DE3026141C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein bei Raumtemperatur entladbares galvanisches Element
mit einer negativen Lithium- oder Natriumelektrode, einer positiven Elektrode,
deren aktives Material aus einem Bi- oder Sb-Chalkogenid oder metallischen Bi
oder Sb gebildet ist, und einem den Elektroden gegenüber inerten Elektrolyten.
Das Leistungsvermögen galvanischer Festelektrolytzellen ist von Natur aus in
zweifacher Hinsicht begrenzt: der elektrochemische Umsatz zwischen den aktiven
Stoffen ist in seinem Umfang auf die geometrische Kontaktfläche eines der
Reaktionspartner, im allgemeinen der Kathode, mit dem Festelektrolyten
beschränkt, zum anderen ist die Diffusionsgeschwindigkeit in Festkörpern, insbesondere
bei Raumtemperatur, äußerst gering. Letzteres äußert sich in einer
geringen Entladetiefe.
Wesentlich günstigere Entladebedingungen liegen dagegen vor, wenn Zellen mit
negativen Alkalimetall-Elektroden entweder einen flüssigen - hier organischen -
Elektrolyten enthalten oder wenn sie als Hochtemperatur-Festelektrolytzelle oberhalb
der Schmelztemperatur des Kathodenmaterials betrieben werden.
Im ersteren Fall ist die unabdingbare Forderung ionischer Leitung im Inneren der
Kathode durch deren Porosität gewährleistet. Der flüssige Elektrolyt penetriert das
Kathodenvolumen und erlaubt bei hinreichender elektronischer Leitfähigkeit der
Kathodensubstanz, die gegebenenfalls durch Graphitzusätze unterstützt wird, eine
hohe Entladetiefe.
Mit einem flüssigen Elektrolyten ist daher im Grunde jede Substanz mehr oder
weniger entladbar.
Im letzteren Fall, bei der Hochtemperatur-Festelektrolytzelle, wird die Temperatur
so gewählt, daß nicht nur die Kathode, sondern auch das Entladeprodukt
schmelzflüssig ist. Ein Beispiel dafür ist die Na/Na₃Zr₂Si₂PO₁₂ (Nasicon)/S-Zelle.
Die Belastbarkeit der Kathode ist hier eine Funktion der Diffusionskonstanten und
des Konzentrationsgradienten der Entladeprodukte in der Kathode. Bei Raumtemperatur
wäre die Entladung einer solchen Zelle nur sehr beschränkt möglich.
Um eine bei Raumtemperatur arbeitende Festelektrolytzelle zu schaffen, wäre es
grundsätzlich möglich, die Kathodensubstanz durch Zugabe feinverteilten Elektrolyts
leitfähiger zu machen und die zum Elektrodenkörper verpreßte Mischung
zugleich an das Modell der porösen Elektrode anzunähern. Eine solche Maßnahme
setzt indessen voraus, daß Kathodensubstanz und Festelektrolyt miteinander kompatibel
sind. Diese Forderung wird z. B. von dem sonst bevorzugten Festelektrolyten
Li₃N nicht erfüllt, weil dieser in feinstkörniger Form aufgrund seiner
niedrigen thermodynamischen Zersetzungsspannung von 0,45 V mit potentiellen
Kathodensubstanzen chemisch reagiert, während die Reaktion an der Grenzfläche
Elektrolyttablette/Kathodentabelle vernachlässigbar ist.
Bekannt sind Festkörperzellen, deren Stromlieferung darauf beruht, daß das Metall
der negativen Elektrode bereits bei Raumtemperatur mit der Kathodensubstanz
Intercalationsverbindungen bildet, z. B.
x Li + TiS₂ → Li x TiS₂
Die Belastbarkeit solcher Zellen wird von der Geschwindigkeit bestimmt, mit der
die Li-Atome in das Schichtengitter des TiS₂ eindiffundieren. Naturgemäß ist diese
begrenzt.
Eine Festelektrolytzelle mit negativer Li-Elektrode, die auch bei Raumtemperatur
entladen werden kann, ist der DE-AS 23 49 615 entnehmbar. Das Kathodenmaterial
dieser Zelle wird von Sulfaten des Pb, Sn, Cu, Hg, Ag, Ca oder Li gebildet, die
zusätzlich mit elektronenleitenden Substanzen dotiert sind. Von der Zusammensetzung
des gesamten elektrochemischen Systems her läßt diese Zelle allerdings
keine hohe Energiedichte erwarten.
Aus der DE-PS 22 54 870 sowie aus der DE-OS 24 50 489 sind galvanische Elemente
mit flüssigen organischen Elektrolyten bekannt, deren negative Elektroden aus Li
bestehen und deren positive Elektroden unter anderem aus den Elementen As, Sb
oder Bi gebildet sein können. Letztere stellen hier sogenannte Wirtsgittersubstanzen
dar, deren Elektrodenreaktion darin besteht, daß sie Leichtmetallionen in
ihr Schichtgitter reversibel einlagern.
Die DE-OS 28 17 776 offenbart Metallchalkogenide als Wirtsgittersubstanzen und
Aktivmaterial der positiven Elektrode in Verbindung mit einem Festkörperelektrolyten.
Gemäß DE-OS 24 42 411 können den Metallchalkogeniden auch Elemente der
Gruppe Vb des Periodensystems, darunter Sb und Bi, zugrunde liegen, und der
Elektrolyt kann flüssig oder fest sein, sofern er gegenüber den Elektrodenmaterialien
nur inert ist.
Schließlich sind aus der DE-OS 27 32 332 Schwermetalloxyhalogenide als positive
Elektroden bekannt, die Schichtstrukturen aufweisen und die beim Entladen mit den
Ionen des Anodenmetalls Intercalate bilden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine galvanische Festelektrolytzelle
nach dem eingangs formulierten Gattungsbegriff anzugeben, bei welcher die der
Stromlieferung zugrundeliegende elektrochemische Reaktion mit einer möglichst
hohen Coulomb-Ausbeute verbunden ist und sich insbesondere für die Kathode eine
volumenbezogene hohe Energiedichte ergibt.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Elektrolyt bei Verwendung
einer Lithiumelektrode ein aus Li₃N bestehender und bei Verwendung einer
Natriumelektrode ein aus Na₃Zr₂Si₂PO₁₂ (Nacison) bestehender Festelektrolyt ist,
in dessen Gegenwart das aktive Material der positiven Elektrode bis zur Bildung
einer intermetallischen Verbindung des Bi oder Sb mit dem Alkalimetall der
negativen Elektrode reversibel bei einer Entladespannung von ca. 0,8 V entladbar
ist.
Dabei ist es besonders vorteilhaft, wenn das Material der positiven Elektrode im
geladenen Zustand entweder von metallischem Antimon oder Wismut gebildet ist
oder aus Chalkogeniden, auch in der Form der Oxide, eines dieser Metalle besteht,
wobei letztere aus der Gruppe Sb₂O₃, Sb₂S₃, Bi₂O₃, Bi₂S₃ ausgewählt werden
können. Das Material kann jedoch auch entweder aus einem Gemisch der beiden
Metalle oder aus einem Gemisch von Oxiden und Chalkogeniden aus der genannten
Gruppe bestehen. Als negative Elektrode wird eine Li- oder Na-Elektrode verwendet,
auf die jedoch der Festelektrolyt im ersteren Fall Li₃N, im letzteren
Na₃Zr₂Si₂PO₁₂ (Nacison) abgestimmt ist.
Es hat sich überraschenderweise gezeigt, daß sich eine erfindungsgemäße Festelektrolytzelle
mit beispielsweise einer positiven Metallelektrode aus Bi bei einer
Spannung von U=0,8 V entladen läßt. Diese Spannung entspricht der Reaktion
3 Li + Bi → Li₃Bi. (1)
Die volumenspezifische Kapazität des Bi auf der Grundlage der oben angegebenen
Reaktion beträgt 1333 mAh/cm³.
Besonders vorteilhaft ist es jedoch, als Kathodenmaterial in einer erfindungsgemäßen
Festkörperzelle anstelle von Sb oder Bi deren Oxide oder Chalkogenide
einzusetzen, weil das Metall bei der Entladung in diesem Fall entsprechend der
Reaktionsgleichung
12 Li + Bi₂O₃ → 2 Li₃Bi + 3 Li₂O (2)
von Me³⁺ zu Me³- reduziert wird, was eine höhere Energiedichte bedeutet. Folglich
resultiert für Bi₂O₃ auch eine höhere volumenspezifische Kapazität von
1543 mAh/cm³ bei der gleichen Zellspannung von 0,8 V.
Eine andere denkbare Zellreaktion, nämlich
6 Li + Bi₂O₃ → 2 Bi + 3 Li₂O (3)
läuft bei einer Spannung von U=2,04 V in einer Zelle mit beispielsweise einem
organischen Elektrolyten ab. Vielfache Spannungen von 0,8 V können jedoch ohne
weiteres durch Serienschaltung erfindungsgemäßer Festelektrolytzellen eingestellt
werden.
Nicht nur aus Gründen der günstigen Energiedichte, sondern auch von der Kostenfrage
her sind die Oxide Sb₂O₃ und Bi₂O₃ interessanter als die entsprechenden
reinen Metalle. Bei dem Sulfid Bi₂S₃ dagegen ist eine relativ hohe Elektronenleitfähgkeit
von Vorteil, so daß hier Leitmittelzusätze entfallen können. Bei den
Oxiden sind indessen bis zu 30 Gew.-% Graphit angebracht. Hier kann das Leitmaterial
auch aus feinverteiltem Sb oder Bi bestehen.
Bei Verwendung einer Metallkathode empfiehlt es sich, dem Metallpulver
(Sb oder Bi) als Bindemittel Polytetrafluorethylen zuzusetzen.
Die Herstellung einer Festelektrolytzelle gemäß Erfindung erfolgt kathodenseitig
durch Aufpressen, Aufschmelzen, Aufdampfen oder Aufsputtern des positiven
Materials auf die Festelektrolyttablette. Die negative Elektrode wird nach dem
gleichen Verfahren auf die Gegenseite des Festelektrolyten aufgebracht.
Fig. 1 zeigt in Kurve 1 den Spannungsverlauf einer Festelektrolytzelle Li/Li₃N/Bi
(Pulvermischung mit 5 Gew.-% PTFE, bei 7,5 kbar zusammengepreßt, ca. 1,3 cm³
Kathodenfläche) während der Entladung über einen Widerstand von 32,8 KΩ in
Abhängigkeit von Q/Q th , wobei Q=entnommene Kapazität, Q th =theoretisch
entnehmbare Kapazität, und in Kurve 2 den Spannungsverlauf einer Festelektrolytzelle
Li/Li₃N/Bi₂O₃ (+30 Gew.-% C, ca. 1 cm³ Kathodenfläche) bei Entladung über
einen 15,5 KΩ Widerstand.
Claims (4)
1. Bei Raumtemperatur entladbares galvanisches Element mit einer negativen
Lithium- oder Natriumelektrode, einer positiven Elektrode, deren aktives
Material aus einem Bi- oder Sb-Chalkogenid oder metallischem Bi oder Sb
gebildet ist, und einem den Elektroden gegenüber inerten Elektrolyten,
dadurch gekennzeichnet, daß der Elektrolyt bei Verwendung einer Lithiumelektrode
ein aus Li₃N bestehender und bei Verwendung einer Natriumelektrode
ein aus Na₃Zr₂Si₂PO₁₂ bestehender Festelektrolyt ist, in dessen
Gegenwart das aktive Material der positiven Elektrode bis zur Bildung einer
intermetallischen Verbindung des Bi oder Sb mit dem Alkalimetall der
negativen Elektrode reversibel bei einer Entladespannung von ca. 0,8 V entladbar
ist.
2. Galvanisches Element nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Chalkogenid aus der Gruppe Sb₂O₃, Sb₂S₃, Bi₂O₃, Bi₂S₃ ausgewählt ist.
3. Galvanisches Element nach den Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß dem Material der positiven Elektrode Polytetrafluorethylen als Bindemittel
sowie ein Leitmaterial zugesetzt ist.
4. Galvanisches Element nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß das
Leitmaterial Graphit ist.
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