DE2832536C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft künstliche medizinische Materialien
mit gerinnungshemmender Wirkung, insbesondere
ein medizinisches Material, das für die Verhinderung der
Blutgerinnung und der Bildung von Thromben wertvoll ist.
Die Blutgerinnung ist bekanntlich eine Erscheinung, die
durch Bildung von Fibrin, das durch Einwirkung von
Thrombin auf das Fibrinogen im Blut entsteht, verursacht
wird. Diese Wirkung des Thrombins wird durch Heparin und
Antithrombin III verhindert. Wenn daher die Gerinnung
des Bluts verhindert und sein Dünnflüssigkeit beispielsweise
bei Operationen aufrecht erhalten werden muß, wird
eine große Menge Heparin verabreicht, um dieses Ziel
zu erreichen. Die Verabreichung von Heparin in großer
Menge kann jedoch zuweilen letale Nebenreaktionen, z. B.
Bluten der inneren Organe, hervorrufen. Um diesen
Nachteil auszuschalten, wurde kürzlich ein Verfahren
vorgeschlagen, bei dem das Heparin an einem geeigneten
Trägermaterial, z. B. einem in Wasser unlöslichen Hochpolymeren
immobilisiert und das Blut damit in Berührung
gebracht wird, so daß das Heparin das Thrombin bindet,
ohne ins Blut einzutreten, wordurch die Blutgerinnung
verhindert wird.
Als Ergebnis eingehender Untersuchungen über die Verhinderung
der Blutgerinnung und der Bildung von Thromben
wurde nun gefunden, daß eine äußerst starke
gerinnungshemmende Wirkung erzielt werden kann, wenn
Heparin und Antithrombin III zusammen an einem Trägermaterial
immobilisiert werden. Im Vergleich zur Immobilisierung
von Heparin allein ergibt die gleichzeitige
Immobilisierung dieser Stoffe eine weit stärkere
gerinnungshemmende Wirkung. Vorteilhafterweise ist
eine genügende gerinnungshemmende Wirkung auch bei
geringen Mengen gerinnungshemmender Substanzen festzustellen,
und eine bemerkenswerte gerinnungshemmende
Wirkung kann selbst einem Trägermaterial, das arm an
funktionellen Gruppen ist, verliehen werden.
Das Zusammenwirken von Heparin und Antithrombin III
in der Ausübung der gerinnungshemmenden Wirkung ist
bekannt. Da Antithrombin III reichlich im Blut vorhanden
ist, wurde allgemein angenommen, daß das für das
Zusammenwirken mit Heparin zur Ausübung einer gerinnungshemmenden
Wirkung notwendige Antithrombin III
auf natürlichem Wege aus dem Blut selbst zugeführt
werden kann. Daher wurde die Immobilisierung von Heparin
vorgeschlagen und auch durchgeführt, jedoch wurde
seine Co-Immobilisierung mit Antithrombin III nie versucht.
Chemical Abstracts 84, 119 772 c (1976) beschreibt die
kovalente Bindung von Heparin an Sepharose durch eine
Reaktion zwischen einer Uronsäure-Carboxylgruppe von
Heparin und Aminohexylsepharose.
Aus Chemical Abstracts 83, 39 774 p (1975) und 84,
38 917 b (1976) ist die potenzierende Wirkung von Heparin
auf Antithrombin III bei der Inhibierung der
Blutgerinnung bekannt.
Die Feststellung, die coimmobilisiertes Heparin
und Antithrombin III eine viel stärkere gerinnungshemmende
Wirkung als allein immobilisiertes Heparin
ausüben, ist daher völlig überraschend.
Neuere Untersuchungen haben ergeben, daß die Blutgerinnung
durch Einwirkung des aktivierten X-Faktors
(d. h. des Xa-Faktors) stattfindet. Dieser Faktor erzeugt
Thrombin, wodurch Fibrin abgeschieden wird und
die Blutgerinnung stattfindet. Auf Grund dieses Mechanismus
ist es zur Verhinderung der Blutgerinnung wichtig,
den Xa-Faktor, der in einer Menge von einer Einheit
etwa 50 NIH-Einheiten Thrombin bilden kann, zu
deaktivieren. Es wurde gefunden, daß die Co-Immobilisierung
von Heparin und Antithrombin III sehr wirksam
den Xa-Faktor deaktiviert. Zwar kann Antithrombin III
selbst den Xa-Faktor deaktivieren, jedoch ermöglicht
es das gleichzeitige Vorhandensein von Heparin, diese
Deaktivierung augenblicklich zu erreichen.
Gegenstand der Erfindung ist demgemäß ein künstliches
medizinisches Material mit gerinnungshemmender Wirkung,
das ein Trägermaterial und gemeinsam daran immobilisiertes
Heparin und Antithrombin III enthält.
Das charakteristische Merkmal der Erfindung liegt in
der gemeinsamen Immobilisierung von Heparin und Antithrombin III
gemäß dem kennzeichnenden Teil des Hauptanspruchs.
Die Immobilisierungsmethode selbst
stellt kein charakteristisches Merkmal dar. Sie kann
nach beliebigen Methoden erfolgen, die üblicherweise
zur Immobilisierung von Enzymen angewandt werden
(siehe Ichiro Chibata und Mitarbeiter "Koteika Koso
(Immobilized Enzymes)", herausgegeben von Kodansha
1975; "Seikagaku Jikken Koza (Series of Experiments
in Biochemistry)", Band 5, Method for Investigation
of Enzymes, Teil VI, Immobilized Enzymes, Seite 642
bis 666 (1975); "Shin Jikken Kagaku Koza (Series of
New Experimental Chemistry)", Band 20, Biological
Chemistry I, Kapitel I, Artikel 5, Immobilized Enzymes,
Seite 363-409 (1978); und O. R. Zaborsky "Immobilized
Enzymes", Chemical Rubber Co., Press (1973) und die
in diesen Arbeiten genannten Veröffentlichungen).
Zur Herstellung des künstlichen Arzneimittels gemäß
der Erfindung kann jedes geeignete Verfahren aus den
verschiedenen üblichen Verfahren zur Immobilisierung
von Enzymen gewählt werden, z. B. die Trägerbindungsmethode
(Methode der kovalenten Bindung, Ionenbindungsmethode,
physikalische Adsorptionsmethode), die Vernetzungsmethode
und die Einschlußmethode. Wenn beispielsweise
die Trägerbindungsmethode angewandt wird,
kann jedes übliche Trägermaterial, z. B. wasserunlösliche
Polymerisate (beispielsweise Cellulose, Dextran,
Agarose, Polyacrylamid, Polyvinylalkohol und Polyhydroxyäthylmethacrylat)
verwendet werden. In Abhängigkeit
von der Anwendung oder Anwendungsform des künstlichen
medizinischen Materials kann ein geeignetes
Trägermaterial mit geeigneten physikalischen Eigenschaften
gewählt werden. Durch Immobilisierung von
Heparin und Antithrombin III in gleichzeitig vorhandenem
Zustand kann eine genügende gerinnungshemmende
Wirkung auch mit verhältnismäßig geringen Mengen der
aktiven Substanzen erreicht werden. Daher ist selbst
ein Trägermaterial, das arm an funktionellen Gruppen
ist, verwendbar.
In Abhängigkeit von dem anzuwendenden Verfahren zur
Immobilisierung kann zuweilen eine Aktivierung des
Trägermaterials vor seinem Gebrauch erforderlich sein.
Diese Aktivierung wird ebenfalls nach einem beliebigen
geeigneten Verfahren, das aus den üblichen Verfahren
ausgewählt ist, beispielsweise durch Behandlung
mit Cyanbromid bewirkt. Die Mengen von Heparin und
Antithrombin III, die auf dem Trägermaterial zu immobilisieren
sind, unterliegen keiner besonderen Begrenzung.
Im allgemeinen werden 1 bis 50 mg Heparin und
1 bis 50 mg Antithrombin III pro Gramm Trägermaterial
verwendet, wobei ein künstliches medizinisches Material
mit guter gerinnungshemmender Wirkung erhalten
wird. Das Mengenverhältnis von Heparin und Antithrombin
III, die zu immobilisieren sind, unterliegt ebenfalls
keiner besonderen Begrenzung, jedoch liegt es gewöhnlich
im Bereich von 1 : 1 bis 10 : 1 (Gewichtsverhältnis).
Zwar können Heparin und Antithrombin III getrennt in
aufeinanderfolgenden Stufen immobilisiert werden, jedoch
ist die gleichzeitige Immobilisierung auf Grund
der Einfachheit der Arbeitsschritte vorteilhafter.
Das künstliche medizinische Material gemäß der Erfindung
kann in beliebiger geeigneter Form, z. B. als
Pulver, Platten oder Schläuche, in Abhängigkeit von
den physikalischen Eigenschaften des Trägermaterials
hergestellt werden. Wenn Blut mit diesem medizinischen
Material in Berührung gebracht wird, werden Thrombin
und andere Elemente leicht vom Material gebunden, so
daß die Gerinnung des Bluts verhindert wird.
Das durch das künstliche medizinische Material gebundene
Thrombin kann leicht beispielsweise durch Waschen
mit einer wäßrigen Essigsäurelösung davon entbunden
werden, so daß die Fähigkeit des künstlichen medizinischen
Materials, Thrombin zu binden, wiederhergestellt
wird.
Die Erfindung wird durch die folgenden Beispiele
und Vergleichsbeispiele weiter erläutert.
A) 40 ml (Trockengewicht etwa 1 g) Agarose (Sepharose
4B) werden in 100 ml Wasser suspendiert. Durch
Zusatz einer wäßrigen 5n- bis 10n-NaOH-Lösung unter
Rühren wird der pH-Wert auf 11 bis 12 eingestellt.
Der Suspension wird eine BrCN-Lösung (4 bis 24 g/80
bis 480 ml) zugesetzt, während der pH-Wert durch
Zusatz der genannten wäßrigen NaOH-Lösung bei 11 bis
12 gehalten wird, bis keine Senkung des pH-Werts mehr
festgestellt wird. Während der Reaktion wird die
Temperatur der Reaktionslösung durch Zusatz von Eis
bei etwa 20°C gehalten. Die Reaktion ist in 8 bis 12
Minuten beendet. Nach beendeter Reaktion wird das
Reaktionsgemisch sofort durch ein Glasfilter filtriert.
Das Filtrat wird mit 1 l kaltem Wasser gewaschen, wodurch
überschüssiges BrCN entfernt und aktivierte
Agarose erhalten wird.
B) 500 mg aktivierte Agarose werden in 5 ml einer
wäßrigen 0,1-molaren NaHCO₃-Lösung suspendiert. Der
Suspension wird eine Lösung von 100 mg Heparin und
12,5 mg Antithrombin III in 10 ml einer 0,1-molaren
wäßrigen NaHCO₃-Lösung zugesetzt. Das erhaltene
Gemisch wird über Nacht bei 4°C gerührt. Zur Blockierung
überschüssiger aktiver Gruppen in der aktivierten
Agarose werden 10 ml einer 1-molaren wäßrigen Äthanolaminlösung
(pH 8,0) zugesetzt. Das Reaktionsgemisch
wird 1 Stunde bei 4°C gerührt und dann mit
2-molarer wäßriger NaCl-Lösung und 0,15-molarer
wäßriger NaCl-Lösung gewaschen, wobei ein immobilitisiertes
Heparin-Antithrombin-III-Material (nachstehend
als "I-ATIII-HEP" bezeichnet), in dem 20 mg Heparin
und 5 mg Antithrombin III pro 200 mg aktivierte Agarose
immobilisiert sind, erhalten wird.
In der vorstehend beschriebenen Weise werden ein
immobilisiertes Heparin enthaltendes Material (nachstehend
als "I-HEP" bezeichnet), in dem 20 mg Heparin
pro 200 mg aktivierte Agarose immobilisiert sind, und
ein immobilisiertes Antithrombin III enthaltendes
Material (nachstehend als "I-ATIII" bezeichnet), in
dem 5 mg Antithrombin III pro 200 mg aktivierte Agarose
immobilisiert sind, hergestellt. Das Antithrombin
III zeigt keine gerinnungshemmende Wirkung, wenn es
nicht unter der Schutzwirkung des Heparins immobilisiert
ist. Daher wird bei der Herstellung des letztgenannten
Materials acetyliertes Heparin in der achtfachen
Menge von Antithrombin III in das Reaktionssystem
eingearbeitet, um die Aktivität des Antithrombins
III zu bewahren und es allein an aktivierter
Agarose zu immobilisieren.
Zur Herstellung einer Vergleichsprobe wird Agarose in
der vorstehend beschriebenen Weise, jedoch ohne Verwendung
von Heparin oder Antithrombin III behandelt.
C) Mit Natriumcitrat versetztes Plasma (0,2 ml) (Überstand,
der durch Zentrifugieren eines Gemisches von
Blut und einer 3,8%igen wäßrigen Natriumcitratlösung
(Volumenverhältnis 9 : 1) bei 3000 UpM für 15 Minuten
erhalten worden ist) wird in ein kleines Reagenzglas
gegeben und auf 37°C erwärmt, worauf eine bestimmte
Menge eines immobilisierten Materials zugesetzt wird.
Unmittelbar anschließend wird eine 1/40-molare wäßrige
Calciumchloridlösung (0,2 ml) zugesetzt und das
Reagenzglas in einem Inkubator bei 37°C leicht
geschüttelt. Die zur Koagulation des Plasmas erforderliche
Zeit wird ermittelt. Die Ergebnisse sind in
Tabelle 1 genannt.
Diese Ergebnisse zeigen, daß durch I-ATIII-HEP die
Blutgerinnungszeit im Vergleich zu I-HEP oder I-ATIII
erheblich verlängert wird.
A) 100 mg Polyhydroxyäthylmethacrylat (nachstehend als
"Poly-HEMA" bezeichnet) wird mit Wasser gewaschen und
über Nacht in eine 0,1-molare wäßrige Na₂CO₃-Lösung
(pH 11,0) getaucht. Die hierbei gequollene Substanz
wird in der Na₂CO₃-Lösung suspendiert und der pH-Wert
durch Zusatz von wäßriger 1n-NaOH-Lösung auf 11,5
bis 12,0 eingestellt. Das Gesamtvolumen des Gemisches
wird auf 20 ml eingestellt. Unter Rühren wird eine
BrCN-Lösung (20 bis 1000 mg/20 ml; mit wäßriger 1n-
NaOH-Lösung auf pH 11,5 bis 12,0 eingestellt) zugesetzt,
worauf die Reaktion bei etwa 10°C 30 Minuten
bei einem pH-Wert von 11,5 bis 12,0 durchgeführt wird.
Nach beendeter Reaktion wird das Reaktionsgemisch mit
einem Glasfilter filtriert und dann mehrmals mit
0,1-molarer wäßriger NaHCO₃-Lösung gewaschen, wobei
aktivierte Poly-HEMA erhalten wird.
B) 100 mg aktiviertes Poly-HEMA werden in 2 ml 0,1-
molarer wäßriger NaHCO₃-Lösung suspendiert. Der
Suspension wird eine Lösung von 20 mg Heparin und
2 mg Antithrombin in 3 ml 0,1-molarer wäßriger
NaHCO₃-Lösung zugesetzt. Das erhaltene Gemisch wird
über Nacht bei 4°C gerührt. Zur Blockierung überschüssiger
aktiver Gruppen im aktivierten Poly-HEMA
wird 1 ml 1-molare wäßrige Äthanolaminlösung (pH 8,0) zugesetzt.
Das Reaktionsgemisch wird 1 Stunde bei 4°C
gerührt und dann nacheinander mit 2-molarer wäßriger
NaCl-Lösung und 0,15-molarer wäßriger NaCl-Lösung
gewaschen, wobei ein immobilisiertes Heparin und
immobilisiertes Antithrombin III enthaltendes Material
(nachstehend als "I′-ATIII-HEP" bezeichnet) erhalten
wird.
In der vorstehend beschriebenen Weise werden ein immobilisiertes
Heparin enthaltendes Material, in dem
2 mg Heparin pro 100 mg aktiviertes Poly-HEMA immobilisiert
sind (nachstehend als "I′-HEP" bezeichnet),
und ein immobilisiertes Antithrombin III enthaltendes
Material, in dem 2 mg Antithrombin III pro 100 mg
aktiviertem Poly-HEMA immobilisiert sind (nachstehend
als "I′-ATIII" bezeichnet), hergestellt. Das Antithrombin
III zeigt keine gerinnungshemmende Wirkung,
wenn es nicht unter der Schutzwirkung von Heparin
immobilisiert ist. Daher wird bei der Herstellung des
letztgenannten Materials acetyliertes Heparin in der
8fachen Menge des Antithrombins III in das Reaktionssystem
eingearbeitet, um die Aktivität des Antithrombins
III zu schützen und es allein am aktivierten
Poly-HEMA zu immobilisieren.
Zur Herstellung einer Vergleichsprobe wird aktiviertes
Poly-HEMA in der vorstehend beschriebenen Weise, jedoch
ohne Verwendung von Heparin oder Antithrombin
III behandelt.
C) Mit Natriumcitrat versetztes Plasma (0,2 ml)
(ein Überstand, der durch Zentrifugieren eines Gemisches
von Blut und 3,8%iger wäßriger Natriumcitratlösung
(Volumenverhältnis 9 : 1) bei 3000 UpM für
15 Minuten erhalten wird) wird in ein kleines Reagenzglas
gegeben und auf 37°C erwärmt, worauf das immobilisierte
Material (1,25 mg) zugesetzt wird. Unmittelbar
anschließend werden 0,2 ml 1/40-molare Calciumchloridlösung
zugesetzt, worauf das Reagenzglas
im Inkubator bei 37°C leicht geschüttelt wird. Die zur
Koagulation des Plasmas erforderliche Zeit wird
ermittelt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 genannt.
Immobilisiertes MaterialGerinnungszeit/Sekunden
Immobilisiertes MaterialGerinnungszeit/Sekunden
Vergleichsprobe120
I′-HEP170
I′-ATIII150
I′-ATIII-HEP250
Die vorstehenden Ergebnisse zeigen, daß I′-ATIII-HEP
die Blutgerinnungszeit im Vergleich zu I′-HEP oder
I′-ATIII wesentlich verlängert.
Der in Beispiel 2 beschriebene Versuch wird wiederholt,
wobei jedoch Polyvinylalkohol an Stelle von Poly-HEMA
verwendet wird. Das hierbei erhaltene Material aus
Polyvinylalkohol und darauf gemeinsam immobilisiertem
Heparin und Antithrombin III zeigt eine bedeutend
stärkere gerinnungshemmende Wirkung als ein Polyvinylalkohol,
in dem Heparin oder Antithrombin allein
immobilisiert ist.
Je 10 mg der gemäß Beispiel 1 hergestellten Materialien
I-ATIII-HEP, I-ATIII und I-HEP werden in 0,2 ml 0,15-
molarer wäßriger NaCl-Lösung suspendiert. Zur I-ATIII-
HEP-Suspension wird 0,1 ml 0,15-molare wäßrige NaCl-
Lösung gegeben. Der I-ATIII-Suspension wird 0,1 ml
(165 Einheiten/ml) einer Heparinlösung zugesetzt. Der
I-HEP-Suspension wird 0,1 ml (1 mg/ml) einer Antithrombin-
III-Lösung zugesetzt. Anschließend werden 0,2 ml
einer Thrombinlösung (im System der Messung der Gerinnungszeit
zeigen 0,1 ml dieser Lösung eine Aktivität von
10 Sekunden der Gerinnungszeit) zugesetzt. Das Gemisch
wird 30 Minuten im Inkubator bei 37°C geschüttelt,
um die Reaktion durchzuführen. Ein Teil (0,1 ml) des
Überstandes, der das restliche Thrombin enthält, wird
entnommen und zu einer auf 28°C erwärmten Gummiarabikumlösung
(0,2 ml) gegeben (Gemisch aus 15%iger Gummiarabikum-
Kochsalzlösung, einer 1%igen Calciumchloridlösung,
einem Imidazolpuffer und einer Kochsalzlösung (Volumenverhältnis
2 : 1 : 1 : 5). Das Gemisch wird gerührt und dann
3 Minuten in einem bei konstanter Temperatur von 28°C
gehaltenen Gefäß gehalten. Eine Standard-Fibrinogenlösung
(0,1 ml) (hergestellt durch Auflösen von handelsüblichem
Fibrinogen in 0,15-molarer wäßriger
NaCl-Lösung, Einstellen auf pH 7,2 mit 0,5-molarer
wäßriger Na₂HPO₄-Lösung und Verdünnen mit 0,15-molarer
wäßriger NaCl-Lösung auf eine Konzentration von 1%)
wird zugesetzt, worauf die Gerinnungszeit gemessen wird,
um die restliche Thrombinaktivität im Überstand zu
bestimmen. Getrennt hiervon wird als Vergleichsprobe
aktivierte Agarose, die nicht der Immobilisierung von
Heparin und Antithrombin III unterworfen worden ist,
in 0,1-molarer wäßriger NaCl-Lösung (0,2 ml) suspendiert.
Der Suspension wird 0,1 ml einer Antithrombin-
III-Lösung (1 mg/ml) zugesetzt. Dann wird der gleiche
Versuch, wie vorstehend beschrieben, durchgeführt.
Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 genannt.
Antikoagulans-SystemGerinnungszeit/Sekunden
Kontrolle
+ Antithrombin-III-Lösung 70 I-HEP
+ Antithrombin-III-Lösung130 I-ATIII
+ Antithrombin-III-Lösung160 I-ATIII-HEP
+0,15-molare NaCl-Lösung350
+ Antithrombin-III-Lösung 70 I-HEP
+ Antithrombin-III-Lösung130 I-ATIII
+ Antithrombin-III-Lösung160 I-ATIII-HEP
+0,15-molare NaCl-Lösung350
Diese Ergebnisse zeigen, daß das System, das gemeinsam
immobilisiertes Heparin und Antithrombin III enthält,
eine bedeutend stärkere gerinnungshemmende Wirkung als
das System aufweist, in dem nur eine dieser Substanzen
allein immobilisiert ist und die andere als Lösung vorliegt.
Anschließend wurden die gerinnungshemmenden Wirkungen
der immobilisierten Substanzen ohne Verwendung der
Heparinlösung oder Antithrombin-III-Lösung in der vorstehend
beschriebenen Weise verglichen. Hierzu wird
jeweils eine bestimmte Menge von I-ATIII-HEP, I-ATIII
und I-HEP zu einer Thrombinlösung gegeben. Das Gemisch
wird eine bestimmte Zeit bei 37°C geschüttelt, wobei
die restliche Thrombinaktivität im Überstand an Hand
der Gerinnungszeit bestimmt wird. Ein Vergleich der
Ergebnisse zeigt, daß, wenn man die restliche Thrombinaktivität
der Vergleichsprobe mit 100% ansetzt, die
restliche Thrombinaktivität bei Verwendung von I-ATIII
10 bis 20% und im Falle der Verwendung von I-ATIII-HEP
0,2 bis 0,7% unter Bedingungen beträgt, unter denen die
restliche Thrombinaktivität bei Verwendung von I-HEP
20% beträgt.
Wenn I-ATIII-HEP einige Wochen im Inkubator bei 37°C
aufbewahrt wird, ist keine Abnahme der Antithrombin-
Aktivität festzustellen. Eine maximale Wirkung wird
bereits in 30 Sekunden bei der Reaktion mit einer
Thrombinlösung erzielt.
Je 25 mg der gemäß Beispiel 1 hergestellten Systeme
I-ATIII-HEP, I-ATIII und I-HEP werden in 500 µl eines
Puffers (50 mMol Tris-HCl, 100 mMol NaCl, 10 mMol
CaCl₂, pH 7,5) suspendiert. Der Suspension werden
120 µl einer Lösung des Xa-Faktors zugesetzt. Das erhaltene
Gemisch wird 3 bzw. 5 Minuten bei 37°C stehen
gelassen, worauf das I-ATIII-HEP, I-ATIII bzw. I-HEP
daraus entfernt wird. 100 µl der erhaltenen Lösung
werden zu 1 ml einer wäßrigen Lösung gegeben, die
0,1 mMol eines synthetischen Substrats enthält. Das
Gemisch wird 20 Minuten bei 37°C stehen gelassen. Nach
Zugabe von 1,5 ml einer 17%igen wäßrigen Acetatlösung
wird die restliche prozentuale Aktivität des Xa-Faktors
mit einem Fluorphotometer gemessen. Die Ergebnisse sind
in Tabelle 4 genannt.
Diese Ergebnisse zeigen, daß das I-ATIII-HEP eine erhebliche
hemmende Wirkung auf den Xa-Faktor aufweist,
während I-HEP keine hemmende Wirkung zeigt.
Claims (9)
1. Künstliches medizinisches Material mit gerinnungshemmender
Wirkung, das auf einem Trägermaterial immobilisiertes Heparin
enthält, dadurch gekennzeichnet, daß Antithrombin III ebenfalls
auf dem Trägermaterial immobilisiert ist.
2. Medizinisches Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das Trägermaterial ein in Wasser unlösliches
Hochpolymeres ist.
3. Medizinisches Material nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das in Wasser unlösliche Hochpolymere
Agarose ist.
4. Medizinisches Material nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das in Wasser unlösliche Hochpolymere
Polyvinylalkohol ist.
5. Medizinisches Material nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet,
daß das in Wasser unlösliche Hochpolymere
Polyhydroxyäthylmethacrylat ist.
6. Medizinisches Material nach Anspruch 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gewichtsverhältnis von Heparin
zu Antithormbin 1 : 1 bis 10 : 1 beträgt.
7. Medizinisches Material nach Anspruch 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß das Heparin und das Antithrombin III
in Mengen von jeweils 1 bis 50 mg pro g Trägermaterial
auf dem Trägermaterial immobilisiert sind.
8. Verwendung des künstlichen medizinischen Materials
nach Anspruch 1 bis 7 zur Verhinderung der Blutgerinnung,
wobei man das Blut mit dem medizinischen Material in
Berührung bringt.
9. Verwendung des künstlichen medizinischen Materials nach
Anspruch 1 bis 7 zur Deaktivierung des Xa-Faktors im
Blut, wobei man das Blut mit dem medizinischen Material
in Berührung bringt.
Applications Claiming Priority (1)
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