DE3125896C2 - Verfahren zur Herstellung von Trockenfutter für Fische - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Trockenfutter für FischeInfo
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Description
55
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
eines Trockenfuttermittels für Fische unter weitgehender Schonung der im Naturfutter vorkommenden
Enzyme, Vitamine und Proteine und unter Herabsetzung des Anteiles umweltbelastender Bestandteile des
Futters.
Es ist bekannt, Fische in Aufzuchtanlagen mit pelletierten, aus Fischmehl unter Hinzufügung verschiedener
Zusatzstoffe hergestellten Futtermitteln zu füttern. Diese Art des Futters wird wegen seiner
leichten Transportierbarkeit und guten Lagerfähigkeit am meisten eingesetzt. Es wird gewöhnlich als
herabsinkendes, mitunter aber auch schwimmendes pelletiertes Futter hergestellt Nachteilig in wirtschaftlicher
Hinsicht ist der hohe Preis für das ständig knapper werdende Fischmehl. Weiterhin werden die im rohen
Fisch vorhandenen Proteine, Enzyme und Vitamine bei der Fischmehl- und Trockenfutterherstellung denaturiert
und müssen durch künstlich gewonnene, teuere Vitaminzusätze ergänzt werden (Edwards 1978, Salmon
and Trout Farming in Norway, Fishing News LtdL,
Norwich, S. 105—133), ohne daß es bisher gelungen
wäre, durch diese Zusätze ein physiologisch vollwertiges, in der Qualität mit Naturfutter oder auch nur mit
Naßfutter vergleichbares pelletiertes Trockenfutter auf Fischmehlbasis herzustellen (H. Kuhlmann,
Rapp. P. v. Reun. Cons, int Explor. Mer. 174,1979, S. 62
und Meske, Informationen für die Fischwirtschaft, Hamburg 1980, S. 192).
ökologisch ist das pelletierte handelsübliche Trokkenfutter
bedenklich wegen der hohen Umweltbelastung (O. Müller 1980, Vortrag auf der Jahreshauptversammlung
des LFV Niedersachsen e. V, Walsrode, 3. !2.1980). Diese wird zwar durch die Entwicklung
neuerer »umweltfreundlicher« Futtermittel in gewissem Maße zwar herabgesetzt, kann aber nicht ganz beseitigt
werden.
Besonders schwer abbaubar und deshalb umweltschädlich sind die kohlenhydrathaltigen Ballaststoffe
und Bindemittel des handelsüblichen pelletierten Trokkenfutters (O. Müller 1981, Auswirkungen des Abwasserabgabengesetzes
auf die Binnenfischerei, Fischer und Teichwirt Nr. 6/1971, S. 975).
Die früher hauptsächlich praktizierte, auch heute noch vorkommende Fütterung mit Natur- und Naßfutter
ist physiologisch besser. Bei der richtigen Wahl des Futters, z. B.Tubifex für Jungaale (Meske a. a. O.), Stinte
für Lachsartige (Pohlhausen 1978, Lachse .., Verlag P. Parey, Hamburg & Berlin, S. 13OfQ, Fischrogen für
alle Fische (Kuhlmann, 1979 a. a. O; unpublizierte
schwedische Versuche; unpublizierte Versuche des Erfinders) ist es sogar optimal. Die kontinuierliche
Beschaffung, der Transport, die Lagerung und auch der arbeitsaufwendige Fütterungsvorgang bei der Verwendung
des Natur- und Naßfutters bereitet jedoch große Schwierigkeiten. Außerdem besteht die große Gefahr,
daß bei der Fütterung mit dem Natur- und Naßfutter Parasiten und Krankheitserreger im erheblichen Umfang
übertragen und hierdurch die in den Aufzuchtanlagen in unnatürlicher Dichte gehaltenen Fischbestände
ernsthaft gefährdet werden. Auch kann das Naßfutter in bestimmten Fällen das Wasser stark verschmutzen. Der
physiologische Vorteil wird also durch ökonomische, hygienische und ökologische Nachteile entwertet
Aus dieser insgesamt unbefriedigenden Situation heraus sind zahlreiche Versuche unternommen worden,
in der Futterherstellung neue gangbarere Wege zu suchen. So wurde z. B. das teure und knappe Fischmehl
im Trockenfutter durch andere Eiweißträger ersetzt (Gropp et al. 1976, Arbeiten des Deutschen Fischereiverbandes,
Heft 19, S. 85 ff), was aber die anderen, insbesondere physiologischen Nachteile des Trockenfutters
nicht beseitigt. Muscheln wurden als Naßfutter verwendet (van Thielen und Grave 1976, Arbeiten des
Deutschen Fischereiverbandes, Heft 19, S. 33 ff), was aber die ökologischen Probleme beim Einsatz des
Naßfutters nicht löst. Das Naßfutter wurde lyophilisiert und gefriergetrocknet, wodurch das Naßfutter mit recht
hohen Kosten langer haltbar und lagerfähiger gemacht wurde, die große Gefahr der Krankheitsübertragung
aber bestehen bleibt.
In den USA ist an Stelle des pelletierten Trockenfutters ein als »moist pellets« bekanntes Futter entwickelt
worden, das sich aber bei uns nicht durchgesetzt hat, da es sehr schnell verdirbt.
Weiter ist es bekannt. Tier- und Fischfutter einzelne,
im Minimum befindliche Aminosäuren hinzuzusetzen, z. B. Methionin, um eine bessere Futterverwertung zu
erzielen.
Weiter ist es bekannt, durch Zusatz von Enzymen (Proteasen und Amylasen) die Verdaulichkeit des
Trockenfutters zu steigern und so ein besseres und vor allem ein gleichmäßigeres Abwachsen der damit
gefütterten Fische zu erzielen (Kieckhäfer, 1976, Arbeiten des Deutschen Fischereiverbandes, S. 76).
Durch Evaporation wird weiterhin gelegentlich das handelsübliche Trockenfutter schwimmfähig gemacht
In der Futtermittelherstellung ist es bekannt, Fische und Fischinnereien mit Hilfe von z. B. 1% konzentrierter
Schwefelsäure und 1,5% Kalium- oder Natriummetabisulfit in für .längerer Zeit haltbare, physiologisch
hochwertige Kaltiiiage zu verwandeln (H.-J. Papenfuss
und K. Röpke, Fischmehl, Fischöl und andere Seetierprodukte,
Kammer der Technik, Leipzig 1966, 13.2.1.2.), wobei diese bekannte Kaltsilage aber wegen ihrer
flüssigen Konsistenz nicht als Fischfutter verwendbar ist
Es ist seit jeher bekannt, Milz und Leber von Rindern und Schweinen zu schaben und für besonders empfindliche
Jungfische, früher überhaupt auch an Forellenbrut zu verfüttern. Dieses Verfahren ist jedoch besonders
arbeitsaufwendig. Die geschabte Milz und Leber sind nicht lange haltbar und verschmutzen bei der Anwendung
größerer Mengen das Wasser eSieblich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung eines in ler Praxis der
Fischaufzucht neuartigen Futtermittels bereitzustellen, dessen Enzyme, Vitamine, andere Wirkstoffe und
Proteine möglichst wenig denaturiert sind. Das Futtermittel soll andererseits auch frei von Krankheitserregern
und Parasiten, leicht zu transportieren, längere Zeit zu lagern und bequem zu verfüttern sein und möglichst
wenig unverdauliche, die Umwelt belastende Bestandteile enthalten.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe gelöst durch ein Verfahren zur Herstellung eines Trockenfuttermittels
für Fische, wobei tierisches Ausgangsmaterial sauer oder alkalisch behandelt, anschließend neutralisiert und
getrocknet wird, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Behandlung eine Kaltsilage ist und die Trocknung
bei Temperaturen unter 42°C erfolgt. Die sauer silierten Proteine können durch anschließende Alkalisierung
weiter abgebaut und sodann neutralisiert werden. Die tierischen Substanzen können auch teils sauer und teils
alkalisch siliert und sodann unter Neutralisation vereinigt werden.
Als tierisches Ausgangsmaierial, sogenannte Rohwaren,
für die Herstellung des erfindungsgemäßen Fischfutters sind geeignet: Innereien von Fischen,
insbesondere Rogen, Milch, Mägen, Därme mit Inhalt und Leber; Schlachthofabfälle von Rindern und
Schweinen, insbesondere Milz, Leber, Därme mit Inhalt, Mägen und Blut, Geflügelinnereien, Frischfisch, untermaßige
Garnelen (»Gammel«), Muscheln, Tubifex und andere tierische Substanzen für sich allein oder im
Gemisch.
Dieses Material wird je nach Zugang und Verwendungszweck des Futters feinzerkleinert und sauer siliert,
z. B. mit Schwefelsäure ggf. unter Zusatz von Kaliummetabisulfit oder Natriumhydrogensulfit Gebräuchliche
Kaltsilagerezepturen werden von H.-J. Papenfuss und K. Röpke mitgeteilt (a. a.O, 13.2.1.2.). So wird z. B.
mit 1% konzentrierter Schwefelsäure und 14% Kaliumoder
Natriummetabisulfit und/oder mit anderen, den Silierungsprozeß sowie ggf. auch die Vorverdauung
fördernden, sowie Krankheitserreger und Parasiten abtötenden und konservierenden Chemikalien durchgemischt,
wonach die so entstandene saure Kaltsila^e in dem Arbeitsgang der Stoffausbalancierung je nach
Herkunft der Rohwaren und dem Verwendungszweck des Futters mit einzelnen Aminosäuren, Fetten,
Vitaminen, Antibiotika, Enzymen, Mineralien, Spurenelementen oder anderen Stoffen, die, bezogen auf den
Verwendungszweck, im Minimum sind, angereichert wird. Solche Zugaben, etwa Zugaben von Enzympräparaten
wie Pepsinextrakte können auch vor bzw. bei der Silierung erfolgen.
Sodann erfolgt der Arbeitsgang der Neutralisierung
durch Zugabe physiologisch verträglicher basischer Stoffe, bis eine annähernd neutrale Reaktion erreicht ist
wonach weiter im Bedarfsfall im Arbeitsgang des Formens der Futtermasse (ggf. nach Hinzufügung eines
Bindemittels, z. B. Gelatine oder geeigneter Alginate) auf Walzen und durch Schneiden der halbgetrockneten
Masse oder auf andere Weise eine für den Zweck angemessene Form (ζ.Λ Körner, stilisierte Fische usw.)
gegeben wird. Schließlich wird im Arbeitsgang der Schontrocknung bei Wärmegraden unter 42° C, in einem
Temperaturbereich, in dem noch keine Denaturierung der Enzyme, Proteine und Vitamine durch Wärme
eintritt, der Wassergehalt des Futters so weit gesenkt,
daß über eine Konservierung durch Silierung hinaus ein weiterer Konservierungseffekt ebenfalls durch Trocknung
erfolgt. Die Trocknung erfolgt in an sich bekannter Weise etwa durch Luftumwälzung oder Einblasen
vorzugsweise trockener Luft in den Trockenraum. Eine Vakuumtrocknung ist ebenfalls möglich, sollte jedoch,
da energieaufwendig, im Regelfall ninht erforderlich
sein. Ggf. wird während der Trocknung in einem zusätzlichen Arbeitsgang des Schäumens in die
halbflüssige Futtermasse Luft oder ein anderes inertes Gas hineingeblasen oder hineingerührt, um das fertige
Futter schwimmfähig zu machen. Im Arbeitsgang der Endzubereitung wird sodann das trockene Futter weiter
zerkleinert und gemahlen. Größere Stücke können auch mit einem wasserundurchlässigen, das Auslaugen
verlangsamenden Überzug z. B. aus Gelatine, Alginaten oder anderen geeigneten Stoffen versehen werden.
Im Anschluß an die saure Silierung kann erfindungsgemäß auch eine Alkalisierung erfolgen. Zur Erzielung
eines weiteren Vorverdauungseffektes kann der pH-Wert durch Zusatz von Futterkalk oder anderen
physiologisch verträglichen basischen Stoffen auf so hohe Werte gesteigert werden, daß ein Abbau der
Proteinbestandteile durch z. B. Trypsin erfolgt, wonach dann der Arbeitsgang der Neutralisierung erfolgt, und
zwar bei stattgefundener Alkalisierung'durch Zugabe nichttoxischer Säuren. Es kann ausschließlich alkalisch
siliert werden mit anschließender Neutralisation. Weiterhin kann auch ein Teil der Rohwaren sauer und ein
Teil alkalisch siliert und die Neutralisation durch Vermischen beider Teile bewirkt werden.
Die durch die Erfindung erzielten Vorteile bestehen insbesondere darin, daß die für wertvolle, aber
gleichzeitig anspiuchsvolle Fische wie Lachse und Aale
unentbehrlichen Wirkstoffe des Futters durch die Konservierung nicht denaturiert werden, wodurch ein
besseres und gleichmäßigeres Abwachsen erfolgt Hierdurch ist das Futter bekömmlicher und natürlicher
als das handelsübliche Trockenfutter.
Bei der erfindungsgemäßen Futterherstellung wird der Arbeitsgang der Fischmehlherstellung eingespart
und so trotz anderer notwendig werdender Arbeitsgänge die Gesamtherstellung insgesamt verbilligt und
abgekürzt
Die Verwertbarkeit und Bekömmlichkeit wird durch die bei der Herstellung erfolgende Vorverdauung durch
Pepsin, evtl. auch durch Trypsin und/oder andere Enzyme gesteigert, wodurch es insbesondere für
empfindliche (Jungaale) und anspruchsvolle (Lachse) Fische besser verwertbar wird. Das Futter wird auf
diese Weise billiger hergestellt als durch Lyophilisierung. Hierbei besteht trotz der weitgehenden Ursprungsbelassenheit
des Futters im Gegensatz zu Lyophilaten keine Gefahr der Krankheitsübertragung.
Das Futter kann längere Zeit gelagert und leichter
transportiert und verfüttert werden als das herkömmliche Frisch- und Naßfutter und auch als die herkömmliche
Kaltsilage.
Ein wichtiges Ausgangsmaterial des erfindungsgemäßen Futters, nämlich Fischinnereien und Schlachthofabfälle,
sind ein billigeres und gleichzeitig höherwertiges Material als das Fischmehl, der wichtigste Bestandteil
des herkömmlichen Trockenfutters. Zumal wird das Futter insbesondere von fleischfressenden Fischen
vollständiger verdaut und deshalb die Umwelt weniger belastet als bei der Fütterung mit herkömmlichen
pelletierten Trockenfuttermitteln.
Schließlich können größere Fische mit langgezogenen, etwa fischförmigen großen Brocken gefüttert
werden. Hierdurch können die Futterverluste und die Wasserverschmutzung geringer gehalten werden als bei
dem heute üblichen breiigen Frisch- und Naßfutter bei dem pelletierten Trockenfutter.
Claims (11)
1. Verfahren zur Herstellung eines Trockenfuttermittels für Fische, wobei tierisches Ausgangsmaterial
sauer oder alkalisch behandelt, anschließend neutralisiert und getrocknet wird, dadurch
gekennzeichnet, daß die Behandlung eine Kaltsilage ist und die Trocknung bei Temperaturen
unter 42° C erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Teil des Ausgangsmaterials sauer und ein weiterer Teil alkalisch siliert wird und die
Neutralisation durch Zusammengeben beider Teile bewirkt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß zunächst im sauren Milieu und dann im alkalischen Milieu siliert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Ausgangsmaterial
Aminosäuren, Enzyme, Fette und andere physiologisch wertvolle Stoffe zugefügt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Enzyme Verdauungsenzyme
hinzugesetzt werden.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß Bindemittel
vor dem Trocknen zugegeben werden und daß ggf. unter Berücksichtigung des Aufbaus dieser
Bindemittel durch den Zusatz von Aminosäuren eine physiologisch optimale Zusammensetzung des Futtermittels
eingestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem Bindemittel ein in Wasser
nicht sofort auflösbarer Überzug auf dem Futtermittel gebildet wird.
8. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß in das
Futtermittel oder in den Überzug Aromastoffe eingemischt werden, die dazu geeignet sind, die
Fische anzulocken und/oder ihren Appetit zu steigern.
9. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß beim
Trocknen Luft oder inerte Gase in die neutralisierte Silage hineingeblasen oder hineingerührt werden.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Futtermittel
in langgezogene Stücke geformt wird.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet,
daß das Formen in Stücke erfolgt, die so stilisierten Futterfischen ähneln.
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