DE299662C - - Google Patents
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Classifications
-
- C—CHEMISTRY; METALLURGY
- C21—METALLURGY OF IRON
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Description
AUSGEGEBEN
AM 26. AUGUST 1919.
PATENTSCHRIFT
- Jtt 299662 KLASSE 18 b GRUPPE
Gießerei- und Roheisen.
Der Gegenstand der Erfindung betrifft die Herstellung von Ersatz für hochwertiges
Roheisen, wie Hämatit, Holzkohlenroheiserf u. dgl., welche in der Gießereitechnik wie
auch als Zusatzeisen beim Martinofenbetrieb benötigt werden und bis jetzt zum Teil aus
dem Auslande eingeführt, zum Teil aus fremdländischen Eisenerzen im Inlande im
Hochofen erblasen wurden. Das hier beschriebene Verfahren gestattet, hierfür die
einheimischen Erze wie z. B. die phosphorhaltige Minette zu verwenden, und besteht
darin, daß ein aus den einheimischen Erzen im Hochofen erblasenes Roheisen in üblicher
Weise, z. B. in Konverter, gefrischt wird, bis es ungefähr weniger als ο, ι Prozent an Phosphor
behält, und daß man dann das so erhaltene Flußeisen unter tunlichster Zurückhaltung
der Schlacke aus dem Konverter oder
so aus der Gießpfanne auf eine beispielsweise
ein oder mehrere Meter starke Schicht von vorerhitztem Koks (stück-, grieß- oder pulverförmig)
fließen läßt. Der Flußeisenstrahl reißt beim Durchfließen oder richtiger ge-
»5 sagt Durchfallen durch die Koksschicht
Kokspartikelchen mit sich, diese lösen sich im Eisen, das sich hierbei, wie weiter ausgeführt,
infolge der Kohlenstoffaufnahme noch stärker verflüssigt und in Kohlenstoffeisen
bzw. synthetisches Roheisen umwandelt. Wird dem Koks kleinstückiges Ferrosilizium
oder Ferromangan beigemengt, so nimmt das herunterfließende Eisen diese Zusätze auf, so
daß man auf diese Weise auch Silizium- und manganhaltiges Kohlenstoffeisen erhalten
kann.
Die sogenannte »direkte Kohlung des Flußeisens« zwecks dessen Umwandlung in Hartstahl,
darin bestehend, daß man dem Flußeisen während des Einfließens in die Gießpfanne
0,2 oder 0,3 Prozent Kohlenstoff durch Kokszugabe einverleibt, ist ja bekannt und wird trotz ihrer Nachteile mitunter ausgeübt.
Diese direkte Kohlung wird aber infolge ihrer großen Unsicherheit und viel-s
fachen gänzlichen Versagens im, allgemeinen nach Möglichkeit gemieden, und um so überraschender
ist eSi daß in dem hier beschriebenen Verfahren das Flußeisen mehrere ganze
Prozent Kohlenstoff aufzunehmen vermag. Die Erklärung für diese für d^n Stahlwerker
auffallende Tatsache dürfte vielleicht darin liegen, daß die Schmelztemperatur von Flußeisen
etwa bei 1 500°, des Eisens mit 0,1 Prozent
Kohlenstoff bei 1 475 ° und die .des Eisens
mit 0,3 Prozent Kohlenstoff noch bei 1 4550
liegt, d.h. daß die betreffenden Schmelztemperaturen sehr hoch und sehr nahe beieinander
liegen, so daß z.B. eine auch nur geringe Steigerung der Verluste durch die
bei diesen Temperaturen schon an sich sehr hohe Wärmeausstrahlung und -ableitung be-
ta. Auflage, autgegeben am i. Oktober ig20j
wirken kann, daß die Temperatur des,Ganzen
unterhalb der der günstigsten Kohlenstoff- ■ aufnahmetemperatur (»des Optimums«) sinkt '
und sich der Erstarrungstemperatur bedenk^ lieh nähert.
Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse, wenn man das heiße flüssige Flußeisen mit
einem großen Überschuß an Kohlungsmitteln zusammenbringt, so daß es davon größere
Mengen aufnehmen kann. Es tritt hierbei einerseits ein starkes Sinken der Schmelztemperaturen
(Eisen mit 2 Prozent C .schmilzt schon bei 13100, das mit 3 Prozent bei
ι 2500 und das mit 4 Prozent C schon gar bei
11500) und meistens eine damit verbundene
Reaktionsbeschleunigung ein; anderseits sind die eintretenden Wärmeverluste, durch Ausstrahlung
und Ableitung in Anbetracht der um mehrere Hundert Grad tiefer liegende
den Schmelztemperaturen nicht mehr von so maßgebendem und hemmendem1 Einfluß wie
bei Herstellung von Hartstahl durch Kohlung des Flußeisens. Die weitere Ausbildung
des Verfahrens hat diese Ansichten bekräftigt.
Es hat sich nämlich als von erheblichem Vorteil herausgestellt, die Koksschicht, auf
welche man den flüssigen Eisenstrahl auffallen oder durch welche man ihn durchfließen läßt,
in ihrer ganzen Höhe glühend zu machen.
, Die Fig. 1 zeigt einen geätzten Schliff in 120-facher VergroBenun'g des in üblicher
Weise hergestellten, ganz weichen Thomasflußeisens mit 0,07· Prozent Kohlenstoff. Wird
eine solche bis zur Desoxydation fertig geblasene Thomasflußeisencharge aus dem Konverter
in die mit glühendem Koks beschickte Gießpfanne umgegossen, so entsteht ein Kohlenstoffeisen mit 2 Prozent Kohlenstoff
und darüber, wobei der Pfanneninhalt so flüssig bleibt, daß er sich durch den Stopfen
der Pfanne bequem vergießen läßt.
Die Fig. 2 zeigt ebenfalls in I2ofacher Vergrößerung einen geätzten Schliff einer in
solcher Weise hergestellten Charge mit vollen 2 Prozent Kohlenstoff. Wie aus der Figur
ersichtlich, ist die Verteilung des hell erscheinenden Cementits zwischen den dunklen
Kristallen des Perlits recht gleichmäßig; vor allem aber zeigt die Fig. 2, daß der gesamte,
durch die Analyse festgestellte Kohlenstoffgehalt im Eisen tatsächlich aufgelöst und
nicht etwa mechanisch eingeschlossen enthalten ist.
Trotzdem man bei der hier beschriebenen Arbeitsweise stets einen erheblichen Überschuß
an Kohlungsmitteln anwenden muß, gelingt es doch, das Flußeisen verschieden stark
zu.kohlen und es nach Wunsch z. B. mit 1,5 Prozent, mit 2 Prozent, mit 3 Prozent oder
mit noch mehr Kohlenstoff anzureichern, indem man das Flußeisen, das auch überfrischt
sein kann, je nach dem gewünschten Kohlungsgrad durch eine glühende Koksschicht
von geringerer oder größerer Stärke durchfließen läßt. ■
Will man das Flußeisen bis zur Sättigungsgrenze mit Kohlenstoff anreichern, so kann
man den aus der ersten Kohlungsgießpfanne fließenden Eisenstrahl in ein zweites darunter
stehendes Gefäß, das ebenfalls mit glühendem Koks beschickt ist, herunterfallen lassen.
Vielfach wird man statt dessen hierzu einen mit Koks gefüllten schachtförmigen Ofen benutzen,
der in verschiedenen Höhenlagen mit Winddüsen versehen ist, und in welchem infolgedessen
die Kokssäule durch Luftzug oder kalten oder gar heißen Wind in ihrer ganzen Höhe im Glühen gehalten werden kann. Ein
solcher Schachtofen kann so eingerichtet werden, daß die das Flußeisen zuführende
Rinne in etwa % der Schachthöhe in den Ofen mündet, so daß auch oberhalb dieser Einmündung
sich noch glühender Koks befindet, welcher in dem Maße, als der tiefer liegende
Koks von dem in einem oder mehreren Strah- 8S
len herunterfließenden Eisen aufgelöst wird, nachsackt. In manchen Fällen, namentlich
wenn beabsichtigt wird, dem Flußeisen neben viel Kohlenstoff noch Silizium und Mangan
-einzuverleiben, kann es sich empfehlen, den Schachtofen in verschiedenen Höhenlagen mit
Elektroden zu versehen und die Beschickung des Ofens, die aus Koks, welchem Ferromangan
und Ferrösilizium beigemengt sind, besteht, durch elektrische Widerstandsheizung
im Glühen zu erhalten. Auf diese Weise wird jegliche Sauerstoffzufuhr und der
mit dieser verknüpfte Abbrand der wertvollen Elemente Silizium und Mangan ganz vermieden.
Die hier beschriebene Art der Herstellung von Gießerei- und sonstigem hochwertigen
Roheisen aus gefrischtem flüssigen Eisen bietet erhebliche technische und wirtschaftliche Vorteile gegenüber einem früheren Vor-
schlage, Flußeisenschrot im Kupolofen zu schmelzen und das abgestochene Metall in
fein verteiltem Zustande durch eine glühende Koksschicht fließen zu lassen und so zu Gußeisen
aufzukohlen. Das Umschmelzen von Schrot im Kupolofen erheischt nämlich einen außerordentlich großen Zusatz von Schmelzkoks
; hierdurch wird so viel Schwefel in die Gattierung eingeführt, daß man zu dessen
wenigstens teilweiser Beseitigung die 1*15 Schlacke sehr stark basisch halten muß,, was
wiederum dermaßen zerstörend auf die Ofenausfütterung wirkt, daß ein regelmäßiges
Arbeiten nach diesem Vorschlage ausgeschlossen erscheint. Hierzu kommt noch der iao
erhebliche Übelstand hinzu, daß trotz der stark basischen Schlacke das abgestochene
Metall stets stark schwefelhaltig ist.
Dagegen weist das nach der neuen Arbeitsweise hergestellte synthetische Roheisen in
der Regel entweder gar keine oder nur ganz geringe Schwefelaufnahme aus dem Schwefelgehalt
der Kohlungsmittel auf.
Das hier beschriebene Verfahren gestattet
ίο mithin, von der Verwendung von besonders
reinen Eisenerzen, welche im Inlande immer knapper werden, und die daher aus dem Auslande
bezogen werden müssen, Abstand zu nehmen und selbst beste Gießerei- und Roheisensorten
aus den hierfür sonst gänzlich ungeeigneten Eisenerzen, wie z. B. aus der einheimischen,
in sehr großen Mengen vorhandenen Minette, herzustellen. Angesichts der sonst sehr starken Einfuhr von schwedischen
so und spanischen Eisenerzen und von englischem
Hämatitroheisen ermöglicht das hier beschriebene Verfahren, wichtige, mit der Herstellung des unmittelbaren Kriegsbedarfes
eng zusammenhängende Gebiete unserer Volkswirtschaft von dem Auslande unabhängig
zu machen.
Claims (2)
1. Verfahren zur synthetischen Erzeugung von hochwertigem Gießerei- und
Roheisen durch Aufkohlen) von flüssigem kohlenstoffarmen Eisen mittels Durchfließenlassens
durch eine vorerhitzte Koksschicht, dadurch gekennzeichnet, daß als
kohlenstoff arm es Eisen in beliebiger Weise gefrischtes Eisen genommen wird.
2. Mit Winddüsen oder Stromzuführungen und Abstich versehener Schachtofen
zur Ausführung des Kohlungsverfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Ofen mit Winddüsen oder Elektroden oder mit diesen beiden
in verschiedenen Höhenlagen versehen ist, um das darin befindliche Kohlungsmittel
in der ganzen Ofenhöhe glühend erhalten zu können, und daß der Ofen mit einer
oder mehreren Zufuhrrinnen oder -röhren für flüssiges Eisen versehen ist, die
zweckmäßigerweise so angeordnet sind, daß auch oberhalb derselben sich das Kohlungsmittel befinden und glühend erhalten
werden kann. '
Hierzu r Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE299662C true DE299662C (de) |
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DENDAT299662D Active DE299662C (de) |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE299662C (de) |
-
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