DE3143560C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Her
stellen von Essig mit mehr als 12 g/100 ml Essigsäure
durch submerse einstufige Vergärung von alkoholhalti
gen Maischen in aufeinanderfolgenden Gärperioden, in
denen jeweils ein Teil des Fertigessigs aus dem Gärbe
hälter ausgestoßen und durch eine gleiche Menge fri
scher Maische mit einem Gehalt bis 2 g/100 ml Essigsäu
re und über 10 Vol.-% Alkohol ersetzt wird.
Um Essig mit einem Gehalt von mehr als 12 g/100 ml Es
sigsäure herstellen zu können, ist es bekannt (AT-PS
2 65 178), eine vermehrungsfähige Essigbakterien enthal
tende Anlaufmaische mit 6 bis 9 g/100 ml Essigsäure und
4 bis 7 Vol.-% Alkohol unter ständiger, gleichmäßiger
Belüftung zu vergären, bis eine Alkoholkonzentration
nahe an Null erreicht wird, wonach ein Teil des Gärbe
hälterinhaltes als Fertigessig entfernt und durch fri
sche Maische mit einem Gehalt bis 2 g/100 ml Essigsäu
re und etwa 10 bis 14 Vol.-% Alkohol langsam und unter
sofortiger inniger Mischung zugeführt wird, so daß nach
dem Einstoß der frischen Maische die Konzentration an
Essigsäure und an Alkohol zu Beginn jeder Gärperiode
gleich ist. Diese Anlaufkonzentrationen wurden gewählt,
weil Untersuchungen gezeigt hatten, daß sich die Ver
mehrungsgeschwindigkeit der Essigbakterien bei ver
gleichbar konstantem Alkoholgehalt mit steigender Ge
samtkonzentration und bei konstant gehaltener Gesamt
konzentration mit zunehmendem Essigsäuregehalt und ab
nehmendem Alkoholgehalt verlangsamt. Dies gilt insbe
sondere über einem Essigsäuregehalt von 7 bis 8 g/100 ml
und unter einem Alkoholgehalt von 5 bis 6 Vol.-%, so daß
die Vermehrungsgeschwindigkeit bei diesen Essigsäure-
und Alkoholgehalten ein Maximum erreicht. Trotzdem be
trägt die Dauer einer Gärperiode bei diesem bekannten
Verfahren etwa 48 Stunden, wobei bei jedem Chargenwech
sel etwa 40% des Gärbehälterinhaltes als Fertigessig
ausgestoßen werden.
Obwohl das beschriebene Verfahren zur Herstellung von
Essig mit mehr als 12 g/100 ml Essigsäure einen wesent
lichen Fortschritt gebracht hatte, blieb es wünschens
wert, die Gärleistung weiter zu erhöhen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das Verfah
ren der eingangs geschilderten Art so zu verbessern,
daß mehr Essig je Zeit und Volumeneinheit des Fermen
ters erzeugt werden kann, das heißt die Produktivität
des Fermenters zu erhöhen.
Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, daß
die Anfangskonzentrationen für die jeweils neue Gärpe
riode mehr als 9 g/100 ml und weniger als 13 g/100 ml
Essigsäure sowie weniger als 4 Vol.-% und mehr als 2,5
Vol.-% Alkohol betragen. Dies wird dadurch erreicht, daß
am Ende einer jeden Gärperiode nur 20-40% des Gär
behälterinhaltes als Fertigessig ausgestoßen und durch
frische Maische ersetzt werden.
In der DE-PS 26 57 330 wird ein Zweistufenverfahren zur
Herstellung von Essig mit mehr als 15% Essigsäure of
fenbart, bei welchem in einem ersten Gärstadium die Ge
samtkonzentration auf über 15% erhöht und in einem
zweiten Gärstadium über 15% konstant gehalten wird,
wobei gegen Ende des ersten Gärstadiums 20-50% der
Gärflüssigkeit vom verbleibenden Rest abgetrennt werden.
Hier ist zum Zeitpunkt der Trennung kein fertiger Essig
vorhanden, der ausgestoßen und verwendet werden kann.
Vielmehr besitzt die Flüssigkeit noch höheren Alkohol
gehalt, so daß andere Verhältnisse herrschen.
Gemäß der DE-PS 15 17 879 wird Essig mit mehr als 12%
Essigsäure durch ein Einstufenverfahren hergestellt,
bei dem die Anfangskonzentrationen jeder Gärperiode
bei 6-9 g/100 ml Essigsäure und 4-7 Vol.-% Alkohol
liegen. Hierbei werden etwa 40% des Gärbehälterinhal
tes entfernt und durch frische Maische ersetzt.
Der Gedanke, die Produktivität dadurch zu erhöhen, daß
die aus- und eingestoßene Flüssigkeitsmenge weiter
verringert wird, widersprach zunächst jeder Erfahrung.
Ursprünglich wurden 50-60% des Gärbehälterinhaltes
ausgestoßen (O. Hromatka, Chemiker-Zeitung 76, 776,
815, 1952). Diese Menge wurde in der Folge auf 50%
(O. Hromatka, H. Ebner, Ind. Eng. Chem. 51, 1279,
1959) und später auf 40% zurückgenommen (AT-PS 2 65 178).
Eine weitere Verringerung des Ausstoßvolumens über das
aus der AT-PS 2 65 178 bekannte Quantum von 40 hinaus
schien nicht mehr ratsam, da damit zwangsläufig eine
Erhöhung der Essigsäurekonzentration und Verringe
rung der Alkoholkonzentration nach beendetem Einstoß
verbunden ist. Beides verringert die Vermehrungsge
schwindigkeit der Essigbakterien. Letztere müssen sich
ja in jeder neu begonnenen Gärperiode wieder auf die
Anzahl vermehren, die vor Beginn des Ausstoßes vorhan
den war. Schließlich war bekannt, daß eine Essiggärung
mit kontinuierlichem Maischezulauf und kontinuierli
chem Essigablauf nur unter einer Gesamtkonzentration
von etwa 10% möglich ist, da bei darüberliegender
Gesamtkonzentration die Vermehrungsgeschwindigkeit
der Essigbakterien durch den dauernd auf etwa 0,3%
gehaltenen niedrigen Alkoholgehalt so stark verrin
gert wird, daß eine solche Gärung zum Stillstand
kommt. Da eine kontinuierliche Gärung als Extrapola
tion immer kleiner werdender Gärperioden gedacht
werden kann, war ein Erfolg der erfindungsgemäßen Maß
nahmen sogar sehr unwahrscheinlich.
Überraschenderweise ergab sich aber eine Steigerung
der Produktivität. Es wird vermutet, daß für dieses
unerwartete Ergebnis einmal der Umstand von Bedeutung
sein könnte, daß durch die Verringerung des Ausstoß
volumens eine größere Anzahl von vermehrungsfähigen
Essigbakterien im Gärbehälter verbleibt und dies in
diesem Bereich die Verlangsamung der Vermehrungsge
schwindigkeit noch ausgleicht. Ferner wird angenommen,
daß schnellere Konzentrationsänderungen sowohl des Al
kohols als auch der Essigsäure den Stoffwechsel der
Essigbakterien negativ beeinflussen und daß dieser
Einfluß wegen des geringeren Ausmaßes der Konzentra
tionsänderungen bei verringertem Ausstoßvolumen klei
ner gehalten wird. Durch das Zusammenwirken dieser
Verhältnisse treten offensichtlich Bedingungen ein,
die noch eine erhebliche Steigerung der Produktivität
möglich machen. Bei Anfangskonzentrationen von mehr
als 9 g/100 ml Essigsäure und weniger als 4 Vol.-% Al
kohol sind diese Bedingungen optimal, wenn 13 g/100 ml
Essigsäure dabei nicht überschritten und 2,5 Vol.-% Al
kohol nicht unterschritten werden.
Eine weitere, ebenso unerwartete erhebliche Steige
rung der Produktivität ergab sich durch die Maßnahme,
die Belüftung des Fermenters so einzustellen, daß die
maximale stündliche Säurezunahme mindestens 0,17 g/100 ml
beträgt.
Wegen der Flüchtigkeit von Alkohol und Essigsäure ist
zur Erzielung einer guten Ausbeute eine sparsame Do
sierung der Luftmenge notwendig. Sie wurde in der AT-
PS 2 65 178 mit 2,5-6 m³ pro Stunde und pro m³ Gär
volumen festgelegt. Das vorgegebene Belüftungsvolumen
begrenzt dabei die mögliche Anzahl der sich bildenden
Essigbakterien und bedingt dadurch die maximal mögli
che Säurezunahme, die, einmal erreicht, dann über den
Rest der Gärperiode konstant bleibt. Die technischen
Fermenter wurden bisher auf eine maximale Säurezunahme
von 0,16 g/100 ml begrenzt (AT-PS 2 65 178). Nun ergab
sich überraschenderweise, daß eine Erhöhung der maxi
malen stündlichen Säurezunahme auf über 0,17 g/100 ml,
vorzugsweise 0,21 g/100 ml, was mit den oben angege
benen Belüftungsraten noch möglich ist, im Zusammenwir
ken mit der Maßnahme der Erhöhung der Anfangskonzentra
tion auf über 9 g/100 ml Essigsäure und Verringerung
der Anfangskonzentration auf unter 4 Vol.-% Alkohol eine
weitere wesentliche Steigerung der Essigproduktion pro
Zeit und Volumeneinheit ergibt. Wenn die Vermehrung
der Essigbakterien erst bei höherer Leistung, das heißt
bei einer größeren Bakterienanzahl im Volumen, durch
Verbrauch der vorgegebenen Sauerstoffmenge gehemmt
wird, so dauert diese Hemmung von ihrem Eintritt bis
zur Beendigung der jetzt kürzeren Gärperiode kürzere
Zeit. Da auch eine solche Hemmung notwendigerweise
den Stoffwechsel der Essigbakterien nachteilig beein
flußt, schafft eine zeitliche Verkürzung derselben
ihrerseits wieder vorteilhaftere Bedingungen, so daß
es möglich ist, durch Kombination dieser Maßnahme mit
jener des Anspruchs 1 die Dauer einer allerdings ver
kleinerten Gärperiode von etwa 48 Stunden auf etwa
19 Stunden zu verringern. Dabei wird, wie die nach
stehenden Beispiele zeigen, die Gärleistung des Fer
menters gegenüber der AT-PS 2 65 178 auf 175% gestei
gert.
In einem Gärbehälter von 3 m Durchmesser und 5 m Höhe,
der mit einer Belüftungsvorrichtung, einer Kühlein
richtung, einem Kontrollthermometer und einem mecha
nischen Entschäumer versehen wurde, wurde bei einer
Belüftung mit einer Belüftungsrate von 90 m³/h eine
Essiggärung mit folgenden Werten durchgeführt, wobei
der Behälterinhalt 24 000 l betrug:
Die Gärperioden spielten sich so ein, daß alle 27 Stun
den 6500 l Essig mit 14,30 g/100 ml Essigsäure ausge
stoßen werden konnten, was einer Vergärungsleistung
von 809 Liter Alkohol pro 24 Stunden entspricht. Ge
gegenüber der AT-PS 2 65 178 konnte allein durch die er
findungsgemäße Maßnahme der Änderung der Konzentratio
nen an Essigsäure und Alkohol am Beginn der Gärperio
den eine Steigerung der Gärleistung des Fermenters auf
124% erzielt werden. Dort betrug die Vergärungslei
stung im gleichen Fermenter 650 Liter Alkohol pro 24
Stunden.
Im gleichen Gärbehälter wurde bei 24 000 l Behälter
inhalt mit einer verbesserten Belüftungsrate von 105 m³/h
folgende Essiggärung gefahren:
Die Gärperioden spielten sich so ein, daß alle 19 Stun
den 6500 l Essig mit 14,30 g/100 ml Essigsäure ausge
stoßen werden konnten, was einer Vergärungsleistung von
1149 Liter Alkohol pro 24 Stunden entspricht. Gegen
über der AT-PS 2 65 178 konnte somit eine Steigerung
der Produktivität auf 175% erzielt werden.
Durch die erfindungsgemäßen Maßnahmen werden die nega
tiven Einflüsse des Einstoßvorganges und der Sauer
stoffmangelhemmung auf den Stoffwechsel der Essigbak
terien so vermindert, daß der Fermenter fast die
gesamte Zeit mit Volleistung läuft und dadurch die
höchstmögliche Produktivität erzielt. Überdies bleibt
bei diesen kleinen Gärperioden auch der gravierende
Vorteil des semikontinuierlichen Betriebes gegenüber
dem kontinuierlichen Betrieb noch erhalten, der darin
besteht, daß die nach dem Einstoß frischer Maische
erhöhten Alkoholkonzentrationen und erniedrigten
Säurekonzentrationen die Vermehrungsgeschwindigkeit
der Essigbakterien stimulieren.
Claims (2)
1. Verfahren zum Herstellen von Essig mit mehr als
12 g/100 ml Essigsäure durch submerse einstufige
Vergärung von alkoholhaltigen Maischen in aufein
anderfolgenden Gärperioden, in denen jeweils ein
Teil des Fertigessigs aus dem Gärbehälter ausge
stoßen und durch eine gleiche Menge frischer Maische
mit einem Gehalt bis 2 g/100 ml Essigsäure und über
10 Vol.-% Alkohol ersetzt wird,
dadurch gekennzeichnet, daß man die Anfangskonzen
trationen für die jeweils neue Gärperiode auf mehr
als 9 g/100 ml und weniger als 13 g/100 ml Essig
säure sowie weniger als 4 Vol.-% und mehr als 2,5
Vol.-% Alkohol einstellt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gärperioden bei einer maximalen stündlichen
Säurezunahme von mindestens 0,17 g/100 ml gefahren
werden.
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