DE2821244C2 - Teilchenförmige hochexplosive Zusammensetzung, Verfahren zu ihrer Herstellung und deren Verwendung - Google Patents
Teilchenförmige hochexplosive Zusammensetzung, Verfahren zu ihrer Herstellung und deren VerwendungInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein teilchenförmiges hochexplosives Material, das so behandelt worden ist, daß
es eine verbesserte Beständigkeit gegenüber Desensibilisierung durch Wasser aufweist. Die Erfindung bezieht
sich weiterhin auf die Herstellung des behandelten teilchenförmigen hochexplosiven Materials und auf eine
Knallzündschnur, die das behandelte teilchenförmige hochexplosive Material enthält
Teilchenförmige hochexplosive Materialien, wie z. B. Pentaerythrittetranitrat (PETN) werden vielfach als
Basisladung in handelsüblichen Detonatoren und als Kernmaterial für Knallzündschnüre verwendet. Knallzündschnüre
werden vielfach für die Übertragung der Detonation bei Sprengvorgängen und zur Erzeugung seismischer
Wellen bei der seismischen Prospektierung zu Lande und zu Wasser verwendet. Eine Form einer Knallzündschnur
kann dadurch hergestellt werden, daß man ein trockenes, aus diskreten Teilchen bestehendes festes
hochexplosives Material in einen thermoplastischen Schlauch einschließt, wie es in der australischen Patentschrift
2 21 849 beschrieben ist. Im allgemeinen besitzt eine Knallzündschnur einen Kern, der aus einem trockenen
verdichteten hochexplosiven teilchenförmigen Material, wie z. B. PETN oder Cyclotrimethylentrinitramin
(RDX) besteht, der durch ein nicht-explosives Umhüllungsmaterial umgeben ist. Der Kern wird oftmals in eine
Hülle aus Papier oder Kunststoffilm eingeschlossen, wobei eine Verstärkung mit Umhüllungsmaterialien vorge-
ß sehen wird, die üblicherweise aus ein oder mehreren gesponnenen Schichten von Textilgarnen bestehen, die
jj£; 65 wiederum durch eine wasserdichte Hülle aus einem thermoplastischen Material umgeben sind. Bei der Herstellt lung von Zündschnüren dieser Konstruktion wird ein langes Band kontinuierlich eingerollt, so daß ein dünner
''" Schlauch entsteht, in den dieses Band durch eine Düse geleitet wird, wobei teilchenförmiges explosives Material
kontinuierlich durch die Düse in den so gebildeten Schlauch eingeführt und dadurch verdichtet wird, daß der
Schlauch durch Kompaktierungsdüsen geführt wird. Dabei werden Textilgarne von um den Schlauch rotierenden
Spulen kontinuierlich spiralenförmig um den Schlauch gewickelt und eine thermoplastische Hülle um die
Garne aufextrudiert Um das Fließen des teilchenförmigen explosiven Materials in den Schlauch zu unterstützen,
können ein oder mehrere zentrale Garne kontinuierlich durch die Düse gezogen werden, wähend die Knallzündschnur
hergestellt wird, wobei sie in der fertigen Zündschnur verbleiben.
Der explosive Kern einer handelsüblichen Knallzündschnur -vird durch Wasser leicht desensibilisiert Wenn
ein offenes Ende der Zündschnur in Wasser eingetaucht wird, dann kann durch das teilchenförmige explosive
Material so viel Wasser hindurchwandern, daß die Zündschnur eine Detonation nicht fortpflanzen kann. Bei
Sprengoperationen, beispielsweise im Steinbruch oder im Tagebau, ist es üblich, Sprengladungen in tiefen mit
Wasser gefüllten Bohrlöchern mit Knallzündschnüren zu verbinden, die deshalb mehrere Tage in Wasser
eingetaucht sind, bevor die Ladungen abgefeuert werden. Deshalb ist eine Knallzündschnur mit einer verbesserten
Widerstandsfähigkeit gegenüber Wassereindringung von beträchtlicher Wichtigkeit im Steinbruch, im Bergwerk
und in solchen Anwendungen wie seismische Prospektierung zur See. In einem Versuch zur Verringerung
der Desensibilisierung der Kerne von Knallzündschnüren wurde versucht, die hochexplosive Komponente mit
festen Materialien zu behandeln, welche den Eintritt von Feuchtigkeit in das hochexplosive Material verhindern.
Typische Beispiele für solche feste Materialien sind Salze oder Ester von langkettigen gesättigten Carbonsäuren,
wie z. B. Calciumstearat, welche einen Schmelzpunkt von ungefähr 179° C aufweisen, oder Butylstearat, welche
einen Schmelzpunkt von ungefähr 16° C aufweisen. In der US-PS 38 84 735 wird gelehrt, daß PETN oder RDX
dadurch wasserbeständig gemacht wercten können, daß man das hochexplosive Material mit einem festen
polymeren Material behandelt, wie z. B. mit einem Epoxyhydroxypolyester. Zwar hat die Verwendung von
festen wasserfest machenden Mitteln eine gewisse Verbesserung der Wasserbeständigkeit gebracht, dies geschah
jedoch üblicherweise auf Kosten anderer erwünschter Eigenschaften des explosiven Kerns. So ergeben
feste Materialien wie Calciumstearat die Neigung, die Rieselfähigkeit des Kernmaterials im Vergleich zur
Rieselfähigkeit des unbehandelten hochexplosiven Kernmaterials zu verringern. Weiterhin kann die Verwendung
von festen wasserfest machenden Mitteln in Verbindung mit der hochexplosiven Komponente zu einer
ungleichmäßigen Verteilung des festen Mittels im Kern führen. Eine solche lokale Konzentration solcher Mittel
kann zu ungleichmäßigen Detonationsgeschwindigkeiten Anlaß geben oder sogar eine Unterbrechung der
Detonation des Kerns verursachen. Knallzündschnüre werden unter den verschiedensten Bedingungen und
Umwelteinwirkungen verwendet, wie z. B. in heißen tropischen Regionen, feuchten gemäßigten Regionen oder
kalten subpolaren oder polaren Regionen. Es ist deshalb sehr erwünscht, daß die mit dem Kern aus hochexplosivem
Material in Berührung stehenden Modifizierungsmittel soweit wie möglich durch die Temperaturen der
Umgebung unbeeinflußt bleiben. So wäre es beispielsweise vorteilhaft, daß das Modifizierungsmittel in Situationen
weitgehend unflüchtig ist, wo erhöhte Temperaturen leicht angetroffen werden. Andererseits sollte das
Mittel aber auch unter kalten Bedingungen nicht in einen festen Zustand überführt werden. Es wurde nunmehr
eine Klasse von Materialien gefunden, die eminent als Modifizierungsmittel für die Verwendung in Mischung mit
hochexplosiven Kernmaterialien geeignet sind. Die Mitglieder dieser Klasse von Materialien besitzen im allgemeinen
hohe Siedepunkte, bei Raumtemperaturen niedrige Dampfdrücke sowie niedrige Schmelzpunkte. Sie
umfassen Ester, die bisher als Weichmacher bei der Herstellung von Kunststoffzusammensetzungen verwendet
wurden. Sie sind nicht nur über einen weiten Temperaturbereich verhältnismäßig stabil, sondern es ist auch
überraschend, daß sie den teilchenförmigen hochexplosiven Materialien einen beträchtlichen Grad von Wasserbeständigkeit
erteilen. Innerhalb dieser Klasse wurde festgestellt, daß eine brauchbare Unterklasse Ester von
aromatischen oder aliphatischen Carbonsäuren und insbesondere Alkylester von ungesättigten Fettsäuren oder
hydroxysubstituierten Derivaten davon, Alkylester von gesättigten Dicarbonsäuren und Alkylester von aromatischen
Dicarbonsäuren umfaßt. Eine bevorzugte Unterklasse von Estern wird durch die Ester gebildet, bei denen
der aromatische Dicarbonsäureteil aus Phthalsäure besteht. Um sicherzustellen, daß die Schwierigkeiten des
Standes der Technik bezüglich der Verwendung von festen Modifizierungsmitteln verringert werden, ist es
erwünscht, daß die erfindungsgemäß verwendeten Modifizierungsmittel Schmelzpunkte unterhalb einer Temperatur
von ungefähr — 100C und vorzugsweise unterhalb ungefähr —25° C aufweisen.
Demgemäß betrifft die Erfindung also eine teilchenförmige hochexplosive Zusammensetzung aus einem
teilchenförmigen hochexplosiven Material und einem modifizierenden wasserbeständigen Mittel, wobei das
Kennzeichen darin liegt, daß das Mittel aus einem Ester einer aliphatischen oder aromatischen Säure besteht
und einen Schmelzpunkt nicht höher als — 10°C aufweist. Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform enthält
die oben beschriebene hochexplosive Zusammensetzung ein Mittel mit einem Schmelzpunkt nicht höher als
—25° C. Bei einer anderen erfindungsgemäßen Ausführungsform besteht der Ester der oben beschriebenen
hochexplosiven Zusammensetzung aus einem Alkylester einer ungesättigten aliphatischen Säure, typischerweise
Maleinsäure, ölsäure oder ein Hydroxyderivat davon, z. B. Ricinolsäure; aus einem Alkylester einer gesättigten
aliphatischen Dicarbonsäure, typischerweise Oxalsäure, Bernsteinsäure, Adipinsäure, Sebacinsäure oder Azelainsäure;
oder aus einem Alkylester einer aromatischen Dicarbonsäure, typischerweise Phthalsäure. In den Fällen,
in denen das Mittel ein Alkylester ist, kann die Alkylgruppe geradkettig oder verzweigtkettig sein. Zweckmäßigerweise
enthält sie 1 bis 18 Kohlenstoff atome in der Kette. Gegebenenfalls können die Alkylgruppen substitu-
I —ft £Cln EG dsQ tsiS^islSWeiSS A.HCOX"«^"'"»··»»"**"*«« '^*1** Allf^ilanetwHiYtMinrn»« antetohan In Aa.r\ CnIlAn in i^anon
die Säurekomponente des Esters eine Dicarbonsäure ist, kann der Ester zwei Alkylgruppen enthalten, die gleich
oder verschieden sein können. Eine bevorzugte Gruppe von Modifizierungsmitteln umfaßt solche, die sich von
einer Phthalsäure ableiten und Alkylgruppen mit 4 bis 12 Kohlenstoffatomen in einer geraden oder verzweigten
Alkylkette enthalten. Typische Beispiele hierfür sind Di-n-octylphthalat, Diisooctylphthalat, Dinonylphthalat,
Di-2-äthylhexylisophthalat, Diisodecylphthalat und Butyläthylhexylphthalat.
Zum leichteren Verständnis der Erfindung ist in der folgenden Tabelle 1 eine Liste von typischen Estern
angegeben, die als Modifizierungsmittel gemäß der Erfindung brauchbar sind. Tabelle 1 umfaßt außerdem
veröffentlichte annähernde Schmelzpunkte der Verbindungen. Diese Information ist beigefügt, um eine Basis für
die Auswahl eines Mittels, das unter bestimmten Umgebungsbedingungen verwendet werden soll, zu erleichtern.
Es wird darauf hingewiesen, daß Änderungen in der Reinheit des Esters Änderungen der angegebenen Schmelzpunkte
hervorrufen können. Es wird weiterhin darauf hingewiesen, daß bei Verwendung von Gemischen solcher
Ester der Schmelzpunkt des Gemischs von den Schmelzpunkten der einzelnen Esterkomponenten aller Wahrscheinlichkeit
nach abweicht
Carbonsäureteil
Adipinsäure
Azelainsäure
Isophthalsäure
Maleinsäure
ölsäure
Oxalsäure Phthalsäure
Ricinolsäure
Sebacinsäure
Bernsteinsäure
Alkylteil
Diäthyl Diisobutyl Di-2-äthylhexyl Diisononyl
Dinonyl Didecyl
Dimethoxyäthyl Dibutoxyäthyl
Di-2-äthylhexyl
Di-n-hexyl
Diisooctyl
Di-2-äthylhexyl Dimethyl
Amyl Butyl Methyl n-Propyl
Dipropyl Dibutyl
Diamyl
Dibutyl
Diisobutyl
Diisodecyl
Di-2-äthylhexyl
Dimethoxyäthyl
Diisononyi
Di-n-octyl
Diisooctyl
Butyläthylhexyl
Butylisohexyl
Butyloctyl
Decyläthylhexyl
Butyl n-Butylacetyl
Methyl Methylacetyl
Dibutyl Dioctyl Diisooctyl
Dibutoxyäthyl Dibutyl
Schmelzpunkt, 0C
-14 -20 -75 Bereich von -70 bis-40 -65 Bereich von -84 bis-43
-16 -34
unter —65 -24 -68
-46 -19
-40 unter —10 -16 -20
-44 -30
unter —55 -40 -50 -37 -46 -40 -48 -25 -46 -37 -50 unter —50
-48
-10 Bereich von -65 bis -30 -30 -15
-12 -40 Bereich von -50 bis -42 -10
-19
Das hochexplosive Material der erfindungsgemäßen Zusammensetzung ist in geeigneter Weise ein Material,
wie es üblicherweise für hochexplosive Kerne in bekannten Knallzündschnüren verwendet wird. Solche Materi-
alien sind beispielsweise Nitramine, ζ. B. Cyclotrimethylentrinitramin (RDX) oder Cyclotetramethylentetranitramin
(HMX), Nitrate von mehrwertigen Alkoholen, z. B. Pentaerythrittetranitrat (PETN), Mannithexanitrat oder
Erythrittetranitrat, aromatische Nitroverbindungen, z. B. Trinitrotoluol, sowie Nitroglykole, z. B. Äthylenglykolmononitrat.
Pentaerythrittetranitrat ist ein besonders bevorzugtes Material. Gegebenenfalls können Gemische
von hochexplosiven Materialien verwendet werden.
Die Anteile an Modifizierungsmittel und hochexplosivem Material in der erfindungsgemäßen Zusammensetzung
hängen von der Natur der einzelnen Komponenten und der vorgesehenen Verwendung der Zusammensetzung
ab. Beispielsweise kann das Modifizierungsmittel bis zu 5 Gew.-% der Zusammensetzung ausmachen. Es
wurde aber auch festgestellt, daß nur 0,005 Gew.-% des Modifizierungsmittels eine gewisse Beständigkeit
gegenüber der schädlichen Einwirkung von wäßrigen Medien auf das hochexplosive Material verleihen können.
Üblicherweise ergeben jedoch Mengen an Modifizierungsmittel, die 0,01 bis 1 Gew.-% der Zusammensetzung
ausmachen, eine ausreichende Wasserbeständigkeit, ohne daß die Detonationseigenschaften der Zusammensetzung
in übermäßiger Weise beeinflußt werden. Vorzügliche Knallzündschnüre können durch ein herkömmliches
Trockenspinnverfahren erhalten werden, wenn das Modifizierungsmittel 0,05 bis 0,2 Gew.-°/o der zur Herstellung
des Kerns der Knallzündschnur verwendeten Zusammensetzung ausmacht.
Die Erfindung betrifft weiterhin Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen hochexplosiven Zusammensetzungen.
Das hochexplosive Material wird üblicherweise mit dem Modifizierungsmittel behandelt, während das hochexplosive
Material in einem Lösungsmittel gelöst oder suspendiert ist oder mit einem Lösungsmittel durchfeuchtet
ist. Beispielsweise wird PETN üblicherweise durch Kristallisation aus Acetonlösung gereinigt. Es ist dann
zweckmäßig, das Modifizierungsmittel entweder der Lösung des PETN in Aceton oder nach dem Auskristallisieren
des PETN dem gerührten Gemisch aus PETN-Kristallen in der Acetonmutterflüssigkeit zuzugeben. Gegebenenfalls
kann aber auch das Modifizierungsmittel dem Filterkuchen von PETN-Kristallen vor dem Trocknen
zugegeben werden. Das Modifizierungsmittel kann ohne Verdünnung der Lösung des PETN in Aceton oder dem
gerührten Gemisch aus PETN-Kristallen in den Acetonmutterflüssigkeiten zugegeben werden. Gewünschtenfalls
kann das Modifizierungsmittel der PETN-Lösung oder Suspension von PETN-Kristallen in verdünnter
Form in einem geeigneten Lösungsmittel zugegeben werden. Bei der Herstellung von mit einem Modifizierungsmittel
behandelten PETN hat es sich als zweckmäßig erwiesen, das flüssige Mittel, vorzugsweise ein Di-C6-i2-alkylphthalat,
nämlich -isophthalat oder -terephthalat, nach Auskristallisation des PETN dem kontinuierlich
gerührten Gemisch aus PETN-Kristallen in den Acetonmutterflüssigkeiten zuzugeben. Das behandelte PETN
kann leicht durch herkömmliche Methoden abgetrennt und getrocknet werden.
Im allgemeinen hat es sich herausgestellt, daß die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen zur Herstellung
von Knallzündschnüren in solchen Anlagen verwendet werden können, die üblicherweise für die Herstellung
von Knallzündschnüren in Betracht kommen.
Die Erfindung betrifft deshalb weiterhin Knallzündschnüre, welche dadurch gekennzeichnet sind, daß die
detonierbare Kernkomponente aus einer oben beschriebenen teilchenförmigen hochexplosiven Zusammensetzung
besteht.
Die Teilchengröße der hochexplosiven Zusammensetzung kann in geeigneter Weise ähnlich sein wie die
Teilchengröße des hochexplosiven Materials, das üblicherweise bei der Herstellung von Knallzündschnüren
verwendet wird. So sind Teilchen mit einer Oberfläche von ungefähr 400 cm2/g brauchbar. Jedoch wird die
Wirksamkeit der erfindungsgemäßen Knallzündschnüre vergrößert, wenn die Oberfläche der Teilchen gesteigert
wird, weshalb es bevorzugt wird, daß die Teilchen eine Oberfläche von mindestens ungefähr 500 cm2/g
aufweisen. Teilchen mit einer Oberfläche im Bereich von 1000 bis 6000 cm2/g, beispielsweise von ungefähr 1500
bis 2500 cm2/g, werden für die meisten praktischen Zwecke besonders bevorzugt
Die Umhüiiungskomponente, in welche die Kernkomponente eingeschlossen ist, kann in situ während der
Herstellung der Knallzündschnur geformt werden. Es kann sich jedoch auch um eine vorher hergestellte
Komponente handeln. Beispielsweise kann die Umhüllung solcher Art sein, wie sie entsteht, wenn der Kern in
eine in situ hergestellte Umhüllung eingeführt wird, wobei der Kern eine Umhüllung aus Papier oder Kunststofffilm
aufweist, um welche Verstärkungsgarne aufgebracht sind, über die wiederum eine abriebbeständige Umhüllung
aus einem thermoplastischen Material aufextrudiert ist Alternativ kann die Umhüllungskomponente die
Form eines vorher hergestellten Schlauchs aufweisen, der in geeigneter Weise aus einem weichen Material
besteht, wie z. B. Blei oder Bleilegierung oder einer thermoplastischen Zusammensetzung, die ein Material wie
ein Polyamid (z. B. ein Nylon), ein Polyolefin (ζ. B. Polypropylen, Polyäthylen oder ein Mischpolymer davon, wie
es sich beispielsweise von Äthylen und einem Vinylester, typischerweise Vinylacetat, ableitet), einem Polyester
(z. B. Polyäthylenterephthalat) oder Polyvinylchlorid enthält Gummizusammensetzungen, die sich von Natur-
oder Synthesekautschuken ableiten, sind ebenfalls geeignet Solche Schläuche können ggf. starr sein, beispielsweise
können sie aus nicht-weichgemachten oder nur schwach weichgemachten Polyvinylchloridzusammensetzungen
hergestellt sein, es wird jedoch bevorzugt, daß sie eine vernünftige Flexibilität aufweisen. Beispielsweise
können sie aus weichgemachten Polyvinylchloridzusammensetzungen hergestellt sein. Flexible Schlauchumhüllungen
aus Polyolefinen, typischerweise Polyäthylen oder Polypropylen, werden besonders bevorzugt In geeigneter
Weise liegt der Innendurchmesser der Umhüllungskomponenten im Bereich von ungefähr 3,2 bis ungefähr
25,4 mm, jedoch können Umhüllungen mit einem Innendurchmesser außerhalb dieses Bereichs ggf. auch verwendet
werden. Die Umhüllungskomponenten können eine glatte äußere Oberfläche aufweisen, jedoch ist es
oftmals vorteilhaft, sie mit einem äußeren Geflecht oder einem geschäumten Äußeren oder mit einer Oberfläche
zu versehen, die nicht glatt ist, die also beispielsweise gerippt oder gerieft ist, um die Umhüllungskomponente
mit einer erhöhten Abriebbeständigkeit, Einreißfestigkeit und Schlagfestigkeit zu versehen und um der Knallzündschnur
eine gute Biegefestigkeit oder gute Knotenhalteeigenschaften zu erteilen. Die Kernkomponente
kann der Umhüllungskomponente durch Einschütten, Einspritzen, Extrusion oder Einsaugen zugeführt werden,
was in gewissem Ausmaß von den Fließeigenschaften der Kernkomponente und von der Natur der Umhüllungskomponente abhängt.
Die Konstruktion und die Herstellung einer Knallzündschnur gemäß der Erfindung wird nun anhand eines
Beispiels näher beschrieben, wobei auf die Zeichnung Bezug genommen wird, die schematisch ein Stück einer
Knallzündschnur zeigt, wobei ein Ende aufgemantelt ist, um die Herstellungsabfolge zu erläutern.
Bei der Herstellung der Knallzündschnur wird ein zentraler Kern 1 aus teilchenförmigen explosivem Material
von einem Trichter in einen dünnen Schlauch 2 eingeführt, der durch Einrollen eines Bands gebildet wird. Ein
Garn 3 wird durch den Trichter und entlang der Achse des Schlauchs 2 gezogen und verbleibt innerhalb des
Kerns 1. Der Schlauch 2 wird durch eine gesponnene Schicht aus Textilgarn 4 und eine gegengesponnene
ίο Schicht aus Textilgarn 5 umgeben, und die Schicht 5 wird mit einer extrudierten Lage eines thermoplastischen
Materials beschichtet.
Es wurde gefunden, daß eine Knallzündschnur mit einem Kern aus einem teilchenförmigen hochexplosiven
Material, das mit einem oben beschriebenen flüssigen Mittel behandelt worden ist, einer ähnlichen Zündschnur
mit unbehandeltem hochexplosivem Material in seinem Vermögen überlegen ist, der Wanderung von Wasser
entlang des Kerns zu widerstehen. Es wurde weiterhin festgestellt, daß eine solche Zündschnur weit weniger
einer Desensibilisierung durch Wasser unterliegt. Überraschenderweise wurde gefunden, daß ζ. Β, PETN oder
Trinitrotoluol (TNT) mit nur einem kleinen Gewichtsprozentsatz eines solchen Mittels, wie z. B. Diisooctylphthalat,
behandelt zu werden braucht, um eine beträchtliche Verbesserung seiner Wasserbeständigkeit zu ergeben.
Weiterhin besitzt PETN, das mit einem kleinen Prozentsatz an Diisooctylphthalat gemäß der Erfindung behandelt
worden ist, keinen merklichen Verlust in der Sensibilität gegenüber Detonation.
Schließlich wurde auch gefunden, daß die hochexplosiven Zusammensetzungen der vorliegenden Erfindung in
der üblichen Weise zur Herstellung einer Knallzündschnur verwendet werden können, ohne daß irgendwelche
spezielle antistatische Mittel den Zusammensetzungen zugesetzt werden müssen. Gegebenenfalls können jedoch
ein oder mehrere in der Technik bekannte antistatische Mittel der erfindungsgemäßen hochexplosiven
Zusammensetzung zugegeben werden.
Die Erfindung wird nun anhand der folgenden Beispiele näher erläutert, worin alle Teile und Prozentangaben
in Gewicht ausgedrückt sind, sofern nichts anderes angegeben ist Die Beispiele 4 bis 6 fallen außerhalb des
Bereichs der Erfindung und sind nur für Vergleichszwecke beigefügt
B e i s ρ i e 1 1
2 Teile Diisooctylphthalat (DIOP) wurden zu einer gerührten Aufschlämmung von 1000 Teilen Pentaerythrittetranitrat
(PETN) in wäßrigen Aceton zugegeben, und das Gemisch wurde so lange gerührt bis das Diisooctylphthalat
gleichförmig in die Aufschlämmung eingemischt war. Das mit DIOP behandelte PETN wurde
abgetrennt und getrocknet.
Für Vergleichszwecke wurde PETN mit 1,5 Gew.-% Calciumstearat (ein fester Zusatz, der in der Technik des
Wasserfestmachens von teilchenförmigen Sprengstoffen bekannt ist) durch ein ähnliches Verfahren behandelt,
wie es für die Herstellung von mit DIOP behandeltem PETN beschrieben wurde.
Für weitere Vergleichszwecke wurde PETN mit 0,05% eines Kondensats aus Nonylphenol mit durchschnittlieh
8 Mol Äthylenoxid (ein in der Technik als antistatischer Zusatz bekanntes oberflächenaktives Mittel) durch
ein ähnliches Verfahren hergestellt wie es für die Herstellung von mit DIOP behandeltem PETN beschrieben
wurde.
Beispiele 2 bis 6
Knallzündschnüre wurden aus dem mit DIOP behandelten PETN, dem mit Calciumstearat (CaSt) behandelten
PETN und dem mit dem oberflächenaktiven Mittel (N8) behandelten PETN von Beispiel 1 durch das weiter
oben anhand der Zeichnung erläuterte Verfahren hergestellt Der Sprengstoffkern 1 bestand aus dem behandelten
PETN in einer Menge von 10 g/m in einem Schlauch 2 aus einem 16 mm breiten Polyäthylentransportband.
so Die Umhüllungsgarne in den Schichten 4 und 5 bestanden entweder aus 1260 den-Nylon oder 1100 den-Polypropylen,
während die Schicht 4 aus 8 Garnen, die spiraienförmig mit 30 Windungen/m gewickelt waren, und die
Schicht 5 aus 10 Garnen, die spiraienförmig mit 30 Windungen/m gewickelt waren, bestand. Die Hülle 6 bestand
aus extrudiertem Polyäthylen.
Jede der hergestellten Knallzündschnüre wurde auf Wassereindringung getestet Für diesen Test wurden 1 m
lange Stücke der Zündschnur vertikal in einen Tank eingehängt der 3 m tiefes Wasser enthielt, so daß jedes Ende
des PETN-Kerns der Zündschnur dem Wasser ausgesetzt war und das untere Ende der Zündschnur unter einer
Wassersäule von 3 m stand. Nach einem 24stündigen Eintauchen wurden die Zündschnüre aus dem Tank
herausgenommen, worauf die untere Hälfte (50 cm) der Zündschnur in Stücke von 5 cm Länge geschnitten
wurde und jede Länge auf Wassergehalt analysiert wurde. Die Resultate sind in der folgenden Tabelle 2
angegeben, wobei die Länge von 50 cm vom unteren eingetauchten Ende (0 cm) bis zur Mitte der Zündschnur
(50 cm) gemessen ist und der Wassergehalt in Gew.-% ausgedrückt ist
Die oberen 50 cm der dem Test unterliegenden Knallzündschnur wurden auf Sensibilität dadurch getestet, daß
ein Testdetonator abgefeuert wurde, der mit dem oberen Ende der Zündschnur verbunden war (das ist das Ende,
das bei dem Eintauchtest dem Wasser ausgesetzt war). Die Knallzündschnüre der Beispiele 2 und 3 konnten
durch einen Testdetonator nach dem Eintauchtest abgefeuert werden, was anzeigt daß das Eintauchen in
Wasser das PETN nicht desensibilisiert hatte.
Bei- Zusatz Zusammenset- Gew.-% Wasser in jeweils 5 cm Länge der Zündschnur
spiel Gew.-% zung der Garne 0-5 5-10 10-15 15—20 20-25 25—30 30-35 35-40 40-45 45-50
4 und 5
DIOP (0,2) Nylon
0,7 0,7
DIOP (0,2) Polypropylen 0,4 0,4 CaSt (1,5) Nylon
4,8 4,5
CaSt(l,5) Polypropylen 1,2 1,1
N8(0,05) Nylon 8,5 7,5
DOP(O1I) Polypropylen 1,5 0,9
DIDP(O,!) Polypropylen 0,5 0,5
0,3 | 0,3 | 0,3 | 0,3 | 0,4 | 0,3 | 0,4 | 0,3 |
0,4 | 0,4 | 0,4 | 0,3 | 0,4 | 0,4 | 0,4 | 0,4 |
5,5 | 4,3 | 2,2 | 1,4 | 0,8 | 0,6 | 0,4 | 0,5 |
0,9 | 1,0 | 1,2 | 1,2 | 1,2 | 1,0 | 1,1 | 0,9 |
7,2 | 3,5 | 0,4 | 0,5 | 0,4 | 0,5 | 0,4 | 0,4 |
1,1 | 0,8 | 0,8 | 0,9 | 0,9 | 0,8 | 0,7 | 0,6 |
0,4 | 0,6 | 0,5 | 0,4 | 0,4 | 0,6 | 0,6 | 0,6 |
Das allgemeine Verfahren von Beispiel 3 wurde wiederholt, außer daß das DiOP dieses Beispiels durch 1 Teil
Di-n-octylphthalat(DOP) ersetzt wurde. Die Resultate des Wassereindringtests sind in der Tabelle 2 angegeben. Die
so hergestellte Zündschnurkonnte abgefeuert werden, nachdem sie dem Eintauchtest unterworfen worden war.
Das allgemeine Verfahren von Beispiel 3 wurde wiederholt, außer daß das DIOP dieses Beispiels durch ί Teil
Diisodecylphthalat(DIDP)ersetzt wurde. Die Resultate des Wassereindringtests sind inTabelle 2 angegeben. Die so
hergestellte Zündschnurkonnte abgefeuertwerden.nachdemsiedemEintauchtestunterworfenwordenwar.
Beispiele9bisl7
In diesen Beispielen werden erfindungsgemäße detonierbare explosive Zusammensetzungen durch das in
Beispiel 1 beschriebene Verfahren hergestellt außer daß in diesen Beispielen das Diisooctylphthalat von Beispiel
1 durch verschiedene Mengen verschiedener Modifizierungsmittel ersetzt wurde, die aus Tabelle 1 ausgewählt
wurden.
Beispiel | Modifizierungsmittel | % Modifizierungsmittel |
in der Zusammensetzung | ||
9 | Di-n-butylphthalat | 0,06 |
10 | Di-n-isobutylphthalat | 0,06 |
11 | Decyläthylhexylphthalat | 1,3 |
12 | Dimethoxyäthyladipat | 0,008 |
13 | Di-n-hexylazealat | 0,25 |
14 | Butyloleat | 0,03 |
15 | Butylacetylricinoleat | 2,0 |
16 | Dioctylsebacat | 0,15 |
17 | Dibutylsuccinat | 0,05 |
11 Teile Diisooctylphthalat wurden einer Aufschlämmung von 240 Teilen umkristallisiertem Trinitrotoluol in
einer wäßrigen Acetonmutterflüssigkeit zugegeben, und das Gemisch wurde gerührt, um eine gleichmäßige
Verteilung zu erzielen. Das mit DIOP behandelte Trinitrotoluol wurde aus der Dispersion abgetrennt und so
getrocknet, um eine erfindungsgemäße detonierbare, wasserbeständige Zusammensetzung herzustellen.
Beispiel 19
In einen Kristallisator, der 270 kg kristallisiertes PETN in gerührten Acetonmutterflüssigkeiten enthielt,
wurden 270 g DIOP eingebracht, um behandeltes PETN herzustellen, das abgetrennt und zur Entfernung der
Mutterflüssigkeiten getrocknet wurde. Die resultierende Zusammensetzung, die aus der Trocknungspfanne
erhalten worden war, enthielt 0,089% DIOP.
Beispiel 20 60
Ein feuchter Filterkuchen, der 270 Teile PETN enthielt, wurde aufeinanderfolgend mit kleinen Mengen eines
Gemischs aus DIOP, Aceton und Wasser gewaschen, bis 27 Teile DIOP auf den Filterkuchen aufgebracht
worden waren. Hierauf wurde der behandelte Filterkuchen getrocknet, um das wäßrige Aceton zu entfernen.
Der behandelte Filterkuchen enthielt 3,13% DIOP.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
Claims (17)
1. Teilchenförmige hochexplosive Zusammensetzung, bestehend aus einem teilchenförmigen hochexplosiven
Material und einem modifizierenden wasserbeständigen Mittel, dadurch gekennzeichnet, daß
das Mittel aus einem Ester einer aliphatischen oder aromatischen Säure besteht und einen Schmelzpunkt
nicht höher als — 100C aufweist
2. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Mittel einen Schmelzpunkt nicht
höher als -25°C aufweist
3. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Ester ein Alkylester ist worin der
Alkylteil 1 bis 18 Kohlenstoffatome in einer Kette enthält wobei es sich um eine ggf. substituierte gerade
oder verzweigte Kette handelt
4. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich der Ester von einer ungesättigten
Fettsäure, einer hydroxysubstiiuierten ungesättigten Fettsäure, einer aliphatischen Dicarbonsäure oder einer
aromatischen Dicarbonsäure ableitet
5. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Ester sich von Malein-, öl- oder
Ricinolsäure ableitet
6. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet daß der Ester sich von Adipinsäure,
Oxalsäure, Azelainsäure, Sebacinsäure oder Bernsteinsäure ableitet
7. Zusammensetzung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet daß der Ester sich von Phthalsäure oder
Isophthalsäure ableitet
8. Zusammensetzung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Ester sich von Phthalsäure
ableitet und Alkylteile aufweist die gleich oder verschieden sein können und 4 bis 12 Kohlenstoff atome
enthalten.
9. Zusammensetzung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet daß der Ester aus Diisooctylphthalat
besteht
10. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß das hochexplosive Material aus
einem Nitramin, einem Nitrat eines mehrwertigen Alkohols oder einer aromatischen Nitroverbindung
besteht
11. Zusammensetzung nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das hochexplosive Material aus
Pentaerythrittetranitrat besteht
12. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet daß das Modifizierungsmittel 0,005 bis 5
Gew.-°/o der Zusammensetzung ausmacht.
13. Zusammensetzung nach Anspruch I1 dadurch gekennzeichnet daß das Modifizierungsmittel ö.öi bis i
Gew.-% der Zusammensetzung ausmacht.
14. Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Modifizierungsmittel 0,05 bis 0,2
Gew.-% der Zusammensetzung ausmacht
15. Zusammensetzung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet daß das Modifizierungsmittel aus
Diisooctylphthalat und das hochexplosive Material aus Pentaerythrittetranitrat besteht.
16. Verfahren zur HersteMung einer Zusammensetzung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man das hochexplosive Material, ggf. in Anwesenheit eines flüssigen Befeuchtungsmittels, mit einer Menge
des Modifizierungsmittels in solcher Weise behandelt daß das hochexplosive Material mit einer Beschichtung
dieses Mittels versehen wird, die ausreicht, den Eintritt eines wäßrigen Mediums in das hochexplosive
Material zu verhindern.
17. Verwendung einer Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 1 bis 15 zur Herstellung der Kernkomponente
einer Knallzündschnur.
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