DE1771061C - Verfahren zur Herstellung von Pul vermessen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von Pul vermessenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Pulvermassen auf der Basis von Nitrocellulose, Nitroglycerin und gegebenenfalls anorganischen und
organischen sauerstoffhaltigen Salzen durch Verkneten der Komponenten nach der Lösungsmitteltechnik,
wobei ein — einen Teil der Nitrocellulose und Nitroglycerin enthaltendes, gelatiniertes, vorgereiftes
— Vorprodukt zusammen mit einem Gemisch aus der restlichen Nitrocellulose, Lösungsmitteln,
Additiven, Gelatinatoren und gegebenenfalls anorganischen oder organischen sauerstoffhaltigen Salzen
einem Knetprozeß unterworfen wird. Die bisher bekannten und benutzten Verfahren zur Herstellung
mehrbasiger Treibladungspulver chne und mit Verwendung von Lösungsmitteln wiesen den großen
Nachteil ungenügender Sicherheit durch den Transport des benötigten Sprengöls wie auch bei dessen
Verarbeitung auf.
In dem eigenen, nicht vorveröffentlichten deutschen Patent 1 696 381 wurde ein Weg gezeigt, wie man durch
Anwendung eines aus 85% Sprengöl und 15% alkoholfeuchter Nitrocellulose mit einem Gesamtstickstoffgehalt
von etwa 13,15% bestehenden, handhabungssicheren Pulvervorkonzentrats den geschilderten Nachteil
vermeiden kann. Das beschriebene Verfahren ist praktisch auf ein Pulvervorkonzentrat mit einer
Nitrocellulose von 13,15% N zur Fertigung eines speziellen Treibladungspulvers abgestellt. Die dabei
gemachte Beobachtung, daß Nitrocellulose von 13,15%
Gesamtstickstoff mit Nitroglycerin ein gut verarbeitbares, gelatinöses Vorkonzentrat liefert, war aus der
Literatur nicht bekannt.
Nitrocellulose mit einem Stickstoffgehalt von 12,5 bis 12,6% ist nicht mit Nitroglycerin gelatinierbar
(A. Stettbacher, »Schieß- und Sprengstoffe«, Leipzig, 1933, S. 226, Brunswig, »Das rauchlose
Pulver«, Berlin, 1926, S. 73ff., und F. M i 1 e s, »Nitrocellulose«,
Londpn, 1955, S. 168). Nach Brunswig
lassen sich zwar hochnitrierte Nitrocellulosen von 12,5% und mehr Stickstoffgehalt mit Nitroglycerin
mischen, jedoch tritt während einer anschließenden Erwärmung keine Gelatinierüng wie bei Verwendung
von Dynamit-Collodiumwolle ein.
Eine Gelatinierung solcher Wollen mit Nitroglycerin läßt sich gemäß der deutschen Patentschrift 51 189
dann erzielen, wenn den Komponenten ein Lösungsmittel, wie Aceton oder Essigester, zugefügt wird.
Auch nach Verflüchtigen dieses Lösungsmittels trennen sich die Komponenten des Gels nicht wieder.
Aus der erwähnten deutschen Patentschrift ist es bekannt, daß die Gelbildung unter Zusatz eines
Lösungsmittels für beide Komponenten, wie Aceton oder Essigester, stattfindet, überraschenderweise
wurde nun festgestellt, daß Äthylalkohol, der Nitrocellulose nicht und Nitroglycerin in der Kälte nur
beschränkt löst, aber als Anfeuchtungsmittel für Nitrocellulose dient, als Lösevermittler für Schießbaumwolle
von 12,5 und mehr Prozent Stickstoff und Nitroglycerin geeignet ist. Dabei entsteht ein
Gel, das auch nach Verflüchtigen des Anfeuchtungsmittels nicht wieder in die Einzelbestandteile zerfällt.
Die Erfindung besteht demnach bei einem wie eingangs erläuterten Verfahren darin, daß zur Herstellung
des Vorproduktes entweder eine mit Äthylalkohol angefeuchtete, einheitlich nitrierte Nitrocellulose
mit einem Stickstoffgehalt zwischen 12.5% und < 13,0% oder eine mit Äthylalkohol angefeuchtete,
aus Mischwollen höheren und niederen Ni'trierungsgrades bestehende Nitrocellulose mit einem
Gesamtstickstoffgehalt 2; 12,5% verwendet wird.
Wenn schon Brunswig die Bildung eines beständigen
Gels unter Verwendung eines gemeinschaftlichen Lösungsmittels für Nitrocellulose und Nilroglycerin
als merkwürdig bezeichnet, stand um so weniger zu erwarten, daß man auch mit Äthylalkohol,
einem Nichtlöser für Schießbaumwolle und nui beschränktem Löser für Nitroglycerin, zu einem beständigen
und leicht verarbeitbaren Gel kommen kann. Die Verwendung eines solchen Gels aus hochnitrierter
Nitrocellulose wirkt sich auf das fertige Endprodukt besonders günstig aus, da in ihm iceine
fremden Pulverbestandteile mehr wie Dynamit-Collodiumwolle (entsprechend der deutschen Patentschrift
1 208 228), sondern nur die für die Fertigung des Pulvers vorgesehene hochnitrierte Schießbaumwolle enthalten
sind. Die Gelatinierfähigkeit von Nitrocellulose unterschiedlichen Stickstoffgehalts gegenüber Nitroglycerin,
ausgehend von trockener und alkoholfeuchter Vi/olle,
sowie die anschließende Prüfung im Ausschwitztest nach der Eisenbahn-Verkehrsordnung (EVO, Anlage
C Rn 1158) sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Stickstoff gehalt % |
Abmischung | Gelalinierfähigkeit in Nitroglycerin 15%ig |
Ausschwitztest |
12,6 | einheitlich nitriert | trocken: Faser stark angelöst | keine Ngl-Tropfen |
alkoholfeucht: Faser völlig gelöst | keine Ngl-Tropfen | ||
12,8 | einheitlich nitriert | trocken: unvollständige | keine Ngl-Tropfen |
Gelatinierung | |||
alkoholfeucht: Durchgelatinierung | keine Ngl-Tropfen | ||
13,0 | einheitlich nitriert | trocken: keine Gelatinierung | ungenügend |
alkoholfeucht: unvollständige | Austritt von Ngl-Tropfen | ||
Gelatinierung | |||
13,10 | einheitlich nitriert | trocken: keine Gelatinierung | ungenügend |
alkoholfeucht: unvollständige | ungenügend | ||
Gelatinierung | |||
13,05 | 75% 13,35% N | trocken: unvollständige | kein Ngl-Austritt |
Gelatinierung | |||
25% 12,15% N | alkoholfeucht: Gelatine mit | kein Ngl-Austritt | |
eingebetteten Fasern | |||
13.10 | 65% 13,34% N | trocken: dünn und trüb | Austritt von NgI |
35% 12,65% N | alkoholfeucht: sirupartig gelatiniert | kein Ngl-Austritt | |
13.18 | 80% 13,30% N | trocken: keine Gelatinierung, | Austritt von NgI |
Faserstruktur erhalten | |||
20% 12,65% N | alkoholfeucht: Gelatine mit | kein Ngl-Austritt | |
angelöster Faser |
Danach liegt bei einheitlich nitrierter Wolle die Gelatinierungsgrenze für trockene Nitrocellulose bei
<c 12,8%, Tür alkoholfeuchte Nitrocellulose bei < 13,0% N. Der Ausschwitztest ist für trockene Nitrocellulose
ab 13,0% N und Tür alkoholfeuchle Nitrocellulose ab 13,1% N nicht mehr erfüllt.
Es wird ferner die überraschende Beobachtung gemacht, daß Schießbaumwolle mit 13,35% N durch
Zusatz eines Anteils niedriger nitrierter Wollen (von z. B. 12.6% N) bis zu einem Durchschnitts-Stickstoffgehalt
von etwa 13,18% — bei Verwendung von alkoholfeuchter Wolle — sich gelatinieren läßt und
der Ausschwitztest ohne Nitroglycerin-Austritt bestanden wird. Nach einem weiteren Merkmal der
Erfindung wird daher eine aus 80% Wolle von N = 13,30 und 20% von N = 12,65% abgemischte
Nitrocellulose verwendet.
Eine mikroskopische Untersuchung der Aussch witz-Proben zeigt, daß hierbei in die echte Gelatine aus
Nitroglycerin und Nitrocellulose mit einem Stickstoffgehalt von 12,6% angelierte bzw. gequollene Fasern
der Nitrocellulose mit einem Stickstoffgehalt von 13,35% eingebettet sind. Es ist also eine PseudoGelatine
entstanden, die aber doch die erwünschten Eigenschaften der echten Gelatine zeigt, vor allem
dem Ausschwitztest genügt und die als Pulvervorkonzentrat verwendet werden kann. Somit vermag eine
Nitrocellulose von z. B. 12,6% N in Gegenwart von Alkohol als Gelatinierungsvermittler für sehr hoch
nitrierte Schießbaumwollen zu dienen.
Dieser Vorgang ist in den F i g. 1 und 2 deutlich erkennbar, die die Gelatinierung einer Nitrocellulose
von 13,18% (abgemischt aus 80% Wolle von N = 13,30% und 20% von N = 12,65%) mil Nitroglycerin
zeigen (s. auch den in Tabelle 1 an letzter Stelle aufgeführten Versuch). F i g. 1 gibt den Gelatinierungsversuch
mit trockener Wolle wieder. Die Fasern sind noch weitgehend erhalten. Dagegen zeigt
der in F i g. 2 abgebildete Versuch mit alkoholfeuchter Wolle die erwähnte Pseudo-Gelatine, in der die
Mehrzahl der Fasern gelöst und die noch erkennbaren Fasern angequollen bzw. angeliert sind. Der Ausschwitztest
(Tabelle 1, letzte Spalte) bestätigt das mikroskopische Untersuchungsergebnis. Während entsprechend
F i g. 1 der Ausschwitztest nicht erfüllt ist, liegt auch nach diesem Test in F i g. 2 eine Gelatine
mit nicht abpreßbarem Nitroglycerin vor.
Zur Erläuterung der geschilderten Beobachtungen seien die folgenden Beispiele gegeben:
In 100 Teile Nitroglycerin werden 20 Teile alkoholfeuchte Nitrocellulose (bezogen auf trockene Nc) mit
einem Stickstoffgehalt von 12,65% unter Rühren eingetragen und mehrere Stunden reifen gelassen.
Nach etwa 6 Stunden hat sich eine schneidbare Gelatine gebildet, die zu der in einem Werner-&-
Pfleiderer-Knetwerk zuvor angesetzten Pulvermasse, bestehend aus alkoholfeuchter Nitrocellulose mit
12,65% N, Nitroguanidin, Stabilisatoren und Lösungsmittel
zugegeben wird. Unter Erwärmen vollzieht sich die Plastifizierung des Knetgutes, das in bekannter
Weise zu Treibladungspulver weiterverarbeitet wird. Man erhält ein hochverdichtetes Pulver entsprechend
dem USA.-Treibladungspulver M 30 mit hohem spezifischem Gewicht, das gute Stabilität
und ballistische Eigenschaften zeigt, aber einfacher und gefahrloser herstellbar ist.
In 85 Teile vorgelegtes Nitroglycerin werden 15 Teile
alkoholfeuchter Nitrocellulose (bezogen auf trockene Nc), die zu 80% aus einem Stickstoffgehalt von
1 771 06 ί 5"
13,30% und zu 20% aus einer Nc mit 12,65% N besteht und einen Durchschnitts-Stickstoffgehalt von
13,18% aufweist, im Draismischer eingerührt. Dieses Pulvervorkonzentrat wird mit weiterer Nitrocellulose
Nitroguanidin, Stabilisatoren und Lösungsmittel, wie im Beispiel 1 angegeben, zu einem Treibladungspulver
des USA.-Typs M 17 verarbeitet. Die gemäß Beispiel I (Pulver M 30) und Beispiel 2
(Pulver M 17) erzielten Leistungsdaten sind in Tabelle 2 wjedergegeben. Mit Hilfe dieser Pulvervorkonzentrate
lassen sich in einfacher Weise nach dem üblichen Lösemittelpulver-Herstellungsverfahren dreibasige
Treibladungspulver fertigen, die hervorragende ballistische Eigenschaften zeigen.
Tabelle 2 Leistungsdaten der erfindungsgemäß hergestellten Pulver
Bezeichnung
Matrize
Fcuchi.
Kai.
Dichte
40 50
Abbrand %
60 I 70 I XO
60 I 70 I XO
An, A,„ An,
30/50 .10/80 50/70
Pulvertyp M 30/USA. gemäß Beispiel 1 (Nitrocellulose N = 12,6%, einheitlich nitriert)
45/2-i
45/2-2
45/2-2
9.3/1.0/5.2
desgl.
desgl.
0,1« 0.25
970 j !,658 I 5,70 j 5,60 | 5.56 I 5.53 I 5,62 I 5.52 I 5.22
I I | | | | |
977 !,670 I 5.32 I 5.17 | 5,46 | 5.17 | 5.39 | 5.36 | 5.21 | 5.27
5.51 5.29
5.56 5.31
I 2628 I 2664
Pulvertyp M 17/USA. gemäß Beispiel 2 (Nitrocellulose N = 13,18%, aus 80% mit 13,30% N und
20% mit 12,65% N)
TM 185
187
258
259
262
258
259
262
12,5/1.0/6,75
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
desgl.
0,37 | 972 | 1,672 | 6,14 | 6,91 | 6,81 | 6,59 | 6.69 | 7.26 | 6,64 | 6.77 | 6,82 | 6.85 |
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2661 2668 2706 2716 2700
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Pulvermassen auf der Basis von Nitrocellulose, Nitroglycerin
und gegebenenfalls anorganischen und organischen sauerstoffhaltigen Salzen durch Verkneten der
Komponenten nach der Lösemitteltechnik, wobei ein — einen Teil der Nitrocellulose und Nitroglycerin
enthaltendes, gelatiniertes, vorgereiftes — Vorprodukt zusammen mit einem Gemisch aus
der restlichen Nitrocellulose, Lösungsmitteln, Additiven, Gelatinatoren und gegebenenfalls anorganischen
oder organischen sauerstoffhaltigen Salzen einem Knetprozeß unterworfen wird, dadurch
gekennzeichnet, daß zur Herstellung des Vorproduktes entweder eine mit Äthylalkohol
angefeuchtete, einheitlich nitrierte Nitrocellulose mit einem Stickstoffgehalt zwischen 12,5% und
< 13.0% oder eine mit Äthylalkohol angefeuchtete,
aus Mischwollen höheren und niederen Nitrierungsgrades bestehende Nitrocellulose mit einem
Gesamtstickstoffgehalt ^12,5% verwendet wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß eine aus 80% Wolle von N = 13,30 und 20% von N = 12,65% abgemischte
Nitrocellulose verwendet wird.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19681771061 DE1771061C (de) | 1968-03-29 | Verfahren zur Herstellung von Pul vermessen | |
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Applications Claiming Priority (1)
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DE19681771061 DE1771061C (de) | 1968-03-29 | Verfahren zur Herstellung von Pul vermessen |
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Publication Number | Publication Date |
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DE1771061A1 DE1771061A1 (de) | 1972-01-13 |
DE1771061B2 DE1771061B2 (de) | 1973-01-11 |
DE1771061C true DE1771061C (de) | 1973-08-09 |
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ID=
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2458834A1 (de) * | 1974-12-12 | 1976-06-16 | Wasagchemie Ag | Verfahren zur herstellung von doppelbasigen treibsaetzen fuer raketen, ausstossladungen und dergleichen |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE2458834A1 (de) * | 1974-12-12 | 1976-06-16 | Wasagchemie Ag | Verfahren zur herstellung von doppelbasigen treibsaetzen fuer raketen, ausstossladungen und dergleichen |
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