-
Verschluß für einen künstlichen Körperausgang
-
Die Erfindung bezieht sich auf einen Verschluß für einen künstlichen
Körperausgang.
-
Der Darmkrebs zeigt statistisch in der gesamten westlichen Welt gemeinsam
mit dem Lungenkrebs eine jährlich steigende Zahl von Neuerkrankungen. Im Zusammenhang
mit der operativen Behandlung des Darmkrebses resultiert daraus in vielen Fällen
die Anlage eines künstlichen Darmausganges. Man schätzt die Zahl derartiger Träger
eines künstlichen Darmausganges in Deutschland allein auf über 40 000, in England
auf über 100 000 und auf dem nordamerikanischen Kontinent auf eine Million. Infolge
der ständigen Zunahme von Neuerkrankungen werden diese Zahlen ebenfalls jährlich
weiter ansteigen.
-
Da in all diesen Fällen zur Stuhlableitung das Dickdarmende in die
Bauchwand eingepflanzt wird, verfügen die Patienten über keinen Schließmuskel, um
den Stuhl kontrolliert, d.h. willentlich, absetzen zu können. Sie sind ebenso inkontinent
wie jene Patentengruppe, bei denen der normale Afterschließmuskel verletzt oder
aus anderer Ursache schließunfähig geworden ist.
-
Es hat nicht an Bemühungen und Versuchen bis heute gefehlt, für Patienten
mit künstlichem Darmausgang oder schlieBunfäisigem Afterschließmuskel technische
Hilfsvorrichtungen zu entwickeln, um mit einem neuen Verschlußmechanismus diesen
Patienten helfen zu können.
-
Neben einfachen äußeren mechanischen Verschlüssen sind in neuerer
Zeit auch Verschlüsse entwickelt worden, bei denen zumindest ein Teil in das Körpergewebe
implantiert ist; eine Aufstellung über die Konstruktionsprnzipien solcher Verschlüsse
für künstliche Körperausgänge findet sich in einem Artikel von Tenney und Graney,
der in der Zeitschrift "Diseases of the Colon and Rectum, Philadelphia USA", Okt.
1978, auf den Seiten 522 ff abgedruckt ist.
-
Als derzeit gebräuchlichstesund auch international am häufigsten angewandtes
Modell für teilweise implantierte Verschlüsse gilt der sogenannte Erlanger Magnetverschluß.
Er ist jedoch nur bei Patienten mit künstlichem Darmausgang anwendbar und auch hier
nur bei relativ schlanken und jüngeren Patienten. Die Erfahrungsberichte zahlreicher
in- und ausländischer Kliniken zeigen jedoch, daß a) der Magnetverschluß häufig
undicht ist , so daß trotzdem wieder ein Beutel getragen werden muß; b) der Magnetring
plus zusätzlicher Verschlußstöpsel als unangenehmer und hinderlicher Fremdkörper
in der Bauchdecke empfunden wird, so daß nach einiger Zeit wieder ein Klebebeutel
getragen wird; c) die Einheilung des Magnetringes häufig kompliziert ist; d) durch
die Druckwirkung des Magnetringes Hautnekrosen entstehen.
-
Infolgedessen sind viele Chirurgen zurückhaltend gegenüber der Implantation
des Magnetverschlusses.
-
Ferner ist es bekannt, im Körpergewebe einen den künstlichen Körperausgang
umfassenden Dacronring zu implantieren, der seinerseits als Sitz für einen in den
künstlichen Körperausgang ehführbaren als
Verschlußkörper wirkenden
Ballon dient, der nach der Einführung in den Körperausgang mit einer Flüssigkeit
aufgefüllt wird. Ein derartiger Verschluß ist auch flüssigkeitsdicht und wird auch
vom Gewebe gut vertragen, ohne daß etwa Drucknekrosen auftreten.
-
Allerdings ist ein derartiger Verschluß bisher noch nicht klinisch
erprobt worden, sondern es liegen lediglich Ergebnisse über Untersuchungen mit Schafen
vor.
-
Auf jeden Fall ist dieser Verschluß in der Handhabung umständlicher
als der erwähnte Magnetverschluß, da zum Offnen und Schließen dieses Verschlusses
jeweils eine Spritze mit der Füllflüssigkeit für den Ballon verwendet werden muß.
-
Ferner sind ähnliche mechanische Verschlußkörper bekannt, die in den
künstlichen Körperausgang eingeführt und dann durch Formveränderung sich an das
Gewebe des Körperausgangs anlegen und dieses aufweiten, bis Verschließen eintritt.
Auch für diese Art von Verschlossen sind Hilfsmittel notwendig, mit denen der Verschlußkörper
verformt werden kann, z.B. aufblasbare Ballons oder Schiebestifte (a.a.O. Seite
523, 524).
-
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen im Aufbau und in der
Handhabung einfachen und in der Funktion sicheren Verschluß für einen künstlichen
Körperausgang zu schaffen.
-
Diese Aufgabe ist gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß der Verschluß
eine mit dem körpereigenen Gewebe für den Ausgang verbundene, mit einer Aufweitung
versehene implantierte Hülse sowie einen in die Aufweitung der Hülse einführbaren,
formmäßig an die Aufweitung angepaßten Verschlußkörper aufweist.
-
Ein derartigerVerschluß ist besonders vorteilhaft anzuwenden bei Patienten
mit künstlichem Darmausgang, aber auch bei Patienten mit
defektem
Afterschließmuskel. Die Hülse ist eine Schalenform in Art einer Manschette vorzugsweise
aus festerem Polyestergewebe auf der Basis von Dacron, welches sich bereits als
implantierbares gewebefreundliches und verträgliches Material in klinischer Anwendung
herausgestellt hat. Die Hülse ist zumindest in dem Bereich der Aufweitung, an dem
der Verschlußkörper anliegt, formstabil, vorzugsweise jedoch aus in gewissen Grenzen
elastischem Material.
-
Diese Dacronschale hat zglindrische Form und ist im mittleren Drittel
zirkulär ausgemuldet. Sie ist in der Längsachse aufgeschnitten, so daß sie gleichsam
aufgeklappt zwei Halbschalen bildet. Diese Dacronschale wird nun um den Dickdarm
herumgelegt, und nach Auftragen von Gewebekleber auf die Außenseite des Darmes wird
der Darm dieser Schalenform fest angepaßt und mit ihr verklebt. Zusätzlich wird
diese Schale mit einigen Einzelnähten fixiert. Mit dieser äußeren Schalenform wird
der Darm in der Bauchwand fixiert bzw. das Darmende an die äußere Haut festgenäht.
In die Darmöffnung führt nun der Patient als Verschlußkörper eine an einem Faden
hängende Kautschukplombe ein, die formentsprechend bis in das mittlere ausgemuldete
Zylinderstück der Dacronschale eingedrüdt wird und damit die Darmlichtung zirkulär
verschließt.
-
Durch entsprechenden Faden zug entfernt der Patient die Plombe und
gibt jederzeit das Darmlumen wieder frei. Andererseits ist durch die im Darm sitzende
Plombe die Darmöffnung gleichsam im Sinne eines Kugelventilmechanismus in der übrigen
Zeit dicht verschlossen.
-
Ein Verschluß gemäß der Erfindung kann demnach ohne alle Hilfsmittel
sehr einfach whandhabt werden und gewährleistet eine sichere Abdichtung des künstlichen
bzw. defekten Körperausganges.
-
Weitere Ausgestaltungen und Vorteile der Erfindung sind den Unteransprüchen
in Verbindung mit der Beschreibung zu entnehmen, in der die Erfindung anhand der
Zeichnung näher wläutert ist. In der Zeichnung stellen dar:
Fig.
1 eine Querschnitt durch einen implantierten Verschluß für einen künstlichen Körperausgang;
Fig. 2 und 3 schematische perspektivische Ansichten je einer Hälfte einer für den
Verschluß verwendeten implantierbaren Hülse; Fig 4 eine perspektivische Ansicht
für eine weitere Ausbildungsform einer für den Verschluß zu verwendenden Hülse in
teilweise abgebrochener Darstellung.
-
In Figur 1 ist ein künstlicher Körperausgang 1 für den Dickdarm 2
dargestellt , der durch die Bauchdecke 3 eines Patienten geführt ist, die aus Oberhaut
31' Zellschicht 3 und Bauchfell 33 besteht.
-
Um das Dickdarmende ist eine Hülse 4 aus Polyester-Faserstoff, und
zwar Dacron gelegt, die aus zwei Halbschalen 41 und 42 besteht. Die Hülse weist
eine zirkuläre Aufweitung 5 auf, die eine Art nach außen stehendensenkrecht zur
Achse der Hülse verlaufenden Ringkanal bildet. Zur Verbindung des Dickdarmes 2 mit:
der Hülse 4 wird die Außenseite des Dickdarmes im Bereich der Hülse mit einem Gewebekleber
bestrichen und dann mit den beiden aneinander stoßenden Halbschalen 41- bzw. 42
verklebt. Der Dickdarm liegt dann an der Innenkontur der Hülse 4 direkt an. Die
Hülse 4 und Dickdarm 2 können zusätzlich noch vernäht werden, wie dies bei 6 schematisch
angedeutet ist. Das so vorbereitete Ende des Dickdarmes 2 wird darauf in der Bauchdecke
implantiert, wobei zur zusätzlichen Fixierung noch das Dickdarmende mit der Oberhaut
31 der Bauchdecke vernäht werden kann.
-
Bei dem in Figur 1 dargestellten Ausführungsbeispiel befindet sich
die zirkuläre Aufweitung 5 der Hülse 4 etwa im Grenzbereich zwischen Zellschicht
32 und Bauchfell 3 . Diese Lage ist jedoch 3 nicht Endend und kann je nach der Struktur
des Bauchfelles des Patienten auch anders sein.
-
Die Wandstärke der Hülseund die Elastizität des Hülsenmaterials sind
so gewählt, daß die Hülse einerseits elastisch, jedoch zumindest in dem der Oberhaut
31 zugewandten Bereich der Aufweitung 5 formstabil ist, so daß unabhängig von Dehnungen
des Darmes in diesem Bereich die Kontur der Aufweitung etwa erhalten bleibt. Diese
Formstabilität kann selbst dann erreicht werden, wenn das Hülsenmaterial stark elastisch
ist; hierzu würde dann die Hülse im Bereich der Aufweitung mit der Bauchdecke vernäht.
-
In die implantierte Hülse 4 kann nunmehr ein Verschlußkörper 8 eingeführt
werden, der in Art eines Tampons ausgebildet ist.
-
Der Veschlußkörper ist aus elastischem flüssigkeitsundurchlässigen
Material, z.Kautschuk oder gepreßtem Fasermaterial; seine Außenkontur ohne Einwirkung
von Kräften entspricht der Innenkontur der Aufweitung 5 in dem ASagebereich. Zum
Einführen des Verschlußkörpers wird dieser zunächst ein wenig komprimiert, wobei
sich die Hülse 4 mit dem Dickdarmende entsprechend ausdehnt. Zum leichteren Einführen
des Verschlußkörpers ist dieser an seinem vorderen Ende leicht kegelig ausgebildet,
wie dies in Figur 1 bei 9 dargestellt ist. An dem gegenüberliegenden, nach außen
weisenden Ende ist eine Griffmulde 10 vorgesehen. Wird der Verschlußkörper 8 bis
in die Aufweitung 5 der Hülse 4 geschoben, so dehnt er sich aus und legt sich mit
seiner Außenkontur an die Innenkontur der Aufweitung 5 an.
-
Der Verschlußkörper braucht nicht'an der gesamten Innenkontur der
Aufweitung anzuliegen; es genügt, wenn er an der dem künstlichen Körperausgang 1
zugewandten Seite an der Aufweitung anliegt. Mit dem Verschlußkörper ist ein nach
außen führender Zugfaden 11 verbunden, mit dem durch einen sanften Zug der Sitz
zwischen Verschlußkörper 8 und Hülse 4 dicht gemacht werden kann. Der Zugfaden 11
dient ferner dazu, den Verschlußkörper aus der Hülse herauszuziehen, falls eine
Darmentleerung gewünscht wird.
-
Die pulse 4 kann zur Erhöhung der Elastizität und für eine gute Ernährung
de&.Dickdarnendes im Bereich der Hülse in einigen Bereichen perforiert sein,
wie dies für die obere Halbschale 41 in Figur 3 angedeutet ist. Hierzu können Löcher
12 oder Längseinschnitte 13 vorgesehen werden. Auf diese Weise können sich nach
der
Implantation der Hülse in der Bauchdecke Verbindungen der umliegenden Blutgefäße
zu dem Dickdarm ende ausbilden.
-
Aufgrund ähnlicher Überlegungen kann kann die Hülse 4, wie in Figur
4 schematisch dargetellt, aus einzelnen formstabilen Länysstreifen 14 bestehen,
die durch quer verlaufende elastische Ausgleichsstreifen 15 miteinander verbunden
sind; bei dem dargestellten Ausführungsbeispiel haben die Ausgleichsstreifen etwa
S-Form. Zwischen den Ausgleichsstreifen verbleiben Aussparungen 16 in der Hülsenwand,
durch die sich Gefäßverbindungen ausbilden können.
-
Der beschriebene Verschluß für einen künstlichen Körperausgang ist
problemlos bei einem Patienten einzusetzen, ist zudem sehr einfach aufgebaut und
in der täglichen Anwendung äußerst praktikabel. Damit kann einer von Jahr zu Jahr
zahlenmäßig zunehmenden Patientengruppe von Trägern eines künstlichen Darmausganges
eine echte Lebensverbesserung und damit auch Lebenserleichterung geboten werden.
Der Verschluß kann nicht nur an einem künstlichen Darmausgang, sondern auch an anderen,
normal nicht mehr funktinnstüchtigen Körperausgängen, z.B. am After bei defektem
Schließmuskel angewendet werden.
-
Leerseite