DE3004178C2 - - Google Patents
Info
- Publication number
- DE3004178C2 DE3004178C2 DE3004178A DE3004178A DE3004178C2 DE 3004178 C2 DE3004178 C2 DE 3004178C2 DE 3004178 A DE3004178 A DE 3004178A DE 3004178 A DE3004178 A DE 3004178A DE 3004178 C2 DE3004178 C2 DE 3004178C2
- Authority
- DE
- Germany
- Prior art keywords
- general formula
- dideoxykanamycin
- kanamycin
- group
- radical
- Prior art date
- Legal status (The legal status is an assumption and is not a legal conclusion. Google has not performed a legal analysis and makes no representation as to the accuracy of the status listed.)
- Expired
Links
Classifications
-
- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C07—ORGANIC CHEMISTRY
- C07H—SUGARS; DERIVATIVES THEREOF; NUCLEOSIDES; NUCLEOTIDES; NUCLEIC ACIDS
- C07H15/00—Compounds containing hydrocarbon or substituted hydrocarbon radicals directly attached to hetero atoms of saccharide radicals
- C07H15/20—Carbocyclic rings
- C07H15/22—Cyclohexane rings, substituted by nitrogen atoms
- C07H15/222—Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms
- C07H15/226—Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms with at least two saccharide radicals directly attached to the cyclohexane rings
- C07H15/234—Cyclohexane rings substituted by at least two nitrogen atoms with at least two saccharide radicals directly attached to the cyclohexane rings attached to non-adjacent ring carbon atoms of the cyclohexane rings, e.g. kanamycins, tobramycin, nebramycin, gentamicin A2
-
- A—HUMAN NECESSITIES
- A61—MEDICAL OR VETERINARY SCIENCE; HYGIENE
- A61P—SPECIFIC THERAPEUTIC ACTIVITY OF CHEMICAL COMPOUNDS OR MEDICINAL PREPARATIONS
- A61P31/00—Antiinfectives, i.e. antibiotics, antiseptics, chemotherapeutics
- A61P31/04—Antibacterial agents
-
- Y—GENERAL TAGGING OF NEW TECHNOLOGICAL DEVELOPMENTS; GENERAL TAGGING OF CROSS-SECTIONAL TECHNOLOGIES SPANNING OVER SEVERAL SECTIONS OF THE IPC; TECHNICAL SUBJECTS COVERED BY FORMER USPC CROSS-REFERENCE ART COLLECTIONS [XRACs] AND DIGESTS
- Y02—TECHNOLOGIES OR APPLICATIONS FOR MITIGATION OR ADAPTATION AGAINST CLIMATE CHANGE
- Y02P—CLIMATE CHANGE MITIGATION TECHNOLOGIES IN THE PRODUCTION OR PROCESSING OF GOODS
- Y02P20/00—Technologies relating to chemical industry
- Y02P20/50—Improvements relating to the production of bulk chemicals
- Y02P20/55—Design of synthesis routes, e.g. reducing the use of auxiliary or protecting groups
Description
Die Erfindung betrifft Derivate von Kanamycin A mit wertvollen
antibakteriellen Eigenschaften sowie die Herstellung
dieser Verbindungen. Insbesondere betrifft die Erfindung
3′,4′-Didesoxykanamycin A und
1-N-(2-Hydroxy-3-
aminopropionyl)-3′,4′-didesoxykanamycin A und 1-N-((S)-2-
Hydroxy-4-aminobutyryl)-3′,4′-didesoxykanamycin A sowie Salze
dieser Verbindungen mit Säuren. Schließlich betrifft
die Erfindung die Verwendung der vorgenannten Verbindungen
als antibakterielle Wirkstoffe.
Bei früheren Untersuchungen wurde festgestellt, daß von
Patienten isolierte, gegen Aminoglycosid-Antibiotika resistente Stämme
von gram-negativen Bakterien, nämlich resistente Stämme
von Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa
sowie einige andere Arten von resistenten Bakterien das Enzym
Phosphotransferase bilden, das in der Lage ist die 3′-
Hydroxylgruppe von Kanamycin A, Kanamycin B und anderen analogen
Aminoglycosid-Antibiotika zu phosphorylieren. Diese
Aminoglycosid-Antibiotika verlieren ihre antibakterielle
Aktivität durch die Phosphorylierung der 3′-Hydroxylgruppe
unter der Einwirkung des phosphorylierenden Enzyms; vgl.
Science, Bd. 157 (1967), S. 1559 bis 1561. Im Anschluß an
diese Feststellung wurden umfangreiche Untersuchungen über
den Resistenzmechanismus von Bakterien gegen Aminoglycosid-
Antibiotika durchgeführt. Man hat festgestellt, daß
eine oder mehrere der in den Aminoglycosid-Antibiotika
vorhandenen Hydroxylgruppen, wie die Hydroxylgruppen in der
4′- und/oder 2′′-Stellung des Aminoglycosid-Moleküls, durch
eine Reihe von verschiedenen resistenten Bakterienstämmen
phosphoryliert oder adenyliert werden können, so daß das
ursprüngliche Aminoglycosid-Antibiotikum seine antibakterielle
Wirkung verlieren kann. Aufgrund dieses Befunds wurden
bereits halbsynthetische Derivate von Aminoglycosid-
Antibiotika hergestellt, die auch gegen die genannten
resistenten Stämme aktiv sind. Zu diesen halbsynthetischen
Aminoglycosid-Antibiotika gehört beispielsweise 3′,4′-
Didesoxykanamycin B (vgl. JA-ASen 7595/75 und 46 110/76
sowie die US-PS 37 53 973), das unter der Bezeichnung
"Dibekacin" bekannt ist. Dibekacin wird in der Klinik häufig
zur Therapie von bakteriellen Infektionen verwendet,
da es gegen eine Reihe von resistenten Bakterien eine
beachtliche Aktivität aufweist.
Der Befund, daß die Entfernung von 3′- und 4′-Hydroxylgruppen
von Kanamycin B, d. h. die 3′,4′-Di-desoxygenierung
von Kanamycin B, zu einer Verbindung führt, die die
antibakterielle Aktivität des als Ausgangsmaterial verwendeten
Kanamycins B nicht verliert, sondern sogar eine verbesserte
oder modifizierte antibakterielle Aktivität auch gegen
resistente Bakterien aufweist, war von grundlegender
Bedeutung.
Andererseits war bekannt, daß Butirosine, d. h. durch
Bazillen gebildete Aminoglycosid-Antibiotika gegen einige
kanamycin- und ribostamycin-resistente Bakterien aktiv sind.
Bei diesen Butirosinen handelt es sich um 1-N-((S)-2-
Hydroxy-4-aminobutyryl)-5-O-β-d-xylofuranosyl- oder ribofuranosyl-
neamin; vgl. Tetrahedron Letters, Bd. 28 (1971),
S. 2617 bis 2620 und DE-OS 19 14 527. Beim Vergleich der
antibakteriellen Aktivität von Ribostamycin mit der von
Butirosin B wurde festgestellt, daß dem (S)-2-Hxdroxy-4-
aminobutyryl-Substituenten an der 1-Aminogruppe der Butirosine
eine wichtige Rolle zukommt, das Ribostamycin gegen
resistente Bakterien stark aktiv zu machen. Daraus wurde
geschlossen, daß Aminoglycosid-Antibiotika eine antibakterielle
Aktivität gegen resistente Bakterien verliehen werden
kann, indem man einen Aminoacylrest in die 1-Aminogruppe
von Aminoglycosid-Antibiotika einführt. Die 1-N-Aminoacylierung
wurde daraufhin für eine Reihe von Aminoglycosid-
Antibiotika angewendet. Beispielsweise läßt sich die 1-N-
Aminoacylierung bei Amikacin (BB-K8) erfolgreich durchführen,
wobei man 1-N-((S)-2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-
kanamycin A erhält; vgl. Journal of Antibiotics, Bd. 25 (1972),
S. 695 bis 708 und US-PS 37 81 268.
Trotz der Anwesenheit von 3′- und 4′-Hydroxylgruppen kann
Amikacin durch kanamycin-resistente Bakterien nicht inaktiviert
werden, was darauf zurückzuführen ist, daß die 3′-
und 4′-Hydroxylgruppen aufgrund des Einflusses des 1-N-((S)-
2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-Substituenten von Amikacin weder
phosphoryliert noch adenyliert werden können. Mit der
zunehmenden klinischen Anwendung von Amikacin treten neue
Arten von resistenten Bakterien auf, die auch gegen Amikacin
resistent sind. In den letzten Jahren gab es Berichte, daß
die 4′-Hydroxylgruppe von Amikacin durch bestimmte neue
Stämme von resistenten Bakterien adenyliert und die 3′-
Hydroxylgruppe von Amikacin phosphoryliert werden kann;
vgl. Antimicrobial Agents and Chemotherapy, 1977, S. 619
bis 624.
Aufgrund der vorstehenden Befunde erwarteten die Erfinder
der vorliegenden Anmeldung, daß die 3′- und 4′-Hydroxylgruppen
von Kanamycin A entfernt werden könnten und das
auf diese Weise erhaltene 3′,4′-Didesoxykanamycin A ebenfalls
eine Aktivität gegen neue Arten von resistenten
Bakterien aufweisen würde.
Es wurde jedoch experimentell festgestellt, daß eine bloße
Desoxygenierung von Kanamycin A durch 3′,4′-Di-O-Sulfonylierung
und anschließende Behandlung des 3′,4′-Di-O-
sulfonsäureesters mit Natriumjodid und Zinkpulver, d. h. ein
bei der halbsynthetischen Herstellung von 3′,4′-Didesoxykanamycin
B erfolgreiches Verfahren nicht zu der erwarteten Bildung
von 3′,4′-Didesoxykanamycin A führt. Dies ist darauf
zurückzuführen, daß das Molekül von Kanamycin A eine 2′-
Hydroxylgruppe in Nachbarschaft zur 3′-Hydroxylgruppe enthält,
so daß die 2′-Hydroxylgruppe bei der Sulfonylierung der
3′- und 4′-Hydroxylgruppen gleichzeitig sulfonyliert werden
kann, was dazu führt, daß die sulfonylierte 2′-Hydroxylgruppe
bei der Entfernung der sulfonylierten 3′- und 4′-
Hydroxylgruppen durch Behandlung mit Natriumjodid und
Zinkpulver gleichzeitig entfernt wird.
Hieraus wurde der Schluß gezogen, daß 3′,4′-Didesoxykanamycin
A nicht aus Kanamycin A unter Anwendung des bei der
Synthese von 3′,4′-Didesoxykanamycin B aus Kanamycin B
angewendeten Verfahrens synthetisiert werden kann, sofern es
nicht gelingt, ein geschütztes Derivat von Kanamycin A
bereitzustellen, das dem vorerwähnten Desoxygenierungsverfahren
unterzogen werden kann und bei dem die 3′- und 4′-
Hydroxylgruppen von Kanamycin A in ungeschütztem Zustand
verbleiben, während die benachbarte 2′-Hydroxylgruppe sowie
sämtliche anderen Hydroxyl- und Aminogruppen sich in
geschütztem oder blockiertem Zustand befinden. Jedoch läßt
sich zwischen den 2′-, 3′- und 4′-Hydroxylgruppen von
Kanamycin A kein großer Reaktivitätsunterschied feststellen.
Daher war es äußerst schwierig, ein Verfahren zu entwickeln,
bei dem die 2′-Hydroxylgruppe geschützt werden kann, während
die 3′- und 4′-Hydroxylgruppen nicht blockiert werden.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurden umfangreiche
Untersuchungen mit dem Ziel, ein entsprechendes Kanamycin
A-Derivat zur Verfügung zu stellen, durchgeführt. Dabei wurde
festgestellt, daß ein geschütztes Derivat von Kanamycin
A erhalten werden kann, bei dem die 3′- und 4′-Hydroxylgruppen
nicht blockiert sind, während die 2′′-Hydroxylgruppe
und sämtliche anderen Hydroxylgruppen (unter Einschluß der
2′-Hydroxylgruppe) geschützt oder ungeschützt sind sowie
sämtliche Aminogruppen blockiert sind, indem man die Hydroxyl-
und Aminoschutzgruppen entsprechend auswählt und
kombiniert und eine bestimmte Reaktionsfolge der Einführung
der einzelnen Amino- und Hydroxylschutzgruppen einhält.
Dabei wird zunächst die 6′-Aminogruppe von Kanamycin A, die
unter den 4 Aminogruppen von Kanamycin A die reaktivste ist,
durch einen Aralkyloxycarbonylrest,
insbesondere eine Benzyloxycarbonylgruppe,
die als herkömmliche Aminoschutzgruppen
bekannt sind, blockiert. Anschließend werden die 1-, 3-
und 3′′-Aminogruppen von Kanamycin A mit
Arylsulfonylresten
geschützt. Hierauf werden die freie 4′-
Hydroxylgruppe und die der
Aralkyloxycarbonylierung unterzogene
6′-Aminogruppe miteinander zu einem cyclischen Carbamat
kondensiert, indem man mit Natriumhydrid
gehandelt. Dabei ergibt sich ein gleichzeitiger Schutz der
4′-Hydroxylgruppe und der 6′-Aminogruppe. Die 5-Hydroxylgruppe
und die 2′-Hydroxylgruppe werden selektiv und gleichzeitig
blockiert, indem man zwischen diesen Resten als
Brückenfunktion
einen Alkylidenrest,
insbesondere die Isopropylidengruppe, eine Cyclohexyliden-,
Benzyliden- oder Tetrahydro-4-pyranylidengruppe. Der gebildete
4′,6′-Carbamatring wird durch Behandlung mit Alkali
unter Rückbildung der freien 4′-Hydroxylgruppe und der freien
6′-Aminogruppe gespalten. Schließlich wird die freie 6′-
Aminogruppe mit einem Aralkyloxycarbonylrest
blockiert. Auf diese
Weise läßt sich das gewünschte, in entsprechender Weise
geschützte Derivat von Kanamycin A herstellen. Somit
gelangt man erfindungsgemäß zu einem halbsynthetischen
Verfahren zur Herstellung von 3′,4′-Didesoxykanamycin A.
Erfindungsgemäß gelang es, erstmals 3′,4′-Didesoxykanamycin
A herzustellen. Ferner gelang es,
1-N-(2-
Hydroxy-3-aminopropionyl)-3′,4′-didesoxykanamycin A und
1-N-((S)-2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A, herzustellen, indem man die 1-Aminogruppe von 3′,4′-
Didesoxykanamycin A mit einer
2-Hydroxy-3-aminopropionylgruppe, oder mit
einer (S)-2-Hydroxy-4-aminobutyrylgruppe kondensiert. Ferner
wurde erfindungsgemäß festgestellt, daß diese neuen
Derivate von Kanamycin A gegen eine Reihe von resistenten
Bakterien aktiv sind.
Gegenstand der Erfindung sind soweit 3′,4′-Didesoxykanamycin
A der Formel Ia
sowie 1-N-(2-Hydroxy-3-aminopropionyl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A und 1-N-(2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A der allgemeinen Formel Ib
in der n eine ganze Zahl mit einem Wert von 1 oder 2
bedeutet, sowie Salze dieser Verbindungen mit Säuren.
Die physikochemischen und biologischen Eigenschaften dieser
Verbindungen sind nachstehend angegeben.
3′,4′-Didesoxykanamycin A ist ein farbloses Pulver, das
keinen definierten Schmelzpunkt zeigt. Die Elementaranalyse
des Carbonats dieser Verbindung (C = 44,22%, H = 7,37%
und N = 10,45%) stimmt im wesentlichen mit der Summenformel
C18H36N4O9 · 1,1 H2CO3 überein. Die spezifische optische
Drehung beträgt
1-N-(DL-2-Hydroxy-3-aminopropionyl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A ist ein farbloses Pulver, das keinen definierten Schmelzpunkt
zeigt. Die spezifische optische Drehung beträgt
1-N-((S)-2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A ist ebenfalls ein farbloses Pulver, das keinen definierten
Schmelzpunkt zeigt. Die spezifische optische Drehung
beträgt
Die minimalen Hemmkonzentrationen (µg/ml) der Verbindungen
der Erfindung gegen verschiedene Mikroorganismen werden mit
einer üblichen Reihenverdünnung bestimmt. Dabei wird mit
einem Nähragar bei 37°C inkubiert, wobei die Bestimmung nach
18stündiger Inkubation vorgenommen wird. Zu Vergleichszwecken
werden die minimalen Hemmkonzentrationen von
Kanamycin A, Amikacin und Dibekacin unter den gleichen Versuchsbedingungen
ermittelt. In Tabelle I sind die Ergebnisse in
Form von antibakteriellen Spektren zusammengestellt.
Aus der vorstehenden Tabelle ergibt sich, daß 3′,4′-
Didesoxykanamycin A gegen verschiedene resistente Bakterien eine
wesentlich höhere Aktivität als Kanamycin A aufweist. Ferner
weist 1-N-((S)-2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-3′,4′-didesoxykanamycin
A eine höhere antibakterielle Aktivität gegen verschiedene
resistente Bakterien als Amikacin, d. h. 1-N-((S)-2-
Hydroxy-4-aminobutyryl)-kanamycin A, auf. Es ist zu erwarten,
daß die verbesserte Wirkung der Verbindungen der Erfindung
gegenüber resistenten Bakterien im Vergleich zu Kanamycin
A und Amikacin in der Zukunft noch zunimmt, da die antibakterielle
Aktivität von Amikacin gegen resistente Bakterien
im Laufe der Zeit immer mehr abnimmt. Aufgrund der
erfindungsgemäßen Befunde läßt sich die Behauptung aufstellen,
daß durch Modifikation eines Aminoglycosid-Antibiotikums
durch eine kombinierte 3′,4′-Di-desoxygenierung und 1-N-
Aminoacylierung, Aminoglycosid-Antibiotika erhalten werden,
die eine höhere antibakterielle Aktivität gegen resistente
Bakterien aufweisen als dies der Fall ist, wenn man die
Aminoglycosid-Antibiotika nur der 3′,4′-Di-desoxygenierung
oder der 1-N-Aminoacylierung allein unterwirft.
Als Salze der Verbindungen der allgemeinen Formel I mit
Säuren werden pharmakologisch verträgliche Salze bevorzugt.
Die Salze leiten sich beispielsweise von anorganischen Säuren,
wie Salzsäure, Bromwasserstoffsäure, Schwefelsäure,
Phosphorsäure oder Salpetersäure, oder von organischen Säuren,
wie Essigsäure, Maleinsäure, Citronensäure, Ascorbinsäure
oder Methansulfonsäure, ab.
Die 3′,4′-Didesoxykanamycine A der allgemeinen Formel I
werden im allgemeinen in Form der freien Basen, als Hydrate
oder Carbonate erhalten. Sie können in pharmakologisch
verträgliche Salze mit Säuren überführt werden, indem man sie
mit einer entsprechenden anorganischen oder organischen
Säure umsetzt.
Sämtliche Verbindungen der allgemeinen Formel I zeigen eine
geringe Toxizität. Die LD50-Werte liegen bei intravenöser
Injektion an Mäuse oberhalb 200 mg/kg. Somit sind die
Verbindungen der Erfindung wertvolle Wirkstoffe zur Bekämpfung
von bakteriellen Infektionen, deren Erreger verschiedene
gram-negative und gram-positive Bakterien unter
Einschluß von resistenten Bakterienstämmen sind. Die akute
Toxizität bei intravenöser Injektion von Gentamycin, Dibekacin
und deren 1-N-Acylderivaten, d. h. von häufig in der
Klinik eingesetzten Antibiotika, liegt im Bereich von 80 bis
120 mg/kg (LD50). Die geringe Toxizität der Verbindungen der
allgemeinen Formel I ist somit sehr bemerkenswert, wobei die
Tatsache, daß ihre antibakterielle Aktivität im wesentlichen
genau so gut ist, wie die der vorgenannten Arzneistoffe, ihre
klinische Anwendung erleichtert. Somit erfüllen die Verbindungen
der Erfindung die Anforderungen an einen modernen
Arzneistoff, d. h. sie weisen eine hohe Wirksamkeit und eine
geringere Toxizität auf.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur
Herstellung der erfindungsgemäßen Verbindungen.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von 3′,4′-Didesoxykanamycin
A der Formel Ia ist dadurch gekennzeichnet,
daß man
- (a) ein geschütztes Derivat von Kanamycin A der allgemeinen Formel II in der A einen Arylsulfonylrest, insbesondere die Tosylgruppe, als Aminoschutzgruppe, B einen Aralkyloxycarbonylrest, insbesondere die Benzyloxycarbonylgruppe und Y einen Alkylidenrest mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen (vorzugsweise die Isopropylidengruppe) bedeutet, mit Natriumhydrid, unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel umsetzt,
- (b) das gebildete 4′,6′-cyclische Carbamat der allgemeinen Formel III in der A und Y die vorstehende Bedeutung haben, mit 2,2- Dimethoxypropan unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel in Gegenwart eines sauren Katalysators unter Bildung eines 2′,5- O-geschützten Derivats der allgemeinen Formel IV in der A und Y die vorstehende Bedeutung haben und X Isopropyliden bedeutet, umsetzt und das 2′,5-O- geschützte Derivat der allgemeinen Formel IV von dem als Nebenprodukt gebildeten 2′,3′-O-geschützten Derivat isoliert
- (c) die 2′,5-O-geschützte Verbindung der allgemeinen Formel IV unter alkalischen Bedingungen hydrolysiert und anschließend die freie 6′-Aminogruppe des nach der Ringspaltung erhaltenen Produkts der Aralkyloxycarbonylierung unterwirft,
- (d) das erhaltene 3′,4′-Dihydroxyderivat der allgemeinen Formel V in der A, Y und X die vorstehende Bedeutung haben und B′ einen Aralkyloxycarbonylrest, insbesondere die Benzyloxycarbonylgruppe bedeutet, durch Umsetzung mit einem Alkylsulfonyl- oder Aralkylsulfonylchlorid oder -bromid der allgemeinen Formeln VI oder VI′R1SO2Cl (VI)R1SO2Br (VI′)oder einem entsprechenden Sulfonsäureanhydrid der allgemeinen Formel VI′′(R1SO2)2O (VI′′)wobei R1 einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder einen Aralkylrest, insbesondere die Benzylgruppe, bedeutet, unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel sulfonyliert,
- (e) das gebildete 2′′,3′,4′-Tri-O-sulfonylkanamycin A der
allgemeinen Formel VII
in der A, B′, R1 X und Y die vorstehende Bedeutung haben
- - in das entsprechende 3′-Eno-kanamycin A der allgemeinen Formel VIII überführt, indem man die Verbindung der allgemeinen Formel VII mit einem Alkalimetalljodid behandelt,
- - die an der 5-, 2′-, 4′′- und 6′′-Stellung des 3′-Eno-kanamycins A verbliebenen Hydroxylschutzgruppen X und Y auf an sich übliche Weise durch Säurehydrolyse entfernt,
- - das auf diese Weise partiell von Schutzgruppen befreite 3′-Eno-kanamycin A in das entsprechende 3′,4′-Didesoxykanamycin A überführt, indem man es in Gegenwart eines Hydrierungskatalysators mit Wasserstoff reduziert,
- - die an der 6′-Aminogruppe des in der vorstehenden Stufe als Hydrierungsprodukt erhaltenen 3′,4′-Didesoxykanamycins A verbliebene Aminoschutzgruppe B′ entfernt und
- - von dem auf diese Weise weiter partiell von Schutzgruppen befreiten 3′,4′-Didesoxykanamycin A die an der 2′′-Hydroxylgruppe verbliebene 2′′-O-Sulfonylgruppe -SO2R1 und sämtliche an den 1-, 3- und 3′′-Aminogruppen verbliebenen Sulfonylgruppen A entfernt, indem man das 3′,4′-Didesoxykanamycin A mit einem Alkalimetall in flüssigem Ammoniak behandelt, wobei man sämtliche Verfahrensstufen in an sich bekannter Weise durchführt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren erfolgt in Stufe (d) bei der
Umsetzung der 3′,4′-Dihydroxyverbindung der allgemeinen
Formel V mit einem Alkylsulfonyl- oder Aralkylsulfonylhalogenid
der allgemeinen Formeln VI oder VI′ oder einem
entsprechenden Sulfonsäureanhydrid VI′′ die Sulfonylierung der
2′′-Hydroxylgruppe der Verbindung der allgemeinen Formel V.
Die Umsetzung der erhaltenen 2′′,3′,4′-Tri-O-sulfonylverbindung
der allgemeinen Formel VII mit einem Alkalimetalljodid
in Stufe (e) zum Zwecke der 3′-Enoisierung muß in
Abwesenheit von metallischem Zinkpulver erfolgen. Bei
Anwesenheit von metallischem Zinkpulver in Stufe (e) könnte
die Bildung eines Aziridinrings zwischen der 3′′-Aminogruppe
und der 2′′-Sulfonyloxygruppe erfolgen, was zu
unerwünschten Nebenprodukten führen würde. Deshalb wird
vorzugsweise vorher die 2′′-Hydroxylgruppe der 3′,4′-Dihydroxyverbindung
der allgemeinen Formel V mit einer entsprechenden
Hydroxylschutzgruppe geschützt, bevor die Verbindung
der allgemeinen Formel V mit dem Sulfonylierungsmittel der
allgemeinen Formeln VI, VI′ oder VI′′ umgesetzt wird. Die
Ausführungsform A kann weiter modifiziert werden, indem man
eine Stufe einschiebt, gemäß der die 2′′-Hydroxylgruppe
der Verbindung der allgemeinen Formel V geschützt wird.
Nachstehend wird das erfindungsgemäße Verfahren näher erläutert.
Die Herstellung des geschützten Derivats von Kanamycin A
der allgemeinen Formel II, das als Ausgangsmaterial verwendet
wird, kann auf folgende Weise erfolgen. Die 6′-Aminogruppe
des als Kanamycin A verwendeten Ausgangsmaterials
wird durch
Aralkyloxycarbonylierung geschützt, wobei in an sich bekannter
Weise selektiv die als Aminoschutzgruppe fungierende
Aralkyloxycarbonylgruppe
B eingeführt wird. Da die 6′-Aminogruppe reaktiver
als die übrigen Aminogruppen von Kanamycin A ist, kann die
Aminoschutzgruppe B von der Art der
Aralkyloxycarbonylgruppe bevorzugt in die
6′-Aminogruppe eingeführt werden, indem man beispielsweise
1 Mol Kanamycin A (freie Base) in Wasser mit 0,5 bis 3 Mol
Chlorameisensäureester der allgemeinen Formel BCl umsetzt,
wobei B einen
Aralkyloxycarbonylrest, wie die
Benzyloxygruppe, bedeutet. Diese Umsetzung kann bei Temperaturen
von 0 bis 10°C gemäß dem Verfahren von Kawaguchi u. Mitarb.
(vgl. Journal of Antibiotics, Bd. 25 (1972), S. 695 bis 708)
oder gemäß der US-PS 37 81 268 durchgeführt werden. Es ist
zweckmäßig, beispielsweise 6′-N-Benzyloxycarbonylkanamycin
A gemäß Beispiel 1 der US-PS 39 25 353 herzustellen. Das
erhaltene
6′-N-Aralkyloxycarbonyl-kanamycin A kann in das entsprechende
1,3,3′′-Tri-N-sulfonyl-kanamycin A übergeführt werden,
indem man es in einem organischen Lösungsmittel, wie wäßrigem
Dioxan, der Arylsulfonylierung
unterwirft.
Die Herstellung von 1,3,3′′-Tri-N-sulfonyl-kanamycin A kann
vorzugsweise folgendermaßen durchgeführt werden. Das 6′-
N-geschützte Kanamycin A wird mit einer im wesentlichen
stöchiometrischen Menge (d. h. 3 Mol oder mehr) Sulfonsäurechlorid
der allgemeinen Formel R2SO2Cl, wobei R2SO2- die
vorstehend für die Gruppe A definierte Bedeutung hat, wie
Tosylchlorid, in einem inerten organischen Lösungsmittel,
wie Dioxan oder wäßrigem Dioxan, bei Temperaturen von 30
bis 50°C in Gegenwart einer alkalischen Verbindung, wie
Natriumcarbonat, umgesetzt, wodurch man das 6′-N-geschützte
1,3,3′′-Tri-N-sulfonyl-kanamycin A erhält. Das auf diese Weise
erhaltene 1,3,3′′-Tri-N-sulfonylierte Kanamycin A wird
sodann mit einem Alkylidenylierungsmittel
bei Temperaturen von beispielsweise 10
bis 80°C auf an sich übliche Weise umgesetzt, um die 4′′- und
6′′-Hydroxylgruppe mit einer zweiwertigen Alkylidengruppe
Y zu schützen; vgl. JA-AS 7595/75 oder US-PS 39 29 762.
Als Mittel zur Einführung der Alkylidenreste
können
beispielsweise die in der US-PS 39 29 762 beschriebenen
Reagentien eingesetzt werden. Dabei werden die 4′′- und 6′′-
Hydroxylgruppen durch Überführung in ein Acetal oder Ketal
geschützt. Man erhält das geschützte Derivat von Kanamycin A
der vorstehenden allgemeinen Formel II, bei dem die 4′′- und
6′′-Hydroxylgruppen gleichzeitig durch einen Alkylidenrest
Y blockiert sind.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Stufe (a) folgendermaßen
durchgeführt. Das geschützte Kanamycin A der allgemeinen
Formel II wird in einem entsprechenden inerten organischen
Lösungsmittel, wie Dimethylformamid, gelöst und sodann mit
Natriumhydrid, in ähnlicher Weise umgesetzt, wie
es in Journal of Antibiotics, Bd. 25 (1972), S. 741 bis 742
oder in den US-PSen 39 25 354 oder 41 25 706 beschrieben ist.
Man erhält das 4′,6′-cyclische Carbamat der vorstehenden
allgemeinen Formel III. Wird die Stufe (a) zur Bildung des
4′,6′-cyclischen Carbamats der allgemeinen Formel III
weggelassen und das Ausgangsmaterial der allgemeinen Formel II
unmittelbar mit 2,2-Dimethoxypropan
in der Stufe (b)
umgesetzt, so kann die 2′-Hydroxylgruppe von
Kanamycin A nicht selektiv blockiert werden. Demgemäß verläuft
das erfindungsgemäße Verfahren so, daß das in Stufe (a)
gebildete 4′,6′-cyclische Carbamat in der Stufe (b) einer
Blockierung der 2′- und 5-Hydroxylgruppen unterzogen wird,
worauf sich die Spaltung des 4′,6′-Carbamatrings in Stufe
(c) unter Freisetzung einer freien 4′-Hydroxylgruppe
anschließt.
In Stufe (b) wird das 4′,6′-cyclische Carbamat der allgemeinen
Formel III in einem entsprechenden inerten organischen
Lösungsmittel, wie Dichloräthan, gelöst und mit 2,2-
Dimethoxypropan
unter
wasserfreien Bedingungen in Gegenwart eines sauren Katalysators,
wie Toluolsulfonsäure oder Schwefelsäure, umgesetzt,
um die 5- und 2′-Hydroxylgruppen von Kanamycin A mit einer
zweiwertigen Hydroxylschutzgruppe, die sich vom verwendeten
acetal- oder ketalbildenden Reagens ableitet, zu schützen.
Bei dieser Umsetzung wird das 5,2′-O-geschützte Derivat der
allgemeinen Formel IV und ein entsprechendes 2′,3-O-
geschütztes Derivat in im wesentlichen gleichen Mengen gebildet.
Die erstgenannte Verbindung der allgemeinen Formel IV kann von
der letztgenannten getrennt werden, indem man die unterschiedliche
Löslichkeit in entsprechenden organischen Lösungsmitteln,
wie Chloroform, ausnützt. Für diesen Zweck eignet sich auch eine
chromatographische Trennung.
In der Stufe (c) des erfindungsgemäßen Verfahrens wird die
2′,5-O-geschützte Verbindung der allgemeinen Formel IV einer
Hydrolyse unter alkalischen Bedingungen in einem wäßrigen
organischen Lösungsmittel, wie Dioxan mit einem Gehalt an
einem Alkalimetallcarbonat, zum Beispiel Natriumcarbonat,
oder Bariumhydroxid, unterzogen, um den 4′,6′-Carbamatring der
Verbindung der allgemeinen Formel IV zu spalten. Die Hydrolyse
kann bei Temperaturen von 20 bis 100°C (vgl. US-PS 41 25 706)
durchgeführt werden. Als Folge der hydrolytischen Spaltung
des 4′,6′-Carbamatrings werden die 4′-Hydroxyl- und 6′-Aminogruppe
freigesetzt. Anschließend wird die freie 6′-Aminogruppe
des bei der Ringspaltung erhaltenen Produkts durch
Aralkyloxycarbonylierung
auf an sich bekannte
Weise blockiert, wodurch die Aminoschutzgruppe B′ eingeführt
wird. Die Aralkyloxycarbonylierung
der 6′-Aminogruppe des nach der Ringspaltung erhaltenen
Produkts kann in ähnlicher Weise erfolgen, wie dies bei der
Aralkyloxycarbonylierung der 6′-
Aminogruppe beim Verfahren zur Herstellung des geschützten
Derivats von Kanamycin A der allgemeinen Formel II (vgl. die
vorstehenden Ausführungen) erfolgt ist. Hierzu wird ein
Chlorameisensäureester der allgemeinen Formel B′Cl verwendet,
wobei B′ einen Aralkyloxycarbonylrest
bedeutet, der die gleiche Bedeutung wie der
Aralkyloxycarbonyl-Schutzrest B haben kann oder sich von
diesem unterscheiden kann.
Somit erhält man in Stufe (c) das 3′,4′-
Dihydroxyderivat der allgemeinen Formel V, in dem die 3′-,
4′- und 2′′-Hydroxylgruppen ungeschützt sind, während sämtliche
übrigen funktionellen Hydroxyl- und Aminogruppen eine
Schutzgruppe tragen.
Anschließend an die Stufe (c) wird
die Stufe (d) durchgeführt, bei der das 3′,4′-Dihydroxyderivat
der allgemeinen Formel V der Alkylsulfonylierung
oder Aralkylsulfonylierung in einem inerten organischen
Lösungsmittel, vorzugsweise in Pyridin, unterzogen wird.
Dabei erhält man durch Umsetzung mit einem Sulfonylierungsmittel
der allgemeinen Formeln VI, VI′ oder VI′′ das 3′,4′,2′′-
Tri-O-sulfonylderivat der allgemeinen Formel VII. Bei dem
Alkylsulfonylierungsmittel der allgemeinen Formeln VI, VI′
oder VI′′ kann es sich um ein niederes Alkylsulfonsäurehalogenid
mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen, wie Methansulfonylchlorid
oder Äthansulfonylchlorid, handeln. Bei den Aralkylsulfonylierungsmitteln
der allgemeinen Formeln VI, VI′ oder VI′′
kann es sich beispielsweise um ein Benzylsulfonsäurehalogenid
handeln. Die Sulfonylierung der 3′-, 4′- und 2′′-Hydroxylgruppen
kann bei Temperaturen von -10 bis 100°C und
insbesondere bei Raumtemperatur durchgeführt werden. Die
Reaktionszeit beträgt 30 Minuten bis 1 Tag.
In Stufe (e) wird das gemäß der vorstehenden Stufe (d)
erhaltene 2′′,3′,4′-Tri-O-sulfonyl-kanamycin A der allgemeinen
Formel VII in einem inerten organischen Lösungsmittel gelöst
und anschließend mit einem Alkalimetalljodid, wie Natriumjodid,
zum entsprechenden 3′-Eno-kanamycin A umgesetzt. Hierfür
können beliebige organische Lösungsmittel verwendet werden,
sofern darin wohl das tri-O-sulfonylierte Kanamycin A
der allgemeinen Formel VII als auch das Alkalimetalljodid, wie
Lithiumjodid, Natriumjodid und Kaliumjodid, löslich sind.
Beispielsweise können Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid,
Aceton oder Dioxan verwendet werden. Die Reaktion kann bei
Temperaturen von 50 bis 150°C 10 Minuten bis 1 Tag durchgeführt
werden. In den meisten Fällen ist die Reaktion in etwa
10 Stunden beendet. Bei dieser Umsetzung werden die 3′- und
4′-Sulfonyloxygruppen unter Bildung einer olefinischen Doppelbindung
zwischen den 3′- und 4′-Kohlenstoffatomen entfernt,
so daß man das 3′-Eno-kanamycin A erhält. Die 3′-Enoisierungsstufe
(e) wird vorgenommen, indem man mit einem
Alkalimetalljodid in Abwesenheit von metallischem Zinkpulver umsetzt.
Es darf also in Stufe (e) kein metallisches Zinkpulver
verwendet werden. Wird das 2′′,3′,4′-Tri-O-sulfonyl-kanamycin A
mit einem Alkalimetalljodid in Gegenwart von metallischem
Zinkpulver umgesetzt, kann die 2′′-Sulfonyloxygruppe mit der
3′′-Aminogruppe unter Bildung eines unerwünschten Aziridinrings
reagieren, was zu in unerwünschter Weise modifizierten
Derivaten von Kanamycin A führt.
Die Verbindungen der allgemeinen Formel I und zwar
3′,4′-Didesoxykanamycin A, 1-N-(2-Hydroxy-3-aminopropionyl)-
3′,4′-didesoxykanamycin A und 1-N-(L-2-Hydroxy-4-aminobutyryl)-
3′,4′-didesoxykanamycin A weisen eine sehr geringe
Toxizität auf und eignen sich als antibakterielle Wirkstoffe,
wie vorstehend erwähnt ist. Die Verbindungen der Erfindung
und deren Salze mit Säuren können oral, intraperitoneal,
intravenös, subkutan oder intramuskulär nach üblicher Praxis
und auf ähnliche Weise wie die bekannten Kanamycine
verabfolgt werden. Bei oraler Verabfolgung werden beispielsweise
Pulver, Kapseln, Tabletten und Sirups verwendet. Wirksame
Dosen zur Behandlung von bakteriellen Infektionen
betragen vorzugsweise 0,5 bis 4 g pro Person und Tag bei oraler
Verabfolgung. Vorzugsweise werden diese Dosen in 3 bis
4 Aliquotmengen pro Tag gegeben. Bei intramuskulärer
Verabfolgung werden pro Person 2 bis 4mal täglich 200 bis 2000 mg
Wirkstoff verabfolgt. Die Wirkstoffe können auch zu Salben
für die äußere Anwendung formuliert werden. Derartige Salben
enthalten eine Wirkstoffmenge von 0,5 bis 5 Gewichtsprozent
in einer üblichen Salbengrundlage, wie Polyäthylenglykol.
Ferner eignen sich die Verbindungen der Erfindung auch zur
Sterilisation von chirurgischem Gerät.
Schließlich betrifft die Erfindung die Verwendung der
Verbindungen der allgemeinen Formel I zur Hemmung und Bekämpfung
von bakteriellem Wachstum. Hierzu werden die Verbindungen
der Erfindung in einer antibakteriell wirksamen und sicheren
Menge dem gefährdeten Organismus verabfolgt. Eine in vitro-
Bekämpfung von bakteriellem Wachstum ist möglich, indem man
Oberflächen, die von Bakterienwachstum bedroht sind, mit
einer antibakteriell wirkenden Menge der Verbindungen der
Erfindung in Kontakt bringt.
Das folgende Beispiel erläutert die Erfindung.
1,79 g 6′-N-Benzyloxycarbonylkanamycin A (freie Base; vgl.
Journal of Antibiotics, Bd. 25 (1972), S. 695 bis 708) und
1,1 g wasserfreies Natriumcarbonat werden in 50 ml eines
Gemisches aus Wasser und Dioxan (1 : 3 Volumenteile) gelöst.
Die Lösung wird unter Rühren mit 2,0 g p-Toluolsulfonylchlorid
versetzt. Das erhaltene Gemisch wird zur Durchführung
der Tri-N-tosylierung über Nacht bei Raumtemperatur
gerührt und sodann auf ein geringeres Volumen eingeengt. Die
eingeengte Lösung wird mit einer entsprechenden Volumenmenge
Wasser versetzt. Der gebildete Niederschlag wird abfiltriert,
mit Diäthyläther gewaschen und getrocknet. Man erhält 3,14 g
(98 Prozent d. Th.) der Titelverbindung.
C47H60N4O19S:
ber.:C 52,21, H 5,59, N 5,18, S, 8,90; gef.:C 52,10, H 5,56, N 5,12, S, 8,68.
ber.:C 52,21, H 5,59, N 5,18, S, 8,90; gef.:C 52,10, H 5,56, N 5,12, S, 8,68.
1,29 g des Produkts von (1) werden in 4 ml Dimethylformamid
aufgenommen. Die erhaltene Lösung wird mit 45 mg Toluolsulfonsäure
und 0,86 ml 1,1-Dimethoxycyclohexan versetzt. Das
erhaltene Gemisch wird 6 Stunden bei Raumtemperatur stehengelassen,
wobei die 4′′,6′′-O-Cyclohexylidenylierung eintritt.
Anschließend wird das Reaktionsgemisch in ein großes Volumen
einer Lösung von Natriumhydrogencarbonat in Wasser
gegossen. Der gebildete Niederschlag wird abzentrifugiert,
gründlich mit Wasser gewaschen und getrocknet. Man erhält
1,35 g (98 Prozent) Produkt.
C53H68N4O19S3:
ber.:C 54,81, H 5,90, N 4,82, S 8,28; gef.:C 54,89, H 6,10, N 4,63, S 8,52.
ber.:C 54,81, H 5,90, N 4,82, S 8,28; gef.:C 54,89, H 6,10, N 4,63, S 8,52.
911 mg des Produkts von (2) werden in 18 ml Dimethylformamid
gelöst. Die erhaltene Lösung wird mit 337 mg einer 50prozentigen
Suspension von Natriumhydrid in Öl versetzt. Das
Gemisch wird über Nacht bei Raumtemperatur bewegt und
sodann mit 3,5 ml 4-n-Essigsäure und weiter mit 50 ml Toluol
vermischt. Das gesamte Gemisch wird zur Entfernung der
Lösungsmittel destilliert. Der erhaltene dickflüssige Sirup
wird mit einem großen Volumen Wasser vermischt. Der gebildete
Niederschlag wird abfiltriert, mit Diäthyläther
gewaschen und getrocknet. Man erhält 685 mg (85 Prozent d. Th.)
der Titelverbindung in Form eines farblosen Feststoffs.
100 mg des Produkts von (3) werden in einem Gemisch aus 4 ml
Dichlormethan und 2,5 ml Tetrahydrofuran suspendiert. Die
erhaltene Suspension wird mit 2 ml 2,2-Dimethoxypropan
versetzt. Dem Gemisch werden sodann 6 ml einer 0,035-n-Lösung
von Chlorwasserstoff in Dichlormethan zugesetzt. Hierauf wird
17 Minuten unter Rückfluß erwärmt, um die 5,2′-O-Isopropylidenierung
vorzunehmen. Die Umsetzung wird in einem Reaktionsgefäß
durchgeführt, auf das eine Rückflußkolonne aufgesetzt
ist. Zwischen der Rückflußkolonne und der Auslaßöffnung
am Kopf des Reaktionsgefäßes ist eine mit 5 ml
Molekularsieb 5A
gepackte Kolonne so angeordnet,
daß der aus der Reaktionslösung abdestillierende Dampf
über einen Seitenarm, der das Reaktionsgefäß und das untere
Ende der Rückflußkolonne direkt miteinander verbindet, nach
oben steigen kann und das gebildete, Methanol enthaltende
Kondensat aus der Rückflußkolonne durch die mit dem
Molekularsieb gepackte Kolonne zurück in das Reaktionsgefäß
gelangt, wobei durch Absorption am Molekularsieb nur das
Methanol entfernt wird. Somit gelangt in das Reaktionsgefäß
von Methanol befreites kondensiertes Lösungsmittel zurück.
Würde man die vorgenannte Reaktionslösung ohne Entfernung
des Methanols mit der Molekularsiebkolonne unter Rückfluß
erwärmen, so würde sich das unerwünschte 2′,3′-O-Isopropylidenderivat
in wesentlich größeren Anteilen als das gewünschte
5,2′-O-Isopropylidenderivat bilden, was zu einer starken
Ausbeuteverminderung führen würde.
Das bei der vorgenannten Umsetzung erhaltene Reaktionsgemisch
wird mit Eis gekühlt und sodann in ein großes Volumen eines
Gemisches aus Dioxan und 1-n-wäßrigem Ammoniak gegossen.
Das erhaltene Gemisch wird eingeengt und mit einer entsprechenden
Volumenmenge Diäthyläther versetzt. Der gebildete
feste Niederschlag wird abfiltriert, mit Wasser gewaschen
und getrocknet. Man erhält 85 mg eines Feststoffs. Dieser
Feststoff wird in 3 ml Chloroform aufgenommen. Die erhaltene
Lösung wird an einer mit 5 ml Kieselgel gepackten Säule
unter Elution mit Chloroform/Äthanol (10 : 1 Volumenteile) zu
Reinigungszwecken chromatographiert. Nach dem Eindampfen des
Eluats unter vermindertem Druck zur Trockne erhält man 61 mg
eines Feststoffs. Dieser Feststoff wird wiederum in 5 ml
Chloroform aufgenommen. Beim Erwärmen der Lösung scheidet
sich das unerwünschte 2′,3′-O-Isopropylidenderivat ab. Die
Lösung wird über Nacht bei Raumtemperatur stehengelassen
und anschließend filtriert. Das Filtrat wird zur Trockne
eingedampft. Man erhält 32 mg der Titelverbindung.
C49H64N4O18S3:
ber.:C 53,83, H 5,90, N 5,13, S 8,80; gef.:C 53,61, H 5,81, N 4,88, S 8,57.
ber.:C 53,83, H 5,90, N 5,13, S 8,80; gef.:C 53,61, H 5,81, N 4,88, S 8,57.
48 mg des gemäß (4) erhaltenen Produkts werden in 2 ml
eines Gemisches aus Wasser und Dioxan (1 : 3 Volumenteile)
gelöst. Die Lösung wird mit 30 mg wasserfreiem Natriumcarbonat
vermischt und zur Durchführung der Hydrolyse 1 Stunde auf
50°C erwärmt. Dabei wird das 4′,6′-cyclische Carbamat gespalten
und die 4′-0 : 6′-N-Carbonylgruppe entfernt. Die erhaltene
Lösung wird sofort mit 80 mg Benzyloxycarbonylchlorid
versetzt und anschließend zur Durchführung der 6′-N-Benzyloxycarbonylierung
2 Stunden bei Raumtemperatur stehengelassen.
Hierauf wird das Reaktionsgemisch durch Zusatz von Essigsäure
bis zur schwach alkalischen Reaktion neutralisiert
und sodann unter vermindertem Druck auf ein kleineres
Volumen eingeengt. Die eingeengte Lösung wird mit einem großen
Volumen Wasser vermischt. Der gebildete Feststoff wird
abfiltriert, gründlich mit Wasser und sodann mit Diäthyläther
gewaschen und getrocknet. Man erhält 42 mg (82 Prozent) der
Titelverbindung in Form eines Feststoffs.
C56H72N4O19S3:
ber.:C 55,99, H 6,04, N 4,66, S 8,01; gef.:C 55,75, H 6,07, N 4,48, S 7,82.
ber.:C 55,99, H 6,04, N 4,66, S 8,01; gef.:C 55,75, H 6,07, N 4,48, S 7,82.
611 mg 6′-N-Benzyloxycarbonyl-1,3,3′′-tri-N-tosyl-5,2′-O-
isopropyliden-4′′,6′′-O-cyclohexyliden-kanamycin A (erhalten
gemäß (5)) werden in 12 ml Pyridin gelöst. Die Lösung wird
nach Kühlung mit Eis mit 320 mg Benzylsulfonylchlorid
versetzt und sodann 2 Stunden unter Eiskühlung stehengelassen,
wobei die 3′,4′-Di-O-benzylsulfonylierung bei gleichzeitiger
2′′-O-Benzylsulfonylierung erfolgt. Das flüssige Reaktionsgemisch
wird mit 0,2 ml Wasser vermischt und unter vermindertem
Druck auf ein geringeres Volumen eingeengt. Der
verbliebene Feststoff wird mit einer entsprechenden Volumenmenge
Wasser versetzt. Der unlösliche Feststoff wird abfiltriert,
gründlich mit Wasser gewaschen und getrocknet. Man
erhält 795 mg (94 Prozent d. Th.) der Titelverbindung in Form
eines Feststoffs.
C77H90N4O25S6:
ber.:C 55,58, H 5,45, N 3,37; gef.:C 55,23, H 5,40, N 3,19.
ber.:C 55,58, H 5,45, N 3,37; gef.:C 55,23, H 5,40, N 3,19.
560 mg des gemäß (6) erhaltenen 3′,4′,2′′-Tri-O-benzylsulfonyl-
kanamycin A-Derivats werden in 12 ml Dimethylformamid
gelöst. Die Lösung wird mit 6 g Natriumjodid vermischt und
sodann 51/2 Stunden auf 100°C erwärmt, um die 3′,4′-Doppelbindung
herzustellen. Anschließend wird das Reaktionsgemisch
mit einem großen Volumen Chloroform versetzt und hierauf
zentrifugiert. Die überstehende Lösung wird auf ein
geringeres Volumen eingedampft und mit einer entsprechenden
Volumenmenge Wasser verdünnt. Der ausgefallene Feststoff
wird mit Wasser gewaschen, getrocknet in 10 ml Chloroform
aufgenommen und durch Chromatographie an einer mit Kieselgel
gepackten Säule unter Elution mit einem Gemisch aus
Chloroform und Methanol (20 : 1) gereinigt. Nach dem
Eindampfen des Eluats zur Trockne erhält man 218 mg (49 Prozent
d. Th.) der Titelverbindung in Form eines Feststoffs.
C₆₃H₇₆N₄O₁₉S₄:
ber.:C 57,25, H 5,80, N 4,24, S 9,70; gef.:C 57,11, H 5,66, N 4,09, S 9,43.
ber.:C 57,25, H 5,80, N 4,24, S 9,70; gef.:C 57,11, H 5,66, N 4,09, S 9,43.
453 mg des 3′-Eno-kanamycin A-Derivats von (7) werden in 7 ml
80prozentiger wäßriger Essigsäure gelöst. Die Lösung wird
1 Stunde auf 80°C erwärmt, um die 5,2′-O-Isopropylidengruppe
und die 4′′,6′′-O-Cyclohexylidengruppe zu entfernen. Anschließend
wird die Reaktionslösung auf ein geringeres Volumen
eingeengt. Die eingeengte Lösung wird mit Wasser vermischt.
Der abgeschiedene Feststoff wird mit Wasser gewaschen und
getrocknet. Auf diese Weise erhält man das von der Isopropyliden-
und Cyclohexylidengruppe befreite Kanamycin A-Derivat,
d. h. 6′-N-Benzyloxycarbonyl-1,3,3′′-tri-N-tosyl-2′′-O-
benzylsulfonyl-3′,4′-didesoxy-3′-eno-kanamycin A. 413 mg
dieses Feststoffs werden in 4 ml Dioxan aufgenommen. Die
erhaltene Lösung wird 21/2 Stunden bei Raumtemperatur in
Gegenwart von 40 mg Platinoxid unter einem Wasserstoffdruck
von 2943 bar geschüttelt. Die Reaktionslösung wird zur Entfernung
des Katalysators filtriert. Das Filtrat wird unter
vermindertem Druck zur Trockne eingedampft. Man erhält 412 mg
eines Feststoffs.
Durch diese Behandlung mit Wasserstoff wird die 3′,4′-Doppelbindung
zu einer gesättigten Bindung hydriert. Gleichzeitig
wird die 6′-N-Benzyloxycarbonylgruppe entfernt. Als Produkt
erhält man 1,3,3′′-Tri-N-tosyl-2′′-O-benzylsulfonyl-3′,4′-
didesoxykanamycin A. Dieser Feststoff wird in etwa 150 ml
flüssigem Ammoniak von -50°C gelöst. Die Lösung wird mit
400 mg metallischem Natrium versetzt und 11/2 Stunden bei
der vorgenannten Temperatur bewegt, wodurch die N-Tosyl- und
2′-O-Benzylsulfonylgruppen entfernt werden. Anschließend
wird die Reaktionslösung (in flüssigem Ammoniak) mit einer
entsprechenden Volumenmenge Methanol versetzt. Das Gemisch
wird langsam auf Raumtemperatur gebracht, wobei das Ammoniak
abdampft. Anschließend werden Spurenmengen an Ammoniak
unter vermindertem Druck abgedampft. Der erhaltene feste
Rückstand wird in Wasser gelöst. Die wäßrige Lösung wird durch
Zusatz eines stark sauren Kationenaustauscherharzes (Dowex®
50W × 2; H⁺-Form) neutralisiert. Das Austauscherharz wird
durch Filtrieren von der wäßrigen Lösung abgetrennt und in
eine Säule gepackt. Sodann wird mit 1-n-wäßriger
Ammoniaklösung eluiert. Das Eluat wird in Fraktionen aufgefangen.
Die Fraktionen mit einer ninhydrin-positiven Substanz werden
vereinigt und zur Trockne eingedampft. Man erhält 3′,4′-
Didesoxykanamycin A in Form eines Rohprodukts. Zur Reinigung
wird dieses Rohprodukt in Wasser gelöst. Die erhaltene
wäßrige Lösung wird auf eine mit CM-Sephadex® C-25 gepackte
Säule aufgesetzt und mit einem wäßrigen Ammoniakgradienten
(0 n → 0,12 n) eluiert. Das das gewünschte Produkt
enthaltende Eluat wird unter vermindertem Druck zur Trockne
eingedampft. Man erhält 115 mg (64 Prozent d. Th.) reines 3′,4′-
Didesoxykanamycin A-carbonat als farblosen Feststoff.
C18H36N4O9 · 1,1 H2CO3:
ber.:C 43,90, H 7,41, N 10,72; gef.:C 44,22, H 7,34, N 10,45.
ber.:C 43,90, H 7,41, N 10,72; gef.:C 44,22, H 7,34, N 10,45.
Claims (3)
1. 3′,4′-Didesoxykanamycin A und dessen 1-N-((S)-α-Hydroxy-ω-
aminoalkanoyl)-Derivate der allgemeinen Formel I
in der R ein Wasserstoffatom, einen (DL)-2-Hydroxy-3-aminopropionyl-
oder (S)-2-Hydroxy-4-aminobutyrylrest bedeutet,
sowie Salze dieser Verbindungen mit Säuren.
2. Verfahren zur Herstellung von 3′,4′-Didesoxykanamycin A
gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man
- (a) ein geschütztes Derivat von Kanamycin A der allgemeinen Formel II in der A einen Arylsulfonylrest, B einen Aralkyloxycarbonylrest und Y einen Alkylidenrest bedeutet, mit Natriumhydrid unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel umsetzt,
- (b) das gebildete 4′,6′-cyclische Carbamat der allgemeinen Formel III in der A und Y die vorstehende Bedeutung haben, mit 2,2- Dimethoxypropan unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel in Gegenwart eines sauren Katalysators unter Bildung eines 2′,5-O-geschützten Derivats der allgemeinen Formel IV in der A und Y die vorstehende Bedeutung haben und X Isopropyliden bedeutet, umsetzt und das 2′,5-O-geschützte Derivat der allgemeinen Formel IV von dem als Nebenprodukt gebildeten 2′,3′-O-geschützten Derivat isoliert,
- (c) die 2′,5-O-geschützte Verbindung der allgemeinen Formel IV unter alkalischen Bedingungen hydrolysiert und anschließend die freie 6′-Aminogruppe des nach der Ringspaltung erhaltenen Produkts der Aralkyloxycarbonylierung unterwirft,
- (d) das erhaltene 3′,4′-Dihydroxyderivat der allgemeinen Formel V in der A, Y und X die vorstehende Bedeutung haben und B′ einen Aralkyloxycarbonylrest bedeutet, durch Umsetzung mit einem Alkylsulfonyl- oder Aralkylsulfonylchlorid oder -bromid der allgemeinen Formeln VI oder VI′ R1SO2Cl (VI)R1SO2Br (VI′)oder einem entsprechenden Sulfonsäureanhydrid der allgemeinen Formel VI′′(R1SO2)2O (VI′′)wobei R1 einen Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen oder einen Aralkylrest bedeutet, unter wasserfreien Bedingungen in einem organischen Lösungsmittel sulfonyliert,
- (e) das gebildete 2′′,3′,4′-Tri-O-sulfonylkanamycin A der
allgemeinen Formel VII
in der A, B′, R1 X und Y die vorstehende Bedeutung haben,
in das entsprechende
3′-Enokanamycin A der allgemeinen Formel VIII
überführt, indem man die Verbindung der allgemeinen Formel VII
mit einem Alkalimetalljodid behandelt,
- - die an der 5-, 2′-, 4′′- und 6′′-Stellung des 3′-Enokanamycins A verbliebenen Hydroxylschutzgruppen X und Y auf an sich übliche Weise durch Säurehydrolyse entfernt,
- - das auf diese Weise partiell von Schutzgruppen befreite 3′-Enokanamycin A in das entsprechende 3′,4′-Didesoxykanamycin A überführt, indem man es in Gegenwart eines Hydrierungskatalysators mit Wasserstoff reduziert,
- - die an der 6-Aminogruppe des in der vorstehenden Stufe als Hydrierungsprodukt erhaltenen 3′-4′-Didesoxykanamycins A verbliebene Aminoschutzgruppe B′ entfernt und
- - von dem auf diese Weise weiter partiell von Schutzgruppen befreiten 3′,4′-Didesoxykanamycin A die an der 2′′-Hydroxylgruppe verbliebene 2′′-O-Sulfonylgruppe -O2SR1 und sämtliche an den 1-, 3- und 3′′-Aminogruppen verbliebenen Sulfonylgruppen A entfernt, indem man das 3′,4′-Didesoxykanamycin A mit einem Alkalimetall in flüssigem Ammoniak behandelt, wobei man sämtliche Verfahrensstufen in an sich bekannter Weise durchführt.
3. Verwendung der Verbindungen nach Anspruch 1 als antibakterielle
Wirkstoffe.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
JP1140279A JPS55105699A (en) | 1979-02-05 | 1979-02-05 | 3',4'-dideoxykanamycin a and its 1-n-aminoalkanoyl derivative |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE3004178A1 DE3004178A1 (de) | 1980-08-07 |
DE3004178C2 true DE3004178C2 (de) | 1988-02-18 |
Family
ID=11777015
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19803004178 Granted DE3004178A1 (de) | 1979-02-05 | 1980-02-05 | 3',4'-didesoxykanamycin a und dessen 1-n-((s)- alpha -hydroxy- omega -aminoalkanoyl)-derivate sowie salze dieser verbindungen mit saeuren, verfahren zu ihrer herstellung und ihre verwendung als antibakterielle wirkstoffe |
Country Status (12)
Country | Link |
---|---|
US (1) | US4298727A (de) |
JP (1) | JPS55105699A (de) |
AT (1) | AT371479B (de) |
AU (1) | AU535371B2 (de) |
BE (1) | BE881251A (de) |
DE (1) | DE3004178A1 (de) |
ES (2) | ES8101623A1 (de) |
FR (1) | FR2447934B1 (de) |
GB (1) | GB2043634B (de) |
IT (1) | IT1147712B (de) |
NL (1) | NL8000005A (de) |
SE (1) | SE446005B (de) |
Families Citing this family (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
JPS5953498A (ja) * | 1982-09-20 | 1984-03-28 | Microbial Chem Res Found | 5,2′,3′,4′,4″,6″−ヘキサデオキシカナマイシンおよびその1−n−アシル誘導体 |
JPS6041692A (ja) * | 1983-08-15 | 1985-03-05 | Microbial Chem Res Found | 2′,3′−ジデオキシカナマイシンa誘導体 |
US4656160A (en) * | 1984-11-29 | 1987-04-07 | Fujisawa Pharmaceutical Co., Ltd. | Aminoglycoside derivatives |
JPH01126284U (de) * | 1988-02-19 | 1989-08-29 |
Family Cites Families (15)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
US2931798A (en) * | 1956-09-05 | 1960-04-05 | Umezawa Hamao | Kanamycin and processes for the preparation thereof |
USRE28647E (en) | 1971-06-02 | 1975-12-09 | Preparation of 3-4 dideoxykanamycin B active against resistant bacteria | |
US3781268A (en) * | 1972-01-27 | 1973-12-25 | Bristol Myers Co | Antibiotic derivatives of kanamycin |
JPS5220991B2 (de) * | 1972-08-23 | 1977-06-07 | ||
US4107424A (en) * | 1972-10-06 | 1978-08-15 | Zaidan Hojin Biseibutsu Kagaku Kenkyu Kai | 1-N-[(S)-α-hydroxy-ω-aminoacyl] derivatives of 3',4'-dideoxykanamycin B and 3'-deoxykanamycin B antibiotics |
US4001208A (en) * | 1972-10-06 | 1977-01-04 | Zaidan Hojin Biseibutsu Kagaku Kenkyo Kai | 1-N-[(S)-α-hydroxy-ω-aminoacyl] |
US3904597A (en) * | 1973-02-23 | 1975-09-09 | Bristol Myers Co | Antibiotic derivatives |
US3886139A (en) * | 1973-02-23 | 1975-05-27 | Bristol Myers Co | Derivatives of kanamycin |
US4170642A (en) * | 1973-10-01 | 1979-10-09 | Zaidan Hojin Biseibutsu Kagaku Kenkyu Kai | Derivatives of kanamycin A |
JPS51127045A (en) * | 1975-04-24 | 1976-11-05 | Microbial Chem Res Found | A process for preparing 3'- deoxykanamycin a derivatives. |
US4147861A (en) * | 1975-09-24 | 1979-04-03 | Zaidan Hojin Biseibutsu Kagaku Kenkyu Kai | 1N-(α-Hydroxy-ω-aminoalkanoyl)-6'N-methyl-3',4'-dideoxykanamycin B and the production thereof |
JPS6029720B2 (ja) * | 1975-12-11 | 1985-07-12 | 財団法人微生物化学研究会 | 3′,4′‐ジデオキシカナマイシンbの新規な製造法 |
JPS52153942A (en) * | 1976-06-16 | 1977-12-21 | Microbial Chem Res Found | Preparation of kanamicin c deoxy derivatives and kanamicine c or its deoxy derivatives |
HU177398B (en) * | 1976-12-16 | 1981-12-28 | Microbial Chem Res Found | New process for producing 3:4'-dideoxi-kanamycin b |
IE48972B1 (en) * | 1978-11-11 | 1985-06-26 | Microbial Chem Res Found | The production of a selectively protected n-acylated derivative of an aminoglycosidic antibiotic |
-
1979
- 1979-02-05 JP JP1140279A patent/JPS55105699A/ja active Granted
- 1979-12-28 SE SE7910734A patent/SE446005B/sv not_active IP Right Cessation
-
1980
- 1980-01-02 NL NL8000005A patent/NL8000005A/nl not_active Application Discontinuation
- 1980-01-21 BE BE2/58350A patent/BE881251A/fr not_active IP Right Cessation
- 1980-01-21 AU AU54767/80A patent/AU535371B2/en not_active Ceased
- 1980-01-23 US US06/114,779 patent/US4298727A/en not_active Expired - Lifetime
- 1980-02-01 GB GB8003417A patent/GB2043634B/en not_active Expired
- 1980-02-04 FR FR8002740A patent/FR2447934B1/fr not_active Expired
- 1980-02-04 IT IT67167/80A patent/IT1147712B/it active
- 1980-02-04 AT AT0058880A patent/AT371479B/de not_active IP Right Cessation
- 1980-02-05 DE DE19803004178 patent/DE3004178A1/de active Granted
- 1980-02-05 ES ES488285A patent/ES8101623A1/es not_active Expired
- 1980-09-16 ES ES495096A patent/ES495096A0/es active Granted
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
SE446005B (sv) | 1986-08-04 |
ES8202832A1 (es) | 1982-02-01 |
GB2043634B (en) | 1983-10-12 |
SE7910734L (sv) | 1980-08-06 |
BE881251A (fr) | 1980-05-16 |
ES488285A0 (es) | 1980-12-16 |
AT371479B (de) | 1983-06-27 |
US4298727A (en) | 1981-11-03 |
JPS633874B2 (de) | 1988-01-26 |
ATA58880A (de) | 1982-11-15 |
IT1147712B (it) | 1986-11-26 |
ES495096A0 (es) | 1982-02-01 |
ES8101623A1 (es) | 1980-12-16 |
FR2447934A1 (fr) | 1980-08-29 |
NL8000005A (nl) | 1980-08-07 |
GB2043634A (en) | 1980-10-08 |
IT8067167A0 (it) | 1980-02-04 |
AU535371B2 (en) | 1984-03-15 |
DE3004178A1 (de) | 1980-08-07 |
JPS55105699A (en) | 1980-08-13 |
AU5476780A (en) | 1980-08-14 |
FR2447934B1 (fr) | 1985-06-14 |
Similar Documents
Publication | Publication Date | Title |
---|---|---|
DE2510866C3 (de) | 4'-epi-Adriamycin a - und ß -Anomer, Verfahren zu deren Herstellung und diese enthaltende pharmazeutische Zusammensetzungen | |
DE3609052C2 (de) | Anthracyclinglykoside, Verfahren zu ihrer Herstellung und sie enthaltende Zubereitungen | |
DE2350169C3 (de) | 19.10.72 Japan 103988-72 11.12.72 Japan 123482-72 23.01.73 Japan 9146-73 1-N- [(S)-2-Hydroxy-4-amino-butyryl] -neamin-Derivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und solche Derivate enthaltende Arzneimittel | |
DE2411504C3 (de) | 6'-Substituierte 6'-Desoxylividomycine B, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende Arzneimittel | |
DE2555479A1 (de) | Verfahren zur herstellung von 3', 4'-alpha-epoxyneamin und verwandten aminoglykosidischen antibiotika sowie die so hergestellten verbindungen | |
DE1935967C3 (de) | Naphthacenderivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende pharmazeutische Zusammensetzungen | |
DE2724597C3 (de) | 3'-Desoxykanamycin C und 3\4'-Didesoxykanamycin C, deren Salze, Verfahren zu deren Herstellung und diese Verbindungen enthaltende antibakterielle Mittel | |
DE2350203B2 (de) | Verfahren zur Herstellung von 1-N- [(S) -2-Hydroxy-4-amino- butyryl] -neamin, -3', 4'-didesoxyneamin,-ribostamycin oder -3',4' -didesoxyribostamycin | |
DE2533985C2 (de) | Verfahren zur Herstellung von 3'-Desoxyneamin, kanamycin B, ribostamycin, -6'-N-methylkanamycin B und paromamin | |
DE3004178C2 (de) | ||
DE2361159C3 (de) | 3'-Desoxy-neamin-Derivate, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende Arzneimittel | |
DE2612287A1 (de) | Aminoglykosid-antibiotika, verfahren zu ihrer herstellung und sie enthaltende arzneimittelzubereitungen | |
DE2618009A1 (de) | 1-n-(alpha-hydroxy-omega-aminoacyl)-derivate des 3'-deoxykanamycins a und verfahren zur herstellung derselben | |
DE3719377C2 (de) | Anthracyclinglykoside, Verfahren zu deren Herstellung und Arzneimittel, welche diese enthalten | |
DE2423591C3 (de) | 1-N-Isoserylkanamycine, Verfahren zu ihrer Herstellung und solche Verbindungen enthaltende Arzneimittel | |
DE2731306C3 (de) | 9-Desacetyl- und 9-Desacetyl-9-epi-daunorubicin, Verfahren zu deren Herstellung und deren Verwendung | |
DE2825289B2 (de) | Kanamycinen und Ribostamycinen, Verfahren zu deren Herstellung und diese Verbindungen enthaltende antibakterielle Mittel | |
DE3227178C2 (de) | 2'-Modifizierte Kanamycine, Verfahren zu deren Herstellung und diese Verbindungen enthaltende antibakterielle Mittel | |
DE2543535C3 (de) | 1 -N-(a-Hydroxy-co-aminoalkanoyl) -6'-N-methyl-3',4'-didesoxy-kanamycine B, deren pharmazeutisch verträgliche Säureadditionssalze, Verfahren zur Herstellung derselben und Arzneimittel | |
DE3035057C2 (de) | 6"-Desoxy- und 4",6"-Didesoxy-dibekacin sowie deren 1-N(L-4-Amino-2-hydroxybutyryl)-Derivate. Verfahren zu Ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende Arzneimittel | |
DE2436694A1 (de) | Verfahren zur herstellung von 1-n(s)-alpha-hydroxy-omega-aminoacyl)-derivaten von 3',4'-dideoxyneamin oder 3', 4'-dideoxyribostamycin | |
DE3301489C2 (de) | ||
DE2747946A1 (de) | Derivate von 4,6-di-o-(aminoglycosyl)-1,3-diaminocyclitolen | |
DE3905431A1 (de) | Neue 4-demethyl-4-0-(p-fluorobenzolsulfonyl)anthracyclinglycoside | |
DE2741431C3 (de) | l-N-(L-4-Amino-2-hydroxybutyryl)-3'-desoxykanamycin-C, l-N-(L-4-Amino-2hydroxybutyryl)-3',4'-didesoxykanamycin-C und deren Säureadditionssalze, Verfahren zu ihrer Herstellung und diese Verbindungen enthaltende antibakterielle Zusammensetzungen |
Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8110 | Request for examination paragraph 44 | ||
D2 | Grant after examination | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
8328 | Change in the person/name/address of the agent |
Free format text: VOSSIUS, V., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT. TAUCHNER, P., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT. HEUNEMANN, D., DIPL.-PHYS. DR.RER.NAT. RAUH, P., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT., PAT.-ANWAELTE, 8000 MUENCHEN |
|
8328 | Change in the person/name/address of the agent |
Free format text: TAUCHNER, P., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT. HEUNEMANN, D., DIPL.-PHYS. DR.RER.NAT. RAUH, P., DIPL.-CHEM. DR.RER.NAT., PAT.-ANWAELTE, 8000 MUENCHEN |
|
8339 | Ceased/non-payment of the annual fee |