DE31763C - Verfahren und Apparat zum Gelenkigmachen der Finger - Google Patents
Verfahren und Apparat zum Gelenkigmachen der FingerInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren nebst Apparat, womit bezweckt wird,
in bedeutend kürzerer Zeit die Finger gelenkig zu machen, als dies durch langes Ueben auf
Klavieren oder sonstigen Tasteninstrumenten möglich ist.
Der Apparat besteht im wesentlichen aus einer Reihe von Hebeln, die wie die Tasten
einer Klaviatur neben einander liegend angeordnet sind und durch einen besonderen Mechanismus
nach gewissen Rhytmen auf- und abbewegt werden können. An dem vorderen Ende dieser Hebel oder Tasten sind leicht bewegliche
Fingerhüte angebracht, in' welche die Finger des den Apparat Benutzenden eingesteckt
werden, während die Hand in einer besonderen Vorrichtung so festgehalten wird, dafs
während der Uebung sich nur die Finger in der für Klavierübungen als zweckmäfsig erachteten
Weise auf- und abbewegen können. Der Apparat kann auf einem Gestell so angebracht
werden, dafs der die Finger Uebende die Bewegung der Tastenhebel durch.Treten selbst
veranlasen kann. . ''-v'.r
Eine Reihe von Justirvorrichtüngen dient
dazu, nicht blos den Apparat für kleine und grofse Hände, für Anfänger und Geübtere einzustellen,
sondern auch, beliebige Variationen in der Hebelbewegung hervorzubringen, so
dafs in der Nachbildung jeder eigenartigen Fingerübung auf dem Klavier ein entsprechendes
ausgiebiges Gelenkigmachen der Finger erreicht werden kann.
Auf beiliegender Zeichnung ist in Fig. 1 der Apparat im Querschnitt, in Fig. 2 in oberer
Ansicht und in Fig. 3 in Vorderansicht dargestellt, während Fig. 4, 4 a und 5 Details zeigen
und Fig. 6 und 7 Modificationen in der Anordnung des Apparates angeben.
Die Grundplatte Ä? des Apparates bildet zugleich die Tischplatte eines Gestelles, das mit
Tritt und Pleuelstange zur Bewegung eines am unteren Theil des Gestelles auf einem Zapfen
gelagerten Schwungrades R, Fig. 1 und 3, 'versehen ist. Von einer mit diesem Schwung-'
rad R verbundenen Schnurscheibe s führt ein Riemen oder eine Schnur nach einer gröfseren
Schnurscheibe S, deren Welle oberhalb der Tischplatte A1 gelagert ist und eine Walze W
trägt. Auf der Walze W sind Nocken JV angebracht, welche auf die kürzeren Enden zweiarmiger
Hebel H einwirken und dadurch dieselben veranlassen, mit ihrem vorderen Ende
je nach der Stellung der Nocken sich entsprechend auf- und abzubewegen.
Diese Hebel H sind um eine gemeinschaftliche Stange D drehbar, welche in den beiden
Seitenbacken L, die auch die Lager für die Welle der Walze W tragen, befestigt ist. Auf
dem vorderen Ende der Hebel H sind Hütchen F, nach Art der bekannten Fingerhüte,
für die Finger des Spielenden angebracht, und zwar lassen sich diese Hütchen um Scharniere/1,
Fig. 4 und 4 a, drehen, die an einer Schiene/2 befestigt sind. Diese Schiene läfst sich je nach
der erforderlichen, der Fingerlänge des Spielenden entsprechenden Lage auf dem Hebel H
verschieben und feststellen. Auf den Hebel H ist zu diesem Zweck eine flache Schiene /δ
aufgeschraubt, welche einen Längsschlitz /6 besitzt. In diesem Schlitz wird eine Schraube/3
geführt, welche gleichzeitig durch die das Schar-
nier fl tragende Schiene hindurchreicht. Zur
weiteren geradlinigen Führung dieser Schiene /2 ist eine zweite Schraube /7 in die untere
Schiene/5 eingeschraubt, an der sich Schiene/2
mittelst des zu /7 gehörigen Schlitzes führt.
Löst man die zur Schraube/3 gehörige Mutter, so läfst sich die Schiene/2 mit dem Hütchen F
in der Längsrichtung des Hebels verschieben und durch Anziehen der Mutter wieder feststellen.
Eine andere Einstellvorrichtung für das Hütchen ist in Fig. 6 und 7 dargestellt. Auch
hier ist das Hütchen F mit Scharnier f\ wie vorhin beschrieben, an der oberen Schiene /2
befestigt und die untere Schiene /5 an den Hebel H festgeschraubt. Die erste Schiene ist
aber an ihrem Ende winkelförmig aufgebogen und enthält Muttergewinde für eine Schraube/3,
die, mit Ansatz und Bund versehen, sich in einer winkelförmigen Abbiegung der unteren
Schiene wohl drehen, aber nicht verschieben kann. Dreht man an dem Kopf der Schraube/3,
so wird dadurch das Hütchen F vor- oder zurückgeschoben und dem Gebrauch entsprechend
eingestellt.
Die Hütchen F können zweckmäfsig mit Tuch ausgefüttert sein, um die Finger des
liebenden nicht zu verletzen.
Nicht alle Fingerhütchen F sind in der durch Fig. 4 dargestellten Weise um das Scharnier/1
drehbar. Vielmehr haben einige Hebel, namentlich die äufseren beiden, aufser der Drehbarkeit
~ bei /' auch noch eine solche um eine durch die Mitte des Hütchens gehende verticale Achse,
zu dem Zwecke, bei Fingerübungen die beiden äufseren Finger, die in eine mehr oder weniger
schräge Lage zu den Hebeln kommen können, nicht zu sehr zu klemmen. Ein solches nach
zwei Richtungen drehbares Hütchen ist in Fig. 4a dargestellt. Der Stift f1 des Scharniers
ist hier nicht unmittelbar mit der Schiene f'2, sondern mit einem runden Scheibchen /4 verbunden,
das sich in einem kreisförmigen Ausschnitt der Schiene /2 um den normal zu fl
angeordneten Zapfen /8 drehen läfst. Damit der Ausschlag des Hütchens nicht zu grofs
wird, ist ein Anschlagblech/0 eingelegt, gegen welches zwei Ansätze des Scheibchens /4 in
den äufsersten Lagen anstofsen.
Die Hebel H (in Fig. 2 sind deren vier gezeichnet) können entweder dicht neben einander
liegend oder in gewissen, der jeweiligen Fingerübung entsprechenden Zwischenräumen
aus einander liegend eingestellt werden. Für diesen Zweck sind besondere Zwischenstücke Z,
Fig. ι und 2, angeordnet, die so breit sind wie ein Hebel, und welche die aus Fig. 1 leicht
erkennbare Form besitzen. Mittelst solcher Zwischenstücke Z wird es ermöglicht, die Hebel
H in beliebigen Zwischenräumen von einander zu halten. Beispielsweise sind in Fig. 2
die dem Schwungrad zunächst liegenden beiden Hebel durch zwei Zwischenstücke Z, die anderen
Hebel durch je ein Zwischenstück von einander getrennt. Will man diese Reihenfolge
von Hebel und Zwischenstück ändern, so hat man nur nöthig, die entsprechenden Zwischenstücke
nach vorn hin herauszuziehen, die Hebel auf der Achse D passend zu verschieben und in
die entstandenen Lücken die Zwischenstücke wieder einzuschieben. Damit die einmal eingeschobenen
Zwischenstücke während des Arbeitens mit dem Apparat nicht von selbst wieder zurückgehen können, wird eine Leiste Z1 mit
in den Tisch passenden Zäpfchen %2 vor die
Zwischenstücke gelegt. ' ·
Am hinteren Ende der Hebel H ist bei h eine Feder, und zwar zweckmäfsig eine Schraubenfeder
h'2, Fig. i, angebracht, um die vorderen
Enden der Hebel stets zu heben. Die Spannung dieser Federn, die durch die Flügelmutter
/z3 beliebig geändert werden kann, mufs durch den Fingerdruck überwunden werden,
und man hat in der verschiedenartigen Anspannung dieser Federn ein Mittel, den Widerstand
der Hebel gegen das Herunterdrücken derselben durch die Finger des Uebenden nach
Erfordern zu ändern. Auch der Hub der Tastenhebel kann nach Erfordern regulirt werden.
Zu diesem Zwecke können unter die vorderen Enden der Hebel h Leisten k, Fig. 1,
von verschiedener Höhe untergelegt werden, auf welche die Hebel H beim Niedergang auftreffen.
Je höher diese Leisten sind, desto geringer wird der Hub der Hebel sein. Damit
beim Auftreffen der Hebel kein störendes Geräusch entsteht, sind diese Leisten mit Tuch
beschlagen.
Die Nocken N der Walze W werden entweder auf die Walze einfach festgeschraubt
oder, um die Nocken ohne gröfseren Zeitverlust auswechseln zu können, in Ausschnitten
des Mantels der hohlen Walze von der in Fig. 5 dargestellten Form eingesetzt. Jeder
Nocken N besitzt an seiner Unterseite zwei Vorsprünge n, welche genau den Ausschnitten n'2
der Walze entsprechen. Setzt man einen Nocken mit diesen Vorsprüngen η in die Ausschnitte ri2
ein und verschiebt alsdann den Nocken in der durch den Pfeil angedeuteten Richtung, so gelangen,
die Vorsprünge η unter die Lappen κ3
der Walzenmantelfläche und der Nocken kann sich von der Walze nicht mehr abheben. In
dieser Stellung wird der Nocken durch eine Feder w4 (s. auf Fig. 4) gehalten, so dafs er
nicht von selbst aus dem Schlitz ri2 n3 herausgleiten
kann. Beim Herausnehmen des Nockens wird derselbe zunächst in der der Pfeilrichtung
entgegengesetzten Richtung verschoben und herausgehoben. Auf diese Weise lassen sich die Nocken schnell und leicht nach Be-
lieben je nach der vorzunehmenden Fingerübung verstellen und vertauschen.
Die Hand des Uebenden wird in einen Träger eingespannt, der aus Ober- und Untertheil,
Fig. ι und 3, besteht. Der Obertheil wird im wesentlichen aus einem nach der
oberen Handfläche ausgehöhlten Backen B gebildet, der behufs umfassender Beweglichkeit
gelenkartig aufgehängt ist. Damit auch die Verstellbarkeit dieses Backens B je nach der
Lage der Hand des Spielenden eine möglichst vielseitige wird, ist der Backen B durch das
erwähnte Gelenk b1 mit einer Stellschraube b
verbunden, die ihrerseits zunächst in einer zu einem Schlitten b% ausgebildeten Mutter auf-
und abbewegt werden kann. Der Schlitten bs läfst sich auf den Schienen B1 in horizontaler
Richtung hin- und herschieben und durch die Preisschraube i>4 feststellen. Die Schiene B1
ist ihrerseits wieder an den Säulen C C, die auf dem Gestellbrett A festgeschraubt sind,
auf- und abschiebbar und kann durch Klemmschrauben c in der erforderlichen Höhenlage
festgeklemmt werden.
Das Gelenk b\ welches den Backen B mit
der Justirschraube b verbindet, kann auch als Universalgelenk ausgebildet sein, wie dies die
Fig. ι a in perspectivischer Ansicht verdeutlicht. Der Bolzen des oberen Scharnierstückes b"
steht rechtwinklig zu dem des unteren Scharnierstückes b'", und wenn sich nun noch das
obere Scharnierstück b" an dem unteren Ende der Justirschraube b drehen läfst, so wird
durch diese Gelenkanordnung eine Beweglichkeit des Backens B nach allen Richtungen hin
erzielt.
Der untere Backen oder die Auflage E ist ebenfalls nach verschiedenen Richtungen hin
einstellbar. Zunächst ist die obere Fläche des Backens E unter einem gewissen Winkel gegen
die Horizontale abgeschrägt und etwas gekrümmt. Ferner kann die schräge Lage der
Auflage in gewissen Grenzen verändert werden. Zu diesem Zweck ist der Balken E (s. auch
Fig. 3a) an seiner einen Seite durch ein.Scharnier e2 mit dem Brett E1 verbunden, während
er am anderen Ende durch eine Justirschraube e1
verstellt wird, die in einer an E1 gelagerten Mutter auf- und abgeschraubt werden kann.
Das Brett E1 ist auf den Schienen E2 nicht
blos in horizontaler Richtung hin- und herschiebbbar,
sondern kann auch auf diesen Schienen in verschiedener Lage mittelst der auf dem Gewindetheil des Zapfens e unterhalb
E2 befindlichen Mutter e1 festgestellt werden,
da der Zapfen e nicht vierkantig, sondern rund, also drehbar in dem durch beide Schienen E'2
gebildeten Schlitz ausgebildet ist. Man kann also beispielsweise den Backen E aus der in
Fig. 3 gezeichneten Stellung mit Bezug auf die Richtung der schrägen Oberfläche nach der
anderen Seite umlegen, so dafs der Backen zur Auflage sowohl für die rechte als auch für die
linke Hand geeignet wird. Die Schienen E-sind ebenfalls auf den Säulen C C auf- und
abschiebbar und können durch Anziehen der Klemmschrauben c in jeder gewünschten Höhenlage
festgeklemmt werden.
Die Säulen C C7 welche die beschriebene
Hand-Einspannvorrichtung tragen, sind auf der Platte A festgeschraubt, welche nach den Hebeln
H hin bezw. von denselben weg verschoben werden kann. Auf diese Weise ist
es möglich, die Hand des Uebenden den Tastenhebeln möglichst nahe in eine dem Ciavierspiel entsprechende, schulgerechte Lage
zu bringen. Zu diesem Zweck ist in die Platte A ein Zapfen a2 eingelassen, der Muttergewinde
für eine Schraube α trägt. Letztere findet in der Platte A1 ihre Lagerung, und die
Platte A umfafst schwalbenschwanzförmig, wie der Supportschlitten einer Drehbank, die
Platte A\ so dafs man durch Drehen an der Kurbel a1 die Platte oder den Schlitten A vor-
und zurückschrauben kann. Endlich ist noch in derselben Richtung wie der Schlitten A auch
die Platte A1 mit sammt dem ganzen Hebel-
und Einspannapparat auf der Gestellplatte A2 verschiebbar, da der Bolzen Aa, welcher A1
und A2 zusammenhält, in einem Schlitz der
Platte A2 verschiebbar ist. Diese Verschiebbarkeit hat den Zweck, die Entfernung der
Achse der Walze W von der Mitte der Riemscheibe s vergröfsern und die Schnur, welche
die Bewegung von der Scheibe s auf die Scheibe S überträgt, spannen zu können.
Damit beim Betrieb durch Treten die Walze W sich nicht rückwärts drehen kann, ist eine
Bremse für das Schwungrad R angebracht, die das letztere sofort in seiner Bewegung hemmt,
sobald die Umdrehung in anderer als der durch den Pfeil vorgezeichneten Richtung erfolgt.
Diese Bremse besteht aus einer excentrisch gelagerten Gummirolle K, die an der Unterseite
der Platte ä2· befestigt ist. An Stelle dieser Rolle K, deren Wirkung aus der Zeichnung
ersichtlich ist, kann man auch eine in einer excentrischen Rinne gelagerte Gummikugel anwenden,
wie dies bekanntlich bei Nähmaschinen allgemein üblich ist.
Die Anwendung des beschriebenen Apparates zu Fingerübungen kann nun wie folgt geschehen.
Nachdem die Nocken N in der für die beabsichtigte Fingerübung passenden Reihenfolge
und Anordnung auf die Walze W aufgeschoben und die Tastenhebel H mit den
Zwischenstücken Z in der richtigen Entfernung von einander angeordnet sind, wird die Hand,
welche üben soll, zwischen die Backen E und B eingelegt und nun durch Drehen an dem geränderten
Kopf b2 der Schraube b der Backen ziemlich dicht auf die Hand niedergeschraubt,
Claims (4)
1. Das Verfahren, Fingerübungen für Klavierspieler dadurch zu ersetzen, dafs die Finger
in einer den Voraussetzungen des richtigen Spieles entsprechenden Weise mechanisch
bewegt werden, und zwar in der Weise, dafs der Spielende die Finger in Finger-
■ hüte hineinsteckt, welche mechanisch auf- und abbewegt werden, während zugleich
die Hand des Spielenden durch geeignete Vorrichtungen festgehalten wird. ·
2. Der Apparat zur Ausübung des unter 1.
beschriebenen Verfahrens, bestehend aus einer Reihe von tastenartig angeordneten
Hebeln, die durch eine mit Nocken versehene Walze auf- und abbewegt werden können, in Verbindung mit einem die Hand
des Spielenden festhaltenden Paar Klemmbacken , die, der Lage der Hand entsprechend,
nach allen Richtungen hin verstellbar sein können.
3. Die Vorrichtung zum Festhalten der Hand des liebenden, bestehend im wesentlichen
aus zwei Klemmbacken B und E, die durch Stellschrauben bee- und α und den mit
diesen Schrauben verbundenen Stelltheilen B1 E1 C und A in jeder gewünschten Lage
im Räume eingestellt werden können.
4. Die an den Enden der Tastenhebel angeordneten Fingerhüte F, welche beweglich
und verstellbar mit den Hebelenden verbunden sind.
Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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