitgehend
verhindert. Eine derartige Krustenbildung mit einer weiteren starken Beschädigung
der Bäume tritt hingegen bei der Kalkung auf.
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Das erfindungsgemäße Mittel braucht nur einmal jährlich auf den Waldboden
aufgebracht zu werden, vorzugsweise im Frühjahr vor der Assimilation, d. h. vor
dem Saftaufstieg der Bäume. Bei der Behandlung von Wäldern wird das erfindungsgemäße
Mittel vorzugsweise vollflächig aufgebracht, und zwar in einer solchen Menge, daß
die Menge der Magnesium-, Natrium- und Sulfat-Ionen insgesamt 10 bis 500kg, vorzugsweise
50 bis 200 kg je ha beträgt.
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Bei einzelstehenden Bäumen, z. B. in Gärten, wird eine Menge dieser
Ionen von insgesamt 10 bis 200 g im Bodenbereich der Kronentraufe jedes Baumes aufgebraucht,
wobei diese Menge insbesondere von der Größe des Baumes bzw. der Kronentraufe abhängig
ist.
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Statt in Form fester Salze kann das erfindungsgemäße Mittel auch in
Form einer sprühfähigen wässrigen Suspension oder Lösung auf den Waldboden aufgebracht
werden. Mit dem erfindungsgemäßen Mittel sind bei einmaliger Anwendung bereits wenige
Monate nach der Assimilation zumindest die Blattschäden und Blattverluste erkrankter
Bäume beseitigt.
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Die Wirkung des erfindungsgemäßen Mittels wurde rein empirisch festgestellt,
wie die nachstehenden Beispiele zeigen, die die Erfindung zugleich näher erläutern.
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Zu bemerken ist, daß, wenn die erfindungsgemäß verwendeten Magnesiumsalze
zum Teil in das Grundwasser gelangen, dies keine schädlichen Folgen hat. Vielmehr
Magnesiumionen in geringer Konzentration im Trinkwasser sogar erwünscht sind.
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Weiterhin deuten Versuche jüngeren Datums darauf hin, daß das Magnesiumsulfat
sich durch andere Magnesiumsalze ersetzen läßt, beispielsweise Magnesiumchlorid.
Wichtig scheint lediglich zu sein, daß Magnesium-Ionen gebildet werden, do h. die
Magnesiumsälze in einer von den Pflanzen aufnehmbaren Form vorliegen.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Magnesiumsalze können auch im Winter
aufgebracht werden, da sie eine Gefrier»unktserniedrigung bewirken, dringen sie
nämlich auch bei Temperaturen unter OOC in den Boden ein. Die Möglichkeit des Aufbringens
auch im Winter vergrößert die Flexibilität bei der Einteilung der Arbeitskräfte.
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Falls eine Erkrankung von Bäumen an Straßen vorliegt oder zu befürchten
ist, können die Magnesiumsalze auch auf Straßen gestreut werden, um zunächst die
Bildung von Schnee-und Eisglätte zu verhindern, und um dann in den den Straßen benachbarten
Bodenbereich einzudringen.
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Es hat sich auch gezeigt, daß das erfindungsgemäße Mittel zu einer
hervorragenden Kutikularwachs-Bildung führt.
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Die Kutikularwachs-Bildung schützt die Blattorgane vor den Folgen
saurer Niederschläge. Insbesondere verhindert sie nicht nur eine Nährstoffauswaschung,
wie z. B. von Magnesium oder Calcium, aus den Blattorqanen sondern auch eine zu
starke kutikuläre Verdunstung und damit ehne kontinuierliche Wasserabgabe (vgl.
"österreichische Chemie-Zeitschrift" a. o. O. S. 37, rechte Spalte).
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Beispiel 1 Mehrere serbische Fichten (Picea omorika), von denen eine
auf dem beigefügten, als Figur 1 bezeichneten Foto wiedergegeben ist, weisen gegenwärtig
eine Höhe von ca. sechs Metern auf. Sie befinden sich wenige Meter von einer stark
befahrenen Straße entfernt, d. h. sie sind einer hohen Schadstoffimmision, insbesondere
einer hohen Stickoxid-und Schwermetallimmision ausgesetzt. Die Fichten wiesen bereits
zwei Jahre nach der Pflanzung bis zu 15 % braune Nadeln auf. Im vierten Jahr wurden
im Frühjahr vor Beainn der Assimilation im Bereich der Kronentraufe jeder Fichte
ca. 50 g Magnesiumsulfat in Form von Bittersalz und ca. 50 g Natriumsulfat in Form
von Glaubersalz ausgestreut.
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Bereits nach etwa einem Vierteljahr war die Nadelbräune verschwunden.
Ein weiterer Nadelabfall war nicht festzustellen. Figur 1 zeigt beispielhaft für
die übrigen Fichten den einwandfreien Gesundheitszustand einer der so behandelten
Fichten.
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Beispiel 2 Zwei Tannen und zwei Fichten wurden auf einer Dachterrasse
in Trögen von 60 cm Länge, 50 cm Breite und 35 cm Höhe gepflanzt. Sie weisen eine
Größe von etwa zwei Metern auf.
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Der Standort der Pflanzen ist einer extrem starken Schwefeldioxidimmision
ausgesetzt. Die beiden Tannen und beiden Fichten wurden sechs Jahre lang beobachtet.
Im zweiten Jahr nach der Pflanzung bekamen die Bäume bis zu 15 % braune Nadeln und
das Absterben stand bevor. Jedem Trog wurde dann im Frühjahr vor der Assimilation
jeweils eine Menge von ca. 5 g Magnesiumsulfat in Form von Bittersalz und ca. 5
g Natriumsulfat in Form von Glaubersalz zugegeben. Bereits nach einem Vierteljahr
war die Nadelbräune verschwunden und der Nadelabfall blieb aus. Figur 2 a und 2
b, die die Fotographien einer der so behandelten Tannen wiedergeben, zeigen beispielhaft
deren ausgezeichneten Gesundheitszustand.
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Vergleichsbeispiel 1 Die beiden Tannen und Fichten des Beispiels 2
wurden im zweiten und dritten Jahr mit einem herkömmlichen Düngemittel, nämlich
Nitrophoska gedüngt.Dies bewirkte zwar ein Höhenwachstum, die Braunfärbung und der
Nadelabfall waren aber weiterhin feststellbar.
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Vergleichsbeispiel 2 Gegenüber den in Beispiel 1 genannten serbischen
Fichten befinden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite ebenfalls nur wenige
Meter von der Straße entfernt mehrere serbische Fichten, von denen eine beispielhaft
auf den beigefügten, als Figur 3 a bis 3 c bezeichneten Fotographien wiedergegeben
ist. Diese Fichten wurden völlig sich selbst überlassen, d. h. sie wurden weder
gedüngt noch mit dem erfindungsgemäßen Mittel behandelt. Wie Figur 3 a bis c zu
entnehmen ist, weisen die Fichten eine Reihe von Symptomen auf, die für das Waldsterben
typisch sind. So zeigt Figur 3 a, die das Gesamtbild der erkrankten Fichte wiedergibt,
deutlich die abgestorbene Krone. Figur 3 b zeigt die Veränderung des Blattgrüns
in Richtung gelb und'grau dieser Fichte sowie Hexenbesen-ähnliche Gebilde, die durch
Ersatztriebe hervorgerufen werden, und Figur 3 c läßt die starken Nadelverluste
klar erkennen.