DE3132008C1 - Aktive Panzerung gegen Hohlladungen und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents
Aktive Panzerung gegen Hohlladungen und Verfahren zu deren HerstellungInfo
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Abstract
Die Erfindung beschreibt eine aktive Schutzanordnung gegen Hohlladungsgeschosse, bestehend aus einer inerten Schicht aus schmelzbaren, organischen Estern, insbesondere Äthylencarbonat, die zwischen zwei Stahlplaten gegossen ist. Diese Schicht zerfällt unter dem Druck des auftreffenden Hohlladungsstrahls in Gase. DOLLAR A Diese Gase beschleunigen die Stahlplatten, so daß der Hohlladungsstrahl stark gestört und in seiner Eindringleistung vermindert wird. DOLLAR A Im Gegensatz zu bekannten Lösungen, die als Zwischenschicht Explosivstoffe enthalten, ist die Sekundärwirkung auf die Umgebung und auf das gepanzerte Fahrzeug gering.
Description
Die Erfindung betrifft eine aktive Panzerung und ein Verfahren
zur Herstellung der Panzerung gegen Hohlladungsgeschosse, in der
Ausführung als mehrschichtige Platte.
Es ist bekannt, daß der aus der Detonation einer Hohl
ladung resultierende Hohlladungsstachel aufgrund seines
hohen Penetrationsvermögens eine Gefahr für gepanzerte
militärische Fahrzeuge darstellt.
Es sind Lösungen zur Störung bzw. Vernichtung des Stachels
bekannt geworden, indem man dem Stachel sprengstoffbeschleu
nigte Platten entgegenschießt, wobei der Sprengstoff durch
die beim Auftreffen der Stachelspitze, die eine Geschwin
digkeit von etwa 6-10 km/s haben kann, auftretende Stoß
welle initiiert wird. (DE-OS 26 36 595, DE-AS 20 31 648)
Der Nachteil aller bisher bekannt gewordenen Lösungen ist
jedoch, daß das Panzerfahrzeug zum Erreichen eines Rund
umschutzes erhebliche Mengen Sprengstoff in der Panzerung
enthalten muß.
Selbst wenn durch konstruktive Maßnahmen verhindert wird,
daß bei einem Treffer, der die Detonation des aus Gründen
der guten Initiierbarkeit sehr empfindlichen Sprengstoffs
im getroffenen Bereich auslöst, der andere, nicht ge
troffene Sprengstoff sympathetisch mitdetoniert, so bleibt
doch das Problem, daß die Belastungen der Struktur der
Panzerung und der Einfluß solcher Sekundärdetonationen auf
die Besatzung eines Panzerfahrzeugs erheblich sein können.
Weiterhin besteht das Handhabungsproblem dieser hochbrisante
Sprengstoffe enthaltenden Bauelemente.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es nun, diese Nachteile
des aktiven Schutzes gegen Hohlladungen dadurch zu besei
tigen, daß anstelle des Sprengstoffs völlig inerte, spreng
stofffreie Materialien verwendet werden, die unter Ein
wirkung des beim Auftreffen des Hohlladungsstachels ent
stehenden hohen Drucks (105-106 bar) schnell in Gase
zerfallen und diese Gase zur Beschleunigung oder Verfor
mung von Zielplatten ausgenutzt werden. Die beschleunig
ten oder mit hoher Verformungsgeschwindigkeit verformten
Zielplatten bewirken eine so starke Stachelstörung, daß
die Restleistung eines Hohlladungsstachels gering ist.
Die Vorteile eines solchen Verfahrens gegenüber Schutz
anordnungen die die gleiche Wirkung mit hochbrisanten
Sprengstoffen erzielen, ist offensichtlich.
- 1. Einfache und sichere Herstellung der erfindungsge mäßen Schutzanordnungen ohne Sicherheitsauflagen.
- 2. Völlig unkomplizierte, ungefährliche Handhabung der Schutzanordnung beim Einbau in das gepanzerte Fahrzeug.
- 3. Kein Hochbrisanzsprengstoff im fertigen Fahrzeug, keine zusätzlichen Strukturbelastungen bei einem Treffer, keine zusätzliche Gefahr für die Besatzung.
Erfindungsgemäß gelöst wurde das Problem mit einer Reihe
von Estern organischer und anorganischer Säuren, die
unter den beschriebenen Bedingungen sehr schnelle Zer
setzungsreaktionen zeigen. Diese Zersetzungsreaktionen
können in besonders vorteilhafter Weise durch in homo
gener Phase vorliegende Katalysatoren beeinflußt werden,
so daß die zu einer Plattenbeschleunigung notwendige
Zersetzungsgeschwindigkeit erreicht wird.
Erfindungsgemäß verwendbare Stoffe sind die Veresterungs
produkte der Kohlensäure, Ameisen- und Orthoameisensäure,
der Malon- und Maleinsäure, der Citronensäure, der Acryl-
und Methacrylsäure mit Methanol, Äthanol, Propandiol,
Glycerin sowie die inneren Ester der Hydroxyessigsäure
und Hydroxypropionsäure, das Glykolid und Lactid.
Erfindungsgemäß verwendbare Katalysatoren, die die Zer
setzungsgeschwindigkeit der erfindungsgemäßen Stoffe
beeinflussen können, sind polyhalogenierte aliphatische
und aromatische Verbindungen, wie z. B. Hexachloräthan,
Pentachlornitroäthan, 1,2,4-Trichlorbenzol, Octabrom
cyclobutan, Decabromdiphenyl und Sehwermetallkomplexe
des Acetylacetons, wie Fe-II- und Fe-III-acetylacetonat
sowie der Eisenkomplex des Cyclopentadiens (Ferrocen).
Der Anteil der Katalysatoren beträgt zwischen 0 und 5%,
vorzugsweise jedoch 0-2%. Es ist notwendig, daß sich
die Katalysatoren in den Estern lösen, damit eine homo
gene Katalyse erreicht wird, wodurch bestimmte Katalysa
toren nur für bestimmte Ester geeignet sind. Es hat sich
gezeigt, daß Kombinationen der polyhalogenierten Kataly
satoren mit den Schwermetallkomplexen eine synergistische
Wirkung erzielen.
Es hat sich weiterhin als vorteilhaft erwiesen, bei Ver
wendung von flüssigen oder niedrigschmelzenden Estern
eine Viskositätserhöhung durch gelbildende, hochpolymere
Stoffe vorzunehmen.
Die so behandelten Ester lassen sich nach dem Vermischen
einwandfrei vergießen und erstarren durch Geliervorgänge
oder Reaktionen zu nicht mehr fließfähigen Massen. Auf
diese Weise wird vermieden, daß bei undichten Gefäßen der
Ester ausfließt.
Erfindungsgemäß verwendbar sind an sich bekannte Verdickungs
mittel wie Polyvinylalkohol mit einem Molekulargewicht
von 105-106, Polyvinylacetat und -butyral, Polymethyl
methacrylat sowie, besonders vorteilhaft, die Reaktions
produkte von Polyäthylenglykolen mit Diisocyanaten, wobei
die entstehenden Polyetherurethane die Verdickungswirkung
übernehmen.
Der Anteil der Verdicker an den erfindungsgemäßen Massen
beträgt 0-10%, vorzugsweise jedoch 0-5%. Auch bei
Normaltemperatur festen, schmelzbaren Estern wie z. B.
Äthylencarbonat, Glykolid, Lactid und Oxalsäuremethyl
ester, die aus der Schmelze gegossen werden, haben sich
geringe Zusätze an Hochpolymeren zur Verbesserung der me
chanischen Eigenschaften sowie der Haftung auf Metall
flächen bewährt.
Schließlich besteht eine weitere Variante des erfindungs
gemäßen Verfahrens darin, den Ester als polymerisierbares
Monomeres mit den Zersetzungskatalysatoren zu vermischen,
zu vergießen und zwischen den Platten auszupolymerisieren.
Zu dieser Verfahrensvarianten eignet sich speziell das
schon beschriebene Vinylencarbonat.
Im erfindungsgemäßen Verfahren werden die beschriebenen
Ester in an sich bekannter Weise zu mehrschichtigen Platten
verarbeitet. Dabei geht man so vor, daß man zwischen zwei
Stahlplatten einen definierten Abstand herstellt, die
Platten am Rand abdichtet und die erfindungsgemäßen Ester
in den entstandenen Behälter vergießt.
Die Schichtdicke der Ester kann dabei 1-40 mm, vorzugs
weise jedoch 1-10 mm betragen.
Die Stärke der Stahlplatten hängt vor allem bei der der
Hohlladung zugewendeten Seite stark von dem Stoßwellen
verhalten der erfindungsgemäß verwendeten Ester ab.
Bekanntlich baut sich der beim Auftreffen des Hohlladungs
stachels entstehende Stoßdruck, der für die schnelle Zer
setzung der erfindungsgemäßen Ester verantwortlich ist, in
der Stahlplatte sehr schnell ab. Aus diesem Grund ist die
Dicke der ersten Stahlplatte so zu wählen, daß der resul
tierende, in das Zwischenmaterial einlaufende Druck zur
Zersetzung des Esters ausreicht. Je nach Estertyp haben
sich Plattenstärken von 1-20 mm, vorzugsweise jedoch
2-6 mm für die der Hohlladung zugewendeten Platte als
geeignet erwiesen.
Die Stärke der zweiten Platte ist weniger kritisch und
kann 2-20 mm, vorzugsweise jedoch 2-10 mm betragen.
Die folgenden Beispiele sollen zur Erläuterung der Er
findung dienen, ohne jedoch deren Umfang einzuschränken.
Es wurde eine dreischichtige Platte mit den Abmessungen
250 × 250 mm hergestellt. Die Stärke der Stahlplatten
aus St 37 betrug 4 mm, die Stärke der Esterschicht 5 mm.
Als Ester wurde Äthylencarbonat, das einen Schmelzpunkt
von 36°C hat, verwendet.
Die Platte wurde unter einem Neigungswinkel von 60° mit
einer Hohlladung vom Kaliber 80 mm beschossen.
Die Entfernung Hohlladung/Platte betrug 400 mm, die
Entfernung Platte-Teststapel (zur Bestimmung der Rest
leistung) ebenfalls 400 mm. Nur mit einer 13 mm Stahl
platte anstelle der erfindungsgemäßen Schutzvorrichtung
betrug die Bohrleistung der HL 350 mm.
In der Tabelle 1 sind die erzielten Restleistungen unter
dem oben beschriebenen Aufbau bei Verwendung von Äthylen
carbonat ohne und mit Zersetzungskatalysatoren aufgeführt.
Material | |
Restleistung | |
(mm) | |
1. 13 mm Stahl | 350 |
2. Äthylencarbonat (ÄC) | 120 |
3. ÄC + 2% Pentachlornitroäthan | 70 |
4. ÄC + 1% Pentachlornitroäthan | 50 |
+ 0,2% Fe-III-Acetylacetonat |
Es tritt eine bemerkenswerte Reduzierung des Durchschlags
der Hohlladung durch die erfindungsgemäße Schutzanordnung
auf.
Mit dem in Beispiel 1 beschriebenen Aufbau wurden
verschiedene erfindungsgemäße Ester getestet.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 dargestellt.
Material | ||
Restleistung | ||
(mm) | ||
1. 13 mm Stahl | 350 | |
2. Äthylencarbonat | 120 | |
3. Vinylenearbonat + 10% | 100 | |
Polyvinylalkohol MG 500000@ | 4. Polyvinylenearbonat | 80 |
5. Oxalsäuredimethylester | 120 | |
6. Glykolid | 80 | |
7. Lactid | 80 |
Claims (10)
1. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, bestehend
aus einer mehrschichtigen Platte, deren innere Schicht aus
einer gaserzeugenden Masse besteht, dadurch gekennzeichnet,
daß sich zwischen zwei Stahlplatten eine Schicht aus einem
inerten, sprengstofffreien Material aus der Gruppe der mo
nomeren oder polymeren Ester der Kohlensäure, Oxalsäure,
Ameisensäure, Orthoameisensäure, Citronensäure, Malein
säure, Malonsäure, Acrylsäure und Methacrylsäure mit
Methanol, Äthanol, Äthylenglykol, Propandiol, Glycerin
sowie den inneren Estern der Hydroxyessigsäure und Hydro
xypropionsäure, vorzugsweise jedoch Äthylencarbonat, Vinylen
carbonat und Polyvinylencarbonat befindet, das sich unter
dem Einfluß des beim Auftreffen eines Hohlladungsstachels
entstehenden Drucks schnell in gasförmige Zersetzungs
produkte zerlegt, wobei die Zersetzungsgeschwindigkeit
durch in homogener Phase vorliegende Katalysatoren beein
flußt werden kann.
2. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß das inerte, sprengstofffreie
Material Dimethyloxalat, Glycerinoxalat und Oxalsäure
glykolester ist.
3. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß die inerten, sprengstofffreien
Materialien polymere Ester der Citronensäure mit Glycerin sind.
4. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, das das inerte sprengstofffreie
Material als Zersetzungskatalysatoren polyhalogenierte ali
phatische und aromatische Verbindungen, wie Hexachloräthan,
Pentachlornitroäthan, 1,2,4-Trichlorbenzol, Octabromcyclobutan,
Decabromdiphenyl und Schwermetallkomplexe des Acetylacetons,
wie Fe-II- und Fe-III-acetylacetonat sowie der Eisenkomplexe
des Cyclopentadiens (Ferrocen), vorzugsweise jedoch Penta
chlornitroäthan sowie Mischungen von Pentachlornitroäthan
mit Fe-II und -III-acetylacetonat und Ferrocen enthält.
5. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1
und 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil an Zersetzungs
katalysatoren 0-5%, vorzugsweise jedoch 0-2% beträgt.
6. Aktive Panzerung als Schutz gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1
bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Schichtdicke der er
findungsgemäßen Ester zwischen den Platten 1-40 mm, vorzugs
weise jedoch 1-10 mm beträgt.
7. Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung als Schutz
gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Ester, sofern sie bei 20°C nicht flüssig
sind, aufgeschmolzen werden und die homogenen Lösungen zwischen
Stahlplatten gegossen werden, wo sie erstarren.
8. Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung als Schutz
gegen Hohlladungen nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß zur Modifizierung der mechanischen Eigenschaften
und des Fließverhaltens der Ester polymere Verdickungsmittel
zugegeben werden können.
9. Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung als Schutz
gegen Hohlladungen, nach Anspruch 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß als Verdickungsmittel Polyvinylalkohol, Poly
vinylacetat und -butyral, Polymethylmethacrylat, vorzugsweise
jedoch die Reaktionsprodukte von Polyäthylenglykolen mit
Diisocyanaten in Anteilen von 0-10%, vorzugsweise jedoch
0-0,5% zugegeben werden.
10. Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung als Schutz
gegen Hohlladungen, nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der erfindungsgemäße Ester, sofern er polymerisierbar ist,
mit dem Zersetzungskatalysator und einem Polymerisationsstarter
vermischt und zwischen die Platten gegossen wird, wo die
Polymerisation stattfindet.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813132008 DE3132008C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Aktive Panzerung gegen Hohlladungen und Verfahren zu deren Herstellung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813132008 DE3132008C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Aktive Panzerung gegen Hohlladungen und Verfahren zu deren Herstellung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3132008C1 true DE3132008C1 (de) | 1999-10-28 |
Family
ID=6139242
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19813132008 Expired - Lifetime DE3132008C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Aktive Panzerung gegen Hohlladungen und Verfahren zu deren Herstellung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3132008C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
SG123649A1 (en) * | 2004-04-22 | 2006-07-26 | Rafael Armament Dev Authority | Non-explosive energetic material and a reactive armor element using same |
-
1981
- 1981-08-13 DE DE19813132008 patent/DE3132008C1/de not_active Expired - Lifetime
Non-Patent Citations (1)
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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---|---|---|---|
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