DE302527C - - Google Patents
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Description
AUSGEGEBEN
AM 8. SEPTEMBER !920
REICHSPATENTAMT
PATENTSCHRIFT
- JVl 302527 -■■ KLASSE 65 a GRUPPE
Vulcan-Werke Haniburg und Stettin, Act-Ges. in Haniburg.
Verfahren zur Dämpfung schwingender Bewegungen von Körpern, insbesondere der Rollbewegungen von Schiffen.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 4. Februar 1914 ab.
Es ist bekannt, ,die durch die intermittierenden Impulse der Wellenbewegung auftretenden
Rollbewegungen von Schiffskörpern durch frei hin und her bewegliche Massen zu dämpfen, indem man diese Massen so anordnet
und abgleicht, daß sie durch die Rollbewegungen des Schiffes in Eigenschwingungen
geraten und sich so hin und her bewegen, " daß sie eine dämpfende Wirkung auf die
ίο Rollbewegungen des Schiffes ausüben. Die
bekannten Anordnungen dieser Art haben jedoch unter anderen den grundsätzlichen Fehler,
daß sie den Unregelmäßigkeiten, welche im praktischen Betriebe in den Rollbewegungen
des Schiffes auftreten, nicht augenblicklich folgen können. Diese Nachteile werden gemäß
der vorliegenden Erfindung dadurch vermieden, daß die Bewegung der Dämpfungsmassen
ganz oder teilweise durch einen be-
ao sonderen Antrieb erfolgt, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, die dämpfenden Momente
stets entsprechend der in jedem Moment vorhandenen Schlingerbewegung zu erzeugen,
nahezu unabhängig von allen Unregelmäßig-
keiten der Schlingerbewegung in Stärke, Phase und Frequenz. Die Beeinträchtigung der Wirkung
bei freischwingenden Dämpfungsmassen wird dadurch hervorgerufen, daß das Moment der Dämpfungsmassen bei jeder Unregel-
mäßigkeit der Rollbewegung und bei jeder
■ Änderung der Eigenschwingungsdauer des
Schiffes nicht mehr die richtige Größe und die richtige Phase zur Schlingerbewegung hat.
Diese Störung muß verschwinden, wenn die Dämpfungsmassen nicht mehr einfach frei
schwingen, sondern durch einen besonderen; Antrieb bewegt werden, der so gesteuert
wird, daß er in jedem Moment die richtige Bewegung erzwingt.
Es sind verschiedene Einrichtungen bekanntgeworden, bei denen die Bewegung der Dämpfungsmassen
(oder auch von drehbaren Rudern, Flügeln u. dgl.) durch einen besonderen
Antrieb erfolgt. Die Steuerung dieses Antriebs wird dabei durch ein Pendel bewirkt,
das bei jeder Neigung des Schiffes einen Hilfsmotor irgendwelcher Art in Gang setzt, durch '
den die Dämpfungsgewichte so lange nach j. der angehobenen Schiffsseite hin verschoben
werden, bis das Schiff wieder in die Mittellage zurückgekehrt ist. Oder es ist ein
Kreisel verwendet, dessen Rahmen nach Art des Schlickschen Kreisels drehbar angeordnet
ist und durch dessen unter dem Einfluß der Schiffsbewegung erfolgende Drehung die Gewichte
verschoben werden. Alle diese bekannten Einrichtungen haben in ihrer Wirkungsweise das gemeinsam, daß bei ihnen die
Verschiebung der. Dämpfungsmassen vom Ausschlag der Schwingung des Körpers abhängig
gemacht ist.
Im Gegensatz zu diesen bekannten Ein- ■ richtungen erfolgt bei dem vorliegenden neuen
Verfahren der Antrieb der Dämpfungsmassen oder der anderen bekannten Organe in solcher
Weise, daß ihre Verschiebung nicht dem
Ausschlag, sondern der augenblicklichen Winkelgeschwindigkeit
der Schwingungsbewegung
des Körpers entspricht. Bei periodischen Schwingungen besteht bekanntlich zwischen
Ausschlng und Geschwindigkeit eine Phasendifferenz von 90°; bei dem vorliegenden Verfahren
ist also die Verschiebung der Dämpfungsmassen und damit das durch sie erzeugte dämpfende Moment ebenfalls um 90 ° gegen
den Ausschlag der Schiffsschwingung verschoben. Den Unterschied in der Wirkung
dieses neuen Verfahrens des Antriebs der Dämpfungsmassen auf die Roll bewegungen
von Schiffen, im Vergleich mit den obengenannten bekannten Einrichtungen, lassen die
Fig. 12 und 13 erkennen.
15' Diese beiden Figuren zeigen ein Schiff, das durch irgendeine Kraft um den Winkel φχ
geneigt worden ist und nun zurückschwingt. Die erste halbe Periode der hierdurch entstehenden Rollschwingung ist in fünf verschie-
ao denen Stadien α bis e dargestellt, und zwar
in Fig. 12 für das den bekannten Einrichtung gen zugrunde liegende alte Veifahren: »Verschiebung der Dämpfungsmassen gleichphasig
mit dem Ausschlag«, und in Fig. 13 für das neue Verfahren: »Verschiebung gleichphasig
mit der Winkelgeschwindigkeit«. Dementsprechend ist die Strecke χ, um die das Gewicht Q aus der Mittellage verschoben ist, in
Fig. 12 proportional, der momentanen Neigung
φ des Schiffes gezeichnet, in F;g. 13
proportional der bei der momentanen Neigung1 φ etwa vorhandenen Winkelgeschwindigkeit.
■
Durch den Vergleich der beiden Figuren ergibt sich unmittelbar: Bei dem alten Verfahren,
Fig. 12, unterstützt das durch das Gewicht Q erzeugte Moment .während der
ersten Hälfte der halben Schwingung die Schiffsbewegung, während der zweiten Hälfte,
hemmt sie diese Bewegung; diese beiden Wirkungen sind entgegengesetzt gleich und heben
sich gegenseitig auf. Die Dämpfung der Schiffsschwingung ist also Null. Bei dem
neuen Verfahren, Fig. 13, hemmt das Moment von Q während der ganzen Dauer der dargestellten
halben Schwingung die Schiffsbewegung, die Dämpfung ist also so stark, wie
sie durch das Gewicht Q überhaupt erreicht werden kann. Bei genügender Größe von Q
kann sogar aperiodische Bewegung erzielt werden, d. h. das Schiff kehrt allmählich in
die Mittellage zurück, ohne darüber hinaus auszuschlagen.
Das der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende neue Verfahren des Antriebs der
Dämpfungsmassen ist also den bekannten Einrichtungen in der Wirkung weit überlegen.
Wenn die querschiffs hin und her bewegten
Dämpfungsmassen · so bewegt werden; daß ihre Verschiebung aus der Mittellage nach
der aufwärtsgehenden Schiffsseite in jedem Moment proportional der augenblicklich vorhandenen
Winkelgeschwindigkeit der Schlinger bewcgung des Schiffes ist, so erzeugen sie
jederzeit ein dieser Schiffsbewegung entgegenwirkendes Moment, und wenn nur die Massen
ausreichend groß bemessen sind, so muß jede etwa vorhandene Schlingerbewcgung alsbald
aufgezehrt und jede mit beliebiger Phase neu entstehende sofort im Keim erstickt werden.
Die Wirkung ist lediglich begrenzt durch die Größe der Dämpfungsmassen und durch die
Empfindlichkeit des sie steuernden Apparates. Ein solcher Apparat zur Steuerung der
Dämpfungsmassen ist in Fig. 1 in einem Ausführungsbeispiel dargestellt. In dem schwingenden
Körper, z. B. einem rollenden Schiff, ist ein Drehpendel 1 leicht drehbar gelagert,
welches ein sehr großes Trägheitsmoment hat, und dessen Schweipunkt in oder dicht unter
seiner Drehachse liegt, so' daß die Eigenschwingungsdauer des Pendels sehr groß ist.
An das Pendel 1 ist der Winkelhebel 2 angelenkt, welcher etwaige Bewegungen des
Pendels auf den Balancier 3 überträgt, dessen freies Ende mit dem Kolben 4 in Verbindung
steht. Dieser kann in dem mit Flüssigkeit gefüllten Zylinder 5 hin und her bewegt
werden. Der Kolben 4 ist im Durchmesser etwas kleiner als die Bohrung des Zylinders 5,
so daß die Flüssigkeit bei entsprechendem Druck von einer Seite des Kolbens auf die
andere treten kann. Der Balancier 3 ist um einen Punkt des Hebels 6 drehbar, welcher
seinerseits um den festen Punkt 7, durch Anschlage begrenzt, drehbar gelagert ist und
durch die Feder 8 nachgiebig gehalten wird. Das Ende des Hebels 6 greift am Steuerkolben
9 eines Druckzylinders 10 an, dessen Kolben 11 die Verstellstange 12 bewegen
kann.
Führt nun das Schiff eir,e momentane Drehbewegung nach links mit der Winkelgeschwindigkeit
ω aus, so dreht sich das Pendel Ί scheinbar mit derselben Geschwindigkeit
nach rechts und bewegt durch den Winkelhebel 2 und den Balancier 3 den Kolben 4
nach unten. Der Kolben 4 erfährt hierbei durch die Flüssigkeit im Zylinder 5 einen
nach oben gerichteten Widerstand, welcher nur von der Geschwindigkeit des Kolbens abhängig
und somit der Winkelgeschwindigkeit ω des Pendels und des Schiffes proportional
ist. An dem Drehpunkt j des Balanciers 3 wirkt nunmehr bei gleicher Länge der beiden Hebelarme des Balancierst eine dem
doppelten Kolbenwiderstand gleiche Kraft nach aufwärts, so daß der Hebel 6 nach oben
ausschlägt. Er verstellt hierdurch den entlasteten Kolbenschieber 9 nach oben und
>ao läßt Drucköl über den Kolben Ii treten, so daß dieser die Verstellstange 12 nach abwärts'
zieht. Durch diese Bewegung des Kolbens ii
wird die Spannung der Feder 8 vermindert, so daß der Hebel 6 sich wiederum senkt, der
Schieber 9 in seine Mittellage zurückkehrt und der Kolben 11 mit der Verstellstange 12
, zur Ruhe kommt.
Zu jeder Spannung der Feder 8 gehört somit eine ganz bestimmte Stellung der Verstellstangc
12. Da aber die Spannung der Feder 8 nur von dem Widerstand, welchen
der Kolben 4 findet, und dieser nur von der in dem betreffenden Zeitpunkt vorhandenen
Winkelgeschwindigkeit der Drehbewegung abhängt, so gehört zu jedem Momentanwert der
Winkelgeschwindigkeit der Schlingerbewegung eine ganz bestimmte Stellung der Verstellstange
12. Kuppelt man also die Dämpfungsmassen mit irgendeinem Antriebsmotor und
steuert diesen durch die Verstellstangc 12 so,
ao daß die Bewegung der Dämpfungsmassen proportional der Bewegung dieser Verstcl!stange
erfolgt, so ist die Bedingung erfüllt, daß die Verschiebung der Dämpfungsmassen in jedem
Moment proportional der iuigenblicklichen
Schinigergeschwindigkeit ist.
Naturgemäß kann man, ohne das Wesen der Erfindung zu ändern, zur Erzielung'
größerer Empfindlichkeit auch einen Schieber mit Vorsteuerung verwenden, überhaupt können
hier alle bekannten Konstruktionen in Anwendung kommen, welche beispielsweise bei
den indirekt wirkenden Turbineniegiern durchgebildet und erprobt worden sind. Statt des
Kolbens 4 in dem Zylinder 5 kann naturgemäß auch jede andere Dämpfungsvorrichtung
verwendet werden, bei der die dämpfende Kraft mit der Geschwindigkeit zu- und abnimmt,
z. B. eine auf dem Prinzip der elektrischen Wirbelstrombremse beruhende Ein-
richtung.
Als Antriebsmotor für die Dämpfungsmassen kann beispielsweise ein hydraulischer Zylinder
dienen. Eine Anordnung dieser Art zeigt Fig. 2. Der Kolben 13 ist mit den Gegenmassen
direkt gekuppelt und treibt sie durch die Stange 14 an. An diese Stange 14 ist
der Rückfiihrungshebel 15 angeschlossen, welcher mit der Verstellstange 12 der Fig. 1 und,
dem Steuerschieber verbunden ist und so in bekannter Weise bewirkt, daß der Kolben 13
sich proportional der Stellung der Verstellstange 12 bewegt.
Der Antrieb der Dämpfungsmassen kann hierbei durch alle bekannten Mittel erfolgen,
z. B. durch Seile und umgekehrte Flaschenzüge oder durch Seiltrommel und Zahnstange,
■ wie es bei hydraulischen Kranen und Aufzügen
allgemein üblich ist. Eine Anordnung dieser Art ist in Fig. 3 in einer beispielsweisen
.Ausführung dargestellt. Der Kolben 16 des hydraulischen Zylinders 17 treibt
durch die Zahnstange 18 die Seiltrommel 19
an, welche durch den Seilzug 20 die Dämpfungsmasse 21 bewegt. i .
Wählt man einen elektrischen Antrieb für die dämpfenden Massen, so kann der: Motor ·
mit den Dämpfungsmassen ebenfalls durch ein Windwerk und Seile gekuppelt oder aber, "...
wenn rollende Massen angewendet werden, . direkt auf die Dämpfungsmassen gesetzt werden,
welche man dann zweckmäßig nach Art r einer Laufkatze ausbildet. Diese Anordnung
hat den Vorteil, daß Seile und Rolleri fortfallen und das Gewicht des Antriebsmotors ; ;λ
selbst als Dämpfungsmasse ausgenutzt werden kann. Eine solche Anordnung ist in Fig. 4 ;
dargestellt. Die Dämpfungsmassen 22 und 23 werden hierbei von einem Elektromotor 24
angetrieben, welcher'mit ihnen fest verbunden ;
ist und sich mit ihnen zusammen auf der Rollbahn 25 bewegt. !
Ebensogut wie bei Dämpfungsmassen aus' ,'
festen Körpein läßt sich die Erfindung bei Verwendung von Flüssigkeitsmengen als dämpfende Massen anwenden. Fig. 5 zeigt eine
Anordnung dieser Art in einem Ausfünrung'sbeispiel. Die auf den beiden Bordseiten angeordneten
Kasten 26 und 27 stehen mitein- \ ander durch den Querkanal 28 in Verbindung,
in welchem die schwenkbare Wand 29 angeordnet ist. Diese Wand wird durch den Elektromotor
30 über die Schnecke 31 und das. Schneckenrad 32 angetrieben und bewegt dadurch die Flüssigkeit zwischen den beiden
Tanks hin und her. Statt eines Elektromotors könnte auch wieder ein hydraulischer ;"·
Zylinder zum Antrieb des Kolbens dienen. ' ■ Ferner kann naturgemäß an Stelle eines KoI-..;'..■;
bens, ohne das Wesen der Anordnung zu ändern, auch irgendein anderes Pumpwerk, z. B.
der Schrauben propeller 33 der Fig. 6, zum Antrieb der Flüssigkeitsmassen zur Anwendung
kommen. ,
Die Steuerung des elektrischen Antriebes der Dämpfungsmassen kann beispielsweise
durch eine Einrichtung nach Fig. 7 bewirkt werden. Hier erfolgt der Antrieb des die
Dämpfungsmassen bewegenden Organes, des Propellers 33, durch den Elektromotor 34,
welcher seinerseits, nach Art der Leonard-Schaltung, von dem Motorgeneratoraggregat 35 ;
bis 36 Strom erhält. ■
Der Motor 36,. der an ein Netz mit konstanter Spannung angeschlossen ist, treibt mit
ungefähr konstanter Umlaufzahl den Generator 35 an, dessen Anker mit dem Anker des
Motors 34 direkt in Reihe geschaltet ist. Die dem Motor 34 zugeführte Spannung ist also
der Erregung des Generators 35 proportional, und diese wird folgendermaßen reguliert: iao
Der Schwimmer 37 ist mit der Verstellstange 38 verbunden und verschiebt diese
Stange entsprecli end der Bewegung derWasser-
> massen im Tank. Die Verstellstange 38 wirkt gemeinsam mit der Verstellstange 12 der Fig. 1
f auf den zweiarmigen Hebel 39 ein, welcher
: 5 die Kontakthebel 40 und 41 über die Wider-.;',.■;'.-.
stände 42 und 43 bewegt. Diese Widerstände 42 und 43 und die Feldwicklung des Generators
35 sind in der Wheatstoneschen Brückenschaltung angeordnet. Die Feldwicklung des
Generators liegt in der Brücke, während die ' Kontakthebel 40 und 41 an das Netz ange-":
;■, schlossen sind. Es wird hierdurch in bekannter
Weise bewirkt, daß der Strom in der : Feldwicklung Null ist, solange die Schalthebel
in ihrer Mittellage stehen, und daß der Strom ■ in jeder Richtung um so stärker wird, je
mehr diese Hebel nach der einen oder anderen ' Seite verdreht werden.' Diesem Strom in der
Feldwicklung ist aber die vom Generator 35 erzeugte und dem Motor 34 zugeführte Spannung
proportional. Der Motor 34 entwickelt also im gleichen Maß ein Drehmoment rechts
oder links herum, in welchem die Schalthebel ' 40 und 41 verdreht werden. Diese Verdrehung
der Schalthebel erfolgt durch die Steuerstange 12, während die Verstellstange 38, welche
durch die Dämpfungsmassen selbst betätigt wird und die Rückführung in die Mittellage
bewirkt.
Eine weitere Möglichkeit, durch die RoIl-, bewegung selbst den Antrieb der dämpfenden
Massen zu steuern, ist in Fig. 8 im Aufriß, in Fig. 9 im Grundriß dargestellt. Anstatt
einer Beharrungsmasse ist hier ein Kreisel angewandt. Da der Kreisel im Gleichgewicht
aufgehängt ist. wird er durch Querverschiebungen nicht beeinflußt und reagiert lediglich
auf Verdrehungen, und diese sind in allen .Teilen des Schiffes die gleichen. Es entfällt
daher bei Wahl dieser Anordnung das Bedenken, daß gelegentlich durch längere Zeit
nach derselben Richtung wiikende Beschleunigungskräfte, welche beispielsweise beim
Ruderlegen auftreten, störende Eigenschwingungen des Steuerorgans entstehen können.
In Fig. 8 und 9 ist die Einrichtung in
- einem Ausführungsbeispiel dargestellt. Der Kreisel 44, dessen Rotationsachse 45 in der
Ebene der Rollbewegung, beispielsweise wagerecht, liegt, ist in dem Rahmen 46 gelagert,
welcher in den Zapfen 47 und 48 um eine senkrechte Achse leicht drehbar ist. Der
Rahmen 46 ist. durch Federn 49 und 50 mit dem Schiffskörper in der Weise verbunden,
daß die Federn Drehungen um die Zapfen 47 und 48 zu verhindern suchen.
DieWirkungsweise der Einrichtung ist nun die
folgende: Führt das Schiff eine Rollbewegung mit der momentanen Winkelgeschwindigkeit ω
aus, so muß der Kreisel 44 diese Drehung um
die Schiffslängsachse mitmachen. Er entwickelt daher nach den bekannten Kreiselgesetzen
ein Drehmoment in der Ebene, welche sowohl auf seiner Rotationsebene wie auf der
Ebene der erzwungenen Verdrehung senkrecht g5
steht, also in der Horizontalebene (in der Ebene des Pfeiles 51). Dieses Drehmoment
sucht den Kreiselrahmen 46 gegen die Richtkräfte der Federn 49 und 50 zu verdrehen.
Die Größe dieses Drehmomentes ist der Winkelgeschwindigkeit der Rollbewegung proportional,
und somit ist auch das Maß, um das die Federn 49 und 50 nachgeben und der ,·;
Rahmen 46 sich verdreht, der momentanen Winkelgeschwindigkeit der Rollbewegung direkt
proportional, solange die Umdrehungsgeschwin- .,;■'·
digkeit des Kreisels konstant gehalten wird. Verbindet man also mit dem Rahmen 46 die :
Verstellstange 52, so zeigt diese Stange eine gleichartige Bewegung, wie der Hebel 6 der
Fig. ι, und es kann beispielsweise der Steuerkolben 9 der Fig. ι und die Riickführungsfeder
8 derselben Figur direkt an diese Stange 52 angeschlossen werden. Bei einem genügend
großen Kreisel ist sogar die Möglichkeit gegeben, die Verstellstange 12 der Fig. 1 durch,
den Kreisel unmittelbar zu bewegen, so daß ; durch diese Anordnung eine wesentliche Vereinfachung
des Steuerapparates gegenüber der ■ Verwendung eines Beharrungspendels gegeben gq
ist.
In derselben Weise wie ein Kreisel kann auch ein beweglicher Kiel oder ein ruderartiges
Organ als Ausgangspunkt für die < Steuerung des Antriebs der Dämpfungsmassen
dienen (Fig. 10 und 11). Ein kleiner Kiel 53
ist, ähnlich wie die bekannten festen Schlingerkiele, außen am Schiffskörper unterhalb der
Wasserlinie so angebracht, daß er nach beiden Seiten umgeklappt werden, kann und bei
nichtrollendem Schiff durch die Federn 54 ^ und 55 in der Mittellage erhalten wird. Wenn
das Schiff rollt, wird der Kiel durch das , Wasser gegen die Richtkräfte der Federn 54
und 55 um so mehr abgelenkt, je größer die momentane Rollgeschwindigkeit ist. Der Ausschlag nimmt also ganz ebenso wie bei dem
Rahmen 46 des Kreisels mit der Geschwindigkeit zu und ab, und die Steuerung des
Antriebes der Dämpfungsmassen kann durch no die an dem Arm 56 angelenkte Stange 57
ebenso bewirkt werden wie beim Kreisel durch die?Stange 52.
Ferner können die dämpfenden Kräfte statt durch verschiebliche Massen auch durch ruder-
oder flossenartige Organe erzeugt werden, die außen am Schiffskörper unter Wasser so angebracht
sind, daß sie in ihrer Mittellage in der Richtung der relativen Wasserströmung
liegen. Wenn sie vom Schiffsinnern aus iao
durch einen besonderen Antrieb so verstellt werden, daß sie schräg zur Wasserströmung
zu stehen kommen, erfahren sie durch diese ' senkrecht zu ihrer Fläche gerichtete Reaktionskräfte, die die dämpfenden Momente ergeben.
■::-i Der Antrieb dieser Ruder und seine Regelung
' 5. kann durch irgendeine der oben beschriebenen Anordnungen erfolgen. Überhaupt können
alle bekannten Vorrichtungen zur Anwendung kommen, die durch einen besonderen Antrieb
betätigt werden können und geeignet sind, ίο dämpfende Kräfte zu entwickeln ; der Antrieb
; muß nur immer so geregelt werden, daß die erzeugte dämpfende Kraft der Momentangeschwindigkeit
der Schwingungsbewegung ent· ■:■■' spricht.
Da alle die beschriebenen Anordnungen das gemeinsam haben, daß sie die die dämpfenden
Kräfte erzeugenden Gewichte oder Organe lediglich entsprechend der in jedem Moment,
gerade vorhandenen Geschwindigkeit der ao Schwingungsbewegung des Körpers einstellen,
sind sie in ihrer Wirkung praktisch unabhängig von der Frequenz der Schwingung
und von allen Unregelmäßigkeiten und Unstetigkeiten in deren Phase und Stärke.
21
Claims (9)
1. Verfahren zur Dämpfung schwingender Bewegungen von Körpern, insbesondere
der Rollbewegungen von Schiffen, bei welchem die dämpfenden Kräfte durch
■ die Verschiebung von Massen oder durch ·.■'..■ Drehen von Flügeln oder flossenartigen
; Organen oder durch andere gleichwertige bekannte Mittel erzeugt werden, und bei
,35 welchem die Bewegung der. Massen oder Flügel ganz oder teilweise durch einen
besonderen Antrieb erfolgt, der durch die l>! schwingende Bewegung des Körpers selbst
geregelt wird, dadurch gekennzeichnet, daß diese Massen, Flügel u.dgl. derartig ange-.
trieben werden, daß die durch ihre Bewe- ;' gung erzeugten dämpfenden Kräfte ent-
■ ■ sprechend .der MomentangesGhwindigkeit
der Schwingung zu- und abnehmen bzw. ihre Richtung wechseln.
2. Einrichtung nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß der Antrieb der Massen oder der Flügel durch ein Verstellorgan
erfolgt bzw. gesteuert wird, welches entsprechend der Momentangeschwindigkeit
der Schwingungen bewegt wird.
3. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2, ''·■'■ dadurch gekennzeichnet, daß an oder in
;.'.' dem schwingenden Körper eine Beharrungs-··
masse, beispielsweise ein Beharrungspendel (1), derart beweglich angeordnet ist,
daß sie während der Schwingung eine relative Bewegung gegen den Körper aus-.
führt und dadurch eine Kraft erzeugt oder auslöst, die entsprechend der Momentangeschwindigkeit
der Schwingungsbewegüng zu- und abnimmt bzw. ihre Richtung
wechselt.
4. Einrichtung nach Anspruch 1 bis 3,
. dadurch gekennzeichnet, daß die Kraft nach Anspruch 3 dadurch erzeugt wird,
daß die relative Bewegung der Beharrungsmasse auf einen gedämpft beweglichen
Körper, z. B. auf den Kolben (11) einer Ölbremse oder auf den beweglichen Teil
einer elektrischen Wirbelstrombremse übertragen wird.
5. Einrichtung nach Anspruch 1 und 2, . dadurch gekennzeichnet, daß an dem'
schwingenden Körper ein in einem bewegliehen Rahmen (46) gelagerten Kreisel (44)
angebracht ist, dessen Rotationsachse (45) ungefähr in der Ebene der Schwingungsbewegung liegt, während der Rahmen (46)
um eine andere ungefähr in der Schwingungsebene liegende, mit der Rotationsachse
des Kreisels einen Winkel bildende · Achse (47, 48) drehbar ist, so daß er bei '
. der Schwingungsbewegüng des Körpers durch den Kreisel ein Drehmoment erfährt,
das mit der Momentangeschwindigkeit der Schwingungsbewegüng zu- und
abnimmt, und durch· das die Bewegung der Dämpfungsmasren bewirkt oder gesteuert wird.
6. Einrichtung nach Anspruch 1, 2 und 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Rahmen
(46) des Kreisels (44) nach Anspruch 5 durch Federn (49) oder andere gleichwertige
Vorrichtungen derart nachgiebig gehalten ist, daß er unter dem Einfluß des durch den Kreisel infolge der Schwingung
des Körpers auf ihn ausgeübten Drehmomentes entsprechend der Momentangeschwindigkeit
der Schwingung ausschlägt und dadurch das Verstellorgan nach Anspruch 2 bewegt.
7. Einrichtung nach Anspruch 1 bis 3, v . dadurch gekennzeichnet, daß an dem
schwingenden Körper ein ruderartiges, *°5 elastisch bewegliches Organ (53) derart
angeordnet ist, daß es beim Auftreten von Schwingungen durch das den Körper umgebende
flüssige oder gasförmige Medium eine ablenkende Kraft erfährt, die mit der "0;
Momentangeschwindigkeit der Schwingungen zu- und abnimmt bzw. die Richtung wechselt.
8. Einrichtung nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die hin und "5
her bewegten Massen aus Flüssigkeit, z. B. Wasser, bestehen, das zwischen zwei mit- ·
einander in Verbindung stehenden Behältern (26,27) durch Kolben (29), Schrauben (33) oder andere gleichwertige Mittel lao
hin und her bewegt wird. : !
9. Einrichtung nach Anspruch itiis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß dei Antrieb der dämpfenden Massen oder Flügel durch
einen Elektromotor (34) erfolgt, der nach Art der Leonard-Schaltung an einen mit ungefähr konstanter Geschwindigkeit umlaufendenMotorgenerator(35,36)
angeschlossen ist, wobei die Erregerwicklung des Generators durch Vermittlung von Regelwiderständen
(42, 43) Strom erhält, deren Einstellung einerseits durch die hin und her bewegten 10 ■
Massen, anderseits durch das Verstellorgan nach Anspruch 2 erfolgt, so daß der Generator
(35) derartig Spannung erzeugt und dem Motor (34) zuführt, daß dieser die Gewichte entsprechend der Bewegung des
Verstellorgans hin und her bewegt. '
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE302527C true DE302527C (de) |
Family
ID=556319
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT302527D Active DE302527C (de) |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE302527C (de) |
Cited By (8)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE768046C (de) * | 1938-03-20 | 1955-05-26 | Siemens App | Momentenmessgeraet und Steuereinrichtung fuer Schiffsstabilisierungsanlagen |
DE768127C (de) * | 1938-03-23 | 1955-08-11 | Siemens App | Steuereinrichtung fuer Schiffsstabilisierungsanlagen |
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- DE DENDAT302527D patent/DE302527C/de active Active
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