DE3132007C1 - Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen Hohlladungs- und Wuchtgeschosse - Google Patents
Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen Hohlladungs- und WuchtgeschosseInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine aktive Schutzanordnung gegen Hohlladungs- und Wuchtgeschosse, die aus einer nichtmetallischen Schicht zwischen zwei Stahlplaten besteht. DOLLAR A Im Gegensatz zu bekannten Lösungen, bei denen die Schicht aus Explosivstoffen besteht, liegen hier zwei inerte, geschichtete Materialien vor, die sich erst unter der Einwirkung der auftreffenden Geschosse miteinander vermischen und dann aktiv werden und detonieren. DOLLAR A Durch die Detonation werden die Platten beschleunigt und führen zur Verminderung der Eindringleistung der Geschosse.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von aktiven Panzerungen gegen Hohlladungsgeschosse
und flügelstabilisierte Wuchtgeschosse, sog. KE-Geschosse
(KE - Kinetische Energie).
Es ist bekannt, daß gepanzerte militärische Fahrzeuge bei direktem
Beschuß vorwiegend mit einer Bedrohung durch diese beiden Geschoss
typen rechnen müssen.
Es sind nun Lösungen zur Störung bzw. Vernichtung des Hohlladungs
stachels und der Wuchtgeschosse bekanntgeworden, indem man dem
Stachel oder dem Geschoss sprengstoffbeschleunigte Platten ent
gegenschießt, wobei der Sprengstoff durch die beim Auftreffen des
Geschosses entstehende Stoßwelle initiiert wird.
(DE-OS 26 36 595, DE-AS 20 31 648)
Ein Problem besteht jedoch darin, daß die zu diesem Zweck benutzten
Hochbrisanzsprengstoffe zwar von dem Hohlladungsstachel sicher, von
den KE-Geschossen jedoch nicht sicher initiiert werden. Eine
Senkung des Initiierdrucks durch Modifizierung des Sprengstoffs,
um eine höhere Empfindlichkeit zu erreichen, führt in diesem Fall
direkt zu einer höheren Handhabungsunsicherheit.
Ein weiterer Nachteil aller bisher bekannt gewordenen aktiven
Lösungen ist jedoch, daß das Panzerfahrzeug zum Erreichen eines
Rundumschutzes erhebliche Mengen Sprengstoff in der Panzerung
enthalten muß.
Selbst wenn durch konstruktive Maßnahmen verhindert wird, daß bei
einem Treffer, der die Detonation des aus Gründen der guten Ini
tierbarkeit sehr empfindlichen Sprengstoffs im getroffenen Bereich
auslöst, der andere, nicht getroffene Sprengstoff sympathetisch
mitdetoniert, so bleibt doch das Problem, daß die Belastung der
Struktur der Panzerung und der Einfluß solcher Sekundärdetonationen
auf die Besatzung eines Panzerfahrzeugs erheblich sein können.
Weiterhin besteht das Handhabungsproblem dieser hochbrisante
Sprengstoffe enthaltenden Bauelemente bei der Montage im Hersteller
werk.
Ziel der vorliegenden Erfindung war es nun, diese Nachteile des
aktiven Schutzes gegen Hohlladungen und Wuchtgeschosse dadurch
zu beseitigen, daß anstelle des Sprengstoffs unter normalen Hand
habungsbedingungen unempfindliche, sprengstofffreie Materialien
verwendet werden, die unter Einwirkung des beim Auftreffen des
Hohlladungsstachels bzw. KE-Geschosses entstehenden Drucks auch
in Schichtstärken von 1 mm detonativ reagieren.
Die Vorteile eines solchen Verfahrens gegenüber Schutzanordnungen,
die die gleiche Wirkung mit hochbrisanten Sprengstoffen erzielen,
ist offensichtlich.
- 1. Einfache und sichere Herstellung der erfindungsgemäßen Schutzanordnungen ohne Sicherheitsauflagen.
- 2. Völlig unkomplizierte, ungefährliche Handhabung der Schutzanordnungen beim Einbau in das gepanzerte Fahrzeug.
- 3. Kein Hochbrisanzsprengstoff im fertigen Fahrzeug, keine zusätzlichen Strukturbelastungen bei einem Treffer, keine zusätzliche Gefahr für die Besatzung.
- 4. Minimierung der Menge an reaktivem Stoff durch sehr kleine kritische Durchmesser.
Erfindungsgemäß gelöst wurde das Problem durch die Kombination
von zwei unempfindlichen, handhabungssicheren Stoffen, die jeder
für sich bei Stoßwellenbelastungen keine oder nur geringe
Reaktion zeigen, nicht schlag- und reib
empfindlich sind, aber übereinandergeschichtet und
zwischen zwei Stahlplatten gebracht bei Beschuß mit einer
Hohlladung oder einem Wuchtgeschoss detonieren.
Die Detonation ist erst möglich, wenn unter der Druck
wirkung des auftretenden Geschosses an der Grenzfläche
zwischen den Schichten durch plastische Fließvorgänge
eine Vermischung der Komponenten stattfindet. Da die Stärke
des Druckfelds um den Bereich des Einschlagorts radial sehr
schnell abnimmt, die Detonation in den erfindungsgemäßen
binären Explosivstoffen aber nur stattfindet, wenn eine
genügend starke Schockwelle einwirkt, folgt daraus, daß das
Material bereichsdetonativ ist. Das bedeutet, daß im Gegen
satz zu den den Stand der Technik bildenden Hochbrisanz
sprengstoffen nur ein Teil der beschossenen Fläche detoniert.
Wenn man weiterhin berücksichtigt, daß die in aktiven Pan
zerungen eingesetzten Hochbrisanzsprengstoffe in Mindest
schichtdicken von 2-6 mm eingesetzt werden müssen, da bei
geringeren Stärken sonst auf Grund des kritischen Durch
messers keine Detonation mehr möglich ist und dadurch viel
fach eine weit größere Menge Sprengstoff eingesetzt wird,
als zum eigentlichen Störeffekt benötigt wird, so ergibt
sich daraus ein weiterer offenkundiger Vorteil der Erfindung.
Praktisch verwirklicht werden die erfindungsgemäßen binären
Explosivstoffe dadurch, daß man Folien aus einem kristalli
nen Oxydator und einem elastomeren Binder herstellt und die
se in mehrschichtiger Form mit Folien aus einem hochreaktiven
Reduktionsmittel kombiniert.
Oxydatoren sind an sich bekannte Alkali- und Erdalkali-
und Ammoniumsalze der Chlor-, Perchlor-, Salpeter- und Per
oxidischwefelsäure, vorzugsweise Kaliumchlorat und -per
chlorat, Ammoniumperchlorat, Kalium- und Ammoniumperoxidi
sulfat, Kalium- und Bariumnitrat, sowie Bariumchlorat und
-perchlorat.
Elastomere Binder können Polyurethane, Polybutadiene, Poly
sulfide oder andere aus der Herstellung von Composite-
Festtreibstoffen an sich bekannte Binder sein, jedoch vor
zugsweise aus wässriger Dispersion verarbeitbare Polyurethane,
deren Anteil an der erfindungsgemäßen Oxydatorfolie 1-50%,
vorzugsweise jedoch 5-20% betragen kann.
Die Folienherstellung geschieht nach einem der an sich be
kannten Verfahren, z. B. durch Trocknen der gefüllten wässri
gen Dispersion auf beheizten Platten, wobei Folienstärken
von 0,5-5 mm eingestellt werden können.
Die erfindungsgemäßen Folien sind auch mit starken Boostern
nicht detonationsfähig und weisen bei Binderanteilen von
10-20% eine sehr geringe Empfindlichkeit gegen mecha
nische Belastung auf.
Die erfindungsgemäße Reduktionsfolie besteht aus an sich
bekannten Reduktionsmitteln, die unter bestimmten Bedingung
en detonativ mit den beschriebenen Oxydatoren reagieren
können.
Erfindungsgemäß geeignet sind dabei roter Phosphor, Bor,
Tellur, Zirkon, Titan, Aluminium, Cu-I-rhodanid, Blei II-
rhodanid, Bleithiosulfat und Mischungen der genannten Stoffe,
vorzugsweise jedoch roter Phosphor in einer Matrix eines der
bereits beschriebenen Elastomeren, oder aber besonders be
vorzugt, eingearbeitet in papierähnliche Cellulosevliese.
Hierzu bedient man sich der gleichen Technologie wie in der
Papierindustrie, d. h. man suspendiert den Phosphor zusammen
mit der aufgeschlagenen Cellulosefaser und Begleitstoffen,
z. B. Stabilisatoren, in Wasser und stellt auf Papiermaschi
nen Folien beliebiger Dicke und Dichte her.
Die so hergestellten Folien sind thermisch und chemisch außer
ordentlich stabil und können leicht in Folienstärken bis
herunter auf 0,1 mm produziert werden.
Vorteilhaft scheint vor allem die große innere Oberfläche
des Vlieses zu sein, wodurch unter Schockwellenbelastung eine
gute Vermischung mit der Oxydatorfolie zustandekommt.
Der Anteil der Reduktionsmittel an der Folie kann 5-
95% betragen, vorzugsweise jedoch 5-50%.
Die folgenden Beispiele dienen zur Erläuterung der Er
findung, ohne jedoch deren Umfang einzuschränken.
In einem Mischer wurden 375 g einer handelsüblichen
Polyurethandispersion mit 40% Feststoff und 850 g
gesiebtes Kaliumperchlorat vermischt. Die Suspension
wurde in verschiedenen Schichtstärken auf beheizte, mit
Trennmitteln versehene Stahlplatten aufgegossen und bei
80°C getrocknet.
Die nach dem Trocknen sehr elastischen Folien wiesen eine
Dichte von 1.75 g/cm3 auf und zeigten unter dem Reib
apparat nach BAM keine Reaktion bei einer Stiftbelastung
von < 36 kg, sowie unter dem Fallhammer keine Reaktion
bei einer Fallhöhe von 1 m mit dem 2 kg Hammer.
In einem Rührwerk wurden 650 g aufgeschlagene Cellulose
in 10 l H2O mit 250 g rotem Phosphor mit einer Korngröße
von etwa 10 µm und 50 g Magnesiumoxid vermischt und anschließend
auf einer Langsiebpapiermaschine zu einem Vlies von 0,5 mm
Stärke und einer Dichte von 0,5 g/cm3 verarbeitet.
Bei einer Lagerzeit von drei Monaten bei 40°C, 80°C und
120°C wurden nur geringfügige Gewichtsabnahmen bzw. Zu
nahmen beobachtet, was auf eine sehr gute chemische Sta
bilität hinweist.
Es wurde eine mehrschichtige Platte mit den Abmessungen
200 × 200 mm hergestellt. Die Platte bestand aus folgen
den Schichten:
- 1. Stahlplatte St 37,4 mm
- 2. Reduktionsfolie Beispiel 2, 0,5 mm
- 3. Oxydatorfolie Beispiel 1, 1 mm
- 4. Reduktionsfolie Beispiel 2, 0,5 mm
- 5. Stahlplatte St 37,4 mm
Die Platte wurde unter einem Winkel von 60° mit einer
Hohlladung von 80 mm Durchmesser aus einem Abstand von
400 mm beschossen. Die Restleistung gegen einen 400 mm
von der Platte entfernten Teststapel betrug 40 mm, ge
genüber 350 mm ohne die erfindungsgemäße Schutzanordnung.
Mit der Anordnung aus Beispiel 3 wurde eine mehrschich
tige Platte beschossen, bei der die Reduktionsfolie
0,25 mm und die Oxydatorfolie 0,5 mm stark waren, die
Gesamtstärke betrug also 1 mm. Die Restleistung betrug
65 mm, gegenüber 350 mm ohne die Schutzanordnung.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen
Hohlladungs- und Wuchtgeschosse, bestehend aus einer mehr
schichtigen Platte, deren innere Schicht aus einem Explosiv
stoff besteht, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens zwei
nicht detonationsfähige Schichten in Folienform übereinander
gelegt und zwischen zwei Stahlplatten eingebracht werden, wo
bei eine Folie aus kristallinem Oxydationsmittel in einem
elastomeren Binder und eine Folie aus Reduktionsmittel in
einem elastomeren Binder besteht, die sich unter der Druck
wirkung eines auftreffenden Stoffes an ihren Kontaktflächen
miteinander vermischen unter Bildung detonationsfähiger
Gemische.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Oxydationsmittel an sich bekannte Alkali-, Erdalkali- und
Ammoniumsalze der Chlor-, Perchlor-, Salpeter- und Peroxidi
schwefelsäure, vorzugsweise Kaliumchlorat und -perchlorat,
Ammoniumperchlorat, Kalium- und Ammoniumperoxidisulfat,
Kalium- und Bariumnitrat, verwendet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 2 dadurch gekennzeichnet, daß als
elastomerer Binder Polyurethane, Polybutadiene und Polysulfide
verwendet werden, vorzugsweise jedoch aus wässriger Dispersion
verarbeitbare Polyurethane Verwendung finden, und daß der An
teil an der erfindungsgemäßen Oxydatorfolie 1-50%, vor
zugsweise jedoch 5-20%, betragen kann.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als
Reduktionsmittel roter Phosphor, Bor, Tellur, Titan, Alu
minium, Kupfer-I-rhodanid, Blei-II-rhodanid, Bleithiosulfat,
sowie Mischungen der genannten Stoffe verwendet werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 und 4, dadurch gekennzeichnet,
daß im Falle von Phosphor anstelle des elastomeren Binders
ein Cellulosevlies eingesetzt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19813132007 DE3132007C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen Hohlladungs- und Wuchtgeschosse |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19813132007 DE3132007C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen Hohlladungs- und Wuchtgeschosse |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3132007C1 true DE3132007C1 (de) | 1999-10-28 |
Family
ID=6139241
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19813132007 Expired - Lifetime DE3132007C1 (de) | 1981-08-13 | 1981-08-13 | Verfahren zur Herstellung einer aktiven Panzerung gegen Hohlladungs- und Wuchtgeschosse |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE3132007C1 (de) |
Cited By (2)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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- 1981-08-13 DE DE19813132007 patent/DE3132007C1/de not_active Expired - Lifetime
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